DE4005299C2 - Verfahren zur Überprüfung eines ABS und/oder ASR-Systems - Google Patents

Description

Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Überprüfung eines aus einem elektrischen Steuergerät und dessen zugehörigen Komponenten bestehenden elektronischen Fahrzeugsystems in einem Rollenprüfstand.

Stand der Technik

Aus der DE 29 03 756 A1 ist ein Verfahren zur Prüfung eines am Fahrzeug installierten ABS bekannt, das die Merkmale des Oberbegriffs des Anspruchs 1 aufweist. Dort wird ein Prüfge­ rät über mehrpolige Steckverbindungen einerseits mit der ABS-Verkabelung des Fahrzeugs und andererseits mit der An­ steuerung des Rollenprüfstands verbunden. Das Prüfgerät weist neben einer Abfrageschaltung eine Ansteuerschaltung auf, die in Schritten Prüfströme für die Peripheriegeräte in die Verkabelung einspeist und gegebenenfalls den Rollenprüf­ stand z. B. für Einzelradantrieb ansteuert. Dabei können die Ventile und die Sensoren kanalbezogen geprüft werden, sodaß mögliche Anschlußvertauschungen erkannt werden können. Eine Überprüfung des Steuergeräts kann bei dieser Prüfung jedoch nicht durchgeführt werden, sondern muß getrennt z. B. durch eine weitere Fahrprüfung, erfolgen. Es ist leicht einzuse­ hen, daß eine solche zweigeteilte und auch völlig getrennt ablaufende Prüfung nicht nur aufwendig und teuer ist, son­ dern auch durch die Trennung der Prüfzyklen weitere Fehler­ möglichkeiten beinhaltet. Beispielsweise kann nach dem Ab­ lauf einer korrekten und auch fehlerfreien Überprüfung der Peripheriegeräte ein elektronisches Steuergerät damit ver­ bunden werden, das zwar für einen gleichen Peripherie-Umfang ausgelegt ist, aber funktionell auf ein völlig anderes Fahr­ zeug ausgerichtet ist. Die Gefahr gerade einer solchen Ver­ tauschung ist sehr groß, da elektronische Steuergeräte immer mehr mit Mulitfunktionen ausgestattet werden, die jeweils erst bei der Inbetriebnahme auf das Fahrzeug konfiguriert werden.

Die DE 38 42 258 A1 beschreibt ein Diagnosegerät, welches über eine Diagnoseschnittstelle mit einem Steuergerät eines Fahrzeugsystems verbindbar ist. Vom Diagnosegerät wird zum Steuergerät eine Datenanforderung abgesandt und vom Steuer­ gerät das entsprechende Datum (z. B. Einspritzzeit) zurück­ gesandt. Entsprechend wird in der Testerbetriebsart die Fahrzeugelektrik geprüft. Das Diagnosegerät führt keine Prü­ fung der Sensoren und Stellglieder durch. Vielmehr stellt das Diagnosesteuergerät lediglich ein Gerät zum Anfordern einzelner Meßdaten und zum Anzeigen dieser Meßdaten dar.

Die DE 39 03 070 A1 beschreibt ein Prüfverfahren für ein ABS-System. Dabei umfaßt das Steuergerät ein Prüfprogramm, welches durch Anlegen einer vorbestimmten Spannung an Brems­ prüfanschlüsse initiiert wird. Durch die Signale wird die Steuerschaltung in den Prüfmodus geschaltet und führt die Prüfung der Sensoren und Stellglieder durch. Es wird nicht beschrieben, daß das Prüfprogramm von einem Prüfgerät über die Diagnoseschnittstelle des Steuergeräts aktiviert wird und daß ggf. über diese Schnittstelle Prüfprogrammschritte oder das ganze Prüfprogramm ladbar sind.

Die 39 03 071 A1 beschreibt, ein Prüfsignal auf einen spezi­ ellen Prüfanschluß zu geben, durch welchen die Sensoren ei­ nes ABS-Systems überprüft werden. Eine Fahrzeugsystemprüfung wird so nicht erreicht.

Aufgabe und Vorteile der Erfindung

Aufgabe des erfindungsgemäßen Verfahrens ist es das gesamte System als Einheit zu überprüfen, ohne daß Zwischenkabel oder Zwischenstecker verwendet werden, wobei die Prüfung al­ ler Komponenten einschließlich des elektronischen Steuerge­ räts und der Fahrzeugelektrik im tatsächlichen Betriebszu­ stand erfolgt.

Diese Aufgabe wird durch die Merkmale des An­ spruchs 1 gelöst.

Zur Prüfung erfolgt die Verbindung vom Prüfgerät zum elek­ tronischen Fahrzeugsystem über einen, bei modernen Systemen generell bereits vorhandenen Diagnoseanschluß, der bekannt­ lich entweder als Einleiter- oder Zweileiterschnittstelle (ISD-Vorgabe) ausgebildet sein kann.

Über diese Schnittstelle wurden bisher nur im Fehlerspeicher abgespeicherte Fehler und Fehlerpfade abgefragt. Durch ein zusätzliches, im elektronischen Fahrzeugsystem abgelegtes Prüfprogramm können mit dem erfindungsgemäßen Verfahren von außerhalb über die bereits vorhandene Diagnoseschnittstelle einzelne Systemteile oder auch das Gesamtsystem in einzelnen Prüfschritten oder auch als geschlossenes Testprogramm aktiv geprüft werden.

Es ist auch möglich, das Prüfprogramm nicht im elektroni­ schen Fahrzeugsystem abzulegen, sondern über die Diagnose­ schnittstelle von außerhalb zu laden.

Zur Inbetriebnahme oder auch Überprüfung elektronischer Fahrzeugsysteme wird also erfindungsgemäß vorgeschlagen, das elektronische Steuergerät mit einem aktiven Prüfmodes auszu­ statten, der über eine Diagnoseschnittstelle aktiviert wer­ den kann. Das Steuergerät bleibt dabei mit dem Kabelbaum verbunden. Im Prüfmodus ist es möglich, Geber zu lesen und Steller anzusteuern, Funktionszyklen aufzuprägen und deren Rückmeldung zu lesen.

Figurenbeschreibung

Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung ist in der Zeichnung dargestellt.

Es zeigen:

Fig. 1 ist prinzipielle Darstellung zur Erläuterung der Erfindung;

Fig. 2 den möglichen Aufbau des Steuergeräts.

In Fig. 1 ist ein 4-Radfahrzeug 1 auf einem Rollenprüfstand 2 gezeigt. Ein Prüfgerät 3 ist über eine Leitung 4 mit dem Diagnoseeingang 5 des im Fahrzeug 1 installierten ABS verbunden.

In Fig. 2 ist für ein 2-Achs-Fahrzeug mit vier Einzelrädern der grundsätzliche Aufbau eines modernen elektronischen Steuergerätes für ein Anti-Blockier-System (ABS) aufgezeigt. Zur besseren Übersicht ist hier nur die Peripherie für ABS dargestellt. Bei einer zusätzlichen Abtriebs-Schlupf-Regelung (ASR) sind ent­ sprechende Ergänzungen nötig, der prinzipielle Aufbau bleibt aber gleich.

Bei dem Steuergerät 10 nach Fig. 2, das zwei µ-Prozessoren 10a und 10b aufweist und prinzipiell dargestellt ist, sind eingangsseitig eine Spannungs-Versorgung 12, eine 2-Leiter-Diagnose-Schnittstelle 13 und vier Radsensoren 14 ange­ schlossen. Ausgangsseitig sind vier Drucksteuerventile 15 und diverse Ansteuer­ leitungen 16 für Anzeige-Lampen und z. B. zur Retarder-Abschaltung vorgesehen.

Die Diagnose-Schnittstelle ist prinzipiell auch als 1-Leiter-Schnittstelle ausführbar und entspricht in beiden Formen den ISO-Vorgaben. Dabei beschränkt sich der heutige Stand der Technik auf das Auslesen eines in die Mikroprozesso­ ren integrierten oder auch separaten Fehlerspeichers, bei dem Fehlerart und Feh­ lerpfad erkennbar sind. Viele schwerwiegende Fehler z. B. durch vertauschte Kabel oder Komponenten, wie sie insbes. bei Erstinbetriebnahmen auftreten können, sind durch den bisherigen Fehlererkennungs-Modus nicht auffindbar.

Bei der erfindungsgemäßen Ausbildung des Steuergeräts 10 beinhalten deshalb die Mikroprozessor-Programspeicher zusätzlich zu einem Fehlerspeicher 10c ein über die Diagnose-Schnittstelle aktivierbares Prüfprogramm 10d. über dieses Prüfprogramm können gezielt einzelne Peripherie-Pfade abgefragt bzw. angesteuert werden und/oder auch ein bestimmtes Testmuster aktiviert werden, das nacheinan­ der bestimmte Peripherie-Funktionen ablaufen läßt und eventuell auch entspre­ chende Rückmeldungen abgefragt und ein Test-Gesamtergebnis anzeigt.

Diagnosespeicher und das spezielle Prüfprogramm können im Steuergerät auch in einem separaten Chip enthalten sein.

Folgende Funktionen sind mit diesem speziellen Prüfprogramm bei dem Steuergerät 10 der Fig. 2 prüfbar bzw. ansteuerbar:

• - Stromversorgung
• - Sensorfunktion (kanalbezogen)
• - Ventilfunktion (kanalbezogen, getrennt nach Ein- und Auslaß-Funktion)
• - Ansteuerung der Lampen und Retarder-Ansteuerung
• - Kanalprüfung
• - Gesamtsystem

Zur Prüfung muß hier das Steuergerät 10 nicht vom Kabelbaum getrennt werden; die Überprüfung ist zusammengefaßt. Es ist ein spezieller Prüfrechner nötig; nur sowieso benötigtes (und heute schon vorhandenes) Diagnose-Gerät mit er­ weiterten Funktionen wird benötigt. Das Steuergerät wird mitgeprüft. Es erfolgt eine Prüfung des gesamten Systems im Original-Zustand.

Die einzelnen Funktionsprüfungen können über einen Rollenbremsprüfstand oder eine ähnliche Einrichtung erfolgen. Die Steuerung und Koordination dieses Prüfstandes bzw. Einrichtung mit dem elektronischen Fahrzeugsystem kann ebenfalls vom Prüf­ gerät aus oder aber separat erfolgen.

Einzelne Funktionsprüfungen sind auch ohne Prüfstand bzw. Einrichtung darstellbar, in dem beispielsweise ein angehobenes Rad zur Sensorprüfung von Hand angetrieben wird oder eine Ventilfunktion direkt durch Manometeranzeige kontrolliert wird.

In der endausgebauten Stufe werden jedoch alle Steuerfunktionen zum Prüfstand bzw. zur Prüfeinrichtung und zum Steuergerät des elektronischen Fahrzeugsystems vom Prüfgerät direkt ausgeführt.

Claims (3)

1. Verfahren zur Überprüfung eines aus einem elektrischen Steuergerät und dessen zugehörigen Komponenten wie Sen­ soren und Stellgliedern bestehenden elektronischen Fahrzeugsystems in einem Rollenprüfstand, das betriebs­ bereit am Fahrzeug installiert ist und welches eine Diagnoseschnittstelle aufweist, an die ein Prüfgerät anschließbar ist, dadurch gekennzeichnet, daß mittels eines Prüfprogramms in einem aktiven Prüfmodus die Sen­ soren, Stellglieder und das Steuergerät selbst über­ prüft werden, indem Sensorsignale gelesen, Steller an­ gesteuert, Funktionszyklen aufgeprägt und deren Rück­ meldung gelesen wird, wobei bei an die Diagnoseschnitt­ stelle des Steuergeräts angeschlossenem Prüfgerät über die Diagnoseschnittstelle das im Steuergerät gespei­ cherte oder über die Diagnoseschnittstelle aus dem Prüfgerät geladene Prüfprogramm vom Prüfgerät aus akti­ viert wird, oder einzelne Prüfprogrammschritte über die Schnittstelle dem Steuergerät vom Prüfgerät zugeführt werden.

2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Rollenprüfstand mit für die Räder einer Achse ge­ trennt antreibbaren Rollen ausgestattet ist und daß durch das Prüfprogramm eine kanalbezogene Überprüfung der Sensoren und Stellglieder erfolgt.

3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Prüfprogramm und das Steuerge­ rät so ausgelegt sind, daß Peripheriepfade einzeln an­ gesteuert werden.