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Die
Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Herstellung eines supraleitenden
Elements, insbesondere eines Multifilamentdrahts, aus einem Verbundwerkstoff
mit einer Cu und Sn enthaltenden Bronzematrix, in welcher mindestens
eine längliche, Nb
oder eine Nb-Legierung, insbesondere NbTa enthaltende Struktur eingebettet
ist, wobei die Konzentration von Sn in der Bronzematrix zwischen
16 und 30 Gewichtsprozent, vorzugsweise bis zu 27 Gewichtsprozent
liegt, wobei der Rest Cu ist, wobei in einem ersten Schritt der
Verbundwerkstoff bei einer Temperatur von zwischen 300°C und 750°C extrudiert
wird, gefolgt von Kalt- oder Heiß-Bearbeitungs- und Glühschritten,
in welchen der Verbundwerkstoff parallel zur länglichen Struktur gestreckt
und durch eine Temperaturbehandlung, die „Zwischenglühen" genannt wird, weich
gemacht wird, worauf ein Stapelschritt folgt, in welchem eine Vielzahl
von länglichen Verbundwerkstoffen
aus den vorhergehenden Kalt- oder Heiß-Bearbeitungsschritten gebündelt werden, wobei
die Schritte des Extrudierens, Streckens, Glühens und Stapelns ein oder
mehrere Male wiederholt werden, gefolgt von einem letzten Streckprozess,
der Zwischenglühprozesse
beinhaltet, in welchen der Verbundwerkstoff in seine endgültige Länge gestreckt
wird, wobei die supraleitende Phase durch eine eine Festkörper-Diffusionsreaktion
beinhaltende Wärmebehandlung
erhalten wird.
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Ein
Verfahren dieser Art ist beschrieben in dem Artikel „Fabrication
Technology of Superconducting Material" von H. Hillmann in „Superconductor Materials
Science: Metallurgy, Fabrication and Applications", herausgegeben von
S. Foner und B. Schwartz, NATO advanced study institutes series, B-Physics,
Bd. 68, Seiten 275–388,
Plenum Press, New York/London, 1981.
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Supraleitende
Drähte,
die eine supraleitende Nb3Sn-Phase enthalten,
werden normalerweise durch das "powder
in tube process" (PIT-Verfahren), durch
das interne Sn-Diffusionsverfahren oder durch die Bronzeroute erzeugt.
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Bei
der Bronzeroute wird eine Anzahl an Niob (Nb)-Stäben in eine Kupfer (Cu) und
Zinn (Sn) enthaltende Bronzematrix eingeführt. Durch wiederholtes Extrudieren,
Bündeln
und Einfügen
in weitere Bronzebehälter
wird ein biegsamer Draht mit zahlreichen Nb-Fasern, die in eine
Bronzematrix eingebettet sind, erhalten. Etwas reines Kupfer wird
auch in den Draht eingebracht, um seine Wärmeleitfähigkeit zu verbessern. Der
Draht wird dann in die gewünschte
Form gebracht, z. B. durch Aufwickeln des Drahts zu einer Spule.
Danach wird der Draht bei einer Temperatur von ca. 600–700°C geglüht. Während dieser Festkörper-Diffusionsreaktion
diffundiert Sn, das von der Bronze stammt, in die Nb-Fasern und
bildet Nb3Sn, das supraleitende Eigenschaften
hat. Die supraleitende Nb3Sn-Phase wird auch A15-Phase
genannt.
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Nb3Sn mit geringem Sn-Gehalt weist schlechtere
supraleitende Eigenschaften auf, insbesondere eine geringe kritische
Temperatur Tc und eine geringe obere kritische
Magnetfeldstärke
Bc2. Deshalb sind hohe und homogene Sn-Gehalte
in der Nb3Sn-Phase erwünscht. Der Sn-Gehalt in der Nb3Sn-Phase kann erhöht werden durch Erhöhen der
Glühtemperatur
(Reaktionstemperatur) und/oder der Glühzeit (Reaktionszeit). Dies
induziert jedoch auch ein beschleunigtes Kornwachstum, welches die supraleitenden
Eigenschaften des Filaments wieder verschlechtert.
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Das
beschriebene Bronzeroute-Verfahren ist heutzutage gängig für Bronze,
die bis zu ~16 Gewichtsprozent Sn (9,1 Atomprozent Sn) in dem nicht reagierten
Draht enthält,
wobei das Herstellungsverfahren den größten Teil des Markts abdeckt.
Jüngste wichtige
Fortschritte bei den beiden anderen Techniken, dem "Internat Sn"-Verfahren und dem "Powder-In-Tube" (oder PIT) Verfahren
haben jedoch eine neue Situation geschaffen: eine weitere Verbesserung
der kritischen Stromdichten der Bronzeroute Nb3Sn-Drähte ist
Pflicht, um auf dem Markt wettbewerbsfähig zu bleiben.
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Die
US 3,918,988 offenbart ein
Verfahren zum Herstellen eines supraleitenden Drahts mit Quenchschritten
und einem letzten Wärmebehandlungsschritt.
Die
US 3,918,988 definiert
jedoch nicht die Temperatur oder Kühlgeschwindigkeitseigenschaften
der Quenchschritte. Weiterhin offenbart das Verfahren der
US 3,918,988 keine Stapel-
oder Bündelschritte.
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Die
US 5,228,928 beschreibt
ein Verfahren zur Herstellung eines supraleitenden Nb
3Sn-Drahts mit
einem erhöhten
Sn-Gehalt in der Bronzematrix, was zu einer erhöhten Menge an Nb
3Sn-Phase
führt, wodurch
die supraleitenden Eigenschaften des Drahts verbessert werden. Die
Bearbeitbarkeit des Drahts mit erhöhtem Sn-Gehalt wird verbessert durch
Teilen einer intermetallischen Verbundphase in der Bronze in kleine
Teile durch Kalt- oder Warmbearbeitung bei Temperaturen unterhalb
der Rekristallisationstemperatur der Bronzematrix.
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Eine
Aufgabe der Erfindung besteht darin, ein Verfahren zum Erzeugen
eines supraleitenden Elements bereitzustellen, welches verbesserte
supraleitende Eigenschaften in einem großen Volumenteil seiner supraleitenden
Filamente hat, insbesondere eine hohe kritische Temperatur Tc und eine hohe obere kritische Magnetfeldstärke Bc2 und welche für kommerzielle Anwendungen,
wie Magnetspulen, mechanisch stabil genug ist.
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Diese
Aufgabe wird gelöst
gemäß der Erfindung,
wie sie in Anspruch 1 definiert ist, durch ein Verfahren, bei welchem
mindestens ein Teil der Kalt- oder Heiß-Bearbeitungs- und Glühschritte
ausgeführt wird
durch Kaltbearbeitung, der ein Zwischenglühen bei zwischen 520°C und 750°C, d. h.
oberhalb der normalen Cu-Sn-Rekristallisierungstemperatur, vorausgeht
und durch Schnellabkühlung
innerhalb weniger als 30 s auf 100°C oder darunter. Dieses neue Verfahren
wird weiterhin als Rapid Intermediate Quenching (RIQ) bezeichnet.
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In
einem Verlängerungsverfahren
durch Kaltbearbeitung wird normalerweise ein Verbundwerkstoff, der
durch Wärmebehandlung
weich gemacht wird, verwendet. Diese Wärmebehandlung erfolgt normalerweise
bei der Rekristallisierungstemperatur der Bronzematrix gefolgt durch
langsames Kühlen auf
Zimmertemperatur. Wenn dieses Verfahren bei einer Bronze angewendet
wird, die aus mehr als 15,8 Gewichtsprozent Sn besteht, enthält die geglühte Bronzematrix
einen beträchtlichen
Teil der harten δ Phase,
die den Verbundwerkstoff brüchig
macht und eine Kaltbearbeitung unmöglich macht. Bei dem Rapid
Intermediate Quenching (RIQ) Verfahren wird die Weichmachungsbehandlung
(Zwischenglühen)
ausgeführt
bei Temperaturen zwischen 520 und 750°C gefolgt von schnellem Abkühlen. Durch
dieses schnelle Abkühlen
wird die Bildung der δ Phase
unterdrückt
und der Verbundwerkstoff ist ziemlich biegsam und kann einer Verlängerung
durch Kaltbearbeitung unterzogen werden.
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Supraleitende
Nb3Sn-Drähte,
die durch das erfindungsgemäße Verfahren
erzeugt wurden, haben eine hohe mechanische Stabilität, kleine
effektive Filamentdurchmesser und eine hohe Homogenität für sehr lange
Längen
(weit über
3 km). Der endgültige Drahtdurchmesser
liegt im Bereich von 1 mm. An diesem Punkt beträgt das Nb-Filament ca. 5 μm, die Gesamtanzahl
der Filamente kann bis zu 10000 oder mehr betragen.
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Bei
einer bevorzugten Variante dieses Verfahrens kann die Temperatur
des Zwischenglühens zwischen
520 und 590°C
gewählt
werden, vorzugsweise jedoch zwischen 590 und 750°C. Durch das schnelle Kühlen von
einer Temperatur zwischen 590 und 750°C wird die Bronze in dem Verbundwerkstoff biegsamer.
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Bei
einer weiteren bevorzugten Variante dieses Verfahrens werden die
Verbundwerkstoffe einem Vorwärmungsschritt
bei Temperaturen vorzugsweise zwischen 300 und 520°C vor dem
Zwischenglühschritt
unterzogen. Dies verkürzt
die Zeit, während der
der Verbundwerkstoff Temperaturen oberhalb 520°C unterzogen wird, auf ein Minimum
und reduziert deshalb die Gefahr einer Vorreaktion zwischen Nb und
Sn.
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Bei
einer weiteren bevorzugten Variante dieses Verfahrens erfolgt die
Zwischenglühbehandlung in
einem Erwärmungsfluid.
Die Verwendung eines Erwärmungsfluids
erlaubt eine präzise
Kontrolle der Temperatur und der Dauer des Zwischenglühens. Das
Erwärmungsfluid
kann z. B. ein Füssigmetallbad sein,
welches den Verbundwerkstoff nicht auflöst, oder ein Flüssigsalzbad.
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Bei
einer weiteren Variante wird zum Ende des RIQ eine Kühlgeschwindigkeit
von weniger als 10 s gewählt.
Eine schnelle Kühlgeschwindigkeit
behält
die Hochtemperaturphasen γ oder β bei, und
vermeidet die Bildung einer harten δ Phase, insbesondere Bronze
mit hohem Zinngehalt von mehr als 15,8 Gewichtsprozent.
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Eine
bevorzugte weitere Variante ist dadurch gekennzeichnet, dass die
Endtemperatur nach der Schnellkühlung
unterhalb 100°C
liegt. Wenn die Endtemperatur höher
als 100°C
ist, kann sich die Biegsamkeit der schnell abgekühlten Bronze wieder verschlechtern.
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Bei
einer weiteren bevorzugten Variante wird die Schnellabkühlung aktiv
ausgeführt
durch Verwendung einer Kühlflüssigkeit.
Als Kühlflüssigkeit
kann Wasser verwendet werden.
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Bei
einer weiteren bevorzugten Variante erfolgt die Kaltbearbeitung
an den Verbundwerkstoffen vorzugsweise innerhalb der nächsten ca.
2 Stunden nach der Schnellabkühlung.
Wenn die Kaltbearbeitung viel später
erfolgt, kann die Biegsamkeit der schnell abgekühlten Bronze wieder schlechter
sein.
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Eine
weitere bevorzugte Variante ist dadurch gekennzeichnet, dass ein
Teil der Kaltbearbeitung durch Kaltziehen mittels Kassetten-Walzen-Stempel erfolgt.
Dies kann die Querschnittsreduzierung verstärken, was bei dem Verbundwerkstoff
zwischen zweimaligem Zwischenglühen
mittels des RIQ-Verfahrens angewendet werden kann.
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Bei
einer bevorzugten Variante enthält
die Bronzematrix des supraleitenden Elements mindestens eines der
folgenden Additive mit bis zu 5 Gewichtsprozent: Ga, Al, Mg, Ti,
Zr, Zn, Hf, In. Diese Additive verbessern die Eigenschaften des
supraleitenden Elements und/oder die Bearbeitbarkeit des Verbundwerkstoffs
während
der Herstellung.
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Bei
einer weiteren bevorzugten Variante enthält die Nb-Legierung der länglichen
Struktur mindestens eines der folgenden Additive mit bis zu 10 Gewichtsprozent,
vorzugsweise bis zu 8 Gewichtsprozent. Ta, V, Ti, Mo. Diese Additive
verbessern die Eigenschaften der supraleitenden Nb3Sn-Phase des supraleitenden
Elements.
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Bei
einer höchst
bevorzugten Variante des erfindungsgemäßen Verfahrens für die längliche Struktur
des supraleitenden Elements wird ein längliches hohles Rohr mit einer
Innenfläche
und einer Außenfläche verwendet,
wobei die Außenfläche und
die Innenfläche
in engem Kontakt mit der Bronzematrix sind. Eine solche Verbundstruktur
wird bei herkömmlichen "Double-Bronzeroute" verwendet. Die Double-Bronzeroute
kann verbessert werden durch Umschließen eines länglichen Kerns aus metallischem Material
in dem zentralen Bereich des Verbundwerkstoffs, was in der
Europäischen Patentanmeldung Nr. 04004605.4 beschrieben
ist.
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Bei
einer alternativen bevorzugten Variante für die längliche Struktur des supraleitenden
Elements wird ein länglicher
Stab mit einer Außenfläche verwendet,
wobei die Außenfläche in engem
Kontakt mit der Bronzematrix ist. Eine solche Verbundstruktur wird
bei der herkömmlichen
Bronzeroute verwendet.
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Weitere
Vorteile ergeben sich aus der Beschreibung und der beiliegenden
Zeichnung. Die oben und unten erwähnten Merkmale können gemäß der Erfindung
entweder einzeln oder gemeinsam in beliebiger Kombination verwendet
werden. Die erwähnten
Ausführungsformen
sind nicht als abschließende
Aufzählung
zu verstehen sondern als Beispiele zum Beschreiben der Erfindung.
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Zeichnungen
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Die
Erfindung ist in den Zeichnungen gezeigt.
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1 zeigt
ein Schaubild der Cu-Sn Gleichgewichtsphase mit den wichtigsten
thermodynamischen stabilen Phasen in der Nähe der kupferreichen Seite;
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2 zeigt
eine schematische Ansicht eines Verbundwerkstoffs, der von einer
erwärmten
Flüssigkeit
erhitzt und von einer Kühlflüssigkeit
gekühlt
wird;
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3 zeigt
eine schematische Querschnittsansicht eines Verbundwerkstoffs gemäß der "Single-Bronzeroute"; und
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4 zeigt
eine schematische Querschnittsansicht eines Verbundwerkstoffs gemäß einer
verbesserten "Double-Bronzeroute".
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Bei
einem verbesserten Verfahren zum Herstellen eines supraleitenden
Elements wird ein Zwischenglühen
gefolgt von Schnellkühlung,
bezeichnet als Rapid intermediate Quenching (RIQ) verwendet, gezeigt
in 2, die eine schematische Ansicht eines Verbundwerkstoffs 1 zeigt,
welcher gemäß der Single-Bronzeroute
aufgebaut sein kann, beschrieben in Verbindung mit 3,
oder gemäß der verbesserten
Double-Bronzeroute, beschrieben in Verbindung mit 4.
Der Verbundwerkstoff 1 wird durch eine Erwärmungsflüssigkeit 2 erwärmt und durch
eine Kühlflüssigkeit 3 schnell
abgekühlt.
Die Erwärmungsflüssigkeit
wird auf eine Temperatur zwischen 520 und 750°C gebracht und der Verbundwerkstoff 1 wird
durch einen Vorwärmvorgang
vor dem Zwischenglühen
auf eine Temperatur zwischen 300 und 520°C gebracht. Die Temperatur des
Verbundwerkstoffs 1 nach dem Schnellkühlen durch die Kühlflüssigkeit 3 beträgt 100°C oder weniger,
so dass die Biegsamkeit der Bronze verbessert wird. Ein Ausführen des
Zwischenglühens
auf diese Weise ermöglicht
eine Kaltbearbeitung ohne Beschädigung
des Verbundwerkstoffs 1, selbst wenn die Bronze einen hohen
Sn-Gehalt hat.
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Zum
besseren Verständnis
der unterschiedlichen Möglichkeiten
der Herstellung von supraleitenden Elementen unter Verwendung des
in 2 beschriebenen Rapid Intermediate Quench (RIQ)
ist das Untersuchen der thermodynamischen Eigenschaften der Cu-Sn-Bronze
Pflicht. Deshalb zeigt 1 ein Schaubild der Cu-Sn Gleichgewichtsphase mit
den wichtigsten thermodynamischen stabilen Phasen in der Nähe der kupferreichen
Seite:
- – die α Phase (Cu-Sn,
fcc (kubisch flächenzentriert))
mit einem Stabilitätsbereich
von 0 bis 15,8 Gewichtsprozent Sn und einer maximalen Löslichkeit
von 15,8 Gewichtsprozent Sn bei ca. 520°C,
- – die β Phase (Cu-Sn,
bcc (kubisch raumzentriert)) mit einem Stabilitätsbereich von 22,0 bis 26,0
Gewichtsprozent Sn und einem eutektoidischen Punkt bei 586°C und 24,6
Gewichtsprozent Sn,
- – die γ Phase (Cu3Sn, kubisch) mit einem Stabilitätsbereich
von 25,5 bis 41,5 Gewichtsprozent Sn und einem eutektoidischen Punkt
bei 520°C
und 27,0 Gewichtsprozent Sn, und
- – die σ Phase (Cu41Sn11, kubisch)
mit einem Stabilitätsbereich
von 31,8 bis 33,2 Gewichtsprozent Sn und einem eutektoidischen Punkt
bei ca. 350°C
und 32,6 Gewichtsprozent Sn.
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Die
folgenden drei Bronzegruppen, die für die Produktion von supraleitenden
Drähten
relevant sind, können
wie folgt unterschieden werden:
Die α Phase Bronze wird herkömmlicherweise
verwendet zur Nb3Sn Bronzeroute-Leiterherstellung.
Sie ist eine einphasige Legierung, wenn man die Probleme der Sn-Segregation
außer
Acht lässt,
die gelöst werden
können
mittels eines Sprühauftragverfahrens (Osprey)
für die
Bronzeherstellung. Durch Anwenden der Rekristallisierung erfolgt
ein Glühen
zwischen ~450°C
und ~550°C,
Kaltziehen ist möglich,
wobei Querschnittsreduzierungen von bis zu 65% erhalten werden können beschränkt durch
die starke Verfestigung der α Phase.
Bei der α Phase
ist der maximale Gehalt von Sn in der Bronze beschränkt auf
15,8 Gewichtsprozent (9,1 Atomprozent). Um die supraleitenden Eigenschaften
der supraleitenden Drähte durch
Erhöhen
des Sn-Gehalts der Bronze zu verbessern, ist es deshalb erforderlich,
die Bearbeitbarkeit von anderen Bronzen zu untersuchen.
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Die
zweiphasige α/β Bronze mit
15,8 bis 24,6 Gewichtsprozent Sn enthält eine bestimmte Menge an
intermetallischen Phasen β, γ oder σ in Abhängigkeit
der Temperatur und der Legierungszusammensetzung. Die Anwesenheit
der harten intermetallischen Phasen ist eine zusätzliche Einschränkung für die Kaltbearbeitbarkeit.
Deformationserfahrungen mit Sprühauftragung
von Cu 18 Gewichtsprozent Sn Bronze zeigen unter bestimmten Bedingungen
immer noch eine etwas eingeschränkte
Bearbeitbarkeit. Wenn die Rekristallisierung bei 620°C (in der α/β Domäne) ausgeführt wird
und Wasser quencht, erlaubt das Kaltziehen eine Reduzierung des
Querschnitts von bis zu ungefähr
40%. Wenn die Rekristallisierung bei 550°C stattfindet (α/γ Domäne) ist
die mögliche Reduzierung
viel kleiner. Die Bearbeitbarkeit hängt deshalb stark von dem thermodynamischen
Zustand während
des Rekristallisierungsglühens
ab sowie von der Quenchgeschwindigkeit am Ende des Rekristallisierungsglühens. Eine
mögliche
Lösung
zum Verbessern der Bearbeitbarkeit ist deshalb die Verwendung von
Zwischenglühen
in der α/γ Domäne oder α/β Domäne gefolgt
von Schnellabkühlung (RIQ)
und Kaltbearbeitung. Tatsächlich
hat die schnell abgekühlte
Bronze eine höhere
Biegsamkeit im Vergleich zur langsam abgekühlten Bronze aufgrund der Eigenschaften
der zurückgehaltenen γ bzw. β Phase.
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Schließlich ist
die β Bronze
(Cu 24,6 Gewichtsprozent Sn) wiederum eine einphasige Legierung,
wenn die Temperatur zwischen 586 und ca. 750°C gehalten wird. Darunter erzeugt
eine eutektoidische Zerlegung eine α und γ oder σ Phase. In dem Artikel „The Decomposition
of the Beta Phase in the Copper-Tin system" von M.B. Cortie, C.E. Mavrocordatos,
Metallurgical Transactions A, Vol. 22A, 1991, Seiten 11–18 wird
eine gegossene Bronze mit Cu 24 Gewichtsprozent Sn homogenisiert,
heißgewalzt
von 50 auf 5 mm in der β Domäne zwischen
650 und 700°C
und Wasser ab 700°C
gequencht. Die bearbeiteten Produkte sind bei Zimmertemperatur "ziemlich bearbeitbar", was von einer gegossenen
oder langsam abgekühlten
Bronze desselben Legierungs-Verbundwerkstoffs nicht erwartet werden kann.
Es hat sich herausgestellt, dass ein Quenchen von der β oder α/β Domäne ein relativ
biegsames metastabiles Material erzeugt, jedoch die gequenchte Legierung
bei Zimmertemperatur altert, wodurch ihre Härte sich verstärkt und
sowohl ihre Biegsamkeit als auch ihre Zugfestigkeit sinken. Für die Herstellung
eines supraleitenden Elements mittels einer β Bronze ist es deshalb erforderlich,
alles Zwischenglühen durch
das RIQ-Verfahren auszuführen.
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3 zeigt
einen Verbundwerkstoff 4 einer gewöhnlichen Single-Bronzeroute zur Herstellung von
Nb3Sn-Drähten
mit Durchmessern von 4 bis 5 μm.
Bei einem typischen supraleitenden Draht gibt es einige tausend
supraleitende Filamente, die normalerweise in Bündeln gruppiert sind. Die Bündel sind normalerweise
um einen reinen Kupferkern gruppiert oder innerhalb eines reinen
Kupferrohrs (nicht gezeigt) angeordnet. Der Verbundwerkstoff 4 umfasst einen
länglichen
Stab 5, der von einer Bronzematrix 6 umgeben ist.
Der längliche
Stab 5 besteht aus biegsamem Nb (oder NbTa), welches allmählich mit
Sn (aus der Cu-Sn Bronzematrix 6) zu Nb3Sn
durch Glühen
bei einer erhöhten
Reaktionstemperatur reagiert, um eine Feststoff-Diffusionsreaktion
zu induzieren.
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Normalerweise
reagiert der Nb-Gehalt des länglichen
Stabs 5 nicht vollständig
mit dem Nb3Sn, sondern ein Teil des Nb reagiert
gar nicht. Innerhalb der Nb3Sn-Phase variiert
ein Konzentrationsgradient zwischen 25 Atomprozent Sn-Gehalt nahe
der Grenze zur Bronzematrix 6 und einem Gehalt von 18%
Sn in der Nähe
des nicht reagierten Nb-Kerns. Um die Menge an Nb, das zu Nb3Sn reagiert hat, zu erhöhen, wird die Double-Bronzeroute verwendet.
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4 zeigt
einen Verbundwerkstoff 7 gemäß der Double-Bronzeroute. Der
Hauptunterschied zwischen der normalen Bronzeroute und der Double-Bronzeroute besteht
in der Tatsache, dass der längliche
Stab 5 durch ein längliches
Rohr 8 ersetzt wird. Das Material des länglichen Rohrs 8 enthält Nb. Das
Nb ist als im Wesentlichen reines Metall oder als ein Nb enthaltender
Mischkristall vorhanden. Vorzugsweise beträgt die Atomkonzentration des
Nb in dem länglichen
Rohr 8 ca. 50% oder mehr. In dem vorliegenden Fall wird
ein Nb-7,5% Ta Legierung verwendet.
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Das
längliche
Rohr 8 hat eine Innenfläche und
eine Außenfläche. Die
Innenfläche
ist in engem Kontakt mit einer inneren Cu-Sn Bronzematrix 9.
Die Außenfläche des
länglichen
Rohrs 8 ist in Kontakt mit einer umgebenden äußeren Bronzematrix 10.
Die äußere Bronzematrix 10 besteht
normalerweise aus demselben Material wie die innere Bronzematrix 9. Die äußere Bronzematrix 10 kann
einen ringförmigen Querschnitt
haben, kann sich jedoch auch entlang einem weiten Bereich erstrecken.
Insbesondere kann die äußere Bronzematrix
einer ersten Verbundwerkstoffstruktur in eine äußere Bronzematrix einer zweiten
benachbarten Verbundwerkstoffstruktur (nicht gezeigt) übergehen.
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Im
Gegensatz zu den herkömmlichen
Bronzeroutedrähten,
die einen Filamentdurchmesser nahe 5 μm und eine effektive Diffusionslänge im Bereich
von 2 bis 2,5 μm
haben, erlaubt die Double-Bronze-Technik eine Variation der Nb3Sn Wanddicke von 2 μm bis zu Werten von gut unterhab
1 μm mit
derselben Anzahl an Extrusionen. Der gesamte Filamentdurchmesser
der Double-Bronzedrähte kann
innerhalb eines weiten Bereichs von 5 bis 15 μm variiert werden. Dies hängt von
den anfänglichen Dimensionen
ab und erfordert keine zusätzlichen
Deformationsschritte. Weiterhin kann analog zu „in situ" Drähten
mit sehr dünnen
Filamentdurchmessern die dünne
A15 Wanddicke kürzere
Reaktionszeiten und somit kleinere Korngrößen erreichen. Es wird angenommen,
dass dies die kritischen Stromdichtewerte beträchtlich steigert, insbesondere
in dem industriell interessanten Zwischenfeldbereich von 12 bis
16 T.
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Die
durch die herkömmliche
Double-Bronzeroute erzeugten Drähte
haben jedoch keine höheren jc Werte aufgrund von mechanischen Instabilitäten. Die
innere Cu-Sn Bronzematrix 9 schrumpft beim Abkühlen. Es
gibt nicht nur keinen Vorkompressionseffekt, sondern es werden auch
radiale Belastungen eingebracht, die schließlich die A15 Schicht schädigen.
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Eine
Verbesserung der Double-Bronzeroute ist in der
europäischen
Patentanmeldung Nr. 04004605.4 beschrieben, welche den
oben beschriebenen Effekt vermeidet, dass die innere Bronzematrix
9 einen
inneren Metallkern
11 umgibt, welcher aus Tantal besteht,
das chemisch träge
ist und einen kleineren Wärmeexpansionskoeffizienten
hat als die umgebende innere Bronzematrix
9. Der Tantalkern
11 schrumpft
weniger als die innere Bronzematrix
9, wodurch die Zugspannungen
kleiner werden, die von der inneren Bronzematrix auf das längliche
Rohr
8 ausgeübt
werden und somit mechanische Instabilitäten vermieden werden, was höhere Werte
des supraleitenden Stroms j
c zur Folge hat.
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Die
vorliegende Erfindung stellt ein verbessertes Herstellungsverfahren
bereit zum Herstellen von supraleitenden Elementen, bei welchen
die Vorteile der schnell abgekühlten
Zwischenglühungen
mit dem verbesserten Double-Bronze-Verfahren und hoher mechanischen
Stabilität
und höheren
jc Werten der supraleitenden Elemente erhalten
werden. Die durch das erfindungsgemäße Verfahren erzeugten supraleitenden
Elemente stellen deshalb vielversprechende Komponenten für die zukünftige Verwendung in
supraleitenden Anwendungen dar, z. B. für NMR-Solenoide, Beschleunigungs-
oder Fusionsmagnete usw..