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Verfahren zur Verhinderung des Vermischens von zwei oder mehr Stoffen
bei Undichtwerden der Trennungswände der diese Stoffe enthaltenden Apparate.
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In der chemischen Industrie ergibt sich häufig der Fall, daß man
arbeitet: a) mit festen Stoffen und Flüssigkeiten oder b) mit festen Stoffen und
Gasen oder c) mit zwei oder mehr Flüssigkeiten oder d) mit zwei nder mehr Gasen
oder e) gleichzeitig mit zwei oder mellr Flüssigkeiten und Gassen, welche durch
eine feste Wand geschieden sind und welche, wenn sie durch Undichtwerden der Trennwände
miteinander in Beiiihrung treten, zu Explosionen oder zu anderen schädlichen wirkungen
führen.
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Unter anderem haben lcei der Bereitung von Salpetersäure in den letzten
jahren verschiedene Explosionen von sehr schwerwiegen den Folgen stattgefunden,
deren Ursachen auf Vorgänge zurückzuführen sind, welche in den Kühlern sich abgespielt
haben, Diese letzteren bestehen bekanntlich aus schmiedeeisernen, von einem Mantel
umgebenen Röhren. Durch diese Kühlröhren leitet man bei der Salpetersäurefabrikation
Toluol von etwa #70°C, wodurch sich in dem die Röhren umgebenden Mantel Stickstoffdioxyd
in fester From absetzt.
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Hat im Kühler die Bildung einer ausreichenden Menge Stickstoffdioxyd
stattgefunden, dann leitet man bekanntlich durch die Röhren erwärmtes Toluoyl, wodurch
das Dioxyd in flüssigen Zustand übergeführt wird.
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HIerbei tritt num sehr oft die große Gefahr auf, daß die Kühlröhren
schnell angegriffen und durchfressen werden, so daß das Stickstoffdixoyd und Toluol
miteinander in unerwünschte Berührung treten und vermischt werden.
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Auch der den Kühler umschließende Außenmantel wird häufig angegriffen
und undicht, wobei die isolierende Hülle, welche am zweckdienlichsten aus Kork loesteht,
verbrennt. Um
diese Gefahr des Verbrennens zu vermeiden, verwendet
man in der Praxis number Diatomecnerde an Stelle von Kork.
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Eine der folgenschwersten Explosionen, welche sich in den letzten
jahren in der Salpetersäurefabrikation ereignet hat (Zschornowitz, 18. Juni 1917),
wird darauf zurükgeführt, daß Toluol und stickstoffdioxyd mit Putzöl in Berührung
kamen. Der hierbei entstandene Brand führte zur Explosion. Ein ahliches schweres
Explosionsunglück ereignete sich am 21. Juli 1921 in Bodio infolge einer Explosion
großer mengen eines Benzin-Dixoyd-Gemisches (Zeitschrift für angewnadte Chemie,
Jahrg. 35, 1922, Seite 117).
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Die vorliegende Erfindung sucht solchen Gefahren vorzubeugen. Ihre
Anwendung ist nicht ausschließlich auf die Salpetersäureindustrie beschränt.
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Das Ziel wird dadurch erreicht. daß man Jene Stoffe (Flüsigkeiten,
Gase), durch deren Vermischung oder Berührung Explosionen oder andere schädliche
wirkungen entstehen kömen, durch solche Flüssigkeiten oder durch solche Gase voneinander
trennt, welche mit den zu trementden Stoffen bei den inm Betriebe verwendeten Temperaturen
entweder überhaupt keine chemischen Verbindungeneingehen oder mit mit ihnen in einer
für den Betrieb möglichst unschädlichen Weise reagieren.
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Dies ist das eine kennzeichen der Erfindung.
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Ein weiteres Merkmal derselben besteht darin, daß man den zur Scheidung
dienenden Stoff während des Betriebes unter einem Druck hält, welcher höher oder
tiefer liegt als die Drucke, unter denen die zu scheidenden Stoffe stehen.
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Ein drittes Merkmal der Erfindung besteht in der Ver3endung mechanischer
mittel, um den Eintritt von Druckveränderungen in dem zur Trennung dienenden Mittel
(Flüssigkeit, Gas) zur abgabe ihörbarer oder sichtbarer Signale zu verwenden oder
um bei Eintritt solkeher Druckveränderungen selbsttätige Absperrvorrichtungen zu
betätigen, um den Betrieb stillzusetzen oder Gefahren zu verhütetl.
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Die Wahl der Flüssigkeiten oder Gase, welche als Trennmittel Anwendung
finden sollell, und die besonderen Bedingungen ihrer Verwendung müssen den einzelnen
technischen Betriehen und dem Einzelfalle angepaßt werden.
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Als Trennflüssigkeit werden zweekdienlich solche Stoffe oder ein
Gemisch solcher verwendet, weelche bei den imk Betriebg verwendeten höchsten Temperaturen
keinen solchen Dempfdruck haben, daß sie bei den im Betrieb verweadeten Drucken
sieden, und oderen Sehmelzpunkt tiefer liegt als die niedrigsten in Betrieb verwendeten
Temperaturen, bei welchen die Ausülung von Schutzwirkungen erforderlich oder wünschenswert
ist.
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Bei der Salpetersäurefabrikation z. B. empfiehlt sich unter anderem
die Verwendung von Chloriden der Kohlenstoffreihe (z. B.
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SiCl4) als scheidungsmittel, ferner Chloroform (im Gemisch mit anderen
als hauptschutzflüssigkeit dienenden Stoffen), Äthylbenzol, Alkohol, i-amylalkohol,
Toluol, Methylanilin, Seleniumtetrafluorid usw.
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Als mechanische Mittel können die bekannten Druckventile dienen,
welche man evtl. mit elektrischen Signalvorrichtungen verbinden bzw. zusammentarbeiten
lassen kann.
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In praktischer Ausführung dieses Erfindungsgedankens verfährt man
in der Weise, daß man die zu trennenden Stoffe voneinander durch eineu Raum oder
durch Gefäße scheidet, welehe man z. B. aus doppelten oder mehrfachen konzentrischen
Wänden bildet.
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Hierbei befindet sich der eine der zu trennellden Stoffe außerhalb
und der andere innerhalb dieses Trennungsraumes.
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Der durch die konzentrischen Wandungen gebildete Trennungsraum wird
mit dem zur Tremung dienenden Stoff (Flüssigkeit, Gas) ausgefüllt.
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Die neuartige Wirkung besteht erstens darin, daß, wenn die den erwähnten
Trennungsraum bildenden Wände angefressen werden, die voneinander getrennten Flüssigkeiten
demnach nicht miteinander in Berührung treten können, sodann, und zwar hauptsächlich
darin, daß infolge der in dem Trennungsraum auftretenden Veränderung des Druckes,
unter dem sich das Trennmittelefindet, geeignete Mittel, z. B. ein mit Hilfe eines
Druckventils ausgelöstes Warnungssignal oder anderen Schutzmittels, fiir den Betrieb
betätigt werden können.
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Das Trennmittel (Flüssigkeit, Gas) kann unter zweierlei Bedingungen
Anwendung finden: in dem einen Fall z. B. nur zum Feststellen bzw. zum Anzeigen
des in den Trenwänden entstandenen Leckes, ohue daß dabei auch eine Wiederherstellung
des ursprünglichen Druckes nötig wäre; in dem anderen Fall jedoch wird das Trennmittel
unter der Bedingung angewendet, daß der Druck konstant gehalten, also nach Auftreten
einer Druckveränderung wiederhergestellt wird.
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Die Verwendung kann aber auch in der Weise stattfinden, daß auftretende
Lecke durch das beschleunigte Arbeiten der Pumpen angezeigt werden.
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Im letzteren Fall wird eine selbsttätig wirkende Pumpe mit dem Trennungsramm
verbunden, welche durch das erwähute Durkventil ein- und ausgeschaltet wird, wovon
die
mehr oder weniger energische Wirkung des Ventils abhängig ist.
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Das Auftreten von Lecken kann gemäß der Erfindung im allgemeinen
angezeigt werden durch Druck- oder Niveauveränderungen im Trennungsmittel oder durch
Veränderungen in den physikalischen oder chemischen Eigenschaften dessalben, wie
z. B. durch Veränderung in der Färbung, im spezifischen Gewicht, in der elektrischen
Leitfähigkeit o. dgl.
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Das Anzeigen eines Leckes vermittels Anderung der Färbung oder durch
Änderung der physikalischen Eigenschaften des Trennmittels kann dadurch erfolgen,
daß man als solches einen Stoff wählt, welcher mit einem oder mit allen der zu trennenden
Stoffe Farbenänderungen oder andere Änderungen des physikalischen Zustandes im genannten
Mittel hervorruft.
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Handelt es sich z. B. um Stickstoffdioxyd (NO2), so setzt sich deieses
bekanntlich in From von Schnee an den Röhren der Kühler ab. Um den Schnee wieder
aufzutauen oder um andere durch den Betrieb bedingte Reaktionen hervorzurufen, kann
man erwärmte Gase oder Dampf oder entsprechend erwärmte Flüssigkeiten oder ein Gemisch
dieser Stoffe verwenden.
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Diese erwärmen den Körper kann man zweckdienlich durch Röhren leiten,
welche z. 3,. zwischen der Innen- und Außenwand des Apparates angeordnet sind.
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NIan kaml diese erwärmenden Körper auch ohne Anordnung von Rohrleitungen
zwischen der Innen- und AuJ3enwand des Apparates strömen lassen. Zur Erwärmung kann
auch die Abfallwärme des Betriebes venvendet werden.
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In der biliegenden Zeichnung ist die Erfindung an einem Asuführungsbeispiel
und in Anwendung auf die Salpetersäurefabrikation vcranschaulicht. Hierbei werden
als voneinander zu trennende Stoffe Stickstoffdioxyd einerseits und Toluol oder
Benzin anderseits verwendet. Als Trennmittel wird z. B. Siliciumtetrachlorid benutzt.
Man kann auch weniger indifferente Stoffe als Trennmittel verwenden, wie z. B. Äthylbenzol,
Chloroform usw.
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Das mechanische Hilfsmittel, um diese beiden Flüssigkeiten voneinander
zu trennen, besteht in der Anwendung einer Doppelwand, welche um die Röhren gelegt
ist, durch welche das Toluol fließt.
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Abb. 1 veranschaulicht eine für die Salpetersäurefabnkation dienende
Einrichtung im Vertikalsehnitt; Abb. 2 zeigt eine abgeändete Arsführungsform.
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I he7,eiclmet die ÄNTand des Kiihlers, welcher mit Kork oder Diatomeenerde
20 umgehen ist.
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2 ist ein Leitungsrohr zur Zuleitung von Toluol nach dem Innenraum
3 des Kühlers.
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Aus dem Raum 3 strömt das Toluol in Richtung der Pfeile 14 durch
die Rohre 4 hindurch und wird aus dem Raum 5 durch die Rohrleitung 6 abgeführt.
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Die Zuleitung des Stichstoffdioxyds nach dem Kühler erfolgt durch
das Rohr 7 nach dem Raum 8. Druch die Leitung 9 wird das von NO2 gereinigte Stickstoff-Sauerstoff-Gemisch
abgeführt. Es sei noch bemerkt, daß die Stoffe auch im Gegenstrom geführt werden
können.
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15 ist eine Doppelwand, welche die Räume 3, 4 und 5 vom Raum8 8 trennt.
Die hierdurch gebildeten Räume 10 werden nun mit einer Flüssigkeit oder einem Gas
gefüllt, welche auf die anderen beiden Stoffe chemisch nicht einwirken können und
derart gewählt sind, daß sie sich hinsichtlich ihrer physikalischen Eigenschaften
(Schmelzpunkt, Siedepunkt) den im Betriebe auftretenden Temperaturen und sonstigen
Verhältnissen anpassen.
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Die innere lichte zweite des Raumes wird ebenfalls den Betriebsverhältnissen
entsprechend gewählt.
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Bei Verarbeitung von Stickstoffdioxyd und Toluol wird man diesen
Abstand möglichst klein wählen, um einen wirksamen Wärmeaustausch zwischen Toluol
und Dioxyd zu erzielen. Dieser kann dadurch gesteigert werden, daß man die Trennflüssigkeit
im Kreislauf durch den Trennungsraum Io hindurchströmen läßt.
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Entsprechend dem Prinzip der vorliegenden Erfindung, gemäß welchem
auftretende Druckveränderungen dazu benutzt werden, um in den Rohrleitungen 4 oder
15 entstehende Undichtigkeiten anzuzeigen, wird der Druck des trennenden Stoffes
(z. B. Si C14) höher oder tiefer gehalten als jener der beiden zu trennenden Stoffe
(Stickstoffdioxyd und Toluol).
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An dem Raum 10 ist ein Rohr In angeschlossen, in welchem ein Druckventil
I6 oder eine ähnliche Vorrichtung vorgesehen ist, welche bei auftretenden Druckänderungen
in Wirkung tritt und eine an dieses Ventil angeschlorssene alarmvorrichtung oder
selbsttätig wirkende Abschlußvorrichtung betätigt, um den Betrieb stillzusetzen
oder sonstwei zu beeinflussen.
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Praktisch gestaltet sich der Betrieb bei dem vorliegenden Ausführungsbeispel
wie folgt: ÄVeun infolge irgendwelcher Ursachen, z. B. infolge Springens, oder dadurch,
daß eine der Wände 4, 15 oder beide durchgefressen werden, einer der zau trennenden
Stoffe oder beide mit der Trennflüssigkeit in Berührung treten, dann tritt in den
Räumen 10 und 11
eine Druckveränderung auf, und das Ventil I6 wird
betätigt.
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Um auch die Wand des Kühlers in solchen Fällen zu schützen, ist auch
dieser an der Berührungsstelle der Räume 8 und 20 mit einer inneren (Doppel-) Wand
12 versehen, welche mit der Kühlerwandung einen Raum 13 bildet, welcher mit Druckluft
gefüllt ist.
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In der Zufuhrleitung 17 für die Preßluft ist ebenfalls ein Druckventil
18 vorgesehen, welches in Wirkung tritt, wenn der Druck in 13 sinkt.
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Beim Springen oder Durchgefressenwerden der Wandung 12 des Kühlers
wird durch die infolge Entweichens der Druckluft auftretende Druckverminderung eine
Hilfseinrichtung betätigt, welche entweder Alarmsignale oder andere selbsttätig
wirkende Sicherheitsvorrichtungen auslöst. Die Preßluft hat auch die Wirkung, daß
sie das Eindringen von NO2 in den Raum I3 verhindert.
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Die Einrichtung kann auch so getroffen werden, daß man an Stelle
durchlaufender Sicherungsräume 10 unterteilte Sicherungsräume anordnet.
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Zu diesem Zweck wird der zu sichernde Apparat oder Raum in seiner
ganzen Höhe mit aneinander sich anschließenden, aber voneinander getrennten Einzelräumen
19, 19 (Abb. 2) unterteilt. An jeden einzelnen dieser Räume wird dann ein Ventil
16 angeschlorssen, das mit irgendeiner Sicherheitseinrichtung in Verbidung steht.