DE4344322A1 - Sinterkontaktwerkstoff - Google Patents
SinterkontaktwerkstoffInfo
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf einen Sinterkontaktwerkstoff
aus Silber und Nickel.
Für das Schalten von Strömen in Schaltgeräten der Energie
technik haben sich in der Vergangenheit Kontaktwerkstoffe aus
Silber und Nickel bewährt. Die Herstellung der Kontaktwerk
stoffe, Fertigung und Prüfung der diesbezüglichen Kontakt
stücke wird in Int. J. Powder Metallurgy and Powder Techno
logy, Vol. 12 (1976), p. 219-228 im einzelnen beschrieben.
Zur Herstellung des Kontaktwerkstoffes aus Silber und Nickel
werden beim Stand der Technik üblicherweise Silber- und
Nickelpulver in einem Mischer naß gemischt, getrocknet,
druckverformt und unter reduzierender Atmosphäre gesintert.
Die Feinheit des Gefüges ist im wesentlichen abhängig von der
Größe der verwendeten Ausgangspulver. Derartige Zusammenhänge
werden im einzelnen in Schreiner "Pulvermetallurgie elektri
scher Kontakte", Springer-Verlag (1976), Seiten 105 bis 140,
beschrieben. Insbesondere wird ein mittels Fällungspulver
hergestellter AgNi-Werkstoff mit mittleren Korngrößen von
1 µm angegeben.
Es wurde bereits vermutet, daß bei Kontaktwerkstoffen aus
Silber und Nickel die Nickelteilchen möglichst klein und
feinverteilt im Silber vorliegen müssen, damit der Kontakt
gute Schalteigenschaften aufweist. Dafür bietet sich im Prin
zip die Methode des mechanischen Legierens an. Bereits aus
der JP-OS 66/33090 ist ein Verfahren zur Herstellung von Ma
terialien für elektrische Kontakte auf Silberbasis bekannt,
bei der als weitere Komponenten solche Metalle gewählt sind,
die keine oder nur geringe Löslichkeit im Silber haben. Diese
Metalle sind insbesondere Nickel, Eisen, Wolfram od. dgl.,
die keinen Mischkristall mit Silber bilden bzw. bei denen aus
thermodynamischen Gründen entsprechend dem Zustandsdiagramm
das Bestreben einer Entmischung von Silber und des Zusatz
metalls vorliegt.
Bei der JP-OS 6633090 wird eine Mischkristall-ähnliche Kon
stitution des Werkstoffes angestrebt. Dafür werden Elek
trolyt/Silber-Pulver und Carbonylnickel-Pulver in einer Ku
gelmühle mit Stahlkugeln unter sogenanntem Styrol-Gas über
längere Zeiträume, beispielsweise bis zu 300 h, gemischt, um
ein mechanisch legiertes Pulver zu gewinnen. Da so erhaltene
Pulver soll Korngrößen unter 0,01 µm haben, wobei in einer
Röntgenbeugungsanalyse das Verschwinden von Nickelreflexen
und damit das Vorliegen einer amorphen Legierung bestätigt
wurde. Bei Fertigung von Kontakten aus einem solchermaßen
hergestellten Legierungspulver mit Sinter- und Preßschritten
sollen sekundäre Ausscheidungen entstehen können, wobei aber
die Korngröße der Nickelteilchen auf 1 µm begrenzt sein soll.
Es wurde festgestellt, daß bei Verwendung von mechanisch le
gierten Silber-Nickel-Pulvern der vorstehend beschriebenen
Art unerwünschte Nebeneffekte auftreten können, welche die
Kontakteigenschaften verschlechtern.
Aufgabe der Erfindung
ist es, hier für Abhilfe zu sorgen. Es soll ein Kontaktwerk
stoff aus Silber und Nickel geschaffen werden, der gegenüber
üblichen Silber-Nickel-Werkstoffen verbesserte Kontakteigen
schaften hat. Gleichzeitig soll das zugehörige Herstellungs
verfahren angegeben werden.
Die Aufgabe ist erfindungsgemäß bei einem Sinterkontaktwerk
stoff aus Silber und Nickel dadurch gelöst, daß der Massenan
teil von Nickel zwischen 5 und 50% beträgt und daß das
Nickel im Silbergefüge mit mittleren Teilchengrößen 1 µm
< < 10 µm in weitgehend homogener Verteilung vorliegt.
Vorzugsweise ist die mittlere Teilchengröße von Nickel
< 5 µm, insbesondere < 3 µm. Bei den angegebenen Teil
chengrößenverteilungen liegt der mittlere Abstand der
Nickelteilchen zwischen 5 und 10 µm.
Das Verfahren zur Herstellung des angegebenen Sinterkontakt
werkstoffes aus Silber und Nickel ist dadurch gekennzeichnet,
daß das Nickel nach Art des mechanischen Legierens in das
Silbergefüge eingebracht wird, wobei dieser Vorgang unter
Luftatmosphäre erfolgt. Als Ausgangsmaterial werden Silber
pulver und Nickelpulver oder Granulat aus Silber und Nickel
verwendet. Es werden Teilchengrößenverteilungen unter 500 µm,
vorzugsweise unter 100 µm, insbesondere unter 50 µm, verwen
det. Das mechanische Legieren erfolgt in einer Kugelmühle so
lange, bis sich ein lamellares Gefüge gebildet hat mit Ni-La
mellenbreiten sehr viel kleiner als der Teilchendurchmesser
des Ausgangspulvers. Bei einem solchen Verfeinerungsgrad des
Gefüges befindet man sich bereits im Bereich der Nachweis
grenze eines Lichtmikroskopes.
Anschließend können aus dem nach Art des mechanischen Legie
rens hergestellten Silber-Nickel-Pulver in bekannter Weise
durch Druckverformen, wie Strangpressen oder Formteiltechnik,
und Sintern unter reduzierender Atmosphäre Kontaktauflagen
gefertigt werden.
Im Gegensatz zum Stand der Technik wird bei der Erfindung das
mechanische Legieren nicht unter Schutzgas durchgeführt. Es
wird vielmehr mit normaler Atmosphärenluft gearbeitet. Dabei
erfolgt das Mischen auch nicht wie speziell bei der
JP-OS 6633090 möglichst lange, um ein möglichst feines, legiertes
Pulver zu erhalten. Vielmehr wird bewußt ausgenutzt, den Vor
gang des mechanischen Legierens unter Luft durchzuführen. Da
durch bilden sich Oxidhäute auf den Partikeln, welche die
gleiche Wirkung wie schweißmindernde Additive haben. Weiter
hin tragen die Oxide auf der Oberfläche der Partikel zur Ver
sprödung der Verbundteilchen und dadurch zur schnelleren Ge
fügeverfeinerung bei. Im Vergleich zum mechanischen Legieren
unter Inertgas wird der mechanische Legierungsvorgang beacht
lich verkürzt.
Weitere Einzelheiten und Vorteile der Erfindung ergeben sich
aus der nachfolgenden Beschreibung von Ausführungsbeispielen,
wobei auf Gefügebilder mit zugehöriger Ausschnittsvergröße
rung und eine Tabelle mit den Ergebnissen einer elektrischen
Prüfung Bezug genommen wird. Es zeigen in 400facher Vergröße
rung
Fig. 1 ein Schliffbild eines Werkstoffes AgNi10 und
Fig. 2 ein Schliffbild eines Werkstoffes AgNi40.
Zur Herstellung der Werkstoffe AgNi10 und AgNi40 werden Sil
berpulver mit einer Teilchengrößenverteilung < 300 µm und
Nickelpulver mit einer Teilchengrößenverteilung < 150 µm als
Ausgangsmaterialien verwendet. Nach entsprechender Einwaage
werden die Pulver in eine Kugelmühle (Attritor) gegeben und
dort solange mechanisch legiert, bis das Nickel im Gefüge ei
ne Größe von < 3 µm aufweist und homogen im Silber vorliegt.
Dabei wird in der Kugelmühle an Luftatmosphäre und ohne
Wachse als weitere Zusätze gearbeitet.
Die beim mechanischen Legieren entstehende Gefügeverfeinerung
geht einher mit einer Änderung der Pulver-Teilchenform und
-Teilchengröße. Durch die Bearbeitung unter Luftatmosphäre
wird bewußt in Kauf genommen, daß sich Oxidhäute an den Par
tikeln bilden.
Nach dem mechanischen Legieren werden in bekannter Weise Kon
taktauflagen durch Druckverformen und Sintern unter reduzie
render Atmosphäre hergestellt. Als Methoden des Druckverfor
mens kommen alternativ das Strangpressen oder die sogenannte
Formteiltechnik in Frage. Vorteilhaft ist dabei auch, Zwei
schicht-Kontaktauflagen bzw. -Kontaktstücke herzustellen, um
eine sichere Verbindungstechnik mit dem Kontaktstückträger zu
gewährleisten.
Die Gefügebilder gemäß Fig. 1 und Fig. 2 zeigen den Werk
stoff AgNi10 einerseits und AgNi40 andererseits. Deutlich
wird die homogene Verteilung der Nickelpartikel, deren
mittlere Teilchengrößen in Fig. 1 etwa 3 µm und in Fig. 2
durchweg < 10 µm sind. Aus dem Bildausschnitt zu Fig. 1 ist
erkennbar, daß bei Nickelteilchen in der Größenordnung von
≈ 3 µm der Abstand zweier Partikel etwa in der doppelten
Größenordnung liegt. Auch dieser Wert ist ein signifikanter
Parameter zur Kennzeichnung des Werkstoffes.
In der Tabelle sind Meßwerte für Schweißkraft, Abbrand und
die Kontaktwiderstände beim Ein- und Ausschalten angegeben.
Aufgeführt sind die Schalteigenschaften der erfindungsgemäß
hergestellten Kontakte am Beispiel der Werkstoffzusammenset
zungen AgNi10 und AgNi40 und mit den Eigenschaften konventio
nell hergestellter Kontakte gleicher Zusammensetzung vergli
chen.
Die elektrische Prüfung erfolgte an balligen Kontakten
(R = 80 mm) der Abmessung 10×10 mm mit 1000 Ein- und Aus
schaltvorgängen unter A/C 1000 A, 220 V, cosϕ = 0,4 und der
Kontaktkraft 60 N. Die Prellzeit der ersten drei Sprünge be
trug 5 ms mit einer Schließgeschwindigkeit von 1,0 m/s und
einer Öffnungsgeschwindigkeit von 0,8 m/s bei einem Ein
schaltwinkel von 0° und einem Ausschaltwinkel von 80° und ei
nem Blasfeld B = 0,5 T/A. Die Kontaktwiderstandsprüfung er
folgte unter 10 A. Der Abbrand wird durch Wägen beider Kon
taktstücke und Mittelwertbildung ermittelt. Daraus wird unter
Berücksichtigung der theoretischen Dichte der Volumenabbrand
abgeleitet.
Die Tabelle zeigt deutlich, daß die durch mechanisches Legie
ren hergestellten Kontaktwerkstoffe sich durch geringere
Schweißkraftwerte sowie durch erheblich niedrigere Abbrandra
ten auszeichnen.
Claims (14)
1. Sinterkontaktwerkstoff aus Silber und Nickel, da
durch gekennzeichnet, daß der Massenan
teil von Nickel zwischen 5 und 50% beträgt und daß das
Nickel im Silbergefüge mit mittleren Teilchengrößen () 1 µm
< < 10 µm mit weitgehend homogener Verteilung vorliegt.
2. Sinterkontaktwerkstoff nach Anspruch 1, dadurch
gekennzeichnet, daß die mittlere Teilchen
größe () von Nickel < 5 µm ist.
3. Sinterkontaktwerkstoff nach Anspruch 1, dadurch
gekennzeichnet, daß die mittlere Teilchen
größe () von Nickel < 3 µm ist.
4. Sinterkontaktwerkstoff nach Anspruch 1, dadurch
gekennzeichnet, daß der mittlere Abstand ()
der Nickelteilchen zwischen 5 und 10 µm liegt.
5. Verfahren zur Herstellung eines Sinterkontaktwerkstoffes
aus Silber und Nickel gemäß Anspruch 1 oder einem der Ansprü
che 2 bis 4, dadurch gekennzeich
net, daß das Nickel nach Art des mechanischen Legierens
unter Luftatmosphäre in das Silbergefüge eingebracht wird.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch ge
kennzeichnet, daß für das mechanische Legieren
Silberpulver und Nickel-Pulver oder ein Granulat aus Silber
und Nickel verwendet werden.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch ge
kennzeichnet, daß Pulver aus Nickel oder Granu
lat mit einer Teilchengrößenverteilung < 500 µm verwendet
werden
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekenn
zeichnet, daß Pulver aus Nickel oder Granulat mit
einer Teilchengrößenverteilung < 100 µm verwendet werden.
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekenn
zeichnet, daß Pulver aus Nickel oder Granulat mit
einer Teilchengrößenverteilung < 50 µm verwendet werden.
10. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch ge
kennzeichnet, daß das mechanische Legieren in
einer Kugelmühle so lange erfolgt, bis im entstehenden lamel
laren Gefüge Nickel-Lamellenbreiten vorliegen, die sehr viel
kleiner sind als der Teilchendurchmesser des Nickel -Ausgangs
pulvers, vorzugsweise < 1 µm.
11. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch ge
kennzeichnet, daß zur Herstellung von Kontakt
auflagen das mechanisch legierte Pulver druckverformt und
unter reduzierender Atmosphäre gesintert wird.
12. Verfahren nach Anspruch 11, dadurch ge
kennzeichnet, daß während des Sintervorgangs
eine Einformung der Nickellamellen zu globularen Teilchen mit
einer Teilchengrößenverteilung () 1 µm < < 10 µm und
einem Teilchenabstand () zwischen 5 und 10 µm erfolgt.
13. Verfahren nach Anspruch 11, dadurch ge
kennzeichnet, daß das Druckverformen durch
Strangpressen erfolgt.
14. Verfahren nach Anspruch 11, dadurch ge
kennzeichnet, daß das Druckverformen als Form
teiltechnik für Kontaktstücke erfolgt.
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