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Verfahren zur Behandlung von Geweben Die Erfindung betrifft ein Verfahren,
um Webstoffe mit cellulosehaltigem Material zu überziehen oder zu appretieren, und
bezweckt, gewisse Schwierigkeiten und Nachteile der bisherigen Technik dabei zu
beseitigen.
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Die Herstellung überzogener und appretierter Gewebe ist altbekannt.
Im allgemeinen ist bei den bisherigen Verfahren versucht worden, ein derartiges
Material herzustellen, indem man eine Lösung von cellulosehaltigem Stoff, z. B.
Viskose, auf dem Gewebe ausbreitete. Bei diesen Verfahren zeigen sich Schwierigkeiten,
deren Überwindung nicht leicht ist. Viskose und andere cellulosehaltige Lösungen,
z. B. eine Lösung von Cellulose in Calciumthiocyanatlösung, sind zähflüssig, und
die Viskosität dieser Lösungen ändert sich, wenn sie der Einwirkung der Außenluft
oder Temperaturschwankungen ausgesetzt sind, oder bei ihrer Handhabung und aus ähnlichen
Gründen. Infolgedessen ist es sehr schwer, Schichten von cellulosehaltigem Material
von gleichförmiger Dicke zu erzielen. Beim Ausbreiten der cellulosehaltigen Lösung
auf den Stoff ist fortwährende Sorgfalt erforderlich, und man muß sehr häufig die
Zuführungsvorrichtungen einstellen und regeln.
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Die hohe Viskosität von Celluloselösungen in Calciumthiocyanatlösungen
macht es schwierig, daraus dicke Schichten herzustellen. Dicke Schichten haben die
Neigung, zu reißen und von der Stoffunterlage abzublättern. Die Schwierigkeiten
und Nachteile der bisherigen Verfahren werden gemäß der Erfindung beseitigt, indem
man einen cellulosehaltigen Brei auf einer Stoffunterlage ausbreitet und darauf
den Brei teilweise zur Lösung oder Gelatinierung bringt, ohne indessen die Stoffunterlage
wesentlich anzugreifen. Dieser Zweck wird erzielt, indem man die Stoffunterlage
mit cellulosehaltigem Brei überzieht, das Ganze in ein Gelatinierungsbad an sich
bekannter Art, z. B. eine Calciumthiocyanatlösung von bestimmter Stärke, eintaucht,
die Masse stehenläßt, bis eine Teillösung oder Teilgelatinierung eintritt, allen
Überschuß an gelatinierender Flüssigkeit entfernt und das Material in üblicher Weise
preßt und fertigstellt.
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Es ist bekannt, einen cellulosehaltigen Brei auf Gewebe aufzutragen,
Jedoch hat man bei dem bekannten Verfahren keine Gelatinierung vorgenommen, also
auch nicht dieselbe Oberflächenbeschaffenheit wie bei dem vorliegenden Verfahren
erzielen können.
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Es ist auch bekannt, auf Gewebeschichten C.Alulosefasern abzulagern
und gleichzeitig Gelatinierungsmittel einwirken zu lassen. Dabei wird aber auch
das Grundgewebe mehr oder weniger gelatiniert, was bei dem vorliegenden Verfahren
ausgeschlossen ist, da die Gelatinierungsmittel erst zur Einwirkung kommen, nachdem
der cellulosehaltige Brei auf das Gewebe aufgebracht ist, das er vollkommen bedeckt.
Nachstehend
wird zur besseren Erläuterung ein Beispiel einer bevorzugten Ausführungsform beschrieben,
auf das indessen die Erfindung nicht beschränkt ist.
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Eine Stoffunterlage, die aus lose gewebtem Tuch bestehen kann, wird
mit einer Schicht von Brei bedeckt, z. B. Sulfitbrei oder Baumwolllumpenbrei oder
anderem cellulosehaltigem Material in fein verteiltem Zustand. Die Schicht von cellulosehaltigem
Material kann beliebige Dicke haben und kann je nach Wunsch auf beiden Seiten der
Stoffunterlage oder nur auf einer Seite angebracht werden. Das Ausbreiten des cellulosehaltigen
Materials läßt sich leicht in allgemein bekannter Weise ausführen.
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Das Gewebe und der darauf gebrachte Cellulosebrei werden mehr oder
weniger vollständig getrocknet, indem man sie zwischen heißen Quetschwalzen hindurchgehen
läßt, ' wodurch Hitze und Druck darauf zur Einwirkung gebracht werden.
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Nach Verlassen der Walzen wird das überzogene Gewebe durch eine Lösung
gezogen, die eine Teillösung öder Teilgelatinierung des Breis herbeiführen kann.
Vorzugsweise benutzt man eine Calciumthiocyanatlösung, deren Siedepunkt bei etwa
134 bis 1q.0° C liegt, d. h. einen Gehalt von 68 bis 74. Gewichtsprozent
Calciumthiocyanat (Ca (CN S)2 # 3H20) aufweist, und die 2o bis 30 °/o einer 4o°/oigen
Formaldehydlösung enthält. Es können aber auch andere Calciumthiocyanatlösungen
und auch andere gelatinierenden Lösungen oder Lösungsmittel benutzt werden, wie
sie in der Technik bekannt sind. Die vorzugsweise benutzten Lösungen ergeben besonders
bei einer Temperatur von 2o bis 40'C günstige Resultate. Es kann aber auch bei anderen
Temperaturen gearbeitet werden, besonders wenn Lösungen anderer Konzentration oder
Beschaffenheit benutzt werden.
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Vorzugsweise läßt man das Gewebe nicht längere Zeit in dem Gelatinierungsbade
bleiben, sondern entfernt es und quetscht es aus, indem man es zwischen Walzen hindurchfährt
oder in anderer Weise behandelt, um etwa anhaftende überschüssige Flüssigkeit zu
entfernen. Das Material, das nunmehr eine genügende Menge von gelatinierender Flüssigkeit
enthält, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen, wird eine bestimmte Zeit liegengelassen,
damit die Gelatinierung der im Brei enthaltenen Fasern eintreten kann. Es kann auf
einen Haspel gewickelt oder zusammengefaltet oder in irgendeiner anderen geeigneten
Weise während dieser Gelatinierungszeit behandelt werden.
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Wenn der gewünschte Gelatinierungsgrad erreicht ist, wird das Material
mit Wasser bespritzt oder der Einwirkung von Dampf ausgesetzt oder in anderer Weise
zwecks Verdünnung des gelatinierenden Mittels behandelt. Das Tuch wird dann zwischen
warmen Quetschwalzen oder anderen geeigneten Vorrichtungen hindurchgeführt, wodurch
der gelatinierte Brei in die Stoffunterlage hineingepreßt und mit ihr innig verbunden
wird. Das Tuch wird dann in üblicher Weise gewaschen und getrocknet.
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Je nach den gewünschten Ergebnissen können die Ausgangsstoffe für
das Verfahren und die Durchführung des letzteren innerhalb weiter Grenzen geändert
werden, wie für den Fachmann ersichtlich ist. Beispielsweise kann man' Stoffunterlagen
behandeln, die aus Flachs, Hanf, Jute oder anderen Faserstoffen gewebt sind, und
der cellulosehaltige Brei, der als Gelatinierungs- oder Überzugsmittel benutzt wird,
kann verschiedener Herkunft sein.
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Außerdem kann die Reihenfolge der einzelnen Arbeitsstufen bei der
Ausführung des Verfahrens gemäß der Erfindung verändert werden. Beispielsweise kann
es unter gewissen Umständen empfehlenswert sein, das überzogene Gewebe auszuquetschen
oder zu pressen, ehe man es zur Verdünnung des Gelatinierungsmittels mit Wasser
bespritzt oder dämpft.
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Die Beschaffenheit des nach dem Verfahren gemäß der Erfindung erhaltenen
Produkts ändert sich je nach den benutzten Ausgangsstoffen und je nach verschiedenen
anderen Faktoren, z. B. der Dauer der Gelatinierungszeit. Gewöhnlich ist es indessen
vorzuziehen, die Gelatinierung des Breis soweit wie möglich fortschreiten zu lassen,
ohne daß indessen die Stoffunterlage wesentlich angegriffen wird. Eine Teilgelatinierung
der Stoffunterlage ist indessen nicht notwendigerweise ein Nachteil, da sie die
Bindung zwischen der Unterlage und dem Überzugsmaterial unterstützen kann.
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Die Vorzüge des Verfahrens sind für den Fachmann ohne weiteres ersichtlich.
Die Schwierigkeiten der Handhabung sehr zähflüssiger cellulosehaltiger Stoffe, die
auch noch Schwankungen ihrer Viskosität unterworfen sein können, werden vollständig
vermieden. Der erhaltene Überzug oder die Appretur ist viel-gleiehförmiger, haftet
besser fest und zeigt keine Risse oder Abblätterungen. Außerdem wird erheblich an
Chemikalien gespart.