DE4425922A1 - Verfahren zur Herstellung einer Leuchtstoffkeramik durch Heißpressen - Google Patents
Verfahren zur Herstellung einer Leuchtstoffkeramik durch HeißpressenInfo
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Description
Zum Nachweis hochenergetischer Strahlung können keramische
Leuchtstoffe eingesetzt werden. Mit deren Hilfe kann bei
spielsweise Röntgenstrahlung in sichtbares Licht umgewandelt
und mit Hilfe herkömmlicher Methoden erfaßt und ausgewertet
werden.
Für hochempfindliche Strahlungsdetektoren, beispielsweise für
Röntgencomputertomographen, können Leuchtstoffe aus der
Verbindungsklasse der Seltenerdoxisulfide verwendet werden.
Geeignet präparierte Leuchtstoffpulver dieser Verbindungs
klasse lassen sich durch einachsiges Heißpressen zu einer
hochdichten Leuchtstoffkeramik verarbeiten, die optisch
transluzent bis transparent ist. Ein solches Verfahren ist
beispielsweise aus der DE-A 42 24 931 bekannt. Durch geeigne
te Dotierung der Leuchtstoffkeramik läßt sich eine hohe
Lichtausbeute bei ausreichend geringem Nachleuchten erzielen.
Für den Heißpreßvorgang werden Preßmatrizen aus Keramik ver
wendet, die aus Aluminiumoxid, Graphit oder Siliziumcarbid
bestehen können. Bei den erforderlichen hohen Preßtemperatu
ren von 1100 bis 1500°C kommt es jedoch zu unerwünschten Re
aktionen zwischen dem zu verpressenden Leuchtstoffpulver und
dem Matrizenmaterial. Aufgrund der sich ausbildenden chemi
schen Bindungen tritt eine hohe Haftung zwischen der Leucht
stoffkeramik und der Matrize auf. Dadurch kommt es beim Ab
kühlen zu Rissen in der Leuchtstoffkeramik, die auf die un
terschiedlichen Ausdehnungskoeffizienten von Leuchtstoffkera
mik und Matrizenmaterial zurückzuführen sind. Außerdem läßt
sich die Leuchtstoffkeramik nicht mehr auspressen.
Um diese Nachteile zu umgehen, können Molybdän- oder Wolfram
folien als Zwischenschicht zwischen Matrizenmaterial und dem
zu verpressenden Leuchtstoffpulver eingesetzt werden. Die
Seltenerdoxisulfide gehen bei diesen Temperaturen mit Molyb
dän oder Wolfram keine Verbindung ein und zeigen nur ober
flächliche Reaktionen. Dadurch läßt sich die gesinterte
Seltenerdoxidsulfidkeramik leicht aus der Preßmatrize aus
pressen. Die erzeugte Keramik bleibt dabei unversehrt.
Die Verwendung dieser Metallfolien als Zwischenschichten er
zeugt jedoch zusätzliche Nachteile. Die Metallfolien lassen
sich nur schlecht bearbeiten und daher nicht exakt auf die
Preßmatrize zuschneiden. Zudem sind die Metallfolien nur ein
mal verwendbar, so daß das Verfahren aufgrund des hohen Prei
ses der Metallfolien kostenungünstig ist. Weiterhin tritt
beim Heißpressen eine Faltung der Folie auf, was zu einer
Zerstörung der Leuchtstoffkeramik und des Matrizenmaterials
führen kann. Im seitlichen Überlappungsbereich der Folienein
zelteile können Rißbildung in der Leuchtstoffkeramik auftre
ten. Durch Verwendung von dickeren und genauer zugeschnitte
nen Metallfolien von ca. 0,2 bis 0,3 mm Stärke kann zwar die
Faltung und damit die Gefahr einer Beschädigung der Leucht
stoffkeramik verringert werden. Gleichzeitig wird damit je
doch das Einbringen der Metallfolie in die Preßmatrize er
schwert und außerdem der Materialverbrauch an teurer Metall
folie erhöht.
Der vorliegenden Erfindung liegt daher das Problem zugrunde,
ein modifiziertes Heißpreßverfahren anzugeben, welche zu ei
ner optisch einwandfreien Leuchtstoffkeramik führt, welches
einfacher und kostengünstiger durchzuführen ist und bei wel
chem die Gefahr einer Beschädigung der Leuchtstoffkeramik
beim Heißpreßvorgang und beim Entformen aus der Matrize ver
ringert wird.
Dieses Problem wird erfindungsgemäß durch ein Verfahren nach
Anspruch 1 gelöst.
Weitere Ausgestaltungen der Erfindung sind den Unteransprü
chen zu entnehmen.
Durch die Erzeugung einer molybdänsulfidhaltigen Zwischen
schicht in der keramischen Preßmatrize werden die verfahrens
technischen Probleme bezüglich der Entformbarkeit in einfa
cher Weise gelöste. Es entstehen keinerlei Beschädigungen der
Keramik beim Abkühlen und beim Entformen.
Überraschend weil nicht zu erwarten ist jedoch, daß mit dem
erfindungsgemäßen Verfahren eine optisch reine Keramik erhal
ten wird. Diese weist auch keine Verminderung in ihrer
Leuchtintensität und kein erhöhtes Nachleuchten gegenüber den
nach bekannten Verfahren hergestellten Leuchtstoffkeramiken
auf. Dies weist darauf hin, daß mit dem Verfahren keinerlei
Verunreinigungen in die Leuchtstoffkeramik eingebracht wer
den, obwohl diese außerordentlich sinteraktiv und damit
hochreaktiv ist. Der Erfolg ist um so überraschender, als
Molybdänsulfid ein schwarzes Pulver ist, von dem erwartet
werden mußte, daß es zu unerwünschten Einschlüssen in die
Leuchtkeramik führt, die den ansonsten transparenten Keramik
körper eintrüben könnten. Dies würde die optischen Eigen
schaften der Leuchtstoffkeramik verschlechtern und deren Ver
wendung für hochauflösende Strahlungsdetektoren erschweren.
Hinzu kommt, daß der Heißpreßvorgang üblicherweise bei Tempe
raturen durchgeführt wird, die bei der Zersetzungstemperatur
des Molybdänsulfids von etwa 1200°C-1300°C liegen. Auch
dies ließ das Eindringen und Einschließen von Molybdänsulfid
in die Leuchtstoffkeramik erwarten. Beim erfindungsgemäßen
Verfahren tritt jedoch keiner dieser befürchteten Nachteile
auf. Es werden nur oberflächlich auf der Leuchtstoffkeramik
haftende Reste der Zwischenschicht beobachtet, die sich
leicht entfernen lassen. Im Volumen, das heißt im Inneren der
Leuchtstoffkeramik können keinerlei Verunreinigungen beobach
tet oder nachgewiesen werden.
Die Zwischenschicht kann in einfacher Weise durch Einreiben
der Preßmatrize mit Molybdänsulfidpulver erzeugt werden.
Eine weitere Möglichkeit besteht darin, die Zwischenschicht
durch Einsprühen der Preßmatrize mit einem herkömmlichen
Molybdänsulfidpulverhaltigen Spray zu erzeugen. Da dieses
jedoch noch organische Bestandteile enthält, erfordert diese
Verfahrensvariante ein anschließendes Ausheizen der einge
sprühten Preßmatrize, um die organischen Bestandteile der
Sprays zu entfernen. Auch so entsteht eine gut haftende und
ausreichend dicke Zwischenschicht.
In einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung wird das zum
Herstellen der Leuchtstoffkeramik benötigte Leuchtstoffpulver
vorgepreßt. Dies kann vor dem Erzeugen der Zwischenschicht
oder in einer weiteren Preßmatrize erfolgen, die nicht mit
einer molybdänsulfidhaltigen Zwischenschicht versehen ist.
Der durch das Vorpressen erzeugte Grünling der Leuchtstoffke
ramik ist dabei soweit verdichtet, daß die nur oberflächliche
Anhaftung von Resten der Zwischenschicht auf der Leuchtstoff
keramik weiter reduziert wird.
Das erfindungsgemäße Verfahren ist insbesondere zur Erzeugung
einer Leuchtstoffkeramik aus dem System der Seltenerdoxisul
fide geeignet. Diese Leuchtstoffe weisen eine allgemeine
Zusammensetzung (M1-xLnx)₂O₂S auf, in der M für zumindest ein
Element der Gruppe Y, La und Gd steht, Ln zumindest ein
Element aus der Gruppe Eu, Pr, Tb, Yb, Dy, Sm und Ho steht
und wobei (2 × 10-1) x (1 × 10-6) ist. Wird dieses
Leuchtstoffpulver nach einem Verfahren hergestellt, welches
aus der bereits genannten DE-A 42 24 931 bekannt ist, ist es
ausreichend sinteraktiv und läßt sich zu einer hochdichten
Leuchtkeramik verpressen. Diese Pulver weisen eine hohe
Oberfläche von zumindest 10 m²/g (gemessen mit einer Gasab
sorptionsmethode nach BET) auf. Der Heißpreßvorgang selbst
wird im Vakuum oder unter inerter bis reduzierender Atmo
sphäre durchgeführt. Dabei wird ein Preßdruck 0,1 bis 10
kN/cm² (1 bis 100 MPa) aufgewendet und eine Temperatur von
1100 bis 1300°C eingestellt.
Im folgenden wird die Erfindung anhand eines Ausführungs
beispiels und der dazugehörigen Figur näher beschrieben.
Die Figur zeigt eine zur Durchführung des Verfahrens geeig
nete Vorrichtung im schematischen Querschnitt.
Figur: Eine Keramikmatrize wird zum Beispiel aus Al₂O₃ gefer
tigt und besteht aus einem beispielsweise als Hohlzylinder
ausgebildeten Matrizenkörper 1, einer ersten Zwischenscheibe
2 und einer zweiten Zwischenscheibe 4.
Zumindest die dem Preßling 3 zugewandten Oberflächen der Zwi
schenscheiben 2 und 4 und die Innenwand des Hohlzylinders 1
werden mit einem handelsüblichen MoS₂-Spray ausgesprüht. Das
Lösungsmittel läßt man verdampfen und brennt dann-die organi
schen Binder des Sprays unter Luftzutritt bei ca. 500°C aus.
Es entsteht die Zwischenschicht 6.
In den Hohlzylinder 1 werden dann nacheinander die erste
Zwischenscheibe 2, darüber das zu verpressende Ausgangs
material (Leuchtstoffausgangsmaterial), beispielsweise ein
vorgepreßter Grünling 3 aus einem als Leuchtstoff dotierten
Ga₂OS₂, darüber die zweite Zwischenscheibe 4 und schließlich
der Stempel 5 von vorzugsweise ebenfalls passendem Quer
schnitt eingelegt.
Nun wird die Matrize komplett in ein Heißpresse eingebaut und
dort im Vakuum bei einem maximalen Preßdruck von 50 MPa und
einer maximalen Temperatur von 1250°C für ca. 12 Stunden
verpreßt. Anschließend läßt sich der Preßling problemlos ohne
Beschädigung entformen.
Das erfindungsgemäße Verfahren ist jedoch nicht auf das Sy
stem der Seltenerdoxisulfide beschränkt. Vielmehr läßt es
sich für alle keramischen Heißpreßverfahren einsetzen, bei
denen eine hohe Reinheit des Preßlings bzw. der durch den
Heißpreßvorgang erzeugten Keramik gefordert ist, wie bei
spielsweise bei einer Leuchtstoffkeramik, wo bereits gering
ste Verunreinigungen zu einer Verschlechterung der Leuchtei
genschaften führen können. Das Verfahren ist immer dann ge
eignet, wenn das zu verpressende Keramikpulver oder anderwei
tiges Ausgangsmaterial keine chemische Reaktion mit dem Moly
bdänsulfid eingeht. Nicht eingesetzt werden kann das Verfah
ren bei Heißpreßvorgängen, die bei höheren Temperaturen ab
1300°C und/oder unter sauerstoffhaltiger Atmosphäre durch
geführt werden müssen, da sich das MoS₂ unter Sauerstoff
bereits bei 600 bis 800°C zersetzt. Zusätzlich kann dann SO₂
entstehen.
Claims (6)
1. Verfahren zur Herstellung einer Leuchtstoffkeramik durch
einachsiges Heißpressen, bei dem
in einer keramischen Preßmatrize eine MoS₂-haltige Zwischen
schicht erzeugt wird
Leuchtstoffausgangsmaterial in die Preßmatrize eingefüllt
wird und
das Leuchtstoffausgangsmaterial oberhalb seiner Sintertempe
ratur einachsig zu einer hochdichten transparenten Leucht
stoffkeramik verpreßt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
bei dem die Zwischenschicht durch Einreiben der Preßmatrize
mit MoS₂-Pulver erzeugt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1,
bei dem die Zwischenschicht erzeugt wird durch Einsprühen der
Preßmatrize mit einem Spray, welches MoS₂-Pulver und organi
sche Bestandteile enthält, und anschließendes Ausheizen der
organischen Bestandteile des Sprays.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
bei dem ein Leuchtstoffpulver der gewünschten Zusammensetzung
zunächst in einer Preßmatrize ohne Zwischenschicht zu einem
Grünling vorgepreßt wird, welcher dann als Leuchtstoffaus
gangsmaterial verwendet wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
bei dem eine Leuchtstoffkeramik aus dem System der Seltenerd
oxisulfide hergestellt wird.
6. Verfahren nach Anspruch 5,
bei dem von einem Leuchtstoffpulver der allgemeinen Zusammen
setzung (M1-xLnx)₂O₂S ausgegangen wird, in der N für zumin
dest ein Element der Gruppe Y, La und Gd steht, Ln zumindest
ein Element aus der Gruppe Eu, Pr, Tb, Yb, Dy, Sm und Ho ist
und (2 × 10-1) x (1 × 10-6) ist,
wobei das Leuchtstoffpulver eine spezifische Oberfläche
(gemessen mit der Gasabsorptionsmethode nach BET) von zumin
dest 10 m²/g besitzt, und
wobei das Heißpressen im Vakuum oder unter inerter bis redu
zierender Atmosphäre bei einem Preßdruck von 0,1 bis 10
kN/cm² (1-100M Pa) und einer Temperatur von 1100 bis 1300°C
durchgeführt wird.
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