DE4004633A1 - Verfahren zur herstellung von hefebiomasse - Google Patents
Verfahren zur herstellung von hefebiomasseInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Hefebiomasse,
wobei man Hefen mit einem hohen Gehalt an Ribonucleinsäuren
(RNA) aus hochkonzentrierten Fermentationsbrühen einsetzt.
Hefebiomasse ist Ausgangsprodukt für die Herstellung bzw. Isolierung
von RNA, woraus wiederum 5′-Nucleotide, wie 5′-Adeninmonophosphat
(5′-AMP), 5′-Guanosinmonophosphat (5′-GMP) oder 5′-Inosinmonophosphat
(5′-IMP), hergestellt werden können. Diese Produkte werden
für pharmazeutische Zwecke sowie als Aroma- und Geschmacksstoffe in
Lebensmitteln verwendet. Es können auch Hefehydrolysate hergestellt
werden, die diese 5′-Nucleotide enthalten.
RNA-reiche Hefen sind aus der Literatur bekannt.
So kann man nach US 39 09 352 Hefen der Gattung Candida mutieren
und dann die Stämme isolieren, die gegen KCl empfindlich sind. Mit
diesen Stämmen können Hefebiomassen hergestellt werden, die nicht
weniger als 12% RNA enthalten.
Nach EP-A-02 99 078 werden RNA-reiche Hefen von Candida utilis zur
Herstellung natürlicher Hefeextrakte eingesetzt. Dabei werden die
Hefen erhitzt, um hefeeigene Ribonucleasen zu desaktivieren, worauf
die RNA-Komponenten extrahiert und dann mit Hilfe von 5′-Phosphodiesterase
hydrolysiert werden. Vor der Wärmebehandlung weisen die
Hefen RNA-Gehalte von bis zu etwa 17% auf.
Die genannten Hefestämme von Candida sind für die Gesundheit von
Mensch und Tier nicht immer harmlos. Das ist zu beachten, da die
Produkte als Lebensmittel und als Futteradditive verwendet werden.
Die hohen RNA-Gehalte werden außerdem nach dem genannten Stand der
Technik nur bei geringen Hefemengen in der Fermentationsbrühe erzielt.
Die maximalen Trockensubstanzgehalte der Hefen liegen bei
nicht mehr als 21 bzw. 15 g/l.
Dem entspricht die allgemeine Beobachtung, daß der RNA-Gehalt einer
Hefe sein Maximum in der Anfangsphase der Kultivierung erreicht.
Bei bekannten Bäckerhefen liegt der RNA-Gehalt, wenn man hohe Bio
massegehalte von 30 bis 50 g/l Trockensubstanz eingestellt hat,
allgemein bei etwa 5%, wobei in einzelnen Fällen auch RNA-Gehalte
von bis zu 8% erreicht werden.
Hohe Biomassegehalte und gleichzeitig hohe RNA-Anteile sind noch
nicht bekannt.
Es bestand daher die Aufgabe, Hefebiomasse mit einem RNA-Gehalt von
über 10% herzustellen, wobei der Trockensubstanzgehalt der Hefen
bei über 30 g/l, bezogen auf die Fermentationsbrühe, liegen sollte.
Die Aufgabe wird wie in Anspruch 1 angegeben gelöst.
Bei dem angegebenen Verfahren werden im allgemeinen ansatzweise
Fermentationen und mindestens eine Zulauffermentation durchgeführt.
Vorzugsweise werden 1 bis 4 Zulauffermentationen in Folge ausgeführt.
Bei diesen Zulauffermentationen stellt man durch ein begrenztes
Nährstoffangebot, wobei man für einen Zuckergehalt von
unter 100 mg/l Fermentationsbrühe sorgt, eine Mangelsituation ein,
durch die der Gärungsstoffwechsel unterdrückt wird. Die spezifische
Wachstumsrate liegt dann unter 0,18 h-1, wobei vorzugsweise mindestens
während der Hälfte der Zeit der Zulauffermentation die spezifische
Wachstumsrate unter 0,13 h-1 liegt.
Für die Fermentation wird der Bäckerhefestamm Saccharomyces cerevisiae
DSM 5616 eingesetzt. Dieser Stamm erreicht auch in der Anfangsphase
der Fermentation, in der logarithmischen Wachstumsphase,
den maximalen RNA-Gehalt von über 13%. Während der folgenden
Zulauffermentation bei geringem Wachstum fällt der RNA-Gehalt jedoch
nur geringfügig ab und bleibt bei über 10%.
Nach dem Screening von Bäckerhefestämmen in einem Nährmedium auf
Melassebasis wurde der Stamm Saccharomyces cerevisiae DSM 5615 gefunden.
Der RNA-Gehalt liegt hier anfangs bei über 13% der Trockenmasse,
fälle jedoch bei geringem Wachstum und hohen Biomassege
halten auf unter 8% ab. Aus diesem Stamm erhält man durch Wachstum
mit Kaliumacetat als Hauptkohlenstoffquelle und Isolierung von ein
zelnen Sporen den haploiden Stamm Saccharomyces cerevisiae DSM 5616.
Bei Saccharomyces cerevisiae DSM 5616 fällt der RNA-Anteil auch bei
hohen Trockensubstanzgehalten von über 30 g/l nicht unter 10% ab.
Aus der gewaschenen Hefebiomasse können nützliche Produkte hergestellt
werden. So kann man die Zellwände zerstören und die RNA isolieren.
Man kann die RNA auch zu Nucleotiden hydrolysieren. Die
Hefezellen können auch enzymatisch hydrolysiert werden, wobei Würzstoffe
mit intensivem Aroma entstehen. Verantwortlich für das intensive
Aroma sind RNA-Hydrolysate mit 5′-GMP, 5′-AMP und 5′-IMP,
die bei der Hydrolyse mit 5′-Ribonucleotid bildender Ribonuclease
in hohen Konzentrationen entstehen.
Bei der Durchführung des Verfahrens wird Saccharomyces cerevisiae
DSM 5616 beispielsweise in 3 Stufen, durch eine ansatzweise Fermentation
und durch zwei Zulauffermentationen, kultiviert. In den ersten
beiden Stufen wird die geerntete Hefe mit Wasser gewaschen und
dann als Inoculum für die folgende Fermentation verwendet. Die Fer
mentationsarten:
- (a) Aerobe ansatzweise Fermentation:
Während dieser Fermentation kann die Hefe eine Zeitlang eine maximale Wachstumsrate erreichen. Deshalb wird bei dieser Fermentation Ethanol gebildet. - (b) Erste aerobe Zulauffermentation bei begrenzter Zugabe von
Nährstoff:
Während dieser Fermentation wird die Hefe bei reduzierter Wachstumsrate kultiviert. Die gebildete Biomasse, bezogen auf das Gewicht des eingesetzten Zuckers, ist maximal (etwa 0,5 g/g). Ethanol wird nur in geringen Mengen gebildet. - (c) Zweite aerobe Zulauffermentation bei begrenzter Zugabe von
Nährstoff:
Die Fermentation wird meist unter den gleichen Bedingungen wie bei (b) durchgeführt.
Die spezifische Wachstumsrate µ wird definiert durch die Formel
Für t = 1 h wird aus dieser Formel
µ = 1 n (P₁/P₀) (2)
Die spezifische Wachstumsrate kann aus der Hefemenge, die als Inoculum
eingesetzt wurde, und aus der Menge an Melasselösung, die pro
Stunde in den Fermenter gegeben wird, bei Kenntnis der theoretischen
Ausbeute an Biomasse, bezogen auf den verbrauchten Zucker,
berechnet werden. Die Berechnung erfolgt dann nach der Formel (2).
In einem 10-l-Fermenter wird Saccharomyces cerevisiae DSM 5616
durch eine ansatzweise Fermentation und durch zwei Zulauffermentationen
kultiviert.
Das Nährmedium für die ansatzweise Fermentation besteht aus:
700 g Rübenmelasse
47 g (NH₄)₂SO₄
18 g (NH₄)₂HPO₄
0,4 g ZnSO₄ · 7 H₂O
2 ml Ethylenoxid-propylenoxid-blockcopolymer (Polyethylenoxidblock- polypropylenoxid) (Entschäumer J 673, Fa. Schill & Seilacher, D-2000 Hamburg)
7 l Wasser
47 g (NH₄)₂SO₄
18 g (NH₄)₂HPO₄
0,4 g ZnSO₄ · 7 H₂O
2 ml Ethylenoxid-propylenoxid-blockcopolymer (Polyethylenoxidblock- polypropylenoxid) (Entschäumer J 673, Fa. Schill & Seilacher, D-2000 Hamburg)
7 l Wasser
Das sterilisierte Nährmedium wird mit 500 ml einer geschüttelten,
wäßrigen Kultur von Saccharomyces cerevisiae DSM 5616 inokuliert.
Fermentationsbedingungen:
Rührung mit 600 Upm, 1 vvm Luft (vvm = Liter Luft pro Liter Reaktor volumen und Minute), 32°C, pH 5,5, Inkubationszeit 14 Stunden.
Fermentationsbedingungen:
Rührung mit 600 Upm, 1 vvm Luft (vvm = Liter Luft pro Liter Reaktor volumen und Minute), 32°C, pH 5,5, Inkubationszeit 14 Stunden.
Die Analyse der Kulturbrühe ist in Tabelle 1 angegeben.
Nach beendeter Fermentation werden die Zellen durch Zentrifugation
geerntet und einmal mit sterilisiertem Wasser gewaschen. 250 g
feuchte Zellen werden als Inoculum für die nun folgende erste
Zulauffermentation eingesetzt.
Dazu werden zunächst 4,5 l Medium, das
Dazu werden zunächst 4,5 l Medium, das
40 g (NH₄)₂SO₄
20 g KH₂PO₄
0,5 g ZnSO₄ · 7 H₂O
1,5 g MgSO₄ · 7 H₂O
2 mg Biotin
5 ml Ethylenoxid-propylenoxid-blockcopolymer (Entschäumer J 673)
20 g KH₂PO₄
0,5 g ZnSO₄ · 7 H₂O
1,5 g MgSO₄ · 7 H₂O
2 mg Biotin
5 ml Ethylenoxid-propylenoxid-blockcopolymer (Entschäumer J 673)
enthält, in den Fermenter gefüllt. Nach Sterilisation der wäßrigen
Lösung wird das Inoculum in dieser Lösung suspendiert. Anschließend
werden 2 l Lösung aus 1 kg Rübenmelasse in Wasser und außerdem
650 ml 5%ige Ammoniaklösung kontinuierlich zugegeben.
Fermentationsbedingungen:
600 Upm, 32°C, 1 vvm Luft, pH 5,5.
Fermentationsbedingungen:
600 Upm, 32°C, 1 vvm Luft, pH 5,5.
Die Lösungen werden gemäß Tabelle 2 über einen Zeitraum von 14 Stunden
zudosiert.
Der Trockensubstanzgehalt steigt auf 42 g/l, die Biomasse enthält
am Ende 60,5% Protein und 11,0% RNA.
Mit den hier erhaltenen gewaschenen Zellen wird die gleiche Zulauf
fermentation noch einmal durchgeführt. Am Ende dieser Fermentation
liegt die Trockensubstanz an Hefebiomasse bei 39 g/l, bezogen auf
die Fermentationsbrühe. Der RNA-Gehalt beträgt 11,5%, bezogen auf
die Trockensubstanz.
Aus Tabelle 2 geht hervor, daß die spezifische Wachstumsrate konti
nuierlich mit zunehmender Fermentationsdauer abnimmt. Während des
größten Teils der Fermentation liegt die Rate unter 0,15 h-1, was
etwa 50% der maximalen spezifischen Wachstumsrate von Saccharomyces
cerevisiae DSM 5616 entspricht. Während 7 von 14 Stunden liegt
die spezifische Wachstumsrate unter 0,121 h-1.
Hefebiomasse, geerntet nach der zweiten Zulauffermentation gemäß
Beispiel 1, wird als 200-ml-Suspension mit einem Feststoffgehalt
von 16% mit 16 g NaCl versetzt. Die Suspension wird 30 Minuten auf
95°C erhitzt, auf Raumtemperatur gekühlt und dann zentrifugiert.
Das Sediment wird einmal mit 50 ml warmer 8%iger NaCl-Lösung gewaschen.
Die beiden klaren überstehenden Lösungen werden vereinigt,
mit 0,1 g Protease (Papain, Fa. Sigma, D-8024 Deisenhofen) inkubiert
und 6 Stunden auf 60°C erwärmt.
Die Brühe wird anschließend auf Raumtemperatur abgekühlt, mit HCl
auf pH 5 angesäuert und dann zentrifugiert. Die klare überstehende
Lösung wird auf pH 2 angesäuert und dann 12 Stunden bei 4°C gehalten.
Der dabei anfallende Niederschlag wird zentrifugiert, mit Methanol
gewaschen und dann getrocknet.
Ergebnis:
1,65 g rohe RNA
85,6% Reinheit (berechnet aus dem Phosphatgehalt nach Veraschung)
42% der RNA der Hefezellen
1,65 g rohe RNA
85,6% Reinheit (berechnet aus dem Phosphatgehalt nach Veraschung)
42% der RNA der Hefezellen
Hefebiomasse, geerntet nach der zweiten Zulauffermentation gemäß
Beispiel 1, wird als 200-ml-Suspension mit 16% Feststoffgehalt mit
6 N NaOH auf pH 10 eingestellt. Die Suspension wird 3 Stunden bei
50°C gerührt. Dann wird mit 6 N HCl auf pH 6 angesäuert. Anschließend
werden 20 mg Phosphodiesterase (Nuclease P1, Fa. Sigma) und 50
mg Protease (Papain, Fa. Sigma) zugesetzt, worauf die Suspension 17
Stunden bei 65°C gerührt wird.
Unlösliche Hefezellwände werden anschließend abzentrifugiert und
einmal mit Wasser gewaschen. Die überstehenden Flüssigkeiten werden
vereinigt und gefriergetrocknet.
Ergebnis:
17 g trockenes Pulver, das 4,9% 5′-GMP enthält (enzymatisch bestimmt).
17 g trockenes Pulver, das 4,9% 5′-GMP enthält (enzymatisch bestimmt).
Eine 2%ige Lösung dieses Hefeextrakts in heißem Wasser hat einen
intensiven, angenehmen Fleischgeschmack.
Claims (4)
1. Verfahren zur Herstellung von Biomasse aus Hefen mit einem
Trockensubstanzgehalt von über 30 g/l, bezogen auf die Fermentationsbrühe,
wobei über 10% der Trockensubstanz aus Ribonucleinsäuren
(RNA) bestehen, durch ansatzweise Fermentation und Zulauffermentation,
dadurch gekennzeichnet,
daß man den Hefestamm Saccharomyces cerevisiae DSM 5616 einsetzt
und die spezifische Wachstumsgerate bei der Zulauffermentation
durch ein geringes Nährstoffangebot auf unter 0,18 h-1 begrenzt.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß man für mindestens die Hälfte der Zulauffermentationszeit
eine spezifische Wachstumsrate von unter 0,13 h-1 einstellt.
3. Hefestamm Saccharomyces cerevisiae DSM 5616.
4. Verwendung der Biomasse nach Anspruch 1 zur Herstellung von RNA
und RNA-Hydrolysat enthaltenden Produkten.
Priority Applications (2)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE4004633A DE4004633A1 (de) | 1990-02-15 | 1990-02-15 | Verfahren zur herstellung von hefebiomasse |
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Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE4004633A DE4004633A1 (de) | 1990-02-15 | 1990-02-15 | Verfahren zur herstellung von hefebiomasse |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
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DE4004633A1 true DE4004633A1 (de) | 1991-08-22 |
Family
ID=6400174
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE4004633A Withdrawn DE4004633A1 (de) | 1990-02-15 | 1990-02-15 | Verfahren zur herstellung von hefebiomasse |
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JP (1) | JP2992091B2 (de) |
DE (1) | DE4004633A1 (de) |
Cited By (1)
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---|---|---|---|---|
US7135327B2 (en) * | 2001-03-19 | 2006-11-14 | Sapporo Breweries Limited | Ribonucleic acid-enriched brewer's yeast cells and process for producing the same |
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MX2017012665A (es) | 2015-03-30 | 2018-04-24 | Greenlight Biosciences Inc | Produccion de acido ribonucleico libre de celulas. |
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EP4293104A3 (de) * | 2016-04-06 | 2024-04-24 | Greenlight Biosciences, Inc. | Zellfreie herstellung von ribonukleinsäure |
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1990
- 1990-02-15 DE DE4004633A patent/DE4004633A1/de not_active Withdrawn
-
1991
- 1991-01-31 JP JP3010746A patent/JP2992091B2/ja not_active Expired - Fee Related
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JPH05176757A (ja) | 1993-07-20 |
JP2992091B2 (ja) | 1999-12-20 |
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