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Herstellung von Stereotypiematrizen. Es ist ein Verfahren zur Herstellung
von Stereotypiematrizen bekannt, bei welchem die feuchte und dünne Oberschicht durch
Schlagen in die Form eingebracht wird. Ist das geschehen, dann wird eine Unterschicht
von der üblichen Stärke einer Matrizenpappe aufgelegt. Diese Unterschicht ist vollkommen
trocken und an der Seite, wo das Auflegen geschieht, mit einer Klebstoffscbicht
versehen. Die beiden Schichten werden durch Pressen miteinander verbunden, und zwar
unter Anwendung von Wärme. Die Feuchtigkeit der dünnen, in der Form liegenden Schicht
soll sich bei dem Erwärmen durch Verdampfung der dicken Schicht mitteilen, so daß
diese nachträglich die Erhöhungen und Vertiefungen der dünnen Schicht mit annimmt.
Die eingeschlagene dünne feuchte Schicht soll eine scharfe Ausprägung liefern, wobei
dann später die starke Unterschicht nur als eine Art Versteifung dient. Der Klebstoff
soll die innige Verbindung zwischen den beiden Schichten bewirken.
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Demgegenüber besteht das neue Verfahren darin, daß die übliche Matrizentafel,
so wie sie im Handel erhältlich ist, in trockenem Zustande auf der Rückseite mit
Kleister bestrichen und auf die Kleisterschicht ein Deckbogen von Papier oder ähnlichem
Stoff aufgelegt wird, welcher für den Kleister undurchlässig ist, wonach die so
behandelte Matrizentafel auf die Form gelegt und in der Presse unter Druck genommen
und weiter unter Aufrechterhaltung des Druckes unter Anwendung von Wärme einer kurzen
Trocknun- (von ein bis zwei Minuten Dauer) unterworfen wird.
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Bei dem älteren Verfahren entstehen durch das Ausschlagen der dünnen
feuchten Schicht, namentlich an den vorstehenden Ecken und Kanten der Form, in dem
eingeschlagenen Papierstoff feine Risse, in die beim Ausgießen der Mater das flüssige
Mittel eindringt. Dadurch wird die Matrize für nachfolgende Ausgüsse unbrauchbar,
und der Abguß selbst wird unscharf. Abgesehen davon, erfordert das Einschlagen viel
Zeit und kann nur von einem geschickten Arbeiter durchgeführt werden. Die nachträglich
aufgeklebte dicke Matrizenpappe ist selbst bei Anwendung von Wärme und starkem Druck
nicht imstande, die beim Einschlagen entstehenden sogenannten Leerräume auszufüllen;
infolgedessen weist die fertige Matrizenpappe an diesen Stellen Ungenauigkeiten
auf, da sie hier nicht einheitlich durchgebildet ist, sondern wellig und nach-!
giebig ausfällt, was zu Rückschlägen auf den Abguß führen muß.
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Demgegenüber kann mittels des neuen Verfahrens die Stereotypiematrize
binnen ein bis zwei Minutenvollkommen fertiggestellt werden. Der Kleister wird durch
die für ihn undurchlässige Papierdecke gezwungen, alle Poren der Matrizentafel während
des Prägens zu durchdringen. Dadurch entsteht eine überall gleichmäßige, aber auch
überall nachgiebige Mater, in welcher sich die einzelnen Teile beim Prägen verschieben
können, ohne daß ein Zerreißen der Prägeoberfläche zu i befürchten ist. Der Kleister
bildet sozusagen
ein Polster, welches elastisch und schmiegsarn
den Matrizenpappestoff beim Ausprägen unter scharfem Druck zwingt, äußerst scharf
den Umrissen, Erhöhungen und Vertiefungen der Form zu folgen. Der Kleister wird
also in die Pappe hineingedrückt. Das Aufstreichen der Kleisterschicht, das Auflegen
des Deckblattes, das Einlegen in die beheizte Presse und das Ausprägen ist eine
Sache von wenigen Handgriffen und von ein paar Minuten Zeitdauer.
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Es ist zweckmäßig, wenn die übliche Matri:zentafel vor Beginn des
Verfahrens auf ihrer Prägeseite in an sich bekannter Weise mit einer Flüssigkeit
behandelt wird, welche aus Mitteln gegen Wärmeangriffe und Mitteln gegen Fäulniserreger
besteht, wie Borax, Alaun und Karbolsäure. Diese Vorbehandlung kann zu einem beliebigen
Zeitpunkt geschehen, und die so präparierten Pappen können beliebige Zeit auf Lager
gelegt werden, ehe das eigentliche Verfahren beginnt.
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Zweckmäßig ist es auch, dem Kleister Mittel e gen Fäulniserreger zuzusetzen,
damit die ganze Mater insoweit immun wird.
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Es ist noch darauf hinzuweisen, daß der die Poren durchsetzende Kleister
in der Mater nach dem Trocknen versteifend wirkt und das Zusammenziehen der Mater
verhütet.
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Das Verfahren kann z. B, wie folgt durchgeführt werden. Auf der Prägeseite
einer in üblicher Weise vorbereiteten Matrizentafel aus Pappe wird mittels Zerstäuben
in feiner Verteilung eine Lösung aus i kg Wasser, 5o g Ammoniumsulfat, 15 g Borax,
2o g Borsäure und 3 g Karbolsäure aufgebracht. Danach wird diese Matrizentafel auf
der Rückseite mit Matrizenkleister, dem etwas Dextrin zugesetzt ist, kräftig bestrichen.
Auf den Aufstrich' wird. ein Blatt ungeleimtes Papier aufgelegt, welches ebenfalls
auf der Anlegeseite mit dem Kleister schwach bestrichen wird. Diese vorbereitete
Matrizentafel wird mit der Prägeseite auf die Schriftform gelegt und in eine Presse
gebracht. In dieser Presse wird die Prägung vorgenommen, wobei gleichzeitig Mittel
zum Erwärmen vorgesehen sind, so daß Prägung und Trocknung in einem Zug vorgenommen
werden; es genügt, wenn die Matrizentafel mit der Form ein bis zwei Minuten in der
Presse verbleibt. Nach dem Herausnehmen aus der Presse ist die von der Schriftform
abgenommene Mater vollkommen gebrauchsfertig.