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Verfahren und Vorrichtung zum Spinnen und Nachbehandeln von Kunstseide
Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Spinnen und Nachbehandeln
von Kunstseide. Bei den bisherigen Spinnverfahren wird das Spinngut auf feste zylindrische
Spulen aufgewickelt. Hierbei besteht jedoch der Nachteil, daß ein Nachbehandeln
der Kunstseide auf diesen Spulen kaum möglich ist, da einerseits die l-Tachbehandlungsflüssigkeiten
die Fadenlagen nicht genügend durchdringen können, da dieselben auf ihrem ganzen
Umfang aufliegen, so daß sehr lange Nachbehandlungszeiten erforderlich sind, andererseits
können die unteren Fadenlagen den bei der Nachbehandlung, vor allem beim Trocknen
bis zu zo °1o, auftretenden Schrumpfungen nicht folgen. Es ist auch schon versucht
worden, um den Schrumpfungen der Seide Rechnung zu tragen, diese auf Spulen aufzuwickeln,
welche einen veränderlichen oder elastischen Umfang haben. Hierbei besteht aber
wiederum der Nachteil, daß ein einwandfreies Nachbehandeln der Seide nicht möglich
ist, da die Behandlungsflüssigkeiten infolge .der großen Auflagefläche die Fadenlagen
nicht genügend durchdringen können. Außerdem wird auch durch die Verwendung derartiger
Spulen die Herstellung der Kunstseide wesentlich verteuert, so daß deren Verwendung
in der Praxis kaum in Frage kommt. Es ist auch weiterhin versucht worden, den aufgewickelten
Faden in Strangform umzuspulen bzw. in Strangform zu wickeln, um denselben so der
Nachbehandlung zu unterwerfen. Dieses ist aber ebenfalls ein umständliches und kostspieliges
Verfahren, da hierbei ein mehrmaliges Umspulen bzw. Umhaspeln erforderlich ist,
andererseits werden hierfür komplizierte und in ihren Abmessungen große Nachbehandlungsvorrichtungen
benötigt, wobei auch das Aufwickelorgan (Haspel) die Herstellung der Seide wesentlich
verteuert.
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Die vorliegende Erfindung besteht in einem Verfahren und einer Vorrichtung
zum Spinnen und Nachbehandeln von Kunstseide, bei welchem die genannten Nachteile
dadurch vermieden werden, daß das Spinngut auf die Spulenzylinderfläche und auf
aus der Zylinderfläche um ein geringes hervorstehende Arme einer Aufnahmevorrichtung
in runder Form aufgewickelt und nach beendetem Spinnvorgang zusammen mit der vorher
in den Spulenhalter eingeschobenen, kreuzweise ausgebildeten Aufnahmevorrichtung
abgezogen wird, so daß die Spinngutlagen auf ihrem Umfang vollkommen frei liegen
und nur noch viermal die Sehnen des bisherigen Kreises ausfüllen, und in ,dieser
Form der Nachbehandlung, wie Waschen, Entsäuern, Entschwefeln, Bleichen, Trocknen,
Färben usw., unterworfen wird.
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Die auf solche Weise behandelten Garnwickel können bequem versandt
werden oder aber durch Abziehen über Kopf oder Aufstecken auf eine Zwirnspindel
verzwirnt werden.
Durch dieses Verfahren werden die Vor= teile erzielt,
daß einmal das Spinngut in der Spulenform aufgewickelt und ohne Umspulung in dieser
Form der Nachbehandlung unterworfen wird. Hierbei können die Behandlungsflüssigkeiten
infolge der frei liegenden Fadenlagen überall durchdringen, so daß eine einwandfreie
und intensive Nachbehandlung in kürzester Zeit gesichert ist. Auch können die Fadenlagen;
weiche nachdem Abziehen nur noch viermal die Sehnendes Aufwickelkreises ausfüllen,
.durch diese Erschlaffung den bei der Nachbehandlung auftretenden Schrumpfungen
nachgeben. Ein weiterer Vorteil liegt noch darin, daß das Spinngut auch in dieser
Form für die Weiterverarbeitung zum Versand kommt, oder aber der Faden wird lediglich
zum nachträglichen Zwirnen über Kopf abgezogen und in eine für -die Weitenverarbeitung
erforderliche Spulenform gebracht. Es wird also durch .das vorliegende Verfahren
eine wesentliche Verkürzung, Vereinfachung und daher Verbilligung in der Herstellung
der Kunstseide erzielt.
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Die Erfindung bildet ferner eine Vorrichtung zur Ausführung des Verfahrens.
Diese besteht aus einem mit Schlitzen versehenen Spulenhalter, in welchen eine derart
kreuzweise ausgebildete Aufnahmevorrichtung eingeschoben wird, daß dieselbe die
Zylinderfläche des geschlitzten Spulenhalters annähernd ausfüllt, wobei zum leichteren
Abziehen der Aufnahmevorrichtung mit dem Spinngut dieselbe an den Enden vorstehende
Kanten trägt. Hierbei kann in bekannter Weise die kreuzweise ausgebildete Aufnahmevorrichtung
aus ineinandergeschobenen Streifen aus Papier, Metall oder ähnlichem Material bestehen,
oder die Aufnahmevorrichtung wird aus zwei sich kreuzenden Drähten gebildet, die
an den Kreuzungsstellen durch Nieten zusammengehalten werden und außen die Form
einer Spule tragen. Abgesehen von den bereits obenerwähnten Vorteilen des Verfahrens
trägt die einfache Ausbildung der Aufnahmevorrichtung wesentlich dazu bei, die Herstellung
der Kunstseide zu verbilligen.
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Die Zeichnung stellt die Vorrichtung zur Ausführung des Verfahrens
in einer beispielsweisen Ausführungsform dar, und zwar zeigt Fig. i den geschlitzten
Spulenhalter mit teilweise herausgezogener, kreuzweise ausgebildeter Aufwickelvorrichtung
in perspektivischer Darstellung, Fig. 2 die fertig bewickelte Aufwickelvorrichtung
-vom Spulenhalter abgezogen, ebenfalls in perspektivischer Darstellung, Fig. 3 bis
5 verschiedene Ausführungsbeispiele der kreuzweise ausgebildeten Aufwickelv orrichtung
im Seitenriß.
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Auf der Spulenwelle a., die ihren Antrieb durch in der Zeichnung nicht
dargestellte Schraubenräder erhält, befindet sich ein mit gekreuzten Schlitzen e
versehener Spulenhalter d. In den Schlitzen eist eine entsprechend
kreuzweise ausgebildete Aufnahmevorrichtung feingeschoben, welche an den Enden zum
späteren Abziehen mit dem Spinngut überstehende Kanten g aufweist. Die Rufwindung
des Spinngutes i erfolgt in an sich bekannter. Weise durch einen hin und her gehenden
Fadenführer. Die Aufnahmevorrichtung f besteht entweder aus gekreuzten ineinandergesteckten
oder zusammengehefteten Streifen aus Metall, Papier oder ähnlichem Material (Fig.
3 und q.) oder aber aus zwei in diese Form gebrachten gekreuzten Drähten 1, welche
an ihren Kreuzungsstellen durch Nieten m miteinander verbunden sind (Fig. 5).
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Zur Aufwicklung des Spinngutes wird also die Zylinderfläche des Spulenhalters
durch Einschieben der kreuzweise ausgebildeten Aufnahmevorrichtung annähernd ausgefüllt,
so daß die Rufwindung des Spinngutes auf einen nahezu runden Halter erfolgt, wogegen
nach dem Abziehen der kreuzweise ausgebildeten Aufnahmevorrichtung f mit dem Spinngut
eine Erschlaffung der Spinngutlagen auf dieser Aufnahmevorrichtung eintritt, da
die Lagen nunmehr nur noch viermal die Sehne der bisherigen Kreisform des Spulenhalters
ausfüllen und an .diesen Stellen vollkommen frei liegen. Nach der Nachbehandlung
kann die Kunstseide auf dieser Aufnahmevorrichtung zum Versand gebracht oder aber
zum nachträglichen Zwirnen oder Umspulen auf einen ebenfalls geschlitzten Spulenhalter
gesteckt und der Faden abgezogen werden, wobei entweder der Spulenhalter beim Umspulen
stillsteht oder beim Zwirnen eine Drehung erfährt.