DE45894C - Vorschubvorrichtung mit selbstthätiger Einstellung des Stoffdrückers für Sohlennähmaschinen - Google Patents

Description

KAISERLICHES

PATENTAMT.

KLASSE 62: Nähmaschinen.

Der wichtigste Mechanismus bei Nähmaschinen zum Annähen der Sohlen an den Obertheil des Schuhwerkes ist die Vorschubvorrichtung für das zu nähende Schuhwerk, und ist es Hauptbedingung einer derartigen Maschine, dafs dieser Mechanismus unter allen Umständen zuverlässig, sicher und absolut regelmäfsig functionirt. Von der exaeten Wirkung der Vorschubvorrichtung ist die Regelmäfsigkeit des Nähstiches abhängig, die an allen Stellen des Schuhwerkes stets gleichmäfsig sein und bleiben mufs.

In beiliegender Zeichnung ist in Fig. 1 die Vorderansicht des zusammengestellten Maschinenkopfes mit einem Theil des Maschinenständers und der Unterlage (Horn A) für das zu bearbeitende Schuhwerk dargestellt. Fig. 2 zeigt die Seitenansicht des Maschinenkopfes. Fig. 3 . und 4 zeigen die Mechanismen für die Bewegung des Stoffschiebers b und Fig. 5 bis 7 die Mechanismen für die Bewegung der Stoffdrückerstange B. Endlich ist in Fig. 8 und 9 eine Modification .der Klemmvorrichtung zwischen der Stoffdrückerstange B und dem Anhebehebel D₁ D₁ dargestellt.

Die Nadel und Beinadel bei dieser Maschine arbeiten in der bisher bekannten Weise und liefern den bekannten Kettenstich.

Wenn die Nadel einen Stich gemacht hat und mit der neuen Schleife aus dem Schuhwerk getreten ist, dann mufs der Vorschub des Stoffes erfolgen. Der Stoffdrücker λ, Fig. 4 und 6, der das zu bearbeitende Material für gewöhnlich gegen die Nähplatte (das Horn A) zu drücken hat, mufs kurz vor und bei dem Vorschub gehoben werden. Der Stoffschieber b wird hierbei gegen das zu bearbeitende Material gedrückt, dringt in dasselbe ein wenig ein und wird dann entsprechend der jeweiligen Stichlänge nach links (vom Stoffdrücker a ab) geschoben. Die Hubvorrichtung für den Stoffdrücker α ist am deutlichsten in den Fig. 5 und 6 ersichtlich. Der Stoffdrücker α sitzt fest in der Stoffdrückerstange B, welche mittelst Anhebehebels D D von der Daumenscheibe C aus angehoben und durch die Feder ,F der Stoffdrückerstange B niedergedrückt wird. Um nun ein absolut richtiges und sicheres Functioniren der Stoffdrückerstange B auch beim Uebergang von schwachem zu starkem Stoff oder umgekehrt und bei grofser Tourenzahl der Maschine zu erreichen, ist zwischen dem Anhebehebel D D und der Stoffdrückerstange B eine Klemmkupplung angeordnet, die, sobald der Stoffdrücker α auf den Stoff stöfst, ausgeschaltet und durch ihren Federdruck F auf den Stoff gedrückt wird. Diese Klemmkupplung besteht darin, dafs die Stoffdrückerstange B lose im Anhebehebel D D geführt ist und letzterer mit einer geraden Fläche ν ν¹, die als Führungsfläche dient, und einer gegenüberliegenden schrägen Fläche mm¹, die als Klemmfläche wirkt, versehen wird. Zwischen Anhebehebel DD und Stoffdrückerstange B ist nun in Fig. 6 und 7 ein bewegliches Klemmstück E eingelegt oder, wie die Modification Fig. 8 und 9 zeigt, ein bewegliches Scharnierstück 5¹ angeordnet, durch welches die beabsichtigte Klemmwirkung erzielt wird.

Findet nun beim Nähen mit einer derartigen Maschine ein Uebergang von dünnem zu dickem. Stoff statt, wie dies z. B. beim Nähen des

Schuhwerkes im Gelenk eintritt, wo man von der einfachen Sohle auf die Doppelsohle trifft, so kann die Stoffdrückerstange B nicht mehr so weit heruntergelassen werden wie vorher. Der Stoffdrücker α stöfst also früher auf die Sohle, und in dem Augenblick, wo die Stoffdrückerstange von unten Druck erhält, wird die Klemmkupplung (das bewegliche Klemmstück E bezw. das bewegliche Scharnierstück S) ausgelöst und die Stoffdrückerstange B bleibt stehen. Der Stoffdrücker α wird nun durch den Federdruck F gegen den zu nähenden Stoff gedrückt, während der Anhebehebel D D bezw. D₁ D₁ seinen vorgeschriebenen Weg weiter läuft.

Im entgegengesetzten Falle, bei welchem also der Uebergang vom dicken Stoff auf dünnen Stoff stattfindet, mufs die Stoffdrückerstange B tiefer herabgehen wie vorher. Zu diesem Zweck ist auf dem Gestell der Maschine ein einstellbarer Stift e angeordnet, welcher beim Niedergang des Anhebehebels D D bezw. D₁ D₁ gegen das bewegliche Klemmstück E bezw. gegen das bewegliche Scharnierstück 5 stöfst und die Klemmkupplung zwischen Stoffdrückerstange B und Anhebehebel D D bezw. -D₁ D₁ auslöst, so dafs die Stoffdrückerstange B bis auf den 'dünneren Stoff (einfache Sohle) niederfallen kann. Wird der Anhebehebel durch die Hubscheibe C nach oben bewegt, so ist infolge der Klemmwirkung zwischen Anhebehebel D D bezw. D₁ D₁ und Stoffdrückerstange B die Kupplung dieser Theile ohne Weiteres selbstthätig hergestellt, so lange, bis die Stoffdrückerstange von unten Gegendruck erhält bezw. der Stift e gegen die Klemmkupplung drückt.

Damit das bewegliche Klemmstück E im Anhebehebel D D nicht zu viel Spielraum besitzt, ist über demselben eine kleine Druckfeder f angeordnet und das Gehäuse des Anhebehebels mit einer Abschlufsplatte d versehen. Fig. 7 zeigt den Anhebehebel D D im Grundrifs, und ist aus demselben ersichtlich, dafs an der Stoffdrückerstange B eine Fläche angefräst ist, damit das Klemmstück E sich besser an dieselbe anschliefsen kann.

Aus Fig. 3 und 4 ist die Vorschubvorrichtung für den Stoffschieber und deren Einstellvorrichtung ersichtlich.

Die fortschiebende Bewegung des Stoffschiebers b erfolgt von der Curvenscheibe G aus unter Mitwirkung des Hebels H. Letzterer läuft mit dem einen Ende in der Curve der Scheibe G und trägt am anderen Ende die Drehachse K. Auf der Drehachse K sitzt der Hebel / drehbar und greift mit seinem unteren Ende in die Zugstange r, welche auf den Stoffschieber b einwirkt. Der Hebel J wird zwischen seinen beiden Enden durch ein verschiebbares Stück L festgehalten, welches ihm gleichzeitig als Drehpunkt dient. Dieses Stück L ist in einem Schlitz des Ständers Q verschiebbar und wird mittelst Klemmschraube ρ in der eingestellten Lage festgestellt. Erfolgt die Einstellung am unteren Ende des Schlitzes von Q, so wird der Hebelarm U₁ kürzer und Hebelarm b₁ langer. Das Ende des Hebels J, welches an der Zugstange r angreift, wird somit einen kleineren Weg machen und dadurch dem Stoffschieber b einen kürzeren Ausschlag ertheilen, also die Stichlänge verkürzt werden. Wird das Stück L nach oben hin verschoben, so wird der Hebel-' arm α_λ langer und b₁ kürzer, und der Stoffschieber mufs einen gröfseren Weg machen, die Stichlänge wird also vergröfsert.

Es geht hieraus hervor, ,dafs die Stichlänge in einfachster und sicherster Weise auf eine beliebige Gröfse innerhalb der zuverlässigen Grenzen eingestellt werden kann. '

Claims (2)

1. Patent-Ansprüche: ; .

   ί. Eine Vorschubvorrichtung mit selbsttätiger! Einstellung des Stoffdrückers für Sohlen-: nähmaschinen, sofern bei derselben die. Kupplung zwischen der Stoffdrückerstange (B), und dem dieselbe bethätigenden Hebel (D D)'. vermittelst der Begrenzungsflächen (uv) einer¹ in letzteren befindlichen, die Drückerstange aufnehmenden trichterförmigen Aussparung erfolgt, welche Flächen entweder in unveränderter Lage zu einander bleiben und dann beim Anheben der Drückerstange unter Vermittelung eines in der trichter- ₍ förmigen Oeffnung frei spielenden Klemmstückes (E) gegen dieselbe (B) gesprefst werden, oder ihre gegenseitige Lage ändern und dann nach Art einer Excenter- oder Daumenklemme auf die Stoffdrückerstange wirken.
2. 2. Eine Vorrichtung der unter 1. bezeichneten Art, sofern bei derselben behufs Veränderung der Stichgröfse der von der Stoffdrückerstange geführte Stoffschieber (b) durch einen zweiarmigen Hebel (J) beeinflufst wird, dessen Schwingungspunkt (L) derart verstellbar ist, dafs der auf den Stoffschieber (b) wirkende Hebelarm des Hebels (J) verschieden grofse Schwingungen ausführen kann.

   Hierzu ι Blatt Zeichnungen.