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HINTERGRUND
DER ERFINDUNG
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Traditionell
wurde angenommen, daß die Wirksamkeit
vieler Krebstherapien auf die Zytotoxizität zurückzuführen ist, die von durch Chemotherapie oder
Bestrahlung ausgelöster
DNA-Schädigung herrührt. Von
solch einer DNA-Schädigung
wurde angenommen, daß sie
eine apoptotische Reaktion auslöst.
Siehe Eastman et al., Cancer Invest., 10:229-240 (1992); Allan,
D.J., Int. J. Radiat. Biol., 62:145-152 (1992). Apoptose wird begrifflich
gefaßt als
ein induzierbarer, vorprogrammierter Weg von aufeinanderfolgenden
biochemischen Ereignissen, die zu einer Aktivierung von calcium-
und magnesiumabhängigen
Endonukleasen führt,
welche das Kernchromatin an selektiven, internukleosomalen Verknüpfungsstellen
spalten. Signale, die an der Membran der betroffenen Zelle erzeugt
werden, aktivieren benachbarte Zellen und eindringende Makrophagen,
um die sterbende Zelle und ihren zerfallenden Kern zu phagozytieren.
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Eine
frühe Hypothese über die
Natur der durch ionisierende Strahlung erzeugten letalen Schädigung identifizierte
heterologe Doppelstrangbrüche in
der DNA als die häufigste
Art von Läsionen,
die zu Säugerzelltod
führen.
Siehe Radford, I.R., Int. J. Radiat. Biol., 49:611-620 (1986); Ward,
J. F., Prog. Nucleic Acid Mol. Biol., 35:95-125 (1988). Solche Läsionen werden
in der DNA durch direkte Wechselwirkung mit Röntgenstrahlen oder mit reaktiven
Sauerstoffzwischenprodukten, die in der Zelle durch die Strahlung
erzeugt werden, hervorgerufen. Siehe Steel et al., Int. J. Radiat.
Biol., 56:525-537 (1989). Obwohl Säugerzellen es beherrschen,
die meisten DNA-Doppelstrangbrüche
zu reparieren, sind nicht alle solche Läsionen reparierbar. Siehe Ward,
J. F., Prog. Nucleic Acid Mol. Biol., 35:95-125 (1988). Ein Rest
von nicht reparierten DNA-Läsionen
kann zu post-mitotischem Zelltod führen. Siehe Bedford, J. S.,
Int. J. Radiat. Oncol. Biol. Phys., 21:1457-1469 (1991). Daher wurde
bis vor kurzem angenommen, daß die
Ineffizienz von DNA-Reparatur eine Schlüsselrolle bei der Strahlungsempfindlichkeit
spielt.
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In
gleicher Weise wurde von einigen Chemotherapien, z.B. dem Anthrazyklin
Daunorubizin (DNR), angenommen, daß sie Zytotoxizität als eine Folge
von durch Arzneimittel induzierter Schädigung von DNA auslösen. Es
wurde vorgeschlagen, daß eine
Schädigung
an genetischem Material von freien Radikalen, die von der durch
Chinon erzeugten Redox-Aktivität
stammen, von durch Interkalation induzierter Störung der Doppelhelix oder von
einer Stabilisierung der zwischen DNA und Topoisomerase II gebildeten,
spaltbaren Komplexe herrühren
könnte. Siehe
Chabner et al., Cancer: Principles and Practice of Oncology, J.
B. Lippencorr Co., Philadelphia, PA., S. 349-395 (1989). Jedoch
blieb der Mechanismus, durch welchen solch eine Schädigung den
apoptotischen Weg induzierte, unklar.
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In
den letzten Jahren wurde eine Alternative zu der Hypothese, daß eine direkte
DNA-Schädigung von
Krebstherapien eine induzierte Apoptose vermittelt, etabliert. Der
Sphingomylein-Signaltransduktionsweg
für die
Induktion von Apoptose hat sich als ein führender Mechanismus in vielen
Krebstherapien, einschließlich
ionisierender Strahlung, Tumornekrosefaktor α (TNF-α) und Daunorubizin, herausgestellt.
Siehe Haimovitz-Friedman et al., J. Exp. Med., 180:525-535 (1994);
Kolesnick et al., Cell, 77:325-328 (1994); Jaffrezou et al., Embo
J., 15:2417-2424 (1996); Bose et al., Cell, 82:405-414 (1995).
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Sphingomyelin
ist eine Klasse von Sphingolipiden, welche eine Hauptlipidklasse
in der Zelle, insbesondere der Plasmamembran, darstellen. Siehe Merrill
et al., Toxicol. Appl. Pharmcol., 142:208-225 (1997). Sphingomyelin
ist in der Plasmamembran in zwei getrennte Pools kompartimentiert.
Siehe Linardic et al., J. Biol. Chem., 269:23530-23537 (1994). Es wurde
vorgeschlagen, daß der
Sphingomyelin-Pool, der an dem inneren Blättchen der Plasmamembran lokalisiert
ist, ausschließlich
für intrazelluläre Signalgebung
dediziert ist. Die Beobachtung, daß es hinsichtlich der Sphingomyelin-Molekülspezies
zwischen den zwei Pools von Sphingomyelin in der Plasmamembran keinen
Unterschied gibt, legt die Bedeutung der Kompartimentierung für die Signaltransduktion
nahe. Siehe Fitzgerald et al., Lipids, 30:805-809 (1995).
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Viele
Krebstherapien initiieren den Sphingomyelinweg, indem sie die schnelle
Hydrolyse von Sphingomyelin zu Ceramid auslösen. Ceramid spielt eine Schlüsselrolle
in einer Vielzahl von zellulären Prozessen,
einschließlich
der Regulierung des programmierten Zelltods. Siehe Merrill et al.,
Toxicol. Appl. Pharmcol., 142:208-225 (1997). Die Spezifität von Ceramid
als ein Second-Messenger für
die Apoptose wurde durch die Tatsache gezeigt, daß zelldurchlässige Ceramidanaloge,
aber nicht Analoge von anderen Lipid-Second-Messengern in der Lage
waren, die Wirkungen von TNF-α,
Fas und ionisierender Strahlung zu wiederholen und Apoptose direkt
auszulösen.
Die Auslösung
von Apoptose durch Ceramid ist auch stereospezifisch, da Dihydroceramid
Apoptose nicht auslöst.
Es wurde vorgeschlagen, daß Ceramid Apoptose
durch Aktivierung des durch Streß aktivierten Proteinkinase-Weges
auslöst.
Siehe Verheij et al., Nature, 380:75-79 (1996).
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Obwohl
viele Therapien bei der Initiierung des Sphingomyelin-Transduktionsweges
erfolgreich sind, kann die induzierte apoptotische Reaktion begrenzt
oder kurzlebig sein. Aus unbekannten Gründen haben Tumorzellen eine
abnormale Lipidzusammensetzung, welche Sphingomyelin einschließt. Tumorgewebe
haben typischerweise höhere
Konzentrationen an Sphingomyelin als normale Gewebe; jedoch ist
es möglich,
daß einige
Tumorzellen verminderte Sphingomyelin-Synthesefähigkeiten besitzen. Siehe Koizumi
et al., Biochim. Biophys. Acta., 649:393-403 (1991); Van Blitterswijk
et al., Biochim. Biophys. Acta., 778:521-529 (1984). Darüber hinaus kann
ein veränderter
Lipidstoffwechsel in Tumorzellen zu Veränderungen in der intrazellulären Verteilung
von Sphingomyelin führen.
Solch eine Umverteilung innerhalb der Plasmamembran kann zu fehlgeleitetem
Sphingomyelin führen,
bei dem es nicht möglich
ist, daß die
Sphingomyelin-hydrolisierenden Enzyme, die als Reaktion auf eine
zytotoxische Behandlung für
die Erzeugung von Ceramid verantwortlich sind, auf dieses einwirken.
Siehe Bettaieb et al., Blood, 88:1465-1472 (1996). Folglich kann
eine Sphingomyelinumorganisation innerhalb der Plasmamembran die
Fähigkeit
einer Tumorzelle, durch Ceramid ausgelöste Apoptose zu erzeugen, beeinträchtigen
und zu einer verminderten Sensitivität auf verschiedene Therapien
führen.
Modrak, D. E. et al., Proceedings of the American asso ciation for
cancer research Annual meeting (15.03.1999), offenbart die Sphingomyelinpotentierung
von 5-Fluorouracil-Chemotherapie in Lungentumor-tragenden HAT-29-Nacktmäusen.
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Es
besteht daher nach wie vor ein Bedarf nach einem Verfahren zur Überwindung
der Veränderung
des Lipidstoffwechsels von Tumorzellen, um eine Tumortherapie, welche
den Sphingomyelinweg zur Auslösung
von Apoptose verwendet, zu maximieren.
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ZUSAMMENFASSUNG
DER ERFINDUNG
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Es
ist daher eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Verfahren
zur Verbesserung von Tumortherapien, welche den Sphingomyelinweg
zur Auslösung
von Apoptose verwenden, bereitzustellen.
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Erfindungsgemäß wird die
Verwendung einer therapeutisch wirksamen Menge an Sphingomyelin
gemäß Anspruch
1 bereitgestellt.
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In
einer Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung wird natürlich vorkommendes Sphingomyelin
(C16:0) zusammen mit einer Tumortherapie verabreicht. In einer weiteren
Ausführungsform
werden Sphingomyelinmoleküle
mit kürzeren
Seitenketten (C2-C15)
verwendet.
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In
noch einer weiteren Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung wird Sphingomyelin einem Patienten oral
verabreicht, während
es in einer weiteren Ausführungsform
parenteral verabreicht wird.
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Weitere
Aufgaben, Merkmale und Vorteile der vorliegenden Erfindung werden
anhand der folgenden, ausführlichen
Beschreibung deutlich. Es sollte klar sein, daß Beispiele nur zu Erläuterungszwecken
angegeben werden.
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KURZE BESCHREIBUNG
DER FIGUREN
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1 zeigt
graphisch, daß eine
gemeinsame Verabreichung von 5-Fluorouracil und Sphingomyelin die
Geschwindigkeit von GW39-Tumorwachstum in einem viel höheren Ausmaß und für eine längere Zeit
reduziert als 5-Fluorouracil alleine.
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2 zeigt
graphisch, daß eine
gemeinsame Verabreichung von Sphingomyelin eine 5-Fluorouracil-Behandlung
von HT29-Tumoren verbessert. Die Testgruppen waren folgende: keine
Behandlung (•),
0,45 mg 5FU/Tag für
5 Tage (
),
10 mg SM/Tag für 7
Tage (
)
oder die Kombination von 5FU und SM, am gleichen Tag eingeleitet
(♦).
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3 zeigt,
daß Sphingomyelin
die 5FU-Chemosensitivität
von Tumorzellinien in vitro verändert.
Die IC50-Werte sind mit Standardabweichungen
graphisch dargestellt. Es werden die folgenden Symbole verwendet:
m: Medium (kein Lipid); SM: Sphingomyelin; PC: Phosphatidylcholin.
Es wurden drei bis sechs unabhängige
Experimente zusammengestellt und mittels ANOVA verglichen: *, p < 0,1; **, p < 0,05; ***, p < 0,01; ****, p < 0,005.
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4 zeigt,
daß Sphingomyelin
die DOX-Chemosensitivität
von Tumorzellinien in vitro verändert.
Die IC50-Werte sind mit Standardabweichungen
graphisch dargestellt. Es werden die folgenden Symbole verwendet:
m: Medium (kein Lipid); SM: Sphingomyelin; PC: Phosphatidylcholin.
Es wurden drei bis sechs unabhängige
Experimente zusammengestellt und mittels ANOVA verglichen: *, p < 0,1 ; **, p < 0,05; ***, p < 0,01; ****, p < 0,005.
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AUSFÜHRLICHE
BESCHREIBUNG
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Die
vorliegende Erfindung verbessert die Tumortherapie. Es wird angenommen,
daß die
Erfindung die Fähigkeit
einer Tumorzellinie, durch Ceramid ausgelöste Apoptose durchzuführen, verbessert, indem
die Mengen an Sphingomyelin in allen zellulären Kompartimenten erhöht werden,
wobei ausreichend Substrat für
aktivierte Sphingomyelinase bereitgestellt wird. Tumorzellen haben
typischerweise einen veränderten
Lipidstoffwechsel, einschließlich einer
abnormalen Sphingomyelin-Zusammensetzung und -Kompartimentierung.
Die meisten Studien legen nahe, daß Tumorgewebe erhöhte Konzentrationen
an Sphingomyelin haben. Obwohl die meisten Tumorzellen abnormal
hohe Mengen an Sphingomyelin aufweisen können, kann dieses für sein hydrolisierendes
Enzym, Sphingomyelinase, aufgrund von abnormaler, subzellulärer Kompartimentierung
von Sphingomyelin nicht verfügbar
sein. Die Veränderung
des Sphingomyelin-Stoffwechsels kann die Fähigkeit einer Tumorzelle, Ceramid
zu erzeugen, beeinträchtigen
und zu verminderter Sensitivität
auf bestimmte Therapien führen. Überraschenderweise und
unerwartet zeigt die vorliegende Erfindung, daß eine Verabreichung von zusätzlichem
Sphingomyelin die tumorizide Aktivität von Tumortherapie erhöht.
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Gemäß der vorliegenden
Erfindung wird die tumorizide Aktivität einer Tumortherapie durch
Verabreichung einer therapeutisch wirksamen Menge an Sphingomyelin
zusammen mit der Therapie an den Patienten erhöht. Obwohl die Erfindung nicht
auf den vorgeschlagenen Mechanismus beschränkt ist, verbessert die Verabreichung
von Sphingomyelin wahrscheinlich jede Therapie, die den Sphingomyelin-Signaltransduktionsweg
für eine
Auslösung
von Apoptose verwendet. Dies umfaßt, ist aber nicht beschränkt auf
Therapien, die ein schnelles, abnormales Wachstum kontrollieren
oder hemmen wollen.
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Gemäß der vorliegenden
Erfindung wird eine therapeutisch wirksame Menge an Sphingomyelin
an einen Patienten verabreicht, der einer Tumortherapie mit Anthrazyklinen
(z.B. Doxorubicin/Adriamycin, Daunorubicin, Idarubicin) unterzogen
wird.
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In
einer weiteren Ausführungsform
kann die Chemotherapie unter Verwendung eines Antikörpers oder
eines Antikörperfragmentes
auf die Tumorzellen gerichtet werden. Die Verwendung von Antikörpern, Antikörperfragmenten
oder Rezeptorbindungspeptiden zum spezifischen Ansteuern von Tumorzellen
erhöht
die Auslieferung von tumoriziden Arzneimittelmengen der Chemotherapie,
während
eine signifikante Verminderung der Toxizität gegenüber normalen Geweben bewirkt
wird.
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In
einer Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung wird natürlich vorkommendes Sphingomyelin
an einen Patienten verabreicht, um die tumorizide Aktivität einer
Tumortherapie zu verstär ken.
Natürlich
vorkommendes Sphingomyelin enthält
typischerweise lange Seitenkettenderivate (C16-C30 N-Acylgruppen). Solches Sphingomyelin
kann von kommerziellen Quellen bezogen werden und wird normalerweise
aus Eigelb erhalten und enthält
in erster Linie Palmitoylketten. Siehe Sigma Chemicals (St. Louis,
MO), Katalog Nr. S0756.
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Die
de novo Biosynthese von Sphingomyelin wird eingeleitet durch die
Kondensation von Serin und Palmitoyl-CoA, was zur Bildung von 3-Ketosphinganin
(3-Ketodihydrosphingosin) führt,
welches anschließend
zu Dihydrosphingosin reduziert wird. Siehe Hannun, Y. A., J. Biol.
Chem., 269:3125-3218 (1994). Dihydroceramid wird durch die Amidverknüpfung von
Fettsäure-Acyl-Gruppen an Dihydrosphingosin
gebildet. Ceramid wird aus Dihydroceramid durch die Einführung der
trans-4,5-Doppelbindung gebildet und dient als ein Vorläufer für alle anderen komplexen
Sphingolipide. Sphingomyelin wird durch die Hinzufügung einer
Phosphorylcholin-Kopfgruppe an Ceramid in erster Linie durch die Übertragung
von Cholinphosphat aus Phosphatidylcholin durch die Wirkung von
Phosphatidylcholin:Ceramid-Cholinphosphotransferase gebildet.
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Sphingomyelin
mit modifizierten Seitenketten kann einem Patienten zur Verstärkung der
tumoriziden Aktivität
einer Tumortherapie verabreicht werden. Zum Beispiel können Sphingomyelinanaloge
mit kürzeren
als den normalen Seitenketten, einschließlich C2-C15-Seitenketten, verwendet werden. Apoptosestudien
haben gezeigt, daß Ceramidanaloge
mit kurzen Seitenketten (C2, C8)
wirksam Apoptose auslösen
und schneller wirken können
als Moleküle
normaler Länge.
Siehe Bose et al. Cell, 82:405-414 (1995) ; Haimovitz-Friedman et
al., J. Exp. Med., 180:525-535 (1994). In ähnlicher Weise bieten Sphingomyelinanaloge
mit kürzeren
als den normalen Seitenketten eine weitere Verbesserung der tumoriziden
Aktivität
von Tumortherapiemitteln. Alternativ können auch die Seitenketten,
die länger
als normal sind, einschließlich
C24, wirksam sein.
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Auf
dem Gebiet sind zahlreiche Strategien zur Veränderung der Aktivität von biologischen
Molekülen
durch Veränderung
ihrer Struktur gut bekannt. Im allgemeinen können Modifikationen an einer
natürlich
vorkommenden Verbindung ihre biologische Aktivität erhöhen oder ihre Aufnahme durch
die geeignete Zellmaschinerie erleichtern. Neben dem Variieren der
Länge von
Seitenketten eines Moleküls kann
auch die Aufnahme zusätzlicher
Elemente oder funktionaler Gruppen die Leistung einer natürlich vorkommenden
Verbindung verbessern. Beispiele für solche Substituenten umfassen,
sind aber nicht beschränkt
auf aliphatische Gruppen, z.B. C1-C6-Alkyl- oder -Cycloalkyl-Gruppen mit gerader oder verzweigter
Kette, aromatische Gruppen, funktionale Gruppen, z.B. Cyano-, Nitro-,
Azido-, Halogen- und Epoxygruppen und andere Elemente, zum Beispiel Schwefel,
Selen, Bor und Metalle, sowie eine Einfügung von z.B. Sauerstoff- oder
Stickstoffatomen in die Seitenketten. Sphingomyelinaktivität kann auch durch
Hinzufügung
von Doppel- oder Dreifachbindungen zu dem Molekül erhöht werden. Siehe Kishida et
al., J. Lipid Mediat. Cell Signal, 16:127-137 (1997).
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In
einer Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung wird Sphingomyelin einem Patienten oral verabreicht.
In einer weiteren Ausführungsform
wird es parenteral verabreicht. Parenterale Verabreichung bezieht
sich auf eine Vielzahl von Methoden der Verabreichung einer Verbindung
an einen Patienten, einschließlich,
jedoch nicht beschränkt
auf intravenöse/intraarterielle,
intrathekale und subkutane Verabreichung und Verabreichung über ein
Transdermalpflaster.
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Gentherapie
kann dazu verwendet werden, die Sphingomyelinkonzentration in Zielzellen
eines Patienten, der zytotoxischer Tumortherapie unterzogen wird,
zu erhöhen.
Gentherapie erfordert ein System zum Einbringen eines Vektors, der
ein an der Synthese von Sphingomyelin beteiligtes Enzym enthält, in Zielzellen.
Jedes Enzym, einschließlich
solche mit Säuger-,
Bakterien- oder Pilzursprung, welches die Konzentration von Sphingomyelin
in einer Zelle erhöht,
kann verwendet werden. Beispiele umfassen, sind aber nicht beschränkt auf
Serinpalmitoyltransferase, Ceramidsynthase und Sphingomyelinase.
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Die
Konstruktion eines geeigneten Vektors kann durch jede der auf dem
Gebiet gut bekannten Methoden für
das Einbringen von exogener DNA in einen Vektor erreicht werden.
Siehe Sambrook et al., 1989, Molecular Cloning, A Laboratory Manual,
Cold Spring Harbor Press, NY. Darüber hinaus lehrt der Stand
der Technik verschiedene Methoden zum Einbringen exogener Gene in
Zellen in vivo. Siehe Rosenberg et al., Science 242:1575-1578 (1988);
Wolff of al., PNAS 86:9011-9014 (1989). Die Verabreichungswege umfassen
systemische Verabreichung und Verabreichung in situ. Gut bekannte
Techniken umfassen systemische Verabreichung mit kationischen Liposomen
und Verabreichung in situ mit viralen Vektoren. Siehe Caplen et
al., Nature Med., 1:39-46 (1995); Zhu et al., Science, 261:209-211 (1993);
Berkner et al., Biotechniques, 6:616-629 (1988); Trapnell et al.,
Advanced Drug Delivery Rev., 12:185-199 (1993); Hodgson et al.,
BioTechnology 13:222 (1995). Vektoren und Genauslieferungssysteme,
welche die exogenen Gene spezifisch auf Zielzellen richten, sind
am bevorzugtesten. Es wird angenommen, daß zukünftige Entwicklungen in der
zielgerichteten Genauslieferung die Bedeutung dieser Ausführungsform
erhöhen
werden.
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Eine „therapeutisch
wirksame" Menge
an Sphingomyelin kann durch Verhinderung oder Verbesserung von nachteiligen
Zuständen
oder Symptomen von zu behandelnden Krankheiten, Verletzungen oder
Störungen
bestimmt werden. Eine Optimierung der Zeitplanung und Dosierung
von Sphingomyelin, das einem Patienten in Verbindung mit einer Tumortherapie
gemäß Konvention
verabreicht wird, wird neben anderen Dingen an die jeweiligen Eigenschaften
des Patienten und das Ausmaß der
Tumorgenese angepaßt.
Solche Anpassungen sind Routine und erfordern kein übermäßiges Experimentieren oder
Fachkönnen
auf dem Gebiet. In ähnlicher
Weise wird eine Optimierung der Zeitplanung und Dosierung von Sphingomyelin,
das einem Patienten als eine Therapie für rheumatoide Arthritis verabreicht wird,
ebenfalls, neben anderen Dingen, an die jeweiligen Eigenschaften
des Patienten angepaßt.
Die Methoden und pharmazeutischen Zusammensetzungen der Erfindung
können
zur Behandlung einer Vielzahl von Säugern verwendet werden und
werden besonders bevorzugt zur Behandlung von Menschen und domestizierten
Tieren, wie beispielsweise Vieh und Haustieren, verwendet.
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1. HERSTELLUNG
VON REAGENZ
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Herstellung
von Sphingomyelin
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Verschiedene
Formen von Sphingomyelin können
in Pulverform von Sigma Chemicals (St. Louis, MO) bezogen werden.
Man mische 1 g Sphingomyelinpulver mit 9,5 ml steriler Salzlösung oder
phosphatgepufferter Salzlösung
(PBS) und QS auf 10 ml. Man behandle die resultierende Suspension
in einem Wasserbad bei 80 bis 90°C
für eine
Stunde mit Ultraschall. Die Suspension sollte innerhalb einer Stunde nach
Ultraschallbehandlung verabreicht werden und sollte etwa Raumtemperatur
(25–30°C) haben.
Die Suspension kann bei 4°C
gelagert werden, jedoch sollte sie vor der Verabreichung für 30 Minuten
in einem Wasserbad bei 80–90°C erneut
mit Ultraschall behandelt werden.
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II. METHODE ZUR VERBESSERUNG
VON TUMORTHERAPIE
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Beispiel 1 In vivo-Bewertung
von Sphingomyelin-Therapie an GW39-Dickdarmtumoren
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Die
Sphingomyelin-Verbesserung von Chemotherapie wurde durch Messung
ihrer Wirkung bei 5-Fluorouracil (5FU)-Behandlung von GW39-Dickdarmtumoren
in Mäusen
bewertet. Nacktmäusen wurden
subkutan GW39-Tumore implantiert. Nachdem die Tumore etwa 0,5 cm
3 erreicht hatten, wurden die Mäuse in Gruppen
von jeweils zehn aufgeteilt und erhielten eine der folgenden Therapien
verabreicht: keine Behandlung (•),
0,45 mg/Tag 5-Fluorouracil für fünf Tage
(
),
10 mg/Tag Sphingomyelin (SM) für
sieben Tage (
)
oder 0,45 mg/Tag 5-Fluorouracil für fünf Tage und 10 mg/Tag Sphingomyelin
für sieben
Tage (♦).
Sowohl das 5-Fluorouracil als auch das Sphingomyelin wurden durch
intravenöse
Injektion verabreicht. Der Gruppe, die sowohl 5-Fluorouracil als auch
Sphingomyelin erhielt, wurden beide Therapien für fünf Tage verabreicht, und anschließend wurde damit
fortgefahren, daß sie
für zwei
Tage Injektionen von Sphingomyelin erhielt. Das Tumorvolumen in
jedem Tier wurde in wöchentlichen
Intervallen für
drei Wochen nach der Behandlung untersucht.
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Die
Ergebnisse sind graphisch in 1 wiedergegeben.
Sphingomyelin alleine hatte keinen Effekt auf das Tumorwachstum.
Eine Behandlung mit 5-Fluorouracil verlangsamte anfänglich die
Geschwindigkeit des Tumorwachstums, aber nach der zweiten Woche
erhöhte
sich die Geschwindigkeit des Wachstums. Jedoch verminderte eine
gemeinsame Verabreichung von sowohl 5-Fluorouracil als auch Sphingomyelin
die Geschwindigkeit des Tumorwachstums in einem viel höheren Ausmaß und für einen
längeren
Zeitraum als 5-Fluorouracil alleine. Dies ist nicht Teil der vorliegenden
Erfindung.
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Beispiel 2 in vivo-Bewertung
von Sphingomyelin-Therapie an HT29-Dickdarmtumoren
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Die
Sphingomyelin-Verbesserung von Chemotherapie wurde durch Messung
ihrer Wirkung auf 5-Fluorouracil-Behandlung von HT29-Dickdarmtumoren
in Mäusen
bewertet. Nacktmäusen
wurden subkutan HT29-Tumore implantiert. Nachdem die Tumore etwa
0,5 cm
3 erreicht hatten, wurden die Mäuse in zwei
Gruppen von jeweils zehn aufgeteilt und ihnen eine der folgenden
Therapien verabreicht: keine Behandlung (•), 0,45 mg/Tag 5-Fluorouracil
für fünf Tage
(
),
10 mg/Tag Sphingomyelin für
sieben Tage (
)
oder 0,45 mg/Tag 5-Fluorouracil für fünf Tage und 10 mg/Tag Sphingomyelin
für sieben
Tage (♦).
Sowohl das 5-Fluorouracil als auch das Sphingomyelin wurden durch
intravenöse
Injektion verabreicht. Der Gruppe, die sowohl 5-Fluorouracil als
auch Sphingomyelin erhielt, wurden beide Therapien für fünf Tage verabreicht,
und anschließend
wurde damit fortgefahren, daß sie
für zwei
Tage Injektionen von Sphingomyelin erhielt. Das Tumorvolumen in
jedem Tier wurde in wöchentlichen
Intervallen für
fünf Wochen nach
der Behandlung untersucht, ausgenommen der nur Sphingomyelin erhaltenden
Gruppe, welche für vier
Wochen bewertet wurde. Die Mittelwerte der Daten von jeder Gruppe
wurden an eine exponentielle Wachstumskurve unter Anwendung von
nicht-linearer Regression angepaßt. Die Kurven wurden unter Verwendung
von ANOVA verglichen.
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Die
Ergebnisse sind graphisch in 2 dargestellt.
Weder alleine verabreichtes Sphingomyelin noch 5-Fluorouracil hatten
eine Wirkung auf das Tumorwachstum (p > 0,1 für
jede Verbindung im Vergleich zur unbehandelten Gruppe). Jedoch reduzierte
eine gemeinsame Verabreichung von sowohl 5-Fluorouracil als auch
Sphingomyelin die Geschwindigkeit des Tumorwachstums um ungefähr 250 %
(p < 0,0002). Dies
ist nicht Teil der vorliegenden Erfindung.
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Beispiel 3 In vitro-Bewertung
von Sphinaomyelin-Therapie an Dickdarmtumoren
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Die
Sphingomyelin-Verbesserung von Chemotherapie wurde durch Messen
ihrer Wirkung auf 5-Fluorouracil- oder Doxorubicin (DOX) -Behandlung von
in Kultur gezüchteten
Dickdarmtumoren bewertet. Die Zellüberlebensfähigkeit wurde unter Verwendung
des Farbstoffs MTT (3-(4,5-Dimethylthiazol-2-yl)-2,5-diphenyltetrazoliumbromid)
in einem 24-Well-Kammerformat gemessen. Siehe Mosmann, T., J. Immunol.
Methods, 65:55-63 (1983). Menschliche Dickdarmtumorzellen HCT15,
HT29, LoVo, LS174T, MOSER, SW480 und WiDr wurden in RPMI-Medium,
das mit 10 fötalem
Kälberserum
versetzt war, gehalten. Menschliche Nabelschnurvenen-Endothelzellen
(HU-VEC) von gepoolten
Spendern (Clonetics/BioWhittaker, San Diego, CA) wurden als Kontrollen
verwendet. Zellen (104/Well) wurden in der Gegenwart
variierender Konzentrationen an Arzneimittel und Sphingomyelin ausplatiert
und in einem befeuchteten Inkubator gezüchtet. Als eine zusätzliche
Kontrolle wurde Eigelb-Phosphatidylcholin (PC) (Sigma, St. Louis,
MO) anstelle von Sphingomyelin zu den Zellen hinzugegeben. Arzneimittel
und Lipide wurden zu HUVEC-Zellen 24 Stunden nach dem Ausplatieren
hinzugefügt,
aber ansonsten wurden sie auf die gleiche Weise behandelt. Nach
fünf Tagen wurden
die Medien durch Medien, die 0,5 mg/ml MTT enthielten, ausgetauscht
und für
zwei bis vier Stunden bei 37°C
inkubiert. Es wurde ein gleiches Volumen an 0,04 N HCl in Isopropanol
hinzugefügt
und die Absorption bei 570 nm gemessen. Die IC50-Werte,
die als die zur Reduzierung der Zellüberlebensfähigkeit um 50 % erforderliche
Konzentration an Arzneimittel definiert sind, von drei bis sieben
unabhängigen
Experimenten wurden gemittelt und unter Verwendung von ANOVA verglichen.
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Die
Ergebnisse sind graphisch in den 3 und 4 dargestellt.
In der Gegenwart von 1 mg/ml SM zeigten HT29-Zellen nahezu den gleichen
IC50 für 5FU
(0,52 ± 0,21 μg/ml Medium;
0,38 ± 0,15 μg/ml SM;
0,39 ± 0,24 μg/ml PC)
und DOX (92 ± 64
ng/ml Medium; 67 ± 23
ng/ml SM; 139 ± 63
ng/ml PC). Sphingomyelin sensibilisierte die anderen sechs Zellinien
sowohl für
5FU als auch DOX in variierenden Ausmaßen (siehe 3 und 4).
Sphingomyelin erhöhte
die 5FU- und DOX-Sensitivität in HCT15- (140
% bzw. 340 %), LS174T- (70 % bzw. 70 %), MOSER- (90 % bzw. 100 %)
und SW480-Zellen (260 % bzw. 180 %). Die Zellinien HT29, LoVo und
WiDr wurden durch Sphingomyelin in vitro nicht chemosensibilisiert.
In gleicher Weise sensibilisierte Sphingomyelin HUVEC-Zellen nicht
für 5FU-
oder DOX-Therapie (Daten nicht gezeigt). Die Erhöhung von Chemosensitivität scheint
eine Funktion des Ceramidanteils von Sphingomyelin zu sein, da PC
keinen ähnlichen
Effekt wie Sphingomyelin hervorruft. Die Unterschiede zwischen den
Ergebnissen in vivo und in vitro können auf die Umgebung zurückzuführen sein,
in der Tumorzellen wachsen.