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Herstellung von gold- und silberhaltigen Lösungen durch Auflösen dieser
Metalle in jodhaltigen Lösungsmitteln Die Erfindung betrifft ein Verfahren, um metallisches
Gold und Silber in Lösung zu bringen, wobei Lösungen erhalten werden, die bei der
Raffination der Metalle, bei der galvanischen Vergoldung und Versilberung, bei Tauch-,
Sud-, Kontakt- und Anreibeverfahren, aber auch zur Herstellung von Salzen des Goldes
und Silbers vorteilhaft Verwendung finden.
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Nach den bisherigen Methoden wird das metallische Gold entweder in
die lösliche Cyanverbindung (Aurokaliumcyanid) oder die Chlorverbindung (Goldchlorid)
übergeführt.
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Die Überführung des Goldes in das Chlorid wird durch die Flüchtigkeit
des Chlors und seine geringe Wasserlöslichkeit erschwert; auch eignen sich Goldchloridlösungen
weder zum Vergolden auf galvanischem Wege noch mittels des Tauchverfahrens. Auch
für Cyanidbäder darf Gold nicht als Chlorid zugesetzt werden, sondern dieses ist
zuvor in Knallgold zu verwandeln.
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Die Auflösung des Goldes in Cyanidlaugen und die Verwendung von Gold-Cyanid-Bädern
werden durch die Giftigkeit und Zersetzlichkeit des Cyanids namentlich auch in kunstgewerblichen
Betrieben stark beeinträchtigt.
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Nach dem Verfahren der vorliegenden Erfindung wird eine Lösung von
festem oder gasförmigem Jod in geeigneten Salzen, insbesondere den sauerstofffreien
Jodverbindungen der Alkalien oder Erdalkalien, auf die Metalle zur Einwirkung gebracht.
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Es sind schon goldhaltige Erze mit alkalijodidhaltigen Lösungen, die
außerdem noch Sauerstoff in statu nascendi entwickelnde Chemikalien enthielten,
behandelt worden. Bei diesem Verfahren wird das Alkalijodid durch das Oxydationsmittel
dauernd zersetzt, so daß sich'die Lösung fortgesetzt verändert. Sie ist also sehr
unbeständig.
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Im Gegensatz dazu ist bei den Lösungen nach vorliegender Erfindung
von vornherein elementares Jod vorhanden; die Lösung ist beständig und verändert
sich nicht dauernd. Bei dem Lösungsvorgang vermindert sich der Alkalijodidgehalt
der Lösung nicht, weil das Jod im Gegensatz zu dem bekannten Verfähren nicht erst
durch Oxydation aus dem Salz entsteht. Bei "der Lösung nach vorliegendem Verfahren
ist also in jedem Falle sichergestellt, daß einem Äquivalent Jod ein entsprechendes
Äquivalent Jodalkali oder Erdalkali gegenübersteht, so daß sich bildendes Gold oder
Jodsilber unter allen Umständen eine genügende Menge Alkalijodid o. dgl. findet,
um das lösliche Doppelsalz bilden zu können.
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Außer diesem Vorteil der Konstanz der Lösung ergeben sich bei der
elektrolytischen
Aufarbeitung der neuen Lösungen noch weitere Vorteile,
indem die Anwesenheit von solchen Anionen, die sich z. B. bei Anwendung eines Salzes
als Oxydationsmittel ergeben und die die Abscheidung der Metalle ungünstig beeinflussen
können, vermieden werden kann.
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An und für sich ist es auch bekannt, daß wäßriges Jod Gold angreift,
wenn es mit dem Metall in einem geschlossenen Rohr auf 50° C erhitzt wird. Jodwasser,
das bekanntlich Jod im Verhältnis von i : etwa 35oo gelöst enthält, ist natürlich
zur technischen Überführung von metallischem Gold in Lösung vollkommen ungeeignet.
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Eine Lösungsflüssigkeit nach dem Verfahren der vorliegenden Erfindung
kann z. B. an Stelle der Cyanidlaugerei bei der Aufbereitung goldhaltiger Erze Verwendung
finden; es kann aber auch besonders zur Herstellung von galvanischen Bädern u. dgl.
metallisches Handelsgold oder -silber; das zweckmäßig als Blattgold oder Silberpulver
zur Anwendung kommt, um den Lösungsvorgang zu beschleunigen, benutzt werden.
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Eine Lösung z. B. von 2o g Jod in i io g Jodkalium und iooo ccm Wasser
löste unter intensivem Rühren i o g Blattgold.
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Im Gegensatz zu den Cyanidlösungen ist eine solche Goldlösung nicht
giftig, geruchfrei und beständig. Diese Beständigkeit genannter Edelmetallösungen
bringt es mit sich, daß, nachdem auf irgendeine Weise, sei es durch elektrolytische
Abscheidung; sei es nach der Verwendung -als Vergoldungsbad o. dgl., _ der Goldgehalt
unter die für die Metallabscheidung praktisch zulässige Grenze gesunken ist, die
Lösung durch Einbringen von neuem Gold bzw. von Goldverbindungen leicht wieder zu
regenerieren ist. Diese Manipulation kann selbst von einem Laien in einfacher Weise
durchgeführt werden. Während die erschöpften, aber immer noch Reste von Gold enthaltenden-
Cyanidbäder wegen der eingetretenen Zersetzung der Cyansalze keine oder eine geschwächte
Lösungskraft für neues Metall haben und daher mit dem Restgold aufgearbeitet werden
müssen oder zur Abscheidung des Goldes besonderen, relativ kostspieligen; Regenerierverfahren
unterworfen wurden, läßt sich bei dem neuen Verfahren der Goldgehalt des Bades jederzeit
wieder ohne besondere umständliche Manipulationen auf die gewünschte Höhe bringen.
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Ein Bad der oben angegebenen Zusammensetzung eignet sich besonders
bei ,Verwendung von Goldanoden zur- galvanischen Vergoldung oder auch zur Raffination
von Gold.
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Beider Vergoldung z. B. nachdem Tauch-, Sud- oder Kontaktverfahren
ohne Anwendung von Strom hat es sich als zweckmäßig erwiesen, die vorhin angegebene
Lösung durch Zugabe von Jodkaliumlösung zu verdünnen, um unmittelbar glänzende Goldüberzüge
z. B. auf Silber zu erhalten. Es ist z. B. zweckmäßig, die obenerwähnte Lösung mit
io%iger wäßriger Jodkaliümlösung auf etwa ein Drittel ihres Goldgehaltes herabzusetzen.
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In der. Lösungen ist das Jodkalium zu einem Teil durch lösliche Chloride
und Bromide, zweckmäßig der Alkalien und Erdälkalien, zu eYsetzen.
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In gleicher Weise wie bei Gold hat sich die Jod enthaltende Lösung
auch als Lösungsmittel für metallisches Silber bewährt.
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Eine Lösung z. B. von 15 g Jod in 120 g Jodkalium und iooo
ccm Wasser löste unter starkem Rühren io g Silber.
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Ein solches Bad eignet sich vorzüglich zur Raffination von Werksilber
und zur galvanischen Versilberung unter Verwendung löslicher Silberanoden; alle
die Nachteile, die sich in gleicher Weise wie bei-Gold bei der Verwendung cyankalischer
Lösungen ergeben, werden auch bei diesem Metall vermieden.
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Zur Versilberung z. B. auf Kupfer nach dem Tauch-, Sud- oder Kontaktverfahren
ohne Strom muß der Jodkaliumgehalt vermehrt werden, um einen glänzenden Silberüberzug
zu erhalten. Bei zu geringem Gehalt der Lösung an Jodkalium scheidet sich auf dem
getauchten Gegenstand neben Silber auch Jodsilber und Kupferjodür ab.
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Zum Zwecke der Anreibevergoldung oder -versilberung können den gold-
bzw. silberhaltigen Lösungen noch geeignet erscheinende Reinigungsmittel, wie Wiener
Kalk o. dgl., zugesetzt werden, wodurch dann Reinigungspasten zu erhalten sind.
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Zu erwähnen ist noch, daß sich nach dem vorliegenden Verfahren hergestellte
Gold-und Silberlösungen vorteilhaft auch zum Vergolden und Versilbern von Porzellan
verwenden lassen, da sich beim Brennen außer dem Gold bzw. Silber die übrigen Bestandteile
der Lösung verflüchtigen.