DE4233606C1 - Wirbelsäulen-Entlastungsstuhl - Google Patents
Wirbelsäulen-EntlastungsstuhlInfo
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Description
Die Erfindung betrifft einen Wirbelsäulen-Entlastungs
stuhl gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1, wie er
beispielsweise aus der DE-A-34 01 238 bekannt ist.
Bei diesem bekannten stuhlähnlichen Gerät sind die
Auflageflächen als Achselstützen ausgebildet. Durch
Hochfahren der Achselstützen bis in den Achselbereich
des Stuhlbenutzers - im folgenden Patient genannt -,
kann der menschliche Körper in den Bereichen der Brust-
und Lendenwirbelsäule gestreckt werden. Da die
Auflageflächen nur unter die Achseln greifen, werden die
Arme selbst nicht gestützt und können am Körper entlang
nach unten herabhängen.
Eine weitere Vorrichtung zum Strecken der Wirbelsäule
ist aus der DE-A-28 36 015 bekannt. Auch hier sind die
Auflageflächen als Achselstützen ausgebildet.
Beiden oben genannten Geräten ist gemeinsam, daß durch
die Einleitung hoher Gewichtskräfte über die relativ
geringe Fläche der Achselstützen in die Achselhöhle beim
Patienten nach kurzer Zeit ein schmerzhaftes und nur
kurzzeitig zu ertragendes Druckgefühl aufkommt und eine
Verschlechterung der Blutversorgung der Arme auftreten
kann. Desweiteren ist mit diesen Geräten eine
Reklination, d. h. ein Verlagern des Oberkörpers in die
Rückenneigung nicht möglich. Eine solche Reklination ist
aber insbesondere zur Therapie osteoporotischer oder
traumatischer Keilwirbel-Deformationen vorteilhaft.
Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, einen
Wirbelsäulen-Entlastungsstuhl zu schaffen, mit dem eine
Aufrichtung und Gewichtsentlastung des Rückens ohne
schmerzhafte Körperempfindungen und gleichzeitig eine
Reklination der Wirbelsäule erzielbar ist.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die
kennzeichnenden Merkmale des Anspruchs 1 gelöst. Da die
Auflageflächen als Armstützen ausgebildet sind, die
wenigstens den Oberarm abstützen, werden lokale
Druckspitzen vermieden und die Gewichtskräfte in
angenehmer Weise großflächig auf wenigstens den Oberarm
verteilt. Desweiteren ist die Armstütze um die im
Anspruch 1 besagte Achse verschwenkbar, wodurch sich die
Neigung der Armstütze derart verstellen läßt, daß die
Armstütze nach vorne, d. h. zur vorderen Sitzkante hin,
ansteigt. Bei auf Achselhöhe hochgefahrenen und vorne
schräg nach oben ansteigenden Armstützen wird der
Oberkörper aufgerichtet, von Gewicht entlastet und in
die Rückenneigung (Reklination) gehebelt. Die
Reklination der Wirbelsäule wird hierbei durch die zur
vorderen Sitzkante hin schräg ansteigenden Armlehnen
erreicht, wobei ein Untergreifen wenigstens der Oberarme
erforderlich ist, da ansonsten kein Hebelarm zum
Verlagern des Oberkörpers in die Rückenneigung erzielbar
ist.
Funktionell anatomisch führt diese Reklination zu einer
Erweiterung der Zwischenwirbelräume und somit zu einer
Druckentlastung der gegebenenfalls degenerierten
Bandscheiben. Auf die gleiche Weise werden komprimierte
und im anterioren Bereich keilförmig deformierte
Wirbelkörper aufgerichtet, z. B. bei osteroporotischen
oder traumatischen Keilwirbel-Deformitäten. Der Patient
braucht mit Hilfe des erfindungsgemäßen Stuhls auf die
Sitzhaltung nicht zu verzichten und profitiert darüber
hinaus noch von einem Therapie-Effekt. Gleichzeitig
können die Unterarme und Hände betätigt werden, wodurch
leichte Arbeiten oder das Hantieren mit Fernbedienungen
möglich ist. Auch frisch an der Wirbelsäule operierte
Patienten, die ansonsten vorzugsweise liegen müssen,
könnten mit Hilfe des erfindungsgemäßen Wirbelsäulen-
Entlastungsstuhls nach relativ kurzer Zeit die
Sitzhaltung wieder einnehmen.
Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind den
Unteransprüchen entnehmbar.
Nachfolgend wird die Erfindung anhand eines
Ausführungsbeispiels näher erläutert. Hierbei zeigen:
Fig. 1 die Vorderansicht und
Fig. 2 die Seitenansicht eines Ausführungsbeispiels der
Erfindung.
Der erfindungsgemäße Wirbelsäulen-Entlastungsstuhl
besteht aus einem festen, verzinkten Stahlrohrgerüst mit
vier Standbeinen. Die im Anspruch 1 angegebene
Stuhlquerrichtung ist hierbei in Fig. 1 durch die
Vorderansicht gezeigt und verläuft zwischen den beiden
Armstützen 9 (Richtung der Pfeile 13 in Fig. 1). Der
Stuhl weist eine Führungsschiene 1 im Rückenbereich auf,
eine daran befestigte pelottenartige Lordosenstütze 2
und eine obere Rückenstütze 3 mit integrierter
Nackenstütze 4. Die Lordosenstütze 2 und die obere
Rückenstütze 3 sind jeweils unabhängig voneinander in
der Führungsschiene 1 höhenverstellbar und über
Spannhebel 5 in der jeweiligen Höhenlage arretierbar.
Die Führungsschiene 1 ist über das Scharnier 6 gelenkig
mit dem Rohrgerüst verbunden und hierdurch in der
Neigung verstellbar und durch nicht näher dargestellte
Mittel selbstverständlich auch in jeder Neigungslage
arretierbar. Zu beiden Seiten der gegebenenfalls
höhenverstellbaren Sitzfläche 7 sind zwei an
teleskopisch ausziehbaren Rohren 8 befestigte Armstützen
9 angeordnet. Diese Armstützen 9 haben eine wirksame
Auflagelänge von 10 bis 40 cm, vorzugsweise 30 cm, und
sind so am Stuhl angeordnet, daß sie wenigstens den
Oberarm abstützen, nicht aber ausschließlich im
Achselbereich des Patienten sitzen. Durch Spannhebel 10
lassen sich die Armstützen 9 in der jeweils gewünschten
Höhe arretieren, wobei der Verstellbereich vom Boden ab
zwischen 60 und 130 cm, vorzugsweise zwischen 75 und 110
cm liegt. Eine in die maximale Höhenposition
hochgefahrene Armstütze 9 ist in Fig. 2 strichpunktiert
eingezeichnet. In horizontaler Ebene können die
Armstützen um eine vertikale Achse in Richtung der
Pfeile 13 verschwenkt und um die Achse 11 in der Neigung
in Richtung der Pfeile 14 verstellt und in ihrer Lage
arretiert werden. Die Teile 2 und 3 der Rückenlehne, die
Sitzfläche 7 und die Armstützen 9 sind gepolstert und mit
einem atmungsaktiven Stoff bezogen.
Zeichnerisch nicht näher dargestellt ist die
Verstellbarkeit der Lordosenstütze 2. Diese ist entweder
als ganzes oder wenigstens nur mit ihrer körperseitigen
Anlagefläche nach vorne, d. h. in Richtung vordere
Sitzkante 12 verschiebbar. Vorzugsweise erfolgt die
Verstellung der Lordosenstütze 2 von der Armstütze 9
aus. Ein Patient, der auf dem Stuhl Platz genommen und
die Arme auf die Armstützen aufgelegt hat, kann die sich
hierbei einstellende vorteilhafte Rückenhaltung fixieren
und abstützen, indem er die Lordosenstütze 2 durch deren
Verstellung von der Armstütze 9 aus in festen Kontakt
mit seinem Rücken bringt und somit den Rücken weiter
entlastet. Die Lordosenstütze 2 kann beispielsweise ein
aufblasbares Kissen sein, das pneumatisch mittels
Handpumpe oder Luftkompressor betätigbar ist. Alternativ
wäre auch eine elektromotorisch betriebene
Linerarverstellung der Lordosenstütze denkbar. Auch eine
von Fremdenergie unabhängige rein mechanische
Verstellung der Lordosenstütze 2 mittels Seilzug oder
flexiblem Spindeltrieb wäre denkbar. Die Betätigung der
Verstellung sollte jedenfalls von der Armstütze 9 aus
erfolgen (zeichnerisch nicht dargestellt), da nur bei
auf den Armstützen aufliegenden Armen der Rücken die
vorteilhafte Haltung einnimmt, die dann mit der
Lordosenstütze weiter unterstützt werden soll.
Der Stuhl kann in Stahlrohr mit runden oder eckigen
Querschnittsprofilen, aber auch aus Kunststoffmaterial,
z. B. faserverstärktem Kunststoff, hergestellt sein. Auch
eine Holzkonstruktion ist denkbar. Zwar ist die in den
Zeichnungen dargestellte Vierbeinkonstruktion aufgrund
ihrer guten Standfestigkeit vorteilhaft, eine Ausführung
als Bürostuhl mit vorzugsweise fünf Rollen und zentralem
Standbein wäre jedoch ebenfalls denkbar. Eine gegenüber
den Zeichnungsfiguren vereinfachte Stuhlkonstruktion
würde sich dadurch ergeben, daß die Armstützen 9 an der
die Rückenlehne tragenden Führungsschiene 1 angeordnet
sind. Die Führungsschiene 1 könnte seitlich in
Längsrichtung sich erstreckende Führungsnuten aufweisen,
in die die Armstützen 9 dann höhenverstellbar eingreifen
würden.
Claims (12)
1. Wirbelsäulen-Entlastungsstuhl mit einer Sitzfläche,
einer Rückenlehne und mit zwei beidseits der Sitzfläche
angeordneten höhenverstellbaren Auflageflächen, wobei
die Auflageflächen in horizontaler Ebene verschwenkbar
und in vertikaler Richtung bis wenigsten auf Achselhöhe
verstellbar sind,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Auflageflächen als wenigstens den Oberarm
abstützende Armstützen (9) ausgebildet sind, und daß die
Armstützen (9) um eine horizontale Achse (11)
verschwenkbar sind, welche Achse (11) im wesentlichen in
der die Stuhlbreite bestimmenden Stuhlquerrichtung
verläuft.
2. Stuhl nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die
Rückenlehne höhenverstellbar ist.
3. Stuhl nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet,
daß die Rückenlehne zweigeteilt ist in eine untere
Lordosenstütze (2) zur rückwärtigen Abstützung der
Lenden-Wirbelsäule und in eine obere Rückenstütze (3),
wobei die Lordosenstütze (2) und die obere Rückenstütze
(3) jeweils unabhängig voneinander höhenverstellbar
sind.
4. Stuhl nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch
gekennzeichnet, daß die Lordosenstütze (2) wenigstens
mit ihrer körperseitigen Anlagefläche zur vorderen
Sitzkante (12) hin verschiebbar ist.
5. Stuhl nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die
Verschiebung der Lordosenstütze (2) von der Armstütze
(9) aus betätigbar ist.
6. Stuhl nach Anspruch 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet,
daß die Verschiebung pneumatisch, elektromotorisch oder
mechanisch über Seilzug oder flexiblen Spindelantrieb
erfolgt.
7. Stuhl nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch
gekennzeichnet, daß die Rückenlehne in der Neigung
verstellbar ist.
8. Stuhl nach einem der Anspüche 1 bis 7, dadurch
gekennzeichnet, daß die Rückenlehne an einer in der
Neigung verstellbaren Führungsschiene (1) angeordnet
ist.
9. Stuhl nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß die
Armstützen (9) in der Führungsschiene (1)
höhenverstellbar angeordnet sind.
10. Stuhl nach einem der Ansprüche 3 bis 9, dadurch
gekennzeichnet, daß die obere Rückenstütze (3) eine
integrierte Nackenstütze (4) aufweist.
11. Stuhl nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch
gekennzeichnet, daß die Sitzfläche (7) höhenverstellbar
ist.
12. Stuhl nach einem der Ansprüchen 1 bis 11, dadurch
gekennzeichnet, daß die Achse (11) zur
Neigungsverstellung der Armstützen (9) in dem der
Rückenlehne zugekehrten Bereich der Armstützen (9)
angeordnet sind.
Priority Applications (1)
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Country Status (1)
Country | Link |
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DE (1) | DE4233606C1 (de) |
Cited By (3)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE19503280C1 (de) * | 1995-01-24 | 1996-10-02 | Otmar Dr Behr | Wirbelsäulenentlastungsstuhl |
WO2014202222A1 (de) * | 2013-06-19 | 2014-12-24 | Bubendorfer Thomas | Vorrichtung zur regeneration der wirbelsäule |
US11246788B2 (en) * | 2017-03-06 | 2022-02-15 | Jui-Ting Kao | Spine regularity rotation motion device |
Citations (2)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
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DE2836015A1 (de) * | 1978-08-17 | 1980-02-28 | Otto Hilker | Vorrichtung zum strecken der wirbelsaeule |
DE3401238A1 (de) * | 1984-01-16 | 1985-07-18 | Helmut Dipl.-Ing. FH 8450 Amberg Koch | Geraet zur entspannung der wirbelsaeule und gelenke des menschen |
-
1992
- 1992-10-06 DE DE19924233606 patent/DE4233606C1/de not_active Expired - Fee Related
Patent Citations (2)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
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