DE4318827A1 - Schwermetallegierung und Verfahren zu ihrer Herstellung - Google Patents
Schwermetallegierung und Verfahren zu ihrer HerstellungInfo
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Description
Die Erfindung betrifft eine Schwermetallegierung auf der Basis
von 85 bis 98 Gew.-% Wolfram, das im wesentlichen in Form von globularen
Wolframkörnern vorliegt, sowie Nickel und Kobalt in einem Gewichtsver
hältnis Ni/Co etwa zwischen 1,6 und 3,5 als Binderelemente, wobei die
austenitische Binderphase weiterhin Wolfram in fester Lösung enthält,
und ein Verfahren zu ihrer Herstellung.
Aus der US-A-3 979 234 sind W-Ni-Fe-Schwermetallegierungen be
kannt, wobei die entsprechenden Pulver nach Mischen gepreßt, gesintert,
wärmebehandelt und umgeformt werden. Durch das Sintern im flüssigen Zu
stand der Binderelemente Ni und Fe entsteht eine Legierung mit hoher
Dichte und einem Gefüge aus globularen Wolframteilchen eingebettet in
einer austenitischen Binderphase. Während der Flüssigphasensinterung
tritt ein rasches Wachstum der Wolframteilchen zu relativ groben Körnern
im allgemeinen im Bereich von 20 bis 60 µm ein, ein als Ostwaldreifung
bekanntes Phänomen. Dies hat zur Folge, daß Festigkeit und Zähigkeit
insbesondere bei Wolframanteilen von 90 bis 97 Gew.-% durch die Wolfram-
Sinterkorngröße begrenzt sind.
Zur Panzerbekämpfung werden Penetratoren aus Wolframschwerme
tall benötigt, die hohe Festigkeit und Zähigkeit aufweisen. Insbesondere
bei Schrägzielen und Penetratoren mit größeren Verhältnissen von Länge
zu Durchmesser ergeben sich sehr hohe Anforderungen an Biegefestigkeit
und Querbelastbarkeit des Penetratorwerkstoffs, um einerseits eine Ab
schußfestigkeit zu gewährleisten und andererseits eine höhe Durchschlag
leistung zu realisieren.
Um dies zu erreichen, ist es aus der US-A-4 012 230 bekannt,
W-Ni-Co-Schwermetallegierungen unter Verwendung von mit den Binderele
menten Ni und Co beschichtete Wolfram-Pulverteilchen herzustellen, wo
durch aufgrund der relativ niedrigen Sintertemperatur ein feinkörniges
Gefüge mit einer Wolframkorngröße von etwa 8 µm erzielt wird, wodurch
sich ein merklicher Härteanstieg ergibt. Allerdings ist dieses Verfahren
angesichts der Verwendung beschichteter Wolframpulverteilchen sehr auf
wendig.
Aus der US-A-5 064 462 ist eine 93W-5,6Ni-1,4Co-Schwermetall
legierung bekannt, von der angenommen wird, daß sie höhere Biegemomente
aushält, weil Kobalt die Grenzflächenenergie zwischen der festen und
flüssigen Phase erniedrigt, wodurch die "Ostwaldreifung" unterdrückt
werden soll.
Aus Thae-Khapp Kang, Ernst-Theo Henig und Günter Petzow, "Ein
fluß der Wärmebehandlung auf die mechanischen Eigenschaften der 90W-7Ni-
3Fe-Schwermetallegierung", Z. Metallkunde, Bd. 78 (1987), S. 250 bis 258
sind Untersuchungen über den Einfluß von Wärmebehandlungen in H₂- und
Ar-Atmosphäre auf Zugfestigkeit und Bruchdehnung von Schwermetallegie
rungen bekannt. Bei einer isothermen Wärmebehandlung bei 900°C in den
genannten Atmosphären zeigen sich bei der untersuchten Legierung lokal
lamellare Wolframausscheidungen in der Binderphase, die jedoch auf Zug
festigkeit und Bruchdehnung keinen wesentlichen Einfluß haben.
Aus der EP-PS 0 313 484 ist es bekannt, eine W-Ni-Fe-Schwerme
tallegierung, die auch Co enthalten kann, mehrfach einem Zyklus aus ei
ner Wärmebehandlung zwischen 1000 und 1300°C und einem Durchknetungs
stich zu unterwerfen, um über eine Verformung und Ausrichtung der globu
laren Wolframteilchen die Bruchfestigkeitswerte zu erhöhen.
Aufgabe der Erfindung ist es, eine Schwermetallegierung der
eingangs genannten Art zu schaffen, mit der sich sehr hohe Festigkeiten
einstellen lassen.
Diese Aufgabe wird dadurch gelöst, daß die Binderphase im Ver
gleich zu den globularen Wolframkörnern sehr kleine Wolframausscheidun
gen weitgehend gleichmäßig verteilt enthält.
Hierbei können die Wolframausscheidungen zweckmäßigerweise ei
nen Volumenanteil größer 1%, vorzugsweise zwischen 10 und 20%, insbeson
dere etwa 15%, der Binderphase ausmachen. Die Wolframausscheidungen kön
nen eine mittlere Teilchengröße im Bereich etwa von 10 bis 1000 nm, vor
zugsweise kleiner 500 nm, aufweisen.
Während sich bei bekannten Wolframschwermetallegierungen im
nicht umgeformten Zustand Zugfestigkeiten von 950 bis 1000 MPa bei
Bruchdehnungen von 20 bis 40% und Kerbschlagzähigkeiten im Bereich von
100 bis 300 Joule ergeben, können bei Wolframschwermetallegierungen mit
feinen Wolframausscheidungen in der Binderphase - ebenfalls im nicht um
geformten Zustand - Zugfestigkeiten von etwa 1100 MPa bei gleichzeitiger
Bruchdehnung von etwa 40% und einer Kerbschlagzähigkeit von etwa 400
Joule erreicht werden. Nach zusätzlicher thermomechanischer Behandlung
läßt sich beispielsweise ein Festigkeitsniveau von 1700 MPa bei 10%
Bruchdehnung und eine Kerbschlagzähigkeit von etwa 100 Joule einstellen.
Um die feinen Wolframausscheidungen in weitgehend gleich
mäßiger Verteilung in der Binderphase zu erhalten, wird die aus entspre
chenden Pulvern (die aus Teilchen mit einem Fisher-Durchmesser von etwa
1 bis 15 µm bestehen können) gesinterte Legierung einer Wärmebehandlung
unterworfen, die mindestens einen 1 Zyklus bestehend aus einem isother
men Glühen im Bereich von etwa 800 bis 1050°C, insbesondere etwa 950°C,
zum wenigstens teilweisen Umwandeln des Bindermischkristalls in eine in
termetallische β′-Phase und anschließendem Glühen im Bereich von 1100
bis 1200°C, insbesondere etwa 1150°C, zum wenigstens teilweisen Wieder
auflösen der intermetallischen β′-Phase umfaßt, wonach ein rasches Ab
kühlen auf etwa Raumtemperatur vorgenommen wird, das ein erneutes Ent
stehen und Wachstum der β′-Phase unterdrückt.
Die Ausscheidungshärtung des Bindermischkristalls geht hier
von einer Phasenumwandlung des Binders in eine intermetallische β′-Phase
aus, die mehr Wolfram als die austenitische Binderphase enthält. Hier
durch werden größere Wolfram-Konzentrationsunterschiede im Binder er
zeugt.
Bei der β′-Phase handelt es sich um eine spröde ternäre inter
metallische Phase mit der stöchiometrischen Zusammensetzung (Ni, Co)₃W.
Die Kristallstruktur der β′-Phase ist orthorhombischer Natur und hat die
Gitterabmessungen a = 5,0924 Angström, b = 4,1753 Angström und c =
4,4472 Angström. Weiterhin handelt es sich bei der β′-Phase um eine ge
ordnete Struktur, die keine metastabilen Eigenschaften besitzt.
Die Umwandlung des Bindermischkristalls (gamma-Phase) in die
intermetallische β′-Phase geht in der Anfangsphase der Transformation
von den W/gamma-Phasengrenzen aus. Mit zunehmender Glühdauer ergeben
sich größere Bereiche mit β′-Phasenanteilen. Nach der ersten isothermen
Umwandlung entsteht ein Bindergefüge, das zu etwa 50 bis 100%, vorzugs
weise zu etwa 80% in β′-Phase umgewandelt ist, wobei noch keine Wolf
ramausscheidungen in der Binderphase auftreten. Diese entstehen
erst dann, wenn die β′-Phase bei höheren Temperaturen beim anschließen
den Lösungsglühen wieder aufgelöst wird.
Nach einmaliger Umwandlungs- und Lösungsglühung ist der Wolf
ramausscheidungsgrad noch relativ klein. Zur Erhöhung hiervon wird die
Umwandlung von gamma-Phase in β′-Phase erneut vorgenommen (ein entspre
chendes Beispiel für ein Gefüge zeigt Fig. 1), wonach anschließend wie
derum lösungsgeglüht wird.
Weitere Ausgestaltungen der Erfindung sind der nachfolgenden
Beschreibung und den Unteransprüchen zu entnehmen.
Die Erfindung wird nachstehend anhand der beigefügten Abbil
dungen näher erläutert.
Fig. 2 zeigt ein Diagramm, in dem die Festigkeit (in MPa) ge
genüber der Bruchdehnung (in %) für eine gesinterte 93W-6Ni-1Fe-Schwer
metallegierung (deren Gefüge in Fig. 3 dargestellt ist) sowie eine ge
sinterte 91W-6Ni-3-Co-Schwermetallegierung (Legierungszusammensetzungen
in Gewichtsprozent), die einer anschließenden mindestens einmaligen Wärmebehandlung
mit Umwandlungsglühen bei 950°C während 4,5 h und Lösungsglühen bei
1150°C während 5 h, gefolgt von einem anschließenden raschen Abschrec
ken von Lösungstemperatur auf Raumtemperatur, unterworfen wurde, aufge
tragen ist (senkrechter Pfeil). Außerdem zeigt das Diagramm die Kurven
über die Entwicklung der beiden Werte durch zusätzliches thermomechani
sches Behandeln (etwa einen oder mehrere Zyklen bestehend aus Durchkne
ten und Glühen). Die W-Ni-Co-Schwermetallegierung mit feinen Wolframaus
scheidungen in der Binderphase zeigt deutlich bessere Festigkeits- und
Dehnungseigenschaften.
Fig. 4 zeigt das Gefüge einer W-Ni-Co-Legierung, die einer
Wärmebehandlung aus mindestens einem Zyklus aus Umwandlungsglühen und
Lösungsglühen (ohne thermomechanische Behandlung) unterworfen wurde. Ne
ben den weiß erscheinenden großen globularen Wolframkörnern (alpha-Pha
se) treten in der schwarz erscheinenden Bindermatrix im Vergleich zu
den globularen Wolframkörnern sehr kleine, weiß erscheinende Wolfra
mausscheidungen auf, die weitgehend gleichmäßig und nicht lamellenartig
über die Bindermatrix verteilt sind.
Der Bindermischkristall ist in diesem Zustand nicht an gelö
stem Wolfram verarmt, sondern enthält mit größenordnungsmäßig etwa 42
Gew.-% Wolfram verhältnismäßig viel Wolfram in fester Lösung.
Da sowohl Kobalt als auch Wolfram die Stapelfehlerenergie er
niedrigen, ist die Binderphase geeignet, nach einem Umformen zu starken
Verfestigungszunahmen zu führen, wobei weiterhin verfestigungssteigernde
Mechanismen, wie sie für Teilchenhärtung im Zusammenhang mit Versetzun
gen allgemein bekannt sind, im Bindermischkristall genutzt werden kön
nen, so daß die Festigkeit unter Beibehaltung entsprechend hoher Dukti
lität deutlich gesteigert werden kann.
Fig. 5 zeigt schematisch beispielhaft eine Temperatur-Zeitkur
ve für eine Wärmebehandlung zur Erzielung von feinstteiligen Wolframaus
scheidungen in der Binderphase von W-Ni-Co-Schwermetallegierungen. Wird
die Anzahl der Umwandlungs- und Lösungszyklen erhöht, wie in Fig. 6 dar
gestellt ist, so läßt sich eine maximale gewünschte Menge an Wolfram
ausscheidungen in der Binderphase einstellen.
Die insbesondere unter Vakuum durchzuführende, isotherme Um
wandlung wird zweckmäßigerweise während einer Dauer von etwa 0,5 bis 20
h, beispielsweise etwa 4,5 h, vorgenommen, während das Lösungsglühen
während einer Dauer von etwa 0,2 bis 10 h, beispielsweise 5 h, vorgenommen
werden kann.
Claims (9)
1. Schwermetallegierung auf der Basis von 85 bis 98 Gew.-%
Wolfram, das im wesentlichen in Form von globularen Wolframkörnern vor
liegt, sowie Nickel und Kobalt in einem Gewichtsverhältnis Ni/Co etwa
zwischen 1,6 und 3,5 als Binderelemente, wobei die austenitische Bin
derphase auch Wolfram in fester Lösung enthält, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Binderphase im Vergleich zu den globularen Wol
framkörnern sehr kleine Wolframausscheidungen weitgehend gleichmäßig
verteilt enthält.
2. Schwermetallegierung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeich
net, daß die Wolframausscheidungen einen Volumenanteil größer 1%, vor
zugsweise zwischen 10 und 20%, insbesondere etwa 15%, der Binderphase
ausmachen.
3. Schwermetallegierung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch ge
kennzeichnet, daß die Wolframausscheidungen eine mittlere Teilchengröße
im Bereich etwa von 10 bis 1000 nm, vorzugsweise kleiner 500 nm, aufwei
sen.
4. Verfahren zur Herstellung einer Schwermetallegierung auf
der Basis von 85 bis 98 Gew.-% Wolfram, das im wesentlichen in Form von
globularen Wolframkörnern vorliegt, sowie Nickel und Kobalt in einem Ge
wichtsverhältnis Ni/Co etwa zwischen 1,6 und 3,5 als Binderelemente, wo
bei der austenitische Bindermischkristall auch Wolfram in fester Lösung
enthält, wobei die aus entsprechenden Pulvern gesinterte Legierung einer
Wärmebehandlung unterworfen wird, dadurch gekennzeichnet,
daß die Wärmebehandlung mindestens einen Zyklus bestehend aus einem iso
thermen Glühen im Bereich von etwa 800 bis 1050°C zum wenigstens teil
weisen Umwandeln des Bindermischkristalls in eine intermetallische
β′-Phase und anschließendem Glühen im Bereich von 1100 bis 1200°C zum
wenigstens teilweisen Wiederauflösen der intermetallischen β′-Phase um
faßt, wonach ein rasches Abkühlen auf etwa Raumtemperatur vorgenommen
wird.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die
isotherme Umwandlung bei etwa 950°C vorgenommen wird.
6. Verfahren nach Anspruch 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet,
daß das Lösungsglühen bei etwa 1150°C vorgenommen wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 4 bis 6, dadurch gekenn
zeichnet, daß die isotherme Umwandlung während einer Dauer von etwa 0,5
bis 20 h vorgenommen wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 4 bis 7, dadurch gekenn
zeichnet, daß das Lösungsglühen während einer Dauer von etwa 0,2 bis 10
h vorgenommen wird.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 4 bis 8, dadurch gekenn
zeichnet, daß die isotherme Umwandlung unter Vakuum vorgenommen wird.
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