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Verfahren zum Verzinnen von Gegenständen aus Eisen, Stahl oder anderen
Metallen Beim Verzinnen von Blechwaren und anderen Metallgegenständen, wie beispielsweise
Milchkannen, Kochkesseln und Zentrifugenteilen, taucht man die sorgfältig gereinigten
tmd gebeizten Gegenstände ein oder mehrere 1Tale in ein Bad von geschmolzenem Zinn.
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Um eine Oxydation des flüssigen Zinnes durch die Berührung mit der
Luft zu vermeiden, werden solche Zinnbäder während der Arbeit abgedeckt. Zum Abdecken
verwendet man entweder rein organische Stoffe, wie z. B. Talg, Palmfett oder auch
andere Öle und Fette, oder rein anorganische Substanzen, wie Chlorzink oder Salmiak,
miteinander verrnischt oder auch ähnliche chlorzinkhaltige Präparate. Sowohl die
organischen als auch die anorganischen Stoffe haben bei der praktischen Anwendung
ihre Vorzüge und ihre Nachteile.
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Die organischen Stoffe haben -den Vorzug, daß sie sich dem zu verzinnenden
Material gegenüber passiv verhalten und den verzinnten Teilen durch einen verbleibenden
Fetthauch einen gewissen Oxydationsschutz verleihen. Sie haben aber den Nachteil,
daß sie weniger hitzebeständig sind und auch stark spritzen, wenn die zu verzinnenden
Teile feucht in das Zinnbad gebracht werden.
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Chlorzink und ähnliche chlorzinkhaltige Abdeckmittel, auch in Verbindung
mit Salmiak, sind sehr hitzebeständig und üben auf die zu verzinnende Oberfläche
der Metallteile infolge ihrer vorzüglichen Wirkung als Löt-und Flußmittel auch eine
aktive Wirkung aus; das Anhaften des Zinnes auf dem Grundmetall wird dadurch erleichtert
und beschleunigt. Diese aktive Wirkung ist jedoch insofern wieder von Nachteil,
als etwaige auf den Gegenständen verbleibende Reste zu Korrosionen führen.
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Um eine vollkommen einwandfreie Verzinnung zu erhalten, ist es meist
notwendig, die Gegenstände mindestens zweimal zu verzinnen. Hierbei werden die Teile
das erstemal bei einer höheren Temperatur verzinnt, um zunächst erst mal einen gleichmäßigen,
festen Zinnüberzug zu bekommen, ohne daß hierbei das Aussehen desselben besonders
be--rücksichtigt wird. Beim zweiten Verzinnen dagegen wird mit einer möglichst niedrigen
Temperatur verzinnt, um durch ein möglichst dickflüssiges Zinn auch einen stärkeren
Zinnüberzug zu erhalten. Aus Zwecl-mäßigkeitsgründen wird daher meistens beim Vorverzinnen
als Abdeckmittel ein anorganisches, chlorzinkhaltiges Präparat verwendet, während
man in den meisten Fällen beim zweiten Verzinnungsprozeß zum Abdecken organische
Stoffe, meist Palmfett oder Talg, verwendet.
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In der Praxis läßt es sich nun nicht vermeiden, daß beim Vorverzinnen
Reste von Chlorzink und den sonstigen Bestandteilen der Deckschicht an den Gegenständen
haftenbleiben, die dann mit in das Fett des zweiten Kessels gelangen würden, wenn
man diese Reste nicht durch eine Zwischenbehandlung beseitigt. Durch derartige Reste
würde das Fett des zweiten Bades sofort zerstört we:-den.
Man ist
daher genötigt, die Gegenstände nach dem Vorverzinnen abzuspülen oder abzuwaschen,
um die anorg'amischen Reste zu entfernen; dies ist aber nur so weit möglich, wie
man die Teile mit Bürsten oder Lappen bearbeiten kann. In den Bordierungen und solchen
Hohlräumen, die nicht zugänglich sind, bleiben trotz des Spülens die. Reste meistens
sitzen, weil sie zum größten Teil nur sehr langsam in Wasser löslich sind. Das Fett
auf dem zweiten Kessel wird dann trotz des Spülens noch mehr oder weniger schnell
verbraucht. Man ist weiter genötigt, die bei dem eben beschriebenen Spülprozeß naß
gewordenen Gegenstände sorgfältig zu trocknen, bevor sie in das zweite mit Fett
oder Öf abgedeckte Zinnbad eingetaucht werden, weil jede Spur von Feuchtigkeit ein
Herausspritzen des heißen Fettes und Zinnes verursachen würde, wodurch die Arbeiter
gefährdet werden.
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Als weiteres Übel kommt noch hinzu, daß die in den Deckmasseresten,
die in den Bordierungen und unter den Beschlägen sitzengeblieben sind, noch enthaltenen,
unzersetzten Mengen Chloride infolge ihrer hygroskopischen Eigenschaft Feuchtigkeit
aus der Luft anziehen, und daß die sich dadurch verflüssigenden Reste nach einiger
Zeit des Laherns aus den Bordierungen auslaufen, wodurch die fertig verzinnten Gegenstände
beschmutzt werden und zu rosten anfangen. Die Mängel der bisher angewendeten Arbeitsinethoden
bestehen also in einem besonderen Aufwand an Arbeit und Zeit für den Reinigungsprozeß
nach dem Vorverzinnen, in einer nicht genügenden Sicherheit gegen Korrosionserscheinungen
und in einem Mehrverbrauch an Fett oder Ölen.
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Diese Mängel zu beseitigen oder auf ein Mindestmaß zu beschränken,
ist die Aufgabe gewesen, die durch nachstehende Erfindung gelöst worden ist.
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Zu diesem Zweck wird. das Zinnbad mit einer Decke aus zwei Schichten
verschiedener Art und verschiedenen spezifischen Gewichtes abgedeckt, und zwar mit
einer unteren Schicht eines schmelzflüssigen Chloridgemisches und einer oberen leichteren
Schicht eines Harzes, beispielsweise Kolophonium. Beim Herausnehmen der Gegenstände
passieren diese zuerst die untere Chloridschicht und dann die darübergelagerte zweite
Schicht, welche die Aufgabe hat, die etwa anhaftenden Reste der Chloridschicht abzustreifen
oder abzuspülen. Es bleiben dann höchstens geringe Reste des geschmolzenen Harzes
oder Kolophoniums an den Gegenständen haften. Werden die Gegenstände noch in ein
zweites Zinnbad eingetaucht, so kann dieses ohne weitere Zwischenbehandlung erfolgen,
da die anhaftenden Reste des Kolophoniums der Fettdecke, die sich auf dem zweiten
Zinnbad befindet, nicht schaden, sondern sich einfach mit der Fettdecke vermischen,
so daß sie im Gegenteil noch deren Wirksamkeit erhöhen.
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Es ist schon die sogenannte Wischv erzinnung bekannt, bei welcher
das Zinn zusammen m:it einem Flußmittel auf die eine Seite, meistens die Innenseite
des zu verzinnenden Gegenstandes, aufgebracht ist. Hier wird das Zinn, nachdem es
geschmolzen ist, mittels eines Bausches von Werg möglichst gleichmäßig auf der genügend
erhitzten Fläche verteilt.
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Es ist ferner ein Verfahren bekannt, bei welchem man zum Abdecken
von Zinnbädern eine Emulsion von Harzen und Chloriden verwendet. Bei diesem Verfahren
kann sich aber eine Zweischichtendecke nicht bilden, da das zur Verwendung kommende
Chlornatrium einen sehr hohen Schmelzpunkt besitzt. Eine flüssige Decke soll auch
gar nicht angestrebt werden. Vielmehr soll auf dein Bad eine schwammige, mit Chlornatrium
durchtränkte, kohlehaltige, halbfeste oder feste Schicht gebildet werden.
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Durch die Anwendung einer schmelzflüssigen Zweischichtendecke nach
der Erfindung wird im Gegensatz zu dem bekannten Verfahren das Haftenbleiben von
Chloridresten an den Gegenständen vermieden. Auch schützt die obere Decke die Chloridinischungen
gegen Verluste, so daß der Verbrauch an letzteren bedeutend vermindert wird.