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Gebiet der
Erfindung
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Die
Erfindung betrifft Materialien für
elektrische Kontakte und Elektroden. Die Erfindung betrifft insbesondere
Wolfram-Kupfer-Verbundstoffe.
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Hintergrund
der Erfindung
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Legierungen
für elektrische
Kontakte und Elektroden sind metallurgische Verbundstoffe auf Basis
heterogener Systeme (Pseudolegierungen) aus zwei oder mehr Bestandteilen
mit stark unterschiedlichen thermophysikalischen Eigenschaften.
Die Eigenschaften der Legierungen stellen optimierte Kombinationen
charakteristischer Eigenschaften der Bestandteile dar, die für den Betrieb
in Anwendungen, so beispielsweise in Starkstromunterbrechern mit
Gas oder Öl
als Lichtbogenmedium, in elektrischen Entladegeräten, beim Punktschweißen und
in anderen Anwendungen auf Basis einer elektrischen Entladungen,
notwendig sind. Allen diesen Anwendungen ist die elektrische Lichtbogenbildung
gemeinsam, die zwischen den Kontakten oder zwischen einer Elektrode
und einem Werkstück
auftritt. Die elektrischen Kontakte dienen beispielsweise als Punkte
des Lichtbogenein-/austritts beim Stromschalten. Ungeachtet der
momentanen Schaltdauer entwickeln sich elektrische Lichtbögen in öl- oder
gasgefüllten
Starkstromunterbrechern vollständig
zu Hochtemperaturplasmaentladungen. An den Punkten des Lichtbogenein-/austritts erzeugen
die Plasmaentladungen elektrodynamische Kräfte und thermische Strömungen,
die einen Erosionsverschleiß der
elektrischen Kontakte verursachen. Die Materialerosion ist bei denjenigen
elektrischen Kontakten maximal, die in einer oxidierenden Umgebung
(so beispielsweise in luftstoßbasierten
Starkstromunterbrechern) betrieben werden. Um diesen Verschleiß einzudämmen, müssen die
Materialien für
die elektrischen Kontakte spezifische thermophysikalische Eigenschaften
aufweisen.
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Wolfram-Kupfer-Verbundstoffe
sind bei diesen Anwendungen bevorzugte Materialien. Elektrische Kontakte
aus nichtlegierten W-Cu-Verbundstoffen in elektrischen Entladungsumgebungen
sind jedoch bruchanfällig.
Man geht davon aus, dass das Problem von der schlechten thermischen
Schockbeständigkeit
des Verbundstoffes herrührt.
Wird die strukturelle Kontinuität
aufgrund des durch die Lichtbogenerwärmung bedingten Kupferverlustes
teilweise oder vollständig
gebrochen, so verliert der Verbundstoff die Fähigkeit, als einzelne Struktur
eine plastische Verformung zu erfahren. Werden übermäßige thermische Strömungen,
die durch den Lichtbogenein-laustritt an den Kontakten entstehen,
nicht schnell abgeleitet, so erzeugt der thermische Schock hohe
thermische Belastungen und Brüche
an den Kontakten. Bei Verbundstoffen mit einer durchschnittlichen
Wolframkorngröße von etwa
20 μm tritt
das Brechen nach einer Zeitspanne eines mehr oder weniger gleichmäßigen Abschmelzens
(Ablation) auf. Wolfram-Kupfer-Verbundstoffe
mit einer durchschnittlichen Wolframkorngröße von etwa 5 μm brechen
stärker,
was augenscheinlich von der weiteren Wolframsinterung herrührt, die
eine merkliche Schrumpfung und Porenbildung bewirkt. Die Erosionsrate
und das Brechen können
merklich zunehmen, wenn das Porenvolumen in dem Verbundmaterial
ungefähr
4% übersteigt.
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Zusätzlich zur
thermischen Schockbeständigkeit
sollten die in derartigen Anwendungen verwendeten Wolfram-Kupfer-Materialien
eine Beständigkeit
gegenüber
dem Verlust von Kupfer, eine Beständigkeit gegenüber Erosion
und eine Beständigkeit
gegenüber
Korrosion aufweisen. Herkömmliche
Lösungen
dieser Probleme beinhalten das Legieren mit 4 bis 5 Gew.-% Ni und
das Aufrechterhalten eines geringen Porenvolumens.
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Zur
Herstellung von W-Cu-Ni-Legierungen für elektrische Kontakte und
Elektroden werden zwei grundlegende pulvermetallurgische Techniken
(P/M-Techniken) eingesetzt: das Sintern/Infiltrieren und das Direktsintern.
Das Sintern/Infiltrieren ist ein zwei Schritte umfassender Herstellungsprozess,
der (1) ein Pressen des elementaren W-Pulvers und ein Sintern des
Presskörpers
unter Einsatz eines thermischen Zyklus zur Bildung eines feuerfesten
Bestandteilskeletts (oder Gerüstes)
mit kontrollierter Porosität
und (2) ein Infiltrieren des Skeletts mit dem elektrisch/thermisch
leitenden Cu-Bestandteil unter Einsatz eines weiteren thermischen Zyklus
beinhaltet. Die Technik des Sinterns/Infiltrierens lässt die
Herstellung netzförmiger
Bestandteile sowie den Einsatz feiner W-Pulver (FSSS < 5 μm) nicht
zu. Insbesondere fördern
feine W-Pulver die örtliche
Verdichtung in dem W-Skelett, was zu teilweise verstopften Poren
führt,
die nicht mit Kupfer infiltriert werden können. Das Hochtemperatursintern
von W (über
1450 bis 1500 °C)
bei Vorhandensein von flüssigem
Ni fördert
das Wachstum von W-Körnern
in dem Skelett. Es bilden sich während
des Hochtemperatursinterns von W spröde intermetallische W-Ni-Bestandteile entlang
der Korngrenzen bei Nichtvorhandensein von Cu. Hierdurch verschlechtern
sich die mechanischen Eigenschaften des W-Skeletts. Darüber hinaus
ist es schwierig, gleichmäßig verteilte
Kontakte zwischen den W- und Ni-Teilchen herzustellen, wenn Ni als
Sinterhilfsmittel für
das W-Pulver zum Einsatz kommt.
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Das
herkömmliche
Direktsintern beinhaltet das Mischen und Verpressen beziehungsweise
Verdichten von W-, Cu- und Ni-Pulvern mit einer durchschnittlichen
Teilchengröße von etwa
5 μm. Anschließend werden die
Presskörper
abhängig
vom Cu-Gehalt bei Temperaturen über
oder unter dem Schmelzpunkt von Cu gesintert. Lösungen des herkömmlichen
Direktsinterns leiden an der Unmöglichkeit,
separat ein starkes W-Skelett zu bilden, das dann als Rückgrat (Stützgerüst) der
Legierung dient. Darüber
hinaus bestehen Probleme betreffend (1) eine übermäßige Koagulanz (Zusammenwachsen)
und eines übermäßigen Festkörpersinterns
von Cu vor dem Schmelzen, (2) eine übermäßige Koagulation von Cu beim
Schmelzen, (3) ein Cu-Austritt aus einem nicht richtig gesinterten
W-Skelett, (4) die Entwicklung einer übermäßigen Porosität (> 4%), (5) eine Desintegration
des W-Skeletts und (6) ein Formverlust (Zusammenfallen).
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Ein
verfeinertes Sintern von W-Cu wird stark von der Bildung einer Cu-basierten
Flüssigphase über 1083 °C beeinflusst.
Ni und Cu weisen eine unbegrenzte gegenseitige Lösbarkeit auf, die in Kombination
mit der teilweisen Lösbarkeit
von W in Ni (38 Gew.-% W in Ni bei 1100 °C) die Benässung von W durch Cu stark verbessert
und den Austritt von Cu unterbindet. Die Sinterdichte, die Festigkeit
und die Mikrohärte
steigen linear mit dem zugesetzten Ni. Die Affinität von Ni
sowohl für
Cu wie auch für
W ermöglicht
einen Lösungs-Wiederausfällungs-Mechanismus
zum Sintern von W. Das Wirken dieses Mechanismus erreicht ein merkliches
Niveau bei Ni-Konzentrationen von wenigstens 2 Gew.-% in der Legierung.
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Die
Cu-Ni-Flüssigphase
ist bezüglich
W chemisch aktiv. Dies beginnt mit dem Lösen von W und dem Bilden einer
Cu-Ni-W-Matrix. Aufgrund der beschränkten Lösbarkeit von W in Ni erreicht
die Konzentration des gelösten
W in der Matrix gegebenenfalls ein Gleichgewichtsniveau. Die Bildung
der Cu-Ni-W-Matrix setzt den Lösungs-Wiederausfällungs-Mechanismus in Gang,
der das Sintern von W bestimmt. Die Matrix dient als W-Träger, indem
sie winzige W-Teilchen und Brösel
löst, W
an die Oberflächen
größerer Teilchen
verbringt und dort wiederablagert, was zu einem weiteren Wachstum
führt.
Dieser thermodynamisch bestimmte Prozess wird von kinetischen Parametern,
so beispielsweise der Konzentration von Ni in der Matrix, der Größe der W-Teilchen
und der Temperatur, bestimmt. Die Mikrostruktur und die mechanischen
Eigenschaften von W-Cu-Ni-Legierungen,
die auf Grundlage des Lösungs-Wiederausfällungs-Mechanismus
erzeugt worden sind, sind stark durch zwei metallurgische Phänomene beeinflusst,
nämlich
den Kirkendall-Effekt und die Ostwald-Reifung. Höhere Diffusionsraten von Cu
und W in Ni führen
im Vergleich zu denjenigen von Ni in Cu und W zur Bildung von Poren
und Leerräumen
(Kirkendall-Effekt), was durch Sintern nicht vollständig beseitigt
werden kann. Eine Vergröberung
und Sphäroidisierung
von W-Teilchen bei Vorhandensein einer aktiven Cu-Ni-Flüssigphase (Ostwald-Reifung)
kann zu Porosität,
Desintegration des W-Skeletts
und Formverlust (Zusammenfallen) des Sintermaterials führen. Aufgrund
der vorgenannten Effekte sind Legierungen, die mittels einer Lösungs-Wiederausfällungs-Sintertechnik hergestellt
worden sind, bezüglich
der Prozessparameter sehr empfindlich. Auch geringe Änderungen
bei der Sintertemperatur bewirken eine drastische Verringerung der
Festigkeit und Verformbarkeit beziehungsweise Duktilität dieser
Legierungen. In Abhängigkeit
von der Form und Größe der Poren
beobachtet man merkliche Schwankungen der Festigkeit und Verformbarkeit,
auch wenn die Sinterdichte der Legierungen 99% der theoretischen
Dichte (theoretical density TD) betragen kann.
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Bekannt
ist darüber
hinaus aus dem Beitrag „Powder
Metallurgy International",
veröffentlicht
im August 1982, Westdeutschland (0000) 14(3), Seiten 139 bis 143,
159, ein Pulvergemisch zur Herstellung einer gesinterten W-Cu-Ni-Legierung.
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Aufgaben der
Erfindung
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Eine
Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht darin, die Nachteile
des Standes der Technik zu überwinden.
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Eine
weitere Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht darin, eine W-Cu-Ni-Legierung
mit thermophysikalischen Eigenschaften bereitzustellen, die zur
Verwendung bei elektrischen Kontakten und Elektroden geeignet ist.
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Eine
weitere Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht darin, ein Pulvergemisch
zur Herstellung einer W-Cu-Ni-Legierung mit thermophysikalischen
Eigenschaften bereitzustellen, die zur Verwendung bei elektrischen
Kontakten und Elektroden geeignet ist.
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Eine
weitere Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht darin, ein Verfahren
zum Direktsintern einer W-Cu-Ni-Legierung bereitzustellen, bei dem
die Bildung spröder
intermetallischer Bestandteile und das Zusammenfallen während des
Sinterns unterbunden werden.
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Entsprechend
einer Aufgabe der vorliegenden Erfindung wird ein Pulvergemisch
zur Herstellung einer ternären
W-Cu-Ni-Legierung gemäß Anspruch
1 bereitgestellt. Bevorzugte Ausführungsbeispiele des erfindungsgemäßen Pulvergemisches
sind in Ansprüchen
2 bis 6 definiert.
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Entsprechend
einer weiteren Aufgabe der Erfindung wird eine ternäre W-Cu-Ni-Legierung gemäß Anspruch
7 bereitgestellt. Bevorzugte Ausführungsbeispiele dieser erfindungsgemäßen Legierung
sind in Ansprüchen
8 bis 13 definiert.
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Entsprechend
einer weiteren Aufgabe der vorliegenden Erfindung wird ein Verfahren
zur Herstellung einer ternären
W-Cu-Ni-Legierung gemäß Anspruch
14 bereitgestellt. Bevorzugte Ausführungsbeispiele des erfindungsgemäßen Verfahrens
sind in Ansprüchen
15 bis 18 definiert.
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Kurzbeschreibung
der Zeichnung
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1 bis 10 sind
optische Mikrografien (500 ×)
der Mikrostruktur einer W-Cu-Ni-Legierung
in verschiedenen Phasen des Sinterzyklus.
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11 ist
eine optische Mikrografie (500 ×)
der Mikrostruktur eines vorgesinterten Presskörpers der W-Cu-Ni-Legierung.
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12 bis 14 sind
SEM-Mikrografien (1000 ×)
der Mikrostrukturen dreier W-Cu-Ni-Legierungen mit verschiedenen Zusammensetzungen.
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Beschreibung
der bevorzugten Ausführungsbeispiele
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Wolfram-Kupfer-Verbundpulver
(W-Cu-Verbundpulver), die bei der vorliegenden Erfindung zum Einsatz
kommen, sind in dem US-Patent 5,956,560 beschrieben, das am 21.
September 1999 an Dorfman et al. erteilt worden ist. Derartige Pulver
enthalten einzelne Teilchen, die jeweils eine Wolframphase und einer
Kupferphase enthalten, wobei die Wolframphase die Kupferphase im
Wesentlichen umhüllt.
Das W-Cu-Verbundpulver ist mechanisch mit einem Nickelpulver vermischt,
sodass sich ein Pulvergemisch bildet, das anschließend verpresst
und gesintert wird, sodass sich eine W-Cu-Ni-Legierung bildet. Die
einzigartige Verteilung der Wolfram- und Kupferphasen in den einzelnen
Teichen des W-Cu-Verbundpulvers in Kombination mit der Nickelphase
bietet zwei wichtige tech nische Vorteile bei der Umsetzung des Direktsinterns
des verpressten Pulvergemisches zur Bildung netzförmiger Erzeugnisse
aus der W-Cu-Ni-Legierung.
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Der
erste technische Vorteil betrifft die Fähigkeit, das in situ erfolgende
Sintern eines W-Gerüstes bei Vorhandensein
einer Cu-Phase, jedoch ohne Beeinflussung durch dieselbe selektiv
zu aktivieren. Bei den hier verwendeten W-Cu-Verbundpulvern stellen
die W-und Cu-Phasen
keine mechanische Mischung der elementaren Pulver dar. Anstatt dessen
sind die einzelnen Teilchen in dem W-Cu-Verbundpulver Dualphasenteilchen, die
sich aus einer Wolframphase und einer Kupferphase zusammensetzen,
wobei erstere letztere im Wesentlichen umhüllt. Da die Wolframphase an
der Außenseite
der Teilchen vorhanden ist, spielt die Cu-Phase bei der Bildung
von vornehmlich W-W- und W-Ni-W-Kontakten
bei der Verpressung des Pulvergemisches keine Rolle. Aufgrund der
Submikrongröße und der
hohen Sinteraktivität
der W-Phase erleichtern diese Kontakte das in situ erfolgende Sintern
eines W-Skeletts im Festkörpersinterbereich
(950 bis 1050 °C)
vor dem Schmelzen von Cu. Durch Entfernung der Diffusionsbarrieren
und Verbesserung des W-W-Massentransportes aktiviert darüber hinaus
die Ni-Phase selektiv die Festkörpersinterung
der W-Phase. Im Vergleich zur Sinterung ohne Aktivierung nimmt die
Schrumpfung des Presskörpers
um ein Mehrfaches zu, was zu einem merklich steiferen W-Skelett
führt.
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Der
zweite technische Vorteil betrifft die Fähigkeit, als zwei getrennte
Schritte desselben Sinterzyklus Bedingungen für (i) die Bildung einer Cu-Ni-Schmelze
und (ii) die kontrollierte Modifikation des W-Gerüstes durch
die Cu-Ni-Schmelze zu schaffen, um der W-Cu-Ni-Legierung eine Verformbarkeit
(Nachgiebigkeit und Dehnung) zu verleihen. Bei Temperaturen, die
größer oder
gleich dem Schmelzpunkt von Cu (1083 °C) sind, fördert flüssiges Cu eine vollständige Verdichtung
des W-Gerüstes
durch Förderung
einer Neuanordnung und Formannahme der W-Teilchen. Zudem beginnt
bei den vorgenannten Temperaturen die Bildung einer Cu-Ni-Schmelze,
wobei das gesamte Ni allmählich
in die Schmelze übergeht,
was durch die unbeschränkte gegenseitige
Lösbarkeit
von Cu und Ni bedingt ist. Die Cu-Ni-Schmelze wird durch Kapillarkräfte im Inneren des
W-Gerüstes
gehalten. Da das W teilweise in Ni löslich ist, steigert das gelöste Ni die
Diffusionsrate von W in die Cu-Ni-Schmelze, was den Prozess des
Transportes von W in die Schmelze und die durch die Schmelze bewirkte
Modifikation des W-Gerüstes
erleichtert. Die Cu-Ni-Schmelze
beginnt mit dem Lösen
von W und dem Bilden einer Cu-Ni-W-Matrix. Die Bildung der Cu-Ni-W-Matrix
setzt den Lösungs-Wiederausfällungs-Mechanismus
für die
W-Phase in Gang.
Die Matrix dient als W-Träger,
indem sie winzige W-Teilchen und Brösel auflöst und nach Sättigung
mit W das gelöste
W an größeren W-Teilchen
wiederablagert, was zu einem weiteren Wachstum führt. Der Kirkendall-Effekt
manifestiert sich in der Entwicklung der Porosität und der Koagulation der Poren.
Die Poren verschwinden gegebenenfalls im Laufe desjenigen Vorgangs,
bei dem das Verbundmaterial kontrolliert dem Lösungs-Wiederausfällungs-Prozess
ausgesetzt wird. Der Prozess hat erhebliche Auswirkungen auf die
Kontiguität
(W-Korngrenzfläche),
die Größe und die
Morphologie der das Gerüst
bildenden W-Teilchen. Durch Abrunden der Teilchen und durch Zunahme
ihrer Größe werden
die Bindungen zwischen den W-Teilchen in dem Gerüst gelockert, wodurch dieses
geschwächt
wird, und wodurch der gesinterten W-Cu-Ni-Legierung eine bestimmte
Verformbarkeit (Nachgiebigkeit und Dehnung) verliehen wird. Wird
zugelassen, dass dieser Prozess unkontrolliert weitergeht, so führt der
Lösungs-Wiederausfällungs-Prozess
bedingt durch den Effekt der Ostwald-Reifung gegebenenfalls zu einer
vollständigen
Desintegration des W-Gerüstes
(Nullkontiguität
der W-Phase) und zu einem Formverlust (Zusammenfallen). Daher können durch
Variieren der Zeittemperaturparameter des Lösungs-Wiederausfällungs-Prozesses
die Eigenschaften des W-Gerüstes
und des gesinterten W-Cu-Ni-Verbundstofferzeugnisses von hart und
spröde
(nach Aktivierung der Festkörpersinterung) über gemäßigte mechanische
Festigkeit und Verformbarkeit (nach einem gesteuerten Zulassen des
Lösungs-Wiederausfällungs-Prozesses) bis zu
schwach und zusammenfallanfällig
(nach Eintreten des Effektes der Ostwald-Reifung) geändert werden.
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Die
nachfolgenden Parameter und Materialien, die unter A, B, D und E
aufgeführt
sind, sind bei der Herstellung einer erfindungsgemäßen W-Cu-Ni-Legierung
bevorzugt. A.
Wolfram-Kupfer-Verbundpulver
Kupfergehalt: | etwa
10 bis etwa 25 Gew.-% |
Medianteilchengröße: | etwa
0,5 bis etwa 20 μm |
Dicke
der Wolframphase an den Teilchen: | etwa
0,1 bis etwa 0,2 μm |
B.
Nickel-Pulver
Medianteilchengröße: | etwa
1 bis etwa 15 μm |
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C. Pulvergemisch
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Das
Gewichtsverhältnis
von Kupfer zu Nickel liegt bei der vorliegenden Erfindung bei etwa
4,0 : 1 bis etwa 4,2 : 1.
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Vorzugsweise
liegt das Cu : Ni-Gewichtsverhältnis
bei 4,1 : 1. Dieses Verhältnis
basiert auf einer Cu3,8Ni-Festlösung, die
ein bekanntes XRD-Muster aufweist (Ein Cu : Ni-Atomverhältnis von 3,8 : 1 entspricht einem
Gewichtsverhältnis
von 4,1 : 1). Das Cu : Ni-Verhältnis wird
innerhalb enger Grenzen gehalten, um mittels XRD sicherzustellen,
dass keine spröden
intermetallischen Bestandteile in der Legierung entstehen.
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Der
bevorzugte Bereich für
die Gewichtsverhältnisse
der Legierungszusammensetzungen reicht von 82 Gew.-% und 18 Gew.-%
(Cu : Ni = 4,1 : 1) bis 70 Gew.-% und 30 Gew.-% (Cu : Ni = 4,1 :
1).
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Die
Ni-Menge beträgt
etwa 3 bis etwa 6 Gew.-% und vorzugsweise etwa 4 Gew.-% des erfindungsgemäßen Gemisches. D.
Verpressen und Sintern
Verdichtungsdruck: | etwa
45 bis etwa 70 ksi |
Sintertemperatur: | etwa
1180 °C
bis etwa 1200 °C,
vor |
| zugsweise
etwa 1190 °C |
Sinterdichte: | 99 ± 0,5%
der theoretischen Dichte, |
| vorzugsweise
wenigstens etwa 99% der theoretischen Dichte |
E.
Eigenschaften der Legierung
Dehnung: | etwa
2% bis etwa 20%, vorzugsweise |
| etwa
3% bis etwa 5% |
berechnete
durchschnittliche W- | etwa
2,5 bis etwa 15,0 μm |
Teilchengröße: | |
Kontiguität des Wolfram-Skeletts: | etwa
15% bis etwa 30% |
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Nachstehend
werden einige nichtbeschränkende
Beispiele angegeben.
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Beispiele
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Wolfram-Kupfer-Verbundpulver
und ein Nickelpulver mit einer Medianteilchengröße von 8,8 μm wurden zur Herstellung des
Rohmaterials zwecks Herstellung dreier verschiedener Verbindungen
einer W-Cu-Ni-Legierung verwendet. Ein festes Schmiermittel (0,5
Gew.-% Acrawax C, hergestellt von Lonza Co. in Fair Lawn, New Jersey)
wurde den Pulverrohmaterialien zugesetzt, um die Verpressbarkeit
zu verbessern. Die Rohmaterialien wurden in einem V-Mischer mit
einer Verdichterstange hergestellt, wobei eine 8 kg umfassende Pulvercharge
60 Minuten lang gemischt wurde. Die Pulververhältnisse und die Zusammensetzung
der Legierung sind in Tabelle 1 zusammengefasst. Das Cu : Ni-Gewichtsverhältnis wurde
bei 4,1 : 1 gehalten. Tabelle
1
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Es
wurden unter Einsatz des Pulverrohstoffes Sintertests zur Herstellung
der Legierung B durchgeführt.
Eine Menge von etwa 7,5 kg des Rohmaterials wurde bei 45 ksi zu
einem Rohling mit einer Pressdichte von etwa 56% der theoretischen
Dichte (TD) und ungefähren
Abmessungen von 3,75 Inch im Durchmesser und 4,75 Inch in der Länge isostatisch
verpresst. Daraufhin wurden in einem Rohrofen mit strömendem trockenem
Wasserstoff ein Entwachsen und Sintern vorgenommen. Die Rate der
Temperatursteigerung lag bei 2 °C/min.
Der Rohling wurde bei 450 °C
vier Stunden lang entwachst und bei 1000 °C vier Stunden lang vorgesintert.
Das Vorhandensein des Nickels steigerte die Festkörpersinterung
des W-Cu-Verbundpulvers dramatisch. Es wurde eine lineare Schrumpfung
von etwa 20% im Vergleich zu einer linearen Schrumpfung von etwa 5%
bei Fehlen des Nickels beobachtet.
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Der
vorgesinterte Rohling wurde in Längsrichtung
in acht Abschnitte mit einem Gewicht von jeweils 930 g zerschnitten.
Diese Abschnitte wurden bei systematischen Flüssigphasensintertests verwendet.
Es wurden die optische Mikroskopie (optical microscopy OM), die
Scan-Elektronenmikroskopie (scanning electron microscopy SEM), die
energiedispersive Röntgenspektroskopie
(energy dispersive X-ray spectroscopy EDS), die Röntgenbeugung
(X-ray diffraction XRD) sowie weitere Standardmethoden des physikalischen
Testens, so beispielsweise der Fließgrenze (yield strength YS),
der Höchstzugfestigkeit
(ultimate tensile strength UTS), der Querbruchfestigkeit (transverse
rupture strength TRS), der Härte
und dergleichen mehr zur Charakterisierung der Legierung eingesetzt.
Die Testdaten sind in Tabelle 2 sowie in 1 bis 10 dargestellt,
die den Proben von Tabelle 2 entsprechen.
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11 zeigt
die Mikrostruktur des vorgesinterten Rohlings. Der vorgesinterte
Rohling hatte die niedrigste Sinterdichte (92,9% TD) und die feinste
W-Korngröße. Dies
ist für
Materialien charakteristisch, die mittels Festkörpersintern hergestellt werden.
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Die
Entwicklung der Mikrostruktur und der Eigenschaften der W-Cu-Ni-Legierung,
die mittels der Flüssigphasensinterung
hergestellt wird, sind durch die Temperatur- und Zeitparameter des
Sinterzyklus bestimmt, die wiederum den Lösungs-Wiederausfällungs-Mechanismus und das
Wachstum der W-Teilchen steuern. Die Konzentration von W in der
Cu-Ni-Matrix steigt mit der Verweilzeit von etwa 0,8 Gew.-% über ein
Gleichgewichtsniveau von etwa 2 Gew.-% auf etwa 2,2 Gew.-% für den Bereich
der Verarbeitungstemperaturen (Tabelle 2). Man hat drei unterschiedliche
Bereiche der Eigenschaften der Mikrostruktur beobachtet.
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In
Proben 1 bis 5 (1 bis 5) waren
die Wolframteilchen fein und stark untereinander verbunden. Die
Korngröße ergab
sich zu [500 bis 1200] × 103 Körner/mm2, was zu einem berechneten durchschnittlichen Teilchendurchmesser
von 1 bis 1,6 μm
führte.
Dieser Bereich geht mit der Bildung eines starken Wolframgerüstes und
einem allmählichen
Zunehmen der Dichte (bis zu 95 und 96% TD) und der mechanischen
Eigenschaften der gesinterten Legierung (UTS, TRS, Härte) einher.
Gleichwohl bleibt die Legierung unter diesen Bedingungen spröde. Auch
eine fünffache
Zunahme der Verweilzeit brachte keine merkliche Änderung der Materialeigenschaften.
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In
Proben 6 bis 9 (6 bis 9) wiesen
die Wolframteilchen eine mittlere Größe auf, waren weniger untereinander
verbunden und teilweise abgerundet. Die Korngröße ergab sich zu [60 bis 90] × 103 Körner/mm2, was zu einem berechneten durchschnittlichen
Teilchendurchmesser von 2,6 bis 4,6 μm führt. Dieser Bereich zeichnet
sich durch eine fortwährende
Zunahme der Sinterdichte (bis 97,6% TD), durch die Beseitigung von Poren
und Leerräumen
einschließlich
derjenigen, die durch den Kirkendall-Effekt (7 und 8)
entstanden sind, sowie durch das Auftreten einer Dehnung (Verformbarkeit)
in der Legierung (von bis zu 10% der Dehnung in Probe 8) aus. Das
Vorhandensein von Ni senkte die elektrische Leitfähigkeit
auf weniger als 18% IACS (International Annealed Copper Standard,
Standardleitfähigkeit
nach IEC).
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In
Probe 10 (10) waren die Teilchen abgerundet
und schwach untereinander verbunden. Die Korngröße ergab sich zu 60 × 103 Körner/mm2, was zu einem berechneten durchschnittlichen
Teilchendurchmesser von über
4,6 μm führte. Die
Teilchenabrundung war das Ergebnis der Ostwald-Reifung und bewirkte eine
merkliche Desintegration des W-Gerüstes, eine Verschlechterung
der mechanischen Eigenschaften und der Dichte sowie ein Zusammenfallen
der Probe während
des Sinterns.
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Tabelle
2 Mit Blick auf die Testdaten von Tabelle 2 ist augenscheinlich,
dass die Dehnung der Legierung eine Folge einer kontrollierten Kompromissbildung
zwischen dem UTS-Wert und der Verformbarkeit des Materials war.
Der UTS-Wert und die Härte
wurden in Beispielen 1 bis 5 allmählich aufgebaut. Die Ostwald-Reifung
vergrößerte den
Teilchendurchmesser, senkte die Korngröße und verringerte die Kontiguität des W-Gerüstes in
Proben 6 bis B. Dies führte
zu einer Schwächung
des W-Gerüstes
(Auftreten einer Fließgrenze und
YS, Erreichen des höchsten
TRS-Wertes) und der höchsten
Materialverformbarkeit in Probe B. Eine weitere Schwächung des
W-Gerüstes
in Proben 9 und 10 führte
zu einem Zusammenfallen der Legierung.
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Die
Mikrostruktur bei Probe 8 (8) ist typisch
für eine
W-Schwerlegierung, die mittels Flüssigphasensinterung hergestellt
ist; sie ist nur merklich feiner. Die einzigen mittels XRD bestimmten
Maxima waren diejenigen im Zusammenhang mit W und der Cu3,8Ni-Festlösung. Aus
dem Grad der Empfindlichkeit des XRD-Verfahrens kann geschlossen
werden, dass die Bildung spröder
intermetallischer Bestandteile bei dem Vorgang zur Herstellung der
Legierung unterbunden wurde.
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Rohmaterialmengen
der Legierungsverbindungen, A, B und C (etwa 4,3 bis 4,5 kg) wurden,
wie anhand von Proben 1 bis 10 beschrieben, verpresst. Um die Gleichmäßigkeit
des Wärmetransfers
auf die Rohpresskörper
zu verbessern, wurden sie entwachst und in reinem Aluminiumoxidsand
unter Verwendung der gleichen Bedingungen gesintert. Die Sinterung
erzeugte Rohlinge mit ungefähren
Abmessungen von 1,75 Inch im Durchmesser und 7,5 Inch in der Länge. Die
Sinterzyklen enthielten drei isotherme Verweilzeiten. Die erste lag
bei 1000 °C
für eine
Wasserstoffsäuberung
des Sauerstoffs aus den Pulverpresskörpern. Die nächste lag bei
1100 °C
zur Entfernung von Sauerstoff aus dem geschmolzenen Kupfer, zur
Bildung einer Cu-Ni-Festlösung
und der Vorsinterung der Presskörper.
Die letzte Verweilzeit lag bei der Sintertemperatur. Die letzten
Sinterbedingungen für
die Legierung wurden derart optimiert, dass sich die höchste Dehnung
ergab, ohne dass die Legierungen zusammenfielen. Die Daten in Tabelle
3 stellen die Durchschnitte von sechs Messungen an jeweils eigenen
Proben der Legierung dar.
12,
13 und
14 sind
SEM-Fotomikrografien der Mikrostrukturen der Legierungen A, B beziehungsweise
C. Tabelle
3
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Spannungstest
mit metallischen Materialien nach dem ASTM-Testverfahren E-8 Jede
gesinterte Legierung zeigte eine äußerst feine und homogene Mikrostruktur.
Die Bereiche für
die W-Korngröße und die
berechneten durchschnittlichen Korngrößen lagen bei 12,4 × 103 bis 39,8 × 103 Körnern/mm2 beziehungsweise 10,2 μm bis 5,7 μm. Ungeachtet der geringeren
Teilchengröße war die
Kontiguität
des W-Gerüstes
effektiv auf ei ne Größe von 18
bis 27% gefallen, wodurch sich eine merkliche Dehnung ergab, ohne
dass ein Zusammenfallen auftrat. Die für die Legierung B erreichte
Dehnung war ähnlich
derjenigen von W-Schwerlegierungen, die eine merklich gröbere Mikrostruktur
(Korngrößen von
30 μm bis
100 μm)
aufweisen.
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Die
Erosionsrate der Legierung A in SF6 wurde
mit der Erosionsrate einer W-15 Cu-Pseudolegierung aus einem W-Cu-Verbundpulver
mit 15 Gew.-% Cu bei Fehlen von Nickel, jedoch mit zwei anderen
herkömmlichen
elektrischen Kontaktmaterialien aus infiltrierten W-Cu-Pseudolegierungen
verglichen. Der Zweck des Tests bestand darin, die Anwendbarkeit
der Legierungen als elektrische Kontaktmaterialien bei Hochenergieunterbrechern
zu bewerten. Die Massenänderung
sowohl an der Anode wie auch an der Kathode wurde aufgezeichnet,
und es wurde das Abbrennvolumen für beide Kontakte in Abhängigkeit
von der Dichte des Materials bestimmt. Das Lichtbogenbildungsverhalten
der Legierung A in SF6 war ähnlich demjenigen
der Bezugsmaterials, wobei jedoch die Legierung A niedrigere Erosionsraten
aufwies. Darüber
hinaus zeigte die Legierung A eine Erosionsrate, die praktisch eine
lineare Funktion der Stromdichte war und bei höheren Stromdichten innerhalb
des Bereiches der besten herkömmlichen
elektrischen Kontaktmaterialien lag, die vorher in einer SF6-Umgebung getestet wurden. Die Legierung
A zeigte darüber
hinaus eine sehr beständige
Leistung an Luft. Lichtbogenkontakte zeigten keine strukturelle
Desintegration des rekristallisierten Oberflächenmaterials ungeachtet mäßiger Brüche, die
für alle
elektrischen Kontaktmaterialien, die an Luft betrieben werden, charakteristisch
sind. Die Erosionsraten der Legierung A waren sogar niedriger als
die anderer herkömmlicher
Kontaktmateralien in SF6, was eine weniger
aggressive Umgebung als Luft ist.
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Gezeigt
und beschrieben wurden vorstehend bevorzugte Ausführungsbeispiele
der Erfindung. Einem Fachmann auf dem einschlägigen Gebiet erschließt sich
unmittelbar, dass verschiedenartige Änderungen und Abwandlungen
daran vorgenommen werden können,
ohne den Schutzbereich der Erfindung gemäß Definition in den beigefügten Ansprüchen zu
verlassen.