DE4232353C2 - Verfahren zum beschleunigten, thermischen Spalten synthetischer, organischer Abfälle - Google Patents
Verfahren zum beschleunigten, thermischen Spalten synthetischer, organischer AbfälleInfo
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Description
Das erfindungsgemäße Verfahren betrifft die beschleunigte, thermische
Spaltung synthetischer organischer Abfälle durch Zusatz einer dosierten
Menge an Sauerstoff.
Die thermische Vorbehandlung synthetischer organischer Abfälle hat während
der letzten Jahre im Zusammenhang mit der hydrierenden Spaltung solcher
Abfälle erhebliche Bedeutung erlangt.
So ist in der EP 02 36 701 B1 eine thermische Vorbehandlung unter Wasserstoff
oder Inertgas in einem Temperaturbereich von 75 bis 600°C, einem Druckbe
reich von 1 bis 600 bar und einer Verweilzeit von 1 Minute bis 6 Stunden
beschrieben.
Auf Seite 13 dieser Schrift heißt es zwar am Ende des 1. Absatzes: "auch
kleine Mengen Sauerstoff bzw. Luft sind ggf. zulässig", die thermische
Spaltung wird jedoch gemäß Anspruch 12 unter N2, CO2 oder Dampf durchge
führt.
Auch der Zusatz protischer Lösungsmittel ist in dieser Patentschrift
offenbart sowie der Zusatz von Anmaischölen und von Katalysatoren.
In den Tabellen 6 und 8 dieser Schrift sind Versuchsergebnisse zusammenge
faßt, die bei der thermischen Vorbehandlung ohne Zusatz von Anmaischölen
erhalten werden. Es wurde bei Temperaturen von 350 bis 470°C gearbeitet.
Spätere Untersuchungen der Anmelderin der vorliegenden Erfindung, die auch
Anmelderin der EP 02 36 701 B1 ist, zeigten jedoch, daß in diesem Temperatur
bereich unerwünschte Koksbildung auftritt, wobei der Koks teilweise grob
körnig anfällt und zu Verstopfungen und Ablagerungen in der gesamten Anlage
führen kann.
Die Anmelderin hat gemäß DE 41 14 434 A1 gefunden, daß bei Einsatz synthetischer,
organischer Abfallgemische bzw. verunreinigter Abfälle die Koksbildung
vermieden werden kann, bzw. weitgehend vermieden werden kann, wenn die
Abfälle einer Temperatur von 220 bis 350°C und einem Druck von 10 mbar bis
1 bar bei einer Verweilzeit von 0,5 bis 24 Stunden unterworfen werden.
Ein Nachteil dieser Erfindung ist jedoch die vergleichsweise lange Verweil
zeit zur Einstellung bestimmter Viskositäten. So beträgt die Verweilzeit
gemäß Beispiel 3, 8 Stunden. Gemäß Anspruch 1 werden bis zu
24 Stunden beansprucht.
Gegenüber diesem Stand der Technik stellt sich die Aufgabe, die
Verweilzeit zur Einstellung bestimmter Viskositäten deutlich
herabzusetzen.
Untersuchungen der Anmelderin haben zu dem unerwarteten
Ergebnis geführt, daß sich die Verweilzeit der thermischen Spaltung über
raschend deutlich verkürzen läßt durch ein Verfahren zur thermischen Spal
tung synthetischer, organischer Abfälle unter Anwendung einer Temperatur
von 200 bis 600°C, bevorzugt von 220 bis 500°C und besonders bevorzugt
von 240 bis 480°C, einem Druck von 10 mbar bis 450 bar, bevorzugt von
0,1 bar bis 350 bar und einer Verweilzeit von 1 Minute bis 24 Stunden,
bevorzugt von 30 Minuten bis 30 Stunden unter Inertgas, dadurch gekenn
zeichnet, daß die thermische Spaltung in Gegenwart von 0,1 bis 10 Vol.-%
Sauerstoff, bevorzugt von 1 bis 5 Vol.-% Sauerstoff durchgeführt wird.
Die thermische Spaltung kann in einem Temperaturbereich von 200 bis 600°C,
bevorzugt von 220 bis 500°C und besonders bevorzugt von 240 bis 480°C
durchgeführt werden. Bei der Einstellung der Spalttemperatur ist es von
Vorteil, die Art der eingesetzten Kunststoffabfälle zu berücksichtigen, so
lassen sich z. B. Polystyrol-Abfälle bereits bei relativ niedriger
Temperatur spalten, während beispielsweise bei Polyethylen höhere Tempera
turen erforderlich sind.
Der Druck, bei dem die thermische Zersetzung durchgeführt wird, kann
ebenfalls aus einem breiten Bereich von 10 mbar bis 450 bar, bevorzugt von
0,1 bis 350 bar ausgewählt werden. Der Druckbereich unter 1 bar ist dann
von Vorteil, wenn Gase, wie z. B. HCl, die bei der Zersetzung entstehen,
durch Anlegen von Vakuum aus der Kunststoffschmelze abgeführt werden
können. Die Entfernung der Gase kann jedoch auch bei Normaldruck und
höheren Drucken durch Einleiten eines Inertgases erfolgen. Hierbei ist das
Arbeiten bei Normaldruck oder nahezu Normaldruck von Vorteil, so daß im
Falle von Mischorganen, die nicht unter hohem Druck arbeiten, wie z. B.
bestimmte Extruder-Konstruktionen, ein Druckbereich von 0,1-50 bar
besonders bevorzugt ist.
Erfindungsgemäß läßt sich überraschend in Gegenwart von Sauerstoff der
thermische Abbau zu einer gewünschten Viskosität mit erheblich größerer
Reaktionsgeschwindigkeit durchführen als ohne Sauerstoff. Die in Anspruch
genommenen Verweilzeiten liegen, abhängig von der eingestellten Temperatur,
der Art des Einsatzproduktes und der einzustellenden Viskosität in einem
Bereich von 10 Minuten bis 24 Stunden, bevorzugt von 30 Minuten bis 20
Stunden.
Der Anteil des Sauerstoffs im Gas, das mit der Kunststoffschmelze in
Kontakt gebracht wird, beträgt 0,1 bis 10 Vol.-%. Der Gasanteil von 99,9
bis 90 Vol.-% ist vorteilhafterweise ein Inertgas wie z. B. N2, CO2,
Edelgase oder Wasserdampf.
Bevorzugt wird die Schmelze gerührt oder durch ein anderes Mischorgan
durchmischt und das Gasgemisch durch die Schmelze hindurchgeleitet. Das
Gasgemisch kann sich auch unter Druck im Reaktionsgefäß befinden und durch
das Mischorgan mit der Schmelze in innigen Kontakt gebracht werden. Das
thermische Spalten kann diskontinuierlich oder kontinuierlich erfolgen,
wobei auch auf andere Weise Gasgemisch und Schmelze in Kontakt gebracht
werden können, wie z. B. in einer Vorrichtung, in der sich die reagierenden
Komponenten im Gegenstrom zueinander bewegen. Da dem Fachmann die Mischver
fahren bekannt sind, sollen sie hier nicht näher erläutert werden.
Um das erfindungsgemäße Ergebnis zu erreichen sind Anmaischöle nicht
erforderlich. Anmaischöle können erfindungsgemäß jedoch zugesetzt werden.
So kann sich der Zusatz bei der Bildung eines pumpbaren Breis günstig
auswirken, so daß ein solcher Brei ggf. bereits bei Temperaturen von 270
bis 340°C erhalten werden kann.
Auch durch Zusatz bestimmter Additive mit oder ohne Anmaischöl kann die
thermische Behandlung begünstigt werden. Als Additive können beispielsweise
eine oder mehrere Verbindungen aus der Gruppe: Phenole, Schwefelverbindun
gen, Alkohole, Amine und Wasser zugesetzt werden. Diese Additive werden im
allgemeinen in einer Menge von 0,1 bis 3 Teilen Additiv pro Teil Abfallge
misch zugesetzt.
Auch durch die Gegenwart der Additive kann ggf. die Temperatur bei der
thermischen Behandlung auf 230 bis 300°C gesenkt werden.
Als Pumpen können übliche Hochdruckpumpen oder andere Hochdruckfördergeräte
wie z. B. Extruder eingesetzt werden. Es kann insbesondere bei hohen
Durchsätzen von Vorteil sein, die für die thermische Behandlung erforderli
che Wärme durch einen Extruder mit direktem Wärmeeintrag oder Wärmeeintrag
durch Friktion oder durch eine beheizbare Schnecke, wie z. B. durch eine
doppelläufige Schnecke zumindest teilweise zuzuführen.
Als Einsatzgemische werden erfindungsgemäß bevorzugt schmelzbare Kunststoffe,
also insbesondere Thermoplaste wie Polyethylen, Polypropylen, Polysty
rol, Polyvinylfluorid, Polyester, Polyamide, lineare Polyurethane und
andere eingesetzt. Jedoch auch sonstige synthetische, organische Abfälle
können im gemahlenen Zustand eingesetzt werden wie z. B. Duroplaste,
Elastomere, Shredderabfälle, Kabelabfälle, Textilabfälle usw. Weitere
erfindungsgemäß einsetzbare Materialien sind beispielsweise Altöle, Lackre
ste und andere.
Als Anmaischöle kann beispielsweise wenigstens eine Komponente aus der
Gruppe: Rohöl, Rohölkomponenten und Produkte aus Rohöl, Kohle einschließ
lich Braunkohle, Kohlekomponenten und Produkte aus Kohle, Ölschiefer,
Ölschieferkomponenten und Produkte aus Ölschiefer, Ölsand, Pyrolyseöle,
Bitumen, Asphalt, Asphaltene, deren Komponenten und der Produkte eingesetzt
werden. Der besondere Vorteil der vorliegenden Erfindung liegt darin, daß
auch bei Einsatz beliebiger Abfallgemische pumpbare Gemische hergestellt
werden können und Halogene, insbesondere Chlor weitgehend abgespalten
werden können, wobei in der anschließenden hydrierenden Spaltung Kohlenwasser
stoffe, insbesondere im Benzin- und Mittelöl-Siedebereich, gewonnen werden
können und wobei die in den Abfällen vorhandenen Heteroatome als Wasser
stoffverbindungen wie z. B. HCl, H2S, NH3 usw. anfallen.
Nach Erreichen einer bestimmten Viskosität kann durch Absenken der Tempera
tur um ca. 50°C die weitere Spaltung unterbrochen bzw. abgebremst werden.
Das Stoppen unerwünschter Nebenreaktionen in Weiterverarbeitungsbehältern,
wie z. B. in einer Vorlage vor dem Hydrierreaktor kann durch Zugabe eines
Radikalstoppers, wie z. B. von Polyphenol erzielt werden.
Andererseits kann durch Zugabe von Radikalbildnern mit relativ hohen
Zersetzungstemperaturen wie z. B. von tert. -Butylhydroperoxyd die thermi
sche Spaltung begünstigt werden, so daß ähnlich wie bei Zusatz der genann
ten Additive und Anmaischöle bereits bei tieferen Temperaturen und kürzerer
Verweilzeit die gewünschte thermische Spaltung erzielt werden kann.
Die Spaltung kann auch durch Zusatz von Katalysatoren begünstigt werden.
Geeignete Katalysatoren sind beispielsweise Aluminiumoxyd und/oder Bleich
erde mit oder ohne Vorbehandlung, wie z. B. durch Säuren, Eisenverbindun
gen, wie Ferrocen und/oder Eisenpentakarbonyl und andere, wobei die Eisen
verbindungen vorzugsweise erst gegen Ende der thermischen Spaltung zuge
setzt werden.
Die genannten Katalysatoren können sich auch bei der späteren hydrierenden
Spaltung als günstig erweisen.
Die Erfindung soll mit Hilfe der folgenden Beispiele näher erläutert
werden:
Pro Stunde wurden 0,12 kg N2 und 1 g O2 eingesetzt. Die Versuchstemperatur
lag bei 320°C. Es wurden 325 g Kunststoffabfall und 325 g Rückstandsöl aus
der atmosphärischen Rohöldestillation eingesetzt.
Beispiel 1 wurde wiederholt, jedoch wurde ein Gemisch von 450 g HDPE in
195 g eines Bright Stock aus der Altöldestillation eingesetzt.
Beispiel 1 wurde wiederholt, jedoch wurde mit einer reinen HDPE-Schmelze
bei 380°C und einer Sauerstoffkonzentration von 5 Vol.-% gearbeitet.
Es wurden 30 Gew.-% Vakuumrückstand eingesetzt.
Die Beispiele zeigen, daß durch Zusatz von Sauerstoff der thermische Abbau
der eingesetzten Kunststoffabfälle erheblich beschleunigt werden kann, ohne
daß im Produktgemisch die Bildung von Harzen und Ablagerungen zu beobachten
ist.
Claims (7)
1. Verfahren zur thermischen Spaltung synthetischer organischer Abfälle
unter Anwendung einer Temperatur von 200 bis 600°C, bevorzugt von 220
bis 500°C und besonders bevorzugt von 240 bis 480°C, einem Druck von
10 mbar bis 450 bar, bevorzugt von 0,1 bar bis 350 bar und besonders
bevorzugt von 0,1 bar bis einschließlich 1 bar, und einer Verweilzeit von
1 Minute bis 24 Stunden, bevorzugt von 5 Minuten bis 20 Stunden, unter
Inertgas, dadurch gekennzeichnet, daß die thermische Spaltung in Gegen
wart von 0,1 bis 10 Vol.-% Sauerstoff, bevorzugt von 1 bis 5
Vol.-% Sauerstoff, durchgeführt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die bei der
thermischen Behandlung entstehenden Gase durch Anlegen von Vakuum
und/oder Einleiten von Inertgas aus dem Reaktionsgemisch entfernt
werden.
3. Verfahren nach den Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß in
Gegenwart von Additiven und/oder Anmaischölen gearbeitet wird.
4. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß als
Additive wenigstens eine Verbindung aus der Gruppe: Phenole, Schwefel
verbindungen, Alkohole, Amine und Wasser zugesetzt werden.
5. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß
Radikalbildner zugesetzt werden, bevorzugt solche mit relativ hoher
Zersetzungstemperatur.
6. Verfahren nach den Ansprüchen 1, 2, 4, 5, dadurch gekennzeichnet, daß ohne
Anmaischöl gearbeitet wird.
7. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß
während der thermischen Behandlung gerührt oder auf andere Weise ge
mischt wird.
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DE (1) | DE4232353C2 (de) |
Cited By (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
WO2020030552A1 (de) | 2018-08-07 | 2020-02-13 | Fraunhofer-Gesellschaft zur Förderung der angewandten Forschung e.V. | Verfahren zur reinigung mineralischer feststoffe und holzmaterialien, vorrichtung für dieses verfahren und deren verwendung |
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DE2849088A1 (de) * | 1978-11-11 | 1980-05-22 | Heinz Ing Grad Hoelter | Muellvergaser mit spuelgasschwelung |
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- 1992-09-26 DE DE19924232353 patent/DE4232353C2/de not_active Expired - Fee Related
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1993
- 1993-09-18 EP EP93115042A patent/EP0593911A1/de not_active Withdrawn
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WO2020030552A1 (de) | 2018-08-07 | 2020-02-13 | Fraunhofer-Gesellschaft zur Förderung der angewandten Forschung e.V. | Verfahren zur reinigung mineralischer feststoffe und holzmaterialien, vorrichtung für dieses verfahren und deren verwendung |
Also Published As
Publication number | Publication date |
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EP0593911A1 (de) | 1994-04-27 |
DE4232353A1 (de) | 1994-04-07 |
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