DE4309359A1 - Carbonylgruppenhaltiges Polyolefin - Google Patents
Carbonylgruppenhaltiges PolyolefinInfo
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Description
Die gegenwärtige Erfindung bezieht sich auf ein neuartiges Estercarbonyl-Gruppen
enthaltendes Polyolefin, insbesondere auf ein neuartiges Ester
carbonyl-Gruppen enthaltendes Polyolefin, das als guter polymerer Ver
träglichmacher, Polymermodifiziermittel reaktiver Polymerrohstoff und
ähnliches sehr nützlich ist.
Estercarbonyl-Gruppen enthaltende Polyolefine können durch die Additions
reaktion eines Polydiens oder eines Derivates davon mit einer Carbonsäure
nach einem Verfahren, wie in JP-A 139695/1979 oder J. Appl. Polym. Sci.
28, 543 (1983) publiziert, hergestellt werden. Andere übliche Verfahren
schließen die Copolymerisation von Ethylen mit einem entsprechenden
Vinylester ein.
Obwohl die direkte Addition einer Carbonsäure an ein Polydien oder dessen
Derivat gewöhnlich durch einen sauren Katalysator katalysiert wird, lei
det sie unter dem Nachteil der intramolekularen Cyclisierung durch die
Säure, besonders wenn ein Polydien der Reaktion unterworfen wird, dessen
Doppelbindungen durch nur vier oder fünf Kohlenstoff-Atome voneinander
getrennt sind, wie Polybutadien, Polyisopren, Polychloropren und Polypen
tenamer. Die säure-induzierte intramolekulare Cyclisierung verbraucht
Doppelbindungen, an welche die Carbonsäure addiert wird, und vermindert
dadurch die Anzahl der einführbaren Estercarbonyl-Gruppen.
Die Methode, bei der Ethylen mit einem entsprechenden Vinylester copoly
merisiert wird, besitzt den Nachteil, daß die Synthese der entsprechenden
Monomeren Schwierigkeiten mit sich bringt und die Verteilung der Ester
carbonyl-Gruppen im Molekül nicht einheitlich erfolgt wegen ungleicher
Primärstruktur des Polymers nach der Polymerisation. Die Methode, bei der
Ethylen mit einem entsprechenden Vinylester copolymerisiert wird, besitzt
auch den Nachteil, daß das resultierende Produkt lediglich ein Gemisch
von Copolymeren mit verschiedenen Eigenschaften ist, weil die Polymerisa
tionsgeschwindigkeit der Comonomeren unterschiedlich ist und daher das
Copolymere aus den ersten und den späteren Phasen der Reaktion stark von
einander abweichen.
Nach ausführlichen Untersuchungen zum Zwecke der Gewinnung eines Ester
carbonyl-Gruppen enthaltenden Polyolefins, das ein hochmolekulares Poly
mer mit gleichmäßiger intra- und intermolekularer Verteilung ist, haben
die Erfinder die vorliegende Erfindung gemacht.
Demnach liefert die vorliegende Erfindung ein neuartiges
Estercarbonyl-Gruppen enthaltendes Polyolefin durch die Addition einer Carbonsäure an
ein durch ringöffnende Polymerisation von Cycloocten erhaltenes Poly
octenamer, dadurch gekennzeichnet, daß es
- 1. sich wiederholende Einheiten nach Formel I enthält worin R einen organischen Rest darstellt, der fähig zur Bindung an eine Hydroxycarbonylgruppe ist, und
- 2. restliche Wiederholeinheiten ausschließlich eine Struktur nach Formel II aufweisen -(CH2CH2)3-CH = CH- (II)mit einem Molekulargewicht von 1 000 bis 300 000.
Das für die vorliegende Erfindung einzusetzende Polyoctenamer, welches
durch ringöffnende Polymerisation von Cycloocten erhalten wird, kann z. B.
nach dem in DE-AS 26 13 999 publizierten Verfahren hergestellt werden,
aber auch nach beliebigen anderen Verfahren der ringöffnenden Polymerisa
tion. Die Doppelbindungen des Polyoctenamers werden nach cis- und trans-
Form unterschieden, und das Polyoctenamer ist gewöhnlich ein Gemisch von
Isomeren, die diese beiden verschiedenen sterischen Strukturen aufweisen.
Das Isomerenverhältnis ist für die in der vorliegenden Erfindung einsetz
baren Polymere nicht besonders begrenzt, d. h. Polymere mit beliebigem
Isomerenverhältnis können verwendet werden. Daher ist auch ein handels
übliches Polyoctenamer (VESTENAMER®) der Hüls AG, Marl (Deutschland)
verwendbar.
Jede saure Substanz kann als Katalysator für die Carbonsäure-Addition bei
der vorliegenden Erfindung brauchbar sein und Beispiele davon schließen
Chlorwasserstoff , Schwefelsäure, Phosphorsäure, Sulfonsäuren, Supersäuren
und Lewissäuren ein. Die Menge des Katalysators beeinflußt die Reaktions
geschwindigkeit sehr deutlich, und bei höherer Katalysatormenge wird ein
Gleichgewicht schneller eingestellt. Übergroße Katalysatormengen erschwe
ren die Reaktionsführung und führen zu einer Vernetzungsreaktion, die das
Reaktionssystem vergelen läßt.
Ein bei der vorliegenden Erfindung brauchbares Lösemittel ist vorzugswei
se ein solches, in dem sowohl das Polyoctenamer vor der Reaktion als auch
das Estercarbonyl-Gruppen enthaltende Polyolefin nach der Reaktion gut
löslich sind. Beispiele von Lösemitteln, die zur Erreichung einer hohen
Additions-Reaktivität brauchbar sind, schließen ein: Kohlenwasserstoffe
wie Hexan und Cyclohexan; aromatische Kohlenwasserstoffe wie Toluol; ha
logenierte Kohlenwasserstoffe wie Chloroform, 1,2-Dichlorethan,
1,1,1-Trichlorethan, 1,1,2,2-Tetrachlorethan, Chlorbenzol und Dichlorbenzol.
Die Reaktionstemperatur, welche abhängig von Art und Menge von Katalysa
tor und Lösemittel verschieden sein kann, ist üblicherweise im Bereich
von 50 bis 180 °C erwünscht, da eine übermäßig hohe Reaktionstemperatur
zu intermolekularen Vernetzungen führt und bei zu niedrigen Temperaturen
die erwünschte Additionsreaktion nicht stattfindet.
Die für die Additionsreaktion eingesetzte Carbonsäure ist in der Struktur
nicht besonders limitiert. Sie kann aus Essigsäure, Phthalsäure
monoestern, Ameisensäure usw. gewählt werden je nach beabsichtigter Ver
wendung des Produkts. Auch die Menge der zu addierenden Säure kann pas
send zur beabsichtigten Verwendung des Produkts gewählt werden. Je größer
diese Menge ist, desto merklicher wird die Änderung der Eigenschaften wie
etwa des Schmelzpunktes des Polyoctenamers. Die Menge der zu addierenden
Carbonsäure wird daher passend für den gewünschten Zweck gewählt. Wenn
diese Menge allerdings unter 5 % liegt, wird es gewöhnlich schwierig,
merkliche Unterschiede zu den Eigenschaften des Polyoctenamers (vor der
Reaktion) zu bewirken.
Das Estercarbonyl-Gruppen enthaltende Polyolefin der vorliegenden Erfin
dung ist verwendbar als Polymermodifikator, wie etwa als Schlagzähig
keitsverbesserer und als polymerer Weichmacher, wobei man von seiner ho
hen Verträglichkeit mit anderen Polymeren Gebrauch macht. Falls nicht
alle Doppelbindungen umgesetzt wurden, kann das Polyolefin über diese
vernetzt werden und einen semipermaneten polymeren Modifikator bilden,
der nicht mehr durch Verflüchtigung oder Extraktion entfernt werden kann.
Man kann es auch als polymeren Rohstoff benutzen und weitere Reaktionen
an den addierten Estercarbonyl-Gruppen vornehmen.
Das Estercarbonyl-Gruppen enthaltende Polyolefin der vorliegenden Erfin
dung ist seinem konventionellen Gegenstück gegenüber in der gleichmäßigen
Verteilung der Carbonyl-Gruppen in der Primärstruktur und in der inter
molekularen Zusammensetzung überlegen. Dieses Polyolefin ist sehr gut
verträglich in Mischungen mit anderen Polymeren. Es ist sehr nützlich als
ausgezeichneter polymerer Verträglichmacher, Modifikator oder als polyme
rer Reaktionsrohstoff.
Die folgenden Beispiele erläutern, aber begrenzen nicht, die vorliegende
Erfindung.
In 380 g Chlorbenzol wurden 20 g Polyoctenamer (n durch GPC: 94 000;
76 % der Doppelbindungen in der trans-Form) aufgelöst. Zur resultierenden
Lösung wurden 21.8 g Essigsäure und 12.4 g p-Toluolsulfonsäure gegeben
und die Mischung 4 Stunden unter Rühren auf 120 °C erhitzt. Nach Neutra
lisation mit Pyridin wurde die Lösung in eine große Menge Methanol zur
Fällung des Polymeren eingegossen. Das erhaltende Polymer wurde in Chlo
roform gelöst, durch Umfällung in Methanol gereinigt und im Vakuum ge
trocknet.
Fig. 1 zeigt das IR-Absorbtionsspektrum vor der Addition der Essigsäure
und Fig. 2 das nach Addition erhaltene. Die Elementaranalyse deutete dar
auf, daß die Menge der angelagerten Essigsäure 22 % der ursprünglich vor
handenen Doppelbindungen entsprach.
Es wurde in gleicher Weise wie bei Beispiel 1 verfahren, mit dem Unter
schied, daß man die Menge der p-Toluolsulfonsäure variierte, um ein Poly
mer mit wechselnden Mengen addierter Essigsäure zu erhalten. Die Kataly
satormengen und die additierte Essigsäure sind in Tabelle 1 aufgeführt.
Die Ergebnisse der Schmelzpunktbestimmung des Polymers durch DSC sind in
Fig. 3 und Tabelle 1 angegeben.
In 230 g 1.2-Dichlorethan wurden 20 g Polyoctenamer mit n = 1 200 und
78 % trans-Doppelbindungen aufgelöst. Zu dieser Lösung wurden 0.4 g Tri
fluormethansulfonsäure und 40 g Monobutylphthalat hinzugefügt und die
Mischung unter Rückfluß erhitzt. Die Rückflußtemperatur betrug 87 °C.
Nach 24 Stunden wurde das abgekühlte Reaktionsgemisch mit NaOH ausgewa
schen und in Methanol gegossen, um das Polymer zu isolieren. Nach der
Elementaranalyse betrug die Menge des addierten Monobutylphthalats 23 %.
Das IR- und das NMR-Spektrum des Polymeren werden in Fig. 4 bzw. 5 ge
zeigt.
Es wurde wie in Beispiel 7 verfahren, mit dem Unterschied, daß anstelle
des Monobutylphthalats 53.3 g Phthalsäureanhydrid und 29.4 g Butanol ver
wendet wurden. Die an das Polymer addierte Menge Monobutylphthalat betrug
24 %. Das IR- und das NMR-Spektrum waren die gleichen wie in Beispiel 7.
Die Reaktion wurde unter den gleichen Bedingungen wie in Beispiel 7
durchgeführt, außer daß man 3 Mol-% Trifluormethansulfonsäure als Kataly
sator verwendete und nur die Art des Lösemittels änderte. Die Ergebnisse
sind in Tabelle 2 wiedergegeben.
Der Additionsgrad war hoch, wenn halogenierte Kohlenwasserstoffe verwen
det worden waren.
Die Reaktion wurde unter den gleichen Bedingungen durchgeführt wie in
Beispiel 7 mit dem Unterschied, daß Ameisensäure statt Essigsäure als die
zu addierende Säure eingesetzt wurde. Die Menge der addierten Ameisensäu
re änderte sich abhängig von der Menge der eingesetzten Ameisensäure. Wie
in Tabelle 3 gezeigt, war der Anteil addierter Säure bemerkenswert hoch,
wenn die eingesetzte Säure im vierfachen molaren Überschuß war.
Das mit Ameisensäure modifizierte Polyolefin aus Beispiel 17 wurde in
Tetrahydrofuran aufgelöst. Die Lösung wurde mit Polyvinylchlorid gemischt
und ergab eine klare Lösung. Diese wurde auf eine horizontale Glasplatte
gegossen, und THF wurde langsam entfernte wobei ein transparenter weicher
Film entstand. Es war offenkundig, daß der Film weichgemacht war. Der
Unterschied in der durch DSC bestimmten Glasübergangstemperatur bei ver
schiedenen Mengen des mit PVC gemischten mit Ameisensäure modifizierten
Polyolefins sowie die Trübungstemperatur des Films werden in Tabelle 4
wiedergegeben.
In 80 g 1.2-Dichlorethan wurden 20 g Polyoctenamer mit einem n = 1 200
und 78 % trans-Doppelbindungen aufgelöst. Zu dieser Lösung wurden 25 g
Ameisensäure und 0.8 g Trifluormethansulfonsäure hinzugeführt, und die
Mischung wurde 24 Stunden auf 60 °C erhitzt. Die Menge addierter Ameisen
säure im aufgearbeiteten Polymer betrug 82 %. Das IR- und NMR-Spektrum
dieses Polymeren ist in Fig. 6 bzw. Fig. 7 wiedergegeben.
In 1.2-Dichlorethan wurden 20 g Polyoctenamer mit n = 1 200 aufgelöst.
Zu dieser Lösung wurde Schwefelsäure als Katalysator in einer 20 Mol-%
entsprechenden Menge, bezogen auf die Wiederholeinheit des Poly
octenamers, gegeben und ebenfalls 80 g Monobutylphthalat. Die erhaltene
Mischung wurde unter Rückfluß erhitzt. Die Rückflußtemperatur betrug
88 °C. Nach 24 Stunden wurde das Reaktionsgemisch in eine große Menge
Methanol gegossen, und man erhielt 22 g Polyoctenamer, das 17 Mol-% ad
diertes Monobutylphthalat enthielt. Das Polymer wurde in THF gelöst, und
Molekulargewicht sowie Molekulargewichtsverteilung wurden durch GPC be
stimmt. Als Ergebnis wurde nach praktisch der gleichen Elutionszeit wie
beim Ausgangsmaterial ein einziger Peak gefunden. Diese Tatsache deutet
darauf, daß die Reaktion am ganzen Polymer gleichmäßig vor sich gegangen
war.
Die Addition von Essigsäure an Polyoctenamer wurde unter den gleichen
Bedingungen wie in Beispiel 1 durchgeführt mit der Ausnahme, daß als Ka
talysator 17.6 g (30 Mol-%) Dodecylbenzolsulfonsäure (Handelsname
MARLON® AS3, hergestellt durch Hüls AG) und als Lösemittel 380 g o-
Dichlorbenzol verwendet wurden. Nach 4 Stunden bei 150 °C wurde ein es
sigsäure-modifiziertes Polyolefin erhalten, bei dem der Anteil der ad
dierten Essigsäure 16 % der Doppelbindungen entsprach. Das IR-Spektrum
dieses essigsäure-modifizierten Polyolefins war fast das gleiche wie das
aus Beispiel 1.
In 380 g Cyclohexan wurden 20 g Polyoctenamer mit n = 1 200 und 78 %
trans-Doppelbindungen aufgelöst. Zu dieser Lösung wurden 1.3 g (5 Mol-%)
Perchlorsäure, 53.3 g Phthalsäureanhydrid und 29.4 g Butanol gegeben und
dieses Gemisch unter Rückfluß erhitzt. Nach 24 Stunden bei 82 °C wurde
ein monobutylphthalat-modifiziertes Polyolefin erhalten, in welchem eine
Menge von 8 % addiert war.
Claims (4)
1. Estercarbonyl-Gruppen enthaltendes Polyolefin, erhalten durch Addition
einer Carbonsäure an ein durch ringöffnende Polymerisation von
Cycloocten erhaltenes Polyoctenamer,
dadurch gekennzeichnet, daß es
- 1. sich wiederholende Einheiten nach Formel I enthält worin R einen organischen Rest darstellt, der fähig zur Bindung an eine Hydroxycarbonylgruppe ist, und
- 2. restliche Wiederholeinheiten ausschließlich eine Struktur nach For mel II aufweisen -(CH2CH2)3-CH = CH- (II) mit einem Molekulargewicht von 1 000 bis 300 000.
2. Estercarbonyl-Gruppen enthaltendes Polyolefin nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Estercarbonyl-Gruppe eine Acetylgruppe ist.
3. Estercarbonyl-Gruppen enthaltendes Polyolefin nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Estercarbonyl-Gruppe eine Phthalsäureestergruppe ist.
4. Estercarbonyl-Gruppen enthaltendes Polyolefin nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Estercarbonyl-Gruppe eine Formylgruppe ist.
Applications Claiming Priority (1)
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---|---|---|---|
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1992
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1993
- 1993-03-23 DE DE19934309359 patent/DE4309359A1/de not_active Withdrawn
Also Published As
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