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Verfahren zum Färben von Wolle mit Küpenfarbstoffen. Die für das Färben
von Wolle geeigneten Küpenfarbstoffe, d. h. die Farbstoff;., welche Affinität zur
tierischen Faser besitzen und in der schwachalkalischen Küpie gefärbt werden können,
haben neuerdings mehr und mehr an Bedeutung gewonnen. Für ihre Bevorzugung ist der
Umstand maßgebend, daß diese Farbstoffe einen geringen Kohlenverbrauch wegen der
bei niederer Temperatur und in kürzester Zeit durchzuführenden Färbeweise benötigen,
anderseits aber vor allem, auch die anerkannte Tatsache. <laß die Wollküpenfärbeweis:e
die Wollfaser in viel stärkerem Maße schont und dadurch die physikalischen Eigenschaften
der Wollfaser in weit besserem Maße :erhalten bleiben als bei den anderen Methoden
der Wollechtfärberei.
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Für das Färben von Indigo und sinnentsprechend den neueren Wollküpenfarbstoffen
sind heute noch die Arbeitsweisen in Benutzung, die durch das Verfahren der Patente
m.¢788 und 152907 bekannt geworden sind. Das Wesen der in diesen beiden Patenten
niedergelegten Verfahren beruht darin, daß, um. das Ausfallen der Leukofarbstoffsäuren
zu verhindern, Schutzkolloidie zur Küpe zugegeben werden und dann unmittelbar vor
dem Färben oder während des Färbprozesses durch Zusatz von Säuren oder sauren Salzen
bis zur neutralen Reaktion (Patent 144788) oder durch Zusatz von Ammoniaksalzen
(Patent 152907) die Alkalität der Küpe abgestumpft wird. Durch dieses Abstumpfen
wird ein stärkeres Aufziehen der Leukoverbindungen herbeigeführt und eine bessere
Ausnutzung der im Färbebad erhaltenen Farbstoffe hervorgerufen. Während nach dem
ersteren Verfahren, wo eine Abstumpfung der alkalischen Färbeküpe bis zur mehr oder
weniger sauren Reaktion eintritt, wohl die Ausnutzung des Farbstoffs in der Färbeküpeeine
verhältnismäßig gute ist, wird nach dem letzteren Verfahren doch noch ,ein verhältnismäßig
größerer Teil des Farbstoffes in der Küpe unbenutzt zurückgehalten. Infolgedessen
hat sich dieses Verfahren zumeist nur bisher für das Färben von Stapelnuancen eingebürgert,
wo ,ein Weiterarbeiten auf der Küpe zwecks Erzielung der gleichen oder ähnlichen
Farbe das übliche ist. Für die Couleurfärberei hat sich das Färben mit Küp:enfarbstoffen
bisher noch wenig eingebürgert.
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Dazu kommt, daß in allen Fällen für das Färben von loser Wolle es
als notwendig :erachtet wurde, daß die Färbung am Schlusse der Operation von dem
überschuß der Flotte durch Abquetschen unter möglichst hohem, Druck unmittelbar
nach dem Verlassen des Färbebades befreit werden mußte, daß also besondere Einrichtungen
notwendig waren, um das Färben von loser Wolle mit Küpenfarbstoffen durchzuführen.
Dasselbe gilt auch
für das Färben von Wollgarn und Kammzug. Für
das Färben von Kammzug hat die Küpenfärberei außerdem auch deshalb nur wenig Eingang
gefunden, weil die Entfernung der Küpenflotte und die Oxydation der Kammzuf;-bobine
auf Schwierigkeiten stieß und man vielfach mit dem so__genannten Ersticken der Färbungen
rechnen mußte. Man hat zwar' durch besondere Arbeitsbedingungen (Patent 2987q.9)
diesen Übelstand zu beseitigen versucht, ohne jedoch eine genügende Sicherheit und
einfaches Arbeiten zu ermöglichen. Bei dem letztgenannten Verfahren arbeitet man
außerdem mit einem ziemlichen Verlust an Farbstoff.
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Es wurde nun gefunden, daß man das Färben von Wollküpenfarbstoffen
in einfacher Weise und auf jedem beliebigen Gefäß und Färbeapparat durchführen kann,
wenn man in folgender Weise verfährt Die Küpe wird in der gleichen Weise wie bisher
üblich unter Zusatz von Leim, Ammoniak oder Soda, Hydrosnlfit und dem gelösten Küpenfarbstoff
angesetzt und mit dem Material beschickt. Man geht bei 5o° C ein, hantiert das Material
um oder läßt die Pumpe laufen. Nach etwa 2o Minuten setzt man der Küpe so viel Ammoniaksalz
zu, daß eine Umsetzung der in der Küpe enthaltenen freien Menge an fixem Alkali
mit den Ammonsalzen, erreicht wird, setzt nach weiteren zehn Minuten Säure oder
saure Salze hinzu, in der Menge, daß das freie Ammoniak gebunden wird und zum Schluß
die Küpeeine schwach saure Reaktion besitzt. Alsdann wird die Färbeflotte :abgepumpt
oder weggelassen, im gleichen Maße aber vorteilhaft die gesamte Flüssigkeitsmenge
durch Zulaufen von frischem, kaltem Wasser ,ergänzt, so daß die geküpte Wolle stets
von Flüssigkeit gedeckt ist. Die so gefärbte Wolle wird dann aus den Gefäßen oder
Apparaten herausgenommen, geschleudert oder in Körben zum Entwässern und Nachoxydieren
stehengelassen.
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Die Vorteile des Verfahrens bestehen in folgendem: Man kann nach dein
Verfahren, helle, mittlere und dunkle Färbungen, sogar Schwarz in einem Zuge in
walkechter Färbung unter weitestgehender Ausnutzung der angewandten Farbstoffmengen
erzielen. Die Ausnutzung der Farbstoffmenge ist derartig, daß man nach festen Rezepten
arbeiten kann, also Partien von ioo bis Zoo kg Wolle nach demselben Rezept färben
kann wie eine im Laboratorium vorher festgelegte Färbung von wenigen Gramm. Der
weitere Vorteil besteht darin, daß man auf jedem beliebigen Gefäß, also offenen
Kesseln, Barken und mechanischen Färbeappara:en, das Färben von Küpenfarbstoffen
auf Wolle durchführen kann, also nicht mehr nötig hat, besondere Quetschapparate
anzuschaffen, um lose Wolle oder Garne nach dem Färben portionsweise von der Küpenflotte
zu befreien.
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Beispiele. i. Grün auf loser Wolle auf dem offenen. Kessel gefärbt:
Man beschickt für ioo kg lose Wolleeinen offenen Kessel mit 3000 1 Wasser der Reihe
nach mit 1/2 Prozent Leim, 2 Prozent Ammoniak, 2 Prozent Hydrosulfit konz. Pulver
und 2 Prozent Küpe aus p-Dichlordiamilidoben7ochinon und 5,5 Prozent Indigo-Küpe,
geht mit dem Wollmaterial bei 5o° C ein und hantiert durch Hacken oder Rühren während
einer Zeitdauer von 2o Minuten. Hierauf setzt man 2 bis 3 Prozent Ammoniumsulfat
zu, läßt 2o Minuten nachziehen und erschöpft das Bad durch einen weiteren Nachsatz
von 3 bis q. Prozent Essigsäure: während 1/4 Stunde. Die Zusätze von schwefelsaurem
Ammon und Essigsäure sind in verdünnter Form langsam zuzugeben, wobei man sich überzeugt,
daß nach dem Zusatz von schwefelsaurem Ammon das anfangs schwach alkalische Bad
fast neutral wird. Das Küpenbad ist am Schlusse der Färbeoperation fast vollständig
ausgezogen, so daß ohne weiteres die Flotte abgelassen werden kann. Im gleichen
Maße, wie diese abläuft, läßt man kaltes frisches Wasser nachlaufen, so daß die
Wolle im Wasser schwimmen bleibt. Nach vollem Erkalten unterbricht man den Wasserzufluß,
läßt das Spülwasser ablaufen und schleudert oder vergrünt in Körben.
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z. Blau für Schupo-Rocktuch auf dem Lindner-Apparat: Der ioo kg fassende
mechanische Färbeapparat wird der Reihe nach mit 1/2 Prozent Leim, 2 Prozent Ammoniak,
2 Prozent Hydrosulfit konz. Pulver, io Prozent Indigoküpe beschickt. Das Wollmaterial
wird bei 5o° C in dem mit Sauggang arbeitenden Ap- j parat eingetragen, hierauf
mit dem Verschlußdeckel abgedichtet und in üblicher Weise durch wechselseitige Flottenzirkulation
2o Minuten gefärbt. Hierauf läßt man mittels Tropfapparat 3 Prozent schwefelsaures
Ammon langsam zulaufen und gibt nach weiteren 20 Minuten q. bis 5 Prozent Essigsäure
ebenfalls durch ein Tropfgefäß zu. Nach 2o Minuten ist die Färbeoperation beendet
und kann, wie vorher beschrieben, die Wasseroxydation eingeleitet werden.
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3. Schwarz auf loser Wolle auf dem Obermaier-Apparat Man bestellt
das Färbebad für ioo kg Wolle der Reihe nach mit i Prozent schwefelsaurem Ammon,
1/2 Prozent Leim, 3 Prozent Hydrosulfit konz. Pulver und 8 bis io Prozent
einer
Mischung aus Indigo und dem nach dem Verfahren des Patents 265195 hergestellten
braunen Farbstoffs, trägt das Wollm.aterial bei 5o° C ein und läßt 1/2 Stunde wechselseitig
zirkulieren. Hierauf setzt man 3 Prozent schwefelsaures Ammon zu, läßt 20 Minuten
weiterlaufen und erschöpft das Bad durch einen Nachsatz von 6 Prozent, Essigsäure
während weiterer 2o Minuten Zugdauer. Hierauf wird ebenso, wie vorher beschrieben,
die Wasservergrünung eingeleitet und nach Abkühlung des Materials geschleudert.
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q.. Hellbraun auf Kammzug auf dem Obermaier-Apparat Der Obermaler-Apparat
wird mit 5o kg Material= Io Bobiren beschickt. Man läßt mit 2 Prozent Ammoniak und
1/2 Prozent Leim 1/,t Stunde zur Netzung des Materials vorlaufen, setzt bei Druckgang
der Reihe nach 2 Prozent Hydrosulfit konz. Pulver) ferner verdünnt 5 Prozent des
Farbstoffs nach dem Patent 265195 und o,8 Prozent Indigoküpe zu, läßt 1/2 Stunde
zirkulieren und setzt wie üblich durch Tropfapparat 2 Prozent essigsaures Ammon
langsam zu. Nach 20 Minuten Zugzeit wird das Bad durch 3 bis 4 Prozent Essigsäure
oder eine Lösung von ¢ bis 5 Prozent Bisulfiterschöpft. Auch hier ist die Wasservergrünung
nach weiteren 20 Minuten mit kaltem Wasser durchzuführen. 5. Hellblau auf 25 kg
Kammgarn, gefärbt auf dem Esser-Apparat (Hängesystem) : 25 kg Kammgarn werden in
bekannter Weise auf Stöcke gespannt, in den Esser-Apparat einge#7:etzt, hierauf
mit lauwarmem Wasser unter Zusatz von 2 Prozent Ammoniak bei 5o" (' vorgenetzt.
Der Ansatz der Küpe erfolgt wie bei der Kammzugfärbung. Man beschickt bei Druckgang
die Flotte des weiteren mit 1/2 Prozent Leim, 2 Prozent Hydrosulfit konz. Pulver,
ferner 0,75 Prozent Indigoküpe. Man läßt 1/2 Stunde wechselseitig zirkulieren
und setzt bei Druckgang 2 Prozent essigsaures Ammon zu. Hierauf erschöpft man das
Bad nach weiteren 2o Minuten Zugdauer durch Zusatz von 3 Prozent Essigsäure. Zur
Erzielung einer gleichmäßigen Färbung ist es notwendig, das Bad durch Zulaufen von
kaltem Wasser langsam abzukühlen.