DE58927C - Auswechselbares Reservoir für Gasbeleuchtungsapparate von Fahrzeugen - Google Patents

Description

KAISERLICHES

PATENTAMT.

Obgleich man schon seit längerer Zeit Fahrzeuge, wie Eisenbahn-, Pferdebahnwagen, Omnibusse, gröfstentheils mit Gasbeleuchtung versehen hat, war es bisher doch nicht möglich gewesen, einen solchen Wagen tage- oder wochenlang laufen zu lassen, ohne den Gasvorrath zu ergänzen, da die an jedem Wagen ein- für allemäl befestigten Gasbehälter nur klein waren, keinen bedeutenden Druck aushalten konnten und jeden Tag neu gefüllt werden mufsten.

In der nachfolgend beschriebenen und durch die Fig. 1 bis 8 dargestellten Erfindung ist nun ein Apparat bezw. eine Combination von Apparaten geschaffen, . durch welchen es möglich wird, einen Wagen tage- und wochenlang beleuchten zu können, ohne dafs eine Erneuerung des Gasvorrathes während dieser Zeit nothwendig wird.

Es ist dieses Verfahren ferner dadurch ausgezeichnet, dafs der Gasbehälter, trotzdem er für eine so viel längere Zeit Gas liefern soll, nicht- nur nicht gröfser, sondern sogar kleiner ist als die bisher benutzten Gasbehälter.

Ein weiterer wesentlicher Vorzug der Einrichtung ist schliefslich der, dafs man den Gasbehälter, nachdem er all sein Gas abgegeben hat, einfach von dem betreffenden Wagen entfernen und durch einen anderen, gefüllten Gasbehälter ersetzen kann, eine Manipulation, welche kaum 1 Minute dauert und somit bei Eisenbahnen selbst da ausgeführt werden kann, wo nur ganz kurze Haltepausen sind.

Der wesentliche Theil der Einrichtung besteht in einer starken stählernen Flasche A, Fig. ι bis 3, welche auf einen Druck von über 200 Atmosphären geprüft ist. Es wird diese Stahlflasche unter einem Druck von 150 Atmosphären mit Gas gefüllt und dann durch einen geeigneten Hahn verschlossen, welchen Fig. 5 im Querschnitt darstellt und welcher weiter unten eingehend beschrieben werden wird.

Mit dem Hahn ist ein T-Stück wv durch eine Schraube u verbunden. Das zweite Ende des T-Stückes ist mit einem Manometer P in Verbindung, und das dritte Ende des T-Stückes führt zu einem Reducirventil V von eigenartiger Construction, welches in Fig. 4 im Durchschnitt dargestellt ist und in der Technik unter dem Namen »Beard's Reducirventil« bekannt ist. Von dem Reducirventil führt ein Rohr P zu einem sogen. Carburator C, d. h. zu einem Apparat, in welchem Gase mit flüchtigen Kohlenwasserstoffen gesättigt werden, um sie entweder brennbar zu machen oder ihre Brennbarkeit zu erhöhen. Von dem Carburator führt nun ein Rohr P¹ zu einer oder auch zu mehreren Gasflammen, welche natürlich sowohl frei (J. Fig. 1) oder in Laternen eingeschlossen (L, Fig. 3) sein können.

Wie es wohl ohne. Weiteres klar ist, hat das Reducirventil den Zweck, nur. so viel Quantität Gas durchzulassen, wie zur Speisung der betreffenden Flamme oder Flammen nothwendig ist. Da nun aber das Gas durch den starken Druck, unter welchem es sich befindet, etwas von seiner Leuchtkraft einbüfst, so ist der Carburator C vorgesehen, welcher dem Gas seine normale Leuchtkraft wiedergiebt.

Es ist die ganze Rohrleitung nebst dem Carburator, dem Reducirventil und dem Manometer ein- für allemal mit dem betreffenden

Fahrzeug verbunden; der einzige Thei], welcher entfernt werden kann, ist, wie schon erwähnt, die Gasflasche, welche in einem passenden Behälter und an einem passenden Ort am Wagen derart angeordnet ist, dafs man sie leicht entfernen und auch ihre Verbindung mit den übrigen Theilen der Anlage leicht lösen bezw. leicht wieder herstellen kann. Bei der in Fig. ι dargestellten Anordnung ist ein Manometer vorgesehen und es sind das Reducirventil und der Carburator durch ein Rohr verbunden.

Der Manometer kann in besonderen Fällen fortfallen (Fig. 2), und es kann auch das Reducirventil mit dem Manometer direct zusammen montirt werden, wie es z. B. Fig. 3 zeigt. Es hängt dies vollständig .von der Bauart des betreffenden Wagens und von der Anzahl der zu speisenden Flammen ab.

Der bereits oben erwähnte, an dem Gasbehälter befindliche Hahn ist folgendermafsen construirt:

Das Hahngehäuse B hat drei mit Gewinde versehene Ansätze a¹ u und g, von denen der Theil αλ direct in der Gasflasche befestigt ist und stets in derselben verbleibt. Im Innern des Hahngehäuses B befinden sich drei Kanäle i i¹ P, von denen i und P das Gehäuse in etwas schräger Richtung durchlaufen und durch den Kanal i^l verbunden werden. Der Kanal i¹ ist nach dem Theil g zu verbreitert und mit einem Gewinde versehen, in welchem der mit dem Vierkantknopf d und dem Gewinde 0 versehene Hahn b auf- und niederbewegt werden kann. Auf das Gewinde des Theiles g wird der Theil f einer Hülse c³ aufgeschraubt, welche innen einen Ansatz t trägt, durch welchen verhindert wird, dafs das im Behälter A enthaltene Gas, falls sich das Gewinde ο durch langen Gebrauch abnutzt, den Hahn b herausschleudern kann, was zu Unglücksfällen Veranlassung geben könnte. Falls bei dieser Construction ein solcher Fall eintreten würde, könnte der Hahn b nur bis an den Ansatz t gelangen, da das Gewinde hier einen Anschlag und Halt findet.

Das Reducirventil (Fig. 4) ist folgendermafsen construirt:

Das Rohr S, welches mit dem Gasbehälter A in Verbindung steht, mündet mit seinem Kanal q¹ in einen starken Metallbehälter y, von welchem das Rohr r zum Carburator führt. Mit dem Gehäuse y ist ein zweites Gehäuse V fest verbunden, dessen Wandung kk^l ebenfalls aus starkem Metall besteht. Im Theily ist ein Arm b^l befestigt, an dessen Endpunkt o¹ die Arme η einer sogen. Nürnberger Scheere befestigt sind, welche einerseits durch einen Stift n¹ an einem Klotz a¹ und andererseits an einem Klotz p² befestigt sind. Letzterer trägt einen konischen Ansatz q, welcher in den ebenfalls konisch geformten Kanal ^¹ hineinreicht und denselben öffnen bezw. verschliefsen kann. Der Klotz a¹ ist durch einen Bolzen ο mit einem Gehäuse e verbunden, dessen gewellte Wandung m ebenfalls im Gehäuse V befestigt ist.

Es ist nun ohne Weiteres klar, dafs der durch das Gas auf den Konus q ausgeübte Druck ein Verkürzen der Scheere η herbeiführen mufs.

Da nun aber die Scheere η durch den Arm b^l gehalten wird und an der entgegengesetzten Seite denselben Druck, den sie empfing, auf das Gehäuse ein überträgt, so kann stets nur eine ganz bestimmte Menge Gas durch den Kanal q¹ entweichen, gleichgültig, wie der Druck im Innern des Gasbehälters ist.

Der Carburator ist in den Fig. 6 bis 8 dargestellt und besteht zunächst aus einem Metallgehäuse B, Fig. 6, welches durch verticale Scheidewände ρ in drei Kammern getheilt ist. Der Deckel L dieses Gehäuses wird durch Schrauben ss' befestigt, nachdem eine Gummischeibe r zwischen ihm und den Seiten des Gehäuses eingeschaltet ist. Ueber jeder Abtheilung befindet sich ein Kanal H¹P,. welcher durch einen Deckel c c¹ c² verschlossen werden kann und zum Einfüllen .flüssiger Kohlenwasserstoffe, wie z. B. Gasolin, Benzol, Benzin, Naphtol, dient. Je zwei Kammern sind durch eine Röhre b b^x derart verbunden, dafs das aus der einen Röhre in die andere strömende Gas stets den ganzen Theil des Behälters durchlaufen mufs, und zwar sind die Röhren b b¹ etwas enger gewählt, wie das Gaszuleitungsrohr α und das Gasabführungsrohr 0, damit das Gas die Behälter C C¹ C² mit etwas gröfserer Geschwindigkeit durchfliefst und auch eine gröfsere Menge der Kohlenwasserstoffgase aufnimmt.

Im Innern der Behälter C C¹ C² befinden sich aufserdem poröse Stoffe, wie z. B. Schwämme S, welche von den flüssigen Kohlenwasserstoffen durchtränkt werden und sich direct im Wege des Gasstromes befinden, so dafs sich diesem letzteren eine möglichst grofse Oberfläche darbietet.

In solchen Fällen, in denen nur zwei Abtheilungen C Verwendung finden sollen, wird die Röhrenanordnung derart getroffen, wie es Fig. 8 zeigt, wobei also auch der Gasstrom einen möglichst grofsen Weg in den einzelnen Abtheilungen zurücklegen mufs.

Wie bereits erwähnt, ist der Carburator auch ein- für allemal an dem betreffenden Fahrzeug befestigt, und natürlich derart, dafs man zu den Einfüllöffnungen i i¹ P leicht gelangen kann.

Es ergiebt sich nun, dafs sich durch diese vorbeschriebene Anordnung ein Wag^{en senr} lange Zeit erleuchten läfst, da die in dem Gas-

behälter unter so ungeheurem Druck aufgespeicherte Gasmenge eine ganz bedeutende ist, wobei man aber doch vollkommene Sicherheit gegen eine Explosion hat, da die Gasflaschen, welche aus kalt gezogenem Stahl bestehen, auf einen weit höheren Druck geprüft werden, als sie später im praktischen Gebrauch aushalten sollen.

Welche Betriebserleichterungen sich daraus ergeben, wenn man bei einem grofsen Wagenpark die Neufüllung der Gasbehälter nicht täglich, sondern vielleicht nur monatlich einmal vorzunehmen braucht, ist augenscheinlich, und noch bedeutender ist der Vortheil, dafs selbst solche Verkehrseinrichtungen ihre Fahrzeuge mit Gas versehen können, denen keine Vorrichtung zum Füllen des Gasbehälters zur Verfügung steht, da man ja die Gasbehälter beliebig abnehmen, durch gefüllte ersetzen und die leeren dann einfach zur Füllung nach dem Gaswerk hinschicken kann.

Claims (1)

1. Patent-Anspruch:

   Ein transportabler Apparat zum Beleuchten von Fahrzeugen mit Gas, bestehend aus einem auswechselbaren, starken, aus kalt gezogenem Stahl bestehenden Reservoir, in welchem das Gas unter einem Anfangsdruck von mindestens 150 Atmosphären eingeprefst ist, in Verbindung mit einem Reducirventil und einem Carburator, welche nebst der Rohrleitung stets in oder an dem betreffenden Fahrzeug befestigt sind, während der Gasbehälter nach Verbrauch seines Inhalts von der Rohrleitung entfernt und durch ein gefülltes Reservoir, ersetzt werden kann.

   Hierzu ι Blatt Zeichnungen.