DE19605337C2 - Verfahren zur Veränderung der Infrarot-Signatur eines Flugzeuges - Google Patents
Verfahren zur Veränderung der Infrarot-Signatur eines FlugzeugesInfo
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Description
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur
Veränderung der räumlichen und zeitlichen Infrarot-Signatur
eines Flugzeuges.
Im Verteidigungsfall sind Flugzeuge in wachsendem Mass
durch Lenkflugkörper mit Infrarot-Zielsuchköpfen bedroht.
Zur Verringerung dieser Bedrohung sind Schutzmassnahmen
erforderlich, die üblicherweise darin bestehen, dass vom
bedrohten Flugzeug aus Infrarot-Täuschkörper, sogenannte
Flares, ausgeworfen werden.
So beschreibt die DE-PS-43 27 976 eine Flaremasse zur
Scheinzielerzeugung mit einer spektralen
Scheinzielanpassung, die dem Umlenken eines
strahlungsempfindlichen Zielsuchflugkörpers von einem zu
schützenden Objekt auf ein mittels Flaremasse pyrotechnisch
bereitgestelltes Scheinziel dient. Die Abbrandtemperatur
und somit die Strahlstärke des Scheinziels wird mit Hilfe
eines inerten, einer pyrotechnischen Brandmasse zum Bilden
einer Flaremasse hinzugefügten, der Wärmeleitung dienenden
Zusatzes eingestellt. Das Maximum der sich aus allen
Bestandteilen der Flaremasse ergebenden spektralen
Strahldichte des Scheinziels ist bezüglich des Maximums der
spektralen Strahldichte der pyrotechnischen Brandmasse zu
längeren Wellenlängen im Infrarot-Bereich hin verschoben,
wobei gleichzeitig die Abbrandgeschwindigkeit verlangsamt
wird. Mit dieser Flaremasse soll erreicht werden, dass das
Erzeugen von Scheinzielen ermöglicht wird, welche
entsprechend der zu simulierenden Zielsignatur der zu
schützenden Objekte, z. B. Flugzeuge, im mittelwelligen
Infrarot-Bereich hohe und im kurzwelligen Infrarot-Bereich
geringe Strahlstärken aufweisen.
Nachteilig bei diesen bekannten Schutzmassnahmen ist jedoch
ganz generell, dass die neuen Generationen von Infrarot
geführten Lenkflugkörpern eingebaute Flare-
Schutzschaltungen aufweisen, die z. B. eine schnelle
Intensitätsänderung sowie vom Flugzeug abweichende
spektrale Verteilungen detektieren, wobei noch erschwerend
hinzukommt, dass in der Umgebung von zivil genutzten
Flughäfen keine Infrarot-Täuschkörper ausgeworfen werden
können.
Um diesen Nachteil zu beheben, wurde bereits vorgeschlagen,
gerichtete IR-Gegenmassnahmen anzuwenden, mit denen die
Zielsuchköpfe der bedrohenden Lenkflugkörper mit einer
amplitudenmodulierten Infrarot-Zusatzstrahlung derart
gestört werden, dass keine ausreichenden Regelsignale zur
Verfolgung des Flugzeugs mehr ableitbar sind. Diese
gerichteten Gegenmassnahmen basieren im wesentlichen auf
den Einsatz von Lampen, wie es in dem Diskussionsbeitrag
von W. J. Baukus et al. mit dem Titel "The Application of
Directable Infrared Countermeasures to Transport Aircraft -
Requirements and Implementation", erschienen in Proceedings
of Meeting on "Transport Aircrafty Survivability",
18.10.1993, St. Louis, Missouri, USA, beschrieben ist. Die
darin erwähnten Lampen weisen jedoch noch den Nachteil auf,
dass sie im Spektralbereich des mittleren Infrarot von 3
bis 5 µm, in dem die modernen Zielsuchköpfe spektral
besonders empfindlich sind, eine im Vergleich zur Infrarot-
Signatur des Flugzeugs zu geringe Strahlungsdichte
aufweisen. Dieser Nachteil macht sich insbesondere dann
bemerkbar, wenn der Zielsuchkopf eines bedrohenden
Lenkflugkörpers bei bestimmten Anflugrichtungen die heissen
Triebwerksteile und/oder den heissen Abgasstrahl gut
erfassen kann.
Mit diesen bekannten Vorrichtungen ist es jedoch nicht
möglich, die neueste Generation von Lenkflugkörpern, die
über Zielsuchköpfe mit abbildenden Eigenschaften verfügen,
zu täuschen bzw. abzulenken, da diese Zielsuchköpfe die
räumliche Struktur der zu verfolgenden Ziele, d. h. der zu
bekämpfenden Flugzeuge, in den betreffenden
Spektralgebieten auflösen können. Hinzu kommt noch, dass
die Winkelauflösung der Zielsuchköpfe immer besser wird,
wobei heutige, allerdings erst im Labormassstab entwickelte
Zielsuchköpfe, eine Winkelauflösung bis zu etwa 0,5 mrad
erreichen, so dass diese Zielsuchköpfe in der Lage sind, im
Vergleich zu bisherigen Zielsuchköpfen Grossflugzeuge schon
in grösseren Entfernungen, beispielsweise 3 bis 4 km,
näherungsweise räumlich aufzulösen und durch einen
Vergleich mit vorab eingegebenen Mustern zu identifizieren.
Diese Fähigkeit erleichtert es dem Zielsuchkopf,
Abwehrmassnahmen des Flugzeugs zu erkennen, so dass zum
einen ausgestossene Schein- und Täuschkörper, auch wenn
diese spektral gut an die Flugzeug-Signatur angepasst sind,
vom eigentlichen Ziel unterschieden werden können; zum
anderen werden punktähnliche Störquellen, wie z. B. die
oben erwähnten gerichteten Infrarot-Gegenmassnahmen, bei
Näherkommen des Lenkflugkörpers an das Flugzeug
wirkungslos, da der Zielsuchkopf das Infrarot-Bild des
Flugzeugs räumlich zumindest grob auflösen kann.
In der DE 42 38 038 wird ein Verfahren vorgestellt, wie
durch räumlich versetztes Ausbringen von Wirkmassen, die
IR-Strahlung aussenden, ein dreidimensionaler Infrarot-
Scheinzielkörper erzeugt wird, der die räumliche und
spektrale Signatur des zu schützenden Objekts in der
Sichtlinie Lenkflugkörper-Objekt simuliert. Dieses
Verfahren wird beispielhaft zum Schutz von Schiffen gegen
Lenkflugkörper mit abbildenden IR-Zielsuchköpfen
beschrieben. Im Falle von sich wesentlich schneller
bewegenden Objekten, wie Flugzeugen, hat jedoch das
beschriebene Verfahren gravierende Nachteile, da das
Scheinziel nach zerlegen der Wirkmassen im wesentlichen in
der Umgebungsluft räumlich feststeht, während sich das
Flugzeug rasch fortbewegt. Nachdem neuere Lenkflugkörper
die kinematischen Kenngrössen des Ziels speichern und schon
nach Zeiten von nur etwa 0,05 bis 0,2 Sekunden - abhängig
von Flugzeuggrösse, -geschwindigkeit und
Lenkflugkörperdaten - das einmal ausgebrachte
(dreidimensionale) Scheinziel aus der Sichtlinie zwischen
Flugzeug und Lenkflugkörper herausgewandert ist, ergeben
sich bei der Anwendung des in DE 42 38 038 beschriebenen
Verfahrens auf Flugzeuge praktisch kaum überwindbare
Probleme.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, wirksame
Massnahmen zum Selbstschutz bei Bedrohung durch
Lenkflugkörper mit abbildendem Infrarot-Zielsuchkopf für
Flugzeuge und insbesondere Grossflugzeuge zu schaffen.
Die Lösung dieser Aufgabe erfolgt mit den im Anspruch 1
vorgeschlagenen Merkmalen; eine vorteilhafte Ausgestaltung
ist im Unteranspruch beschrieben.
Die Erfindung beruht auf der Erkenntnis, dass es besonders
wirksam und vorteilhaft ist, die räumliche Infrarot-
Signatur eines Flugzeugs nicht nur in einem engen
räumlichen Bereich am Rumpf, sondern über typische
Flugzeugdimensionen, d. h. unter Einschluss der Flügel,
durch eingebaute Infrarot-Strahlköpfe künstlich zu
verändern, insbesondere zu überhöhen und dadurch ein
räumlich verändertes Infrarot-Bild des Flugzeugs im
Zielsuchkopf vorzutäuschen. Mit einer Überhöhung der
Infrarot-Abstrahlung an ausgewählten Stellen des Flugzeugs
sowie mit einer zeitlichen als auch räumlichen Veränderung
dieser Überhöhung kann die Signalverarbeitungslogik des
Zielsuchkopfes irritiert werden, so dass die Logik nicht
mehr entscheiden kann, ob ein Scheinziel, d. h. ein
Täuschkörper oder ein Fluggerät, erfasst wird.
Dieser Irritationsvorgang kann durch einen mit der
räumlichen und zeitlichen Signaturänderung abgestimmten
Ausstoss von angetriebenen Infrarot-Täuschkörpern, die sich
in dieselbe Richtung wie das Flugzeug bewegen und deren
räumlicher Abstand auf typische Flugzeugdimensionen
abgestimmt ist, noch begünstigt werden. Dabei wird die
Infrarot-Signatur der Täuschkörper an die bewusst überhöhte
Signatur des Flugzeugs angepasst. Wird dann noch zusätzlich
kurz vor bzw. mit dem Flare-Ausstoss die Eigensignatur des
Flugzeugs verringert, z. B. durch Reduktion der
Triebwerksleistung oder durch eine sonstige Manipulation,
so wird im Zielsuchkopf der Eindruck erweckt, dass das
angepeilte Ziel sich in Richtung der angetriebenen
Infrarot-Täuschkörper fortbewegt. Dadurch wird es dem
Flugzeug, das zu diesem Zeitpunkt eine erheblich geringere
Infrarot-Signatur als die Täuschkörper aufweist,
erleichtert, vom Zielsuchkopf unbemerkt, aus der
ursprünglichen Flugrichtung abzudrehen.
Vorteilhafterweise ist jeder Flügel des Flugzeuges mit
mindestens einem Infrarot-Strahlkopf versehen, deren
mittlerer Abstand dem kleinsten Abstand zweier Triebwerke
entspricht. Die von den Infrarot-Strahlköpfen ausgesandten
Infrarot-Strahlen weisen vorteilhafterweise eine
Wellenlänge zwischen 3,5-4,7 µm und zwischen 1,9 und 2,6
µm auf; den einzelnen Infrarot-Strahlköpfen können entweder
jeweils ein diodengepumpter Festkörperlaser zugeordnet
sein, oder aber die Infrarot-Strahlköpfe sind über ein
Netzwerk von optischen Fasern mit einer gemeinsamen
Infrarot-Quelle verbunden.
Bei der Realisierung dieses Konzeptes ist die Anbringung
von mehreren Infrarot-Strahlköpfen, d. h. Abstrahlquellen
am Flugzeug erforderlich, die je nach Bedrohungsrichtung
relativ zur Flugrichtung aktiviert werden können, um ein
räumlich verändertes Infrarot-Bild des Flugzeugs zu
bewirken. Eine Möglichkeit besteht darin, jeden
Abstrahlpunkt mit einer eigenen schaltbaren Laserquelle,
insbesondere einem diodengepumpten Festkörperlaser in
Kombination mit einem optischen parametrischen Oszillator
zu versehen; da jedoch mindestens acht Abstrahlquellen am
Flugzeug installiert werden müssen, aber nur eine geringere
Zahl je nach Bedrohungsrichtung aktiviert werden muss, wäre
die Installation von mindestens acht Lasern kosten- und
volumenintensiv.
Eine kostengünstigere Lösung ist hingegen die Installation
von wenigen Laserquellen, etwa zwei bis vier Laserquellen
mit Verteilung der Infrarot-Laserstrahlung über ein
Lichtwellenleiternetz auf die unterschiedlichen
Abstrahlpunkte. Bei dieser Lösung besteht ein kleiner
Engpass darin, dass die heute schon in Flugzeugen benutzten
optischen Glasfaserkabeln im Wellenlängenbereich der
auszusendenden Infrarot-Strahlung, d. h. im Bereich
zwischen etwa 3,5 und 4,7 µm entsprechend den heute
bekannten abbildenden Infrarot-Suchköpfen, nicht
transparent und somit ungeeignet sind. Aus diesem Grund ist
ein eigenes für die verwendete Infrarot-Strahlung
transparentes Wellenleiternetz aus optischen Fasern
erforderlich, die breitbandig im Infraroten bei
Wellenlängen kürzer als 5 µm, mindestens jedoch im
Spektralbereich von 1,5 bis 4,5 µm, nutzbar sind. Hierfür
eignen sich insbesondere Fasern aus kristallinem Al2O3 oder
aber Fasern aus Fluoridglas, die im mittleren Infrarot-
Bereich ein akzeptables Transmissionsvermögen bis etwa 4,5
µm aufweisen.
Claims (2)
1. Verfahren zur Veränderung der Infrarot-Signatur eines
Flugzeuges unter Verwendung
- 1. einer Vielzahl von räumlich verteilten Infrarot- Strahlköpfen, deren Abstrahlrichtungen durch einen Flug körperwarner ausrichtbar sind und deren mittlerer Abstand dem kleinsten Abstand zweier Triebwerke entspricht und
- 2. ausstossbaren, angetriebenen Infrarot-Täuschkörpern, deren Infrarot-Abstrahlungsfähigkeit mindestens so gross ist wie die flugzeugeigene Infrarot-Abstrahlung,
- 1. in einem ersten Schritt die Infrarot-Signatur des Flug zeuges durch Aktivierung der Infrarot-Strahlungsköpfe er höht wird und
- 2. in einem zweiten Schritt diese Signaturerhöhung rück gängig gemacht wird und gleichzeitig die angetriebene In frarot-Täuschkörper in Flugrichtung ausgestossen werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass
eine zusätzliche Veränderung der Infrarot-Signatur des
Flugzeuges durch eine Modifikation der Triebwerksparame
ter erreicht wird.
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