DE3936258C1 - - Google Patents
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Description
Die Erfindung betrifft das im Anspruch 1 angegebene
Verfahren zur Mutagenese von
doppelsträngiger zirkulärer DNA. Die Ansprüche 2 bis 18 betreffen Aus
gestaltungen dieses Verfahrens. Beim erfindungsgemäßen Verfahren werden
Nukleotidanaloga in einen Bereich des mutierten DNA-
Strangs eingebaut. Auf diese Weise kann man die Wildtyp-
DNA selektiv zerstören, da es möglich ist, Einzel
strangbrüche gezielt im nicht modifizierten Wildtyp-DNA-
Strang einzuführen.
Die Veränderung der Nukleotidsequenz eines Gens oder
eines regulatorischen Elements durch stellenspezifische
Mutagenese ist eines der wichtigsten Verfahren, das in
der Molekularbiologie verwendet wird, um Struktur-Funk
tions-Beziehungen zu erforschen. Um eine hohe Mutations-
Effizienz bei der Oligonukleotid-spezifischen Mutagenese
zu erhalten, ist es erforderlich, eine Selektion gegen
die Wildtyp-Sequenz durchzuführen. Dazu wurden bereits
einige Verfahren entwickelt, bei denen es allerdings
erforderlich ist, daß das betreffende Gen in einzel
strängiger Form vorliegt (Kunkel et al. (1987), Methods
in Enzymology, 154, 367-382; Kramer und Fritz (1987),
Methods in Enzymology, 154, 350-367; Carter (1987),
Methods in Enzymology, 154, 382-403; Nakamaye und
Eckstein (1986), Nucleic Acids Res. 14, 9679-9698). Im
allgemeinen ist es jedoch erforderlich, Gene in doppel
strängige Vektoren zu klonieren. Daher müssen, um eine
hohe Mutationseffizienz zu erhalten, die betreffenden
DNA-Sequenzen in einen einzelsträngigen Vektor wie M13
(Messing (1983), Methods in Enzymology 101 (Teil C),
20-78) oder in einen speziellen Vektor subkloniert werden,
dessen DNA entweder in einzelsträngiger oder
doppelsträngiger Form isoliert werden kann (Vieira und
Messing (1987), Methods in Enzymology, 153 (Teil D),
3-11).
Weiterhin sind einige Verfahren zur Oligonukleotid-
spezifischen Mutagenese unter Verwendung von doppelsträngiger
Plasmid-DNA bekannt, die jedoch nur mit einer
geringen Mutations-Effizienz im allgemeinen von 1 bis
15% arbeiten (Inouye und Inouye (1987) in "Synthesis
and Applications of DNA and RNA" (S.A. Narang, Heraus
geber), 181-206, Academic Press, New York; Foss und
McClain (1987), Gene 59, 285-290; Stewart et al., (1988)
Bio Techniques 6, 511-518. Eine Mutations-Effizienz von
55% wurde für ein Verfahren von Bellini et al., (1988),
Gene 69, 325-330 angegeben, wobei dieses Verfahren
jedoch nicht allgemein anwendbar ist. Von Sugimoto et
al., (1989), Anal. Biochem. 179, 309-311 wurde ein ein
zelnes Experiment beschrieben, bei dem eine Mutations
rate von 70% unter Verwendung denaturierter
doppelsträngiger Plasmid-DNA erzielt wurde.
Die Schwierigkeiten bei Mutagenese-Verfahren unter Ver
wendung von doppelsträngiger Plasmid-DNA, eine hohe
Mutations-Effizienz zu erzielen, liegen darin, daß eine
spezifische Zerstörung der Wildtyp-Sequenzen erforderlich
ist. Aufgabe der Erfindung war es demgemäß, ein
allgemein anwendbares Verfahren zur Mutagenese von
doppelsträngiger zirkulärer DNA zu entwickeln, das eine
hohe Mutations-Effizienz durch spezifische Zerstörung
der Wildtyp-Sequenzen aufweist.
Die erfindungsgemäße Aufgabe wird gelöst durch ein Ver
fahren zur Mutagenese von doppelsträngiger zirkulärer
DNA, wobei man
- a) einen ersten spezifischen Einzelstrangbruch (Nick) im DNA-Molekül in der Nähe der Mutagenese-Stelle einführt,
- b) eine erste Exonuklease-Behandlung durchführt, bei der man einen partiellen Abbau des genickten DNA-Strangs bewirkt, um einen begrenzten einzelsträngigen Bereich auf dem DNA-Molekül zu erzeugen, der auch die Mutagenese- Stelle umfaßt, wobei die Stelle des ersten spezifischen Einzelstrangbruchs bezüglich der Exonuklease- Abbaurichtung nicht weiter als die Hälfte der Nukleotide des zirkulären DNA-Moleküls von der Mutagenese-Stelle entfernt ist,
- c) einen Mutagenese-Primer und gegebenenfalls ein weiteres Oligonukleotid an den einzelsträngigen Bereich des DNA- Moleküls hybridisiert,
- d) durch Behandlung mit DNA-Polymerase und Ligase ein geschlossenes Heteroduplex-DNA-Molekül erzeugt, in dessen mutierten DNA-Strang eines oder mehrere modifizierte Nukleotide eingebaut sind,
- e) einen zweiten spezifischen Einzelstrangbruch im nicht mutierten Strang des Heteroduplex-DNA-Moleküls einführt, wobei der mutierte DNA-Strang an der Spaltstelle eines oder mehrere modifizierte Nukleotide enthält,
- f) eine zweite Exonuklease-Behandlung durchführt, bei der man einen gegebenenfalls partiellen Abbau des nicht mutierten genickten DNA-Strangs bewirkt, so daß die Mutagenese-Stelle in einem einzelsträngigen Bereich liegt, wobei man bei der Auswahl der Exonuklease darauf achtet, daß der Abbau des nicht mutagenisierten Strangs in Richtung der Mutagenese-Stelle stattfindet, und gegebenfalls
- g) das partiell einzelsträngige DNA-Molekül aus (f) mit Polymerase behandelt, um ein mutiertes Homoduplex-DNA- Molekül zu erzeugen.
Das erfindungsgemäße Verfahren ist prinzipiell zur Mutagenese
aller doppelsträngiger zirkulärer DNA-Moleküle geeignet.
Vorzugsweise wird Plasmid-DNA verwendet, das durch bekannte
biochemische Verfahren hergestellt werden kann. Allerdings
ist die Qualität der Plasmid-DNA entscheidend für den Erfolg
des erfindungsgemäßen Verfahrens. So werden schlechte Ergebnisse
erhalten, wenn die DNA-Präparation kleine RNA-Fragmente
enthält, die selbst durch Ultrazentrifugation in einem
Cäsiumchlorid-Gradienten nicht zu entfernen sind. Diese RNA-
Fragmente
entstehen bei einer RNAse-Behandlung während der DNA-
Präparation und werden bei einer Agarosegel-Elektrophorese
durch das Auftreten einer großen Menge DNA sicht
bar. Die kleinen RNA-Fragmente verringern die Effizienz
der Bindung des Mutagenese-Oligonukleotid-Primers, ent
weder indem sie für dieselbe Bindungsstelle auf der DNA
kompetieren oder indem sie direkt an den Primer binden.
Um diese Schwierigkeiten zu beseitigen, werden die RNA-
Fragmente durch Spindialyse mit einem Centrikon 30
Mikrokonzentrator abgetrennt. Eine Verringerung der Muta
tions-Effizienz wurde auch beobachtet, wenn ein größerer
Anteil der Plasmid-DNA mit geringerer gelelektrophore
tischer Mobilität als doppelsträngige geschlossen-zir
kuläre DNA vorlag. Diese zusätzlichen DNA-Banden stammen
vermutlich von konkatemeren Plasmidformen. Es wurde
überraschenderweise festgestellt, daß die Amplifizierung
der DNA mit Chloramphenicol das Verhältnis von Konkatemer-
DNA zu doppelsträngiger geschlossen zirkulärer DNA
verringert. Falls es dennoch erforderlich sein sollte,
kann die DNA mit höherem Molekulargewicht unter Verwen
dung einer Nukleogen-Anionenaustauscher-HPLC-Säule
abgetrennt werden.
Für die Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens
ist es erforderlich, einen ersten spezifischen Einzel
strangbruch (Nick) im DNA-Molekül in der Nähe der Muta
genesestelle einzuführen. Die Entfernung des Nicks von
der Mutagenese-Stelle kann dabei ca. 10 bis 3500 Nukleotide
betragen, bevorzugt sind ca. 10 bis 1300 Nukleo
tide. Verwendet man als doppelsträngiges zirkuläres DNA-
Molekül das Plasmid pUC19 mit 2,6 kb Länge, so ist jede
Position auf dem Plasmid zur Einführung des Nicks
geeignet. Die Einführung des Nicks kann z. B. durch die
Zugabe eines Oligonukleotids geschehen, das zur Spaltregion
komplementär ist und an seinem Ende ein komplexiertes
Metallion trägt. Bei dem komplexierten Metallion
kann es sich z. B. um Fe¹¹/EDTA (Moser und Dervan, (1987)
Science 238, 645-650), Ca¹¹/Phenanthrolin (Chen und
Sigman (1986) Proc. Natl. Acad. Sci. USA 83, 7147-7151)
oder um andere geeignete Metallkomplexe handeln. Die
Spaltung des komplementären DNA-Strangs kann auf an sich
bekannte Weise durch Zugabe eines geeigneten Aktivators,
z. B. Ascorbinsäure, Dithiothreitol oder Mercaptopro
pionsäure bewirkt werden. Man kann den ersten spezifischen
Einzelstrangbuch jedoch auch durch Inkubation mit
einer geeigneten Restriktionsendonuklease in Gegenwart
von Ethidiumbromid einführen. Wie aus Tabelle 1 er
sichtlich ist, sind geeignete Restriktionsenzyme z. B.
HindIII oder EcoRI. Bei der Verwendung von EcoRI wurde
überraschenderweise gefunden, daß der Anteil von
genicktem gegenüber linearem Produkt sich erhöht, wenn man
Co2+ anstelle von Mg2+ für die Reaktion verwendet. Das
erfindungsgemäße Verfahren ist jedoch nicht auf diese
beiden genannten Restriktions-Endonukleasen beschränkt,
da geeignete Reaktionsbedingungen für eine spezifische
Einzelstrangspaltung in Gegenwart von Ethidiumbromid
auch für viele weitere Restriktionsenzyme bekannt sind
(Dalbadie-McFarland et al., (1982), Proc. Natl. Acad.
Sci. USA, 79, 6409-6413; Parker (1977) Proc. Natl. Acad.
Sci. USA 74, 851-855; Rawlins und Muzyczka (1980), J.
Virol. 36, 611-616; Österlund et al., (1982), Gene 20,
121-125; Shortle und Nathans (1978), Proc. Natl. Acad.
Sci. USA, 75, 2170-2174). Auf diese Weise ist eine große
Anzahl verschiedener Restriktionsenzyme für das Einführen
des ersten Nicks verfügbar, sofern eine Linearisierung
des Plasmids durch die Anwesenheit von
Ethidiumbromid verhindert wird. Besonders bevorzugt ist,
wenn das verwendete Restriktionsenzym nur eine Schnitt
stelle auf dem Plasmid hat.
Der nächste Reaktionsschritt ist eine erste partielle
Abbaureaktion des genickten DNA-Strangs mit einer
Exonuklease, um einen begrenzten einzelsträngigen Bereich
auf dem DNA-Molekül zu erzeugen, der auch die Mutage
nese-Stelle umfaßt. Als Exonuklease kann man dabei ent
weder 3′→5′ oder eine 5′→3′ Exonuklease verwenden.
Dabei richtet sich die Wahl der Abbaurichtung nach der
Lage des Nicks bezüglich der Mutagenese-Stelle, so daß
der Exonuklease-Abbau vom Nick aus in Richtung der
Mutagenese-Stelle verläuft. Allgemein gilt, daß die
Spaltstelle bezüglich der Exonuklease-Abbaurichtung
nicht weiter als die Hälfte der Nukleotide des zirkulären
DNA-Moleküls von der Mutagenese-Stelle entfernt sein
sollte. Die verwendete Exonuklease sollte bei dieser
Reaktion eine geringe Prozessivität besitzen, da man auf
diese Weise gut die Ausdehnung des einzelsträngigen
Bereichs auf dem DNA-Molekül kontrollieren kann. Vor
zugsweise verwendet werden Exonuklease III oder T5 Gen
D15 Exonuklease, doch auch andere Exonukleasen mit
geringer Prozessivität sind gut geeignet. Weniger
geeignet für diesen Schritt sind Exonukleasen mit hoher
Prozessivität wie die T7-Exonuklease.
Die anschließende Hybridisierung des Mutagenese-Primers
und gegebenenfalls eines weiteren Nukleotids an den
einzelsträngigen Bereich des DNA-Moleküls kann nach
bekannten biochemischen Verfahren erfolgen. Die Hybri
disierungsbedingungen sind dabei je nach Länge und
Basenzusammensetzung des oder der verwendeten Oligonuk
leotide zu wählen.
Im nächsten Schritt wird ein geschlossenes Heteroduplex-
DNA-Molekül erzeugt, indem man das partiell einzel
strängige DNA-Molekül mit DNA-Polymerase und Ligase
behandelt. In einer Ausführungsform des erfindungsge
mäßen Verfahrens kann der durch den vorausgehenden
Exonuklease-Abbau erzeugte einzelsträngige DNA-Bereich
mit einer Polymerase-Reaktion aufgefüllt werden, bei der
man mindestens eines der normalen Desoxyribonukleosid-
Triphosphate (dNTPs) durch ein modifiziertes Nukleotid
ersetzt. Die Polymerase-Reaktion selbst wird nach
bekannten biochemischen Verfahren durchgeführt, wobei
darauf zu achten ist, daß die jeweils verwendete DNA-
Polymerase das jeweils verwendete modifizierte Nukleotid
als Substrat akzeptiert. Verwendet man z. B.
[α-S]Desoxyribonukleosid-Triphosphate als Nukleotidana
loga, so erweist sich das Klenow-Fragment der DNA-Poly
merase I und E. coli als besonders geeignet. In einer
weiteren Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens
ist es auch möglich, Nukleotidanaloga, welche die
(nachfolgende) Spaltung mit einem Restriktionsenzym
inhibieren, aber nicht enzymatisch in die DNA eingebaut
werden können, bereits durch Einbau in den Mutagenese-
Primer oder in ein weiteres Oligonukleotid, das die
Spaltstelle des zweiten Restriktionsenzyms bedeckt, in
den mutierten DNA-Strang einzuführen.
Unter dem Begriff "modifizierte Nukleotide" sind daher
ganz allgemein Basen-, Phosphat- oder/und Zuckeranaloga
zu verstehen. Vorzugsweise kann man als Zuckeranaloga
2′-Desoxy-2′-fluornukleotide, Ribonukleotide oder/und
3′-Desoxy-3′-thionukleotide verwenden. Als Basenanaloga
werden vorzugsweise 4-Thiothymin, 2-Thiothymin, Urazil,
2-Aminopurin, 2,6-Diaminopurin, 6-Thiopurin, 6-Thio-2-
aminopurin, 7-Deazaguanin, 7-Deazaadenin, Purin, Hypo
xanthin oder/und 5-Methylcytosin verwendet. Als
Phosphatanaloga verwendet man vorzugsweise Phosphonate,
Phosphorodithioate oder/und Phosphorothioate. Besonders
bevorzugt ist die Verwendung von einem oder mehreren
[α-S]Desoxyribonukleosid-Triphosphaten ([α-S]dNTPs) als
modifizierte Nukleotide.
Der nächste Schritt ist die Einführung eines zweiten
spezifischen Einzelstrangbruches in den nicht-mutierten
Strang des Heteroduplex-DNA-Moleküls. Dies geschieht
vorzugsweise durch Spaltung mit einem geeigneten
Restriktionsenzym. Bei der Wahl des Restriktionsenzyms muß
man hier beachten, daß seine Aktivität durch den Einbau
von Nukleotidanaloga in den mutierten Strang des
Heteroduplex-DNA-Moleküls hemmbar ist, so daß keine
Linearisierung, sondern nur eine spezifische Spaltung
des nicht-mutierten Strangs erfolgt. Dies ist dann der
Fall, wenn sich an der Erkennungsstelle des Restrik
tionsenzyms modifizierte Nukleotide im mutierten DNA-
Strang befinden. Daher muß die Spaltstelle (bzw. die
Spaltstellen) des Enzyms ausschließlich innerhalb des
Bereichs liegen, der durch den ersten partiellen
Exonuklease-Abbau des DNA-Moleküls einzelsträngig gemacht
wurde. Befinden sich an der Erkennungsstelle des
Restriktionsenzyms jedoch in beiden DNA-Strängen nur
normale Nukleotide, so erfolgt eine Linearisierung.
Verwendet man ein [α-S]dNTP als modifiziertes Nukleotid,
so ist als Restriktions-Endonuklease ein Klasse I Enzym
nach Taylor et al., (1985), Nucleic Acids Res. 13,
8749-8764 geeignet. Diese Liste umfaßt zur Zeit die
Restriktionsenzyme PstI, NciI, HindIII, PvuI, FspI,
AvaI, AvaII und BanII. Weiterhin zu dieser Gruppe zählt
auch das Restriktionsenzym EcoRV, das nicht in der Lage
ist, doppelsträngige DNA zu linearisieren, bei der ein
DNA-Strang [α-S]dATP anstelle von ATP an der Erkennungs
stelle enthält. Verwendet man jeweils die beiden in
Klammern angegebenen [α-S]dNTPs anstelle von normalen
Nukleotiden, so sind überraschenderweise auch die
Restriktionsenzyme BamHI (A, G), EcoRI (A, G), MspI (G, C),
HpaII (C, G), HindIII (T, A), PvuII (G, C) und SacI (C, G)
zur spezifischen Einführung von Nicks geeignet. Diese
Auflistung ist zur Zeit noch unvollständig, nach weiteren
Enzymen wird gesucht.
Daneben können noch weitere Restriktionsenzyme für das
erfindungsgemäße Mutagenese-Verfahren verwendet werden,
um spezifische Einzelstrangbrüche in doppelsträngige
DNA-Moleküle einzuführen, die Nukleotidanaloga enthalten,
und zwar indem man die Reaktion gegebenenfalls in
Gegenwart von Ethidiumbromid durchführt (Sayers et al.,
(1988), Nuclei Acids Res. 16, 803-814). Weiterhin ist
das Restriktionsenzym EcoRV zur Einführung eines Einzel
strangbruchs auch dann geeignet, wenn ein DNA-Strang
2′-Desoxy-2′-fluorthymidin enthält. Auch für DNA/RNA
Hybride ist gezeigt worden, daß nur der DNA-Strang
gespalten wird (Molloy und Symons (1980), Nuclei Acids
Res. 8, 2939-2946). Auch für weitere Basenanaloga konnte
eine Verhinderung der Spaltung durch Restriktionsenzyme,
z. B. EcoRI oder EvoRV gezeigt werden (McLaughlin et al.,
(1987) Biochemistry 26, 7238-7245; Mazarelli et al.,
(1989) Biochemistry 28, 4616-4622).
Der nächste Schritt des Verfahrens ist ein zweiter,
gegebenenfalls partieller Exonuklease-Abbau des nicht-
mutierten, genickten Strangs des Heteroduplex-DNA-Moleküls.
Das Ziel dieses Abbaus ist es, den nicht-mutierten
Wildtyp-DNA-Strang an der Mutagenese-Stelle zu zerstören.
Bei der Auswahl der Exonuklease muß man darauf
achten, daß der Abbau des nicht-mutierten Strangs in
Richtung der Mutagenese-Stelle stattfindet. Vorzugsweise
verwendet man auch für die zweite Abbaureaktion eine
nicht prozessive Exonuklease, z. B. die T5 Exonuklease
oder die Exonuklease III. Dies ist vor allem empfehlens
wert, wenn die Mutationsstelle sich innerhalb einiger
100 Basenpaare von der Stelle des Einzelstrangbruchs
entfernt befindet. Andererseits kann man auch die hoch
prozessive T7 Exonuklease verwenden, die einen Großteil
oder den gesamten Wildtyp-Strang abbaut.
Gegebenenfalls schließt man noch einen Repolymeri
sationsschritt an, bei dem man das partiell einzel
ständige DNA-Molekül mit DNA-Polymerase behandelt, um
ein mutiertes Homoduplex-DNA-Molekül zu erzeugen. Die
aus diesem Schritt erhaltene DNA wird für die Transfor
mation von Microorganismen verwendet. Die Mutations
effizienz bei der Transformation ist jedoch bereits nach
der zweiten Abbaureaktion hoch genug, so daß man den
Repolymerisationsschritt am Ende weglassen kann.
Das in Abb. 1 dargestellte Schema soll den Ablauf
der einzelnen Reaktionsschritte in einer bevorzugten
Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens veran
schaulichen.
Man geht von einem doppelsträngigen, geschlossenen,
zirkulären Plasmid aus (Abb. 1A). Zunächst muß ein
einzelsträngiger DNA-Bereich erzeugt werden, an den sich
der Mutagenese-Primer anlagern kann. Dazu ist es erforder
lich, einen Nick in der Nähe der Mutagenese-Stelle
einzuführen. Dies kann durch Spaltung der DNA mit der
Restriktionsendonuklease HindIII in Gegenwart von Ethi
diumbromid geschehen. Diese Spaltung ist allerdings
nicht strangspezifisch. Daher entsteht neben linearisierten
und noch intakten DNA-Molekülen ein Gemisch an
doppelsträngigen DNA-Molekülen, bei denen sich der Nick
entweder auf dem kodierenden oder auf dem nicht kodie
renden Strang befindet (Abb. 1B).
Der Nick dient wiederum als Ausgangspunkt für eine
Abbaureaktion entweder mit einer 3′→5′- oder einer 5′→3′-
Exonuklease. Dabei entstehen zwei unterschiedliche
partiell einzelsträngige DNA-Moleküle, je nachdem auf
welchem Strang sich der Nick befindet (Abb. 1C). Das
Produkt der Abbaureaktion, bei dem der zum Mutagenese-
Primer komplementäre DNA-Strang intakt bleibt, wird als
"produktives Abbauprodukt" bezeichnet (Abb. 1C).
Ein Plasmidmolekül, bei dem der zum Mutagenese-Primer
komplementäre Strang abgebaut wird, ist hingegen das
"unproduktive Abbauprodukt". Die Exonukleasereaktion muß
über die Mutagenese-Stelle hinaus fortschreiten, so daß
der Mutagenese-Primer sich an den einzelsträngigen
Bereich des produktiven Abbauprodukts anlagern kann. Da er
nur zu einem der beiden Stränge komplementär ist,
erfolgt die Hybridisierung selektiv. Die Lücke in beiden
Strängen wird durch eine Polymerisations-Reaktion auf
gefüllt, bei der mindestens eines der normalen Nukleo
tide durch ein Nukleotidanalogon (hier [α-S]dGTP)
ersetzt wird. Die Wahl des Nukleotidanalogons hängt von
dem im nächsten Reaktionsschritt verwendeten Restrik
tionsenzym ab. Eines der Produkte dieser ersten Polyme
risationsreaktion ist ein mutiertes Heteroduplex-DNA-
Molekül, das die gewünschte Mutation in einem der beiden
Stränge enthält (Abb. 1D).
Bei der Wahl des Restriktionsenzyms für den nächsten
Schritt sind zwei Gesichtspunkte zu beachten:
- 1. Das Enzym sollte durch das eingebaute Nukleotidana logon gehemmt werden.
- 2. Die Spaltstelle muß für das Enzym in dem, bei der ersten Abbaureaktion erzeugten einzelsträngigen Bereich liegen.
Bei der in Abb. 1 dargestellten Reaktion wurde das
Enyzm PstI verwendet. Die zweite Restriktionsspaltung
stellt sicher, daß die ursprüngliche Plasmid-DNA, die
bei den bisherigen Reaktionsschritten intakt geblieben
war, linearisiert wird (Abb. 1E). Zusätzlich werden
auch jene DNA-Moleküle linearisiert, die kein Nukleo
tidanalogon an der Erkennungsstelle des Enzyms (hier:
PstI) in die DNA eingebaut haben. Dabei handelt es sich
um ca. 50% der Gesamtzahl an DNA-Molekülen, die aus
"unproduktiven Abbauprodukten" entstanden sind, und
daher kein [α-S]dGTP an der PstI-Stelle enthalten
(Abb. 1E). Somit werden durch die PstI-Reaktion
alle Moleküle zerstört, welche die Wildtyp-Sequenz
an der Mutagenese-Stelle enthalten.
Die "produktiven Abbauprodukte" enthalten [α-S]dGTP im
mutierten Strang und normale Phosphatbindungen im
Wildtyp-Strang im Bereich der Erkennungsstelle von PstI.
Somit entsteht durch Behandlung mit PstI ein Nick im
nicht-mutierten DNA-Strang.
Dieser Nick dient als Ausgangspunkt für die nachfolgende
zweite Exonuklease-Reaktion, bei der man die Wildtyp-
Sequenz des nicht-mutierten Strangs an der Mutagenese-
Stelle zerstört (Abb. 1F). Abschließend kann noch
ein Repolymerisationsschritt erfolgen, um ein mutiertes
Homoduplex-DNA-Molekül zu erzeugen (Abb. 1G). Die
resultierende DNA verwendet man für die Transformation
von kompetenten Zellen. Zur Erläuterung von Abb. 1
sei noch hinzugefügt, daß das Symbol "O" die Mutation
innerhalb des Mutagenese-Primers darstellt. Eine fette
Linie zeigt den Bereich an, in den ein Nukleotidanalogon
eingebaut ist. Die bei einer Reaktion linearisierten
Plasmid-Moleküle sind durchgestrichen, da sie nicht zur
Transformation von Mikroorganismen in der Lage sind.
Das folgende Beispiel soll die Erfindung noch näher
verdeutlichen.
Exonuklease III (100 U/µl), HindIII (20 U/µl), EcoRI
(20 U/µl) und PstI (20 U/µl);
T7 Gen 6 Exonuklease (30 oder 100 U/µl); teilweise
gereinigte T5 Gen D15 Exonuklease (1 mg/ml); ATP und dNTPs.
Das dNTP-Analogon Sp-dGTPαS wurde nach Ludwig
und Eckstein (1989) J. Org. Chem. 54, 631-635 synthetisiert
oder bezogen. DNA-Polymerase I, T4
DNA-Nuklease und das Klenow-Fragment der DNA-Polymerase
I wurden nach Sayers et al., (1988), Nucleic Acids Res.
16, 791-802 hergestellt.
Die Sequenz der als Mutagenese-Primer verwendeten
Oligonukleotide war wie folgt, wobei die Mutagenese-
Stellen unterstrichen sind:
ACO, 5′-d(GGTACCCGGGGATCCTCTAGAGTCG)-3′;
BCO, 5′-d(CGACTCTAGAGGATCCCCGGGTACC)-3′;
JAO, 5′-d(GGGTTTTCCTAGTCACG)-3′;
M13SEQ, 5′-d(AGGGTTTTCCCAGTCACG)-3′;
TGO, 5′-d(CGTGACTGGGAAAACCCT)-3′.
BCO, 5′-d(CGACTCTAGAGGATCCCCGGGTACC)-3′;
JAO, 5′-d(GGGTTTTCCTAGTCACG)-3′;
M13SEQ, 5′-d(AGGGTTTTCCCAGTCACG)-3′;
TGO, 5′-d(CGTGACTGGGAAAACCCT)-3′.
Die Oligonukleotide wurden mit dem Phosphoramidit-Ver
fahren unter Verwendung eines Applied Biosystems
380 B DNA Synthesizer hergestellt. Die Phosphorylierung
und Reinigung der Oligonukleotide erfolgte wie bei
Taylor et al., (1985), Nuclei Acids Res. 13, 8749-8764
beschrieben.
Die Plasmid-DNA wurde aus einer mit Chloramphenicol
amplifizierten Kultur nach Miller (1987), Methods in
Enzymology 152, 145-170 angereichert. Davon abweichend
wurde die Nase A zusammen mit der EDTA-Lösung zugegeben
und nach der Zentrifugation der zellulären Rückstände
erfolgte die Fällung der Plasmid-DNA durch Zugabe von
ein Drittel Volumen einer 30%igen Polyethylenglykol 6000
Lösung mit 1,5 mol/l NaCl während einer dreistündigen
Inkubation auf Eis. Nach Zentrifugation in einem
Cäsiumchlorid-Ethidiumbromid-Gradienten wurde die DNA
weiterhin durch Spindialyse mit einem Centrikon-30
Mikrokonzentrator gereinigt. Die Spindialyse
wird zum Pufferaustausch, zur Entfernung von Verunrei
nigungen mit niedrigem Molekulargewicht und zur Volumen
konzentration verwendet. Dabei wird die Probe nach
Verdünnung mit 2 ml destilliertem Wasser in den Mikro
konzentrator eingebracht und 20 Minuten lang bei
3500 Upm unter Verwendung eines SS34 Rotors oder
einer Sepatech Medifuge Zentrifuge abzen
trifugiert. Dieser Vorgang wird zweimal wiederholt. Im
allgemeinen beträgt das Volumen der DNA-Lösung nach der
letzten Zentrifugation 50 bis 60 µl.
20 µg (12 pmol) von pUC19 Plasmid-DNA wurden in 240 µl
einer Lösung von 40 mmol/l Tris-HCl, pH 7,4, 8 mmol/l
MgCl₂, 40 mmol/l NaCl, 10 µg Ethidiumbromid und 200
Einheiten HindIII zwei Stunden lang bei 30°C inkubiert.
Bei Verwendung von EcoRI wurden 20 µg Plasmid in 260 µl
Reaktionslösung mit 90 mmol/l Tris-HCl, pH 7,4,
90 mmol/l NaCl, 370 µmol/l CoCl₂, 36 µg Ethidiumbromid
und 600 Einheiten des Enzyms 16 Stunden lang bei 16°C
inkubiert. Nach Beendigung der Inkubation wurden jeweils
2 µl für eine gelelektrophoretische Analyse entnommen.
Die genickte Plasmid-DNA wurde auf übliche Weise mit
Phenol extrahiert und der Puffer unter Verwendung des
Centrikon 30 Mikrokonzentrators ausgetauscht.
Die genickte doppelsträngige DNA wurde 6 Minuten lang
bei 37°C mit Exonuklease III (100 Einheiten) in einem
Reaktionsvolumen von 95 µl mit 110 mmol/l NaCl,
10 mmol/l Tris-HCl, pH 8, 7 mmol/l MgCl₂ und 7 mmol/l
DTT behandelt.
Die Reaktion wurde unter denselben Bedingungen wie
bei der Exonuklease III durchgeführt, abgesehen
davon, daß der Puffer 60 mmol/l NaCl enthielt und der
Tris-HCl-Puffer, pH 8, durch 30 mmol/l Ethanolamin-
Puffer, pH 9,3, ersetzt wurde. Nach der Inkubation
wurden die Enzyme durch 10minütige Hitzebehandlung
bei 70°C denaturiert und 2 µl der DNA-Lösung zur
Gelelektrophorese entnommen.
Die NaCl-Konzentration der ersten Abbaureaktion wurde
auf 150 mmol/l erhöht und 2 µl des 5′-phosphorylierten
Mutagenese-Primers (25 pmol) zugegeben, der direkt aus
dem Ansatz für eine Phosphorylierungsreaktion entnommen
wurde. Die Lösung wurde 10 Minuten lang bei 70°C inku
biert und dann in einem Thermoblock über 30 Minuten
hinweg von 56°C auf 25°C abgekühlt.
Zur Polymerisations-Reaktion wurde die DNA-Lösung auf
25 mmol/l Tris-HCl, pH 8, 70 mmol/l NaCl, 5 mmol/l DTT,
8 mmol/l MgCl₂, 1,2 mmol/l ATP, jeweils 280 µmol/l von
dATT, dCTP, dTTP und Sp-dGTPαS, 10 Einheiten Klenow-
Fragment und 15 Einheiten T4-DNA-Ligase in einem
Gesamtvolumen von 210 µl eingestellt. Die Reaktions
mischung wurde 16 Stunden lang bei 16°C inkubiert. Danach
wurden 5 µl für eine gelelektrophoretische Analyse und
2 µl für die Transformation von kompetenten Zellen ent
nommen.
Die Polymerisationslösung wurde mit Phenol extrahiert
und unter Verwendung eines Centrikon 30 Mikrokonzentrators
spindialysiert. Anschließend erfolgte eine Reaktion
mit 70 Einheiten PstI in 100 µl Reaktionsvolumen mit
100 mmol/l NaCl, 10 mmol/l Tris-HCl, pH 7,5 und
10 mmol/l MgCl₂. Nach 80minütiger Inkubation bei 37°C
und 10minütiger Hitzeinaktivierung bei 70°C wurden 4 µl
zur gelelektrophoretischen Analyse und 2 µl zur Trans
formation entnommen.
Die DNA-Lösung wurde mit Phenol extrahiert und der Puffer
unter Verwendung eines Centrikon 30 Mikrokonzentrators
ausgetauscht. Die Lösung enthielt in einem Volumen
von 100 µl 10 mmol/l Tris-HCl, pH 8, 60 mmol/l NaCl,
7 mmol/l MgCl₂ und 7 mmol/l DTT. Die Abbaureaktionen mit
Exonuklease III oder T5 Exonuklease wurden, wie bereits
unter "Erste Abbaureaktion" beschrieben, durchgeführt.
Der Abbau mit T7 Exonuklease wurde 30 Minuten lang unter
denselben Bedingungen, wie für die T5 Exonuklease
beschrieben durchgeführt, außer daß der 30 mmol/l
Ethanolaminpuffer durch Tris-HCl, pH 8, ersetzt wurde. Nach
der Inkubation wurden die Proben 10 Minuten lang bei
70°C erhitzt und anschließend in einem Thermoblock über
30 Minuten hinweg von 56°C auf 25°C abgekühlt. 8 µl
wurden für die Gelelektrophorese und 2 µl für die
Transformation entnommen.
Die DNA-Lösung wurde auf 220 µl verdünnt. Dabei erfolgte
die Zugabe von DNA-Polymerase I (10 Einheiten), 4 dNTPs,
ATP, MgCl₂, Tris-HCl, pH 8, DTT und T4-Ligase in den
selben Konzentrationen wie bereits unter "Bildung der
Heteroduplex-DNA" beschrieben. Nach dreistündiger Inku
bation bei 37°C oder bei über Nacht-Inkubation bei 16°C
wurden 14 µl zur gelelektrophoretischen Analyse und 2 µl
zur Transformation von kompetenten Zellen entnommen.
Kompetente TG-1-Zellen wurden nach Chung et al. (1989),
Proc. Natl. Acad. Sci. USA, 86, 2172-2175 hergestellt
und für alle Transformationen verwendet. Es wurden 2 µl
Kontrollplasmid (Wildtyp pUC19 oder pUC19 amber DNA,
10 ng/ml) oder mutierte Plasmid-DNA (direkt entnommen
aus den verschiedenen Enzymreaktionen) vorsichtig mit
100 µl der kompetenten Zellen vermischt und 30 Minuten
auf Eis inkubiert. Anschließend wurden 2, 10 und 80 µl
der transformierten Zellen auf Ampicillin, IPTG, X-Gal
enthaltenden Platten mit 2×YT-Agarmedium ausgestrichen.
Die Platten wurden 16 Stunden lang bei 30°C inkubiert
und die Mutationseffizienz durch Zählen der blauen und
weißen Kolonien bestimmt.
Tabelle 1 zeigt eine Zusammenfassung der Ergebnisse
mehrerer Plasmid-Mutagenese-Experimente unter Verwendung
verschiedener Kombinationen von Restriktionsenzymen und
Exonukleasen. Daraus wird ersichtlich, daß die Effizienz
im allgemeinen zwischen 70 und 80% liegt. Die geringere
Effizienz bei den Reaktionen 4 und 5 stammt vermutlich
von Unreinheiten innerhalb der T5-Exonuklease-Präpara
tion.
Tabelle 2 zeigt die Mutations-Effizienz der Plasmid-
Mutagenese bei verschiedenen Zwischenstufen des Verfahrens
unter Verwendung der Enzymkombination
HindIII/ExoIII/PstI/T7-Exonuklease (Tabelle 1, Reaktion 3).
Daraus wird ersichtlich, daß die Mutations-Effizienz
der DNA bereits nach der zweiten Abbaureaktion relativ
hoch ist und daher der abschließende Repolymerisations
schritt möglicherweise weggelassen werden kann.
Claims (18)
1.Verfahren zur Mutagenese von doppelsträngiger zirkulärer
DNA, dadurch gekennzeichnet, daß man
- a) einen ersten spezifischen Einzelstrangbruch (Nick) im DNA-Molekül in der Nähe der Mutagenese-Stelle einführt,
- b) eine erste Exonuklease-Behandlung durchführt, bei der man einen partiellen Abbau des genickten DNA- Strangs bewirkt, um einen begrenzten einzelsträngigen Bereich auf dem DNA-Molekül zu erzeugen, der auch die Mutagenese-Stelle umfaßt, wobei die Stelle des ersten spezifischen Einzelstrangbruchs bezüg lich der Exonuklease-Abbaurichtung nicht weiter als die Hälfte der Nukleotide des zirkulären DNA-Moleküls von der Mutagenese-Stelle entfernt ist,
- c) einen Mutagenese-Primer und gegebenenfalls ein weiteres Oligonukleotid an den einzelsträngigen Bereich des DNA-Moleküls hybridisiert,
- d) durch Behandlung mit DNA-Polymerase und Ligase ein geschlossenes Heteroduplex-DNA-Molekül erzeugt, in dessen mutierten DNA-Strang eines oder mehrere modifizierte Nukleotide eingebaut sind,
- e) einen zweiten spezifischen Einzelstrangbruch im nicht-mutierten Strang des Heteroduplex-DNA-Moleküls einführt, wobei der mutierte DNA-Strang an der Spaltstelle eines oder mehrere modifizierte Nukleotide enthält,
- f) eine zweite Exonuklease-Behandlung durchführt, bei der man einen gegebenenfalls partiellen Abbau des nicht-mutierten, genickten DNA-Strangs bewirkt, so daß die Mutagenese-Stelle in einem einzelsträngigen Bereich liegt, wobei man bei der Auswahl der Exonu klease darauf achtet, daß der Abbau des nicht muta genisierten Strangs in Richtung der Mutagenese- Stelle stattfindet und gegebenenfalls
- g) das partiell einzelsträngige DNA-Molekül aus (f) mit Polymerase behandelt, um ein mutiertes Homoduplex- DNA-Molekül zu erzeugen.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch
gekennzeichnet, daß die doppel
strängige zirkuläre DNA ein Plasmid ist.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch
gekennzeichnet, daß man den ersten
spezifischen Einzelstrangbruch durch Spaltung des
DNA-Moleküls in der Nähe der Mutagenese-Stelle mit
einer Restriktionsnuklease in Gegenwart von
Ethidiumbromid erzeugt.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch
gekennzeichnet, daß man EcoRI in
Gegenwart von Co2+-Ionen verwendet.
5. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch
gekennzeichnet, daß man HindIII
verwendet.
6. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß man den ersten spezifischen Einzelstrangbruch
erzeugt, indem man ein Oligonukleotid zugibt, das
der Spaltregion in der Nähe der Mutagenese-Stelle
komplementär ist und an seinem Ende ein komplexiertes
Metallion und anschließend die Spaltung der
DNA durch Zugabe eines geeigneten Aktivators
bewirkt.
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß man die partiellen Abbaureaktionen des DNA-
Moleküls ausgehend vom Einzelstrangbruch durch
Behandlung mit 5′→3′ oder 3′→5′ Exonuklease
bewirkt.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch
gekennzeichnet, daß man für den
ersten partiellen Abbau des DNA-Moleküls eine
nicht-prozessive Exonuklease, vorzugsweise Exonu
klease III oder T5 Gen D15 Exonuklease verwendet.
9. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß man einen Einbau von modifizierten Nukleotiden
in den mutierten DNA-Strang bewirkt, indem man die
Polymerase-Reaktion in Gegenwart von Desoxyribo
nukleosidtriphosphaten und mindestens einem modi
fizierten Nukleotid durchführt.
10. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß man einen Einbau von modifizierten Nukleotiden
in den mutierten DNA-Strang bewirkt, indem man zur
Hybridisierung mit dem partiell einzelsträngigen
DNA-Molekül einen Mutagenese-Primer oder/und ein
weiteres Oligonukleotid mit einem oder mehreren
modifizierten Nukleotiden verwendet.
11. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß man als modifizierte Nukleotide Basen-, Phos
phat- oder/und Zuckeranaloga verwendet.
12. Verfahren nach Anspruch 11, dadurch
gekennzeichnet, daß man als
Zuckeranaloga 2′-Desoxy-2′-fluornukleotide, Ribo
nukleotide oder/und 3′-Desoxy-3′-thionukleotide
verwendet.
13. Verfahren nach Anspruch 11, dadurch
gekennzeichnet, daß man als
Basenanaloga 4-Thiothymin, 2-Thiothymin, Uracil,
2-Aminopurin, 2,6-Diaminopurin, 6-Thiopurin,
6-Thio-2-aminopurin, 7-Deazaguanin, 7-Deazaadenin,
Purin, Hypoxanthin oder/und 5-Methylcytosin
verwendet.
14. Verfahren nach Anspruch 11, dadurch
gekennzeichnet, daß man als
Phosphatanaloga Phosphonate, Phosphorodithioate
oder/und Phosphorothioate verwendet.
15. Verfahren nach Anspruch 11 oder 14,
dadurch gekennzeichnet,
daß man eines oder mehrere [α-S]Desoxyribonukleosid-
triphosphate verwendet.
16. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß man den zweiten spezifischen Einzelstrangbruch
durch Inkubation des modifizierten Heteroduplex-
DNA-Moleküls mit einer geeigneten Restriktions
endonuklease bewirkt.
17. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß man als modifiziertes Nukleotid ein geeignetes
[α-S]Desoxyribonukleosidtriphosphat und eine
Restriktionsendonuklease ausgewählt aus der Gruppe
EcoRV, PstI, NciI, HindII, PvuI, FspI, AvaI, AvaII
und BanII verwendet.
18. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß man als modifizierte Nukleotide zwei geeignete
[α-S]Desoxyribonukleosidtriphosphate und eine
Restriktionsendonuklease ausgewählt aus der Gruppe
BamHI, EcoRI, MspI, HpaII, HindIII, PvuII und SacI
verwendet.
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DE19893936258 DE3936258C1 (de) | 1989-10-31 | 1989-10-31 | |
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- 1989-10-31 DE DE19893936258 patent/DE3936258C1/de not_active Expired - Lifetime
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- 1990-10-30 WO PCT/EP1990/001939 patent/WO1991006645A1/de unknown
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