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Vorwelken von Futterpflanzen Die vorliegende Erfindung betrifft ein
Verfahren zum Vorwelken von Futter pflanzen mit Hilfe von niederen organischen Säuren
und Verfahren zur Konservierung der vorgeweikten Futterpflanzen.
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Bei der Erzeugung von wirtschaftseigenem Futter besteht das Problem,
die in der Vegetationsperiode anfallenden Futterpflanzen fur die Futterung im Winter
zu konservieren. Es ist bekannt, Gras beispielsweise durch Trocknung in Heu überzufuhren
und dieses Heu fur die Winterfütterung zu verwenden.
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Es ist ferner bekannt, Futterpflanzen (Gras, Grünmais oder ZuckerrUbenblätter)
unter Luftabschluss einer Milchsäuregärung zu unterwerfen (silieren) und das so
gewonnene milchsäurehaltige Vergärungsprodukt (Silage) als Saftfutter filr die Winterfütterung
zu verwenden. Es ist ferner bekannt, bei der Bereitung von Silage das Grünfutter
als solches wie es beim Schnitt oder bei der Ernte anfällt, zu verwenden oder ihm
durch Trocknen an der Luft einen Teil des Wassers zu entziehen (Vorwelken) und das
so gewonnene wasserarme Futter fur die Silierung zu verwenden.
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Wird das Ausgangsmaterial beispielsweise mit einem Gehalt an 20 %
(Gewichtsprozent) TM (Trockenmasse) auf 33,3 5 TM vorgetrocknet, so ist bereits
die Hälfte des in den Futterpflanzen enthaltenen Wassers entfernt und es sind nur
noch 60 % des ursprünglichen Gewichts zu transportieren. Weiterhin tritt bei der
Silage im Silobehälter bei diesem Trockenmassegehalt kein Sickersaft mehr auf und
die Haumausnutzung bezogen auf TM pro m3 wird höher. Durch den Wasserentzug werden
auch die Nährstoffe in den Futterpflanzen höher konzentriert, so dass günstigere
Lebensbedingungen fur die Milchsäurebakterien und damit besser Voraussetzungen fUr
den erwünachten Gärverlauf (Silierung) geschaffen werden. Ferner nehmen die Tiere
bei der Verfiltterung der Anwelksilage gegenilber Naßsilage grössere Mengen oder
bei gleicher Menge wegen der ph rein Konzentration an TM im Futter mehr NShrstoffe
auf.
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Diesen Vorteilen stehen aber bei den bekannten Anwelkverfahren durch
Trocknung all der Luft ein erhöhter Arbeitsbedarf und ein nicht kalkulierbares Wetterrisiko
gegenüber.
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Der Möglichkeit, das Vorwelken der Futterpflanzen vor dem Mähen durch
Einwirkung chemischer Mittel durchzufilhren (Desiccation), was ebenfalls schon vorgeschlagen
wurde, stehen in der Praxis andererseits erhebliche Einwände entgegen. Sollen derartige
Mittel in der Futtergewinnung eine Verbesserung bringen, so mUssen sie folgende
Bedingungen erfüllen: 1. Das Futter muss in relativ kurzer Zeit (1 bis 2 Tage) auf
einen TM-Gehalt von wenigstens 30 % vorgewelkt werden.
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2.. Die Mittel selbst sollten eine konservierende Wirkung besitzen
odervdUrfen die erwilnschte Milchsäuregärung beim Silieren nicht negativ beeinflussen.
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3. Der Wiederaufwuchs frischer Futterpflanzen auf den mit dem Mittel
behandelten Flächen nach dem Mähen der vorgewelkten Futterpflanzen darf nicht gestört
werden.
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4. Das vorgewelkte Futter muss eine gute Qualität und Schmackhaftigkeit
aufweisen, damit es die -Tiere in der erwilnschten Menge fressen. Weiterhin darf
es keine toxischen Nebenwirkungen haben, damit es keine physiologischen Schäden
bei den Tieren verursacht.
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Bisher ist es daher nicht gelungen, ein chemisches Mittel zu finden,
das den gewünschen Anwelkeffect bewirkt und dabei gleichzeitig keine schädlichen
Nebenwirkungen aufweist.
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Es wurde gefunden, dass niedere organische Säuren oder ihre Mischungen
vorteilhaft zum Vorwelken von Futterpflanzen verwendet werden können. Solche Säuren
sind beispielsweise die Ameisensäure, Essigsäure, Propionsäure oder ihre Mischungen,
beispielsweise im Gewichtsverhiltnis 1 s 10 bis 10 t 1, vorzugsweise 1 : 1. Als
Futterpflanzen werden alle grUnen Pflanzen oder Pflanzenteile bezeichnet, die zur
Tierernährung dienen. Solche Futterpflanzen sind beispielsweise Gräser und Kräuter
auf Wiesen und Weidens-luzetne, Klee, Erbsen, Wicken, deren Gemenge, Getreidepflanzen,
Maispflanzen, Markstammkohl, Raps, Zuckerrübenblätter.
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Unter Vorwelken ist die Erhöhung des Gehaltes der Futterpflanzen an
Trockenmasse durch verstärkte Wasserabgabe zu verstehen, wobei diese Erhröhung im
allgemeinen vor dem Schnitt bzw. der Ernte erfolgt. Der Behandlungszeitpunkt hängt
von der Pflanzenart und den Witterungsverhältnissen áS. Es kann aber auch bei bereits
geschnittenem, auf dem Boden liegenden Grünmaterial durch die Behandlung mit den
genannten Substanzen eine schnellere Wasiorabgabe erreicht werden (Plasmolyße-Effekt).
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Die niederen organischen Säuren werden als solche, d. h. wasserfrei
oder in Form einer konzentrierten oder verdilnnten wässrigen Lösung angewendet.
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Wässrige Lösungen mit mehr als 25 « (Gewichtsprozent) Säuregehalt
sind im allgemeinen brauchbar. Besonders vorteilhaft ist die Verwendung konzèntrierter
Säuren, d. h. Säuren mit mehr als 75 Gewichtsprozent Säuregehalt bis zur wasserfreien
Säure, weil in diesen Fällen das Vorwelken besonders schnell beginnt und weil die
Aufrandiengen pro ha niedriger als bei verdilnnten Säuren gehalten werden können.
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Zusammen mit den erwähnten Säuren können auoh Mischungen mit ihren
Salzen, z. B. Propionsäure and Propionate verwendet werden.
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Vorteilhaft können die niederen organischen Säuren ausser zum Vorwelken
der Futterpflanzen auch zum Konservieren der vorgewelkten Futterpflanzen verwendet
werden. Durch den Zusatz der niederen organischen Säuren zu den Futterpflanzen erübrigt
sich in diesem Fall der Zusatz besonderer Konservierungs- bzw. Silierhilfsmittel
zu den vorgewelkten Futterpflanzen. Auch die Trocknung der vorgewelkten Futterpflanzen
mit Hilfe von Luft mit niedriger relativer Luftfeuchtigkeit kann in einfacher Weise
erfolgen, da die Gefahr der Selbsterhitzung, SelbstentzUndung, Zersetzung oder des
Verderb des Futters vor oder während der Trocknung beseitigt oder vermindert wird.
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Im allgemeinen reicht eine Säuremenge (berechnet auf 1O(ige Säure
und frische Futterpflanzen) von 0,1 a Säure, d. h. 1 kg Säure auf 1.000 kg Futterpflanzen
bis etwa 1 ß Säure' aus, um das Vörwelken zu bewirken. Fur das Vorwelken und Konservieren
der Futterpflanzen werden die gleichen Säure mengen benötigt.
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Die folgenden Beispiele erläutern die Verwendung der niederen organischen
Säuren.
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Beispiel 1 Der Vorwelkeffekt von Propionsäure ist abhängig von der
Dosierung und von der Witterung. ii, einzelnen konnten 2 Tage nach der Anwendung
folgende TM-Gehalte erreicht werden. Die Propionsäure (technische Ware Gehalt 98
-100 % Säure) wurde mit Hilfe einer Pflanzenschutzspritze gleichmässig über Gras
(Wuchshöhe 5 - 10 cm) verteilt.
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Propionsäureauf- Mischungsverh. TM - Gehalt am wandmenge in % mit
N 0 in Ge- 1. Tag 2. Tag 3. Tag des kMtterge- wichtsteilen (Ausgangswichts Säure
: Wasser material) 0,25 1 s 5 19,3 20,2 26,0 0,50 1 s 5 19,3 50,0 31,2 0,75 1 s
5 19,3 30,2 31,0 1,oq 1 : 5 19,3 33,0 40,3 0,25 1 : 10 19,3 23,7 26,5 0,50 1 : 10
19,3 26>6 29,5 0,75 1 s 10 19,3 29,6 30,8 1,00 1 t 10 19,3 30,9 31,0 0,50 1 :
50 19,3 25,9 30>0 1,00 1 t 0 19,3 29,0 42,1 Das Ergebnis zeigt, dass auch bei
starker Verdünnung der Säure mit Wasser in diesem Fall bei einer Aufwandmenge von
0,5 %> bezogen auf die GrUnmasse,der erwünschte Anwelkgrad erreicht wurde. Der
Welkvorgang wurde auch durch schlechtes Wetter mit leichtem Regen am 2. Tag nicht
unterbrochen.
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Beispiel 2 Die konservierende Wirkung der Propionsäure ist gut. So
konnte bei offen gelagerter Maissilage ein Temperaturanstieg, der gleichbedeutend
ist mit dem Verderb des Futters, bei einer Aufwandmenge von 0,25 % während 34 Tagen
verhindert werden. Bei Grassilage wurde eine entsprechende Wirkung festgestellt.
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Bei Zusatz der Propionsäure vor dem Silieren scheint eine Konservierung
durch die Säure bei gleichzeitiger Milchsäurevergärung einzutreten. Die Bewertung
der Silageproben nach der Methode von Flieg ergibt einen relativ geringen Gehalt
an Milchsäure und einen hohen pH-Wert. Insgesamt zeigen die Silagen eine gute Qualität,
wie aus der nachfolgenden Analyse von zwei mit Propionsäure vorgewelkten Silagen
zu ersehen ist.
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Aufwandmenge im 0,5 ß Propionsäure 1,0 % Propionsäure Grünfutter
Gehalt im Endpro- Gehalt% relativ Punkte Gehalt% relativ Punkte -dukt n.d. Silage
n.Flieg n.Flieg Milchsäure 0,90 65,69 20 0,46 48,94 12 Essigsäure 0,47 34,je 7 0,48
51,06 0 Buttersäure 0,0 - 0,0 50 0,0 0,0 50 Summe 1,37 100,0 77 0,94 100,0 62 Auswertung
gut gut pH-Wert 5,60 6,2 Beim Wiederaufwuchs von frischen Futterpflanzen konnten
auf allen mit Propionsäure behandelten Futterflächen keine negativen Auswirkungen
festgestellt werden. Die besprühen Flächen zeigten durchweg den gleich guten Auiwuchs
wie die unbehandelten Flächen.
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Die physiologische Unbedenklichkeit der Propionsäure ist ebenfalls
gegeben, da sie erstens bekanntlich im Tiermagen bei der Verdauung entsteht und
zweitens propionsäurehaltiges Getreide an Tiere ohne Schäden verabreicht wurde.
Auch werden Silagen aus propionsäurebehandelten Futterpflanzen ohne Schwierigkeiten
von den Tieren gefressen und vertragen.
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Diese Versuchsergebnisse zeigen, dass Propionsäure sowohl zum Vorwelken
als auch zum Vorwelken und Konservieren von Futterpflanzen gut geeignet ist.
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Speziell beim Vorwelken von Futterpflanzen ergeben sich folgende
Vorteile: 1. Bei der Silofutterernte zeigt sich eine Arbeitseinsparung, da das Futter
nach dem Zähen sofort aufgeladen werden kann. Daher ist Zähen und Laden in einem
Arbeitsgang möglich. Dadurch lässt sich die Leistung Je Arbeitskraft bei der Futterernte
erhöhen.
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2. Das Futter erreicht den gewilnschten Anwelkgrad vor dem Mähen.
Dadurch wird das Wetterrisiko beachtlich eingeschränkt. Bei kurzen Schlechtwetterperioden
wird der Welkvorgang nicht unterbrochen und die stehenden Pflanzen trocknen schneller
als gemähte Pflanzen, weil stehende Pflanzen von allen Seiten gleichzeitig von der
Luft getrocknet werden, während gemähte Pflanzen immer nur an einer Seite der Luft
ausgesetzt sind.
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3. Der Aolkgrad kann auch bei grossen Futtermengen gleichmässig eingehalten
werden. Bei bekannten Verfahren beßteht auch bei schönem Wetter die Gefahr,
dass
bei grossen gemähten Wiesenflächen das nach dem Trocknen zuerst abtransportierte
Futter noch zu grün, das letzte bereits zu trocken war.
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4. Das EinfUllen des vorgewelkten Futters in den Silierbehälter kann
Jederzeit unterbrochen werden. Das bereits vorgewelkte Gras kann ohne zu verderben
ungemäht auf der Wiese stehen bleiben.
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5. Die Verwendung der Propionsäure setzt keine Anderung der bisherigen
Mechanisierung der Futtergewinnung und Konservierung voraus. Alle bekannten Arbeitsgeräte
und Silobehälter können weiterhin verwendet werden.
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Beispiel 3 Die folgenden Versuche erläutern die Wirkung der verschiedenen
organischen Säuren: A. In Neubauerschalen wurden Roggenpflanzen bei einer Wuchshöhe
von ca.
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20 cm mit unterschiedlichen Mengen Ameisen-, Essig- und Propionsäure
in konzentrierter Form (Säuregehalt 95 - 100 %) behandelt. Nach der Behandlung wurde
die Wirkung durch Bonitieren ermittelt, wobei 0 die niedrigste und 10 die intensivste
Wirkung bedeutet.
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Folgende Ergebnisse wurden ermittelt: (Aufwandmenge in Gewichtsprozent
berechnet auf 100%ige Säure und Gewicht des frischen Futters).
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Ergebnis Aufwand- ... Minuten bzw. Stunden nach Behandlung menge
15 Min 60 Min 90 Min 2 Std. 6 Std. 24 Std.
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0,25 % 1 2 2 4 6 6 Ameisensäure 0,50 % 2 3 4 6 7 7 1,00% 4 6 7 8
8 8 0,25 % 0 0 1 2 3 3 Essigsäure 0, 50 0 0 l 1 2 3 3 I,oo o 2 3 4 5 5 0,25 % 0
0 1 2 3 3 Propionsäure 0,50 % O 1 2 4 5 5 als ffi 0 2 4 5 6 6 Die Ergebnisse zeigen,
dass alle drei Säuren eine starke Wirkung haben.
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Dabei trat die Wirkung bei bei Ameisenskure besonders schnell ein.
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B. Bei gleicher Versuchsdurchtkihrung wie unter A beschrieben, wurde
die Wirkung bei Hafer-jungpflanzen geprüft:
Ergebnis Aufwand- ...
Minuten bzw. Stunden nach Behandlung menge 15 Min 60 Min 90 Min 2 Std. 6 Std. 24
Std.
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0,25 % 1 2 4 4 5 5 Ameisensäure 0,50% 2 3 5 5 6 7 1,00 % 4 6 8 8
8 8 0,25 % 0 0 1 2 3 3 Essigsäure 0,50 % 0 0 1 2 3 3 1,00% 0 1 5 5 5 5 0,25 % 0
0 1 2 2 2 Propionsäure 0,50 % 0 0 3 3 4 4 1,00% 0 2 6 6 6 6 Auch bei dieser Pflanzenart
zeigten alle drei Säuren eine starke Wirkung.
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C. Ein weiterer Versuch wurde wie unter A beschrieben mit Gerste durchgefuhrt.
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Wie die nachfolgenden Bonitierungszahlen zeigen, ist auch hier die
Wirkung sehr gut. Hervorzuheben ist ferner die gute Wirkung einer Mischung aus Ameisensäure
und Propionsäure.
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Ergebnis 8 Autwand- ... Minuten bzw. Stunden nach Behandlung menge
15 Min 60 Min 90 Min 2 Std. 6 Std. 24 Std.
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0,25 % 1 2 2 2 3 4 Ameisensäure 0,50 % 2 3 3 3 4 5 1,00 % 3 5 5 5
6 7 0,25 % 0 0 1 - 1 2 2 Essigsäure 0,50 % 0 0 2 2 2 3 1,00 % 0 1 2 2 3 4 0,25 %
0 1 2 2 2 2 Propionsäure 0,50 % 0 1 2 2 3 3 1,00 % 0 2 3 4 5 6 Ameisensäure 0,25
% 0 1 1 2 2 4 Propionsäure 0,50 % 0 2 2 3 4 5 1:1 (Gew.Tla) 1,00% 0 3 4 5 6 7