DE4131096C2 - Verfahren und Vorrichtung zum Schutz eines Schiffes vor Flugkörpern mit Zweifarben-IR-Zielsuchköpfen - Google Patents
Verfahren und Vorrichtung zum Schutz eines Schiffes vor Flugkörpern mit Zweifarben-IR-ZielsuchköpfenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zum
Schutz eines Schiffes vor Flugkörpern mit spektral filternden
IR-Zielsuchköpfen.
In der Gefechtssituation müssen Schiffe vor einem Angriff
durch Raketen, die mit IR-Suchköpfen ausgestattet sind, ge
schützt werden. Suchköpfe identifizieren ihr Ziel aufgrund
einer Strahlung, die das Schiff von der Umgebung unterschei
det. In neuerer Zeit wurden hierzu Suchköpfe verwendet, die
auf zwei Frequenzen arbeiten, sogenannte Zweifarbensuchköpfe.
Diese Suchköpfe werten die IR-Strahlung sowohl im kurzwelli
gen Bereich, d. h. ca. 0,9 bis 3 µm, als auch im mittelwelli
gen Bereich, ca. 3 bis 5 µm, aus. Das Verhältnis von kurzwel
liger zu mittelwelliger IR-Strahlung ist ein charakteristi
scher Parameter, mit dem ein Schiff sehr gut von Scheinzielen
und der Strahlung von Sonnenreflexen auf der Wasseroberfläche
unterschieden werden kann. Die Sonnenreflexion auf dem Wasser
liefert im wesentlichen nur Strahlung im Bereich des kurz
welligen IR, so daß das Verhältnis von kurzwelliger IR-Strah
lung zu mittelwelliger IR-Strahlung stark in Richtung kurz
welliger IR-Strahlung verschoben ist. Zum Schutz von Schiffen
abgefeuerte IR-Scheinziele besitzen ebenfalls Strahlungsan
teile im kurzwelligen IR-Bereich. Ein Schiff weist dagegen in
der Regel praktisch keine Strahlung im kurzwelligen IR-Be
reich auf, sendet jedoch viel Strahlung im mittelwelligen
IR-Bereich aus, so daß es hier zu einer starken Verschiebung
in Richtung des Anteils an mittelwelligem IR kommt. Diese
Verschiebung können die "intelligenten" Suchköpfe auswerten.
Aus DE-OS 36 08 578 ist es bekannt, Schiffe vor einem Angriff
durch Infrarot gesteuerte Angriffswaffen zu schützen, indem in
einer Entfernung vom Schiff eines Wärmequelle angeordnet wird,
die die IR-Signatur des Schiffes übertreffen soll und den
Flugkörper ablenken soll. Diese IR-Strahlungsquelle wird so
angeordnet, daß sie einerseits vom Suchkopf als zum Schiff
gehörig erkannt wird und andererseits einen Strahlungsschwerpunkt
bietet, zu dem der Flugkörper fliegt, wobei bei einer
etwaigen Detonation am Schiff selbst kein Schaden angerichtet
werden soll.
Aus "Wehrtechnik", 2/89, Seiten 48 bis 54 ist bekannt, Schiffe
vor mit Suchköpfen versehenen Flugkörpern zu schützen, indem
Flächenflares ausgestoßen werden, die eine Wärmeabstrahlung
haben, die der IR-Signatur des Schiffes nachgebildet ist, um
auf diese Weise den Suchkopf auf diese Flares zu lenken.
DE-OS 32 17 336 beschreibt ein Verfahren und eine Vorrichtung
zum Tarnen von Wasserfahrzeugen, bei dem Seewasser hochgepumpt
und unter Bildung eines außerhalb des Schiffes niedergehenden,
die zu tarnenden Bereiche abschirmenden Wasservorhanges
ausgestoßen wird.
Aufgrund der physikalischen Gegebenheiten ist es nicht möglich,
pyrotechnische Scheinziele herzustellen, die eine ähnliche
Signatur bzw. spektrale Strahlstärke wie ein Schiff aufweisen.
Es war daher Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren zu schaffen,
mit dem Schiffe vor Flugkörpern mit Zweifarbensuchköpfen
geschützt werden können.
Diese Aufgabe wird gelöst durch ein Verfahren zum Schutz
eines Schiffes vor Flugkörpern mit Zweifarben-IR-Zielsuchköpfen,
das dadurch gekennzeichnet ist, daß ein auf dem
Schiff angeordneter Störsender zumindest zeitweise kurzwellige
IR-Strahlung emittiert, wobei die Strahlstärke des
Störsenders derart eingestellt wird, daß das Verhältnis von
kurzwelliger zu mittelwelliger IR-Strahlung so verschoben
wird, daß das Schiff für den Suchkopf nicht sicher als Ziel
erkennbar ist.
Es wurde gefunden, daß man Flugkörper mit Zweifarben-Ziel
suchköpfen durch herkömmliche IR-Scheinziele von einem An
griff auf ein Schiff ablenken kann, wenn man das Schiff mit
einer Strahlungsquelle versieht, die IR-Strahlung ausschließ
lich im kurzwelligen Bereich abgibt, da auf diese Weise das
Verhältnis von kurzwelliger zu mittelwelliger IR-Strahlung so
weit verschoben werden kann, daß ein mit zwei IR-Frequenzen
arbeitender Suchkopf das Schiff nicht sicher als Ziel er
kennt und stattdessen z. B. auf im selben Zeitraum abgesetzte
Scheinziele mit ähnlicher Signatur abgelenkt wird.
Das Schiff kann mit einer permanent kurzwellige IR-Strahlung
emittierenden Strahlungsquelle ausgestattet sein, so daß es
während seines gesamten Einsatzes IR-Strahlung emittiert.
Ebenso ist es möglich, eine Strahlungsquelle einzusetzen, die
nur zeitweise IR-Strahlung abgibt.
Der erfindungsgemäß eingesetzte IR-Störsender gibt bevorzugt
IR-Strahlung im Bereich von 0,9 bis 3 µm, besonders bevorzugt
im Bereich von 2 bis 2,5 µm ab, emittiert jedoch nicht im
mittelwelligen oder langwelligen IR-Bereich. Der IR-Störsen
der besteht bevorzugt aus einer Strahlungsquelle, die im ge
wünschten Bereich emittiert und von einem oder mehreren Fil
tern, der (die) für mittel- und langwellige IR-Strahlung und/oder
sichtbares Licht undurchlässig ist (sind), umgeben ist.
In einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen
Verfahrens wird als kurzwellige IR-Strahlung emittierende
Quelle ein Schwarzkörperstrahler verwendet. Als Schwarzkör
perstrahler im Rahmen der vorliegenden Erfindung werden
solche Strahlungsquellen bezeichnet, die eine Strahlung abge
ben, die in etwa der Strahlung eines schwarzen Strahlers ent
spricht. Bevorzugt werden Schwarzkörperstrahler verwendet,
die eine Strahlstärke von mindestens 80 W/sr im kurzwelligen
IR-Bereich haben. Besonders bevorzugt sind Schwarzkörper
strahler, deren Abstrahlung in alle relevanten Raumrichtungen
gewährleistet ist. Bevorzugt wird hierzu eine Vorrichtung
eingesetzt, die aus einem Rohr besteht, dessen Oberfläche auf
eine Temperatur von ca. 900 bis 1100°C beheizbar ist. In
diesem Temperaturbereich liegt das Strahlungsmaximum des
Rohrs im kurzwelligen IR-Bereich. Das Rohr kann beispiels
weise aus Metall oder Keramik hergestellt sein. Ein auf diese
Temperatur aufgeheiztes Rohr gibt Strahlung im kurzwelligen
IR-Bereich (2 . . . 2,5 µm) mit einer Strahlstärke von 80 bis 120
W/sr ab. Um mittelwellige und langwellige IR-Strahlung
herauszufiltern, ist das beheizbare Rohr bevorzugt von einem
Mantel aus normalem optischen Glas umgeben. Der Glasmantel
ist in einer solchen Entfernung vom Rohr angeordnet, daß das
Glas nicht schmilzt. Weiterhin ist in einer bevorzugten Aus
führungsform um diesen Schwarzkörperstrahler ein Rotfilter
angeordnet, der die sichtbare Strahlung im Bereich von bis zu
ca. 900 nm herausfiltert, so daß die Vorrichtung keine
anderen Strahlen abgibt, die für den Zielsuchkopf ein Ziel
bieten könnten oder in anderer Weise auf das Schiff aufmerk
sam machen könnten. Die Erhitzung des Rohres kann elektrisch,
pyrotechnisch oder auch über einen Gasbrenner erfolgen. Um
den Emissionsgrad des Rohres zu verbessern, kann die Ober
fläche des Rohres eine V-förmige Struktur oder eine hexago
nale Trichterstruktur haben. Ebenso können als IR-Strahlungs
quellen statt eines Schwarzkörperstrahlers andere thermische
Strahler mit entsprechend hohen Strahlstärken im kurzwelligen
Infrarotbereich, wie z. B. Wolframbandlampen, Nernststifte
und Xenonbogenlampen, aber auch pyrotechnische Strahlungs
quellen, eingesetzt werden.
In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform des erfindungs
gemäßen Verfahrens wird als kurzwellige IR-Strahlung emittie
rende Strahlungsquelle ein pyrotechnischer Brandsatz einge
setzt, der eine sehr hohe Strahlstärke im kurzwelligen IR-Be
reich aufweist. Besonders bevorzugt werden gleichzeitig mit
der Zündung des pyrotechnischen Brandsatzes an sich bekannte
IR-Scheinziele ausgestoßen, deren Brenndauer der Brenndauer
des pyrotechnischen Brandsatzes entspricht und deren Strahl
stärke im mittel- und langwelligen Infrarot höher ist als die
des zu schützenden Schiffes. Die Brenndauer und Strahlstärke
sowohl des pyrotechnischen Brandsatzes als auch des
IR-Scheinzieles können anhand von Radiometermessungen
optimal eingestellt werden. Durch diese Maßnahme ist für den
Zweifarbensuchkopf das Verhältnis von kurzwelliger zu mittel
welliger IR-Strahlung von Schiff und Scheinziel praktisch
nicht mehr unterscheidbar. Wenn der Suchkopf keine Strahlung
vorfindet, die er einem Schiff eindeutig zuordnen kann, wird
er eher von dem Objekt mit der stärkeren Strahlstärke im
mittelwelligen Infrarot angezogen, in diesem Fall dem Schein
ziel. Pyrotechnische Brandsätze, die für diese bevorzugte
Ausführungsform geeignet sind, sind an sich bekannt. Geeignet
sind z. B. Zusammensetzungen, die ca. 50% Magnesium und 50%
Polytetrafluorethylen enthalten.
Zur Erhöhung des Wirkungsgrades in einer Bedrohungsrichtung
ist es ebenso möglich, die Strahlung durch die Verwendung von
Spiegeln zu bündeln und dadurch zu verstärken.
Der kurzwellige IR-Strahlung emittierende IR-Störsender (Fig. 1)
wird auf dem Schiff so angebracht, daß eine ungehinderte
Abstrahlung in alle Richtungen gewährleistet ist. Bevorzugt
wird die Strahlungsquelle in der Nähe von oder direkt am
Strahlungsschwerpunkt des Schiffes angebracht. Eine bevor
zugte Stelle, die beide Forderungen erfüllt, ist der Kamin
des Schiffes.
Um das Verhältnis von kurzwelliger zu mittelwelliger
IR-Strahlung, die von dem Schiff emittiert wird, weiter zu
verbessern, wird in einer bevorzugten Ausführungsform gleich
zeitig mit der Emission der kurzwelligen IR-Strahlung der
Schiffsrumpf gekühlt, was zu einer Herabsetzung der mittel-
und langwelligen IR-Strahlung führt. Hierzu wird der Schiffs
rumpf mit angesaugtem Meerwasser gespült. Hierfür eignet sich
die auf allen größeren Schiffen installierte ABC-Dekontamina
tionsanlage. Durch das Spülen mit Meerwasser wird die Tempe
ratur des Schiffsrumpfes der Temperatur des Meerwassers ange
glichen, wodurch sich für einen Zielsuchkopf die Konturen
zwischen Meer und Schiff verwischen.
Gegenstand der Erfindung ist weiterhin eine Vorrichtung zum
Schutz eines Schiffes vor Flugkörpern mit IR-Zielsuchköpfen,
die gekennzeichnet ist durch ein Rohr, das auf einen Tempe
raturbereich von 900 bis 1100°C beheizbar ist, einen Glas
mantel sowie einen das Rohr umgebenden Rotfilter. Diese Vor
richtung ist insbesondere geeignet, um das Verhältnis von
kurzwelliger zu mittelwelliger IR-Strahlung in den kurzwelli
gen Bereich zu verschieben und damit die Trefferwahrschein
lichkeit für Zweifarbensuchköpfe herabzusetzen.
Eine bevorzugte Ausführungsform der erfindungsgemäßen Vor
richtung ist in Fig. 1 gezeigt. Ein Keramikrohr 1, das auf
ca. 1000°C beheizbar ist und eine Oberfläche von ca. 470 cm2
aufweist, ist von einem Glaszylinder 2, der aus normalem
optischem Glas besteht und somit für mittel- und langwellige
IR-Strahlung undurchlässig ist, umgeben. Der Glaszylinder 2
befindet sich in einem solchen Abstand von dem Keramikrohr 1,
daß er bei der Aufheizung des Keramikrohrs 1 nicht schmelzen
kann. Der Glaszylinder 2 ist von einem Rotfilter 3 umgeben,
der für sichtbare Strahlung im Bereich von unter 900 nm
undurchlässig ist. Das Keramikrohr 1 ist über eine Stange 4
exponiert am Schiff befestigt. Die Beheizung des Keramikrohrs 1
erfolgt über einen Heizanschluß 5.
Mit dem erfindungsgemäß eingesetzten IR-Störsender gelingt
es, eine solche Strahlstärke im Bereich des kurzwelligen IR
bereitzustellen, daß das Verhältnis an kurzwelligen IR-Strah
len zu mittelwelligen IR-Strahlen, die vom Schiff abgegeben
werden, in einen solchen Bereich verschoben wird, daß für
einen Zweifarbensuchkopf eine Unterscheidung zwischen Schiff,
Sonnenreflexen und IR-Scheinzielen schwierig bis unmöglich
wird und dadurch die Trefferwahrscheinlichkeit entscheidend
gesenkt wird.
Erfindungsgemäß werden ein Verfahren und eine Vorrichtung zur
Verfügung gestellt, die es mit relativ einfachen Mitteln er
lauben, ein Schiff vor dem Angriff von Flugkörpern mit Zwei
farben-Zielsuchköpfen zu schützen.
Claims (11)
1. Verfahren zum Schutz eines Schiffes vor Flugkörpern
mit Zweifarben-IR-Zielsuchköpfen, dadurch gekennzeichnet,
daß ein auf dem Schiff angeordneter Störsender
zumindest zeitweise kurzwellige IR-Strahlung emittiert,
wobei die Strahlstärke des Störsenders derart
einstellt wird, daß das Verhältnis von kurzwelliger
zu mittelwelliger IR-Strahlung so verschoben wird, daß
das Schiff für den Suchkopf nicht sicher als Ziel
erkennbar ist.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
der IR-Störsender IR-Strahlung im Bereich von 0,9 bis 3 µm
emittiert.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet,
daß die Strahlungsquelle des IR-Störsenders eine Wolframband
lampe, ein Nernst-Stift, eine Xenon-Bogenlampe, ein pyrotech
nischer Brandsatz oder ein Schwarzkörperstrahler ist.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch ge
kennzeichnet, daß die Strahlungsquelle des IR-Störsenders zur
Abblockung mittel- und langwelliger IR-Strahlung von einem
Filter, bevorzugt aus optischem Glas, umgeben ist und zur
Eliminierung von sichtbarem Licht gegebenenfalls von einem
Rotfilter umhüllt ist.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch ge
kennzeichnet, daß gleichzeitig zur Emission des Störsenders
IR-Scheinziele abgeschossen werden.
6. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß
die Strahlungsquelle ein Schwarzkörperstrahler mit einer Ab
strahlung von mindestens 80 W/sr im kurzwelligen IR-Bereich
ist.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß
der Schwarzkörperstrahler ein Rohr ist, das auf eine Tempe
ratur von mehr als 900°C beheizbar ist.
8. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, da
durch gekennzeichnet, daß die Strahlungsquelle sich am oder
nahe dem Strahlungsschwerpunkt des Schiffes befindet.
9. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, da
durch gekennzeichnet, daß gleichzeitig mit der Emission der
kurzwelligen IR-Strahlung der Schiffsrumpf gekühlt wird,
indem er mit Meerwasser bespült wird.
10. Störsender zur Durchführung des Verfahrens nach
Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß ausschließlich
kurzwellige IR-Strahlung emittiert wird.
11. Vorrichtung nach Anspruch 10, gekennzeichnet
durch ein Rohr, das auf eine Temperatur im Bereich von
900 bis 1100°C beheizbar ist und von einem Mantel aus
normalem optischen Glas umgeben ist, und zusätzlich
einen Rotfilter, für Strahlung im Bereich von
<800 nm undurchlässig ist, aufweist.
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