DE3915085C2 - Vorrichtung zum Herstellen eines dreidimensionalen Gewebes - Google Patents
Vorrichtung zum Herstellen eines dreidimensionalen GewebesInfo
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Description
Die Erfindung betrifft Vorrichtungen zum Herstellen eines
dreidimensionalen Gewebes nach dem Oberbegriff eines der
Ansprüche 1 bis 3 und 5.
Diese Vorrichtungen sind durch die US-PS 3 132 671 bekannt.
Zur Herstellung dreidimensionaler Webflächen ist vorgeschlagen
worden, die Abstände der Kettfäden unmittelbar vor der
Verfestigung zu verändern (Offermanns, Melliand Textilberichte
11/88 793-796). Hierdurch sind nur begrenzte dreidimensionale
Formen erzielbar. Das vielfach praktizierte Zerschneiden und
Zusammensetzen von Gewebestücken ist mit Festigkeitseinbußen
verbunden und bedingt bei komplizierten Formen einen hohen
Fertigungsaufwand. Im Bereich Hochleistungsfasern (z. B. für
Ballonhüllen oder Verstärkungseinlagen für Verbundbauteile) sind
derartige Gewebe nicht einsetzbar.
Dreidimensional geformte Maschenwaren lassen sich in den als
Beispiel genannten Einsatzgebieten nicht verwenden, weil die
Maschenwaren aufgrund der Maschenstruktur zu elastisch und zu
wenig richtungsstabil sind. Ferner sollen die einzelnen Fäden
nicht so stark gekrümmt sein.
Es werden vielmehr Gewebe mit dreidimensional geformter Fläche
gewünscht, wobei sich die Form und die Gewebekonstruktion - wie
z. B. Leinwand-, Köper- und Atlasbindung und deren Ableitung -
frei wählen läßt.
Dieses Ziel wird mit den bekannten Vorrichtungen bzw. dem
Verfahren nur begrenzt erreicht.
Bei der durch die US-PS 3 132 671, insbesondere Spalte 2, Zeilen
14ff, 30ff, Fig. 11 bekannten Vorrichtungen und ebenso bei der aus
der EP 0 302 012 A1 bekannten Vorrichtung ist die Aufwickelwalze
spezifisch geformt, bei der durch die US-PS 3 132 671,
insbesondere Spalte 2, Zeilen 39ff bekannten Vorrichtungen
bogenförmig ausgebildet. Dadurch können die
Abzugsgeschwindigkeiten der Kettfäden so vorgegeben werden, daß
die Abzugslängen abhängig von der jeweiligen Position des
Kettfadens von Faden zu Faden über die Breite der Kette
unterschiedlich sind.
Um die Schußfäden in vorbestimmte gebogene Positionen zu bringen,
ist die durch die US-PS 3 132 671 Spalte 2, Zeilen 20ff bekannte
Vorrichtung mit einem Webriet als Formbildungseinrichtung
eingerichtet, bei welchem die Rietstäbe (Lamellen) in
Kettrichtung schwenkbar gelagert und durch eine Kurvenwalze
positionierbar sind.
Schließlich ist durch die US-PS 3 132 671 insbesondere Spalte 2,
Zeilen 25ff, 48ff eine Vorrichtung bekannt, die, um die
Schußfäden in die vorbestimmte Kurvenform senkrecht zur
Webrichtung zu bringen, mit einem Webriet als
Formbildungseinrichtung eingerichtet ist, bei welchem die
gefächert angeordneten Rietstäbe zur Führung von Führungsösen
dienen. Die Führungsösen führen jeweils einen Kettfaden. Die
Führungsösen sind durch eine Jacquardmaschine in den
Fachbildungspositionen positionierbar. Durch Kurvenscheiben sind
die Führungsösen außerdem in Zwischenstellungen positionierbar.
Dabei werden die Seitenabstände der Kettfäden der gewünschten
dreidimensionalen Form durch angepaßte Ausrichtung der Rietstäbe
eingestellt (Spalte 16, Zeilen 27 ff).
Allen diesen bekannten Vorrichtungen und Verfahren ist gemeinsam,
daß die Formgebungseinrichtungen der gewünschten
dreidimensionalen Form angepaßt sind und folglich bei einer
gewünschten Änderung dieser Form ausgetauscht werden müssen.
Aufgabe der Erfindung ist es, die bekannten Vorrichtungen und das
Verfahren so weiterzubilden, daß die Geometrie des Gewebes
hinsichtlich seiner dreidimensionalen Form frei und ohne
Austausch von Elementen der Vorrichtung wählbar und steuerbar
ist, wobei das Gewebe mit der gewünschten dreidimensionalen Form
beim Weben entsteht, ohne daß es noch einer Bearbeitung wie z. B.
einer Drapierung oder Konfektionierung bedarf. Geometrie und
Gewebekonstruktion sollen weitgehend frei wählbar sein.
Die Lösungen ergeben sich aus den Ansprüchen 1 bis 3 und 5.
Den Lösungen mit den Vorrichtungen nach den Ansprüchen 1 bis 3
und 5 ist gemeinsam, daß die Formbildungseinrichtungen jeder
gewünschten dreidimensionalen Form des Gewebes durch
entsprechende Einstellung der Steuerung, im übrigen ohne Umbau
der Vorrichtungen angepaßt werden können.
Die Abzugslängen bzw. die Schußfadenabstände werden derart
variiert, daß die Abstände zwischen zwei angeschlagenen
Schußfäden nicht konstant sind.
Eine zusätzliche Gestaltungsmöglichkeit entsteht durch
Einstellbarkeit der Kettfadenabstände, was die Herstellung einer
großen Vielfalt von Gewebeformen ermöglicht.
Die Geometrie der Form richtet sich nach dem Einsatzzweck.
Vorzugsweise wird es sich dabei um rotationssymmetrische Formen
handeln. Andere nichtrotationssymmetrische Formen sind denkbar.
Die erste Vorrichtung nach Anspruch 1 bildet den zur Formgebung
des Gewebes verwandten Formkörper weiter, der zwischen den
Fachbildevorrichtungen und dem Gewebeabzug vor der
Gewebebildungskante angeordnet ist und der das Gewebe bzw. die
Kette in eine dreidimensionale Form hebt oder senkt und in dieser
Form wenigstens während des Rietanschlages festhält.
Dabei ist allerdings die Form quer zur Kette noch durch die Form
der Scheiben festgelegt.
Eine weitere Gestaltungs- und Einstellmöglichkeit wird erzielt
durch die Vorrichtung nach Anspruch 3.
Die Vorrichtung nach Anspruch 2 bildet die Abzugswalze weiter.
Diese Vorrichtung kann bei Verwendung entsprechender
elektronischer Bauteile programmierbar bezüglich der gewünschten
Kontur aufgebaut werden. Die Vorrichtung bietet den Vorteil, daß
die geteilte Abzugswalze neben der Formgebung sowie der Klemmung
der Kettfäden auch zur Aufrechterhaltung der Fadenspannung dient.
Die Vorrichtung nach Anspruch 5 bildet die bekannte Vorrichtung
weiter, in welcher eine Jacquardmaschine zur Formgebung benutzt
wird. Diese Ausführung hat den Vorteil, daß dreidimensionale
Gewebe ohne Eingriff in die Maschinenausgestaltung allein durch
Maschineneinstellung, nicht aber durch Anfertigung und Einbau
neuer Formkörper herstellbar ist.
Auch bei dieser Vorrichtung kann der Kettfadenabstand durch die
Ausbildung des Riets nach Anspruch 7 oder 8 variiert werden.
Die Einzelsteuerung von Lamellen bietet den Vorteil großer
Flexibilität. Verschiedene Gewebekonturen lassen sich so ohne
Umrüstmaßnahmen durch Verändern, 2. B. einer angeschlossenen
elektronischen Steuerung, verwirklichen.
Die Weiterbildung nach Anspruch 6, bei der die Litzen nicht nur
Heben und Senken, sondern auch seitliches Positionieren der
Kettfäden gestatten, hat den Vorteil, daß die zur Litzensteuerung
notwendigen Teile nicht beim Rietanschlag mitbewegt werden müs
sen. Die Vorrichtung nach dieser Erfindung bietet in der
Ausgestaltung nach Anspruch 9 den Vorteil größtmöglicher
Flexibilität zur Herstellung jeder Gewebeform.
Die Erfindung wird nachstehend anhand von Ausführungsbeispielen
mit Hilfe von Zeichnungen erläutert.
Es zeigen:
Fig. 1 eine Vorrichtung, mit der 3-dimensional geformte Gewebe
hergestellt werden,
Fig. 2 Riet mit kurvenförmigen Lamellen,
Fig. 3 Riet mit seitlich verschiebbaren Lamellen,
Fig. 4 Nutenwalze zur Lamellensteuerung
Fig. 5 Formbildung mit Formscheiben,
Fig. 6a Schußeintrag bei einer Formbildung mittels Litzenhub,
Fig. 6b Schußanschlag bei einer Formbildung mittels Stößeln,
Fig. 7 Einrichtung zur seitlichen und senkrechten
Kettfadenbewegung an einer Litze,
Fig. 8 Formbildung durch geteilte Gewebeabzugswalze.
In den Figuren sind jeweils ein Webstuhl oder Teile davon
dargestellt, mit dem bzw. denen ein dreidimensional geformtes Gewebe
hergestellt werden kann. Dieses ist zu unterscheiden von einem
mehrlagigen Gewebe, das zuweilen als dreidimensionale Gewebe
bezeichnet wird, obwohl es sich dabei um ebene Flächen handelt.
Wie Fig. 8 zeigt, besitzt der Webstuhl eine Einzelfadenzuführung
der Kette. Er besitzt ferner als Fachbildmechanismus eine
Schaftmaschine (Fig. 1 bis 5, 6a und 8) oder Jacquardmaschine
(Fig. 6b, 7) sowie ein Schußeintragssystem, ein Webriet 1 als Schußanschlags-
oder -andrückorgan und einen Warenabzug. Er entspricht insoweit
den bekannten Webstühlen zur Herstellung ebener Gewebeflächen.
Fig. 1 stellt einen Webstuhl teilweise dar.
Hierbei wird eine spezielle Abzugswalze verwandt. Die Abzugswalze
ist aus einzelnen Scheiben 17 zusammengesetzte, zwischen denen
das Gewebe geklemmt und abgezogen wird. Der in Fig. 8 schematisch
mit seinen Funktionsteilen dargestellte Webstuhl erlaubt ein
Verfahren, das die Aufrechterhaltung der Kettfadenspannung beim
Weben von dreidimensional geformten Flächen vereinfacht. Die
Kettfäden 3 werden durch Schäfte 7 zur Fachbildung gehoben und
gesenkt. Das Riet 1 ist wie in Fig. 2 ausgeführt. Die jeweils
unterschiedlichen Längen, mit denen die Kettfäden in einem
Schußeintragszyklus abgezogen werden, werden durch die
voneinander unabhängig arbeitenden Walzen oder Scheiben (Abzugs
teile) der Gewebeabzugsvorrichtung erzeugt. Hierzu werden die Abzugs-
Scheiben 17 während des Gewebeabzuges mit jeweils zueinander unter
schiedlichen Drehzahlen bzw. Geschwindigkeiten schrittweise bzw.
über Motoren stufenlos angetrieben. Der Schußanschlag erfolgt bis
zum vordersten Rand der Abzugs-Scheiben, so daß die Kettfäden teilweise
durch die von dort bis zum Klemmpunkt der Scheiben eingetragenen
Schußfäden hindurchgezogen werden. Die dreidimensionale
Gewebekontur entsteht hierbei erst am Gewebeabzug, d. h. hinter dem
Klemmpunkt der geteilten Abzugswalze (Abzugsscheiben 17). Diese
Vorrichtung kann bei Verwendung entsprechender elektronischer
Bauteile programmierbar bezüglich der gewünschten Kontur
aufgebaut werden.
Die unterschiedliche Drehzahl der Abzugsrollen 17 wird durch
Klinkenzahnräder 18 erreicht, die über einen Hubstößel 19
schrittweise und voneinander unabhängig vorgeschoben werden
können.
Unterschiedlicher Kettfadenabstände werden durch besondere
Ausbildung des Webriets 1 realisiert.
Derartige Ausbildungen werden anhand von Fig. 2 und 3
beschrieben.
Bei der Ausführung nach Fig. 2 sind Rietstäbe 2 (auch als
Lamellen bezeichnet) fest an der oberen und unteren
Rietbegrenzung (Rahmen) eingebaut, wobei diese Lamellen nicht -
wie üblich- senkrecht und zueinander parallel verlaufen, sondern
zur Einstellung des seitlichen Abstandes der Kettfäden an Ober-
und Unterkante des Riets derart befestigt sind, daß die Lamellen
von der Oberkante bis zur Unterkante hin unterschiedliche
Abstände voneinander aufweisen. Das Riet 1 ist in einem Rahmen
höhenverstellbar angeordnet. Der gewünschte seitliche
Kettfadenabstand wird durch die Einstellung der entsprechenden
Riethöhe bewirkt. Die Lamellen 2 können ungleichmäßig, z. B. kur
venförmig, verlaufen. Die Kurvenformen der Lamellen entsprechen
den während der Herstellung gewünschten Kettfadenabständen.
Zwischen jedem benachbarten Lamellenpaar wird ein Kettfaden 3
geführt. Ein Heben oder Senken des Riets 1 bewirkt dadurch unter
schiedliche seitliche Kettfadenabstände.
Das Riet 1 ist sowohl in Kettfadenrichtung als auch senkrecht dazu
in der Höhe beweglich in Führungen angebracht. Die Rietbewegung
in Kettfadenrichtung dient dem Schußanschlag. Die Rietbewegung
senkrecht dazu dient der Einstellung des seitlichen
Kettfadenabstandes. Das Riet wird in der Höhe von zwei
Kurvenscheiben 20 gesteuert, die von je einem Übertragungs- und
Führungshebel 21 abgetastet werden. In der Führungsbahn des
Hebels 21 wird das Riet 1 beim Schußanschlag in der jeweils
gewünschten Höhe gehalten. Je nach eingestellter Riethöhe nehmen
die Kettfäden dann die von den Lamellen in dieser Höhe
vorgegebenen Abstände voneinander ein.
Bei den Alternativen nach Fig. 3 und 4 sind die Lamellen 2 oder
eine Auswahl dieser Lamellen während des Webens seitlich
beweglich und positionierbar. Das Riet 1 bleibt dabei in der Höhe
unverändert, wie Fig. 3 zeigt. Die beweglichen Lamellen 2 können
über eine Steuerung stufenlos vor- und zurückbewegt und seitlich
positioniert werden. Hierzu sind nach Fig. 3 die
verschiebbaren Lamellen 2 im Riet 1 mit Schubstangen 6 oder
einem Seilzugmechanismus verbunden, wobei die Schubstangen 6
oder Seile durch Motoren angetrieben werden, die ein stufenloses
oder schrittweises seitliches Positionieren der Lamellen 2
bewirken. Als Antrieb kommt z. B. ein Klinkenmechanismus in
Betracht, wobei das einzelne Vorschieben und Zurückbewegen der
Klinken über Lochkarten oder Hubmagneten gesteuert werden kann.
Diese Einzelsteuerung der beweglichen Lamellen bietet den Vorteil
großer Flexibilität. Verschiedene Gewebekonturen lassen sich so
ohne Umrüstmaßnahmen durch Verändern einer
angeschlossenen elektronischen Steuerung verwirklichen.
Nach Fig. 4 wird jede Lamelle in einer umlaufenden Nutenbahn 5
geführt. Die Nutenbahnen 5 sind in einen Lamellenführungskörper
4 eingebracht. Statt der Nuten kann der Lamellenführungskörper
auch mit aufgesetzte Bahnen, z. B. mit Stegen versehen sein, an
denen die einzelnen Lamellen geführt werden. Der
Lamellenführungskörper 4 ist z. B. eine im Verhältnis zur
Maschinendrehzahl langsam rotierende Nutenwalze.
Diese Vorrichtung hat den Vorteil eines verhältnismäßig kleinen
Herstellungsaufwandes. Die auf der Walze angebrachten Bahnen oder
Nuten können veränderlich ausgeführt sein, z. B. durch Weichen,
die mechanisch oder elektrisch gestellt werden können.
Je nach Verlauf der Nuten und Bewegung des Lamellenführungsteils,
z. B. Drehung der Walze, ergibt sich eine Lamellenverschiebung
verbunden mit einer Änderung des Kettfadenabstandes.
Die Vorrichtungen nach den Fig. 1, 8 sowie 2 bis 4
ermöglichen, daß die Kettfadenlängen der von einzelnen Spulen
ablaufenden Kettfäden und die seitlichen Kettfadenabstände von
Faden zu Faden während eines Schußanschlages unterschiedlich sind
und darüber hinaus nach jedem Schußanschlag verändert werden
können. Durch ein planmäßiges Verändern der Abstände zwischen den
Fäden sowohl in Kett- als auch in Schußrichtung während des
Webprozesses kann ein Gewebe mit einer beliebigen
dreidimensionalen Fläche hergestellt werden.
Fig. 5 stellt einen Webstuhl teilweise und schematisch dar, bei
dem ein geteilter Formkörper verwandt wird, um unterschiedliche
Abzugslängen der Kettfäden 3 während der Gewebebildung zu
erreichen. Die Fachbildung erfolgt durch Schäfte 7, der Schußein
trag 8 mittels Greiferstangen und der Schußanschlag mit einer der
oben beschriebenen Rietausführungen. Der Formkörper ist in
einzelne Formscheiben 9 geteilt, die nacheinander unter das
Gewebe gehoben werden. Gezeigt ist eine mehrteilige Unterform,
die bei Bedarf durch eine mehrteilige Oberform ergänzt wird und
die das Gewebe an der Gewebebildungskante in die gewünschte Form
bringt und während des Schußanschlages in dieser Form festhält,
indem die einzelnen Teile der Formkörper nacheinander mit
fortschreitender Gewebebildung unter die Gewebebildungskante
gehoben bzw. darauf abgesenkt werden.
Während der Gewebebildung bewegt sich das Gewebe mit den
Formscheiben 9 mit einer der gewünschten Schußdichte entsprechenden
Geschwindigkeit in Abzugsrichtung. Dabei wird eine Formscheibe 9
immer dann angehoben, wenn der Geweberand um den der
Scheibenbreite entsprechenden Betrag von der zuletzt angehobenen
Scheibe übersteht. Mit dem Anheben einer Formscheibe 9 werden die
Kettfäden 3 dann beim Erreichen des Geweberandes soweit durch den
bis dahin überstehenden Gewebeteil gezogen, daß sich der bis
dahin überstehende Gewebeteil der Form anpaßt. Die Kettfäden
werden also in unterschiedlichen Längen zwischen den zuletzt
eingetragenen Schußfäden hindurchgezogen, bevor ein neuer
Schußanschlag erfolgt. Die einzelnen Scheiben der Unterform
können mit Nadeln bestückt sein, um die Kettfäden und das Gewebe
zu fixieren und gegen Abrutschen zu sichern.
Um für eine geänderte Gewebeform nicht jeweils neue Formkörper
herstellen zu müssen, kann der Formkörper auch aus einer oder
mehreren Stößelreihen bestehen, wobei die einzelnen Stößel sich
unabhängig voneinander heben und senken lassen, so wie es die
gewünschte Form erfordert. Der Geweberand wird dann beispielsweise
zwischen zwei Stößelreihen geklemmt, die, um den Gewebeabzug zu
ermöglichen, nacheinander den Geweberand umgreifen oder auch ohne
Umzugreifen über Rollen an den Stößelenden ein Durchziehen des
Gewebes erlauben.
Ein Teil eines Webstuhls mit Jacquardmaschine und Webriet ist in Fig. 6
gezeigt. Dieser Webstuhl ermöglicht die Herstellung von
dreidimensional geformten Gewebeflächen ohne Formkörper.
Die Kettfäden 3 sind dazu einzeln in Litzen 10 aufgehängt, wie
es bei den Jacquardmaschinen bekannt ist. Die jeweils unter
schiedlichen Längen, mit denen die Kettfäden abgezogen werden,
werden durch eine steuerbare Einzel- oder Gruppenaufhängung der
Kettfäden erzielt. Im Gegensatz zu den bisher bekannten
Jacquardeinrichtungen bewirkt die programmierbare Steuerung der
Jacquardeinrichtung, daß die Kettfäden schrittweise oder
stufenlos in verschiedenen Höhen aus der Mittelstellung gehoben
oder abgesenkt werden können, so wie es die zu erzeugende
Gewebeform erfordert. Damit besteht ein Webzyklus aus zwei Hüben
der Kettfäden. Mit der Einzelaufhängung der Kettfäden beinhaltet
der erste Hub - wie bei Verwendung von Schäften - das bei den
bekannten Jacquard-Maschinen übliche gruppenweise gleiches Heben
und Senken von Kettfäden zur Fachbildung und zum Schußeintrag
(Fig. 6a). Nach dem Eintrag des Schußfadens nehmen die
steuerbaren Litzen 10 im zweiten Hubzyklus eine Stellung ein, die
mit dem Rietanschlag an der Gewebebildungskante die gewünschte
Kontur ergeben. Im Unterschied zu üblichen Jacquardsteuerungen
müssen die Kettfäden an jede beliebige Stelle eines festgelegten
Hubs gehoben bzw. gesenkt werden können, wobei dieser Hub in
möglichst viele Einzelschritten aufgelöst sein sollte. Der zweite
Hubzyklus beinhaltet also ein ungleiches Heben und Senken der
Kettfäden entsprechend der zu erzeugenden Kontur, wobei der zuvor
eingetragene Schußfaden zur Gewebebildungskante hin transportiert
bzw. angeschlagen wird. Das Riet 1 befindet sich in der hinteren
Position. Nach dem Schußeintrag 8 nehmen die Litzen 10 eine Stellung
ein, die der gewünschten dreidimensionalen Gewebeform an der
aktuellen Gewebebildungskante entspricht (Fig. 6b). Der zuvor
gerade eingetragene Schußfaden 11 wird dabei aufgrund der
vorliegenden Kettfadenspannung in eine gekrümmte Linie zwischen
den Kettfäden gezogen. Da der Schußfaden bereits vor dem Anschlag
die gewünschte Form erhält, benötigt das Riet 1 keine Steuerung
der seitlich bewegbar aufgehängten Lamellen.
Auch hier erfolgt ein Festhalten des Geweberandes zur Auf
rechterhaltung der Kettfadenspannung; jedoch kann jetzt ein
System verwendet werden, das über die Litzenstellung des 2.
Schrittes mitgesteuert wird, beispielsweise durch eine
Hebelverbindung, und das z. B. mittels Rollen/Stößeln die
erforderliche Klemmung aufbringt. Vorteil dieser Konzeption ist
seine große Flexibilität. Die Herstellung einer neuen
Gewebekontur wird bei Verwendung elektronischer Bauteile
programmierbar und ist nicht mehr mit Umrüstmaßnahmen an der
Maschine verbunden.
Der einstellbare seitliche Kettfadenabstand kann durch
entsprechende Ausbildung des Webriets erfolgen. Alternativ
besitzt das Webriet zwar seitlich bewegliche, aber ungesteuerte
Lamellen. Die Litzen dienen aber nicht nur dem Heben und Senken,
sondern gestatten auch ein seitliches Positionieren. Der Vorteil
besteht darin, daß die zur Litzensteuerung notwendigen Teile nun
nicht mehr beim Rietanschlag mitbewegt werden müssen. Diese
Ausführung der Litzen zeigt die Fig. 7. Zusätzlich zu der
senkrechten Hubbewegung der Kettfäden 3 ist eine seitliche
Einstellung an jeder Litze realisiert. Die Litze 10 wird dazu in
einer Buchse 13 geführt, die wiederum seitlich bewegbar mit Hilfe
eines Steuerblechs 15 an einer Führungsschiene 14 aufgehängt ist.
Die Höhenverstellung der Litze 10 erfolgt durch einen
Harnischfaden 12 mit Gegenzug. Die seitliche Positionierung wird
mit einer Schubstange ausgeführt.
Die Lamellen werden von den Kettfäden selbst positioniert. Die
dazu nötige Spannung der Kettfäden wird über ein Spannen der
Gewebebildungskante mit Hilfe von höhenverstellbaren Stößeln er
reicht, die an den Spitzen mit Rollen ausgeführt sind, um das
Gewebe kontinuierlich abzuziehen, wobei je nach der gewünschten
dreidimensionalen Gewebeform die Stößel unterschiedliche Höhen
einnehmen. Die Positionierung der Stößel erfolgt mit Hilfe der
Steuerung der Litzen in Fig. 6b; während der Fachbildung bleiben
die Stößel aber in der zuvor eingenommenen Position. Der Anschlag
des Schußfadens erfolgt, nachdem die Litzen die der gewünschten
dreidimensionalen Gewebeform entsprechende Stellung eingenommen
haben.
Die Erfindung gewährleistet die Herstellung von Geweben mit frei
wählbaren dreidimensional geformten Flächen. Die Geometrie
richtet sich nach dem Einsatzzweck und ist vorzugsweise
rotationssymmetrisch. Beim Einsatz von Schäften ist die
Rapportlänge nach den Gesetzen der Gewebekonstruktion durch die
Anzahl der Schäfte festgelegt. Großrapportige Konstruktionen be
dingen den Einsatz von Jacquardmaschinen, was erfindungsgemäß
auch vorgesehen ist.
Claims (9)
1. Vorrichtung zum Herstellen eines dreidimensionalen Gewebes
mit einer Einzelfadenzuführung der Kette,
einem Fachbildungsmechanismus,
einem Schußeintragsystem,
einem Webriet zum Anschlagen des Schußfadens und
einer die dreidimensionale Form erzeugenden Formbildungseinrichtung
dadurch gekennzeichnet, daß
die Formbildungseinrichtung aus einem im Bereich der Gewebebildungskante eingreifenden Formkörper mit individuell steuerbaren Formscheiben (9) besteht,
wobei die nacheinander in Position bringbaren Formscheiben jeweils mit einer Kontur versehen sind, die für eine dem gerade erzeugten Gewebeabschnitt zu erteilende Form bestimmt ist.
einem Fachbildungsmechanismus,
einem Schußeintragsystem,
einem Webriet zum Anschlagen des Schußfadens und
einer die dreidimensionale Form erzeugenden Formbildungseinrichtung
dadurch gekennzeichnet, daß
die Formbildungseinrichtung aus einem im Bereich der Gewebebildungskante eingreifenden Formkörper mit individuell steuerbaren Formscheiben (9) besteht,
wobei die nacheinander in Position bringbaren Formscheiben jeweils mit einer Kontur versehen sind, die für eine dem gerade erzeugten Gewebeabschnitt zu erteilende Form bestimmt ist.
2. Vorrichtung zum Herstellen eines dreidimensionalen Gewebes
mit einer Einzelfadenzuführung der Kette,
einem Fachbildungsmechanismus,
einem Schußeintragsystem,
einem Webriet zum Anschlagen des Schußfadens und
einer die dreidimensionale Form erzeugenden Formbildungseinrichtung
dadurch gekennzeichnet, daß die Formbildungseinrichtung aus einer im Bereich der Gewebebildungskante eingreifenden Abzugswalze (17) mit unabhängig von einander antreibbaren Abzugsscheiben bzw. -rollen (17) für die einzelnen Kettfäden besteht.
einem Fachbildungsmechanismus,
einem Schußeintragsystem,
einem Webriet zum Anschlagen des Schußfadens und
einer die dreidimensionale Form erzeugenden Formbildungseinrichtung
dadurch gekennzeichnet, daß die Formbildungseinrichtung aus einer im Bereich der Gewebebildungskante eingreifenden Abzugswalze (17) mit unabhängig von einander antreibbaren Abzugsscheiben bzw. -rollen (17) für die einzelnen Kettfäden besteht.
3. Vorrichtung zum Herstellen eines dreidimensionalen Gewebes
mit einer Einzelfadenzuführung der Kette,
einem Fachbildungsmechanismus,
einem Schußeintragsystem,
einem Webriet und
einer die dreidimensionale Form erzeugenden Formbildungseinrichtung
dadurch gekennzeichnet, daß die Formbildungseinrichtung aus einer oder mehreren im Bereich der Gewebebildungskante angreifenden Stößelreihen mit individuell steuerbaren Stößeln besteht,
wobei mit den Stößeln eine Kontur erzeugbar ist, die für eine dem gerade erzeugten Gewebeabschnitt zu erteilende Form bestimmt ist.
einem Fachbildungsmechanismus,
einem Schußeintragsystem,
einem Webriet und
einer die dreidimensionale Form erzeugenden Formbildungseinrichtung
dadurch gekennzeichnet, daß die Formbildungseinrichtung aus einer oder mehreren im Bereich der Gewebebildungskante angreifenden Stößelreihen mit individuell steuerbaren Stößeln besteht,
wobei mit den Stößeln eine Kontur erzeugbar ist, die für eine dem gerade erzeugten Gewebeabschnitt zu erteilende Form bestimmt ist.
4. Vorrichtung nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet, daß
bei einer Jacquardmaschine als Fachbildungsmechanismus die
Positionierung der Stößel mittels der Litzensteuerung einstellbar
ist.
5. Vorrichtung zum Herstellen eines dreidimensionalen Gewebes
mit einer Einzelfadenzuführung der Kette,
einer Jacquardmaschine, in deren Litzen (Fadenösen) die Kettfäden einzeln geführt und zur Fachbildung gruppenweise gehoben und gesenkt werden,
einem Schußeintragsystem,
einem Webriet und
einer die dreidimensionale Form erzeugenden Formbildungseinrichtung,
dadurch gekennzeichnet, daß als Formbildungseinrichtung allein die Jacquardmaschine vorgesehen ist, die nach dem Schußeintrag (8) und vor dem Schußanschlag derart steuerbar ist, daß die die Kettfäden (3) führenden Litzen (10) die Position einer an der Gewebebildungskante zu erzielenden Kontur für eine dreidimensionale Form einnehmen.
einer Jacquardmaschine, in deren Litzen (Fadenösen) die Kettfäden einzeln geführt und zur Fachbildung gruppenweise gehoben und gesenkt werden,
einem Schußeintragsystem,
einem Webriet und
einer die dreidimensionale Form erzeugenden Formbildungseinrichtung,
dadurch gekennzeichnet, daß als Formbildungseinrichtung allein die Jacquardmaschine vorgesehen ist, die nach dem Schußeintrag (8) und vor dem Schußanschlag derart steuerbar ist, daß die die Kettfäden (3) führenden Litzen (10) die Position einer an der Gewebebildungskante zu erzielenden Kontur für eine dreidimensionale Form einnehmen.
6. Vorrichtung nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet, daß
zur seitlichen Positionierung der Kettfäden (3) die Litzen (10)
(Fadenösen) seitlich bewegbar sind.
7. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet, daß
zum Einstellen des seitlichen Kettfadenabstandes das Webriet
Lamellen (2) besitzt, die in senkrechter Richtung fächerförmig
auseinander streben, und daß das Webriet in senkrechter Richtung
bewegbar ist.
8. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet, daß
zum Einstellen des seitlichen Kettfadenabstandes die Lamellen (2)
des Webriets quer zur Kettrichtung positionierbar sind.
9. Vorrichtung nach einem der vorangegangenen Ansprüche
dadurch gekennzeichnet, daß
neben der Steuerung der seitlichen Kettfadenabstände zusätzlich
die Schußfadenabstände variierbar sind, derart daß die Abstände
zwischen angeschlagenen Schußfäden nicht konstant sind.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
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DE19893915085 DE3915085C2 (de) | 1989-05-09 | 1989-05-09 | Vorrichtung zum Herstellen eines dreidimensionalen Gewebes |
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Publications (2)
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DE3915085A1 DE3915085A1 (de) | 1990-11-15 |
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DE19893915085 Expired - Fee Related DE3915085C2 (de) | 1989-05-09 | 1989-05-09 | Vorrichtung zum Herstellen eines dreidimensionalen Gewebes |
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Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
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EP2383377A1 (de) | 2010-04-29 | 2011-11-02 | Groz-Beckert KG | Webmaschine und Verfahren zum dreidimensionalen Weben |
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