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Gebiet der Erfindung:
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Die
vorliegende Erfindung betrifft vorteilhafte Verfahren zur Herstellung
von heterologen Proteinen in prokaryotischen Wirtszellen durch verbesserte
Codon-Verwendung
und/oder Expression von tRNAs, die für selten vorkommende Codons
in der Wirtszelle codieren.
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Hintergrund der Erfindung:
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Zahlreiche
Bakterien, zum Beispiel speziell gram-positive Bakterien, sind bereits
als Wirtszellen für
die Herstellung von heterologen rekombinanten Proteinen, zum Beispiel
sekretierten Proteinen, in einer Endotoxin-freien Umgebung verwendet
worden (Literaturstellen 8, 9, 19). Das Bakterium Staphylococcus
carnosus (S. carnosus) zum Beispiel, das in der Nahrungsmittelindustrie
für die
Fermentation von Fleisch und Fisch verwendet wird, ist für diesen
Zweck ein geeignetes Bakterium. Es ist frei von Virulenz-Faktoren
und proteolytischen Aktivitäten
im Überstand
und kann große
Mengen an Protein sekretieren (10). Darüber hinaus werden nur geringe
Mengen an Wirtszellen-codierten Proteinen sekretiert, was es leichter
macht, das erzeugte Protein zu reinigen.
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Bakterienenzyme
(7, 4, 17) sind zum Beispiel bereits rekombinant in S. carnosus
produziert und exprimiert worden. Rekombinante S. carnosus-Stämme, die
Antigene, wie das Streptococcus-Protein G, auf ihrer Oberfläche exprimieren,
sind als Lebendimpfstoffe besonders vielversprechend (5, 12). Zum
Beispiel beschreiben Liliquist et al. (5) die Expression von drei
verschiedenen heterologen Fibronectin-bindenden Proteinen. Die für die Expression
verwendeten Expressionsvektoren umfassen den Promotor, die Signalsequenz
und die Propeptid sequenz aus einem S. hyicus-Lipase-Genkonstrukt,
das für
die Expression in S. carnosus optimiert wurde.
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Die
Expression von heterologen Proteinen von höheren Eukaryoten in S. carnosus
wurde im Stand der Technik ebenfalls beschrieben. Pschorr et al.
(20) haben zum Beispiel die Expression der variablen Immunglobulin-Domäne (REIv)
in S. carnosus mitgeteilt. Das heterologe REIv wurde als Fusionsprotein
exprimiert, das aus einem Amino-terminalen Abschnitt des Prä-Pro-Peptids
von S. hyicus-Lipase, einer Hexahistidin-Affinitätsmarkierung, gefolgt von der
Erkennungssequenz von IgA-Protease und REIv, besteht. Das Prä-Pro-Peptid
von S. hyicus wurde zur Sekretion des heterologen REIv in den Kulturüberstand
verwendet.
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Ein
kritischer Nachteil von zahlreichen bakteriellen Systemen, einschließlich S.
carnosus, ist deren Verwendung von seltenen Codons, die sehr verschieden
von der Codon-Präferenz
in Human-Genen ist. Zum Beispiel führte die Anwesenheit von seltenen
Codons in E. coli zur verzögerten
und verringerten Expression von rekombinanten Genen (2, 6). In diesem
Zusammenhang synthetisierten Ikehara et al. (21) chemisch ein Human-Wachstumshormon
(hGH)-Gen für
die Expression in E. coli, in dem die verwendeten Aminosäure-Codons
hauptsächlich
aus jenen ausgewählt
waren, die in einem Gen für
den Elongationsfaktor Tu von E. coli gefunden werden.
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Die
EP 373 365 beschreibt die
Transfektion von E. coli mit den E. coli-Genen, die für t-RNAs
codieren, welche das AGG- und AGA-Codon erkennen und Arginin während der
Biosynthese einbauen. Die Codons für AGA und AGG sind normalerweise
selten verwendete Codons in E. coli.
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Die
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es deshalb, diesen Nachteil
des Standes der Technik zu überwinden
und ein prokaryotisches Expressionssystem mit verbesserten Eigenschaften
für die
Expression von rekombinanten Proteinen, wie hGH, in S. carnosus
bereitzustellen.
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Beschreibung
der Erfindung
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Die
Aufgabe wird innerhalb des Bereichs der Ansprüche und der Beschreibung der
vorliegenden Erfindung gelöst.
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Die
Verwendung des Singulars oder Plurals in den Ansprüchen oder
in der Beschreibung soll auf keinerlei Weise beschränkend sein
und auch die alternative Form einschließen.
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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines LipP-hGH-Fusionsproteins
in S. carnosus, wie hierin in mehr Einzelheit beschrieben, das dadurch
gekennzeichnet ist, dass die Codon-Verwendung der Wirtszelle für Wirtszellen-Gene bestimmt wird,
dass in der Nucleinsäure,
die für
das heterologe rekombinante Protein in der Wirtszelle codiert, selten
vorkommende Codons durch häufige
Codons ersetzt werden, wobei die Wirtszelle mit der Nucleinsäure, die
für das
rekombinante Protein codiert, transformiert wird und die rekombinante
Nucleinsäure
exprimiert wird. Mit dem Verfahren, das für die hierin bereitgestellte
Expression des LipP-hGH-Fusionsproteins in S. carnosus beschriebenen
wird, ist es möglich,
eine signifikant bessere Expressionsrate der heterologen Proteine
im Vergleich zu dem aus dem Stand der Technik bekannten Verfahren
zu erzielen.
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Die
hierin beschriebenen Verfahren sind auch für die Expression von rekombinanten
Proteinen auf der Oberfläche
von Prokaryoten besonders vorteilhaft, da die kovalente Verankerung
auf der Zellwand von intakten C-Termini abhängt, die bei den sekretierten
verkürzten
Proteinen abwesend sind, welche nicht durch das hierin beschriebene
Verfahren hergestellt werden.
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Mit
heterolog ist gemeint, dass das Protein in der prokaryotischen Wirtszelle
nicht nativ ist, d.h. als ein der Wirtszelle eigenes Protein auftritt. "Rekombinant" bedeutet durch molekularbiologische
Verfahren erzeugt. Ein heterologes rekombinantes Protein kann irgend
ein den Fachmann bekanntes Protein sein, wie zum Beispiel Insulin,
hGH, tPA, Cytokine, wie zum Beispiel Interleukine (IL), wie IL-1,
IL-2, IL-3, IL-4, IL-5, IL-6, IL-7, IL-8, IL-9, IL-10, IL-11, IL-12,
IL-13, IL-14, IL- 15,
IL-16, IL-17, IL-18, Interferon (IFN) alpha, IFN beta, IFN gamma,
IFN omega oder IFN tau, Tumornekrosefaktor (TNF), TNF alpha und
TNF beta, TRAIL; G-CSF,
GM-CSF, M-CSF, MCP-1 und VEGF. Bei den prokaryotischen Wirtszellen
kann es sich um irgendwelche dem Fachmann bekannte Wirtszellen handeln,
insbesondere gram-positive und gram-negative Wirtszellen. Bei diesen
kann es sich zum Beispiel um Escherichia coli, Bacillus subtilis,
Streptomyces, Proteus mirabilis oder bevorzugt Staphylococcus, wie
z.B. insbesondere Staphylococcus carnosus, handeln, wie er aus öffentlichen
Sammlungen erhältlich
ist, z.B. der Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen
GmbH, Braunschweig, Deutschland, z.B. Stamm TM300 (DSM 4600, 4601
oder 4602).
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Innerhalb
des Bereichs des hierin beschriebenen Verfahrens wird zuerst die
Verwendung der Codons, d.h. der codierenden Nucleotid-Triplets,
bei der Wirtszelle für
so viele native Proteine wie möglich
in der grundlegenden codierenden Gensequenz analysiert. Die Codon-Häufigkeiten
von 51 Genen wurden für
den Wirtsorganismus Staphylococcus carnosus-Stamm TM300 (10) mittels
Beispiel analysiert und sind in der folgenden Tabelle 1 gezeigt:
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Es
wurde gefunden, dass die codierenden Sequenzen von Staphylococci
zum Beispiel einen sehr niedrigen G + C-Gehalt von etwa 30% aufweisen
und die A + T-reichen
Codons bevorzugt sind. Deshalb wird erfindungsgemäß die Produktion
von hGH auf zwei Wegen erhöht:
(i) Austauschen von seltenen Codons in der codierenden Gensequenz
gegen häufige
(siehe auch Beispiel 1) und/oder (ii) Exprimieren von seltenen tRNAs
(tRNA = Transfer-RNA; siehe auch Beispiel 2).
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Die
vorliegende Patentschrift beschreibt auch Verfahren zur Herstellung
eines heterologen rekombinanten Proteins, in dem für S. carnosus,
wie in Tabelle 1 gezeigt, oder auf ähnliche Weise für jede andere
hierin beschriebene Wirtszelle entweder einige oder alle der selten
vorkommenden Codons durch häufigere
ersetzt werden, zum Beispiel wird gemäß der Analyse in Tabelle 1
das Glu-Codon GAG durch GAA ersetzt oder die Leu-Codons CTC, CTG
und CTA werden durch TTA, TTG oder CTT ersetzt.
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Die
vorliegende Patentschrift beschreibt weiter ein Verfahren zur Herstellung
eines heterologen rekombinanten Proteins in einer prokaryotischen
Wirtszelle, das dadurch gekennzeichnet ist, dass die Codon-Verwendung
der Wirtszelle für
Wirtszellen-Gene bestimmt wird, wobei die Wirtszelle mit der Nucleinsäure, die
tRNA oder tRNAs codiert, die für
selten vorkommende Codon spezifisch ist/sind, mit der für das rekombinante
Protein codierenden Nucleinsäure
transformiert wird und die rekombinante Nucleinsäure exprimiert wird (siehe
auch Beispiel 2). Der Fachmann kann die seltenen Codons der Wirtszelle
durch Analyse der Gene oder der cDNAs (oder durch reverse Transkription
der mRNA) bestimmen. Dies wurde zum Beispiel für die Wirtszelle S. carnosus
Stamm TM300 (10) in Tabelle 1 vorgenommen. Das hierin beschriebene
Verfahren umfasst die Einführung
von tRNAs oder dafür
codierende Nucleinsäure
für eine
bis alle der seltenen tRNAs in der Wirtszelle. Da die Wirtszelle
mit tRNAs ausgestattet ist, die für seltene Codons spezifisch
sind, wird das heterologe rekombinante Protein gemäß der Erfindung
in größeren Mengen
exprimiert, als es in bekannten Verfahren aus dem Stand der Technik
der Fall ist. Diese überraschend
vorteilhafte Eigenschaft des hierin beschriebenen Verfahrens ist
auch in Beispiel 2 gezeigt. Dies kann entweder allein oder in Verbindung
mit der Substitution von häufigen
Codons anstelle von Codons, die bei der Wirtszelle selten sind,
in der für
das heterologe Protein codierenden Nucleinsäure stattfinden.
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Deshalb
beschreibt die vorliegende Patentschrift ein Verfahren, das dadurch
gekennzeichnet ist, dass in der Nucleinsäure, die für das heterologe rekombinante
Protein in der Wirtszelle codiert, selten vorkommende Codons durch
häufige
Codons ersetzt werden und die Wirtszelle mit tRNA oder tRNAs, die
für selten vorkommende
Codons codieren, und mit der für
das rekombinante Protein codierenden Nucleinsäure transformiert wird.
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Die
vorliegende Patentschrift beschreibt ein Verfahren, das dadurch
gekennzeichnet ist, dass Codons, die in der Wirtszelle mit einer
durchschnittlichen Häufigkeit
von weniger als 15% verwendet werden, durch Codons mit einer durchschnittlichen
Häufigkeit
von mindestens 15% ersetzt werden; das bevorzugt dadurch gekennzeichnet
ist, dass Codons, die in der Wirtszelle mit einer durchschnittlichen
Häufigkeit
von 7 bis 12% verwendet werden, durch Codons mit einer durchschnittlichen
Häufigkeit
von mehr als 12% ersetzt werden; am meisten bevorzugt dadurch gekennzeichnet
ist, dass Codons, die in der Wirtszelle mit einer durchschnittlichen Häufigkeit
von bis zu 7 oder 10% verwendet werden, durch Codons mit einer durchschnittlichen
Häufigkeit
von mehr als 7% oder mehr als 10% ersetzt werden. Eine weitere hierin
beschriebene bevorzugte Ausführungsform
ist ein Verfahren, das dadurch gekennzeichnet ist, dass das Codon
oder die Codons, die am wenigsten häufig in der Wirtszelle vorkommen,
durch das Codon oder die Codons ersetzt wird/werden, die am häufigsten in
der Wirtszelle vorkommen. Eine Ausnahme kann sein, wenn die Codons
für die
Expression absolut wesentlich sind.
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Die
hierin beschriebene Erfindung ist auf ein Verfahren gerichtet, das
dadurch gekennzeichnet ist, dass die codierenden Nucleinsäure-Codons,
die in S. carnosus mit einer durchschnittlichen Häufigkeit
von weniger als 10% verwendet werden, durch Codons mit einer durchschnittlichen
Häufigkeit
von mindestens 10% ersetzt werden.
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Das
hierin beschriebene Verfahren ist auf Escherichia coli anwendbar,
die von öffentlichen
Sammlungen, z.B. der Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen
GmbH, Braunschweig, Deutschland, erhältlich ist, z.B. E. coli Stamm
K12 JM107 (DSM 3950). Das hierin beschriebene Verfahren ist auch
auf eine Wirtszelle anwendbar, die aus der Gattung Staphylococcus
ausgewählt
ist, bevorzugt auf Staphylococcus carnosus (siehe auch Beispiele
1 und 2).
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Das
hierin beschriebene Verfahren ist auch auf die Produktion eines
rekombinanten Proteins wie eines Antikörper-Proteins, anwendbar. Mit
Antikörper-Protein ist auch
ein Fragment gemeint, z.B. ein Fab-Fragment (auf Englisch "Fragment antigen-binding
= Fab"), ein F(ab')2-Fragment,
ein Fv-Fragment (auf Englisch: "Fragment
variable" = Fragment
des variablen Teils) oder ein Einzelketten-Fv (scFv)), Minikörper, Dia-,
Tria- und Tetrakörper.
Bei dem rekombinanten Protein kann es sich auch zum Beispiel um
Insulin, Gewebe-Plasminogen-Aktivator
(tPa) oder um ein Human-Protein, ein Wachstumshormon, wie zum Beispiel
Human-Wachstumshormon (hGH, siehe Beispiele 1 und 2), handeln.
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Ein
weiteres hierin beschriebenes Verfahren ist dadurch gekennzeichnet,
dass G- oder C-reiche
Codons durch Codons ersetzt werden, die A oder T enthalten. Dies
bedeutet, dass Codons, die mehr G oder C enthalten, durch Codons
ersetzt werden, die nun zum Beispiel ein A oder ein T anstelle eines
G oder C enthalten; es bedeutet nicht, dass die Codons nun ausschließlich G
oder C enthalten müssen
(siehe anschließend die
bevorzugtesten Ausführungsformen).
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In
dem hierin beschriebenen Verfahren können alle seltenen gefundenen
Codons durch häufige
ersetzt werden (siehe z.B. Tabelle 1), und nicht nur jene, die in
den nachstehend angegebenen bevorzugten Ausführungsformen angegeben sind.
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Ein
weiteres hierin beschriebenes Verfahren ist dadurch gekennzeichnet,
dass das Codon GCC durch GCA ersetzt ist.
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Ein
weiteres hierin beschriebenes Verfahren ist dadurch gekennzeichnet,
dass das Codon TGC durch TGT ersetzt ist.
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Ein
weiteres hierin beschriebenes Verfahren ist dadurch gekennzeichnet,
dass das Codon GAC durch GAT ersetzt ist.
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Ein
weiteres hierin beschriebenes Verfahren ist dadurch gekennzeichnet,
dass das Codon GAG durch GAA ersetzt ist.
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Ein
weiteres hierin beschriebenes Verfahren ist dadurch gekennzeichnet,
dass das Codon TTC durch TTT ersetzt ist.
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Ein
weiteres hierin beschriebenes Verfahren ist dadurch gekennzeichnet,
dass das Codon GGG durch GGT ersetzt ist.
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Ein
weiteres hierin beschriebenes Verfahren ist dadurch gekennzeichnet,
dass das Codon CAC durch CAT ersetzt ist.
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Ein
weiteres hierin beschriebenes Verfahren ist dadurch gekennzeichnet,
dass das Codon ATA durch ATT ersetzt ist.
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Ein
weiteres hierin beschriebenes Verfahren ist dadurch gekennzeichnet,
dass das Codon AAG durch AAA ersetzt ist.
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Ein
weiteres hierin beschriebenes Verfahren ist dadurch gekennzeichnet,
dass das Codon CTC durch TTA ersetzt ist.
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Ein
weiteres hierin beschriebenes Verfahren ist dadurch gekennzeichnet,
dass das Codon AAC durch AAT ersetzt ist.
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Ein
weiteres hierin beschriebenes Verfahren ist dadurch gekennzeichnet,
dass das Codon CCC durch CCA ersetzt ist.
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Ein
weiteres hierin beschriebenes Verfahren ist dadurch gekennzeichnet,
dass das Codon CAG durch CAA ersetzt ist.
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Ein
weiteres hierin beschriebenes Verfahren ist dadurch gekennzeichnet,
dass das Codon CGG durch CGT ersetzt ist.
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Ein
weiteres hierin beschriebenes Verfahren ist dadurch gekennzeichnet,
dass das Codon TCG durch TCA ersetzt ist.
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Ein
weiteres hierin beschriebenes Verfahren ist dadurch gekennzeichnet,
dass das Codon ACC durch ACA ersetzt ist.
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Ein
weiteres hierin beschriebenes Verfahren ist dadurch gekennzeichnet,
dass das Codon GTC durch GTT ersetzt ist.
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Ein
weiteres hierin beschriebenes Verfahren ist dadurch gekennzeichnet,
dass das Codon TAC durch TAT ersetzt ist.
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Ein
weiteres hierin beschriebenes Verfahren ist dadurch gekennzeichnet,
dass das Codon TGA durch TAA ersetzt ist.
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Noch
ein weiteres hierin beschriebenes Verfahren ist dadurch gekennzeichnet,
dass die Wirtszelle mit der Nucleinsäure, die für AGG-tRNA oder AGA-tRNA und
mit der für
das rekombinante Protein codierenden Nucleinsäure transformiert wird.
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Die
vorliegende Erfindung betrifft weiter ein Nucleinsäure-Molekül, das für ein LipP-hGH-Fusionsprotein
codiert, welches die Sequenz der SEQ ID NO: 3 umfasst.
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Beispiel 1: Konstruktion
eines synthetischen hGH-Gens mit S. carnosus-spezifischer Codon-Verwendung
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Als
Beispiel für
ein Protein wurde Human-Wachstumshormon (hGH) in S. carnosus Stamm
TM300 exprimiert.
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Der
Vergleich der Codon-Verwendung des reifen hGH mit dem in S. carnosus
gezeigten zeigte, dass 51% der Codons des reifen hGH, was 27% der
Gesamtzahl der Codons darstellt, nur 7% oder weniger der S. carnosus-Codon-Häufigkeit ausmachen (Tab. 2).
Eine Enterokinase-Schnittstelle wurde am 5'-Ende der DNA-Sequenz des reifen hGH
eingeführt,
und das hGH wurde mit S. carnosus-spezifischer Codon-Verwendung
synthetisiert. Die Codons in dem synthetischen Gen wurden mit etwa
der gleichen Häufigkeit
wie in dem S. carnosus-Gen verwendet. Codons, die von S. carnosus
mit einer Häufigkeit
von weniger als 10% verwendet wurden, wurden nicht verwendet, abgesehen
von jenen, die erforderlich waren, um Restriktions-Schnittstellen einzuführen (siehe
Tab. 2). Tabelle
2 Zahl
der Codons in hGH-cDNA und in der synthetischen hGH-DNA gemäß der Erfindung
- 1Zahl der Codons
in hGH-cDNA
- 2Zahl in synthetischer hGH-DNA (gemäß der Erfindung)
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Die
synthetische hGH-DNA-Sequenz wurde aus überlappenden Oligonucleotiden
synthetisiert, die in vitro hybridisiert und ligiert wurden. Das
resultierende DNA-Fragment
wurde in das E. coli-Plasmid pSL1190 (3) kloniert, durch Sequenzierung
verifiziert und in die hGH-Expressionskassette inseriert, um die
hGH-cDNA zwischen der NsiI- und PstI-Schnittstelle zu ersetzen (1).
Die neue Expressionskassette wurde als BglII-ClaI-Fragment isoliert,
in die kompatiblen BamHI- und NarI-Schnittstellen des Staphylococci-Expressionsvektors
pTX15 kloniert und durch Protoplasten-Transformation in S. carnosus
TM300 transformiert. In dem erhaltenen Expressionsvektor wurde das
lip-hGH-Fusionsgen
unter der Kontrolle des xyl-Promotors von pTX15 exprimiert. Die
Expression wurde nach der Inaktivierung von XylR, dem Repressor
des xyl-Promotors, durch
Zugabe von 0,5%-iger Xylose zum Nährmedium erhalten. Die in-vitro-Klonierung
und Sequenzierung wurden mittels Standardverfahren durchgeführt (1).
Die Expression des hGH-Gens wurde als Fusion mit dem lip-Signal- und Propeptid
aus Staphylococcus hyicus durchgeführt, das eine Enterokinase-Schnittstelle
enthält, welche
die Freisetzung des reifen hGH mit dem korrekten N-Terminus aus
dem Fusionsprotein ermöglicht (1).
Der resultierende Expressionsvektor pTX-LipP-hGH4 ist, abgesehen
von der Codonverwendung des reifen hGH, identisch mit dem Vektor
pTX-LipP-hGH2. Die S. carnosus-Stämme, die eines der Plasmide
enthalten, wurden in einem modifizierten LB-Medium (1% Sojabohnenextrakt,
0,5% Hefeextrakt, 0,5% NaCl), das mit 0,5% Xylose ergänzt war,
kultiviert, um den xyl-Promotor der Expressionsvektoren zu aktivieren.
Die Verwendung der verbesserten hGH-DNA hatte eine starke Auswirkung
auf die Effizienz der Produktion von hGH in S. carnosus. Die Lip-hGH-Ausbeute
war mindestens zweifach verbessert, und die Menge an verkürztem Lip-hGH-Protein
war signifikant verringert (2, Bahnen
2 und 3). Die verkürzten
Lip-hGH-Proteine sind nicht das Ergebnis von extrazellulären proteolytischen
Aktivitäten,
da das Lip-hGH-Protein in dem S. carnosus-Überstand stabil ist. Die verringerte
Anwesenheit der verkürzten
Proteine im Überstand
von S. carnosus (pTX-LipP-hGH4) zeigt, dass hGH schneller durch
die optimierte DNA-Sequenz translatiert wird und so intrazellulären Proteasen
weniger Gelegenheit gibt, das Protein zu schneiden, bevor es durch
die Cytoplasmamembran hindurch sekretiert wird.
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Beispiel 2: Coexpression
von t-RNAs, die für
seltene Codons in hGH-cDNA spezifisch sind
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Das
Arginin-Codon AGG ist in S. carnosus-Genen äußerst selten, da es nur in
0,8% der Arginin-Codons verwendet wird. Die entsprechenden tRNA-Gene
in S. carnosus sind noch nicht identifiziert worden. Deshalb exprimierten
wir E. coli-tRNAs
für das
AGG-Codon in S. carnosus. Die E. coli-Gene argU und argW, welche
die tRNAs für
die Codons AGG/AGA und AGG codieren, waren mit ihren natürlichen
Promotoren und Terminatoren in die Plasmide pUBS520 oder pSB101
(2, 16) kloniert worden. Die Fragmente wurden als SalI-SpHI- (argU)
und Xmal-EcoRI-
(argW) Fragmente isoliert und in die entsprechenden Restriktions-Schnittstellen des
Shuttle (Transfer)-Vektors pRB572 (4) kloniert. Die resultierenden
Plasmide pRBargU und pRBsargW wurden in S. carnosus (pTX-LipP-hGH2) transformiert,
die hGH-cDNA exprimieren.
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Die
Proteinmuster im Überstand
der erhaltenen S. carnosus-Stämme
sind mit S. carnosus (pTX-LipP-hGH4) mit erhöhter Produktion des Lip-hGH-Proteins
und weniger verkürzten
Proteinen vergleichbar. Deshalb weist die Expression von seltenen
tRNAs gemäß der Erfindung
vorteilhafte Eigenschaften für
die Herstellung von Human-Proteinen in beispielsweise S. carnosus
auf.
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Legende bezüglich der
Figuren
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1.
Expression der Lip-hGH-Fusion in den Plasmiden pTX-LipP-hGH2 oder
pTX-LipP-hGH4. Die Genfusion ist aus den DNA-Sequenzen, die für das Signalpeptid
(SP) und das Propeptid (PP) aus Staphylococcus hyicus-Lipase codieren,
und dem hGH-Teil des reifen Proteins (schwarz) aufgebaut und wird
vom xyl-Promotor (als graues Dreieck gezeigt) transkribiert. Die
hGH-cDNA oder die synthetische DNA-Sequenz wurde zwischen die NsiI-
und die PstI-Schnittstelle inseriert. Das 5'-Ende der hGH-DNA-Sequenz wurde so modifiziert,
dass es die Enterokinase-Schnittstelle 'DDDDK' codierte, gefolgt von der reifen hGH-Sequenz,
wie unterhalb des Gens gezeigt.
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2.
Nachweis der Lip-hGH-Fusionsproteine im S. carnosus-Überstand.
Gleiche Mengen des Überstands
wurden mittels SDS-PAGE auf Tris-Glycin-Gelen, die 15% Acrylamid enthielten,
aufgetrennt und dann mit Coomassie-Blau gefärbt. Die Bahnen 1–5 enthalten Überstände von
S. carnosus-Stämmen,
welche den leeren Kontrollvektor pTX16 (15), ein Derivat von pTX15
(Bahn 1), die Plasmide pTX-LipP-hGH4 mit dem verbesserten hGH-Gen
(Bahn 2), pTX-LipP-hGH2
mit der hGH-cDNA (Bahn 3), pTX-LipP-hGH2 plus pRBargU (Bahn 4) und
pTX-LipP-hGH2 plus pRBargW (Bahn 5) enthalten. Standard-Proteine
und ihre Molekulargewichte (kDa) sind auf der linken Seite gezeigt.
Die Überstände wurden
durch Fällen
mit Trichloressigsäure
konzentriert. SDS-PAGE wurde anhand von Standardverfahren aus dem
Stand der Technik durchgeführt.
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3.
Nucleotid- und Aminosäuresequenz
des hGH gemäß der Erfindung
(LipPhGH4, SEQ ID NO: 3)
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Relevante
Restriktions-Schnittstellen sind einmal unterstrichen, die Shine-Dalgarno-Sequenz
ist zweimal unterstrichen. Die Signalpeptidase 1 und die Enterokinase-Spaltungsstelle
sind mit einer gestrichelten Linie unterstrichen. Nur die Regionen
zwischen der BglII- und der NdeI-Schnittstelle und zwischen der
NsiI- und der PstI-Schnittstelle waren synthetisch erzeugt und optimiert
worden. Der Rest besteht aus der ursprünglichen Sequenz des Signal-
und Propeptids der Lipase aus Staphylococcus hyicus.
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