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Verfahren und Ofen zur Herstellung eines Mischgases aus Steinkohlengas
und anderen Gasen. Bei mangelnder Steinkohle hat man sich zur Deckung des Gasbedarfs
dadurch geholfen, daß man den durch die Entgasung der Steinkohle gewonnenen Gasen
andere Gase heimengte. Diese Gase erzeugte man in von dem Steinkohlengaserzeugungsofen
getrennten Anlagen, indem man in besonderen Öfen Steinkohlenkoks vergaste oder auch
minderwertige Brennstoffe entgaste. Nicht nur die Anlage- und Betriebskosten sind
bei dieser Art der Erzeugung der beizumischenden Gase sehr hoch, und die ganze Anlage
zur Herstellung des Mischgases erfordert einen großen Raum. sondern auch die @N'ärmeausnutzung
der verschiedenen verwendeten Brennstoffe ist infolge der Trennung der Erzeugungsstätten
der einzelnen. Gasarten unwirtschaftlich.
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Nach der Erfindung sind diese Übelstände dadurch vermieden, daß zur
Herstellung des Mischgases aus Steinkohle- und anderen Gasen dem Steinkohlendestillationsgas
Gase minderwertiger Brennstoffe 'Holz, Braunkohle. Torf 1 beigemischt werden, dicren
Erze=ugung durch Entgasen und Vergasen die ser Brennstoffe für sich in Ent- und
gleichzeitig in besonderen Vergasungsräumen eines Ofens erfolgt, der auch die Entgasungsräume
für die Steinkohle enthält. Es wird also im Ofenkörper ein Mischgas aus drei verschiedenen
Gasarten hergestellt, die in drei verschiedenen Räumen oder drei Gruppen verschiedener
Räume desselben. Steinkohlendestilla.tionsofens erzeugt werden. nämlich;.. i. Steinkohlendesti)lationsgase
durch Entgasen in mit Steinkohle beschickten Räumen (Retorten) des Ofens, z. Destillationsgase
aus minderwertigen Brennstoffen durch Entgasen in besonderen Räumen (Retorten) des
Ofens und 3. Gase, erzeugt durch Vergasen ebenfalls minderwertiger Brennstoffe in
besonderen Räumen (Generator) und unmittelbar diesen Räumen entnommen.
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Bei dieser Bauart und Beschickungsweise des Ofens sind einerseits
infolge der Zusammenfassung der Erzeugungsstätten für die einzelnen zu mischenden
Gasarten in einem einzigen Ofenkörper die Wärmeverluste geringer. die Anlage- und
Betriebskosten erniedrigt, und der Raumbedarf der Anlage ist erheblich kleiner,
während durch die Entgasung minderwertiger Brennstoffe in Retorten des Ofens und
besonders durch das Vergasen im angebauten Generator des Ofens die gewünschte Streckung
des Steinkohlengases erreicht ist, da- durch die Vergasung bekanntlich eine wesentlich
größere Gasmenge erzeugt wird als durch die Entgasung des minderwertige Brennstoffs,
z. B. von Torf, in den Retorten.
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.an hat zwar bereits in selbständigen Wassergasgeneratoren Steinkohle
entgast und vergast. die Gase aber nur zur Erzeugung von Mischgas aus Leuchtgas
und ZVassergas (Doppelgas) benutzt, das für sich verwertet wurde. Auch hat man in
frei stehenden Gene°-ratoren,
die zur Erzeugung des Heizgases für
Steinkohlengasöfen dienen, ein Gemisch von Steinkohlen- und Wassergas erzeugt. Dieses
Mischgas wurde dem in der Retortenofenanlage erzeugten Steinkohlengas zugemischt,
eine Verwendung minderwertiger Brennstoffe fand jedoch nicht statt, und besonders
wurden alle Retorten des Ofens mit Steinkohle beschickt, so daß der durch: die Erfindung
angestrebte Erfolg, bei Vermeidung von Wärmeverlusten durch Ausnutzung der verschiedenen.
Räume eines Steinkohlengasofens eine ausreichende Streckung des Steinkohlengases
zu erhalten, nicht erreicht wird.
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Soll die Entgasung der minderwertigen Brennstoffe in den für Steinkohlenentgasung
üblichen Entgasungsräumen (Retorten, Kammern) vorgenommen werden, so ist die Entladung
dieser Räume mit Gefahren für die Bedienungsmannschaft verbunden, da die Entgasungsrückstände
dieser Brennstoffe infolge ihrer porösen Beschaffenheit bei der Berührung mit Luft
leicht entflammen und infolge ihres geringen Gewichts Flugfeuer bilden.
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Diese Gefahren sind nach der Erfindung dadurch vermieden, daß sich
der Vergasungsraum des mit minderwertigem Brennstoff beschickten Generators an die
mit minderwertigem Brennstoff beschickten Retorten oder Kammern des Ofens unmittelbar
anschließt, wie dies bei reinen Steinkahlerngaserz.eugungsöfen bekannt ist, bei
denen die Entgasungsrückstände der Steinkohle einzelner Retorten oder Kammern unmittelbar
in den Generator übergeführt werden. Eine Entladung der Entgasungsräume ist dann
nicht mehr erforderlich, da die Entgasungsrückstände des minderwertigen Brennstoffes
unmittelbar in den Vergasungsraum übertreten. Hierbei wird auch die Wärme der Entgasungsrückstände
voll ausgenutzt, insbesondere, indem die als Zusatz zum Steinkohlendestillationsgas
dienenden Gase einen kleineren Gehalt an Kohlensäure haben, also reiner sind, als
wenn der Generator mit kaltem Brennstoff beschickt werden würde.
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Um nach Möglichkeit zu verhüten, daß durch ,ätzende Bestandteile,
die insbesondere in den bei der Entgasung der ü'iinderwertigen Brennstoffe erzeugten
Gasen enthalten sind, die Armaturen des Ofens angegriffen werden, sind die Entgasungsräume
der Steinkohle und des minderwertigen Brennstoffs sowie dessen Vergasungsräume unmittelbar
am Ofen an eine gemeinsame Ableitung angeschlossen. Die durch Entgasung des minderwertigen
Brennstoffs gewonnenen Gase treten bei dieser Einrichtung fast unmittelbar nach
ihrer Bildung in Räume, in welchen sich schon St.einkohlendestillationsgas befindet,
das. die schädlichen Gase verdünnt und ein Schutzgas für die Rohrleitungen usw.
bildet.
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Auf der Zeichnung sind mehrere Ausführungsformen eines zur Durchführung
des Verfahrens dienenden Ofens mit Vertikalretorten dargestellt.
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Abb. i zeigt eine Ausführungsform des Ofens im Längsschnitt nach der
Linie A-B der Abb.2, die ein Querschnitt nach der Linie C-1? der Abb, i ist. Abb.
3 ist ein Längsschnitt durch eine dritte Ausführungsform nach der Linie E-F der
Abb. 4, die ein Querschnitt nach: der Linie Cr-H der Abb.3 ist.
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Bei den dargestellten Ausführungsformen des Ofens sind in dem Ofenkörper
i zehn Entgasungsräume, die senkrechten Retorten 2 und ein Vergasungsraum, der Generator
3, vereinigt. Während die Retorten 2 in der üblichen Weise oben mit der Ableitung
4 für die exzeugten Gase in Verbindung stehen, ist auch der Generator 3 oben durch
einen Kanal s an eine Verlängerung der Ableitung 4 angeschlossen. Die Ableitung
führt in der beschriebenen Weise zur Teervorlage 6. Dem .Generator 3 wird die Verbrennungsluft
unter dem Rost 7 zugeführt.
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Reicht die Steinkohle zur Deckung des Gasbedarfs nicht aus, so werden
z. B. die drei innersten Retorten 2a der inneren RetortenTeihe- mit einem minderwertigen
BrennstofFe, Holz, Braunkohle oder Torf, beschickt, und auch der Generator 3 wird
mit einem dieser Brennstoffe mittels der Beschickungsvorrichtung 8 gefüllt.
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Die durch die Entgasung der Steinkohle in den sieben Retorten 2 erzeugten
Destilla; tionsgase treten in die Ableitung 4 über, in die auch die Destillationsgase
des in den Retorten 2a entgasten minderwertigen Brennstoffes und die durch Vergasung
minderwertigen Brennstoffe im Generator 3 gewonnenen Gase strömen. In der Ableitung
4 mischen sich diese Gase und gelangen gemeinsam zur Vorlage 6, so daß alle in diesen
Gasen enthaltenen Nebenerzeugnisse gewonnen werden können. Durch ätzende Bestandteile
der aus denn minderwertigen Brennstoff insbesondere in. den Retorten 2a erzeugten
Gase wird die Ableitung 4 und deren Zubehörteile nicht angegriffen, da sich in der
Ableitung ständig etwas Steinkohlendestillationsgas befindet, durch welches das
einströmende Destillationsgas aus den. Retorten 2a sofort verdünnt wird.
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Die Beheizung der Retorten 2, 2- erfolgt bei der Ausführungsform nach
Abb. i und 2 durch außerhalb des Ofens, z. B. in einem Zentralgenerator, durch Vergasen
von Steinkohlenkoks erzeugte Heizgase, die durch eine Leitung 9 zugeführt werden,
durch die Kanäle i o, i i, 12 strömen und sich. mit der
durch die
Kanäle 13, 14 zugeführten Verbrennungsluft in den Heizzügen 15 der Retorten mischen.
Die gesamten, im Generator 3 gebildeten Gase dienen bei dieser Ausführungsform als
Zusatz zu den hochwertigen Destillationsgasen aus den Retorten z und 2a.
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Der Schacht des Generators 3 ist bei der Ausführungsform nach Abb.3
und 4 durch einen Kanal 17 unmittelbar an das untere Ende einer der mit dem
minderwertigen Brennstoff beschickten Retorten 2a angeschlossen.
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Die Entgasungsrückstände. z. B. des Torfs, gelangen hierbei aus der
mit dem Generator 3 in Verbindung stehenden Retorte durch den Kanal 17 in glühendem
Zustand in diesen. wo sie vergast werden. Die durch die Vergasung gewonnenen Gase
strömen zum Teil in die Abteilung 4. und dienen als Zusatz zu den Destillationsgasen
aus den. Retorten z und 2a, zum Teil treten diese Gase durch die Kanäle 16, 11,
12 in die Heizzüge 15 und dienen als Heizgase.
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Die mit dem Generator in Verbindung st; -hende Retorte 2a braucht
nicht entladen zu werden, so daß Flugfeuer durch die Entgasungsrückstände der minderwertigen
Brennstoffe dieser Retorte vermieden ist. Die aus dem Generator 3 in die Ableitung
4. tretenden Gase sind ferner reiner als bei der Ausführungsform nach Abb. i und
a, bei welcher der Generator nur von außen mit kaltem Brennstoff beschickt wird,
da die Kohlensäuremenge nicht zur Entstehung kommt, die bei der Erhitzung des Brennstoffs
auf die Temperatur der Entgasungsrückstände gebil. det wird.
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Das Verfahren zur Herstellung des Mischgases eignet sich auch für
liegende Retorten und Kammern. Zur Vergasung im Generator 3 werden vorteilhaft auch
d:e beim Ofenbetrieb entstehenden Koksabfälle verwendet.