Verfahren zur Feststellung von Eutersekretionsanomalien Es ist bekannt,
mit Farbindikatoren Sekretionsstörungen festzustellen, ausgehend von der Voraussetzung,
daß ,die vier Viertel nicht gleichzeitig erkranken bzw. die pH-Werte normaler Milch
nur in bestimmten Grenzen schwanken, so daß darüber hinaus die Milch als krankheitsverdächtig
angesehen wird. Die Verfahren sind durch das dauernde Abmessen von Milch und Indikatorlösung
noch zu umständlich, so daß es bei der Verbreitung von Eutererkrankungen bisher
an einem einfachen Mittel fehlte, den Landwirten, Kontrollbeamten usw. eine dauernde
Kontrolle ihres Viehbestandes zu ermöglichen. Dieses einfache Hilfsmittel - wurde
in Form eines Reagenspapiers gefunden. Die Verwendung von Indikatorpapier dürfte,
wie das altbekannte Lackmuspapier im chemischen Laboratorium beweist, das einfachste
Verfahren sein, eine PH-Messung durchzuführen. Für die Milchprüfung wurden bereits
u. a. mit Methylrot, Bromkresolgrün und Lackmus präparierte Papiere vorgeschlagen.
Während die ersten beiden nur zur Erkennung saurer Milch dienen können, wurdeLackmuspapier
bereits zur Erkennung anormaler, alkalischer Milch verwendet. Die Unsicherheit in
der Beschaffung eines immer einheitlichen Papiers und die nachteilige Beeinflussung
durch Ammoniak und Kohlensäure in der Luft verhinderten eine allgemeine Anwendung.
Wie die zur Ausarbeitung des vorliegenden Verfahrens notwendigen Versuche zeigten,
lassen sich nicht ohne weiteres die beim Gebrauch von Indikatorlösungen gesammelten
Erfahrungen auf Reagenspapier übertragen. Dies hat sich besonders bei Milchuntersuchungen
erwiesen, obgleich doch Milch allgemein als gut puffernde @ Flüssigkeit angesehen
wird, bei der ein Indikatorzusatz offenbar ohne Belang für die PH-Messung ist. Dies
ist jedoch nicht der Fall, und besonders bei Verwendung von Indikatorpapier ist
der Einfluß des Indikators sehr groß. Es ergab sich, daß zur Feststellung von Sekretionsstörungen
mit Reagenspapier folgende Forderungen aufzustellen sind, wenn der Laie befriedigende
Ergebnisse haben soll. Man muß ohne Vergleichsfarbtafel arbeiten können. Auch darf
der Vergleich der vier Viertel nicht unbedingt gefordert werden, da sonst bei gleichzeitiger
Erkrankung bzw. Störung sämtlicher Viertel keine Feststellung erfolgen könne. Auch
bei Lampenlicht muß eine Farbunterscheidung möglich sein, und die ammoniakalische
Stallluft darf außerdem nicht störend wirken. Das Wesen der vorliegenden Erfindung
besteht nun darin, daß obige Forderungen von einem Indikator erfüllt werden, dessen
empfindliches Meßbereich zwischen etwa pH 6,6 und 6,8 liegt, da andere Indikatoren
obige Bedingungen nicht erfüllen können. Beim Gebrauch von Reagenspapier, im Gegensatz
zur Messung mit Indikatorlösung, spielt das Zeitmoment eine Rolle. Es stellt sich
nämlich der Gleichgewichtszustand, d. h. die zu der betreffenden Wasserstoffionenkonzentration
gehörige Färbung, nicht sofort ein, wodurch
beim Arbeiten im Stall
Störungen 'auftreten, die je nach dem empfindlichen Meßbereich des Indikators so
stark werden können, daß eine Verwendung von Reagenspapier im obigen Sinne überhaupt
nicht möglich ist. Nimmt man z. B. Bromkresolpurpur zum Präparieren des Papiers,
so tritt folgendes auf: Bei der Prüfung von Milch vom Säuregrad 7 außerhalb des
Stalles gegen eine solche vom Säuregrad 5 (künstlich durch Alkalizugabe hergestellt)
ist scheinbar zunächst bei Lampenlicht kein Unterschied zu bemerken. Erst nach io
Sekunden bis 1J2 Minute tritt die Farbdifferenzierung auf: Das gleiche gilt, wenn
auch in vermindertem Maße, beim Vergleich von Milch vom Säuregrad 7 mit solcher
vom Säuregrad 3. Zur endgültigen' Beurteilung ist also unbedingt geringes Warten
erforderlich. Da man- sich nun bei Vornahme der Probe in mehr oder weniger ammoniakalischer
Stalluft befindet, macht sich hierdurch die Störung folgendermaßen bemerkbar. Das
empfindliche Meßgebiet liegt bei pH etwa 6,1 (5,8 bis 6,q.). Die verschiedenen Streifen
sind nun gleichzeitig der Stall-Luft ausgesetzt, nehmen besonders gleichzeitig Ammoniak
auf und verändern ihre Farbe, und zwar weniger alkalische Milch in stärkerem Maße
als stärker alkalische Milch, da die Dissoziationskurven aller Indikatoren keine
Gerade, sondern eine S-Kurve darstellen. Dies äußert sich so, daß im empfindlichen
Meßbereich große Farbänderungen zu kleinen PH-Verschiebungen gehören und umgekehrt
in den Grenzgebieten relativ große pH-Verschiebungen einer nur geringen Farbänderung
zuzuordnen sind. Die Verwendung von Bromthymolblau (empfindliches Meßbereich atwa
pH 7,o; etwa 6,6 bis 7,2) im gleichen Sinne gestattet, Unterschiede erst nach i
Minute bei Lampenlicht festzustellen, und außerdem ist eine Unterscheidungsmöglichkeit
nach der sauren Seite überhaupt nicht mehr möglich. Das empfindliche Meßbereich
des Indikators liegt schon zu weit außerhalb der Brauchbarkeit. Die Auswahl der
zur Verfügung stehenden Indikatoren ist also sehr begrenzt, und obwohl beim Gebrauch
von Indikatorlösungen beide obengenannten Indikatoren brauchbar sind, ist bei Verwendung
von Reagenspapier die Brauchbarkeit nicht mehr gegeben.
Mit einem Indikatorpapier, das die geforderten Eigenschaften besitzt
und z. B. mit Bromxylenolblau hergestellt wird, geht die Feststellung so vor sich,
daß man mit den ersten entnommenen Milchstrahlen das präparierte Papier benetzt
und es am besten zur Aufsaugung der überschüssigen Milch und zur besseren Übersicht
auf Fließpapier legt. Normale Milch zeigt gelbgrüne Färbung des Papiers, anormale
Milch eine tiefgrüne bis blaugrüne Färbung an. Da das empfindliche Meßbereich in
Grün bis Blaugrün liegt, zeigt sich hier bei der Stalluntersuchung, daß durch Einwirkung
von Ammoniak selbstverständlich sämtliche Untersuchungsstreifen beeinfiußt werden.
Die anormalen Streifen werden aber nach gleicher Zeit in der Färbung stärker verschoben
als die normalen, was für die Beurteilung nur günstig ist, da innerhalb der Zeit,
die zur Beurteilung in Frage. kommt, statt einer Störung, wie oben ausgeführt, hier
eine stärkere Differenzierung des Umschlags auftritt. Da unter bestimmten Umständen
die anormale Milch nicht nur alkalischer als normale Milch, sondern auch saurer
sein kann, muß das Papier auch diesen Zustand anzeigen, was hier durch Auftreten
einer quittegelben Färbung geschieht. Aus diesen Gründen xnuß auch das empfindliche
Meßbereich nach oben begrenzt werden; Bromthymolblau ermöglicht wohl in, Lösung
noch diese Feststellung, im Reagenspapier aber nicht mehr. Im erweiterten Sinne
muß daher im Milchmedium das empfindliche Meßbereich, das am besten durch die scheinbare
Dissoziationskonstante ausgedrückt wird, im anormalen pH-Gebiet so liegen, daß eine
Säuerung der Milch noch festgestellt werden kann.