DE46032C - Verfahren zur Gewinnung von Zellstoff mit Hilfe des elektrischen Stromes - Google Patents
Verfahren zur Gewinnung von Zellstoff mit Hilfe des elektrischen StromesInfo
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- D—TEXTILES; PAPER
- D21—PAPER-MAKING; PRODUCTION OF CELLULOSE
- D21C—PRODUCTION OF CELLULOSE BY REMOVING NON-CELLULOSE SUBSTANCES FROM CELLULOSE-CONTAINING MATERIALS; REGENERATION OF PULPING LIQUORS; APPARATUS THEREFOR
- D21C3/00—Pulping cellulose-containing materials
- D21C3/18—Pulping cellulose-containing materials with halogens or halogen-generating compounds
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Description
KAISERLICHES
PATENTAMT.
KLASSE 65: Papierfabrikation.
Das in der Folge beschriebene Verfahren zur Gewinnung von Zellstoff (Cellulose) aus hierzu
geeigneten Pflanzenstoffen (Hölzern, Gräsern, Stengeln u. s. w.) beruht auf der Anwendung
des elektrischen Stromes zur Erzeugung und beständigen Wiederbelebung der auf die inkrustirenden
Bestandteile des Holzes u. s. w. zersetzend wirkenden Stoffe während des Kochens.
Die Pflanzenstoffe werden mit solchen Flüssigkeiten bezw. Lösungen unter gleichzeitigem
Durchleiten des elektrischen Stromes erhitzt, welche unter der- Einwirkung des letzteren
diejenigen Stoffe liefern, die auf die inkrustirenden Bestandtheile zersetzend einwirken.
Hierzu eignen sich besonders Metallchlorid- und namentlich Chlornatriumlösungen, da die
inkrustirenden Substanzen des Holzes, Strohes, Espartos u. s. w. durch Chlor, sowie durch
gewisse Sauerstoffverbindungen desselben, wie unterchlorige Säure, zersetzt werden.
Werden die aufzuschliefsenden Pflanzenstoffe in zerkleinertem Zustande mit Chlornatriumlösungen
in geschlossenen Gefä'fsen erhitzt und gleichzeitig ein elektrischer Strom durch die
Lösung geleitet, so entstehen Chlor bezw. unterchlorige Säure einerseits und Natronhydrat
andererseits, indem die Zersetzungsergebnisse an den Polen (Jonen) Chlor und Natrium,
mit dem Wasser unterchlorige Säure und Natronhydrat geben.
Bei der Zersetzung der inkrustirenden Bestandtheile durch Chlor und unterchlorige Säure,
sowie auch infolge des Erhitzern der unterchlorigen Säure für sich wird Salzsäure gebildet,
welche mit dem Natronhydrat zusammen wieder Chlornatrium entstehen läfst, so dafs
ein Kreislauf stattfindet und dieselbe Flüssigkeit ungeschwächt das ganze Verfahren durchmacht.
Dasselbe verläuft bei 1280 C. glatt, und wird bei dieser Temperatur aus Holz
eine schneeweifse, seidenglänzende, ungeschwächte Faser erhalten.
Zur Ausführung dieses Verfahrens dient mit Vortheil eine Einrichtung, die aus drei senkrechten,
oben und unten verbundenen Röhren besteht, die in einer Ebene liegen. In die äufseren Röhren münden unten die beiden
Elektroden und in diejenige seitliche Röhre, in welcher die beiden elektronegativen Jonen
(Chlor, unterchlorige Säure) beim Erwärmen aufwärts steigen, kommen die betreffenden
Pflanzenstoffe. Die beim Erhitzen des unteren Theiles derselben aufwärts gehenden, die Jonen
bezw. deren Ergebnisse enthaltenden Flüssigkeiten treffen oben zusammen, worauf die
Flüssigkeit durch die mittlere Röhre wieder abwärts geht. Beim Vorüberfliefsen an den
Elektroden findet dann abermals eine Zersetzung des Chlorides statt. Sehr gute Erfolge
lassen sich bei dieser Einrichtung durch Stromwechsel erzielen, wobei dann auch der zweite
seitliche Schenkel mit Holz u. s. w. gefüllt wird. Die Pflanzenstoffe unterliegen dann abwechselnd
der Behandlung mit alkalischen und sauren Mitteln. Die gebildete Natronlauge wirkt hierbei
auf die inkrustirenden Bestandtheile derart zersetzend ein, dafs dieselben beim Stromwechsel
schnell gelöst werden.
Um beispielsweise aus Nadelholz weifsen Zellstoff für die Papiererzeugung zu erhalten, wird
das in den bekannten Holzschneidern zerkleinerte Holz in die Kocher gebracht und
letztere geschlossen, worauf man Kochsalzlösung zufiiefsen lä'fst. Im Allgemeinen genügt
eine 5 procentige Lösung, und ist eine Zeit von ungefähr 3 Y2 Stunden bei einer Temperatur
von etwa 1260 C. erforderlich (von dem Zeitpunkt
der erreichten Temperatur an gerechnet), um aus Fichtenholz festen, weifsen, für feinere
Papiere verwendbaren Zellstoff darzustellen.
Das Kochen selbst geschieht in einem Kessel, dessen Innenseiten mit einem Mittel ausgekleidet
sind, welches durch die auftretenden Zersetzungsproducte nicht angegriffen wird, also: Blei,
säurebeständige Glasur oder Email, säurebeständige Kitte, Ausmauerung mit säurefesten
Steinen u. s. w. Die als bewährt befundene Einrichtung besteht aus den beiden feststehenden
Kochern A und A', welche unten mit den Rohren r und r', oben mit den Rohren 5 und s1
verbunden sind. Diese Kocher haben oben bei M und M" Füll- und bei M' und M"'
Entleerungsöffnungen. Durchlöcherte Platten b b' b" b'" verhindern, dafs Faser- oder Pflanzentheile
vom Flüssigkeitsstrom mitgerissen werden und die Rohre verstopfen. Ferner vermitteln
die beiden Rohre s und s' die Verbindung, mit einem kleineren Zwischenkessel -B. Derselbe
trägt ein Wasserstandsglas, Manometer, Sicherheits- und Entlüftungsventil, ferner einen
Rohrstutzen η, der durch Ventil ν abgesperrt werden kann. Die Verlängerung dieses Rohres
η bildet die im Kühlbottich S liegende Kühlschlange «', deren Fortsetzung n" in das
Absorptionsgefäfs K als seitlich durchlöcherte Schlange am Boden ausmündet. Ein weiteres,
vom Deckel des Absorptionsgefäfses K abgehendes Rohr η'" leitet die in K nicht absorbirten
Gase entweder in einen oder mehrere weitere Bottiche von ähnlicher Anordnung.
Der Kessel B trägt an seinem spitz zulaufenden Boden das Rohr C, welches bis unter die
Böden der Kocher führt und dann in die gabelförmigen Abzweigungen r und r' ausläuft,
welche, seitlich ansteigend, in die Böden der Kocher münden. In diese Röhren r und r' sind die beiden Kohle-Elektroden e
und e' isolirt eingeführt.
Nachdem A und A' mit dem Holz gefüllt sind und so viel Kochsalzlösung eingelassen
wurde, dafs dieselbe im Wasserstandszeiger des
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Gefäfses B sichtbar wird, dann Ventil ν und alle Oeffnungen verschlossen sind, wird in die
Heizrohre d und d' durch die Ventile v' und v" möglichst trockener Dampf eingelassen.
Da der Inhalt von A und A' sich nun durch
die Wärme ausdehnt, so steigt er durch s und s' nach B, was weiter eine absteigende
Strömung durch das kalte Rohr C zur Folge hat. Beim Austritt aus C theilt sich die Flüssigkeit
in dem Gabelrohr r und r' und steigt daher wieder in der Pfeilrichtung aufwärts, um
von neuem in die Kocher A und A' einzutreten und diesen Kreislauf während des ganzen
Kochens zu wiederholen. Beim Vorüberfliefsen der Flüssigkeit an den Elektroden e und e'
tritt bei geschlossenem Strom die Zersetzung ein und vollziehen sich die früher erwähnten
Nebenvorgänge. Tritt bei e der positive, bei e' der negative Strom ein, so unterliegt die inkrustirende
Substanz des in A befindlichen Holzes infolge der Einwirkung des Chlors bezw. seiner Derivate einer starken Oxydation,
während in A' durch das aufwärts gehende Natron die in dem dort befindlichen Holz vorhandenen
Harze u. s. w. verseift werden.
Die Ergebnisse der Zersetzung treffen sich (soweit sie löslich sind) im Hülfskessel B und
wirken so auf einander, dafs als Enderzeugnifs, welches hier in Betracht zu ziehen ist, wieder
Chlornatrium gebildet wird, indem die von der Anode gebildete Chlorwasserstoffsäure die
von der Kathodenseite kommenden organischen Natronverbindungen zersetzt und so unter Ausscheidung
der organischen Stoffe die ursprüngliche Kochsalzlösung zurückbildet, während die
ausgeschiedenen organischen Stoffe durch den nun immer wieder sich erneuernden Einflufs
des Chlors und seiner Verbindungen in solche Bestandteile zersetzt werden, welche entweder
in Lösung bleiben oder gasförmig entweichen.
Nachdem das Verfahren auf die beschriebene Weise Y4 bis Y2 Stunde geführt wurde, wird
der Strom gewechselt. Die hierbei erzielte Wirkung ist aufserordentlich, indem durch eine
abwechselnde Einwirkung von Chlor und von Natron auf das Holz die Aufschliefsung desselben
ungemein beschleunigt wird. Man wiederholt daher den Stromwechsel öfter, bis der
Zellstoff blofsgelegt ist, was bei einer Temperatur der Kochflüssigkeit von ca. 1260 C. in
den Kochern nach 3 bis 3Y2 Stunden eintritt.
Als nothwendig erweist sich, dafs der Strom der Flüssigkeiten kein zu langsamer ist. Es
dürfen daher die Kessel A und A' nicht zu grofs genommen werden, oder es mufs der beschriebene
Kreislauf entweder durch eine bei ρ in das Rohr C eingeschaltete Pumpe, oder
durch Abkühlung des Rohres C mittelst eines Wassermantels unterstützt werden.
Die während des Kochens entwickelten, nicht wirksamen Gase, welche sich im Zwischenkessel
B ansammeln, werden durch zeitweiliges Oeffnen des Ventils ν am Rohr η in die Kühlbezw.
Verdichtungsvorrichtung getrieben.
An jedem Kocher befinden sich Manometer und Thermometer, um den herrschenden Druck
und die gleichzeitige Temperatur ablesen zu können. Für den Fall, dafs Verstopfungen
irgendwo durch mitgerissene Fasertheilchen entstanden sind, werden die an s und s' befindlichen
Ventile geschlossen und durch das Sieb b und b" Dampf nach abwärts geblasen.
Wird in vorstehend beschriebener Weise gearbeitet, so gewinnt man aus dem Kessel, der
zum Schlufs des Vorganges die Anode unter sich hatte, schneeweifsen, für die feinsten Papierarten
ohne Bleiche verwendbaren Zellstoff, während das Erzeugmfs aus dem Kathionkessel durch
das am Schlufs des Verfahrens gebildete Alkali etwas gelblich gefärbt ist und mit einer sehr
schwachen Chlorkalklösung (i pCt. auf die Substanz gerechnet) nach dem Auswaschen behandelt
werden mufs. Bei weit geführtem Kochvorgang genügt schon ein Ansäuern des
gewaschenen Stoffes mit Salzsäure, um ihn dem Anodenstoff gleichwerthig zu machen.
Claims (1)
- Patent-Anspruch:Das Verfahren zur Herstellung von Zellstoff aus rohen Pflanzentheilen dadurch, dafs man dieselben in geschlossenen Gefäfsen mit Metallchloridlösungen erhitzt, während diese Lösungen durch Durchleitung eines elektrischen Stromes elektrolytisch zersetzt werden.Hierzu ι Blatt Zeichnungen.
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE46032T | 1887-07-14 |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE46032C true DE46032C (de) |
Family
ID=31501666
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DENDAT46032D Expired - Lifetime DE46032C (de) | 1887-07-14 | Verfahren zur Gewinnung von Zellstoff mit Hilfe des elektrischen Stromes |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE46032C (de) |
-
0
- DE DENDAT46032D patent/DE46032C/de not_active Expired - Lifetime
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