-
Verfahren zur Behandlung von Samenpflanzen Der Zweck der Erfindung
besteht in der Beeinflussung der Eigenschaften der Erzeugnisse von Samenpflanzen,
insbesondere der Blätter und der Samen. Namentlich eignet sich das Verfahren für
die Verbesserung der Tabakpflanzen zwecks Verleihung von mehr aromatischen, derberen,
widerstandsfähigen Eigenschaften und Verringerung der Bitterkeit. Das Verfahren
beruht auf der Beobachtung, daß Samen von feinster z. B. Havannaherkunft, auf anderen
Boden verpflanzt, bald degenerieren, und daß sonstige pflanzenphysiologische Methoden,
wie Kreuzung, nicht imstande sind, der Tabakpflanze ihre wertvollen Eigenschaften
zu erhalten, so daß angenommen werden muß, daß die wertvollen Bestandteile der Pflanzen
nach und nach verlorengehen. Die bisher bekannten ernährungsphysiologischenVerfahren
der Pflanzenveredelung beschränken sich auf die Zufuhr von Humusersatzstoffen, Kohlehydraten
und ähnlichem, welche, sei es eine bessere Assimilierung der Bodensalze, sei es
eine verstärkte Ernährung bezweckten. Irgendwelche Beeinflussung in dein eingangs
erwähnten Sinne konnte dabei nicht erzielt werden.
-
Das Verfahren gemäß der Erfindung besteht darin, daß den Pflanzenwurzeln
während der Blütezeit eine Flüssigkeit zugeführt wird, welche würzige aromatische
Stoffe, vorzugsweise Harze, wie Benzoeharz, in assimilierbarem, z. B. verseiftem
Zustande enthält. Diese aromatischen Stoffe, kurz Stammwürze genannt, können aus
dem Auszug der Pflanze selbst durch Vergärung oder Fäulnis gewonnen werden, da die
darin enthaltenen Harze der Einwirkung von Fermenten und Bakterien widerstehen,
jedoch durch den Gärungsvorgang in assimilierbaren, d. h. mehr oder weniger wasserlöslichen
Zustand gebracht werden. In einigen Fällen empfiehlt sich noch ein verstärkter Zusatz
von Harzen, wie Benzoeharz, welches hauptsächlich aus Benzoesäure und Zimtsäure
sowie ihren Derivaten nebst den Estern besteht. Werden solche Harze mit Alkalicarbonaten
verseift; was z. B. beim Erhitzen mit der pottaschehaltigen Pflanzenasche erfolgt,
so entstehen neben unverseifbaren, jedoch durch diese Behandlung in emulgierten
Zustand gebrachten flüchtigen Estern nicht flüchtige, vollkommen wasserlösliche
benzoe- und zimtsaure Alkalisalze. Diese Verbindungen sind sämtlich assimilierbar.
-
Die praktische Ausführung des Verfahrens erfolgt in folgender Weise:
Zwecks Herstellung der obengenannten Stammwürze werden Blüten, Blätter und Stiele
der Tabakpflanze in einen Topf oder ein Fäßchen eingebracht, beschwert und mit Wasser
bedeckt, worauf eine zur Gärung günstige Temperatur aufrechterhalten wird. Nach
Verlauf von einigen, z. B. 5 Tagen der zunächst einsetzenden alkoholischen Gärung
wird der Inhalt unter Luftzutritt mazeriert und dann während 5 bis i o Tage der
Fäulnis- oder sauren Gärung unterworfen, worauf der Treber ausgepreßt und durchgesiebt
wird. Das Filtrat bildet die genannte Stammwürze. Zu dieser Stammwürze wird eine
in ähnlicher Weise hergestellte Würze einer verwandten Tabakpflanze, welche sich
durch
besonders wertvolle Eigenschaften auszeichnet und als Veredelungsstoff dient, hinzugefügt.
- Auch kann ein Auszug dieser letzteren Pflanzenart unmittelbar zu der Stammflüssigkeit,
«-elche sich noch in Gärung befindet, hinzugefügt werden. Zweckmäßig wird jedoch
der Auszug der Veredelungspflanze derart hergestellt, daß man sie in einem Gemisch
von Wasser und Pflanzenasche kocht, wobei die Asche aus derjenigen Pflanzenart gewonnen
wird, welche verbessert werden soll. Hierbei werden die Harze der Veredelungspflanze
teils emulgiert, teils verseift und wasserlöslich gemacht. Dieser pottaschehaltige
Absud wird, nachdem derselbe durch ein loses Gewebe oder durch ein großmaschiges
Sieb durchgeseiht worden ist, der Stammwürze erst dann hinzugefügt, nachdem die
letztere vollkommen vergärt worden ist.
-
Man kann auch in einigen Fällen zu der Stammwürze Melasse, Honigabfall
oder Zucker, z. B. Ahornzucker, der Stammwürze hinzufügen.
-
Die in obiger Weise hergestellten Würzen können beispielsweise im
Verhältnis von etwa i bis 11J21 für je eine Pflanze zur Anwendung gebracht werden.
Zu diesem Zweck wird um die Pflanze an der Wurzel herum eine beckenartige Vertiefung
im Erdboden ausgehöhlt, so daß `der Stengel freiliegt. Diese Vertiefung kann etwa
7 bis 8 cm tief und 25 cm im Durchmesser breit sein. Das Eingießen der Würze erfolgt
etwa i Woche, bevor die ersten Blüten der Pflanze voll entwickelt sind. Beim Herstellen
der beckenartigen Vertiefung sollen die Wurzeln etwas freigelegt werden, wobei jedoch
Beschädigungen zu vermeiden sind. Das Absorbieren der Flüssigkeit wird durch Hineinstoßen
eines dünnen Stockes nach mehreren Richtungen, etwa io bis 15 cm tief, verbessert.
Ist die Würze ganz durch den Boden aufgesaugt worden, so wird die Vertiefung wieder
zugeschüttet.
-
Wenn die so behandelte Pflanze in der Entwicklung von Blüten und der
Samenbildung mehr oder weniger zurückbleiben sollte oder wenn sehr bedeutende Regenmengen
auftreten sollten, so ist es wünschenswert, 2 oder 3 Wochen nach der ersten Behandlung
diese zu wiederholen. Gewöhnlich genügt jedoch eine einzige, und diese zeigt genügenden
Einfluß für die Entwicklung der Pflanze während des nächsten Monats. Die Samen werden
dann so weit entwickelt sein, claß eine weitere Behandlung nicht nötig ist. Die
aus diesen Samen hervorgegangenen Pflanzen. werden dann in derselben Weise behandelt.
-
Aus den Samen der im zweiten Jahre gewachsenen Pflanze wird eine kleine
Versuchsernte gezogen, um zu bestimmen, inwiefern das Erzeugnis verbessert worden
ist, und um sich schlüssig zu werden, in welchem Ausmaße die Behandlung des dritten
Wachstums aus den Samen erfolgen soll. Ist die Versuchsernte der im zweiten Jahre
gesäten Samen merklich verbessert, so ist es empfehlenswert, mehr Samen im dritten
Jahr wachsen zu lassen, als für die Bepflanzung sonst erforderlich ist, wodurch
eine weitere Behandlung der Pflanzen für i Jahr und eine Reihe von Jahren überflüssig
wird. Sind aber die Resultate mäßig, so ist es empfehlenswert, die Behandlung weiter
fortzusetzen.
-
Durch diese Behandlungsart werden der Pflanze bessere Eigenschaften,
größere Gleichförmigkeit, erhöhte Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten und Insekten,
erhöhte Gehalte von Estern und Säuren der Benzoe-und Zimtsäurereihe gegeben.
-
In einigen Fällen kann die Stammwürze noch besonderen Zusatz von in
assimilierbaren Zustand gebrachten Harzen selbst erhalten. Am geeignetsten erfolgt
dieser Zusatz derart, daß man das Harz mit Pflanzenasche behandelt bzw. kocht. Insbesondere
eignet sich als Zusatz für Tabakpflanzen das Benzoeharz, um ein feineres Aroma herzustellen
und den stechenden Geschmack und die Bitterkeit des Tabaks zu entfernen. Für Baumwollpflanzen
sind am besten frische Sassafrasblätter zu benutzen, wodurch die Baumwollpflanzen
gegen Insekten geschützt werden, wobei die schleimartige Beschaffenheit der Blätter
eine feinere Fasergüte hervorruft. Für Blumenkohl sind frische Spargelstengel zu
empfehlen, um einen feineren Geschmack einzuführen sowie regelmäßige Kopf- oder
Blütenbildung zu erzielen und die Samenbildung zu erhöhen.
-
Bei der besonderen Behandlung der Tabakpflanzen wird der in Fäulnis
geratene Auszug aus den Blüten und Spitzen derTabakpflanzen der gleichen Art verwendet,
mit Wasser und mit gepulvertem Benzoeharz sowie Pflanzenasche vermischt. Ein zweckmäßiges
Verhältnis ist o,25 kg Benzoeharz, 2 kg Asche und io 1 Wasser. Das Gemisch wird
eine kurze Zeit, z. B. % Stunde, gekocht und zweckmäßig mit Zucker versetzt. Die
Tabakpflanze wird mit dieser Flüssigkeit (etwa 271 für je 2¢ Pflanzen) während des
Blühens in drei aufeinanderfolgenden Generationen behandelt.
-
In der nachfolgenden Tabelle sind die Analysenresultate aus Versuchsergebnissen
bei einer Reihe von Tabaksorten, welche nach dein Verfahren behandelt worden sind,
im Vergleich mit anderen unbehandelten angegeben. Die Tabelle zeigt die Gehalte
an das
Aroma und den Geschmack bestimmenden Stoffen.
-
Die Versuchspflanzen Nr. i und 2 rühren von Samen her. «-elche der
Behandlungstnethode unterworfen wurden; trotzdem sie nach mehrjähriger Züchtung
von den erstbehandelten Samenpflanzen behandelt wurden, ist ihr Gehalt an löslichen
Extraktstoffen noch ;ehr hoch. was eines der Ziele des Verfahrens bildet. N r. 3
und 4 stammen von Samenpflanzen her, welche erst kürzlich nach dem Verfahren unterVerwendung
eines zweckmäßigen Düngemittels behandelt worden sind.
-
Nr. 5 ist eine unbehandelte Tabaksorte.
-
\; r. 6 und ; sind besonders feine und aromatische Sorten, nach dem
Verfahren behandelt.
-
Nr.8 ist eine unbehandelte Zigarettentabaksorte.
Lös- |
ci- liche |
Okal- tro- Apfel- Aromatische Ver- Aromatische @er- |
Harze E@- Bindungen aus den |
Nr. Tabaksorte säure nen- säure Bindungen aus dem |
säure Stofftrakte - flüchtigen Teil Harzen |
nicht flüchtigem Tril; |
u; n; o# "; ur |
o n n .u io |
i Connecticut Cuban 2,03 3,94 8,92 6,37 16,55 Spuren
von Benzoe- Spuren von Benzoe- |
Shade-Grown säure, Zimtsäure säure, Zimtsäure |
2 Connecticut Cuban 1,15 4,00 9,i5 6,94 16,04 Spuren von Benzoe-
Geringe Spuren von |
Shade-Grown säure Benzoesäure; ge- |
ringe Spuren von |
Zimtsäure |
3 Connecticut Cuban 1,48 4,61 9,66 8,56 17,48 Benzoesäure,
Zimt- Benzoesäure, Zimt- |
Shade-Grown säure und deren säure, Protoca- |
Äthyl- und Benzyl- techusäure |
verbindungen |
4 Connecticut Cuban 1,62 4,02 9,67 7,73 17,e4 Benzoesäure,
Zimt- Viel Benzoesäure, |
Open Air-Grown säure nebst Estern Zimtsäure; Spuren |
des Aminobenzoe- |
säureäthylesters; |
Spuren einer nicht |
festgestellten Säure |
5 Connecticut Broad- o,98 2,66 3,82 5,85 7,23 Weder Benzoesäure
V'eder Benzoesäure |
Leaf noch Zimtsäure noch Zimtsäure |
noch andere aroma- |
tische Säuren |
6 Sumatra 1,85 3,48 8,36 9,11 14,63 Benäoesäure, Zimt- Aminobenzoesäure, |
säure und deren Benzoesäure, Zimt- |
Ester säure und Derivate |
derselben |
7 Java 1,68 3,67 8,52 8,02 15,84 Benzoesäure, Spu- Schöne Kristalle
der |
ren von Zimtsäure, Benzoesäure mit |
Ester Spuren der Zimt- |
säure |
8 Virginia o,68 1,46 2,#25 4,38 4,18 Weder Benzoesäure Keine
aromatische |
noch Zimtsäure Säuren |
Aus der Tabelle ist ersichtlich, daß die Menge der Extraktstoffe, ferner der organischen
Säuren und der Harze bei den behandelten Sorten erheblich diejenige bei den unbehandelten
übersteigt, und daß die unbehandelten Sorten weder in dem flüchtigen noch in dem
nichtflüchtigen Teil irgendwelche Spuren von Benzoesäure oder Zimtsäure enthalten,
dagegen in den behandelten (abgesehen von Nr. 2 und 4) diese Säuren bzw. deren Derivate
in nennenswerten Mengen stets vorhanden sind. Es hat sich ferner gezeigt, daß diejenigen
Tabaksorten, welche sehr wenig aromatische flüchtige Säuren enthalten, wie Benzoesäure,
Zimtsäure, Protocatechusäure, in Bezug auf ihre Schmackhaftigkeit und sonstige Eigenschaften,
wie Bitterkeit und Nicotingehalt, wesentlich hinter denjenigen zurückstehen, die
diese Säuren in größeren Mengen enthalten.