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Verfahren zur Fermentation von Tabak. Für die Fermentierung von Tabak
ist ein Verfahren (S u c h s 1 a n d , i8go) vorgeschlagen worden, wobei der dachreife
Tabak zuerst reit gewissen Bakterienkulturen geimpft wird und danach einige Tage
feucht liegen bleibt, alsdann getrocknet und endlich in der gewöhnlichen Weise zur
Gärung gebracht wird (vgl. Patentschrift 5653g). Eine praktische Anwendung fand
dieses Verfahren nicht, da große Verluste durch Fäulnis entstanden. Dies ist vermutlich
auf Keime zurückzuführen, die in der Zeit, in der der geimpfte Tabak in feuchtem
Zustande liegen blieb, sich ansiedeln und vermehren konnten. Die Verwendung von
sterilisiertem Wasser zur Herstellung der Impfflüssigkeit kann hiergegen nicht schützen,
da die Tabaksäfte selbst einen Nährboden für Schimmel- und Fäulniserreger bilden.
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Die Erfindung betrifft ein Verfahren, um die bakterielle Gärung, die
wegen der Gleichmäßigkeit des erzielten Produktes Vorteile hat, praktisch brauchbar
zu machen.
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Zu diesem Zweck werden die im Handel bezogenen lufttrockenen (sogenannten
dachreifen) Tabakblätter zunächst mit Ammoniakwasser oder einer anderen, vorzugsweise
alkalischen Beizflüssigkeit, mäßig befeuchtet, was durch Besprengen oder kurzes
Eintauchen geschieht. Dieses Befeuchten darf nur in solchem Maße geschehen bzw.
das Eintauchen muß derart kurz sein, daß ein Auslaugen der Blätter nicht stattfindet.
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Das Ammoniakwasser kann ohne eine schädigende Wirkung auf den Fermentiervorgang
bis zu einer Konzentration von etwa 3 Prozent benutzt werden, die gut ausreicht,
um fäulnisfreie Fermentation zu erzielen. Es ist nicht ausgeschlossen, daß auch
etwas höhere Konzentrationen ebenfalls noch brauchbar sind. Außer Ammoniakwasser
kommen als Beizflüssigkeit z. B. noch in Betracht: kohlensaures Kalium, kohlensaures
Natrium, kohlensaures Arnmonium.
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Der Zweck dieses Beizens besteht darin, eine Zerstörung der inneren
Zellwände der Blätter unter Erhaltung der Epidermis herbeizuführen und dadurch die
Entwicklung der Impfbakterien zu begünstigen, die bei oder sofort nach der Anfeuchtung
zugesetzt werden.
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Das durch die Beize bewirkte Aufschließen des Tabaks hat die Bedeutung,
daß den Bakterien sofort eine breite Angriffsfläche dargeboten wird und somit eine
größere Anfeuchtung erspart wird, die sonst notwendig wäre, damit die Bakterien
allmählich sich den ganzen Nährboden, den sie zu verarbeiten haben, selbst erobern.
Der nach vorliegendem Verfahren aufgeschlossene Tabak braucht also nicht »einige
Tage feucht liegen zu bleiben« wie bei S u c h s 1 a n d, der offenbar viel Feuchtigkeit
anwendet, die er vor der Gärung erst wieder abtrocknet. Indem diese Zeit der nassen
Bakterienvermehrung fortfällt, wird die Gefahr vermieden, daß sich zu= gleich Fäulniskeime
ansiedeln. S u c h s 1 a n d, der diese Gefahr selbst erkannt hat, empfahl später
ein trockenes Impfverfahren, bei dem die Impfmasse im gepulverten Zustande auf
den
nur angefeuchteten Tabak aufgestreut werden sollte. Da aber wiederum keine vorherige
Aufschließung des Tabaks stattfand, war die zur Durchdringung der ganzen Tabakmasse
mit lebender Bakterienkultur erforderliche Zeit natürlich dabei nicht kürzer, sondern,
wie ohne weiteres klar sein dürfte, länger, und wenn auch diese Zeit in die nunmehr
unmittelbar an die Beimpfung anschließende Gärungszeit fällt, ist es ausgeschlossen,
daß die Gesamtdauer des Verfahrens kürzer wird als die sonst erforderliche Dauer.
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Durch die vorherige Beizung und Aufschließung des Tabaks ohne Feuchtigkeitsüberschuß
gemäß der Erfindung, die ebenfalls den unmittelbaren Anschluß der Gärung erlaubt,
wird nicht nur die Fäulnisgefahr vermieden, sondern auch die gesamte Fermentierdauer
abgekürzt.
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Der Gärungsprozeß kann in der gewöhnlichen Art, die auch S u c h s
1 a n d schon empfahl, durchgeführt werden, wobei der Tabak bei gewöhnlicher Temperatur
in festen Stapeln gepackt wird. Vorteilhaft ist es jedoch, den ganzen Gärraum auf
einer Temperatur von 4.o bis fio° C und die Luft in ihm dauernd feucht zu erhalten.
Diese feuchte Wärme ist für die Lebenstätigkeit der Bakterien günstig und diese
durchsetzen das durch die Beize tiefgehend aufgeschlossene Material in derart kurzer
Zeit, daß die Fermentation dann schon nach wenigen Tagen oder Stunden abgeschlossen
ist.
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Bei diesem Verfahren fällt also die Fertiggärung des Tabaks zusammen
mit der bakteriellen Entwicklung, und es entsteht keine Pause im Verfahren, in welcher
Schimmel-und Fäulniserreger Zeit zur Ansiedlung finden könnten. Das erhaltene Produkt
ist in der Regel rauchfertig, kann aber gegebenenfalls noch nach den bekannten Verfahren
mit Laugen oder Soßen behandelt «-erden.
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Das neue Verfahi en wird zweckmäßig in der Art angewendet, daß das
Beizmittel und ebenso die Bakterienlösung als Flüssigkeitsnebel auf die Blätterschichten
aufgespritzt wird, die dabei zu einem Ballen aufgebaut werden. Ist der Ballen auf
diese Art zunächst mit Beize behandelt, so wird er umgeschichtet und in gleicher
Art mit der Bakterienlösung behandelt. Dieses Verfahren wird erheblich abgekürzt,
wenn dem Beizmittel von vornherein die zur Impfung dienenden Bakterien, zweckmäßig
zusammen mit einer Nährflüssigkeit, zugesetzt werden. AIs Nährflüssigkeit dient
vorteilhaft eine Abkochung von Tabakblättern, der noch gewisse, für die Bakterien
geeignete Nährsalze zugefügt sein können. Als Nährsalze in diesem Sinne haben sich
u. a. Phosphate und Chlorverbindungen geeignet erwiesen, die schon an sich bei der
Aufschließung der Blattzellen mitwirken. Eine bessere Haltbarkeit des Fermentiermittels
wird erzielt, wenn dasselbe z. B. durch Verstäubungstrocknung in - die Form eines
trockenen Pulvers gebracht wird. Da durch die Beize der Tabak tief aufgeschlossen
ist, bedeutet der trockene Zustand des Impfstoffes keine sehr merkbare Verzögerung
der Gärung, die indessen, da hauptsächlich die Fäulnisverhinderung Zweck der Erfindung
ist, in Kauf genommen werden kann.
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Das Trockenpulver wird in der Weise gewonnen, daß man das pulverförmige,
kohlensaure Alkali in Lösung bringt, mit der Bakterienlösung mischt und beides zusammen
trocknet. Ist erstere Lösung 3prozentig, letztere beispielsweise 5prozentig, so
sind von der ersteren etwa 5 Prozent der letzteren zuzusetzen, um ein wirksames
Trockenpulver zu erhalten. Dasselbe enthält etwa 5 Prozent festes Alkalikarbonat.
Auch ein höherer Prozentsatz würde noch nicht schädlich sein, da bei Zerstörung
des Nährbodens die Bakterien in den sporenförmigen Zustand übergehen, aus dem bei
Hinzutritt von Feuchtigkeit sich wieder virulente Bakterien entwickeln.
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Man kann das Trockenpulver auch dadurch herstellen, daß man das pulverförmige,
kohlensaure Alkali mit der schon eingedampften Bakterienlösung mischt. Letzteres
Verfahren eignet sich für den Fall, daß man statt des kohlensauren Alkali kohlensaures
Ammonium benutzt.
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Zum Gebrauch wird das Pulver entweder unmittelbar mittels Zerstäuber
auf die angefeuchteten Tabakblätter aufgebracht oder in Wasser gelöst und als Nebel
aufgespritzt. Für das Trockenpräparat werden zweckmäßig solche Fermentierbakterien
verwendet, welche Sporen bilden.
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Das neue Verfahren nimmt höchstens etwa drei bis vier Wochen in Anspruch,
kann aber durch die erwähnte künstliche Erwärmung derart beeinflußt werden, daß
es schon innerhalb weniger Stunden beendet ist.