DE4318693A1 - Schnuller - Google Patents
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf einen Schnuller nach dem Ober
begriff des Anspruchs 1. Schnuller dieser Art sind allgemein
bekannt.
Aus zahlreichen wissenschaftlichen Arbeiten ist bekannt, daß
das Saugen einerseits ein elementares Bedürfnis des Kleinst-
und Kleinkindes ist, andererseits aber das Daumen- und Schnul
lerlutschen Kieferfehlbildungen hervorruft. Untersuchungen
ergaben, daß die Lutschgewohnheiten und die dadurch induzierten
Parafunktionen vor allem für die Entstehung einer vergrößerten
Frontzahnstufe, des offenen Bisses und des seitlichen Kreuzbis
ses verantwortlich sind. Außerdem werden ungünstige Einflüsse
auf die Zungenfunktion und die Atmung beschrieben.
Zwar stellt das Schnullerlutschen gegenüber dem Daumenlutschen
das geringere Übel dar, eine in Zusammenarbeit mit der Zahn
ärztlichen Abteilung des Stadtgesundheitsamtes Frankfurt/Main
durchgeführte Untersuchung hat indessen ergeben, daß auch die
als "medizinisch empfohlenen" Beruhigungssauger zu einem nicht
zu vernachlässigenden Anteil die Ausbildung des seitlichen
Kreuzbisses begünstigen. Diese vermehrte Entstehung des seit
lichen Kreuzbisses beim Lutschen kann man wie folgt erklären.
Die im Handel befindlichen Schnuller üben in erster Linie Druck
auf das Gaumendach aus, ohne Kontakt mit der seitlichen Gaumen
wand bzw. den Zähnen zu haben. Sie fördern somit die Entstehung
eines schmalen, hohen Gaumens. Die Schnuller verhindern die
richtige Zungenposition am Gaumendach insbesondere beim
Schluckakt. Es ist jedoch gerade dieser Druck der Zunge beim
Schluckakt (ca. 2000 mal täglich mit ca. 3 bis 4 kg Druck),
der normalerweise die Breitenentwicklung des Oberkiefers
bewirkt.
Der einseitige oder beidseitige Kreuzbiß hat aus medizinischer
bzw. zahnmedizinischer Sicht gravierende Folgen: asymmetri
sches Unterkieferwachstum (spätere Gesichtsasymmetrie) infolge
des meistens gleichzeitig bestehenden Zwangsseitenbisses
(Zwangsführung), unphysiologische Belastung der Zähne, was die
Entstehung von Parodontose fördert, und Kiefergelenksbeschwer
den im späteren Alter.
Der seitliche Kreuzbiß ist im Kleinkindalter meistens aus psy
chologischen Gründen nicht behandel- und korrigierbar. Im
jugendlichen Alter erfordert die Korrektur eine aufwendige,
Kind und Eltern belastende kieferorthopädische Behandlung.
Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, einen Schnuller
der eingangs genannten Art anzugeben, der einerseits das
Lutschbedürfnis der Kleinst- und Kleinkinder befriedigt, ande
rerseits aber die Entstehung von durch das Schnullerlutschen
hervorgerufenen Kieferanomalien verhindert.
Diese Aufgabe wird durch die im Anspruch 1 angegebenen Merkmale
gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind Gegen
stand der Unteransprüche.
Der von der Erfindung angestrebte Erfolg wird maßgeblich da
durch erreicht, daß infolge der Ausgestaltung des Schnullers
mit seitlichen Flügeln, die an einem Zentralkörper angesetzt
sind, der von der Zunge hervorgerufene Druck anders, als bei
herkömmlichen Schnullern, nicht auf das Gaumendach, sondern auf
die seitliche Gaumenwand, den Oberkiefer bzw. die Zähne des
Oberkiefers gelenkt werden. Das Gaumendach kann bei passender
Ausgestaltung des Schnullers völlig unbelastet bleiben, so daß
die Ausbildung von Fehlstellungen der eingangs diskutierten Art
durch Schnullergebrauch vermieden wird.
In Weiterbildung der Erfindung ist vorgesehen, daß Trägerkörper
und seitliche Flügel hohl ausgebildet sind und die Hohlräume
durch Richtungsventile oder enge Durchgänge miteinander verbun
den sind. Auf diese Weise kann der von der Zunge des Kindes auf
den Trägerkörper ausgeübte Druck dazu verwendet werden, die
seitlichen Flügel aufzublähen, um den von ihnen ausgeübten
Druck gleichmäßig und wirkungsvoll auf die Gaumenwand bzw. den
Oberkiefer zu übertragen. Damit ist zugleich auch eine Anpas
sung an die individuelle Kiefergestalt möglich.
Gemäß einer besonders vorteilhaften Ausführungsform der Erfin
dung sind die Hohlräume des Schnullers mit einem bei Körpertem
peratur abbindenden Material gefüllt oder von außen, beispiels
weise mittels einer Einmalspritze, befüllbar, so daß im Gebrauch
des Schnullers dieser durch den von der Zunge hervorgerufenen
Druck an die individuelle Kiefergestalt dauerhaft angepaßt wer
den kann.
Die durch die Erfindung geschaffene Gestaltung des Schnullers
schließt es auch aus, daß dieser, anders als bekannte Schnul
ler, verkehrt herum verwendet wird.
Gemäß einer anderen Ausführungsform der Erfindung ist vorgese
hen, daß das Material wenigstens der Flügel porös ist. Wird der
Schnuller dann mit einem Karies hemmenden Stoff gefüllt, kann
dieser direkt am günstigsten Wirkungsort durch das Schnuller
material hindurch diffundieren. Andere Füllstoffe können Spei
chel fördernde Substanzen oder Geschmacksstoffe sein, bei
spielsweise um das Kind von einem bislang verwendeten Schnuller
konventioneller Art auf den erfindungsgemäßen Schnuller umzuge
wöhnen.
Die Befestigung des Saugers am Schnullerschild kann in herkömm
licher Art ausgebildet sein, beispielsweise mittels eines zen
tralen Zapfens oder Steges, wie in DE-OS 31 17 348 oder in DE-
PS 26 56 819 beschrieben, oder mittels seitlicher Bänder, wie
in DE-OS 26 49 290 beschrieben, um den Bereich der Schneide
zähne freizuhalten.
Als Material für den Schnuller kommen alle einschlägigen Mate
rialien in Frage, insbesondere Silikongummi- und Plastikmateri
alien. Sie sollten einerseits elastisch sein, andererseits aber
eine ausreichende Steifigkeit aufweisen, damit die Flügel den
von ihnen erwarteten Druck auf die Gaumenwand bzw. den Ober
kiefer ausüben können.
Die Erfindung wird nachfolgend an zwei Ausführungsbeispielen
unter Bezugnahme auf die Zeichnungen näher erläutert. Es zeigt:
Fig. 1 eine perspektivische Ansicht einer ersten Ausfüh
rungsform der Erfindung;
Fig. 2 eine Ansicht des Schnullers von seiner Unterseite;
Fig. 3 eine Ansicht des Schnullers nach Fig. 1 nach seiner
Oberseite, und
Fig. 4 eine Ansicht einer zweiten Ausführungsform der Erfin
dung, teilweise geschnitten, von hinten.
Man erkennt in Fig. 1 einen insgesamt mit 1 bezeichneten
Schnuller, bestehend aus einem Schnullerschild 2 und einem
daran befestigten Sauger 3, der über einen Steg oder Zapfen 4
am Schnullerschild 2 befestigt ist. Eine am Schnullerschild
befestigte Kappe 5 deckt Einrichtungen ab, die den Zapfen 4 am
Schnullerschild 2 sichern, vgl. bespielsweise die DE-PS 26 56
819.
Im Schnullerschild 2 sind Notatmungslöcher 6 ausgebildet.
Der Sauger 3 besteht, wie Fig. 2 deutlich zeigt, aus einem
mittleren Trägerkörper 7 und seitlich daran angesetzten Flü
geln 8, die, wie dargestellt, seitlich eine Kontur aufweisen
können, die der Stellung der Prämolaren angepaßt ist. Dieser
zentrale Trägerkörper 7 wird von dem Steg 4 gehalten.
Wie insbesondere die Fig. 1 zeigt, ist der Sauger 3 nach oben
gewölbt, um genügend Platz für die Zunge des Kindes zu lassen,
jedoch ist anzumerken, daß die Wölbung nicht so stark ist, daß
der Sauger 3 am Gaumendach anliegt, vielmehr soll der von der
Zunge auf den Trägerkörper 7 ausgeübte Druck über die seitli
chen Flügel 8 auf die Gaumenwand bzw. den Oberkiefer abgeleitet
werden.
Fig. 4 zeigt eine teilweise geschnittene Ansicht von hinten
einer zweiten Ausführungsform eines Schnullers, bei der der
Trägerkörper 7 kugelig gestaltet ist, um sich mehr der Sauger
gestalt handelsüblicher Schnuller anzupassen. Dieser Schnuller
ist insbesondere dazu geeignet, als Übergangsgerät verwendet zu
werden, wenn ein Kleinkind von einem gewöhnlichen Schnuller auf
den unter kieferorthopädischen Gesichtspunkten gestalteten
Schnuller nach der Erfindung umgestellt werden soll. Auch bei
diesem Schnuller sind am Trägerkörper 7 seitliche Flügel 8
befestigt, und man erkennt sehr deutlich die Gestalt der Flü
gel, die so getroffen ist, daß der Druck, der von der Zunge auf
den Trägerkörper 7 ausgeübt wird, seitlich auf die Gaumenwand
bzw. den Oberkiefer abgeleitet wird. Ferner erkennt man die
hohle Gestaltung von Trägerkörper 7 und Flügel 8 mit einer
engen, ein Richtungsventil 9 aufweisenden Verbindung zwischen
dem Hohlraum 10 des Trägerkörpers und dem Hohlraum 11 des Flü
gels 8.
Claims (6)
1. Schnuller, bestehend aus einem Schnullerschild und einem
daran befestigten Sauger, dadurch gekennzeichnet, daß der Sau
ger (3) einen zentralen elastischen Trägerkörper (7) und zu
beiden Seiten daran angesetzte elastische Flügel (8) zur seit
lichen Anlage an den Oberkiefer bzw. an den Zähnen aufweist.
2. Schnuller nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß Trä
gerkörper (7) und Flügel (8) hohl ausgebildet sind und die
Hohlräume (10, 11) von Trägerkörper (7) und Flügel (8) jeweils
durch Richtungsventile (9) miteinander verbunden sind, deren
Strömungsrichtung jeweils vom Trägerkörper (7) zum Flügel (8)
gerichtet ist.
3. Schnuller nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß Trä
gerkörper (7) und Flügel (8) hohl ausgebildet sind und die
Hohlräume (10, 11) von Trägerkörper (7) und Flügel (8) jeweils
durch eine sehr enge Kapillare miteinander verbunden sind.
4. Schnuller nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß Trä
gerkörper (7) und Flügel (8) hohl ausgebildet sind und ihre
Hohlräume (10, 11) miteinander in Verbindung stehen und der
Hohlraum (10) des Trägerkörpers (7) durch einen den Schnuller
schild (2) durchdringenden Kanal zu Befüllzwecken von außen
zugänglich ist.
5. Schnuller nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Hohlräume (10, 11) mit einem bei Körpertempe
ratur abbindenden oder leicht aufquellenden Material gefüllt
sind.
6. Schnuller nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, daß wenigstens das die Flügel (8) bildende
Material porös ist.
Priority Applications (5)
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