DE4024885A1 - Verwendung von 2-phenyl-1,2-benzisoselenazol-3(2h)-on - Google Patents
Verwendung von 2-phenyl-1,2-benzisoselenazol-3(2h)-onInfo
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Description
Die Erfindung betrifft eine neue Verwendung von
2-Phenyl-1,2-benzisoselenazol-3(2H)-on (Ebselen) zur
Therapie und Prophylaxe der Nebenwirkungen, die bei der
medikamentösen Behandlung mit Cisplatin auftreten
können, und die diesen Wirkstoff enthaltenden
pharmazeutischen Zubereitungen bzw. die Verwendung von
Ebselen zur Herstellung von Arzneimitteln zur
Behandlung der Nebenwirkungen, die bei der
medikamentösen Behandlung mit Cisplatin auftreten
können, oder deren Vorbeugung.
2-Phenyl-1,2-benzisoselenazol-3(2H)-on ist eine
bekannte Verbindung, die zur Behandlung von
rheumatischen Erkrankungen (DE-OS 30 27 073) oder zur
Behandlung des oxidativen Streß (DE-OS 36 16 923)
eingesetzt werden kann. Die Verbindung kann z. B. nach
dem Verfahren von M. Renson und R. Weber (Bulletin de
la Soc. Chim. de France 1976 (7/8), S. 1124-1126) durch
Reaktion von 2-Methylseleno-N-phenylbenzamid mit
Phosphorpentachlorid und anschließender Hydrolyse
hergestellt werden.
Cisplatin ist ein in der Krebstherapie vielfach
benutztes Zytostatikum, das zur Behandlung von
verschiedensten Tumoren eingesetzt wird.
Das Medikament ist hochwirksam bei der Behandlung
verschiedener fester Tumoren, wie z. B. Testikulär-,
Ovarien-, Blasen-, Kopf- und Hals- und "non-small cell"
Lungenkrebs.
Seine klinische Verwendung ist in vielen Fällen jedoch
aüßerst schwierig, da es in seiner Wirkungsweise nicht
nur die kranken Zellen beeinflußt, sondern auch gesunde
Zellen angreift und somit Schädigungen am Organismus
bewirkt.
Diese Nebenwirkungen manifestieren sich am häufigsten
in einer (allmählichen) Nierenvergiftung, Vergiftungen
des gastrointestinalen Traktes, der peripheren Nerven
und des Knochenmarks (Ablagerung von Platin).
Am häufigsten treten hierbei Nephrotoxizität und/oder
Neurotoxizität auf.
Die Neurotoxizität ist eine weitere ernsthafte und
klinische relevante Nebenwirkung. Sie manifestiert sich
bei chronischer Anwendung in einer primären
sensorischen Neuropathie, retobulbären Neuritis und
neurosensorischen Gehörverlust.
Es hat nicht an Versuchen gefehlt, diese negativen
Nebenwirkungen, die bei der Gabe von Cisplatin
auftreten, zu kompensieren bzw. zu vermindern.
So zeigen verschiedene Derivate des Cisplatins zwar
teilweise gegenüber dem Cisplatin selbst verminderte
unerwünschte Nebenwirkungen, parallel dazu ist aber die
eigentliche zytostatische Wirkung der verabreichten
Substanz gegenüber den Tumorzellen erheblich
herabgesetzt.
Auch sind in der Vergangenheit verschiedene Substanzen,
wie etwa Natriumthiosulfat (L.E. Pfeifle et al., J.
Clin. Oncol. 3 (1987), S. 237-244) und
Diethyldithiocarbamat (D.L. Bodenner et al., Cancer
Res. 46 (1986), S. 2751-2755) auf ihre Möglichkeit zum
Schutz von gesunden Zellen vor der Wirkung von
Cisplatin untersucht worden. Zwar bewirken diese
Substanzen einen gewissen Schutz gegen die
nephrotoxische und/oder neurotoxische Wirkung des
Cisplatins, ist jedoch ihre klinische Anwendung
beschränkt da im Falle der Anwendung von Thiosulfat die
pharmakodynamische Wirksamkeit von Cisplatin vermindert
wird und bei Diethyldithiocarbonat dieses Phänomen zwar
nicht vorliegt, die Substanz jedoch extrem toxisch ist.
Auch ist bereits bekannt, daß Selen in der Form
einfacher Verbindungen - etwa als Natrium-diselenit -
in der Lage ist, die durch Cisplatin induzierte
Nephrotoxizität in Mäusen zu reduzieren, ohne daß die
tumorhemmende Aktivität des Cisplatins vermindert wird
(u. a. J.P. Benny et al., Cancer Res. 44 (1984)
2864-2868 und Baldew et al, Cancer Res. 49 (1989) 3020-3023).
Bedingt durch die hohe potentielle Toxizität von
Selen verbietet sich jedoch eine klinische Anwendung
beim Menschen von selbst.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, einen
Wirkstoff zu finden, der die Nebenwirkungen, die bei
der medikamentösen Behandlung mit Cisplatin auftreten
können, hemmt oder aufhebt, ohne jedoch die
zytostatische Wirkung des Cisplatins selbst zu
beeinträchtigen.
Es wurde nun überraschend gefunden, daß man diese
Aufgabe lösen kann, wenn man Cisplatin zusammen mit
2-Phenyl-1,2-benzisoselenazol-3(2H)-on (Ebselen)
verabreicht.
Durch die Verabreichung von Cisplatin und Ebselen wird
die deutliche Hemmung der Nebenwirkungen des Cisplatins
erreicht, insbesondere bei der durch Cisplatin
induzierten Nephrotoxizität und/oder Neurotoxizität
wird deren praktisch vollständige Hemmung beobachtet.
Die Verabreichung des Ebselens kann gleichzeitig mit
der Verabreichung des Cisplatins erfolgen, aber auch
bei Zeiträumen von 1 Stunde vor oder nach der
Verabreichung von Cisplatin zeigt sich keine
Verminderung der Wirkung von Ebselen.
Da Ebselen im Gegensatz zu den bisher bekannten bzw.
verwendeten Selenverbindungen als gering toxisch
einzustufen ist (LDo < 1000 mg/kg Körpergewicht in
akuten Versuchen) und die maximal zu verwendenen
Verabreichungsmengen weit unter diesem Wert liegen,
kann die Verabreichung an den Patienten als gefahrlos
betrachtet werden.
Bei tumorinfizierten Mäusen wurden Cisplatin und
Ebselen gleichzeitig oder mit einer Zeitdifferenz von
bis zu einer Stunde verabreicht.
Die ansonsten durch Cisplatin induzierte
Nephrotoxizität konnte dabei bei einer Dosis von 10 mg/kg
Körpergewicht Ebselen maximal gehemmt werden,
wobei bis zu maximal 19,0 mg/kg Körpergewicht Cisplatin
verabreicht wurden.
Die mit beiden Substanzen behandelten Mäuse zeigten
eine deutliche Tumorhemmung und keine Nephrotoxizität,
während die Verabreichung von Cisplatin allein die
gleiche Tumorhemmung ergab, gleichzeitig jedoch den
Effekt der Nephrotoxizität merklich erhöhte. Die Gabe
von Ebselen reduzierte lediglich die Nephrotoxizität,
nicht jedoch die Wirkung des Cisplatins selbst.
Bei den erwähnten tumorinfizierten Mäusen wurde auch
ein deutlicher Rückgang der Neurotoxizität beobachtet,
wenn Ebselen gleichzeitig oder 1 Stunde vor bzw. nach
der Verabreichung des Cisplatins gegeben wurde.
Auch hier trat eine maximale Hemmung bei einer
Verabreichung von 10 mg/kg Körpergewicht Ebselen auf
(max. 19,0 mg/kg Körpergewicht Cisplatin).
Aus den vorangegangenen Versuchen wird ersichtlich, daß
Ebselen bei der durch Cisplatin induzierten
Nephrotoxizität und/oder Neurotoxizität als wertvolles
Prophylaktikum und/oder Therapeutikum Verwendung finden
kann.
Zur prophylaktischen oder pharmazeutischen Verwendung
bei den Nebenwirkungen, die bie der medikamentösen
Behandlung mit Cisplatin hervorgerufen werden, wird
Ebselen in geeigneter Zubereitung, oral oder parental
in Dosierungen von 10 bis 2000 mg pro Tag, vorzugsweise
10 bis 300 mg pro Tag, in einer Dosis oder mehreren
Teildosen, vorzugsweise in zwei bis drei Teildosen pro
Tag, verabreicht.
Eine parenterale Verabreichung kann etwa nach der in
der DE-OS 38 36 892 beschriebenen Methode erfolgen.
Die vorliegende Erfindung betrifft ebenfalls
pharmazeutische Präparate, welche als Wirkstoff Ebselen
enthalten. Bei den erfindungsgemäßen pharmazeutischen
Präparaten handelt es sich um solche zur enteralen wie
oralen oder rektalen sowie parenteralen Verabreichung,
welche den pharmazeutischen Wirkstoff allein oder
zusammen mit einem üblichen, pharmazeutisch anwendbaren
Trägermaterial enthalten. Vorteilhafterweise liegt die
pharmazeutische Zubereitung des Wirkstoffes in Form von
Einzeldosen vor, die auf die gewünschte Verabreichung
abgestimmt sind, z. B. Tabletten, Dragees, Kapseln,
Suppositorien, Granulate, Lösungen, Emulsionen oder
Suspensionen. Die Dosierung der Substanz liegt
üblicherweise zwischen 10 und 2000 mg pro Tag,
vorzugsweise zwischen 10 und 300 mg pro Tag, und kann
in einer Dosis oder mehreren Teildosen, vorzugsweise in
zwei bis drei Teildosen pro Tag, verabreicht werden.
Die Herstellung der erfindungsgemäßen Arzneimittel wird
durch die folgenden Beispiele näher erläutert.
Tabletten | |
2-Phenyl-1,2-benzisoselenazol-3(2H)-on|30 mg | |
Lactose | 150 mg |
kristalline Cellulose | 50 mg |
Calciumcarboxymethylcellulose | 7 mg |
Magnesiumstearat | 3 mg |
Die aufgeführten Stoffe werden nach üblichen Verfahren
gemischt und gepreßt, die Preßlinge können
gegebenenfalls mit einem üblichen Filmüberzug versehen
werden.
Tabletten | |
2-Phenyl-1,2-benzisoselenazol-3(2H)-on|50 mg | |
mikrokristalline Cellulose | 150 mg |
Cutina®HR | 15 mg |
Hydroxypropylmethylcellulosephthalat | 20 mg |
Kapseln | |
2-Phenyl-1,2-benzisoselenazol-3(2H)-on|30 mg | |
Lactose | 102 mg |
kristalline Cellulose | 56 mg |
kolloidales Siliciumdioxid | 2 mg |
Die aufgeführten Stoffe werden nach üblichen Verfahren
gemischt, granuliert und in Hartgelatinekapseln
abgefüllt.
Kapseln | |
2-Phenyl-1,2-benzisoselenazol-3(2H)-on|50 mg | |
Talkum | 5 mg |
Aerosil 200 | 10 mg |
Claims (2)
1. Verwendung von 2-Phenyl-1,2-benzisoselenazol-
3(2H)-on zur Therapie und Prophylaxe der
Nebenwirkungen, die bei der medikamentösen
Behandlung mit Cisplatin auftreten.
2. Verwendung von 2-Phenyl-1,2-benzisoselenazol-
3(2H)-on zur Herstellung von Arzneimitteln
zur Behandlung und Prophylaxe der
Nebenwirkungen, die bei der medikamentösen
Behandlung mit Cisplatin auftreten.
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