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Verfahren zur Herstellung von Holzsteinformlingen Die vorliegende
Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von beiz- und polierfähigen Holzsteinformlingen,
die ebenso behandelt werden können wie Naturholz und auch ein diesem nahezu gleiches
Aussehen haben. Sie sind besonders für Herstellung von Parkettfußböden, Wandverkleidungen
und als Füllungen für die Zwecke der Möbelindustrie bestimmt. Die fertigen Produkte
sind nicht hygroskopisch, vollständig raumbeständig, werfen sich nicht, spalten
sich nicht und widerstehen der Hitze und dem Feuer. Sie können gedreht, gebohrt,
gehobelt und gesagt werden und nehmen alle Farben, wie Öl- und Lackfachen,
Beizen usw., an.
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Zur Herstellung dieser Holzsteinformlinge wird Calciumhydroxyd in
fein gepulvertem, getrocknetem Zustande mit Holzmehl oder ähnlichem faserhaltigem
Material und Kieselsäure, z. B in Form von Kieselgur, innig vermischt, mit sehr
geringen Wassermengen angefeuchtet, in üblicher Weise unter Druck geformt, dann
getrocknet und in an sich bekannter Weise mit Kohlensäure behandelt.
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Es ist bereits bekannt, unter Verwendung von Holzmehl, Kalk und weiteren
Zusätzen, z. B. Quarz, Kunststeine zu erhalten. Auch Zement und Kalk hat man mit
vegetabilischen Fasern gemischt. Immer aber hat man bei der Herstellung der Mischungen
so, viel Wasser angewandt, daß aus den Komponenten eine Paste entsteht, wozu 5o
bis ioo°/° des Trokkengewichtes der übrigen Stoffe an Wasser erforderlich sind.
Ist der anorganische Gemengebestandteil selbst erdfeucht, d. h. enthält schon a51/1
Wasser, so läßt sich naturgemäß die Paste durch Zusatz von weniger Wasser, etwa
25 °/° des Gesamtgeiv ichtes, erhalten. Bei diesen Produktionen quellen die organischen
Füllstoffe infolge des verhältnismäßig hohen Wassergehaltes der Masse auf, so daß
die Druckfestigkeit der fertigen Erzeugnisse nur gering ist.
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Ganz im Gegensatz dazu werden nach dem vorliegenden Verfahren nur
ganz geringe Wassermengen angewendet, am besten 611, des Gemengegewichtes, jedenfalls
aber nicht mehr als 15'1". Diese Wassermengen sind so gering, daß sie wohl zur Bindung
der einzelnen Gemengebestandteile ausreichen und zur Bildung einer unter Druck formbaren
Masse, aber noch nicht die organische Faser, z. B. das Holzmehl, aufquellen lassen.
Dies hat zur Folge, daß die aus dem so schwach angefeuchteten Gemenge hergestellten
Holzsteinplatten nach dem Pressen ein sehr dichtes Gefüge
und eine
glatte Oberfläche zeigen, wie sie bei Verwendung von mehr Wasser infolge des Aufquellens
der Faser nie erhalten werden, daß eine sehr beträchtliche Menge von Kohlensäure
bei der Kohlensäurebehandlung aufgenommen wird (bis 15 bis 2o % des Plattengewichtes)
und daß die Platten eine Druckfestigkeit von i Zoo kg pro Quadratzentimeter erreichen
können.
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Sehr auffallend und theoretisch schwer erklärbar ist, daß die Kohlensäureaufnahmefähigkeit
von Platten aus stärker angefeuchtetem Material weit geringer ist als die von Platten,
deren Ausgangsgemisch mit unter 15 "/o bleibenden Wassermengen angefeuchtet war,
und daß die-weniger Kohlensäure aufnehmenden Platten eine viel geringere Druckfestigkeit
besitzen.
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Gegenüber Kunststeinplatten, welche unter Verwendung von Magnesiumoxyd
und Chlormagnesium als Bindemittel hergestellt sind, zeichnen sich die nach vorliegender
Erfindung dadurch aus, daß sie sich nicht werfen, auch in feuchter Luft nicht schwitzen
und daß sich ein auf sie gebrachter Lacküberzug nicht verändert. Zementhaltige Kunststeine
weisen immer eine etwas graue Farbe auf, während nach vorliegender Erfindung rein
weiße oder hell cremegelbe rohe Platten gewonnen werden können. Außerdem greifen
zementhaltige Platten wegen ihrer Alkalität viele Farben an, während sich -die nach
vorliegendem Verfahren hergestellten Platten absolut neutral verhalten und aufgebrachte
Farben nicht verändern. Man hat auch unter Verwendung von Wasserglas Sägemehl, Holzspäne
o. dgl. enthaltende Kunststeine hergestellt. Diese sind infolge der Verkieselung
weit spröder als die Holzsteinformlinge nach vorliegender Erfindung und nicht polierfähig;
denn die zum Zweck des Polierens aufzutragende Beize ist wasserhaltig und löst aus
der Kunstmasse Wasserglas oder aus ihm gebildetes Natriumcarbonat heraus. Außerdem
greifen diese Kunststeine aus Wasserglas alkaliempfindliche Farben an.
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Bei der vorliegenden Erfindung dient die Kieselsäure nur als Füllstoff,
eine Bindung mit dem Kalk tritt infolge der geringen Befeuchtung gar nicht oder
jedenfalls nicht in nennenswertem Umfange ein, da die Gegenwart der Kieselgur das
Kohlensäurebindungsvermögen des Kalkes nicht herabsetzt.
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Zur Herstellung von Holzsteinformlingen nach vorliegender Erfindung
werden Beispielsweise nacheinander in eine Mischtrommel 3o Teile gelöschter Kalk,
io Teile Kieselgur, evtl. ein Farbstoff und 2o Teile Holzmehl sowie ao Teile Zellstoff
(aus Holz), die beide mit je 2,5 Teilen Wasser angefeuchtet sind, gegeben. Das so
hergestellte Gemisch wird 24 Stunden liegengelassen, darauf in einer entsprechend
eingerichteten Maschine in einen filzartigen, aufgelockerten Zustand gebracht und
in Formkästen eingebracht oder eingeblasen. Zum Einblasen kann man eine Blasmaschine
verwenden, wie sie bei der Fabrikation von Filzhutstumpen gebräuchlich ist, und
das filzartige Material in hohe schachtförmige Kammern einblasen, an deren Boden
es sich in horizontalen Schichten übereinanderlagert, aus .denen dann durch Anwendung
eines hydraulischen, langsam steigenden Druckes pappendeckelartige Formlinge gebildet
werden. Die Formlinge werden in einem Trokkenraum bei Temperaturen bis iio° in einem
Zeitraum von etwa zehn Stunden von jeder Feuchtigkeit befreit und dann bis zur vollständigen
Umwandlung des Kalkes in Calciumcarbonat in an sich bekannter Weise mit Kohlensäure
behandelt. Die Kohlensäureaufnahme vollzieht sich je nach der Dicke der Platten
verschieden schnell, bei 5 mm dicken Platten in 2 bis 3 Tagen.
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Die so gewonnenen Platten werden je nach dem beabsichtigten Verwendungszweck
geölt, gebeizt, mit Maserung versehen, poliert usw. Holzsteinformlinge von besonders
großer Biegefestigkeit kann man erhalten, wenn man Mischungen von verschiedenem
,.spezifischem Gewicht aus zwei oder mehr Blaseeinrichtungen nacheinander in die
schachtförmigen Kammern bläst, so daß sich die einzelnen Lagen übereinanderlagern.
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Z. B. kann man zur Herstellung einer 5 mm starken Kunstholzplatte
zuerst eine Schicht einbringen, welche in filzartigem, aufgelockertem Zustande ein
Gewicht von 1 500 kg pro Kubikmeter besitzt, dann eine solche, die infolge
eines höheren Faserstoffgehaltes nur ein Gewicht von i ooo kg besitzt. Jetzt läßt
man wieder eine Schicht von höherem spezifischem Gewicht, dann wieder eine von niedrigerem
folgern, so daß man fünf Schichten hat, deren jede in zusammengepreßtem Zustande
i mm Dicke besitzt.
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Die Kammer wird nun entlüftet und das Material vorgepreßt. Mehrere
Platten übereinandergeschichtet können dann dem starken hydraulischen Druck ausgesetzt
werden, worauf die Trocknung, Härtung und Weiterbearbeitung, wie oben beschrieben,
erfolgt.