DE4411718A1 - RFB-Retrovirusgenom - Google Patents
RFB-RetrovirusgenomInfo
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Description
Die Erfindung betrifft die Gensequenz des RFB-Retrovirus, die
Verwendung der Gensequenz des RFB-Provirus und die anderer
osteoinduktiver Retroviren, die eine Knochenneubildung induzie
ren, zur Aktivierung osteoinduktiver Gene und Faktoren von Ske
lettzellen, um eine Neubildung von Knochengrundsubstanz zu in
duzieren und Verfahren zur Herstellung osteoinduktiver Protei
ne.
Seit der Entdeckung eines tumorogenen Retrovirus bei Säugetie
ren im Jahr 1936 rückten Retroviren zunehmend ins Zentrum tu
morbiologischer und vor allem auch zellbiologischer Untersu
chungen bei Tier und Mensch. Eine lebenslange, chronische In
fektion von Mäusen mit Retroviren ist zwar eng mit der Entste
hung von Tumoren assoziiert; das Auftreten retrovirus-assozi
ierter Erkrankungen ist jedoch in den meisten natürlich vorkom
menden Mauspopulationen sowie in verschiedenen Labormaus-Kolo
nien in der Regel selten. (Kozak, C.A., Ruscetti, S. Retroviru
ses in rodents. In: the Retroviridae, J.A. Levy, Ed. Plenum
Press, New York, London 1992).
Die Infektion einer Säugetierzelle mit einem Retrovirus bein
haltet die Integration des Virusgenoms in die Chromosomen der
Zelle und hat neben Veränderungen in der Wachstumsregulation
der Zelle auch verschiedene Einflüsse auf die Zelldifferenzie
rung zur Folge. Am Beispiel von Skelettzellen konnten diese
Einflüsse in den vergangenen Jahren für folgende Mäuse-Retrovi
ren aus verschiedenen Skelettgeweben aufgezeigt werden.
Retroviren mit osteoinduktiven Eigenschaften wurden isoliert:
- - direkt aus dem Mausgenom klonierte Retroviren (AKV, Murray et al. 1991, Luz et al. 1991; OTS, Pedersen et al. 90),
- - aus normalem Knochengewebe, (OL-6 MLV, Schmidt et al. 1988),
- - aus bestrahltem Knochengewebe im Verlauf der Knochentumorent stehung, (OL-1, QL-2, OL-7, OL-8 MLV, Schmidt et al. 1988),
- - aus spontan entstehenden, benignen Knochentumoren (QA MLV, Schmidt et al. 1984; RFB, Pedersen et al. 1992),
- - aus Osteosarkomen, (OS-5 MLV, Erfle et al. 1986; RFB MLV, Pedersen et al. 1992; Finkel et al., 1973).
Als gemeinsames Merkmal induzieren diese Viren nach Injektion
in neugeborene Mäuse, in Abhängigkeit vom Mäuse-Teststamm, Kno
chenveränderungen wie Osteopetrose und Osteome und in unter
schiedlichem Maße auch Lymphome. Die stärkste biologische
Wirksamkeit dieser Retroviren auf Skelettzellen hat das RFB-
Virus. Im Teststamm CBA ist acht Monate nach der Infektion mit
RFB-Virus noch keine Lymphombildung feststellbar, während zu
diesem Zeitpunkt bereits in über 50% der Mäuse Osteome ent
standen.
Bevor diese Knochenveränderungen voll ausgeprägt sind, stirbt
in anderen Mäusestämmen, wie z. B. in NMRI-Mäusen, ein hoher
Prozentsatz der Tiere an den durch die osteoinduktiven Retrovi
ren induzierten Lymphomen. Nicht nur das RFB-Retrovirus, son
dern auch die anderen, obengenannten osteoinduktiven Retroviren
sind demnach für bestimmte infizierte Mäuse pathogen, und sie
führen zum frühzeitigen Tod.
Aber nicht nur die Lymphominduktion ist pathologischer Natur;
auch die von den osteoinduktiven Retroviren verursachten Kno
chenveränderungen (Osteopetrose und Osteome) sind unphysiologi
scher, pathologischer Natur und gehen mit einer unkontrollier
ten Zunahme an Knochengrundsubstanz einher.
Osteopetrose ist gekennzeichnet durch eine Verdickung des Kno
chenschafts im Bereich langer Röhrenknochen und einer fokalen
Verdickung der Knochenbälkchen im Spongiosa-Bereich der Wirbel
körper. In stärker ausgeprägten Formen kann es zum vollständi
gen Verlust der Knochenmarkhöhle und Ersatz von Knochenmark
durch kompaktes Knochengewebe kommen. In diesen Fällen kommt es
auch durch massiven Zuwachs von Knochengewebe an den Knochen
bälkchen im Spongiosabereich der Wirbelkörper zum vollständigen
Verlust der Spongiosastruktur und zur Entstehung eines soliden,
"petrosierten" Knochens (A.B. Murray, J. Schmidt, A. Luz Osteo
petrosis induced by retrovirus, mouse. In: Cardiovascular and
Musculoskeletal Systems, T.C. Jones, U. Mohr, R.D. Hunt (Eds.)
Springer, 1991).
Osteome sind gutartige, langsam wachsende Knochengeschwülste.
Sie sind erkennbar als gelblich-weiße, harte, lokal begrenzte
Knochenknoten, die parosteal, d. h. an der Oberfläche von reifem
Knochen, entstehen. Im Röntgenbild sind sie als klar um
schriebene, dichte Knochenmasse mit einem sich scharf abzeich
nenden Rand erkennbar. Im histologischen Bild ist reife, kom
pakte Knochensubstanz erkennbar. An der Oberfläche von rasch
wachsenden Osteomen befinden sich häufig sogenannte "aktive"
Knochenzellen, von denen die Neubildung von Knochengrundsub
stanz ausgeht und die dadurch zum stetigen, sich expansiv ver
größerndem Wachstum des Osteoms beitragen (A. Luz, A.B. Murray,
J. Schmidt, Osteoma, spontaneous and virus-induced, mouse. In:
Cardiovascular and Musculoskeletal Systems, T.C. Jones, U.
Mohr, RD. Hunt (Eds.) Springer, 1991).
Knochengewebe ist ein hochspezialisiertes Bindegewebe, das zu
sammen mit Knorpelgewebe das Skelett bildet. Das Knochengewebe
besteht aus Zellen und extrazellulärer Matrix. Es erfüllt drei
verschiedene Funktionen:
- 1) eine Stütz- und Bewegungsfunktion;
- 2) eine Schutzfunktion für Organe und Knochenmark und
- 3) eine metabolische Funktion, als Reservoir insbesondere von Kalzium und Phosphat für den ganzen Körper.
Die Knochenmatrix ist einem ständigen Umbau unterworfen. Der
normale Knochen ist charakterisiert durch die im Gleichgewicht
stehenden Vorgänge des Knochenaufbaus und Knochenabbaus. Ver
antwortlich für den Knochenaufbau sind die Osteoblasten, wäh
rend ein anderer Zelltyp, die Osteoklasten-, den Knochenabbau
betreiben. Die Bilanz zwischen den gegensätzlich wirkenden zel
lulären Aktivitäten kann von beiden Zelltypen reguliert werden.
Während des Alterungsprozesses, z. B., verschiebt sich das
Gleichgewicht auf die Seite des Knochenabbaus aufgrund ineffi
zienter Aktivierung von Osteoblasten. Dies führt zur altersbe
dingten Osteoporose.
Osteoporose ist eine Erkrankung, die durch eine geringe Kno
chenmasse und daraus folgenden Frakturen gekennzeichnet ist.
Infolge des wachsenden Anteils älterer Menschen in der Gesamt
bevölkerung wird die medizinische und sozioökonomische Bedeu
tung der Osteoporose in Zukunft erheblich zunehmen. Es wird
geschätzt, daß z. B. in den USA die Kosten allein für die Nach
sorge von Schenkelhalsbrüchen, die auf Osteoporose zurückzufüh
ren sind, pro Jahr 8 Milliarden Dollar übersteigen.
Neben der altersbedingten Osteoporose gibt es auch Osteoporose
mit anderer Ätiologie. Die Entstehung von Osteoporose ist mul
tifaktoriell, so daß beim individuellen Patienten oft ganz un
terschiedliche primäre oder sekundäre Defekte im Vordergrund
stehen, die zwar zum gleichen Endresultat "Osteoporose" führen,
aber möglicherweise unterschiedlicher Therapien bedürfen. Dies
ist vermutlich die Ursache für die große Zahl der "Nonrespon
der" bei jeder der gängigen Therapieformen der Osteoporose.
Die gegenwärtigen therapeutischen Möglichkeiten bei der Osteo
porose sind begrenzt. Die aus dem Stand der Technik gebräuchli
chen therapeutischen Ansätze, wie z. B. Bewegungstherapie, Hor
mon- und Mineraliensubstitution oder die Applikation verschie
dener Pharmazeutika, sind von unterschiedlichem Erfolg und mit
Nachteilen wie einer geringen Wirksamkeit oder mit erheblichen
Nebenwirkungen verbunden.
Die wichtigsten Therapien, die Applikation von Östrogen und
Calcitonin, verlangsamen zwar unter bestimmten Bedingungen den
Verlust der Knochenmasse; eine Verringerung der Frakturhäufig
keiten durch die Behandlung ist jedoch nicht eindeutig nachge
wiesen. Daneben gibt es bei diesen Therapeutika Probleme mit
Nebenwirkungen, Unverträglichkeit oder mangelnder Akzeptanz
durch den Patienten.
Eine kausale Behandlung der Osteoporose hat deshalb zum Ziel,
die Syntheseleistung von knochensubstanz-aufbauenden Zellen
(Osteoblasten) zu erhöhen und die Knochenneubildung und Ske
lettstabilisierung zu verstärken ("Primer on the Metabolic
Bone Diseases and Disorders of Mineral Metabolism", An Official
Publication of The American Society of Bone and Mineral Re
search, M.J.Favus et al., (eds), Raven Press, New York, 1993).
In J. Schmidt et al., Induction of osteogenic maturation and
neoplastic transformation of "in-vitro" differentiating skele
toblasts by c-type retroviruses from radiation-induced osteo
sarcomas, workshop on Cell Transformation Systems relevant to
Radiation-induced Cancer in Man, Dublin, 1989, Seiten 239-
249; E. Livne et al., Effects of Leukemogenic Retroviruses on
Condylar Cartilage In Vitro: An Ultrastructural Study, Calcif.
Tissue Int. (1989) 44: Seiten 25-35; J. Schmidt et al., Retro
virus-Induced Osteopetrosis in Mice, American Journal of Patho
logy, Vol. 124, Seiten 319-323; J. Schmidt et al., Retrovirus-
Induced Osteopetrosis in Mice, American Journal of Pathology,
Vol. 129, Nr. 3, Dezember 1987, Seiten 503-510; G. Flögel,
Einfluß knochenpathogener muriner Retroviren auf Proliferation
und Differenzierung osteogener Zellen "in vitro", Diss. rer.
nat. München, 1990 wurde darauf hingewiesen, daß das RFB-Virus
nach der Infektion eine erhöhte Aktivität der Osteoblasten und
Osteozyten sowie eine verstärkte Produktion und Mineralisation
der Knochenmatrix induziert. Diese Vorgänge werden stets in
Zusammenhang mit neoplastischen Veränderungen am Knochen oder
im weißen Blutbild beschrieben. Diese Neoplasien sind auf Fehl
steuerungen im Metabolismus der betreffenden Zellen zurückzu
führen, die in der medizinischen Therapie selbstverständlich
unerwünscht sind und deshalb bis heute ausschließlich Gegen
stand pathologischer Untersuchungen waren. Zum Zeitpunkt der
Veröffentlichung dieser Druckschriften lag es deshalb für den
Fachmann fern, ausgehend von den dort beschriebenen pathologi
schen Veränderungen auf die Möglichkeit zur Entwicklung eines
Therapeutikums zu schließen.
Es ist eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein neues Mit
tel zur Entwicklung von Arzneimitteln zur therapeutischen Be
handlung von Osteoporose und anderen mit dem Verlust von Kno
chengrundsubstanz einhergehenden Krankheiten bereitzustellen.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß die
vollständige Nukleotidsequenz des RFB-14-Provirusgenoms gem.
Abb. 1 bereitgestellt wird. Die Zellinie RFB MBK 6a, die das
RFB-14-Provirusgenom enthält, dessen Nucleotidsequenz die Abb. 1
zeigt, wurde am 18. 8. 1993 bei der DSM hinterlegt und er
hielt die Zugangsnummer DSM ACC2146.
Die vorliegende Erfindung wird auch durch solche DNA-Sequenzen
des RFB-14-Provirus, die mit der oben erwähnten DNA-Sequenz
hybridisieren und für ein Polypeptid oder mehrere Polypeptide
mit osteoinduktiven Aktivitäten codieren, gelöst. Der Begriff
"Hybridisierung" betrifft in diesem Zusammenhang übliche Hybri
disierungsbedingungen, vorzugsweise Hybridisierungsbedingungen,
die Sequenzen mit mindestens 70%iger Homologie, weiterhin be
vorzugt mit einer Homologie vom 75% oder 80% oder 85% oder
90%, noch erkennen. Besonders bevorzugt betrifft der Begriff
"Hybridisierung" stringente Hybridisierungsbedingungen.
Die Erfindung wird im folgenden anhand der Abbil
dungen näher erläutert werden. Die Abbildungen zeigen:
Abb. 1 die Nukleinsäuresequenz des RFB-Provirus (8892 Basen
pare);
Abb. 2 Virusrekombinanten zwischen RFB-14 und SL3-3 im Plas
mid;
Abb. 3 Provirus-Rekombinanten der Plasmid-Rekombinanten aus
Abb. 2 nach Transfektion;
Abb. 4 Knochenneubildung in CBA Mäusen 8 Monate nach Infek
tion (Stand 26. 2. 1994);
Abb. 5 Sequenzhomologie der gag-Vorläuferproteine verschie
dener knochenpathogener (AKV), potentiell knochen
pathogener (RadLV/VL3) und nicht knochenpathogener
Mäuseleukämieviren (Moloney MuLV, Friend MuLV und
Cas-BR-E MuLV) in Abschnitten zu je 25 Aminosäuren;
Abb. 6 Sequenzhomologie der pol-Vorläuferproteine verschie
dener knochenpathogener (AKV), potentiell knochen
pathogener (RadLV/VL3) und nicht knochenpathogener
Mäuse-Leukämieviren (Moloney MuLV, Friend MuLV und
Cas-BR-E MuLV) in Abschnitten zu je 25 Aminosäuren;
Abb. 7 Sequenzhomologie der env-Vorläuferproteine verschie
dener knochenpathogener (AKV), potentiell knochen
pathogener (RadLV/VL3) und nicht knochenpathogener
Mäuse-Leukämieviren (Moloney MuLV, Friend MuLV und
Cas-BR-E MuLV) in Abschnitten zu je 25 Aminosäuren.
Wie oben bereits näher dargestellt wurde, zeigt das RFB-Virus
in vivo zwei verschiedene biologische Aktivitäten:
- a) Induktion von Lymphomen (abhängig vom Mäusestamm) und
- b) Induktion von Osteomen und Osteopetrose.
Erfindungsgemäß wurde überraschend festgestellt, daß das dem
RFB-Virus und den anderen osteoinduktiven Retroviren eigene
Potential einer unkontrollierten und damit an sich krankhaften
Zunahme der Knochenneubildung auch zur Entwicklung eines The
rapeutikums zur Behandlung von Knochenerkrankungen einsetzbar
ist. Dieser Schritt war insofern erstaunlich und unerwartet,
als diese Viren in den infizierten Mäusen pathogen sind und
nicht nur die Veränderungen des lymphatischen, sondern auch die
des knochenbildenden Systems unphysiologischer, pathogener Na
tur sind.
Es mußte deshalb eine Möglichkeit geschaffen werden, die bio
logische Aktivität, die die Knochenzellfunktionen stimuliert,
von der tumorinduzierenden Aktivität des Virus abzutrennen.
Hierzu hat es sich als zielführend erwiesen, die gesamte pro
virale Sequenz eines Vertreters dieser Klasse osteoinduktiver
Retroviren, nämlich des RFB-14-Virus, zu bestimmen. Erst diese
Sequenzdaten, die erfindungsgemäß bereitgestellt wurden, ermög
lichen es dem Fachmann zum ersten Mal, in zielgerichteter wie
derholbarer Weise, diejenigen retroviralen subgenomischen Frag
mente zu identifizieren, die für die Induktion der Knochenneu
bildung verantwortlich sind. Diese Region bzw. Regionen, oder
Teile hiervon, können dann beispielsweise therapeutisch zur
Stimulation von degenerativem Knochengewebe, wie osteoporoti
schem Knochen, eingesetzt werden. Durch die Kenntnis der Se
quenz des RFB-14-Provirus ist es somit nunmehr möglich, die
unerwünschten, neoplastischen Effekte der Mäuseleukämieviren,
insbesondere des RFB-Virus, von therapeutischen nutzbringenden
Wirkungen gezielt und überprüfbar abzutrennen und Sequenzen im
Virusgenom abzuleiten, die ausschließlich die anabolische Akti
vität der Osteoblasten und Osteozyten steigern, ohne dabei pa
thologische Prozesse, wie z. B. Tumore, hervorzurufen.
Die Identifikation dieser subgenomischen Bereiche kann bevor
zugt durch direkte Sequenzvergleiche und/oder durch die Kon
struktion von Rekombinanten von RFB-Provirusgenom und nicht
osteoinduktiven retroviralen Genomen erfolgen.
Diese retrovirale Gensequenz(en) und die unter den obengenann
ten Bedingungen mit dieser bzw. diesen RFB-14-Gensequenz(en)
hybridisierenden Sequenzen sind mittelbar und/oder unmittelbar
für die Induktion von Zellmatrix- und Strukturgenen in Skelett
zellen und damit für den Aufbau von Knochengrundsubstanz ver
antwortlich. Sie können deshalb auch dazu verwendet werden,
Stoffe (Struktur- und Effektorproteine, Rezeptoren, Rezeptor
antagonisten, Wachstumsfaktoren) zu identifizieren und in den
therapeutisch erforderlichen Mengen bereitzustellen, die dege
nerativen Skeletterkrankungen, z. B. der Osteoporose, entgegen
wirken.
Zur Induktion und Produktion dieses osteoinduktiven Proteins
bzw. dieser osteoinduktiven Proteine werden menschliche oder
murine Osteoblasten infiziert bzw. transfiziert und das so
induzierte Protein aus den Zellen isoliert. Das erfindungs
gemäß bereitgestellte RFB-Retrovirusgenom eignet sich auf
grund seiner hohen biologischen Wirksamkeit besonders gut
für die Induktion und Isolation osteoinduktiver Proteine.
Das RFB-Provirusgenom und insbesondere die für die Induktion
der Knochenneubildung verantwortlichen Teilsequenzen des
RFB-Provirusgenoms oder damit verwandte, hybridisierende
Sequenzen können auch zur somatischen Gentherapie eingesetzt
werden.
Die Erfindung ist jedoch nicht nur auf das RFB-Provirusgenom
beschränkt; erfindungsgemäß können auch andere, mit dem RFB-
Retrovirus verwandte Retroviren, die in der Lage sind,
Osteome und/oder Osteopetrose zu induzieren, oder damit ver
wandte, hybridisierende Sequenzen oder Teilsequenzen hiervon
zur Induktion und Isolation osteoinduktiver Proteine verwen
det werden.
Ausgehend von der vollständigen Gensequenz des RFB-14-Provi
rus konnte nunmehr zum ersten Mal getestet werden, welche
Genomabschnitte osteoinduktiver Retroviren, insbesondere des
RFB-14-Retrovirus, für die spezifische Induktion der Kno
chenveränderungen und damit für die Induktion bzw. Synthese
knochenspezifischer Faktoren, insbesondere knochenspezifi
scher Proteine, verantwortlich sind.
Ausgangspunkt für diese Arbeit war die Beobachtung, daß das
RFB-MuLV, wie andere nahe verwandte Viren (z. B. AKV, OA-
MuLV), Knochentumoren hervorruft, während weniger verwandte
MuLVs diese Veränderungen nicht bewirken. Deshalb kommt der
Betrachtung der Unterschiede der beiden Gruppen besondere
Bedeutung zu.
Der erste Schritt im Replikationszyklus eines Retrovirus ist
die Adsorption an einen zellulären Rezeptor. Diesbezüglich
fällt überraschenderweise auf, daß die Region im Oberflä
chenprotein, die für die Bindung an den Rezeptor verantwort
lich ist (Hunter und Swanstrom, 1990), bei den nahe verwand
ten, in Mäusen Knochentumoren bildenden Retroviren hoch ho
molog ist, gegenüber den fern verwandten aber große Abwei
chungen aufweist. Dies spricht dafür, daß in der Membran der
Knochenzellen möglicherweise ein alternativer Rezeptor vor
handen ist, der vom RFB-Virus zur Anheftung an die Zellmem
bran verwandt wird.
Bei neueren Untersuchungen im Institut für Molekulare Viro
logie konnten in retrovirus-infizierten Mäusen in allen un
tersuchten Zelltypen Retroviren nachgewiesen werden. Daher
liegt keine zellspezifische Wirkung aufgrund einer zellspe
zifischen Infektion vor, wie bisher vermutet wurde. So be
schreiben beispielsweise noch Behnisch, Diss. und Murray et
al., 1986, daß die Targetzellen für osteoinduktive Retrovi
ren Knochenzellen seien.
In der Proteinsequenz der Integrase konnten überraschender
weise, wiederum getrennt in den beiden unterschiedlichen
MuLV-Gruppen, Abweichungen festgestellt werden. Dies könnte
ein unterschiedliches Integrationsverhalten der betrachteten
MuLVs bedeuten. Unterschiede wären in einer verschiedenen
Wahl der Integrationsorte denkbar. Da die Integrationsorte
der untersuchten MuLVs nicht umfassend beschrieben sind,
kann die Auswirkung der Abweichungen nicht beurteilt werden.
Die dritte Möglichkeit für eine unterschiedliche Pathogeni
tät ist die Transkription des Provirus. Diese wird durch den
Promotor und den Enhancer in der LTR geregelt, wobei die
Transkriptionsfaktoren nicht nur durch ein unterschiedliches
Aktivierungsvermögen, sondern auch durch eine spezifische
Präsenz in verschiedenen Zelltypen Einfluß auf die Virusre
plikation nehmen können. Für viele identifizierte Bindestel
len ist ein Vorhandensein der Transkriptionsfaktoren in Lym
phozyten beschrieben. Für Knochenzellen liegen aber nur we
nige Untersuchungen vor. Behnisch (Diss. 1988) vermutete,
ausgehend von Untersuchungen mit Hilfe des CAT-Gens, eine
präferentielle Aktivität der Enhancerregionen osteoindukti
ver Retroviren in Knochenzellen.
Die Untersuchung der offenen Leserahmen konnte keine Hinwei
se auf die Entstehung weiterer proviraler Proteine geben,
die entweder Einfluß auf die Regulation der Transkription
nehmen oder oncogen wirken könnten. Auch die Bildung von
Fusionsproteinen mit oncogener Wirkung, wie sie für das
Oberflächenprotein gp55 des Friend SFFV beschrieben ist (Li
et al., 1990, Yoshimura et al., 1990), scheint nicht der
Fall zu sein. Denn dieses Fusionsprotein entsteht dadurch,
daß im env-Gen des Friend SFFV 585 Basen fehlen. Da in die
sem Bereich die Schnittstelle liegt, an der das env-Gen pro
zessiert würde, entsteht ein Protein, bei dem der N-termina
le Abschnitt des Oberflächenproteins mit dem C-terminalen
Ende des Transmembranproteins verbunden ist (Clark und Mak,
1983). Dieses Protein ist in der Lage, den Erythropoetinre
zeptor zu besetzen und eine Erythroleukämie zu verursachen
(Li et al., 1990).
Zur spezifischen Identifikation der für die Stimulation der
Knochenzellreifung verantwortlichen Genomabschnitte wurden
die nachfolgenden Versuche durchgeführt:
Bei Sequenzanalysen von Mäuseleukämieviren haben verschiede
ne Autoren in der retroviralen Kontrollregion des "Long Ter
minal Repeats" (LTR) Sequenzen gefunden, die dafür verant
wortlich sind, daß diese Viren insbesondere in Lymphozyten
aktiv sind und deshalb Lymphome hervorrufen. Durch Sequen
zierung des RFB Virus in unserem Labor konnten in der LTR-
Region ebenfalls solche Bindungssequenzen nachgewiesen wer
den (Diss. Berthold, 1989; Diss. Gimbel, 1993); die RFB-LTR
weist überdies starke Ähnlichkeiten mit den LTRs der Mäuse-
Leukämieviren AKV und SL3-3 auf.
Durch den erfindungsgemäß durchgeführten Sequenzvergleich
der Mäuse-Leukämieviren RFB, AKV, MoMuLV, Friend MuLV und
CasBR LuLV wurde erfindungsgemäß überraschend gefunden, daß,
obwohl alle diese Retroviren Lymphome induzieren, das kno
chenpathogene RFB und das ebenfalls, wenn auch in geringerem
Ausmaß, knochenpathogene AKV untereinander eine sehr hohe
Homologie aufweisen und sich dadurch von den nur Lymphome
induzierenden Retroviren MoMuLV, Friend MuLV und CasBR MuLV
in ihrer Gensequenz deutlich unterscheiden.
Diese Unterschiede liegen in begrenzten Regionen der drei
viralen Proteine, gag, pol, env, und sind in den Abb.
5-7 dargestellt. Die Abbildungen zeigen für die einzelnen
Gene verschiedener MuLVs die Homologie ihrer Proteine - in
Abschnitten zu jeweils 25 Aminosäuren - im Vergleich zur
Sequenz des RFBV. In den Auswertungen wird deutlich, daß
RFBV und AKV hochhomologe Proteine translatieren. Für Molo
ney MuLV, Friend MuLV und Cas-BR-E zeigt sich überraschen
derweise, daß im gag-Gen jeweils ein deutlich begrenzter
Sequenzabschnitt vom C-terminalen Ende des Matrixproteines
bis in das Protein p12 existiert, der eine geringere Homolo
gie zum RFBV aufweist. Das gleiche Phänomen tritt im pol-Gen
am N-terminalen Ende der Integrase sowie im env-Gen am N-
terminalen Ende des Oberflächenproteines auf. Dies bedeutet,
daß sich das knochenpathogene RFBV deutlich von den nicht
knochenpathogenen MuLVs abgrenzen läßt.
Daraus ergab sich der erste Hinweis, daß die entsprechenden
Sequenzen die für die knocheninduzierende Eigenschaft ver
antwortlich sind, sich in definierten Bereichen der kodie
renden Region des RFB befinden. Dies steht im Gegensatz zu
den aus dem Stand der Technik bekannten, von Behnisch (Diss.
1988) durchgeführten Untersuchungen, die im Ergebnis den
nicht-kodierenden LTR-Regionen das knocheninduzierende Po
tential zuweisen.
Zu dieser Überprüfung der biologischen Funktion von viralen
Teilsequenzen in vivo wurden Virus-Rekombinanten erstellt,
in denen die kodierenden Regionen zwischen RFB und SL3-3,
einem weiteren AKV-verwandtem, hauptsächlich Leukämien indu
zierenden, Mäuse-Leukämievirus, ausgetauscht wurden. Vom
SL3-3 Virus ist bekannt, daß es in NMRI- und CBA-Mäusen
Lymphome induziert. RFB und AKV dagegen induzieren in CBA-
Mäusen jedoch hauptsächlich Osteome.
Mit der Kombination RFB und SL3-3 ist es dadurch in diesem
Mäusestamm möglich, biologisch die Aktivität der Tumorinduk
tion von der der Knochenstimulation zu trennen. Die biologi
sche Wirkung der anderen erwähnten MuLVs in CBA Mäusen ist
nicht bekannt. Deshalb wurde zur Konstruktion der Rekombi
nanten das SL3-3 Virus verwendet. Da die LTR-Bereiche der
beiden Viren große Ähnlichkeiten aufweisen und die Sequenz
analyse von RFB Hinweise darauf gab, daß die knocheninduzie
rende Aktivität in kodierenden Bereichen des RFB liegt, wur
den Rekombinanten konstruiert, die entweder die gesamte LTR
oder nur die Enhancerregion der SL3-3 LTR und die (intakten)
Gene des RFB Virus enthält. Weitere Rekombinanten enthalten
analog die RFB LTR oder die Enhancer-Region der RFB LTR,
aber die Gene des SL3-3 Virus. Die Details der Rekombinanten
werden nachfolgend dargestellt.
pA2: Plasmid-Vektor der auf der Basis von pBR327,
pBR322 und pGEM1 konstruiert wurde.
pWOG1: Plasmidkonstrukt, welches das provirale Genom des
RFB (RFB-14) (Pedersen et al., 1992) enthält und
zusätzlich flankierende zelluläre Sequenzen. Die
viralen und zellulären Sequenzen wurden in das
Plasmid pUC120 eingefügt.
T464: Plasmid-Konstrukt, welches das provirale Genom des
SL3-3 Virus und zusätzlich flankierende zelluläre
Sequenzen enthält. Diese Sequenzen wurden in das
Plasmid PBR328 eingefügt.
pL6cat: Grundkonstrukt eines Expressionsvektors mit dem
bakteriellen Chloramphenicol-Acetyl-Transferase
(CAT)-Gen. Der Vektor wurde benutzt, um die Pst1-
Kpn1 Fragmente zwischen den beiden viralen LTRs
auszutauschen. Der Vektor selbst enthält keine
Pst1 oder Kpn1 Schnittstelle.
pA4-RFB-14: Pst1-Pst1 Fragment des Plasmids pWOG1,
welches das provirale Genom des RFB-14 enthält,
das in den pA2 Vektor ligiert wurde.
pA4-SL3-3: Pst1-Pst1 Fragment des Vektors T464,
welches das provirale Genom des SL3-3 enthält, das
in den Vektor pA2 ligiert wurde.
pR-S1: Das kleine Pvu1-Pvu1 Fragment des Plasmids
pA4-RFB-14. Dieses Fragment wurde mit dem großen
Pvu1-Pvu1 Fragment des Plasmids pA4-SL3-3 ligiert.
Das bedeutet, das Konstrukt enthält die LTR und
nicht translatierte Sequenzen des RFB-14 Provirus
und die kodierenden Sequenzen des SL3-3 Virus.
pR-S2: Reziprokes Konstrukt zum Plasmid PR-S1. Das Kon
strukt enthält die LTR des SL3-3 und die kodieren
den Sequenzen des RFB-14 Provirus.
pR-S3: Dieses Konstrukt wurde mit Hilfe des Vektors pL6-
cat hergestellt. Dabei wurde das Pvu1-Pvu1 Frag
ment, das die viralen LTRs der beiden pA4 Kon
strukte enthält, in den pL6cat Expressionsvektor
ligiert. Die beiden Vektoren wurden dann mit Pst1
und Kpn1 geschnitten, und die kleinen Pst1 und
Kpn1 Fragmente, die jeweils einen Teil des RFB und
SL3-3 LTRs enthalten, wurden ausgetauscht. Nun
wurden die Pvu1-Pvu1 Fragmente mit der ausgetau
schten LTR Region zu den großen Pvu1 Fragmenten
von pA4-RFB-14 zurückligiert. Dabei entstanden
Virusrekombinanten, die die U3 Region und einen
Teil der R Region des einen Virus und den Rest des
viralen Genoms vom anderen Virus enthalten. Das
Plasmid pR-S3 enthält den RFB-14 Enhancer und
SL3-3 kodierende Regionen.
pR-S4: Reziprokes Konstrukt zum pR-S3. Das Plasmid ent
hält SL3-3 Enhancer und RFB-14 kodierende Sequen
zen.
Die Konstrukte wurden mit Pst1 geschnitten und zu kompletten
zirkulären proviralen Genomen religiert. Die Plasmide wurden
in NIH3T3 Zellen transfiziert. Biologisch aktive virale Re
kombinanten wurden erhalten. Diese enthalten jeweils zwei
identische LTRs.
Die dargestellten rekombinanten Proviren, bei denen die Re
gulationseinheiten und die Gene zwischen RFB Virus und SL3-3
MuLV untereinander ausgetauscht wurden, gehen auf die Plas
midkonstrukte pA4-RFB-14 (RFB-14), pA4-SL3-3 (SL3-3), pR-S1
(R-S1), pR-S2 (R-S2), pR-S3 (R-S3) und pR-S4 (R-S4) zurück.
Dabei sind die Anteile des RFB-Virus schwarz und die Anteile
des SL3-3 MuLV grau dargestellt. Kpn I, Pst I und Pvu I sind
die Restriktionsschnittstellen, welche die jeweiligen Virus
abschnitte begrenzen.
Durch Rekombination der LTRs von RFB und SL3-3 Virus und von
Teilbereichen dieser LTRs, welche die Enhancer und Promotor
bereiche enthalten, konnten somit für die Knochenneubil
dung relevanten Bereiche im RFB Virus identifiziert werden.
Dazu wurden neugeborene CBA Mäuse mit den in Abb. 3 gezeig
ten Viren infiziert und die Knochenneubildung 8 Monate spä
ter durch Röntgenanalyse des Skeletts untersucht. Die Ergeb
nisse sind in Abb. 4 dargestellt. Unabhängig von der LTR
bzw. vom U3 Bereich der LTRs induzierten Viren, welche das
RFB Genom enthalten, 8 Mon. nach der Infektion in etwa der
Hälfte der Mäuse eine Knochenneubildung. Dagegen war in Mäu
sen, die mit Viren infiziert werden, welche das SL3-3 Genom
enthalten, unabhängig von der LTR, nur vereinzelt die Bil
dung von neuem Knochen feststellbar.
Diese Ergebnisse lassen erkennen, daß der für die Knochen
neubildung primär verantwortliche Bereich im codierenden
Bereich des RFB Virus lokalisiert ist. Dies war überra
schend, da man zunächst aufgrund der von Behnisch (Diss.
1988) und anderen Autoren vorgenommenen Untersuchungen davon
ausgegangen war, daß den LTR-Bereichen mit ihren Steuerse
quenzen das osteom-induzierende Potential zukommt. Dies
konnte durch die vorliegenden Versuchsergebnisse klarge
stellt und widerlegt werden. Rekombinante Proviren, die die
LTR-Bereiche des RFB-14 Provirus und die codierenden Sequen
zen des SL3-3 Provirusgenoms enthalten, zeigten keine Kno
chenneubildung, während das reziproke Konstrukt mit den LTR-
Bereichen des SL3-3 Virus und den codierenden Sequenzen des
RFB-14 Provirus praktisch die gleiche Häufigkeit zur Kno
chenneubildung zeigte wie das RFB-14 Provirus.
Die vorliegenden Versuchsergebnisse zeigen somit, daß die
codierenden Sequenzen des RFB-14 Provirusgenoms für die Ak
tivierung osteoinduktiver Gene und Faktoren von Skelettzel
len zur Neubildung von Knochengrundsubstanz verantwortlich
sind. Ausgehend von diesen erfindungsgemäßen Untersuchungs
ergebnissen kann nunmehr eine eng umgrenzte Lokalisation des
Teilbereichs bzw. der Teilbereiche der codierenden Sequenzen
des RFB-14 Genoms vorgenommen werden, die für die Knochen
neubildung verantwortlich sind. Weiterhin steht dem Fachmann
durch die erfindungsgemäße Bereitstellung derjenigen Regio
nen des RFB Virus, die für die Knochenneubildung verantwort
lich sind, zum ersten Mal ein Mittel zur Verfügung, um ein
Therapeutikum zur Behandlung von Knochenerkrankungen, ins
besondere zur Induktion der Knochenneubildung, zu ent
wickeln.
Nachfolgend werden die Schritte, die zur Aufklärung der Se
quenz des RFB-14 Virus führten, detailliert wiedergegeben.
Die eigenen Untersuchungen am RFB-Provirusgenom (Gimbel.
1993) nahmen ihren Ausgang von dem Virus-Klon RFB/MBK 6.
Dabei handelt es sich um einen Klon in dem Phagenvektor
"Lambda Charon 4a" (Blattner et al., 1977), der ein 14 kb
großes Stück DNA der Zellinie RFB/NIH enthält. Diese zellu
läre DNA beinhaltet neben Sequenzen des Genoms von
NIH3T3-Zellen auch die gesamte Sequenz des RFB-Provirus
(Behnisch, 1988). Um die Nomenklatur zu vereinfachen, wurde
dem Phagenklon die Bezeichnung "RFB-14" gegeben (Pedersen et
al., 1992).
Die Herkunft der proviralen Sequenz ließ sich auf ein Viru
sisolat der "American Type Culture Collection" (ATCC VR-909)
zurückführen, zu dem die Veröffentlichung von Finkel et al.
(1973) als Referenz angegeben wird. Mit diesem Virusisolat
waren NIH3T3-Zellen infiziert worden, die ursprünglich keine
endogenen ecotropen Retroviren enthielten (Coffin, 1984).
Aus der Klonierung ging ein Zellklon hervor, der an zwei
verschiedenen Stellen seines Genoms je ein RFB Provirus in
tegriert hatte. Diese beiden Sequenzabschnitte wurden iso
liert und in Lambda-Phagen "Charon 4a" überführt, so daß die
molekularen Phagenklone RFB-18 und RFB-14 entstanden waren
(Behnisch, 1988; Pedersen et al., 1992).
Das RFB-Provirus wurde zunächst aus dem Phagenvektor in ei
nen Plasmidvektor überführt. Von diesem Plasmid wurden dann
Fragmente des Inserts wiederum in Plasmidvektoren subklo
niert. Dabei wurden die Fragmente so ausgewählt, daß sie
sich gegenseitig überlappen, damit bei der Sequenzierung
sichergestellt werden konnte, daß das Provirus fortlaufend
analysiert wurde. Mit dem Plasmid, welches das gesamte Pro
virus enthielt, und einem Plasmid, in dem die bereits be
kannte LTR-Sequenz vorkam, wurde durch eine Restriktionsana
lyse, die Hybridisierung gegen eine spezifische DNA-Sonde
und die Sequenzierung der LTR nachgewiesen, daß die Klone
das Provirus des RFB Virus auch wirklich enthalten.
Die Sequenzanalyse wurde anfänglich mit einer Deletionsstra
tegie verbunden, da nur Primer aber keine Terminatoren zur
Verfügung standen, die mit fluoreszierenden Farbstoffen mar
kiert waren. Dazu wurden die Plasmide zwischen der Primer
bindungsstelle und dem Insert geschnitten. Das Insert wurde
anschließend mit Exonuklease III abgebaut, wobei aus dem
Reaktionsansatz fortlaufend Aliquots in Zeitabständen ent
nommen wurden, in denen jeweils weitere 300 Basen entfernt
wurden. Die Plasmide mit den verkürzten Inserts wurden re
zirkularisiert und kloniert. Somit bewirkte die Deletion,
daß Plasmide entstanden, bei denen jeweils ein anderer Se
quenzabschnitt vor eine standardisierte Primerschnittstelle
zu liegen kommt. Um beide DNA-Stränge sequenzieren zu kön
nen, wurde die Deletion sowohl von der Bindungsstelle des
"universal primer" (-21M13) als auch des "reverse primer"
(M13RP1) aus durchgeführt.
Mit der Einführung farbstoffmarkierter Terminatoren wurde
das "primer hopping"-Verfahren angewandt, bei dem aus den
Resultaten einer Sequenzierungsreaktion der Primer für die
nachfolgende Reaktion entwickelt wurde. Dadurch wird fort
laufend mit jeweils neuen Primerbindungsstellen die Sequenz
der Inserts bestimmt. Die aus den einzelnen Reaktionsansät
zen der beiden Verfahren hervorgegangenen Einzelsequenzen
wurden zur Gesamtsequenz zusammengesetzt und mit der Sequenz
des Gegenstranges abgeglichen.
Von der Phagenstammlösung RFB-14 wurde zunächst der Phagen
titer bestimmt. Mit der quantitativen Methode wurden 5 · 10⁹
Plaque-bildende Einheiten pro Milliliter Phagensuspension
gefunden. Anschließend wurden die Phagen in einem Großansatz
vermehrt, dessen Titer am Ende der Inkubation 1,2 · 10¹⁰
pfu/ml betrug. Aus diesem "high titer stock" (HTS) wurde ein
Aliquot entnommen, um die DNA der Phagen zu gewinnen. Ins
gesamt konnten aus 56 ml Phagen-HTS-Lösung 9 Mikrogramm DNA
gewonnen werden.
Ein Aliquot der Phagen-DNA wurde mit der Restriktionsendonu
klease EcoR I geschnitten. Da die zelluläre DNA als EcoR
I-EcoR I-Fragment in die Phagen-DNA eingebaut worden war
(Behnisch, 1988), mußte nun das Insert wieder von den beiden
Vektorarmen getrennt werden. Nachdem die Fragmente anschlie
ßend in einer Agarose-Gelelektrophorese ihrer Größe entspre
chend aufgetrennt worden waren, waren der rechte (11 kb)
beziehungsweise linke Arm des Phagen (19 kb), sowie die zel
luläre DNA (14 kb) zu sehen, die das RFB-Provirus enthalten
mußte. Für die Umklonierung in den Plasmidvektor pUC120 wur
den dann 8 Mikrogramm Phagen-DNA mit EcoRI geschnitten und
in einem Agarosegel aufgetrennt. Die 14kb-Bande wurde aus
dem Gel geschnitten und anschließend in einer BIOTRAP®-Appa
ratur aus der Agarose eluiert. Für die nachfolgende Ligation
wurde die gesamte DNA verwendet.
Parallel dazu wurde der Plasmidvektor pUC120 zunächst mit
EcoR I linearisiert und anschließend noch mit Alkalischer
Phosphatase aus Kälberdarm dephosphoryliert. Ein Aliquot
dieser Präparation wurde zur Überprüfung der vollständigen
Dephosphorylierung ohne Insert-DNA einer Ligation unterzo
gen. Aus der nachfolgenden Transformation gingen keine
Transformanten hervor.
Die isolierte Banden-DNA wurde in den linearisierten und de
phosphorylierten Vektor pUC120 ligiert und dann durch Trans
formation in transformationskompetente Bakterien JM109 ver
bracht. Aus drei Klonen, die in einer Übernachtkultur ver
mehrt worden waren, wurde die DNA isoliert und wiederum mit
EcoR I geschnitten. Die anschließende elektrophoretische
Auftrennung der Fragmente zeigte, daß alle drei Klone Plas
mide mit integrierter zellulärer DNA beinhalteten, die das
RFB-Genom enthalten mußte. Ein Klon wurde als Glyzerinkultur
konserviert, und sein Plasmid fortan als pWOG1 bezeichnet.
Für die weiteren Experimente wurde zunächst eine größere
Menge des Plasmides pWOG1 isoliert. Die Methode nach Melton
und Krieg erbrachte aus 250 ml Bakterienkultur 3,7 mg Plas
mid-DNA, die - aliquotiert und bei -70°C gelagert - für die
gesamte Dauer der Arbeit eine hervorragende Qualität be
hielt. Die DNA-Konzentration wurde auch hier mit Hilfe einer
Agaroseplatte bestimmt.
Um das erhaltene Plasmid näher zu charakterisieren, wurde es
mit verschiedenen Restriktionsendonukleasen geschnitten,
deren Schnittstellen im RFB-Genom bereits bekannt waren
(Behnisch, 1988). Die entstandenen DNA-Fragmente wurden in
einer Agarose-Gelelektrophorese getrennt und im UV-Licht
dargestellt.
Nachdem die DNA-Banden aus den Agarosegelen auf Nitrozellu
lose-Filter transferiert und fixiert worden waren (Southern,
1975), war die DNA der Hybridisierung mit einer Retrovirus
spezifischen Probe zugänglich. Es handelt sich dabei um ein
400 Basenpaare großes Sma I-Fragment aus dem env-Gen des
AK-Virus der AKR-Maus, das nur mit der DNA ecotroper Retro
viren der Maus hybridisiert (Chattopadhyay et al., 1980).
Die Sonden-DNA lag als HPLC-gereinigtes Isolat vor (Strauß
et al., 1988) und wurde in einer "nick translation" radio
aktiv markiert. Nachdem die überschüssigen radioaktiven Nu
kleotide in einer Ausschlußchromatographie mit handelsübli
chen Säulen entfernt worden waren, wurde die Sonde in einem
Hybridisierungsexperiment unter stringenten Bedingungen mit
den auf Nitrozellulose fixierten DNA-Fragmenten zusammenge
bracht. Die Autoradiogramme der präparierten Filter zeigten
alle erwarteten Banden.
Die Subklonierung des RFB Virus wurde mit dem etwa 3 kb gro
ßen Pst I/Hind III-Fragment begonnen, das - von den ersten
33 Basenpaaren abgesehen - die 5′-LTR, die gesamte gag-Re
gion und 418 Basen des pol-Genes umfaßt. Das Fragment wurde
mit Hilfe der BIOTRAP®-Methode aus dem Plasmid pWOG1 gewon
nen und in das ebenfalls mit Pst I und Hind III geschnitte
ne, dephosphorylierte Vektorplasmid pUC120 überführt. Das
entstandene Plasmid wurde als pWOG3 bezeichnet und in JV30-
Zellen kloniert, die in Form einer Glyzerinkultur konser
viert wurden.
Nachdem der Erfolg der Subklonierung in einem Restriktions
verdau mit nachfolgender Agarose-Gelelektrophorese überprüft
worden war, wurden die im Vektorbereich beidseits der "mul
tiple cloning site" befindlichen Primerbindungsstellen für
den "universal" bzw. "reverse primer" benutzt, um von beiden
Seiten aus in das Insert hineinzusequenzieren. Dabei kam die
Sequenzierung mit radioaktiv markierten Nukleotiden zur An
wendung. Die Auswertung der Autoradiogramme ergab für den
"universal primer" folgende Sequenz, die aus dem Bereich des
pol-Genes stammt:
Diese Sequenz wurde in einer Dotmatrix mit der Sequenz ver
glichen, die im Genom des sehr nahe verwandten AKV im glei
chen Bereich vorkommt. Die Homologie der beiden Sequenzen
betrug 95%.
Die 240 Basen umfassende Sequenz, die aus der Sequenzie
rungsreaktion mit dem "reverse primer" erhalten wurde, zeig
te in 13 Positionen Abweichungen von der bereits bekannten
LTR-Sequenz (Behnisch, 1988). Diese Abweichungen bestanden
in Wiederholungen gleicher Basen, die in der früheren Se
quenzierung nicht enthalten waren (z. B. CCC anstatt CC)
Mit der Einführung der nichtradioaktiven Sequenzierung wurde
auch eine Umklonierung des LTR-gag-Fragmentes vom Vektor pU-
C120 (pWOG3) in den pUC119 (Vieira und Messing, 1987) not
wendig, weil der von Applied Biosystems gelieferte, mit
fluoreszierenden Farbstoffen markierte "reverse primer"
(M13RP1) nicht mit pUC120 hybridisieren konnte.
In einem gestaffelten Doppelverdau wurde ein halbes Mikro
gramm des Plasmides pWOG3 mit den Restriktionsendonukleasen
Pst I und Hind III geschnitten, um das Insert vom Vektor zu
trennen. Danach wurde die verdaute DNA mit alkalischer Phos
phatase aus Kälberdarm dephosphoryliert, und anschließend
mit 250 ng des Vektors pUC119 ligiert, der zuvor mit den
gleichen Enzymen behandelt worden war. Die Ligationsprodukte
wurden in transformationskompetente JV30-Zellen überführt,
wobei aus der Transformation 130 Klone hervorgingen. Von
sechs Klonen, die zufällig ausgewählt und einer Minipräpara
tion nach Birnboim und Horowicz unterzogen wurden, enthielt
keiner ein Plasmid mit einer Größe von 6 kb. Ferner wurden
alle Plasmide mit der Restriktionsendonuklease Nco I linea
risiert, deren Schnittstelle im Plasmid pUC119 nicht vorhan
den ist.
Um einen größeren Probenumfang analysieren zu können, wurde
die Mikro-Plasmidisolierung eingeführt, die während allen
weiteren Klonierungen stets zuerst zur Auswahl der Transfor
manten eingesetzt wurde. Mit dieser Methode wurden weitere
64 Klone untersucht, von denen 11 ein Plasmid enthielten,
das sich bei der Gelelektrophorese langsamer bewegte als das
Referenzplasmid pUC119. Daraus wurde geschlossen, daß diese
Plasmide größer als ein reines Vektorplasmid sein mußten.
Eine Aussage über die genaue Zusammensetzung der Konstrukte
mußte allerdings noch getroffen werden. Deshalb wurde in
Schnellaufschlüssen von allen größeren Klonen Plasmid-DNA
isoliert. Diese wurde wiederum mit Nco I geschnitten und
anschließend in einem Agarose-Gel elektrophoretisch aufge
trennt.
Mit einem korrekt zusammengesetzten Plasmid, das weiterhin
unter der Bezeichnung pWOG4 geführt wird, wurden die Metho
den etabliert bzw. verfeinert, die für den Weg vom Subklon
zu den Sequenzdaten benötigt wurden, nämlich Deletion, Kolo
niehybridisierung, DNA-Isolierung, DNA-Konzentrationsbestim
mung und Sequenzierung. Obwohl die Ergebnisse anschließend
in der angegebenen Reihenfolge abgehandelt werden, wurden
sie selbstverständlich weitgehend parallel nebeneinander
bearbeitet und aufeinander abgestimmt.
Das Grundprinzip der Deletion beruht darauf, daß das Insert
eines Plasmides mit Exonuklease III von der Primerbindungs
stelle aus in mehreren Schritten um jeweils 300 Basenpaare
verkürzt wird (Linxweiler und Hörz, 1982), wodurch immer
neue Sequenzabschnitte vor die Primerbindungsstelle zu lie
gen kommen (Henikoff, 1984; Yanisch-Perron et al., 1985; Xie
und Potts, 1989). Dazu wird das Plasmid nahe der Primerbin
dungsstelle geschnitten, so daß das linearisierte Plasmid an
einem Ende das Insert und am anderen die Primerbindungsstel
le enthält. Damit die Exonuklease III aber nicht die Primer
bindungsstelle degradiert, werden die 5′-überhängenden Enden
mit Thionukleotiden (alpha-Phosphothionate) aufgefüllt (Put
ney et al., 1981), und die 3′-überhängenden Enden mit Thio
nukleotiden verlängert (Deng und Wu, 1983). Weil jetzt beide
Enden des Plasmides gegen die Exonuklease resistent sind,
müssen die Thionukleotide nahe des Inserts durch einen wei
teren Schnitt wieder entfernt werden. Dadurch ist die Pri
merbindungsstelle geschützt, während das Insert vom 3′-Ende
her durch die Exonuklease III nach und nach degradiert wer
den kann. Immer wenn etwa 300 Basen entfernt worden sind,
wird die Reaktion gestoppt und der verbliebene Gegenstrang
wird mit S1 Nuklease abgebaut (Vogt, 1973). Das deletierte
Plasmid, das beidseits glatte Enden besitzt, wird rezirkula
risiert und in transformationskompetente Bakterien kloniert.
Die Deletion wurde zunächst nach Herstellerangaben durchge
führt. In der Agarosegelelektrophorese konnte eine Deletion
festgestellt werden, aber die Banden waren kaum zu sehen.
Durch die Verdoppelung des Ansatzes konnte dann ein gutes
Ergebnis erzielt werden. Allerdings waren 5 Minuten nötig,
um etwa 300 Basenpaare zu deletieren. Versuche, die Dele
tionsgeschwindigkeit zu erhöhen, schlugen fehl weder über
die Erhöhung der Temperatur noch über die Absenkung der
Salzkonzentration konnten größere Deletionen erzielt werden;
die Reaktion kam ferner nach etwa 15 Minuten zum Stillstand.
Für die geringe Geschwindigkeit der Deletionsreaktion wurde
eine verminderte Aktivität der Exonuklease verantwortlich
gemacht. Der konstante Abbruch der Reaktion nach 15 Minuten
ließ den Schluß zu, daß das Enzym im Reaktionsansatz geschä
digt wurde. Das Fehlen von Dithiotreithol im Reaktionspuffer
führte möglicherweise zu einer Oxidation der Exonuklease.
Erst die Einführung eines eigens nach der Referenzliteratur
hergestellten Exonuklease-Puffers (Smith, 1979; Henikoff,
1984; Yanisch-Perron et al., 1985; Xie und Potts, 1989) be
wirkte, daß etwa 300 Basenpaare in 30 Sekunden deletiert
werden konnten, wobei Plasmidinserts bis 5 kb vollständig
degradiert wurden. Über größere Reichweiten der Reaktion
kann keine Aussage getroffen werden, weil keine umfangrei
cheren Plasmide verwandt wurden.
In einem weiteren Experiment, bei dem zwei nebeneinanderlie
gende Schnittstellen für das Deletionsverfahren verwandt
wurden, fand keine Deletion statt, weil die Thionukleotide
am insertnahen Ende der Plasmide mit dem zweiten Restrik
tionsenzym nicht entfernt worden waren. Die Schwierigkeiten
wurden darauf zurückgeführt, daß die Restriktionsendonuklea
sen auch über die Erkennungssequenz hinaus noch DNA benöti
gen, um einen stabilen Komplex ausbilden zu können. Außerdem
könnten die Thionukleotide selbst die Anlagerung der DNA im
aktiven Zentrum des Enzymes behindert haben. Die Wiederho
lung des Experimentes, bei dem die insertnahe Schnittstelle
um 12 Basen von der primerbindungsstellennahen Schnittstelle
entfernt ausgewählt wurde, verlief dann planmäßig.
In der Sequenzierung der deletierten Klone konnten aber nur
bei etwa 20% Sequenzen erhalten werden. Der Verdacht lag
nahe, daß der Thionukleotidschutz unvollständig durchgeführt
worden war, wodurch die Primerbindungsstelle in der nachfol
genden Deletion zerstört wurde. In den folgenden Reaktions
ansätzen wurde deshalb die Thionukleotidmenge um einen Mi
kroliter erhöht. Außerdem wurde zur Selektion der Klone, die
eine intakte Primerbindungsstelle enthielten, die Koloniehy
bridisierung eingeführt (Grunstein und Hogness, 1975).
Die Koloniehybridisierung der Transformanden, die von dele
tierter Plasmid-DNA erzeugt worden waren, ergab nach 1-3
Tagen ein Autoradiogramm, das die positiven Klone als inten
siv schwarze, die Negativen als schwache, graue Punkte dar
stellte. Das Verhältnis von positiven zu negativen Kolonien
betrug im Durchschnitt 37% (n = 12; s = 28). Mit den nicht
radioaktiven Sonden konnten die gleichen Resultate in 5 Mi
nuten erreicht werden. Zudem waren pro Filter nur noch etwa
2 Signale zu finden, die nicht einer Kolonie entsprachen,
während mit radioaktiven Sonden bis zu 15 Hintergrundsignale
auftraten.
Problematisch war bei dieser Methode jedoch der Filterab
druck, denn häufig waren die Bakterienkolonien quantitativ
entweder auf der Platte oder auf dem Filter, so daß nach der
Hybridisierung entweder keine Signale zu sehen waren oder
zwar Signale vorhanden waren, aber die dazugehörigen Kolo
nien nicht mehr angezüchtet werden konnten. In den nächsten
Experimenten wurden mit einem Lederberg-Stempel Duplikate
von den Bakterien-haltigen Agarplatten angelegt. Abgesehen
davon, daß auf diese Weise Duplikate angefertigt wurden, die
später zur Identifizierung der positiven Klone verwandt wer
den konnten, lockerte die Textur des Samtes die Kolonien
soweit auf, daß der Filterabdruck, der von der Ursprungs
platte angefertigt wurde, nur noch einen Teil der Bakterien
aufnahm, so daß auch hier noch genügend Bakterien auf dem
Nährboden verblieben, die zur weiteren Selektion verwandt
werden konnten.
Fünf verschiedene Protokolle zur Isolierung von Plasmid-DNA
aus Bakterien wurden auf ihre Verwendbarkeit im Rahmen des
Sequenzierungsprojektes überprüft. Alle Methoden wurden mit
dem Klon JV30/pWOG4 durchgeführt. Die DNA wurde anschließend
mit dem "Dye Primer Taq Sequencing Kit" (7.7.5) sequenziert.
Die Isolierung der Plasmide über einen Cäsiumchloridgradien
ten erbrachte zwar die beste Qualität, jedoch ist die Metho
de apparativ und zeitlich aufwendig. Weniger Aufwand erfor
dert die Gewinnung der Plasmide mit dem Protokoll nach Mel
ton und Krieg. Die Ergebnisse der Sequenzierungen standen
denen der CsCl-gereinigten Plasmid-DNA in keiner Weise nach.
Gute Resultate konnten auch mit Plasmidpräparationen nach
Birnboim und Horowiz (Heinrich, 1986) erzielt werden, wenn
gleich diese Methode nur geringe Mengen DNA liefert. Bei der
Verwendung einer Säule, die mit einem Ionenaustauschharz
bestückt war, konnten in der Sequenzierung nur etwa 60% der
Basen identifiziert werden, die mit den zuvor beschriebenen
Methoden gelesen werden konnten. Die Überprüfung der DNA-
Qualität im Agarosegel läßt vermuten, daß die DNA degradiert
war, ein Zustand, an dem auch Variationen in der Handhabung
bzw. in den Mengen der eingesetzten Bakteriensuspension kei
ne Änderung bewirken konnten. Ferner machten die unter
schiedlichen Fließgeschwindigkeiten der Proben in den ein
zelnen Säulen die synchrone Präparation mehrerer Plasmide
schwierig. Nach Herstellerangaben hing dies mit einer
schwankenden Packungsdichte der Säulen zusammen, die mitt
lerweile automatisiert und damit gleichmäßiger sei. Die Ex
perimente fanden im März 1990 statt, so daß die neue Säulen
generation für diese Arbeit nicht mehr berücksichtigt wurde.
Eine andere Säule, die nach dem Prinzip der Ausschlußchroma
tographie arbeitete, ergab zwar gute Sequenzierungsergebnis
se, allerdings nur mit Bakterien, die nach der Transforma
tion noch nicht in einer Glyzerinkultur gehalten wurden. Ein
Grund für das Absinken der Ausbeute und Qualität der Plasmi
de bei Verwendung von Bakterien, die einer Dauerkultur ent
nommen wurden, konnte nicht gefunden werden. Da das Glyzerin
des Lagerungspuffers möglicherweise die Säulenmatrix verkle
ben konnte, wurden die Bakterien nach der Langzeitkultur
erst auf einer Agarplatte inkubiert, bevor ihre Plasmide
isoliert wurden. Doch diese Präparationen zeigten ebenfalls
schlechte Ausbeuten und Sequenzierungsergebnisse.
Zur Bestimmung der DNA-Konzentration wurden vier verschiede
ne Methoden in Betracht gezogen und auf ihre Verwendbarkeit
überprüft:
Konzentrationsbestimmung mit Agaroseplatten
Konzentrationsbestimmung durch Elektrophorese
Konzentrationsbestimmung durch Photometrie
Konzentrationsbestimmung durch Fluorometrie.
Konzentrationsbestimmung durch Elektrophorese
Konzentrationsbestimmung durch Photometrie
Konzentrationsbestimmung durch Fluorometrie.
Die Genauigkeit der Meßergebnisse wurde jeweils dadurch ve
rifiziert, daß 100 ng linearisierte Plasmid-DNA mit der
gleichen Menge des zirkulären Plasmides in einem Agarosegel
einer Elektrophorese unterzogen wurden. Wenn die gemessene
Konzentration richtig war, dann durfte die entstandene Bande
der geschnittenen DNA makroskopisch nur gerade deutlich
sichtbar sein. Ferner wurde aus dem Erfolg des Restriktions
verdaus auf die Sequenzierbarkeit der präparierten DNA ge
schlossen, denn unverdaubare DNA läßt sich in der Regel auch
nicht sequenzieren.
Die Agaroseplatten waren in ihrer Handhabung recht einfach,
wenn die Verdünnungsreihe der Standard-DNA-Lösungen einmal
hergestellt war. Da jedoch der Erfolg dieser Methode vom
Eintrocknungsverhalten der Standard- und Probentropfen ab
hängt, spielte die Qualität der Tüfelplatten eine sehr große
Rolle. Hierbei waren insbesondere Alter und Feuchtigkeit des
ethidiumbromidhaltigen Geles von Bedeutung. Platten, die
älter als 4 Wochen waren, wurden keinesfalls verwendet, weil
dann der DNA-Gehalt der untersuchten Proben häufig unter
schätzt wurde. Die Konzentrationsbestimmung konnte auch nur
dann durchgeführt werden, wenn sowohl die Standards als auch
die Proben Ringe gebildet hatten. Unversehrte DNA bildete
beim Eintrocknen des Tropfens einen Ring, während degradier
te DNA und Verunreinigungen mit Proteinen oder Salzen die
Ausbildung einer Scheibe hervorriefen. Die Beurteilung der
Form der eingetrockneten Probe ließ zwar Rückschlüsse auf
den Zustand der DNA und die Sauberkeit der Präparation zu,
aber über die Verdaubarkeit mit Restriktionsenzymen und die
Sequenzierbarkeit konnte keine weitere Aussage gemacht wer
den.
Bei der Konzentrationsbestimmung mit Hilfe der Agarosegel-
Elektrophorese wurde durch den Molekulargewichtsmarker, der
in drei verschiedenen Konzentrationen auf das ethidiumbro
midhaltige Agarosegel aufgetragen wurde, ein Spektrum von
Banden unterschiedlicher Helligkeit erzeugt, deren DNA-Ge
halt bekannt war. Die vier Banden der Proben konnten einer
der Standardbanden zugeordnet werden. Die Konzentrationsbe
stimmung mit Hilfe der Agarosegel-Elektrophorese war aller
dings sehr arbeits- und zeitaufwendig; denn die DNA-Konzen
tration der Proben mußte zuvor mit einer Tüpfelplatte zumin
dest näherungsweise bestimmt werden. Die Zuordnung der Pro
ben zu den Standards war durch das größere Helligkeitsspek
trum der Standardbanden leichter als bei der Tüpfelplatte,
wodurch die Ergebnisse sehr genau waren. Im Gegensatz zur
Tüpfelmethode konnte hier neben dem Organisationsgrad der
DNA und der Güte der Präparation auch die Schneidbarkeit mit
Restriktionsendonukleasen begutachtet werden.
Die spektralphotometrische und fluorometrische Konzentra
tionsbestimmung lieferten beide reproduzierbare Ergebnisse
sowohl für Poly- als auch für Oligonukleotide. Das Spektral
photometer gab für jede untersuchte Präparation die opti
schen Dichten bei den Wellenlängen von 260 und 280 nm, sowie
den Quotienten aus diesen Meßwerten an. In der Regel mußte
bei diesem Verfahren nur eine Verdünnung pro Probe angelegt
werden. Dagegen konnte für die fluorometrische Konzentra
tionsbestimmung auf eine Verdünnung verzichtet werden. Das
Fluorometer wurde dabei mit einem DNA-Standard kalibriert,
wodurch sofort die DNA-Konzentration abgelesen werden konn
te. Damit konnte zwar einerseits der Rechenaufwand verrin
gert werden, andererseits war die Genauigkeit der Ergebnisse
wiederum von der exakten Konzentration und Intaktheit des
Standards abhängig. Daher wurden für alle weiteren Experi
mente die DNA-Konzentrationen spektralphotometrisch be
stimmt.
Zur Etablierung der nichtradioaktiven Sequenzierung (Smith
et al., 1986, Prober et al., 1987) wurde die LTR-Sequenz
verwandt, die im Plasmid pWOG4 hinter der Bindungsstelle des
"universal primer" liegt. Zunächst waren nur farbstoffmar
kierte Primer verfügbar, deren Eigenschaften im Anhang auf
geführt sind (7.2.2). Die ersten Sequenzierungen mit Plasmi
den, die nach Melton und Krieg präpariert worden waren, wur
den sowohl mit der radioaktiven als auch mit der nicht ra
dioaktiven Methode sequenziert. Dabei stimmten die Ergebnis
se überein. Sowohl in den Autoradiogrammen als auch in den
Plots traten bisweilen synchron in den gleichen Positionen
Signale für alle vier Basen auf. Während bei den Plots re
gelmäßig dieses Phänomen etwa 10-20 Basen nach dem Primersi
gnal zu beobachten war, waren in den Autoradiogrammen zu
sätzlich solche Signale über die gesamte erfaßte Sequenz
verteilt. Die Reichweiten der radioaktiven Sequenzreaktionen
betrugen etwa 250-300 Basen, wobei allerdings zwei Gelelek
trophoresen durchgeführt werden mußten. Bei der nichtradio
aktiven Sequenzierung mit dem "Dye Primer Taq Sequencing
Kit" (vgl. 7.7.5) konnten dagegen 500-550 Basen identifi
ziert werden. Neben einem erhöhten Arbeitsaufwand mußten für
die ³⁵S-Sequenzierung mindestens drei Tage angesetzt werden,
gegenüber einem Tag bei Verwendung des Sequenzierautomaten.
Nach dem Übergang auf den "Taq Dye Primer Cycle Sequencing
Kit" konnten nur noch etwa 450-500 Basen je Reaktion ermit
telt werden.
Nachdem die gesamte Strategie etabliert und optimiert worden
war, wurde die Subklonierung des verbleibenden Provirus vor
bereitet. Die Auswahl der Fragmente gestaltete sich schwie
rig, weil die Plasmide nach dem Einbau dieser Fragmente zwi
schen dem Insert und den beidseits befindlichen Primerbin
dungsstellen noch jeweils zwei Restriktionsschnittstellen
aufweisen mußten, die eine beidseitige Deletion des Inserts
ermöglichten. Das heißt daß die Schnittstellen weit genug
auseinander liegen mußten, um eine sichere Funktion der En
zyme zu gewährleisten, und außerdem keine 5′-überhängenden
Enden erzeugen sollten, die gegen die Exonuklease resistent
sein sollten. Wegen des Fehlens einer zweiten Restriktions
schnittstelle konnte daher das Plasmid pWOG4 nicht von der
Bindungsstelle des "reverse-primer" her deletiert werden.
Deshalb wurden in den Vektor pUC119 beidseits im Anschluß an
die "multiple cloning site" (MCS) zwei Schnittstellen einge
fügt, die sehr selten vorkommen. Dabei wurden die Erken
nungssequenzen der Enzyme Sfi I und Not I ausgewählt, die
nicht im pUC119 enthalten und statistisch gesehen rar sind,
weil sie acht Basen umfassen (Kessler und Höltke, 1986). Der
Einbau konnte leicht über die Integration zweier, jeweils
eine der beiden Schnittstellen tragender Oligonukleotide in
die randständigen Restriktionsschnittstellen der Enzyme EcoR
I und Hind III bewerkstelligt werden. Da bei der Insertion
jeweils die verwendete Schnittstelle verdoppelt würde, wur
den die synthetischen Oligonukleotide, aus denen die beiden
doppelsträngigen DNA-Moleküle erzeugt wurden, so ausgelegt,
daß der für die Hybridisierung und Ligation nötige Basen
überhang korrekt vorhanden war, während die fünfte Base, die
für die Erkennung durch das Enzym vorliegen muß, verändert
wurde. Dies bewirkte, daß die Integrationsschnittstelle auch
weiterhin im Vektor nur einmal vorkam und somit zukünftig
sowohl für die beidseitige Insertion als auch die beidseiti
ge Deletion zur Verfügung stand.
Die Reihenfolge der beiden Klonierungen wurde anhand der
Schnittmuster festgelegt, die an den neuen Restriktions
schnittstellen erzeugt wurden. Als erstes wurde die Not
I-Sequenz eingesetzt, weil an ihr ein 5′-Überhang entsteht,
für den bereits ein funktionierendes Deletionsprotokoll er
arbeitet wurde. Für den 3′-Überhang der Sfi I-Schnittstelle
war dies jedoch noch nicht der Fall, so daß bei Versagen die
Schnittstelle das Plasmid pUC119Not als Ausgangspunkt einer
weiteren Klonierung hätte dienen können.
Zunächst wurden die Oligonukleotide Not 1 und Not 2 mitein
ander hybridisiert und anschließend phosporyliert, indem
eine Endmarkierungsreaktion durchgeführt wurde, bei der
nicht radioaktiv markiertes Adenosintriphosphat verwandt
wurde. Nachdem die überschüssigen Nukleotide durch eine Säu
lenausschlußchromatographie entfernt worden waren, wurde das
doppelsträngige, phosphorylierte Oligonukleotid in das zu
erst mit EcoR I linearisierte und dann dephosphorylierte
Vektorplasmid pUC119 ligiert. Mit den Ligationsprodukten
wurden anschließend kompetente JV30-Zellen transformiert.
Obwohl die Vollständigkeit der Dephosphorylierung des Vek
tors in einer Null-Ligation mit anschließender Bakterien
transformation durch das Fehlen von Transformanden bestätigt
worden war, konnte in der Plasmid-DNA von vier präparierten
Klonen kein Einbau der Oligonukleotide festgestellt werden.
Deshalb wurde zur Selektion auf Klone, deren Plasmide Oligo
nukleotide eingebaut hatten, auch in diesem Falle die Kolo
niehybridisierung eingesetzt, wobei die Sonde Not 1 jedoch
nochmals radioaktiv markiert wurde, weil für eine Hybridis
ierung nur wenige Pikomol des Oligonukleotids benötigt wur
den. Von einem Klon, dessen DNA mit der Sonde hybridisiert
hatte, wurde Plasmid-DNA isoliert, die mit dem Restrik
tionsenzym Not I geschnitten werden konnte. Die anschließen
de Sequenzierung zeigte, daß das Oligonukleotid nur einfach
und in richtigen Orientierung in pUC119 eingebaut worden
war. Zur besseren Auflösung der Sequenz wurde der weiter
entfernt bindende "reverse primer" zur Sequenzierung be
nutzt, weil bei der Sequenzierung mit farbstoffmarkierten
Primern die ersten zwanzig Basen sehr engstehende und über
höhte Peaks aufwiesen. Das Plasmid erhielt die Bezeichnung
pUC119Not.
In einem analogen Arbeitsgang wurden die Oligonukleotide Sfi
1 und Sfi 2 in die Hind III-Schnittstelle des Plasmides
pUC119Not eingebaut. Aufgrund des Autoradiogrammes der Kolo
niehybridisierung, bei der das Oligonukleotid Sfi 1 als Son
de eingesetzt wurde, wurden allerdings Klone isoliert, deren
Plasmide das doppelsträngige Oligonukleotid als Di- bzw.
Trimer integriert hatten. Jedoch waren in einem Klon die
Oligonukleotide so orientiert, daß die überschüssigen Se
quenzen in einer Agarose-Gelelektrophorese entfernt werden
konnten, nachdem die Plasmid-DNA mit Hind III geschnitten
worden war. Die Vektor-DNA wurde aus dem Agarosegel iso
liert, rezirkularisiert und anschließend in, transformations
kompetente JV30-Bakterien überführt. Die abschließende Se
quenzierung des modifizierten Plasmides, das pBIDEL genannt
wurde, zeigte, daß die beiden neuen Schnittstellen in der
korrekten Position angeordnet sind. Auf LB-Festmedium, das
IPTG und X-gal enthielt, wuchs der Klon JV30/pBIDEL mit wei
ßen Kolonien. Eine Analyse der DNA-Sequenz im Bereich der
MCS ergab, daß in allen Leserastern des pBIDEL Stopcodons
(TAG, TAA, TGA) vorhanden sind. Deshalb können die Bakterien
keine Galaktosidase produzieren, die farbloses X-gal in ei
nen blauen Indigofarbstoff umsetzen könnte (Winnacker,
1987).
Nach Erhalt des Plasmides pBIDEL wurden weitere Abschnitte
des Plasmides pWOG1 subkloniert. Dabei wurden die DNA-Frag
mente, die aus der Spaltung des pWOG1 mit verschiedenen Re
striktionsenzymen hervorgegangen waren, nach der gelelektro
phoretischen Trennung analog zur Subklonierung des Plasmides
pWOG3 mit der BIOTRAP®-Apparatur aus dem Agarose-Gel extra
hiert, in den mit den entsprechenden Enzymen geschnittenen
und dephosphorylierten Vektor pBIDEL ligiert und in trans
formationskompetenten JV30-Bakterien kloniert. Der Grad der
Dephosphorylierung der Vektorplasmide wurde jeweils durch
einen Rezirkularisierungsversuch mit anschließender Trans
formation überprüft. Für die Selektion der erwarteten Klone
wurde stets die Mikroplasmidisolierung angewandt. In diesem
Verfahren wurde das Wanderungsverhalten der superspirali
sierten Plasmide der Proben mit dem des reinen Vektorplasmi
des verglichen: denn mit der Veränderung der Plasmidgröße
variiert auch der Stoke′sche Radius des Plasmides, so daß im
Agarosegel die Wanderungsgeschwindigkeit eines Plasmides,
das ein Insert enthält, von dem des Vektors abweicht. Die
korrekte Zusammensetzung der Klonierungsprodukte mußte ab
schließend mit einer Sequenzierung der Insertenden nachge
wiesen werden.
Das BamH I-BamH I-Fragment aus dem pol-Bereich des RFB MuLV
(Pos. 4008-7006) konnte in drei Klonierungsexperimenten zwar
mit der BIOTRAP®-Apparatur aus dem Agarose-Gel isoliert wer
den, aber anschließend konnte es nicht in einen Vektor li
giert werden. Die erfolglose Ligation könnte darauf beruhen,
daß die Enden des DNA-Fragmentes bei der Diffusion durch die
Membran der Elutionskammer derart beschädigt wurden, daß
eine Hybridisierung mit den überhängenden Enden des Vektors
nicht mehr möglich war. Auf jeden Fall war ein Methodenwech
sel angezeigt, und mit dem Freeze-Squeeze-Verfahren konnte
dann auch dieses Fragment zügig kloniert werden. Zur Selek
tion auf einen Klon, der ein Plasmid mit dem eingebauten
DNA-Stück enthielt, wurde eine Koloniehybridisierung mit dem
radioaktiv markierten Oligonukleotid RFB 5 durchgeführt. Von
einem positiven Klon wurde in einer Makropräparation Plas
mid-DNA gewonnen, die sich mit dem Restriktionsenzym XhoI
schneiden ließ, wie es aufgrund der bekannten Restriktions
enzymkarte erwartet wurde (Behnisch, 1988). Die darauffol
gende Sequenzierung der beiden Enden des Plasmidinserts er
gab Sequenzen, die mit denen übereinstimmten, die von den
Plasmiden pWOG6 und pWOC12 erhalten worden waren. Das Plas
mid wurde pWOG8 genannt.
Das Pst I-Hind III-Fragment (Pos. 34-3128) wurde aus dem
Plasmid pWOG4 in pBIDEL überführt. Die Plasmide pWOG4 (2 µg)
und pBIDEL (2 µg) wurden dazu mit den Restriktionsenzymen
Pst I und Hind III behandelt, so daß das Insert wieder vom
Plasmidvektor pUC119 getrennt bzw. die Klonierungsstellen
des Plasmides pBIDEL freigelegt wurden. Außerdem wurde mit
dem Enzym EcoR I der Vektor pUC119 nochmals geschnitten,
während pBIDEL mit alkalischer Phosphatase dephosphoryliert
wurde. Anschließend wurde das dephosphorylierte Plasmid pBI-
DEL (600 ng) mit dem präparierten pWOG4 in einem Ligations
experiment eingesetzt. Nachdem die Ligationsprodukte in
transformationskompetente Bakterien JV30 überführt worden
waren, wurden die erhaltenen Klone in einer Mini-Plasmidis
olierung auf die Größe des inkorporierten Plasmides über
prüft. Als Standard diente ein Klon, der den reinen Vektor
pBIDEL enthielt. 80% der überprüften 34 Klone enthielten
ein Plasmid, das größer war als der Vektor. Von dreien die
ser Klone konnten in einer DNA-Präparation Plasmide gewonnen
werden, die mit dem Enzym Not I linearisiert werden konnten
und eine Größe von 6,2 kb aufwiesen. Das neu entstandene
Plasmid erhielt die Bezeichnung pWOG5.
Um die Sequenz der 3′-LTR des RFB Provirus erfassen zu kön
nen, wurden auch die zellulären Abschnitte des Inserts von
pWOG1 subkloniert. Hierzu wurde das Plasmid pWOG1 (6 µg) mit
dem Restriktionsenzym Pst I geschnitten, mit Phenol und
Chloroform gereinigt und anschließend mit T4-Ligase rezirku
larisiert. Mit den entstandenen Plasmiden wurden wiederum
kompetente Bakterien JV30 transformiert. Von den Transfor
manden wurden 14 Klone zu einer Mini-Plasmidisolierung her
angezogen, bei der nur 2 Klone deutlich größer waren als das
Plasmid des Standardklones JV30/pBIDEL. Die kleineren Plas
mide, die den Namen pWOG11 erhielten, mußten aus dem Vektor
pUC120 und wenigen zellulären Basenpaaren bestehen, die sich
jeweils zwischen der vektornahen Pst I-Schnittstelle des
Inserts von pWOG1 und der das Insert begrenzenden EcoR
I-Schnittstelle des Vektors befanden. Das größere Plasmid,
das pWOG2 genannt wurde, mußte zusätzlich zu den Sequenzen
von pwOG11 das circa 4,7 kb große Pst I-Pst I-Fragment von
pwOG1 enthalten. Diese Zusammensetzung der Plasmide konnte
in einer Agarose-Gelelektrophorese verifiziert werden.
Die Plasmide pWOG6-pWOG8 und pWOG12 wurden in beiden Rich
tungen deletiert und sequenziert. Die Transformanden, die
aus der Deletion hervorgegangen waren, wurden dabei in einer
Koloniehybridisierung mit nichtradioaktiv markierten Oligo
nukleotiden selektiert. Diese Methode zeigte gegenüber der
radioaktiven weniger punktförmige Hintergrundsignale (ein
bis zwei pro Filter), die positive Kolonien vortäuschen kön
nen.
Das Restriktionsenzym Sfi I verursacht beim Schneiden der
DNA 3′-überhängende Enden. Diese sollten gegen den Angriff
der Exonuklease III resistent sein (Pharmacia). Die Prüfung
der Stabilität des Sfi I-geschnittenen Plasmides pWOG5 zeig
te jedoch eindeutig, daß die DNA durch die Exonuklease abge
baut wird, wobei auch eine Verringerung der Temperatur keine
Abhilfe schaffen konnte. In der Literatur ist dazu beschrie
ben, daß der 3′-Überhang mindestens 20 Basen betragen muß,
um eine Resistenz zu erhalten (Guo und Wu, 1989). Der Schutz
der Primerbindungsstelle mußte ebenfalls mit Thionukleotiden
bewerkstelligt werden, die mit Hilfe der Terminalen Trans
ferase an die überhängenden Basen gebunden wurden (Deng und
Wu, 1983). Unter den gewählten Bedingungen wurde erwartet,
daß der drei Basen umfassende 3′-Überhang um etwa 15-20 Gua
ninthionukleotide verlängert wurde, so daß die Wirkung des
Thionukleotidschutzes auch durch die Verlängerung unter
stützt wurde. Das Ausmaß des Poly-G-Schwanzes wurde jedoch
nicht experimentell bestimmt.
Für DNA-Bereiche, die nicht von Deletionsklonen abgedeckt
wurden, wurden Oligonukleotide synthetisiert, die dann als
Startmoleküle zunächst zur radioaktiven Sequenzierung ver
wandt wurden (RFB1-23). Die Oligonukleotide RFB1-4 wurden im
O,2µmol-Maßstab synthetisiert und anschließend in einer Aus
schlußchromatographie gereinigt. Alle anderen Oligonukleoti
de (RFB24-77) wurden im 40-nmol-Maßstab hergestellt. Ein pho
tometrisches Spektrum zeigte, daß der Anteil an Restchemika
lien sehr gering war. Dies legte den Schluß nahe, daß die
Sequenzierung auch mit ungereinigten Primern funktionieren
könnte. Nachdem keine Unterschiede im Sequenzierungsverhal
ten der ungereinigten Startmoleküle auftraten, wurden zu
künftig alle Primer sofort nach der Synthese verwandt, so
daß die Zeit und der Arbeitsaufwand für die Reinigung einge
spart werden konnten.
An die Primer wurden verschiedene Anforderungen gestellt:
Die Oligonukleotide mußten mindestens 15 Basen lang sein,
damit die Spezifität gewährleistet war. Für das 3′-Ende des
Primers, das den Startpunkt für die Polymerase darstellt,
wurden die Basen Cytosin und Guanin bevorzugt, da durch die
Ausbildung von drei Wasserstoffbrücken diese Bindung stabi
ler war als bei den Basen Adenin und Thymin. Beim "primer
hopping"-Verfahren mußten die Primer von Sequenzdaten abge
leitet werden, die noch nicht durch den Gegenstrang abgesi
chert waren. Deshalb wurde darauf geachtet, daß die letzten
4 Basen am 3′-Ende der Oligonukleotide sicher binden konn
ten. Einzelne abweichende Basen in den restlichen Positio
nen, die sich in der Routine zwangsläufig ergaben, waren für
die Sequenzierung ohne Bedeutung.
Da die Bindung der Primer an die Template-DNA kinetischen
Gesetzen folgt, wurde für jeden Primer die thermodynamische
Schmelztemperatur bestimmt (Rychlik et al., 1990). Dies ist
die Temperatur, bei der im Mittel die Hälfte der Primer ge
bunden ist. Die Primer wurden so ausgelegt, daß die Schmelz
temperatur der Primer für die Sequenzierung mit Sequenase®
über 37°C und mit Taq DNA-Polymerase über 52°C lag, weil die
Temperatur des Reaktionsansatzes zur Bindung der Primer auf
30°C bzw. 50°C absenkt wurde.
Bei der Sequenzierung mit farbstoffmarkierten Terminatoren
wurden DNA-Templates eingesetzt, die über CsCl-Gradienten
gereinigt worden waren. Wenn DNA verwandt wurde, die nach
Melton und Krieg isoliert worden war, konnte mit dem Sequen
cer lediglich ein gelb fluoreszierender Streifen über die
gesamte Länge des Geles festgestellt werden. Dies könnte
darauf zurückzuführen sein, daß Rückstände des Polyethylen
glykols die Enzymaktivität stören.
Nachdem das Plasmid pWOG9 die Basen 1-39 des RFB MuLV ent
hielt, mußten die letzten 107 Basen in den Plasmiden pWOG2
und pWOG11 enthalten sein, deren Inserts ebenfalls Fragmente
aus dem Plasmid pWOG1 darstellen, das mit dem Restriktions
enzym Pst I geschnitten worden war. Daher wurden die beiden
Plasmide pWOG2 und pWOG11 in Sequenzierungsexperimenten ein
gesetzt, bei denen jeweils die Oligonukleotide RFB 27 und
RFB 28 als Primermoleküle verwandt wurden. Diese Oligonu
kleotide waren von der Sequenz im Bereich der 5′-LTR des RFB
MuLV bestimmt worden und mußten deshalb auch in der 3′-LTR
binden. Wie erwartet konnten nur von einem Plasmid - in die
sem Fall von pWOG2 - Sequenzdaten erhalten werden, die als
Sequenzen der 3′-LTR identifiziert wurden. Mit den Primern
RFB 67 und RFB 77 wurde anschließend im gleichen Abschnitt
des Plasmides pWOG2 die Basenfolge des Gegenstranges ermit
telt.
Die Sequenz, die sich im Bereich der Restriktionsschnitt
stelle Hind III befindet, wurde mit dem Plasmid pWOG1 be
stimmt. Damit wurde der Übergang der Plasmide pWOG5 und pWOG12
bestätigt und sichergestellt, daß hier beim Subklonieren
kein Sequenzabschnitt verlorengegangen ist.
Die Sequenzierungsexperimente ergaben eine Sequenz von 9600
Basenpaaren, die d35 RFB Provirus enthält. Anfang und Ende
der proviralen Sequenz wurden durch die Basenfolgen TGAAA-
GACCCC und GGGGTCTTTCA bestimmt, die den "inverted repeat"
darstellen, mit dem die beiden endständigen LTRs beginnen
bzw. enden (Varmus, 1982). Das RFB Provirus, umfaßt demnach
8889 Basenpaare, deren Sequenz dargestellt ist.
Durch die Sequenz der "inverted repeats" wurden auch die
LTRs eingegrenzt, die sich immer an den beiden Enden der
Retroviren befinden. Die Sequenz einer LTR umfaßt 605 Basen
paare und ist für beide LTRs völlig identisch. Dies ist
aufgrund der Entstehungsweise der LTRs im Verlaufe der re
versen Transkription zu erwarten (Varmus, 1982), muß aber
nicht so sein, weil das Provirus während der Klonierungen
keinem Selektionsdruck mehr ausgesetzt war. Daher kann die
Homologie der LTRs als Indiz für die Stabilität der DNA wäh
rend der Experimente zu dieser Arbeit gewertet werden. Da
gegen zeigt ein Alignment gegen eine bisher bereits bekannte
Sequenz der RFB-LTR (Behnisch, 1988) in vier Positionen ein
deutige Abweichungen: während an drei Stellen andere Basen
ermittelt wurden (Position 63, 481 und 569), wurde nach dem
Cytosin in Position 343 kein weiteres Cytosin gesehen. Diese
Abweichungen konnten von Pedersen et al. (1992) bestätigt
werden.
Anhand der Sequenz des AKV wurden die LTRs in die U3-, die
R- und US-Region unterteilt. Die LTRs sind für die Regula
tion der Virusreplikation und -expression verantwortlich.
Deshalb werden in der U3-Region (Pos. 1-463) die DNA-Motive
erwartet, an die verschiedene Transkriptionsfaktoren binden.
In dieser Region, die mit einem "inverted repeat" beginnt,
hatte Behnisch (1988) bereits die Sequenzen für die CCAAT-
und die TATAAA-Box die Bindungsstellen für die Transkrip
tionsfaktoren NF1 (nuclear factor 1), LVa und LVb (leukemia
virus factor a, b), die "enhancer cores" und die "glucocor
ticoid responsive elements" (GRE) beschrieben.
Ein Vergleich der LTR-Sequenz mit der Datenbank "Keytool 10"
zeigte nun überraschenderweise weitere potentielle Protein-
Bindestellen (Faisst und Meyer, 1992; Turpaev und Vasetskii,
1990). In Position 31 befindet sich das Sequenzmotiv TAACTG,
an das das Oncogen myb binden könnte (Biedenkapp et al.,
1988). In Tierexperimenten konnte gezeigt werden, daß myb,
das im Zellkern vorkommt (Klempnauer et al., 1984; Boyle et
al., 1984), eine Rolle bei der Induktion hämatopoetischer
Tumoren spielt (Howe et al., 1990). Die Bindestelle konnte
noch in der LTR des Moloney MuLV (Pos. 508) gefunden werden.
Im AKV und Friend MuLV liegen die Bindestellen außerhalb der
LTR im viralen Genom.
Stromabwärts vom Myb-Motiv wurden die Sequenzen für die Bin
dungsstellen UCR-L (Pos. 39-51) und UCR-U (Pos. 33-54) der
UCR-Faktoren festgestellt (upstream conserved region). Für
den Faktor UCR-L konnte eine negative Regulation der Trans
kription nachgewiesen werden (Flanagan et al., 1989). Im
gleichen Bereich liegt eine Bindestelle für den Transkrip
tionsfaktor NF-IL6 (Pos 49-56). Der Faktor NF-IL6 bindet an
das "IL1-responsive element" des IL6-Genes. IL6 ist ein Cy
tokin, das in vielen biologischen Aktivitäten beteiligt ist,
unter anderem auch an der Proliferation hämatopoetischer
Progenitorzellen. Insbesondere bei bakteriellen und viralen
Infektionen wird es in verschiedenen Zellen wie Fibro
blasten, Makrophagen, T- und B-Lymphocyten exprimiert. Eine
Aktivierung von Proviren analog zur Stimulation des IL6-Ge
nes durch NF-IL6 wird diskutiert (Akira et al., 1990).
Mit der von Behnisch (1988) bereits beschriebenen Bindestel
le für den "leukemia virus factor a" LVa (Pos 107-112) über
schneidet die Bindestelle PEA3 (Pos. 102-108), über die die
Protooncogene ets-1 und ets-2 eine Aktivierung der Tran
skription bewirken. Diese Proteine kommen vornehmlich im
Zellkern proliferierender B- und T-Lymphocyten vor (Ghysda
el, 1986; Pognonec, 1989). Die bereits beschriebene
"core"-Sequenz TGGAAA (Behnisch, 1988; Pos. 119-124) ist mit
der Bindestelle für den hepatocytenspezifischen Faktor
H-APF-1 identisch. Diese Bindungsstelle wurde im Promotor
des Genes für das "C-reactive protein" gefunden, dessen
Transkription bei akuten Entzündungen durch Interleukin 6
aktiviert wird (Majello et al., 1990).
Innerhalb des Motives für das "glucocorticoid responsive
element" (GRE; Miksicek et al., 1986; Behnisch, 1988), das
in der RFB-LTR dreifach vorhanden ist, ist auch eine E2-Box
mit der Sequenz ACAGATG enthalten. An dieses Motiv binden
die Transkriptionsfaktoren E12 und E47, die von dem Gen E2A
exprimiert werden. Die Unterbindung der Expression dieses
Genes führt beim Menschen zur Entstehung eines Prä-B Lymp
homs (Nourse et al., 1990). An diese Bindestelle können wei
tere Kernfaktoren binden, die sich alle durch eine "helix
loop-helix"-Struktur auszeichnen. Deshalb wird für diese
Familie von Proteinen eine vielfältige Rolle bei Differen
zierung von Säugetierzellen angenommen (Murre et al., 1991).
Für die "enhancer cores" wurde die Sequenz TGTGGTTAAG ange
nommen, die am 3′- und 5′-Ende um jeweils eine Base länger
ist, als die von Behnisch angegebene. Für diese "enhancer
core"-Sequenz wurde ein hohes Aktivierungspotential be
schrieben (Behnisch, 1988). Dabei kommt es auf das vierte
Thymin an (fett gedruckt): liegt an dieser Stelle eine Tran
sition nach Cytosin vor, so ist die Aktivierungsfähigkeit
des "enhancer" sehr viel geringer (Villemur, 1983; Brown,
1990). Dies konnte in Experimenten mit Rekombinanten zwi
schen dem stark oncogenen Gross A Virus und dem schwach on
cogenen BALB/c MuLV gezeigt werden (DesGroseillers und Joli
coeur, 1984). Das Teilmotiv TGTGGTTA wird durch den Trans
kriptionsfaktor AP3 erkannt (Mercurio und Karin, 1989). An
die Teilsequenz CTGTGGTTAA können die Kernfaktoren S-CBF
(SL3-3 core binding factor; Boral et al., 1989) und SEF-1
(SL3-3 enhancer factor; Thornell et al., 1988) binden.
In der RFB-LTR könnte an drei Stellen der Transkriptionsfak
tor AP2 binden. Dieser Faktor aktiviert in den Promotoren
des Virus SV40 und des menschlichen Metallothionein II A-Ge
nes die Transkription der mRNA (Mitchell et al., 1987). Das
bereits beschriebene NF1-Motiv (Behnisch, 1988) enthält noch
eine Sequenz, an welche der Transkriptionsfaktor GCF (GC
factor) binden könnte. Dieses Kernprotein, dessen Bindung in
einer GC-reichen Region des EGF-Rezeptors (epidermal growth
factor) beschrieben wurde, führt in epidermalen Zellen zu
einer Repression der Transkription, wobei allerdings eine
mögliche Aktivierungsfunktion auch nicht ausgeschlossen wur
de (Kageyama und Pastan, 1989). GCF könnte in der RFB LTR
auch am Übergang von der U3- zur R-Region binden, so daß ein
direkter Einfluß auf die Expression des RFB-Provirus durch
aus möglich erscheint.
Am Übergang der R- zur US-Region könnten die Transkriptions
faktoren NF-W1 und NF-W2 binden. Beide Nuklearfaktoren bin
den im Ealpha Gen an das W-Motiv (GTTGCATC), das Teil eines
komplexen Enhancers ist. Sie unterscheiden sich aber in ih
ren Affinitäten und Molekulargewichten. NF-W1 konnte nur in
B- und Prä-B-Lymphomzellinien gefunden werden, während NF-W2
auch in T-Lymphom-, Fibroblasten-, Epithel- und makrophagen
ähnlichen Zellinien sowie in Gewebeextrakten (Milz, Leber
und Teratokarzinom der Maus) nachgewiesen wurde. Die Rolle
der beiden Transkriptionsfaktoren ist noch unbekannt (Dorn
et al., 1989).
Weiterhin erscheine zwischen der CCAAT- und TATAAA-Box drei
mal die Sequenz CGCTT. Diese ist bei den Retroviren hoch
konserviert und gehört zum Promotor (Majors, 1990). An das
CCAAT-Motiv kann das Protein C/EBP (CCAAT/enhancer binding
protein) binden. Dieser Transkriptionsfaktor kann aber auch
die beiden "enhancer cores" in Position 173-180 bzw. 237-244
zur Bindung benutzen. (Landschulz et al., 1988). Die TATAAA-
Box dient dem Faktor TBD (TATAAA-box binding factor) als
Bindestelle. Dieses Protein ist eine Untereinheit des aus
mehreren Einheiten bestehenden Transkriptionsfaktors IID
(TFIID), der zur Initiation der Transkription durch die RNA
polymerase II benötigt wird (Greenblatt, 1991).
In der R-Region (Pos. 464-531) befindet sich lediglich das
Poly-A-Signal AATAAA (Pos. 510), das für die posttranskrip
tionelle Polyadenylierung der viralen RNA verantwortlich
ist. Da die Transkription der viralen mRNA an der ersten
Base der R-Region der 5′-LTR beginnt und mit der letzten
Base der R-Region der 3′-LTR endet, umfaßt das virale Genom
vor der Polyadenylierung 8352 Basen. Die US-Region (Pos.
532-605) ist in den LTRs der MuLVs sehr hoch konserviert und
schließt die LTR mit einem "inverted repeat" ab. In diesem
Abschnitt der LTR ist ein DNA-Motiv vorhanden, das bis auf
eine Base mit der Konsenssequenz des "poly-A downstream ele
ment" (YGTGTTYY) übereinstimmt (CGTGGTCT; Pos. 539-546).
McLauchlan et al. (1985) haben das 3′-Ende zahlreicher mRNAs
von Säugetieren auf ähnliche Motive hin untersucht. 100 der
untersuchten mRNAs (67%) enthielten solche Motive, aus de
nen die Konsensussequenz erstellt wurde. Die Motive lagen
immer 24-30 Nukleotide stromabwärts vom Polyadenylierungs
signal. In Experimenten mit Sequenzen aus dem Herpes simplex
Virus konnte gezeigt werden, daß das "poly-A downstream ele
ment" - möglicherweise im Zusammenhang mit anderen Sequenzen
- für die korrekte Polyadenylierung der mRNA benötigt wurde
(McLauchlan et al., 1985). Sequenzen der US-Region bilden
außerdem einen "inverted repeat" mit Sequenzen in der "lea
der" -Region, die sich an die LTR anschließt. Diese beiden
Sequenzabschnitte können eine Haarnadelstruktur ausbilden,
in der während der reversen Transkription die Primerbin
dungsstelle für die tRNAPro wie in einem Nadelöhr freiliegt
(Aiyar et al., 1992).
Um zu untersuchen, ob tierartliche Unterschiede in der tRNA
Pro-Sequenz einen Einfluß auf die Virusreplikation ausüben
könnten, wurde ein Alignment von allen derzeit verfügbaren
tRNAPro-Sequenzen angefertigt. Abb. 24 zeigt, daß für
Huhn, Rind und Maus die Primerbindungsstelle homolog ist,
während bei den anderen aufgeführten Spezies die RNA um 3
Basen verkürzt ist. Damit würde bei diesen Tierarten während
der reversen Transkription eine provirale DNA entstehen, die
am 3′-Ende nicht wie üblich mit TT, sondern mit TTTGG endet.
Ob und mit welcher Effizienz diese proviralen DNA-Moleküle
von der Integrase in das Genom der Wirtszellen eingebaut
werden können, wurde bisher nicht untersucht. Albritton et
al. (1989) konnte humane Hepatocyten, die den Rezeptor für
ecotrope MuLVs exprimierten, mit einem MuLV infizieren, wo
bei allerdings die Effizienz gegenüber murinen Zellen nied
riger war.
In Position 672 befindet sich die potentielle "splice donor
site", die zusammen mit der "splice acceptor site" (Pos.
5964) den Sequenzabschnitt umfaßt, der beim Spleißen der
viralen RNA ausgeschnitten wird. Die Sequenz der gespleißten
RNA wurde bisher lediglich für das Moloney MuLV bestimmt
(Mann und Baltimore, 1985; Lazo et al., 1987). Da aber ein
Alignment der bisher vorhandenen MuLV-Sequenzen zeigt, daß
diese beiden Bereiche hoch konserviert sind, kann ein analo
ger Spleißmechanismus für das RFB MuLV und die anderen un
tersuchten MuLVs angenommen werden.
Die gesamte Sequenz des RFB MuLV wurde anschließend auf die
Existenz kodierender Sequenzen überprüft, indem die Vertei
lung der Start- und Stopcodons untersucht wurde. Dabei fie
len zwei große Leserahmen auf, die sich in zwei verschiede
nen Leserastern befinden und teilweise überlappen. Der grö
ßere der beiden, der durch ein "amber termination codon"
(TAG) unterbrochen ist, enthält den gag-pol-Bereich, wobei
das Stopcodon die gag- von der pol-Region trennt (Herr,
1984). Der kleinere Leserahmen kodiert dagegen für das env-
Gen.
Im Bereich des "amber termination codon" befindet sich ein
56 Basen langer, bei allen bisher untersuchten MuLVs hoch
konservierter Sequenzabschnitt, in dem sich bei der trans
kribierten RNA zwei Haarnadelstrukturen ausbilden könnten
(Shinnick et al., 1981; Herr, 1984). Dabei konkurrieren die
se allerdings um 10 Basen, so daß sich möglicherweise immer
nur eine der beiden Strukturen ausbilden kann. Beide Kon
formationen wurden jeweils mit dem Überlesen des Stopcodons
in Verbindung gebracht. Eine neuere Arbeit stellt dies in
Frage und macht neben der Existenz der "suppressor tRNA",
die für Glutamin codiert, eine 50 Basen lange Sequenz strom
abwärts des Stopcodons für das Überlesen verantwortlich (Ho
nigman et al., 1991). Das Stopcodon kann zwar auch die Se
quenz TAA oder TGA besitzen, aber die Effizienz läßt deut
lich nach (Feng et al., 1989; Odawara et al., 1991).
Stromabwärts des env-Genes befindet sich zwei Basen vor der
3′-LTR der polypurine track" (Pos. 8270-8282). Bei der
reversen Transkription wird die komplementäre Sequenz der
viralen RNA an dieser Stelle nicht von der RNase H angegrif
fen und dient dann der DNA-Polymerase als Startmolekül für
die Synthese des Plusstranges (Smith et al., 1984).
Im Vergleich zum AK Provirus (Herr, 1984; Etzerodt et al.,
1984) ist die Verteilung der Start- und Stopcodons homolog.
Lediglich die Lage der offenen Leserahmen in den Leserastern
unterscheidet sich durch die unterschiedliche Länge der
LTRs. Die Nukleotidsequenzen der Proviren des RFB MuLV und
des AKV weisen eine Homologie von 97% auf. Die Homolgie ver
schiedener Regionen sind Gene des RFB MuLV mit den analogen
Sequenzen anderer MuLVs kann der Tabelle 9 entnommen werden.
Die Abweichungen liegen im wesentlichen in zwei Gruppen vor.
Eine Häufung von zusätzlichen und abweichenden Basenpaaren
befindet sich im Bereich der U3-Region der LTR. Die zweite
Anhäufung von Sequenzunterschieden befindet sich zwischen
Position 7263 und 7543, die sich - wie später dargelegt - in
der Sequenz des Oberflächenproteines (SU) widerspiegelt.
Die Translation des gag-Leserahmens ergibt, ein Vorläuferpro
tein von 537 Aminosäuren, das durch die Protease in einzelne
Strukturproteine zerschnitten wird. Anhand der für das Molo
ney MuLV bekannten Sequenzen (Oroszlan und Luftig, 1990;
Shinnick et al., 1981) konnten alle für die Prozessierung
notwendigen Schnittstellen ausfindig gemacht werden. Die
Erkennungssequenzen wichen aber zwischen den Proteinen MA
und p12 um eine, sowie zwischen p12 und CA um zwei Aminosäu
ren voneinander ab. Anhaltspunkte, daß dies zu einem unter
schiedlichen Schnittverhalten der Protease und damit eventu
ell zu Fusionsproteinen führt, liegen nicht vor. Die Homolo
gie zu der Sequenz des AKV beträgt 99%, wobei 6 Abweichungen
gleichmäßig im Kapsidprotein und 2 im Matrixprotein verteilt
sind. Im Vergleich zu anderen ecotropen Mäuse-Retroviren
zeigen sich überraschenderweise starke Abweichungen der Ami
nosäuresequenz in Proteinen CA und p12. Im Kapsidprotein
begründet ein Argininmolekül in Position 324 den N-Tropismus
des RFB MuLV (Boone et al., 1988), und im Nukleokapsidpro
tein befindet sich zwischen den Positionen 503 und 516 die
Cystidin-Histidin-Box, die für die Verpackung der RNA in das
Viruspartikel wichtig ist (Green und Berg, 1990).
Die Proteine des pol-Genes sind nach der Translation Be
standteil des 1734 Aminosäuren umfassenden gag-pol-Vorläu
ferproteins. Dabei wurde durch Sequenzierung der Protease
nachgewiesen, daß das Stopcodon für ein Glutamin kodiert
(Yoshinaka et al., 1985). Bei der posttranslationellen Pro
zessierung ist die Proteaseschnittstelle am C-Terminus des
Nukleokapsidproteins gleichzeitig die Schnittstelle für den
N-Terminus der Protease. Daraus folgt, daß sich die DNA-Se
quenzen der ersten vier Aminosäuren der retroviralen Protea
se noch im gag-Leserahmen befinden (Yoshinaka et al., 1985).
Insgesamt besteht die Protease des RFB MuLV aus 124 Amino
säuren, wobei die Aminosäuren 32 bis 34 das aktive Zentrum
bilden. Im Bereich des pol-Genes treten unter den verschie
denen MuLVs am N-Terminus der Integrase gehäuft Sequenzun
terschiede auf, wobei zwei Gruppen hoch homologer Sequenzen
entstehen: einerseits RFB MuLV, AKV und RadLV/VL3 (T+L+) und
andererseits Friend MuLV, Moloney MuLV und Cas-Br-E MuLV.
Diese Unterschiede könnten vielleicht einen Einfluß auf die
Integrationsmöglichkeiten der Retroviren in verschiedenen
Zelltypen haben, da bekannt ist, daß Retroviren zwar keine
spezifische Erkennungssequenz besitzen, aber auch nicht an
völlig zufälligen Stellen in das Wirtsgenom eingebaut werden
(Brown, 1990).
Die Gene der env-Region werden in ein eigenes Vorläuferpro
tein übersetzt, das 664 Aminosäuren umfaßt. Die Unterteilung
des Vorläuferproteins anhand der für das Moloney MuLV be
kannten Proteaseschnittstellen (Oroszlan und Luftig, 1990;
Shinnick et al., 1981) ergab, daß lediglich für das C-termi
nale Ende des Transmembranproteins (TM) eine vollständig
homologe Schnittstellensequenz nachgewiesen werden kann. Die
Schnittstelle zwischen Oberflächen- (SU) und Transmembran
protein ist zwar vorhanden, weicht aber in drei Aminosäuren
von der Sequenz des Moloney MuLV ab, während für das C-ter
minale Ende des Oberflächenproteins überhaupt keine Schnitt
stelle ausfindig gemacht werden kann. Diese konnte nur auf
grund der vom AKV bekannten Daten festgelegt werden. Aus dem
Vorläuferprotein gehen demnach ein 438 Aminosäuren umfaßen
des Oberflächen- und ein 180 Aminosäuren langes Transmem
branprotein hervor. Ferner werden N-terminal 32 Aminosäuren,
die das Signalpeptid bilden, und C-terminal 14 Aminosäuren
(R-Peptid) abgetrennt. Eine Analyse der Proteinsequenz mit
dem Kyte-Doolittle-Algorithmus legte dann auch die in unmit
telbarer Nähe der Schnittstellen erwarteten hydrophoben Be
reiche offen (Kyte und Doolittle, 1982).
Während im Vergleich zur Sequenz des env Proteines des AKV
(98% Homologie) nur im Bereich des C-terminalen Endes des
Oberflächenproteines acht abweichende Aminosäuren auftreten,
ist im Bereich des N-Terminus eine überraschend große Anhäu
fung von Abweichungen gegenüber Friend MuLV, Moloney MuLV
und Cas-Br-E MuLV. Dies ist die Region, die bei der Adsorp
tion und Penetration mit dem zellulären Rezeptor in Wechsel
wirkung tritt (Hunter und Swanstrom, 1990). Daraus wird ge
schlossen, daß von MuLVs, die Knochentumoren verursachen,
möglicherweise ein alternativer Rezeptor verwandt wird.
Beim Vergleich der drei Proteinsequenzen verschiedener MuLVs
fällt auf, daß bei den abweichenden Aminosäuren dennoch häu
fig Homologien zwischen bestimmten MuLVs bestehen. Daraus
lassen sich zwei Gruppen bilden: eine Gruppe enthält das RFB
MuLV, das AKV und das RadLV/VL3, die zweite das Moloney und
das Friend MuLV sowie das Cas-BR-E. Mit dem AKV und dem RFB
MuLV enthält die erste Gruppe zwei Viren, die Knochentumoren
verursachen. Für das RadLV/VL ist dies nicht beschrieben
(Merregaert et al., 1985; Janowski et al., 1985; Merregaert
et al., 1987). Die Viren der zweiten Gruppe verursachen Tu
moren des hämatopoetischen Systems (Moloney und Friend MuLV;
Teich, 1984; Teich et al., 1984) bzw. neurodegenerative Er
krankungen (Cas-BR-E; Perryman, 1991). Auf der Ebene der
Aminosäuren kann die Zuordnung zu diesen Gruppen außerhalb
der LTRs im Bereich der untranslatierten Sequenzen ebenfalls
beobachtet werden, während sie in den kodierenden Bereichen
weitgehend verschwimmt.
Die Proviren der Retroviren werden in der Regel von zwei
Regulationseinheiten (LTRs) eingeschlossen. Da die LTRs an
ihren Enden "inverted repeats" besitzen, die zudem noch eine
für einzelne Genera spezifische Sequenz aufweisen (Varmus,
1982), konnten diese zur genauen Definition sowohl der Pro
virus- als auch der LTR-Sequenz verwandt werden. Dabei konn
te eine Sequenz der LTR, die bereits früher ermittelt wurde
(Pedersen et al., 1992) bestätigt werden. Lediglich an den
Enden waren die Basenfolgen von Behnisch (1988) und Pedersen
et al. (1992) um je zwei Basenpaare länger. Der Unterschied
liegt in verschiedenen Zeitpunkten, die der Darstellung zu
Grunde gelegt werden: Die von den beiden Autoren dargelegte
Konstellation kommt weder im Retrovirus, in dem die Enden
der RNA lediglich die R- und U3- bzw. die US- und R-Region
aufweisen, noch im Provirus vor, bei dem die endständigen
Basenpaare fehlen, weil sie bei der Integration in die
Wirts-DNA durch die Integrase entfernt werden. Nur in der
Zeit zwischen der reversen Transkription und der Integration
in das Zellgenom besitzen die beiden LTRs diese Sequenz, und
bei der vorliegenden Arbeit konnten die Basenpaare deshalb
auch nicht gefunden werden. Die Entstehung der zusätzlichen
TT und AA beruht darauf, daß sowohl die Primerbindungsstelle
als auch die Polypurinregion zu den LTRs einen Abstand von
ebenfalls zwei Basen einhalten.
Gegenüber einer bereits früher durchgeführten Analyse (Beh
nisch, 1988) konnten in der U3-Region der LTR überraschen
derweise weitere Bindestellen für Transkriptionsfaktoren
identifiziert werden. Da Transkriptionsfaktoren nicht in
allen Zellen vorkommen, sondern jeder Zelltyp sein eigenes
Muster an Kernproteinen besitzt, können sie die Ursache für
eine zellspezifische Wirkung der MuLVs sein. Für einige
Transkriptionsfaktoren wurde ein Vorkommen in Lymphozyten
beschrieben. Dies erklärt die Möglichkeit der Virusreplika
tio 20262 00070 552 001000280000000200012000285912015100040 0002004411718 00004 20143n in hämatopoetischen Zellen und die Entstehung von Lymp
homen. Die Existenz der Faktoren in Knochenzellen ist aller
dings nicht vollständig beschrieben.
Prinzipiell sind die Bindestellen nukleärer Proteine ledig
lich aufgrund von bestimmten DNA-Motiven identifiziert wor
den. Ob diese Bindungsstellen überhaupt biologisch aktiv
sind, kann aus der Sequenz nicht beurteilt werden, und be
darf einer experimentellen Untersuchung. Einige Motive tre
ten so häufig auf, daß der Verdacht nahe liegt, daß zumin
dest einige Motive ohne biologische Relevanz, und daher nur
zufällig vorhanden sind. Je kürzer ein Motiv ist, um so häu
figer muß es - rein statistisch betrachtet - auftreten. Wenn
man annimmt, daß unter kontinuierlichem Selektionsdruck kei
ne Sequenz zufällig auftritt, so liegen hier möglicherweise
Ursachen für die Existenz derartiger DNA-Motive vor, die
noch nicht erkannt wurden. So können im Bereich kodierender
Sequenzen zum Beispiel Proteine, die durch ihre Funktion
hoch konserviert sind, eine Konservierung der DNA-Motive
bedingen.
Die Sequenzen der Vorläuferproteine wurden mit Hilfe des
Triplettcodes aus der Nukleinsäuresequenz entwickelt, womit
die Sicherheit dieser Daten natürlich von der Richtigkeit
der Nukleinsäuresequenz abhängt. Die Schnittstellen, an de
nen die Vorläuferproteine in die einzelnen Enzyme und Struk
turproteine gespalten werden, wurden vom Moloney MuLV abge
leitet. Daher sind die Einteilungen nur Vorhersagen, die in
weiteren Experimenten geprüft werden müssen. Dabei muß sich
auch zeigen inwieweit die Proteine posttranslationell ver
ändert werden.
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Claims (28)
1. Nukleinsäure- und Proteinsequenz des RFB-14-Retrovirus
gemäß Abb. 1.
2. Rekombinantesequenz mit einer von der Sequenz nach An
spruch 1 abgeleiteten genomischen oder subgenomischen Se
quenz.
3. Nukleinsäure- und Proteinsequenz nach Anspruch 1 oder 2,
die die codierenden Bereiche oder einen oder mehrere Teil
bereiche hiervon umfaßt.
4. Nukleinsäure- und Proteinsequenz nach Anspruch 1 oder 2,
die die gag-pol-env-Region oder einen oder mehrere Teilbe
reich hiervon umfaßt.
5. Nukleinsäuresequenz nach einem oder mehreren der vorherge
henden Ansprüche, die für ein osteoinduktives Protein
codiert.
6. Nukleinsäuresequenz nach einem oder mehreren der vorherge
henden Ansprüche, die ein osteoinduktives Protein indu
ziert.
7. Nukleinsäuresequenz, die mit einer oder mehreren der Se
quenzen der vorhergehenden Ansprüche, insbesondere unter
stringenten Bedingungen, hybridisiert.
8. Rekombinanter Vektor, der eine Sequenz nach einem oder
mehreren der vorhergehenden Ansprüche enthält.
9. Zelle, die mit einem Vektor nach Anspruch 8 transformiert
wurde.
10. Rekombinantes Expressionssystem, das ein (Poly)-Peptid
nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche ex
primiert.
11. Zelle, die mit einem Expressionssystem nach Anspruch 10
transformiert wurde.
12. Polypeptid, hergestellt von einer Zelle nach Anspruch 11.
13. Sequenz nach einem oder mehreren der vorhergehenden
Ansprüche, die für ein osteoinduktives Protein codiert
oder ein osteoinduktives Protein oder einen osteoindukti
ven Faktor induziert.
14. Rekombinantes Polypeptid mit einer Sequenz aus einem Teil
bereich des gag-pol-env-Genomabschnitts.
15. Fusionspolypeptid mit einem Polypeptid des gag-pol-env-
Genomabschnitts oder einem Teilbereich hiervon.
16. Polyklonaler oder monoklonaler Antikörper gegen ein Epitop
einer oder mehrerer der Sequenzen nach einem oder mehreren
der vorhergehenden Ansprüche.
17. Verfahren zur Herstellung eines oder mehrerer osteoinduk
tiver Proteine unter Verwendung osteoinduktiver Retrovi
ren.
18. Verfahren zur Herstellung eines oder mehrerer osteoinduk
tiver Proteine unter Verwendung subgenomischer Bereiche
des Genoms osteoinduktiver Retroviren, insbesondere des
gag-pol-env-Bereichs.
19. Verfahren zur Herstellung eines oder mehrerer osteoinduk
tiver Proteine unter Verwendung von durch osteoinduktive
Retroviren induzierten zellulären Genen.
20. Verfahren nach einem oder mehreren der vorhergehenden An
sprüche, wobei das osteoinduktive Retrovirus das RFB-14-
Retrovirus ist.
21. Verwendung von Sequenzen osteoinduktiver Retroviren
zur Herstellung eines oder mehrerer virus-codierter Pro
teine in prokaryontischen oder eukaryontischen Zellen.
22. Verwendung von Sequenzen osteoinduktiver Retroviren nach
einem oder mehrerer der vorhergehenden Ansprüche zur Her
stellung eines oder mehrerer virus-induzierter zellulärer
Proteine in prokaryontischen oder eukaryontischen Zellen.
23. Verwendung nach einem oder mehreren der vorhergehenden
Ansprüche, wobei das Protein ein osteoinduktives Protein
ist.
24. Verwendung nach einem oder mehreren der vorhergehenden
Ansprüche, wobei das osteoinduktive Retrovirus das RFB-14-
Retrovirus ist.
25. Verwendung einer Sequenz nach einem oder mehreren der vor
hergehenden Ansprüche zur Herstellung eines Arzneimittels
zur Therapie und zur Prophylaxe von Knochenerkrankungen.
26. Verwendung einer Sequenz nach einem oder mehreren der vor
hergehenden Ansprüche zur Herstellung eines Arzneimittels
zur Förderung des Knochenwachstums.
27. Verwendung einer Sequenz nach einem oder mehreren der vor
hergehenden Ansprüche zur Herstellung eines Arzneimittels
zur Gentherapie bei Säugetieren, bevorzugt beim Menschen.
28. Verwendung einer Sequenz nach einem oder mehreren der vor
hergehenden Ansprüche, ausgewählt aus dem gag-pol-env-Be
reich osteoinduktiver Retroviren.
Priority Applications (4)
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AU23050/95A AU2305095A (en) | 1994-04-05 | 1995-04-05 | Rfb retrovirus genome |
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Families Citing this family (1)
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- 1995-04-05 EP EP95916604A patent/EP0755448A1/de not_active Withdrawn
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Also Published As
Publication number | Publication date |
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EP0755448A1 (de) | 1997-01-29 |
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