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Vorrichtung zur Herstellung künstlicher Vliese aus Polstergut aller
Art, bei der die Einzelfasern nach der Aufbereitung von einem Luftstrom erfaßt und
in einem die äußere Form des Vlieses begrenzenden Kanal angeblasen werden Die Erfindung
bezieht sich auf eine Vorrichtung zur Herstellung künstlicher Vliese aus Polstergut
aller Art, bei der die Einzelfasern nach der Aufbereitung von einem Luftstrom erfaßt
und in einem, die äußere Form des Vlieses begrenzenden Kanal angeblasen werden.
Erfindungsgemäß ist auf dem Boden des Kanals ein der Weiterförderung des Vlieses
aus dem Kanal dienendes, über eine Rolle geführtes, den Halt des Vlieses vermittelndes
Band vorgesehen. Ferner ist gemäß der Erfindung die Richtung des regelbaren Luftstromes
gegenüber der Achse des Kanals einstellbar und die Länge des Kanals veränderlich.
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Zur Herstellung von Polsterungen und Polstersitzen werden neuerdings
als weiche Auflagen auf die Spiral- und sonstigen Federungen anstatt einer Schicht
loser, lediglich vom Polsterer an Ort und Stelle aufgelegter und gleichmäßig zu
verteilender Roßhaare, Fiber, Seegras, Kokosfasern u. dgl . vielfä`ch künstliche
Vliese äls fertig vörbereitete Polsterauflagen benutzt. Diese bestehen aus einem
festen Gewebe (Jute, Sackleinwand u. dgl.), auf welchem eine gleichmäßige Schicht
von Roßhaaren oder Fasern bereits aufgetragen und nur durch Nadelung ausreichend,
jedoch lose verbunden ist.
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Die Herstellung dieser Vliese begegnete bisher besonderen Schwierigkeiten,
da sich das Polstergut bei der Verarbeitung gegen Zwängung in eine andere Form elastisch
sperrt und deshalb eine gleichmäßige Verteilung des Polstergutes von verschiedener
Faserlänge auf einer Juteschicht schwierig ist. Indessen verlangt man von derartigen
Vliesen bestimmte Dicken und Flächenabmessungen, dabei genaues Gewicht und gleichmäßige
Verteilung bei möglichst .großer Druckelastizität der Polsterschicht. Außerdem sollen
sie glatte Oberflächen und scharfe Kanten besitzen. Die Herstellung dieser Schichten
geschah bisher in der Weise, daß entweder von Hand das Fasergut locker auf ein Juteband
gelegt und auf die verlangte Höhe gepreßt wurde, oder daß Maschinen diese Arbeit
mechanisch besorgten. An diesen Vorgang schließt sich dann unmittelbar die Nadelung
an, welche das angepreßte Gut in sich und auf der Jute verankert. Bei dieser mechanischen
und gewaltsamen Verarbeitung bleibt es nicht aus, daß vielfach die einzelnen Fasern
gebrochen und geknickt werden, wodurch naturgemäß die Elastizität des Vlieses erheblich
leidet. Auch sind zufolge des vorzeitigen Zusammenballens der Faser Ungleichmäßigkeiten
nicht zu vermeiden und geht durch die gewaltsame Zwängung in eine andere Form ein
erheblicher Teil der natürlichen Federkraft des Polstergutes verloren.
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Die Erfindung bezweckt, diese Mängel bei der Verarbeitung von faserigem
Gut zu einem zusammenhängenden Vliese abzustellen und insbesondere beim Auftragen
des gelösten Fasermaterials
auf Jute die einzelnen Fasern selbst
in der Schicht mechanisch unbeeinflußt, möglichst in der ihnen eigenen Formgestaltung
und Verkrümmung zu verlagern, wodurch naturgemäß eine denkbar gute Federung der
gebildeten Schicht, mithin ein gleichmäßigeres und besseres Produkt als bisher erreicht
wird.
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Die Erfindung sieht ein Anblasen des Polstergutes in Längsrichtung
zu einem wandernden Juteband vor. Das Anblasen kann jedoch auch mehr oder weniger
in einem Winkel zum Juteband erfolgen. Jedoch wird jeweils die Verlagerung der Einzelfaser
im Vliese hierdurch eine andere und mithin auch die Polstereigenschaften der Schicht.
Die Erfindung findet daher in dieser Veränderlichkeit der Blasrichtung ein wirksames
Mittel, in bewußter Weise die inneren Eigenschaften des Vlieses zu beeinflussen.
In gleicher Weise ist dies auch weiterhin noch dadurch möglich, daß der Formkanal
länger oder kürzer gewählt wird. Bekanntlich sinken schwere Körper in Luft .schneller
als leichte. Dieses Bestreben tritt sofort in die Erscheinung, wenn- das bis dahin
gleichmäßig gemischte Faserluftgemisch die Düse verläßt, um in den horizontalen
Formkanal zu strömen, innerhalb dessen das schwerere Polstergut der natürlichen
Schwere folgend, sich schneller zu Boden senkt als das leichtere. Je nach der Fasermischung
wird in entsprechenden Entfernungen der Fall eintreten, daß die groben Faserbestandteile
gerade durchgesunken sind, d. h. beim Anwachsen des Vlieses kommen 'diese stark
federnden Bestandteile unmittelbar auf das Juteband zu liegen, während innerhalb
des Vlieses nach oben hin nur die spezifisch leichteren Teile anfliegen, welch letztere
schmiegsamer sind und nicht so leicht den Polsterüberzug durchstechen. Es ist also
ein weiteres besonderes Merkmal der Erfindung, wenn zur Erzielung eines in sich
gut fddernden Vlieses mit weicher Oberfläche der zur Formgebung des Vlieses dienende
Kanal in seiner Länge veränderlich eingerichtet ist.
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In den Zeichnungen sind Vorrichtungen zur Herstellung künstlicher
Vliese aus Polstergut aller Art gemäß der Erfindung dargestellt.
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Es veranschaulicht Abb. i schematisch in Seitenansicht eine Vorrichtung,
bei welcher ein scharfer, horizontal gerichteter Druckluft strom das freifallende
Fasergut trifft und in eine geeignete Form zum Zwecke der Vliesbildung treibt.
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Abb. 2 bringt einen Schnitt nach der Linie A-B von Abb. i.
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Abb.3 zeigt im Längsschnitt eine Vorrichtung, in welche von einem
Förderventilator das Polsterluftgemisch offen angeblasen wird. Zugleich. wird die
Änderungsmöglichkeit in der Stellung und Blasrichtung der Düse zum horizontal wandernden
Juteband veranschaulicht. Abb.4 versinnbildlicht einen anders gestalteten Kanal;
der horizontale Anblasweg ist wesentlich länger ausgebildet, zum Zwecke, ein Absetzen
der spezifisch schwereren Bestandteile des Fasergutes unmittelbar über dem Jutegewebe
zu erzielen.
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In Abb. i bedeutet a den Tambour einer Hechel- oder sonstigen Aufbereitungsmaschine,
welcher die gelöste Faser bei b in einen nach unten abfallenden Hohlraum c wirft.
Am horizontalen Boden dieses Hohlraumes mündet in ganzer Breite gleichmäßig blasend
eine Düse d, durch welche ein kontinuierlich scharfer und regelbarer Luftstrom gegen
das fallende Gut gerichtet wird und dieses in den der Vliesbildung dienenden Kanal
e ablenkt. Über .den Boden dieses-Kanals e läuft in ganzer Breite ein Gewebeband,
etwa Jute, durch die strichpunktierte Linie f angedeutet. Dieses Gewebeband bewegt
sich über- eine Rolle g, welche bewirkt, daß der Eintritt am Anfang der Form gleichmäßig
und das Weiterwandern in glatter Fläche über den durchlochten Boden der Form nach
Maßgabe der Vliesbildüng erfolgt, so daß diese ständig an der gleichen Stelle lz
unter äußerlich gleichen Bedingungen stattfindet. An den Kanal schließen sich in
beliebiger Weise die hier nicht mehr gezeichneten Maschinen für die weitere Verarbeitung,
wie Nadelmaschinen, Steppmaschinen usw., an.
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Die Schnittdarstellung Abb.2 veranschaulicht .im einzelnen nochmals
die Einführung des Gewebebandes f über die Rolle g am Boden und auf ganzer Breite
des Kanals e, über dessen durchbrochenen Boden es dann weiterläuft, so daß der darüber
befindliche Raum i für die Vliesbildung frei bleibt.
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In Abb. 3 bedeutet d eine Blasdüse, durch welche vermittels eines
Förderventilators das Faserluftgemisch angeblasen wird. Sie. kann in ihrer Stellung
und Blasrichtung in gewissen Grenzen veränderlich sein. So zeigt d' eine andere
Stellung -der -Düse, um zu veranschaulichen, daß das Aufblasen der Faser auf die
Jute f demnach in verschiedenen Winkeln bis etwa 45 ° erfolgen kann. k bedeutet
ein trichterförmig schräg gestelltes Einführungsblech mit der Zweckbestimmung, ein
Vorbeiströmen an der Form zu verhindern, da bei l das Polstergutluftgemisch eine
Strecke den freien Raum durchfliegt und mit Rücksicht auf die jeweils gewünschte
Pressung des Polstergutes im Vliese diese freie Strecke ebenfalls verschieden groß
zu wählen ist; die Düse kann dem Kanal genähert bzw. entfernt werden, oder es kann
das Einführungsblech k weiter nach rechts. oder links verlegt werden.
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In Abb. 4 bedeutet d wiederum eine Blasdüse für das Fäserluftgemisch
und c einen besonders langgestreckten Kanal mit dem Einführungsblech k. Die Viiesbildung
erfolgt am
Ende der Form bei na. Um bei dem langen horizontalen
Wege ein Rollen des Gutes auf dein rauhen Gewebe auszuschließen, ist bei dieser
Ausführungsform das Juteband f'- erst kurz vor dein Ende des Kanals in der hekannten
Weise über die Rnlle g am Boden der Form eingeführt. Welche Länge für den Kanal
als günstigste gewählt wird, hängt von der Mischung der Faser ab, insbesondere aber
davon, wieweit eine Trennung oder Entmischung bei der Vlieszusamrnensetzung jeweilig
angestrebt wird. Die Längenänderung des Kanals kann in beliebiger Weise erfolgen,
es sei, daß der l@arral in verschiedenen Größen auswechselbar eingerichtet ist,
oder daß der Einströrnteil l bis zur Stelle g etwa nach Art eines Teleskoprohres
in seiner Länge veränderlich eingerichtet wird.
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Gestaltet sich nach dem neuen Verfahren die Herstellung von Polstervliesen
wesentlich einfacher als bisher und bedeutet dies eine erhebliche Ersparnis an Arbeitskräften,
so ist es auch in hygienischer Beziehung vorteilhafter als die früheren Verfahren,
da sich das Gut während des ganzen Prozesses der Verarbeiten.` nur in geschlossenen
Rohrleitungen und Kanälen' bewegt, wodurch die gesundheitsschädigende Staubent@c#ick1ung
in den Arbeitsräumen auf ein Mindestmaß herabgemindert wird.