-
Objektiv aus einer dem Objekt zugekehrten konkav-konvexen Zerstreuungslinse
und einer im Abstand nachfolgenden Sammellinse. Den Mikroskopobjektiven liegt als
erste Forderung die vollkommenste sphärische Korrektion zugrunde. Bei ihnen soll
nicht nur der Achsenstrahl mit dem äußersten Randstrahl vereinigt sccin, sondern
jeder Strahl zwischen Mitte und Rand soll in demselben Punkt die Achse treffen,
d. h. die Zonen der sphärischen Korrekrion sollen gleich Null sein.
-
Diese Aufgabe ist in vollkommener Weise gelöst worden; dabei ist aber
die Forderung einer anastigmatischen Bildfeldebnung vernachlässigt worden.
-
Ein photographisches Objektiv muß im Gegensatz hierzu in erster Linie
ein über einen großen Winkel anastigmatisch geebnetes Bildfeld besitzen. Wie dabei
die sphärischen Zonen und die chromatische Differenz der sphärischen Abweichung
war, schien lange Zeit nebensächlich zu sein. Erst im Objektiv der Patentschrift
92313 vom 14. November 1896 war eine Verminderung dieser beiden Abweichungen, und
zwar mit Hilfe des Gaußschen Objektivtypus gelungen. Dabei "var aber der besondere
Vorteil einer vollkommenen Sphä.ro-Achromasie für die Praxis nicht erkannt worden.
Erst das Objektiv der Patentschrift 31o615 verwirklichte die Sphäro-Achromasie mit
dem Ziel, die Bildqualität in der Wiedergabe der Luftperspektive zu heben.
-
Ein Mittel zur gleichzeitigen Beseitigung der sphärischen Zonen war
in deln beiden Bauarten nicht gefunden worden, denn auch die Patentschrift 92313
besitzt noch merkliche sphärische Zonen, wie die Kurvendarstellung in Dr. von Rohrs
Theorie und Geschichte des photographischen Objektivs, Tafel I, Kurven 146a, veranschaulicht.
-
Die gegenwärtige Erfindung bringt zum ersten Male ein Mittel, bei
gleichzeitiger Sphäro-Achromasie die Zonen zu beseitigen. Das Mittel besteht darin,
daß in einer oder jeder der beiden getrennt stehenden Linsen des Gauß-Objektivs
nach der Patentschrift 92313 eine Kittfläche eingeführt wird, welche bei
relativ schwacher Krümmung eine erhebliche zerstreuende Wirkung hervorruft. D. h.
mit anderen Worten, der Brechungsexponentenunterschied der beiden miteinander verkitteten
Gläser muß genügend groß sein. Unter etwa 1l/2 Einheiten der zweiten Dezimale der
Brechungsexponenten für die D-Linie herabzugehen, hat keinen praktischen Erfolg
mehr.
-
Kittflächen sind bisher in großem Umfange als Korrektionsmittel benutzt
worden. Zerstreuende Kittflächen mit stärkerer Krümmung als die der Außenflächen
dienen zur Korrektion der sphärischen, Abweichung und sammelnde Kittflächen zur
Herbeiführung anastigmatischer Bildfeldebnung. Die Kittfläche ist dabei meist von
relativ schwacher Kzümmung. Neutrale Kittflächen, d. h. solche, welche zwei Gläser
mit gleichen Exponenten verbinden und daher weder zerstreuend noch sammelnd wirken,
sind, wie in der Patentschrift 92313, benutzt worden., um dem Mangel genügenden
Nü-Abstandes (v-Abstandes) der erhältlichen Kron- und Flintgläs;er zur Achromatisierung
eines Objektivs zu begegnen.
-
In der Erfindung wird bei einem Objektiv, das besteht aus einer dem
Objekt zugekehrten konkav-konvexen Zerstreuungslinse und einer im Abstand nachfolgenden
Sammellinse, von welchen die erstere aus einer bikonkaven Zerstreuungslinse und
einer niedriger brechenden, mit ihr verkitteten Sammellinse zum ersten Male seine
flachgekrümmte, zerstreuende Kittfläche ;als Korrektionsmittel mit einer spezifischen
Wirkung benutzt, welche sonst überhaupt noch nicht verwirklicht worden ist,
und
zwar soll der Kittradius das Dreifache bis Neunfache des Radius der zerstreuenden
Außenfläche sein.
-
Die Beseitigung der sphärischen Zonen und die vollkommene Sphäro-Achromasie
hat nicht nur Bedeutung für die Theorie der Korrektionen, sondern auch für die praktische
Anwendung des Objektivs. Für die Dreifarbenphotographie ist eine gute übereinstimmung
in Bildqualität und Bildgröße der Teilbilder verbürgt. Schwarzweißbilder geben erhöhte
Luftperspektive und Plastik. Ohne Unschärfe zu erhalten, können die Negative starkvergrößert
werden. Bei mikroskopischen Vergrößerungen von Übersichtstafeln wird beste Schärfe
erreicht, wie auch bei jeder anderen Art der Projektion. Als Reproduktionsobjektiv
gibt es Strichschärfe bei kürzesten Eipositionen. Die relative Öffnung des neuen
Objektivs kann daher sehr groß sein, und auf der anderen Seite sind auch lichtschwächere
Objektive mit Weitwinkeleigenschaft herstellbar.
-
In dem in Abb. i dargestellten Einzelobjektiv ist die Sinusbedingung
nicht streng erfüllbar. Das gelingt aber in einem Doppelobjektiv, "vie es in Abb.2
dargestellt ist, das aus zwei Einzelobjektiven nach Abb. i in zur Mittelblende symmetrischer
Gegenüberstellung gebildet wird.
-
Je nachdem das Doppelobjektiv bei Abbildung in natürlicher Größe oder
bei Verkleinerungen und Vergrößerungen die beste Leistung aufweisen soll, wird es
aus zwei gleich- oder ungleichbrennweitigen Bestandteilen zusammengesetzt. Das in
Abb.2 dargestellte Objektiv ist für Verkleinerungen und Vergrößerungen bestimmt.
-
In den folgenden Beispielen entsprechen die Buchstaben denen der Abbildungen.
Die Zahlen sind im Maßstab der Zeichnung angegeben. In den Abbildungen ist B der
Blendenort des Objektivs.
-
B e i s p i e 1 1 (dargestellt in Abb. i). Einzelobjektiv mit Vorderblende,
relative Üffnung 1:6, Brennweite i oo. Das Objektiv ist achromatisch in bezug auf
die Linien D und G', und die sphärischen Zonen sind für diese Linien beseitigt.
-
Der Brechungsexponentenunterschied an der Kittfläche r. ist rtD,
- nD = 0,05470 und der Kittradius r2 ist größer als die Außenradien der Linse
-- r1 und r3.
Dicken und |
Radien Entfernungen |
r1 = - 15,31 mm b = 3,35 mm |
r= _ -i- 6380 - d1 = o,64 - |
rs = - 2552 - d2 .= 3,35 - |
ri = -193,0o - bo = 1,6o - |
r5 = - 2456 - d3 = 4,95 - |
Glasarten |
L1 : nD = 1,57100 na, = 1,58563 |
L, : raD = 1,51630 na, = 1,52644 |
La : nD = 1,6119O na, = 1,62370 |
B e i s p i e 1 2 (dargestellt in Abb. 2). Symmetrisches Doppelobjektiv mit ungleich
großen Brennweiten der Hälften. Relative Öffnung i : 3, Brennweite ioo. Das Objektiv
ist für ein Objekt in unendlicher Entfernung korrigiert, ist achromatisch, und die
sphärischen Zonen sind für die Linien D und G' beseitigt.
Dicken und |
Radien Entfernungen |
r1 -- + 2o,87 mm b1 = 457 mm |
86,96 - dl = 0,87 - |
r3 = -I- 3-1,78 - d- = 4,57 - |
r. _ +263,00 - bo = 2,17 - |
33,47 - d3 = 6,74 - |
Dicken und |
Radien Entfernungen |
r1' = - 26,o9 mm b1' _ c,72 mm |
r.' = i 1o8,70 - d1' = 2,72 - |
rs' = - 4348 - dJ = 4,08 - |
Y4 _ - 328,8o - bö = 2,72 - |
r" _ - 41,84 - d3 - 8,-13 - |
Glasarten |
L1 - L1 : zaD- 1,5710o zzG, - 1,58563 |
L2 - L2 : szD -1,51630 scG. -z--:: 1,52644 |
L3 - L3 : saD - i.6iigo nG, - 1,62370 |