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Verfahren zur Herstellung von Treibmitteln für Geschoßladungen Die
Erfindung betrifft die Herstellung von Treibmitteln oder Sprengstoffen für Geschoßladungen
und bezweckt die Verhinderung des Verschmutzens der .Bohrung von Kanonen, Gewehren
u. dgl.
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Es ist bekannt, daß sowohl Kleinwaffen als auch Kanonen beim Gebrauch
unter dem sogenannten Metallverschmutzen leiden. Bei Kleinwaffen rührt dies von
dem Niederschlag von Metall oder einer Metallegierung, wie Kupfer-Nickel, welches
von der Hülle des Geschosses abgerissen wird, in der Bohrung her. Bei größeren Waffen
ist es eine Folge des Niederschlages von Kupfer oder Kupferlegierung, welches von
dem Führungsring des Geschosses herrührt. Diese Abtrennung und Absetzung von Metall
oder Metallegierung findet infolge der hohen Temperatur innerhalb des Laufs und
der Reibung zwischen dem weichen Metall und der Wand des Laufs statt.
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Das Verschmutzen steigt schnell an und ist .sehr störend, da es die
Bohrung des Gewehrs oder der Kanone verengt und Gefahr durch die Entwicklung eines
zu hohen Druckes entstehen kann. Auf jeden Fall stört das Verschmutzen die Genauigkeit
des Feuerns und verringert auch die Haltbarkeit der Waffe.
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Zur Vermeidung dieses Metallabsetzens hat man vorgeschlagen, metallisches
,Zinn oder eine Legierung von Blei und Zinn unmittelbar hinter dem Teil des Geschosses
einzufügen, der das metallische Verschmutzen verursacht.
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Ein weiterer Vorteil der Einverleibung von Zinn oder einer Zinnlegierung
oder einer Zinnverbindung liegt darin, daß das Mündungsfeuer beträchtlich verringert
wird.
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Außer metallischem Zinn wurden auch Legierungen nicht nur von Zinn
und Blei, sondern auch Legierungen von Zink vorgeschlagen.
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Wenn das fein .verteilte -Zinn oder die Legierung einem rauchlosen
Pulver einverleibt wird, entsteht die Schwierigkeit, eine geringe Menge eines feinen
Pulvers von relativ hoher Dichte mit anderen Bestandteilen des Pulvers gleichmäßig
zu mischen.
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Wie weiter unten auseinandergesetzt, werden gemäß der vorliegenden
Erfindung organometallische Zinnverbindungen an Stelle von Metallen verwendet. Unter
der Bezeichnung organo - metallische Zinnverbindungen soll eine Verbindung verstanden
werden, bei welcher das Zinn direkt am Kohlenstoff gebunden ist. Hierdurch wird
das Verschmutzen erheblich weitgehender verhindert, als es bei der Verwendung metallischen
Zinns der Fall ist. Außerdem wird auch die Menge des tatsächlich in der brisanten
Ladung enthaltenen Zinns verringert.
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Die verwendete organo-metallische Zinnverbindung muß eine genügend
geringe Flüchtigkeit
haben, um ihre Zurückbehaltung in dem Pulver
für unbegrenzte Zeit zu sichern, und eine hohe chemische Stabilität, so daß sie
sich nicht beim Lagern zersetzt und möglicherweise zur Bildung von Bestandteilen
Veranlassung gibt, die für die Haltbarkeit des Pulvers nachteilig sind. Außerdem
darf sie nicht eine entstabilisierende Wirkung auf die Bestandteile des Pulvers
ausüben. Eine derartige Substanz ist beispielsweise Zinntetraphenyl oder Tetraphenylstannan
Sn (C,,H.), eine kristallinische Verbindung, die bei 224. bis 225°C schmilzt und
weniger als o,5 "j. in Äther, Alkohol oder Äther-Alkohol löslich ist. Vorzugsweise
werden jedoch solche Zinnverbindungen verwendet, die in den zur Herstellung der
Pulver benötigten Lösungsmitteln löslich sind. Ein Beispiel einer solchen Verbindung
ist Zinntetrabutyl oder Tetra-n-butylstannan Sn (C,H,)4, eine klare Flüssigkeit,
die -bei 15o° C unter einem absoluten Druck von 6 mm Quecksilber siedet und ein
spezifisches Gewicht von i, i hat. Seine Flüchtigkeit ist derart, daß ein dünner
Film bei Verdampfung bei 6o° C nur 2,6 °/o seines Gewichtes in 3 Stunden verliert.
Es ist gegen atmosphärische Einflüsse und gegen chemische Reagenzien, wie Wasser,
verdünnte Säuren und Salze, sehr beständig und hat keine entstabilisierende Wirkung
auf Nitrocellulose; vielmehr scheint es stabilisierende Eigenschaften zu besitzen.
Es ist schnell in den gewöhnlich bei der Herstellung von rauchlosem Pulver verwendeten
flüchtigen Lösungsmitteln löslich, beispielsweise in einem Gemisch von Äther und
Alkohol oder Aceton, ist praktisch unlöslich in Wasser und ist nicht hygroskopisch.
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Wenn in Lösungsmitteln gelöste Verbindungen benutzt werden, ist die
Dichtigkeit nicht von großer Bedeutung, so daß eine größere Wahl von Verbindungen
brauchbar ist.
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Die Ausführung der Erfindung ist in den nachfolgenden Beispielen erläutert.
i. Lösungsmittelfreies Pulver Dies ist ein Beispiel besonders für Geschützpulver.
Zu .4g Teilen Nitrocellulose, welche mit Wasser durch Luftrühren gemischt werden,
setzt man 41 Teile Nitroglycerin langsam unter weiterem Durchmischen hinzu. 5 Teile
von Tetraphenylstannan werden innig durch Mahlen mit 5 Teilen Diäthyldiphenylharnstoff
gemischt, und das Gemisch wird langsam in das Wasser eingesiebt und die Luftdurchrührung
fortgesetzt, bis das Vermischen vollständig ist. Die nachfolgenden Operationen des
Trocknens, Walzens usw. werden durch die üblichen Methoden bewirkt. 2. Nitrocellulose-Pulver
Dies ist ein Beispiel, insbesondere für Gewehrnitrocellulosepulver. DieNitrocellulose
oder das Gemisch von Nitrocellulose wird mit Alkohol entwässert und in eine Misch-
und Knetmaschine eingebracht. Die erforderliche Menge von Äther oder Äther-Alkohol,
die 3 % Tetra-n-butylstannan mit i °/o Diphenylamin enthalten, werden zugesetzt.
Das Gemisch wird nach dem Einverleiben gepreßt, geschnitten und in der bekannten
Weise fertiggestellt. Das Pulver kann, wenn notwendig, nach der bekannten Oberflächenbehandlung
mit Stabilisatoren usw. unterzogen werden.
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3. Nitroglycerin-Pulver Dies ist ein Beispiel für Korditpulver, das
für militärische Kleinwaffen benutzt wird.
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36 Teile Schießbaumwolle mit 58 Teilen Nitroglycerin werden mit der
erforderlichen MengeAceton, in welchem 3 Teile Tri-n-butylpropylstannan (C4 H9)3
Sn (C3 H7) einverleibt sind, gemischt, 3 Teile Vaseline hinzugesetzt und das Mischen
fortgeführt. Der Teig wird aus der Presse gespritzt und, wie üblich, getrocknet.