-
Zeichenwinkel Zeichenwinkel, bestehend aus zwei aufeinander senkrecht
stehenden Schenkeln zur Winkel- und Längenmessung mit angelenktern Führungslineal,
sind bekannt. Die Schenkel, die die Maßstäbe tragen, sind gewöhnlich im Scheitel
drehbar mit dem Führungslineal verbunden. Mit Hilfe eines am Winkel oder Lineal
befindlichen Viertelkreisbogens, der eine Gradteilung trägt, läßt sich eine beliebige
eigung der Schenkel dem Führungslineal gegenüber ablesen.
-
Diese Zeichenwinkel leiden unter dem Übel: stande, daß der Kreisbogen,
der die Gradteilung trägt, mit Rücksicht auf die Handlichkeit des Geräts nicht so
groß ausgeführt werden kann, als es im Interesse einer genauen Winkelmessung erforderlich
ist. Die kleine Gradteilung bedingt eine ungemein sorgfaltige Lagerung des Drehzapfens
des Lineals. Jedes Spiel im Lager und jede Exzentrizität bewirkt verhältnismäßig
große Fehler bei der Ablesung. Ein weiterer Übelstand liegt darin, daß es schwierig
ist, eine dauernd genaue Übereinstimmung der Gradteilung und Schenkellage herbeizuführen,
derart, daß z. B. beim Ablesen des Winkels oder betreffende Schenkel des Winkels
auch genau waagerecht liegt. Gute Zeichengeräte dieser Art sind daher teuer und
schwer.
-
Bei einer bekannten Ausführung eines Zeichenwinkels, der aus zwei
aufeinander senkrecht stehenden Schenkeln und einem angelenkten Führungslineal besteht,
liegt der Drehpunkt des Führungslineals auf einem der beiden Schenkel, und die Gradteilung
ist in Merkstrichen als Tangensfunktion auf den Schenkeln des Winkels angetragen.
Auch diese Ausführung hat ihre Nachteile. Auch hier ist die Ablesegenauigkeit der
Gradteilung abhängig von der genauen Lagerung des Lineals. Wohl wird hier die Gradteilung
des einen Schenkels groß und genau, aber die Teilung am anderen Schenkel in der
Nähe des Drehpunktes wird unzulässig klein. Ein weiterer -Nachteil ist, daß das
Lineal die Reißschiene nur in einem Punkte berührt und das Gerät nicht am Rande
des Reißbretts verwendet werden kann: Bei einem anderen bekannten Gerät zum Zeichnen
und Messen von Winkeln wird ein Zimmermannswinkel verwendet, der zum Ablesen der
Neigungswinkel von Dachbalken usw. dient. Das Eigentümliche dieses Winkels, der
entsprechend seiner Verwendung kein angelenktes Lineal besitzt, liegt in der Tangensteilung
des einen Schenkels, deren Strahlen nach einem Eckpunkt des anderen Schenkels zusammenlaufen.
Da nun wieder eine Tangensteilung verwendet wird, lassen sich zweckdienlich Steigungen
von höchstens 2 : i antragen. Um weitere Steigungen antragen zu können, sind an
diesem Gerät senkrechte Linien zu den vorhandenen Strahlen angetragen, und deren
Anfangs- und Endpunkte auf dem betreffenden Schenkel werden zum Einstellendes Geräts
benutzt. Diese Anordnung setzt voraus, daß die Winkelteilung sich auf wenige, häufig
vorkommende Steigungen
beschränkt. Anderenfalls würden die letztgenannten
Senkrechten zusammen mit den Strahlen der ersten Gradteilung ein derart dichtes
Liniennetz bilden, daß ein Ablesen von einzelnen Winkelgraden auf die größten Schwierigkeiten
stoßen würde. Die Genauigkeit der Ablesung jener Senkrechten hängt von der Blattbreite
des Schenkels ab. auf dem sie aufgezeichnet sind. Ein weiterer Nachteil dieses Geräts
ist, daß ein Längenmaßstab auf diesem Schenkel nicht angebracht werden kann, weil
beide Kanten für die Steigungen benötigt werden. Dieses Gerät eignet sich keinesfalls
als Zeichenwinkel für ein Reißbrett. Es verträgt weder eine durchlaufende Gradteilung
noch einet ängenteilung auf beiden Schenkeln, und außerdem fehlt ihm das Lineal
zum Feststellen des Winkels bei Parallelverschiebungen.
-
Bei dem neuen Zeichenwinkel mit im Bereich seines Scheitels angelenktem
Führungslineal besitzt erfindungsgemäß jeder Schenkel eine Gradteilung, die sich
zu go° ergänzen und deren Strahlen nach einem am freien Ende des anderen Schenkels
liegenden, durch ein Loch bezeichneten Punkt zusammenlaufen.
-
Gegenüber den bisher bekannten Zeichenwinkeln besitzt der Erfindungsgegenstand
folgende Vorteile: z. sehr große Genauigkeit der Gradteihing, da dieselbe auf einem
Radius entwickelt werden kann, der etwa gleich ist der Schenkellänge des Winkels;
2. die Genauigkeit bleibt unverändert für alle Winkel 'Oll o bis go'; 3. die Ablesegenauigkeit
ist unabhängig von der mehr oder minder sorgfältigen Lagerung des Linealdrehzapfens,
da das Lineal zum Winkelablesen gar nicht herangezogen %v-ird; 4. infolgedessen
ist eine billige Herstellung des Winkels möglich; 5. infolge Wegfalls der teuren
und schweren Präzisionslagerung wird das Gerät außerordentlich leicht und handlich
und ist daher weniger der Gefahr ausgesetzt, z. B. - beim Herunterfallen beschädigt
zu werden.
-
In der Zeichnung ist ein Ausführungsbeispiel des neuen Zeichenwinkels
in zwei Stellungen veranschaulicht.
-
Das Zeichengerät besitzt zwei aufeinander senkrecht stehende Schenkel
bzw. Lineale a und b, die neben der Maßteilung Winkelteilungen besitzen, die der
Tangens- und Kotangensfunktion von zwei Winkelgruppen entsprechen, die sich auf
go° ergänzen. Am besten umfaßt die erste Winkelgruppe die Winkel von o bis 450 und
die zweite die von 45 bis go°. Die erste Winkelgruppe hat gemäß Abb. i ihren Scheitel
A zweckmäßig am freien Ende des Lineals 0, A bzw. a, die zweite am Ende des
Lineals 0, B bzw. b in B.
Demnach befindet sich die Teilung
der ersten Winkelgruppe auf dem Schenkel b und die der zweiten auf dem Schenkel
a. Das Ablesen von Winkeln von o bis 450 geht so vor sich, wie Abb. 2 zeigt. Der
Scheitel A - ein kleines Loch - wird auf eine beliebige Hilfslinie H der Zeichnung
gelegt und z. B. durch eine Bleistiftspitze festgehalten, und dann wird das Gerät
uni A so lange gedreht, bis der gewünschte Winkelteilstrich, z. B. 30°, auf der
Linie H liegt. Dann schließt 0, A mit H den Winkel von 3o° ein. Für
Winkel von mehr als 45° legt man den Scheitel B auf H
und liest auf
Teilung a ab.
-
Das Führungslineal F dient nur dazu, um die Neigung des Zeichengeräts
gegenüber der Reißschiene R durch eine Klemmvorrichtung bzw. -schraube 0 festzuhalten.
-
Der Vorteil dieser Anordnung liegt vor allem in der großen Genauigkeit
der Ablesung, weil die Gradteilung die größtmöglichen Abmessungen erhält und frei
ist von Fehlern, die in der Lagerung am Führungslineal auftreten können. Ferner
können die Winkelmessungen im Gegensatz zu bekannten derartigen Geräten unbehindert
am ganzen Zeichenbrett vorgenommen werden.