DE596940C

DE596940C - Verfahren zur gleichzeitigen UEbertragung desselben Textes ueber mehrere benachbarte Fernmeldekreise

Info

Publication number: DE596940C
Application number: DES96239D
Authority: DE
Original assignee: Siemens and Halske AG; Siemens Corp
Current assignee: Siemens and Halske AG; Siemens Corp
Priority date: 1931-01-21
Filing date: 1931-01-21
Publication date: 1934-05-12
Also published as: FR730214A; AT136924B; CH173623A; CH166019A; US1987961A; DE608746C; FR42765E

Description

Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Verminderung des Nebensprechens in Vielfachleitungen, bei denen mehrere Leitungen gleich-

■ zeitig mit demselben Text besprochen werden. Eine solche Mehrfachübertragung z. B. von Nachrichten, Musik, Bildzeichen kann den Vorteil haben, daß die Übertragung von zufälligen Störungen, z. B. Bruch oder Kurzschluß, auf einer Leitung unabhängig gemacht wird.

Andere häufig vorkommende Fälle stellen die Rundspruchanlagen (Drahtfunk) dar.

Wird eine Anzahl von Fernsprechleitungen in einem gemeinsamen Kabel oder auf denselben oder benachbarten Trägern von Freileitungen verlegt, so werden, sobald in einer oder in mehreren dieser Leitungen Sprechströme fließen, in den übrigen Leitungen Geräuschspannungen induziert, deren Auftreten als Nebensprechen bekannt ist. Das Nebensprechen ist um so störender, je größer die Amplituden der Sprechströme sind. Es darf deshalb ein bestimmter Spannungspegel in den besprochenen Leitungen nicht überschritten werden, damit in den unbesprochenen Leitungen die Geräuschspannung innerhalb ihrer höchstzulässigen Grenze bleibt. Dabei steigt der Störpegel des Nebensprechens, wenn an Stelle einer Leitung gleichzeitig mehrere Leitungen mit verschiedenen Texten besprochen werden und auf dieselbe Leitung nebensprechen, nur in geringem Maße, da in den einzelnen besprochenen Leitungen die Spitzen der Störspannungen in verschiedenen Zeiten auftreten und sich zum Teil ineinanderschachteln.

Anders jedoch, wenn eine Mehrzahl von Leitungen gleichzeitig mit dem gleichen Text besprochen wird, ein Fall, der besonders häufig bei der Übertragung von Rundspruchprogrammen (Musikübertragung) eintritt. Hier summieren sich die durch die Übertragung der Rund-Spruchdarbietungen in Nachbarleitungen z. "B. desselben Kabels entstehenden Störspannungen in ihren induzierenden Wirkungen. Es muß deshalb die Amplitude der Ströme in den die Rundspruchdarbietungen übertragenden Leitungen herabgesetzt werden, damit die zulässige Geräuschspannung nicht überschritten wird. Die Amplitudenverminderung kann jedoch für die Übertragung der Darbietungen von großem Nachteil sein, z. B. wegen des Verhältnisses des Leitungspegels der Rundspruchübertragung zum Störpegel durch äußere, insbesondere Starkstromstörungen.

Erfindungsgemäß wird die Herabsetzung der Amplituden dadurch vermieden, daß die Übertragung der gleichen Texte in den einzelnen Leitungen oder Leitergruppen mit einer Phasenverschiebung erfolgt.

Man kann dabei z. B. so verfahren, daß man die Ströme in den einzelnen Leitungen gegen-

einander in der Phase elektrisch oder um zeitlich sehr geringe Beträge, in denen die Schwingungen noch quasi stationär sind, verschiebt, so daß die in der gestörten Ader von den benachbarten Adern induzierten Spannungen sich in ihrer Summenwirkung infolge der gegenseitigen Phasenverschiebung größtenteils aufheben. Die zeitlich kleine Verschiebung kann z. B. für Telegraphic (Gleichstrom-, Impuls-oder Wechselstromtelegraphie wie auch Unterlagerungstelegraphie) von großem Vorteil sein. Auch Sprache und Musik, bei denen ebenfalls kleine Intervalle quasi stationär sind, sind ein Anwendungsgebiet.
Eine andere Ausführung des Erfindungsgedankens kann darin bestehen, daß zeitliche Verschiebungen in den einzelnen Adern in solchen Zeitabständen erfolgen, in denen sich die Amplituden bereits völlig geändert haben. Dann treten die gleichen Verhältnisse auf, als wenn die einzelnen Adern mit verschiedenen Texten besprochen werden, d. h. die mehrfach vorgenommenen Übertragungen, z. B. Rundfunkübertragungen, können mit ungeschwächter Amplitude erfolgen.

Ein weiterer Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens ist auch der, daß das auftretende Nebensprechen unverständlich wird, was vom Standpunkt der Geheimhaltung sehr erwünscht ist. Der Leitungspegel kann also nur vom Geräuschpegel abhängig gemacht, d. h. höher genommen werden.

Fig. ι zeigt eine Anordnung, bei der die auf das Kabel zu verteilende Energie bei 1 einem Übertrager 2 zugeführt wird, von dessen Sekundärseite zwei Sammelschienenpaare 3, 4 abgezweigt sind, deren Spannungen für alle Frequenzen um 180 ° phasenverschoben sind. Es könnten in ähnlicher Weise auch mehrere Sammelschienen vorgesehen werden, die etwa um 60, 90 oder 120 ° elektrisch gegeneinander phasenverschoben sind, so daß sich ihre Summennebensprechwirkung aufhebt.

Fig. 2 zeigt eine Anordnung der zweiten Art, bei der größere zeitliche Phasenverschiebungen in an sich bekannter Weise dadurch erzielt werden, daß beispielsweise ein gemeinsamer Stahldraht durch die Rundfunkdarbietungen über einen Sprechkopf 5 besprochen wird und daß räumlich voneinander getrennte Sprechköpfe (z. B. 6 bis 9) zu verschiedenen Sammelschienen führen, die ihrerseits mit den Kabeladern verbunden sind. Zum Löschen der Stahldrahtbesprechung wäre ein besonderer Sprechkopf 10 vorzusehen.

An Stelle des Stahldrahtes können größere zeitliche Verzögerungen in an sich bekannter Weise auch dadurch erzielt werden, daß z. B. gemäß Fig. 3 elektrische Verzögerungsketten K vorgesehen werden. Damit eine gleichmäßige Verzögerung des gesamten Sprachfrequenzbandes erfolgt, können die Verzögerungsketten durch Reihenschaltung eines künstlichen Kabels mit einer Phasenausgleichschaltung gebildet werden, wobei durch Verstärker V die Dämpfung der Ketten ausgeglichen werden kann.

Für Rundspruchanlagen ist die Erfindung von besonderer Wichtigkeit. Damit die Leitungen, welche gerade nicht für Rundspruch, sondern für Telephonie benutzt werden, geringstes Nebensprechen aufweisen, ist erforderlich, daß eine möglichst gleichmäßige Verteilung der mit verschiedener Phase ausgesandten Texte über die Teilnehmerleitungen vorhanden ist. Dies kann vorteilhaft dadurch erreicht werden, daß automatische Wahleinrichtungen vorgesehen werden, welche die Verbindungen der einzelnen Sammelschienen der Rundspruchsendeeinrichtungen mit den einzelnen Kabelleitungen in der Weise vornehmen, daß eine möglichst gleichmäßige Verteilung der phasenverschobenen Ströme über die ganze Leitergruppe, z. B. das Kabel, erfolgt. Bei Anrufen einer Zentrale kann das in der Weise geschehen, daß der Anschluß an diejenige der Sammelschienen mit phasen- oder zeitlich verschobenen Strömen gelegt wird, die gerade am wenigsten durch Anschlüsse belastet ist.

Claims

Patentansprüche:

1. Verfahren zur gleichzeitigen Übertragung desselben Textes über mehrere benachbarte Fernmeldekreise, insbesondere Leitungen ein und desselben Kabels, dadurch gekennzeichnet, daß die Übertragung gleichen Textes über die einzelnen Fernmeldekreise, insbesondere Kabelleitungen, mit einer derartigen Phasenverschiebung erfolgt, daß das Nebensprechen auf anderen Zwecken dienenden benachbarten Fernmeldekreisen vermindert wird.

2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die zu übertragenden Ströme in Grund- und Oberwellen um gleiche elektrische Phasenwinkel verschoben werden.

3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die zu übertragenden Ströme in Grund- und Oberwellen um einen gleichen zeitlichen Betrag verschoben werden.

4. Anordnung zur Ausübung des Verfahrens nach Anspruch 3 zur Erzielung einer Verzögerung um größere Zeitabschnitte, dadurch gekennzeichnet, daß die Anordnung aus einer Stahldrahtapparatur (Telegraphon) mit mehreren getrennten Abnahmeköpfen besteht, denen die zu übertragenden Ströme entnommen werden.

5. Anordnung zur Ausübung des Verfahrens nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die zeitliche Verzögerung durch

elektrische Verzögerungsketten, mit denen gegebenenfalls Verstärker in Reihe geschaltet sind, bewirkt wird.

6. Verfahren gemäß Anspruch i, insbesondere für Rundspruch, dadurch gekennzeichnet, daß die einzelnen Fernmeldeleitungen, die die gleichen Texte übertragen, an gegeneinander verzögerte Sammelschienensysteme derart angeschlossen werden, daß die Verteilung der mit phasenverschobenen Strömen besprochenen Leitungen eine möglichst gleichmäßige ist.

7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß bei Anruf der Zentrale durch einen Teilnehmer automatisch diejenige Sammelschiene angeschlossen wird, die zur Zeit des Anrufens am wenigsten belastet ist.

Hierzu 1 Blatt Zeichnungen