DE4216870A1 - Verfahren zur herstellung eines metallischen gusskoerpers nach dem feingussverfahren - Google Patents
Verfahren zur herstellung eines metallischen gusskoerpers nach dem feingussverfahrenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines metallischen Guß
körpers nach dem Feingußverfahren, insbesondere eines Gußkörpers aus Aluminium
oder aus einer Aluminium-haltigen Legierung, durch Gießen einer Schmelze des
Metalls in eine Gießform aus Keramik mit porösen Wänden und Abkühlen und
Erstarren der Schmelze unter Verwendung eines Kühlmittels.
Zur Herstellung von Gußkörpern mittels Feingußverfahren wird üblicherweise von
dem zu gießenden Gußkörper ein Wachsmodell gefertigt und darauf aus mehreren
Schichten eine keramische Gießform gebildet, indem das Wachsmodell mehrfach in
einen oder in verschiedene keramische Schlicker eingetaucht wird. Nach dem
Ausschmelzen des Wachsmodells und dem Trocknen und Brennen der so erzeugten,
porösen Gießform, wird in diese die metallische Schmelze vergossen. Dabei sind
kompliziert gestaltete Gußkörper herstellbar. Die Gießformen, die nach dem
Erstarren der Gußkörper entfernt und dabei zerstört werden, sind entsprechend
vielgestaltig.
Aufgrund der relativ schlechten Wärmeleitung der keramischen Gießformen sind
die Erstarrungszeiten für die Metallschmelzen im allgemeinen sehr lang. Durch
langsames Erstarren und Abkühlen entsteht jedoch in Abhängigkeit vom zu ver
gießenden Metall ein relativ grobkörniges Gefüge, das Ursache für eine gegen
über Gußkörpern mit feinkörnigem Gefüge, verminderte mechanische Festigkeit
oder Duktilität sein kann.
Durch ein langsames Erstarren der Schmelze diffundieren auch gasförmige Verun
reinigungen, wie beispielsweise Wasserstoff oder Sauerstoff, in verstärktem
Maße sowohl über die freie Schmelzoberfläche, als auch von den Innenwandungen
der Gießform her in die Schmelze.
Zur Erzeugung einer bevorzugten Erstarrung einer Schmelze in der für die Fein
gußverfahren charakteristischen, keramischen, schlecht wärmeleitenden Gießform
wird in der DE-OS 36 29 079 ein Verfahren vorgeschlagen, bei dem an den zu
kühlenden Stellen taschenförmige Einsätze in die keramische Gießform eingear
beitet werden, in die vor dem Abguß Stahlkies als Kühlmittel eingefüllt wird.
Der Stahlkies sorgt dabei aufgrund seiner guten Wärmeleitfähigkeit und seiner
Wärmekapazität für eine bevorzugte Abfuhr der durch das Eingießen der Schmelze
eingebrachten Wärme.
Mit dem bekannten Verfahren sind zwar Gußteile mit Bereichen bevorzugter Er
starrung herstellbar. Allerdings erwärmt sich der an der Gießform-Wand anlie
gende Stahlkies sehr rasch und verliert dadurch im Verlaufe der Abkühlung der
Schmelze an Wirksamkeit im Hinblick auf eine rasche Erstarrung. Dieser Effekt
wird noch dadurch verstärkt, daß sich aufgrund seiner höheren Wärmedehnung der
bereits erstarrte, metallische Gußkörper von der Innenwand der Gießform ent
fernt und durch den dabei sich bildenden Spalt die weitere Wärmeableitung
weiter verlangsamt wird. Für ein rasches, bevorzugtes Erstarren größerer Guß
körper oder größerer Bereiche eines Gußkörpers ist das bekannte Verfahren
daher nur beschränkt geeignet. Die Herstellung der mit taschenförmigen Ein
sätzen versehenen Gießformen ist zudem sehr aufwendig, kostspielig und die so
gestalteten Gießformen relativ bruchanfällig.
Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein einfaches und
kostengünstiges Verfahren anzugeben, mittels dem durch Beeinflussung des Ab
kühl- und Erstarrungsverhaltens der in die Feinguß-Gießform eingegossenen
Schmelze eine hohe mechanische Festigkeit des Gußkörpers erzielt werden kann.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß als Kühlmittel eine die
Gießform-Wand allmählich penetrierende Kühlflüssigkeit eingesetzt wird, deren
Siedetemperatur niedriger als die Eingießtemperatur der Schmelze liegt in die
die Gießform von einem Ende aus beginnend stetig eingetaucht wird, derart, daß
die als Grenzfläche zwischen Schmelze und bereits erstarrtem Metall sich bil
dende Erstarrungsfront und der Penetrationsbereich, in dem die Gießform-Wand
von der Kühlflüssigkeit über ihre Dicke durchdrungen ist, sich im wesentlichen
in Richtung der freien Schmelzoberfläche bewegen, und daß die Eintauchge
schwindigkeit der Gießform in die Kühlflüssigkeit, die Dicke und die Porosität
der Gießform-Wand sowie die Viskosität und die Dichte der Kühlflüssigkeit so
aufeinander abgestimmt sind, daß in Bewegungsrichtung der Erstarrungsfront
gesehen, der Penetrationsbereich der Erstarrungsfront nacheilt. Dadurch, daß
das Kühlmittel eine die Gießform-Wand allmählich penetrierende Kühlflüssigkeit
enthält, in die die Gießform von einem Ende aus beginnend stetig eingetaucht
wird, wird von dem einen Ende beginnend eine gerichtete und rasche Erstarrung
der Schmelze erreicht. Dies wird dadurch erreicht, daß der in die Kühlflüssig
keit eintauchende, untere Teil der auf etwa Schmelztemperatur aufgeheizten
Gießform bevorzugt abgekühlt wird. Der aus der Kühlflüssigkeit herausragende Teil
der Gießform-Wand kühlt aufgrund der geringen Wärmeleitfähigkeit des kerami
schen Gießform-Wandmaterials aber nur langsam ab, so daß im Verlauf des Ein
tauchens der Gießform die durch das Eingießen der Schmelze in die Gießform
eingebrachte Wärme bevorzugt über das bereits erstarrte, abgekühlte Metall und
den in die Kühlflüssigkeit hineinragenden, bereits abgekühlten Teil der Wände
der Gießform abgeführt wird. Aufgrund dieser gezielten Wärmeableitung bildet
sich zwischen bereits erstarrtem Werkstoff und Schmelze des Werkstoffes nur
eine einzige Erstarrungsfront aus, die sich mit fortschreitender Erstarrung
der Schmelze in Richtung der freien Schmelzoberfläche bewegt. Hierdurch kann
eine gerichtete Erstarrung der gesamten Schmelze erreicht werden. Aus der
Veröffentlichung "Gerichtete Erstarrung, W. Kurz und B. Lux, Z. Metallkunde 63
(1972) 9, Seite 509 bis 515", ist es bekannt, daß eine derartige gerichtete
Erstarrung Vorteile hinsichtlich des Seigerungs-, Ausscheidungs- und Lunker
verhaltens bei gegossenen Körper mit sich bringen kann. Daneben kann eine
gerichtete Erstarrung auch eine Reinigung des Gußkörpers bewirken, die darin
besteht, daß die vom Boden der Gießform in Richtung der freien Schmelzober
fläche sich bewegende Erstarrungsfront, im erstarrten Werkstoff schwerer lös
liche Fremdstoffe bis zur Schmelzoberfläche vor sich herschiebt, die im
Bereich des Gießtrichters angesammelt werden und die somit das eigentliche
Gußteil nicht mehr beeinflussen können.
Es wird gleichzeitig sowohl ein Erstarren der Schmelze in gerichteter Art und
Weise, als auch ein möglichst rasches Erstarren angestrebt. Einige Eigenschaf
ten der für das Feingußverfahren charakteristischen, keramischen, porösen
Gießform stehen jedoch einem raschen Erstarren der Schmelze entgegen. Einer
seits wird eine rasche Abkühlung durch die schlechte Wärmeleitfähigkeit der
Gießform-Wand erschwert, andererseits besteht beim Abkühlen der Schmelze mit
tels einer Kühlflüssigkeit, in die die Gießform eingetaucht wird, aufgrund der
Porosität der Gießform die Gefahr, daß die Kühlflüssigkeit die Gießform-Wand
durchdringt und mit der Schmelze reagiert. Andererseits wird durch Verwendung
einer Kühlflüssigkeit zum Abführen der durch das Eingießen der Schmelze in die
Gießform eingebrachten Wärme eine gleichmäßige und in etwa gleichbleibende
Kühlung der Gießform-Wand aufgrund des Austausches der Kühlflüssigkeit durch
deren Konvektion im Bereich der Gießform gewährleistet. Ein Teil der Kühlflüs
sigkeit verdampft dabei, da die Siedetemperatur der Kühlflüssigkeit unterhalb
der Eingießtemperatur der Schmelze liegt. Durch das Verdampfen eines Teils der
Kühlflüssigkeit wird Wärme als Verdampfungswärme von der Gießform-Wand abge
führt. Dadurch, daß die Kühlflüssigkeit die Gießform-Wand allmählich pene
triert, wird dieser Effekt noch verstärkt, da die Front der siedenden und
kühlenden Kühlflüssigkeit innerhalb der Gießform-Wand sich allmählich in Rich
tung auf die Schmelze und den Teil des bereits erstarrten Gußkörpers bewegt
und dadurch der bereits penetrierte Teil der Gießform-Wand zusätzlich gekühlt
und die Wärmeableitung begünstigt und die Erstarrung der Schmelze dadurch
beschleunigt wird. Es ist sogar möglich, daß die Kühlflüssigkeit die Gieß
form-Wand vollkommen durchdringt und, sofern die Temperatur des erstarrten
Metalls dies zuläßt, als Flüssigkeit mit dem Gußkörper in Kontakt kommt, wo
durch der durch das abkühlende Metall zwischen dem Gußkörper und der Gießform-Innenwand
sich bildende Spalt mindestens teilweise überbrückt werden
kann, so daß wiederum eine Verbesserung der Wärmeübertragung durch die Gieß
form-Wand nach außen in die Kühlflüssigkeit erzielt wird.
Dabei wird dadurch, daß die Eintauchgeschwindigkelt der Gießform in die Kühl
flüssigkeit, die Dicke und die Porosität der Gießform-Wand sowie die Viskosi
tät und die Dichte der Kühlflüssigkeit so aufeinander abgestimmt sind, daß in
Bewegungsrichtung der Erstarrungsfront gesehen, der Penetrationsbereich der
Erstarrungsfront nacheilt, gewährleistet, daß die Kühlflüssigkeit nur mit
bereits erstarrtem Metall in Berührung kommt. Beim Kontakt der Kühlflüssigkeit
mit noch schmelzflüssigem Metall würde durch die dann einsetzende, rasche
Verdampfung die Oberfläche des erstarrenden Gußkörpers durch Blasenbildung
zerstört. Unter dem Ausdruck Erstarrungsfront wird die Grenzfläche zwischen
bereits vollständig erstarrtem Metall und einem, noch Schmelze enthaltenden
Bereich, verstanden. Je nach den gerade herrschenden Abkühlbedingungen kann
die Erstarrungsfront in Richtung der Schmelzoberfläche oder in die Gegenrich
tung gewölbt sein. Dabei ist es jeweils entscheidend, daß der Penetrationsbe
reich, in Bewegungsrichtung der Erstarrungsfront gesehen, unterhalb der Er
starrungsfront, wie sie jeweils im Bereich der Innenwand der Gießform vor
liegt, verläuft.
Im Sinne des erfindungsgemäßen Verfahrens ist es gleichgültig, ob die Gießform
in die Kühlflüssigkeit abgesenkt wird, oder ob in kinematischer Umkehr der
Kühlflüssigkeits-Spiegel bei feststehender Gießform stetig angehoben wird. Zum
Zwecke einer raschen und gerichteten Erstarrung von nach dem Feinguß-Verfahren
hergestellten Gußkörpern erlaubt das erfindungsgemäße Verfahren jedoch erst
mals die Verwendung einfacher, an für sich bekannter Vorrichtungen zum Abküh
len von Metallschmelzen durch Eintauchen in eine Kühlflüssigkeit, wie sie
beispielsweise in der DE-OS 33 39 118 beschrieben sind und die dort als Tauch
gieß-Vorrichtungen bezeichnet werden. Mittels des erfindungsgemäßen Verfahrens
sind Gußkörper nach dem Feingußverfahren herstellbar, die gerichtet und außer
dem aufgrund der beschleunigten Wärmeabfuhr mit einem feinen Korngefüge er
starrt sind und die deshalb eine hohe mechanische Festigkeit aufweisen.
Besonders bewährt hat sich ein Verfahren, bei dem als Kühlflüssigkeit ein
Gemisch aus mehreren Flüssigkeiten eingesetzt wird, deren Siedetemperaturen
sich voneinander unterscheiden, mit der Maßgabe, daß die Siedetemperatur der
bei niedrigerer Temperatur siedenden Flüssigkeit unterhalb der Temperatur
liegt, bei der eine Zersetzung der bei höherer Temperatur siedenden Flüssig
keit bzw. Flüssigkeiten stattfindet. Als Gemisch kann dabei beispielsweise
eine Emulsion oder eine vollständige Mischung der Flüssigkeiten eingesetzt
werden. Durch den Anteil an bei niedrigerer Temperatur siedender Flüssigkeit
in der Kühlflüssigkelt wird gewährleistet, daß die Temperatur der Kühlflüssig
keit nicht über die Siedetemperatur der am niedrigsten siedenden Flüssigkeit
hinaus steigen kann, solange ein Anteil von dieser am niedrigsten siedenden
Flüssigkeit in der Kühlflüssigkelt vorhanden ist. Eine Zersetzung des höher
siedenden Anteils am Gemisch der Kühlflüssigkeit wird dadurch vermieden. Als
niedrig siedende Flüssigkeit wird vorteilhafterweise eine Substanz gewählt,
die eine hohe Verdampfungswärme aufweist, während als eine bei höherer Tempe
ratur siedende Flüssigkeit eine Substanz mit hoher Wärmekapazität geeignet
ist. Es kann vorteilhaft sein, die Kühlflüssigkeit vorzuwärmen, wenn bei
spielsweise bei Raumtemperatur ein Bestandteil der Kühlflüssigkeit in fester
oder in zähflüssiger Form vorliegen würde und auch die durch das Eintauchen
der heißen Gießform in die Kühlflüssigkeit eingebrachte Wärme nicht ausreichen
würde, den Bestandteil ausreichend zu verflüssigen.
Als besonders vorteilhaft hat sich eine Kühlflüssigkeit erwiesen, bei der als
eine bei relativ höherer Temperatur siedende Flüssigkeit eine organische Sub
stanz gewählt wird, deren Schmelztemperatur unterhalb von 1000°C liegt. Durch
die Schmelztemperatur von weniger als 1000°C wird ein Aufheizen der Kühlflüs
sigkeit vor dem Eintauchen der Gießform überflüssig oder auf relativ niedrige
Temperaturen von unterhalb 1000°C beschränkt. Dabei wird einerseits durch den
Anteil an Flüssigkeit mit relativ niedrigem Siedepunkt eine gewisse Wärmeab
fuhr aus der Kühlflüssigkeit über die Verdampfungswärme dieser Flüssigkeit
oder dieser Flüssigkeiten sichergestellt und dadurch eine thermische Zer
setzung der organischen Flüssigkeit oder der organischen Flüssigkeiten beim
Eintauchen der auf nahezu Schmelztemperatur aufgeheizten Gießform verhindert,
andererseits vermindert die organische Flüssigkeit die allzu rasche Penetra
tion der niedriger siedenden Flüssigkeiten durch die Gießform-Wand und deren
Reaktion mit dem noch schmelzflüssigen Metall und damit beispielsweise die
Aufnahme von Wasserstoff durch das erstarrende Metall. Vorteilhafterweise
werden als bei höherer Temperatur siedende Flüssigkeiten solche
Flüssigkeiten eingesetzt, die eine relativ hohe Wärmekapazität aufweisen. Als
geeignet hierfür haben sich Wachs, Glykol, Ester und/oder Öl herausgestellt.
Aufgrund ihrer zum Teil leichten Entzündbarkeit werden diese Substanzen unter
einer Inertgasatmosphäre eingesetzt. Zweckmäßigerweise wird dazu das Verfahren
In einem unter Inertgas-Überdruck stehenden, geschlossenen Behälter
durchgeführt.
Es hat sich besonders bewährt, den Anteil der bei niedriger Temperatur sieden
den Flüssigkeit in der Kühlflüssigkeit auf einen Wert zwischen 1 Gew.-% und 50
Gew.-% einzustellen. Aufgrund seiner relativ hohen Wärmekapazität und seiner
einfachen Verfügbarkeit ist Wasser zur Verwendung als niedrig siedende Flüs
sigkeit besonders gut geeignet.
Die Einstellung der Eintauchgeschwindigkeit der Gießform in die Kühlflüssigkeit,
die Dicke der Gießform-Wand und deren Porosität, die Viskosität der
Kühlflüssigkeit und deren Dichte hängen wesentlich von der abzukühlenden Masse
des Gußkörpers sowie der Verteilung der Masse in der Gießform ab. Allgemein
gültige Parameter hierfür können nicht angegeben werden; bevorzugt werden
Verfahren, bei denen die Eintauchgeschwindigkeit der Gießform in die Kühlflüs
sigkeit auf einen Wert zwischen 10 mm/min und 200 mm/min, die Dicke der Gieß
form-Wand etwa gleichmäßig auf einen Wert zwischen 4 mm und 20 mm und deren
Porosität im Bereich zwischen 20 Vol-% und 65 Vol-% eingestellt werden, die
Viskosität der Kühlflüssigkeit beim Eintauchen der Gießform zwischen 1×10-3
Pas und 1×102 Pas beträgt und die mittlere Dichte der Kühlflüssigkeit auf
einen Wert zwischen 0,7 g/cm3 und 1,5 g/cm3 eingestellt wird.
Es hat sich als günstig erwiesen, die Metall-Schmelze oberhalb des Kühlflüssigkeits-Spiegels
zu beheizen. Dadurch kann der aus der Kühlflüssigkeit he
rausragende Teil der Gießform soweit erhitzt werden, daß auch bei ungünstiger
Verteilung der Metall-Masse in der Gießform, beispielsweise bei relativ leicht
erstarrenden, dünnwandigen Bereichen des Gußkörpers, die gleichmäßige Erstar
rung der Schmelze von unten nach oben und die Ausbildung weiterer, von der
Gießform-Seitenwand ausgehender Erstarrungsfronten verhindert wird. An den
Kreuzungspunkten mehrerer Erstarrungsfronten können Fehlstellen entstehen, die
die mechanische Festigkeit des Gußkörpers herabsetzen können.
Besonders bewährt hat sich ein Verfahren, bei dem die Kühlflüssigkelt kontinu
ierlich und gekühlt zugeführt und kontinuierlich abgeführt wird. Hierdurch
kann sowohl eine in etwa konstante Temperatur als auch eine in etwa gleich
bleibende Zusammensetzung des Kühlflüssigkeits-Bades gewährleistet werden.
Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung ist in der Zeichnung dargestellt und
wird folgend näher erläutert. In der Zeichnung zeigen in schematischer Dar
stellung im einzelnen
Fig. 1 eine Vorrichtung zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens
und
Fig. 2 einen Ausschnitt durch die Gießform-Wand und den erstarrenden Guß
körper
In Fig. 1 ist die Bezugsziffer 1 einer für das Feingußverfahren charakte
ristischen, porösen Gießform zugeordnet, die aus mehreren übereinanderliegenden,
keramischen Schichten aufgebaut ist. In die Gießform 1 ist eine Schmel
ze 2 einer untereutektischen Aluminium-Silizium-Magnesium-Legierung einge
füllt, deren Solidustemperatur bei ca. 570°C liegt und die ein Gewicht von
ca. 2,8 kg aufweist. Die Gießform 1, ist auf einem tellerförmigen Träger 3
angeordnet und befindet sich zu Beginn des Abkühl-Prozesses innerhalb eines
ringförmigen Heizmantels 4 und oberhalb eines Flüssigkeitsspiegels 5 einer
Kühlflüssigkeit 6. Die Kühlflüssigkeit 6 befindet sich innerhalb eines Behäl
ters 7 der einen Einlaß 8 und einen Auslaß 9 für die Kühlflüssigkeit 6 und
einen Einlaß 10 und einen Auslaß 11 für ein Schutzgas aufweist und der mit
einem Deckel 12 druckdicht verschlossen werden kann. Der tellerförmige Trä
ger 3 ist mittels einer Kolbenstange 13, die sich durch einen am Boden 14 des
Behälters angeordneten, flüssigkeitsdichten Durchlaß 15 erstreckt, mit einem
Absenkzylinder 16 verbunden.
Zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens wird der Träger 3 mitsamt
der darauf abgestellten, die Schmelze 2 enthaltenden Gießform 1 mit vorgegebe
ner Geschwindigkeit von 60 mm/min. in die Kühlflüssigkeit 6 abgesenkt. Bei der
Kühlflüssigkeit 6 handelt es sich um 25 l einer Emulsion aus Wachs und aus
Wasser, mit einem Wasseranteil von 8,2 Gew.-%. Die Kühlflüssigkeit 6 ist vor
dem Gießen der Schmelze 2 auf eine Temperatur von ca. 90°C aufgeheizt und
weist dabei eine Viskosität von ca 5×10-2 Pas auf. Die Dichte der Kühlflüssigkeit
beträgt ca. 0,99 g/cm3 während die mittlere Dichte der Gießform
inkl. der darin eingegossenen Schmelze ca. 2,15 g/cm3 beträgt. Um das Wachs
der Kühlflüssigkeit 6 vor Reaktion mit Sauerstoff zu schützen, wird der Behäl
ter 7 mit Stickstoff gespült und steht dabei unter einem Überdruck von 3 bar.
Die Gießform-Wand 17 weist im mittleren eine Porosität von ca. 30 Vol.-% auf.
Vor dem Eingießen der Schmelze wird sie auf annähernd Schmelztemperatur der
Aluminium-Legierung vorgeheizt. Die Gießform-Wand 17 nimmt durch die in die
Gießform 1 eingegossene Schmelze 2 annähernd deren Temperatur an. Durch das
Absenken der Gießform 1 in die Kühlflüssigkeit 6 verdampft zunächst ein Teil
des in der Kühlflüssigkeit 6 vorhandenen Wassers und entzieht der Gieß
form-Wand 17 dabei Wärme. Dadurch beginnt die Schmelze 2 vom Boden 18 der
Gießform 1 aus zu erstarren. Gleichzeitig penetriert die Kühlflüssigkeit 6
allmählich durch die Gießform-Wand 17 bzw. den Boden 18 der Gießform 1. Zwi
schen der Gießform-Außenwand 19 und der Gießform-Innenwand 20 bildet sich
dabei ein Konzentrations-Gradient an Kühlflüssigkeit 6 aus, wie dies in Fig.
2 schematisch dargestellt ist. Aufgrund ihrer relativ geringen Wärmeleit
fähigkeit kühlen die oberhalb des Flüssigkeitsspiegels 5 hinausragenden Teile
der keramischen Gießform-Wand 17 nur langsam aus, so daß vom Boden 18 der
Gießform 1 beginnend die Schmelze 2 entgegen der Absenkrichtung, die mit dem
Richtungspfeil 22 gekennzeichnet ist, erstarrt. Die dabei sich ausbildende
Grenzfläche zwischen bereits vollständig erstarrtem Gußteil 24 und Schmelze 2
bzw. noch Schmelze 2 enthaltendem Übergangsbereich 25 bewegt sich dabei unter
gerichteter Erstarrung der gesamten Schmelze 2 als Erstarrungsfront entgegen
gesetzt zur Absenkrichtung 22 in Richtung der freien Schmelzoberfläche. Ein
Übergangsbereich 25, in dem neben bereits erstarrtem Metall 24 noch Schmelze 2
vorliegt, kann sich beispielsweise ausbilden, wenn die Zusammensetzung der
Legierung nicht einem Eutektikum entspricht. Für den Fall, wie er in Fig. 2
dargestellt ist, daß die Schmelzwärme vorwiegend in Richtung durch das bereits
erstarrte Gußteil 24 und die, in die Kühlflüssigkeit 6 eintauchende
Gießform-Wand 17 abgeführt wird, kann die Erstarrung der Schmelze 2 in der
Mitte der Gießform 1 gegenüber der Erstarrung an der Wand 17 der Gießform 1
sogar vorauseilen, so daß sich eine entgegen der Absenkrichtung 22 gewölbte
Erstarrungsfront 23 ausbilden kann. Die Kühlflüssigkeit 6, die allmählich
unter Ausbildung eines Penetrationsbereiches 26, In dem die Dicke der
Gießform-Wand 17 von Kühlflüssigkeit 6 penetriert ist und der in Fig. 2 von
dem übrigen Bereich der Gießform-Wand 17 durch eine gestrichelte Linie
abgegrenzt ist, durch die Gießform-Wand 17 hindurchdringt, erreicht bei den
angegebenen Parametern die Gießform-Innenwand 20 erst, nachdem in diesem
Bereich der Innenwand die Schmelze 2 bereits erstarrt ist. Dadurch wird
vermieden, daß die Kühlflüssigkeit 6, insbesondere das leicht verdampfende
Wasser mit der Schmelze 2 reagiert, da andernfalls aufgrund der dann
einsetzenden raschen Verdampfung, die Oberfläche des Gußteils 24 durch
Blasenbildung zerstört würde. Aufgrund der stetigen Wärmeabfuhr über die
Verdampfungswärme des Wasser, wirkt diese bei relativ niedriger Temperatur
siedende Flüssigkeit hier quasi als Kühlmittel für die Kühlflüssigkeit 6 und
insbesondere für das Wachs, dessen Zersetzung dadurch verhindert wird.
Andererseits vermag das Wachs aufgrund seiner hohen Wärmekapazität einen
großen Teil der durch die Schmelze 2 In die Kühlflüssigkeit 6 eingebrachten
Wärme aufzunehmen und es verhindert gleichzeitig dadurch ein zu rasches Ver
dampfen des Wassers und ein zu rasches Penetrieren des niedrigviskosen Wassers
durch die poröse Gießform-Wand 17. Durch die allmähliche Durchdringung der
Gießform-Wand 17 mit Kühlflüssigkeit 6 nimmt die Wärmeableitung durch die
Gießform-Wand 17 stetig zu, so daß wiederum sowohl die Erstarrung beschleunigt
wird und als auch die gerichtete Form der Erstarrung unterstützt wird.
In einem weiteren bevorzugten Ausführungsbeispiel des erfindungsgemäßen Ver
fahrens wurde in dem geschlossenene Behälter 7 eine Kühlflüssigkeit 6 aus 5 kg
Abschrecköl (Isorapid 455E) gemischt mit 5 Gew.-% Wasser und 10 kg Abschrecköl
(Isorapid 221E), gemischt mit 10 Gew.-% Wasser, eingefüllt und verrührt. Bei
einer Temperatur von 20,5°C, die in diesem Fall auch der Arbeitstemperatur der
Kühlflüssigkeit 6 beim Eintauchen der Gießform 1 entspricht, hat dieses
Öl-Wasser-Gemisch eine Viskosität von ca. 7×10-3 Pas. Die Dichte beträgt bei
dieser Temperatur ca. 0,89 g/cm3.
In die Kühlflüssigkeit 6 wird mit einer Geschwindigkeit von 50 mm/min eine
Gießform 1 eingetaucht, die eine Schmelze 2 einer flüssigen, untereutektischen
Aluminium-Silizium-Magnesium-Legierung mit einem Gewicht von 2,6 kg enthält.
Das Gewicht der Gießform 1 beträgt 2,8kg, ihre Porosität etwa 40 Vol.-% und
Ihre Dicke 15mm. Beim Eintauchen der Gießform 1 in die Kühlflüssigkeit 6 er
starrt die Schmelze 2 beschleunigt und zwar in einer gerichteten Art und Weise.
Mittels des erfindungsgemäßen Verfahrens sind blasenfreie und lunkerfreie Guß
körper mit einer sehr guten Oberflächenqualität und sehr hohen mechanischen
Festigkeiten erreichbar. In den beiden genannten Fällen wurden Zugfestigkeiten
um 360 N/mm2 mit einer Streckgrenze um 300 N/mm2 und einer Dehnung von 11%
für die ausgewählte untereutektische Aluminium-Silizium-Magnesium-Legierung
ermittelt.
Claims (9)
1. Verfahren zur Herstellung eines metallischen Gußkörpers nach dem Fein
gußverfahren, insbesondere eines Gußkörpers aus Aluminium oder aus einer
Aluminium-haltigen Legierung, durch Gießen einer Schmelze des Metalls in
eine Gießform aus Keramik mit porösen Wänden und Abkühlen und Erstarren
der Schmelze unter Verwendung eines Kühlmittels, dadurch gekennzeichnet,
daß als Kühlmittel (6) eine die Gießform-Wand (17) allmählich penetrie
rende Kühlflüssigkelt (6) eingesetzt wird, deren Siedetemperatur niedri
ger als die Eingießtemperatur der Schmelze ist und in die die Gießform
von einem Ende aus beginnend stetig eingetaucht wird, derart, daß die als
Grenzfläche zwischen Schmelze und bereits erstarrtem Metall sich bildende
Erstarrungsfront und der Penetrationsbereich, in dem die Gieß
form-Wand (17) von der Kühlflüssigkeit (6) über ihre Dicke durchdrungen
ist, sich im wesentlichen in Richtung der freien Schmelzoberfläche bewe
gen, und daß die Eintauchgeschwindigkeit der Gießform in die Kühlflüssig
keit, die Dicke und die Porosität der Gießform-Wand (17) sowie die Visko
sität und die Dichte der Kühlflüssigkeit (6) so aufeinander abgestimmt
sind, daß in Bewegungsrichtung der Erstarrungsfront gesehen, der Penetra
tionsbereich der Erstarrungsfront nacheilt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als Kühlflüssigkeit
(6) ein Gemisch aus mehreren Flüssigkeiten eingesetzt wird, deren
Siedetemperaturen sich voneinander unterscheiden, mit der Maßgabe, daß
die Siedetemperatur der bei niedrigerer Temperatur siedenden Flüssigkeit
unterhalb der Temperatur liegt, bei der eine Zersetzung der bei höherer
Temperatur siedenden Flüssigkeit bzw. Flüssigkeiten stattfindet.
3. Verfahren Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die bei höherer Tempe
ratur siedende Flüssigkeit eine organische Substanz enthält, deren
Schmelztemperatur unterhalb von 100°C liegt.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Kühlflüssig
keit (6) Wachs, Glykol, Ester und/oder Öl enthält.
5. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Kühlflüssigkeit (6) eine bei relativ niedriger Tempera
tur, vorzugsweise bei nicht mehr als 100°C, siedende Flüssigkeit mit
einem Anteil zwischen 1 Gew.-% bis 50 Gew.-% enthält.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß als bei relativ
niedriger Temperatur siedende Flüssigkeit Wasser eingesetzt wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß
die Eintauchgeschwindigkeit der Gießform (1) In die Kühlflüssigkeit (6)
auf einen Wert zwischen 10 mm/min und 200 mm/min, die Dicke der Gieß
form-Wand (17) etwa gleichmäßig auf einen Wert zwischen 4 mm und 20 mm
und deren Porosität im Bereich zwischen 20 Vol-% und 65 Vol-% eingestellt
werden, die Viskosität der Kühlflüssigkeit (6) beim Eintauchen der Gieß
form (1) zwischen 1×10-3 Pas und 1×10-2 Pas beträgt und die Dichte
der Kühlflüssigkeit (6) auf einen Wert zwischen 0,7 g/cm3 und
1,5 g/cm3 eingestellt wird.
8. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Schmelze (2) oberhalb des Kühlflüssigkeits-Spiegels (5)
beheizt wird.
9. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Kühlflüssigkeit (6) kontinuierlich und gekühlt zuge
führt und kontinuierlich abgeführt wird.
Priority Applications (3)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE4216870A DE4216870C2 (de) | 1992-05-22 | 1992-05-22 | Verfahren zur Herstellung eines metallischen Gußkörpers nach dem Feingußverfahren |
EP93100390A EP0571703B1 (de) | 1992-05-22 | 1993-01-13 | Verfahren zur Herstellung eines metallischen Gusskörpers nach dem Feingussverfahren |
DE59304459T DE59304459D1 (de) | 1992-05-22 | 1993-01-13 | Verfahren zur Herstellung eines metallischen Gusskörpers nach dem Feingussverfahren |
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DE4216870A DE4216870C2 (de) | 1992-05-22 | 1992-05-22 | Verfahren zur Herstellung eines metallischen Gußkörpers nach dem Feingußverfahren |
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ID=6459449
Family Applications (2)
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