DE3901600C2 - Verfahren zur Behandlung der Vakuumabluft von Teerdestillationsanlagen - Google Patents
Verfahren zur Behandlung der Vakuumabluft von TeerdestillationsanlagenInfo
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Description
Bei der Durchführung der kontinuierlichen Teerde
stillation ist es bereits seit vielen Jahrzehnten bekannt,
daß der Wärmebedarf der Anlage durch Vakuuman
wendung gesenkt werden kann. Hierbei wird der vor
entwässerte Rohteer in einem Röhrenofen erhitzt und
danach in einer Reihe von hintereinander geschalteten
Kolonnen in seine Bestandteile zerlegt, wobei diese Ko
lonnen oder zumindest ein Teil von ihnen unter Vakuum
betrieben werden. Die Vakuumpumpe ist dabei hinter
der letzten Kolonne, die in der Regel der Abscheidung
des Anthracenöles dient, angeordnet. Die anfallende
Abluft der Vakuumpumpe enthält deshalb noch gewisse
Mengen an C1- bis C5-Kohlenwasserstoffen, Aromaten,
Schwefelwasserstoff und Wasserdampf. Bisher war es
lediglich üblich, diese Abluft durch eine Wäsche mit
Anthracenöl zu behandeln und danach in die Atmosphä
re abzulassen. Durch diese Arbeitsweise kann die von
der Abluft ausgehende Geruchsbelästigung jedoch
nicht ausgeschaltet werden.
Da diese jedoch im Zuge der immer schärferen An
forderungen an den Umweltschutz nicht mehr ohne
weiteres hingenommen werden kann, liegt der Erfin
dung die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Behand
lung dieser Abluft zu schaffen, das einerseits diese Ge
ruchsbelästigung beseitigt und andererseits mit niedri
gen Betriebsmittelkosten auskommt, die zudem durch
anfallende Produkterlöse möglichst ausgeglichen wer
den sollen. Außerdem soll das erfindungsgemäße Ver
fahren keine Deponieprobleme verursachen.
Das der Lösung dieser Aufgabe dienende Verfahren
zur Behandlung der Vakuumabluft von Teerdestilla
tionsanlagen ist erfindungsgemäß dadurch gekenn
zeichnet, daß dieselbe in Gegenwart eines Reduktions
gases in einer Claus-Anlage thermisch und katalytisch
behandelt wird, wobei der dabei anfallende Schwefel
abgeschieden und das hinter der Claus-Anlage verblei
bende Restgas verbrannt wird.
Weitere Einzelheiten des erfindungsgemäßen Verfah
rens ergeben sich aus den vorliegenden Unteransprü
chen und sollen nachfolgend an Hand des in der Abbil
dung dargestellten Fließschemas erläutert werden. Das
Fließschema bezieht sich dabei selbstverständlich nur
auf den der Behandlung der Vakuumabluft dienenden
Teil der Gesamtanlage, während die vorgeschaltete
Teerdestillationsanlage nicht dargestellt ist.
Die von der Vakuumpumpe der Teerdestillationsan
lage kommende Abluft wird über die Leitung 1 in den
Brenner 2 des Verbrennungsofens 3 der Claus-Anlage
eingeleitet über die Leitung 4 erfolgt die Zufuhr von
Reduktionsgas, so daß die Abluft in den nachfolgenden
Verfahrensschritten in einer reduzierenden Atmosphä
re thermisch und katalytisch behandelt wird. Als Reduk
tionsgas wird hierbei vorzugsweise Koksofengas ver
wendet, wobei der Abluft Reduktionsgas in einer Men
ge von 0,01 bis 0,25 m3n pro m3n Abluft zugesetzt wird
über die Leitung 5 werden im erforderlichen Umfang
rückgeführte Abluft und Abhitzedampf in den Brenner
2 eingeleitet. Die Zufuhr der Reaktionsmedien wird
hierbei so eingestellt, daß die Abluft im Verbrennungs
ofen 3 nur einer Teilverbrennung unter solchen Bedin
gungen unterworfen wird, daß ein Drittel des in der
Abluft enthaltenen Schwefelwasserstoffes gemäß fol
gender Reaktionsgleichung verbrennt:
H2S + 1,5 O2 → SO2 + H2O
Gleichzeitig werden im Verbrennungsofen 3 die in
der Abluft enthaltenen Kohlenwasserstoffe und gege
benenfalls vorhandene Stickstoffverbindungen an der
dort installierten Katalysatorschicht 26 gespalten.
Nach Passieren des Verbrennungsofens 3 gelangt die
heiße Abluft über die Leitung 6 in den Abhitzekessel 7,
in dem sie bis auf eine Temperatur von ca. 270°C abge
kühlt wird, um daran anschließend über die Leitung 8 in
die erste Stufe des Claus-Reaktors 9 eingeleitet zu wer
den. Vor dem Eintritt in den Claus-Reaktor 9 wird ein
Teilstrom der gekühlten Abluft aus der Leitung 8 abge
zogen und durch das Gebläse 25 über die Leitung 5 in
den Brenner 2 eingeleitet. Die rückgeführte Abluft dient
dabei der Einstellung der Reaktionstemperatur im Ver
brennungsofen 3, wobei die Abluftmenge so bemessen
wird, daß diese Temperatur im Bereich zwischen 1000
und 1200°C gehalten wird. Im Claus-Reaktor 9, der im
vorliegenden Ausführungsbeispiel zweistufig ausge
führt ist, wird in Gegenwart von hierfür geeigneten Ka
talysatoren der noch in der Abluft vorhandene Schwe
felwasserstoff mit dem zuvor im Verbrennungsofen 3
gebildeten SO2 gemäß folgender Reaktionsgleichung
umgesetzt:
2 H2S + SO2 → 3 S + 2 H2O
Aus der ersten Stufe des Claus-Reaktors 9 gelangt die
Abluft über die Leitung 10 in den Wärmetauscher 11
und von dort über die Leitung 12 in den ersten Zug des
Abhitzekessels 13, in dem sie bis auf eine Temperatur
von ca. 130°C abgekühlt wird. Danach wird die Abluft
über die Leitung 14 in die zweite Stufe des Claus-Reak
tors 9 eingeleitet. Hierbei erfährt sie in dem dazwischen
geschalteten Wärmetauscher 11 eine gewisse Wieder
aufwärmung. Aus der zweiten Stufe des Claus-Reaktors
9 tritt die Abluft über die Leitung 15 aus und wird dem
zweiten Zug des Abhitzekessels 13 zugeführt, in dem sie
wiederum bis auf eine Temperatur von ca. 130°C abge
kühlt wird. Aus der Abluft hinter dem Abhitzekessel 13
ist die Hauptmenge der in ihr vorhandenen Schwefel
verbindungen in Form von elementarem Schwefel ab
geschieden worden. Das noch verbleibende Restgas
wird über die Leitung 16 abgezogen und erfindungsge
mäß dadurch beseitigt, daß es in den vorhandenen Feue
rungsanlagen der Teerdestillation mit verbrannt wird.
Damit wird durch das erfindungsgemäße Verfahren die
Abluft auf eine Weise beseitigt, die das Auftreten um
weltschädigender Emissionen vermeidet.
Der in den Abhitzekesseln 7 und 13 bei der Abküh
lung der Abluft in flüssiger Form abgeschiedene Schwe
fel wird über die Leitungen 17, 18 und 19 abgezogen, die
alle in der Sammelleitung 20 münden, durch die der
Schwefel seiner weiteren Verarbeitung bzw. seiner Ver
ladung auf Tankwagen zugeführt wird. Die Leitungen
21 und 22 dienen der Speisewasserzufuhr zu den dazu
gehörigen Abhitzekesseln 7 und 13. Der dort anfallende
Abhitzedampf (Niederdruckdampf) wird über die Lei
tungen 23 und 24 abgezogen. Erfindungsgemäß wird der
Abhitzedampf aus der Leitung 23 in das Dampfleitungs
netz der Teerdestillation eingespeist, während der Ab
hitzedampf aus der Leitung 24 über die Leitung 5 in den
Verbrennungsofen 3 zurückgeführt wird. Sofern nicht
die Rückführung der gesamten Menge des im Abhitze
kessel 13 anfallenden Abhitzedampfes in den Verbren
ungsofen 3 erforderlich ist, kann dieser überschüssige
Abhitzedampf natürlich auch in das Dampfleitungsnetz
der Teerdestillation eingespeist werden.
Bei den zur Durchführung des vorstehend beschrie
benen Verfahrens verwendeten Anlageteilen handelt es
sich um bekannte und der Fachwelt geläufige Anlagetei
le. Der Verbrennungsofen und der Claus-Reaktor arbei
ten dabei mit den für die Durchführung des Claus-Ver
fahrens üblichen Bedingungen und Katalysatoren. Da
diese Verfahrensbedingungen ebenso wie die konstruk
tive Ausgestaltung der einzelnen Anlagenteile nicht Ge
genstand der vorliegenden Erfindung sind, braucht hier
auf nicht näher eingegangen zu werden.
Das Ausführungsbeispiel betrifft die Behandlung von
700 m3n/h Vakuumabluft aus einer Teerdestillationsan
lage. Diese Abluft, die über die Leitung 1 mit einer Tem
peratur von 5°C und einem Druck von 1,3 bar zugeführt
wird, hat folgende Zusammensetzung:
O2 | 21 Vol.-% |
N2 und sonstige Bestandteile | 79 Vol.-% |
AL=L<Begleitstoffe: | |
Wasserdampf | 50 g/m3n |
Schwefelwasserstoff | 90 bis 50 g/m3n |
Benzol | 1 g/m3n |
Toluol | 4 g/m3n |
Xylol | 0,5 g/m3n |
C1-KW bis | 0 bis 30 g/m3n |
C5-KW | 50 bis 0 g/m3n |
Gleichzeitig werden 110 m3n/h Koksofengas mit ei
ner Temperatur von 25°C und einem Druck von 1,3 bar
über die Leitung 4 in den Brenner 2 eingeleitet. Dieses
Koksofengas hat folgende Zusammensetzung:
CO2 | 2,0 Vol.-% |
C2H4 | 1,5 Vol.-% |
O2 | 0,3 Vol.-% |
CO | 4,5 Vol.-% |
H2 | 58,5 Vol.-% |
CH4 | 21,4 Vol.-% |
N2 | 11,5 Vol.-% |
Die weitere Umsetzung entspricht dem vorstehend
beschriebenen Verfahrensgang. Dabei fallen in der Lei
tung 16 bei einer Temperatur von ca. 150°C und einem
Druck von ca. 1 bar 883 m3n/h feuchtes Restgas mit
folgender Zusammensetzung an:
CO2 | 7,3 bis 6,3 Vol.-% |
CO | 2,0 bis 1,7 Vol.-% |
H2 | 2,5 bis 2,6 Vol.-% |
N2 | 64,8 bis 64,1 Vol.-% |
Sges | 0,5 Vol.-% |
H2O | 22,9 bis 24,8 Vol.-% |
Dieses Restgas wird erfindungsgemäß in den vorge
schalteten Feuerungsanlagen des Werkes, d. h. der Teer
destillation, verbrannt. Bei der Durchführung des erfin
dungsgemäßen Verfahrens werden gleichzeitig ca.
900 kg/d Schwefel mit einer Reinheit von 99,9 Gew.-%
sowie ca. 1220 kg/h Niederdruckdampf (4 bar, gesättigt)
erzeugt. Durch die Verwertung dieser Produkte werden
die Betriebskosten der Anlage weitgehend kompensiert.
Dies bedeutet, daß mit dem beanspruchten Verfahren
die der Erfindung zugrundeliegende Aufgabe auf beson
ders wirtschaftliche Weise gelöst worden ist.
Claims (5)
1. Verfahren zur Behandlung der Vakuumabluft
von Teerdestillationsanlagen, dadurch gekenn
zeichnet, daß dieselbe in Gegenwart eines Reduk
tionsgases in einer Claus-Anlage thermisch und ka
talytisch behandelt wird, wobei der anfallende
Schwefel abgeschieden und das hinter der Claus-
Anlage verbleibende Restgas verbrannt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekenn
zeichnet, daß als Reduktionsgas Koksofengas ver
wendet wird.
3. Verfahren nach den Ansprüchen 1 und 2, dadurch
gekennzeichnet, daß der Abluft beim Eintritt in die
Claus-Anlage Reduktionsgas in einer Menge von
0,01 bis 0,25 m3n pro m3n Abluft zugesetzt wird.
4. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 3, dadurch
gekennzeichnet, daß die Reaktionstemperatur im
Verbrennungsofen der Claus-Anlage durch Rück
führung von gekühlter Abluft im Bereich zwischen
1000 und 1200°C eingestellt wird.
5. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 4, dadurch
gekennzeichnet, daß das anfallende Restgas in den
vorhandenen Feuerungsanlagen der Teerdestilla
tion verbrannt wird.
6. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 5, dadurch
gekennzeichnet, daß ein Teil des in der Claus-Anla
ge anfallenden Abhitzedampfes in den Verbren
nungsofen eingeleitet und der überschüssige Abhit
zedampf in das Dampfleitungsnetz der Teerdestil
lation eingespeist wird.
Priority Applications (2)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19893901600 DE3901600C2 (de) | 1989-01-20 | 1989-01-20 | Verfahren zur Behandlung der Vakuumabluft von Teerdestillationsanlagen |
BE8901369A BE1003556A3 (fr) | 1989-01-20 | 1989-12-20 | Procede de traitement de l'air evacue sous vide depuis des installations de distillation de goudron. |
Applications Claiming Priority (1)
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---|---|---|---|
DE19893901600 DE3901600C2 (de) | 1989-01-20 | 1989-01-20 | Verfahren zur Behandlung der Vakuumabluft von Teerdestillationsanlagen |
Publications (2)
Publication Number | Publication Date |
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DE3901600A1 DE3901600A1 (de) | 1990-08-02 |
DE3901600C2 true DE3901600C2 (de) | 1998-12-24 |
Family
ID=6372457
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE19893901600 Expired - Lifetime DE3901600C2 (de) | 1989-01-20 | 1989-01-20 | Verfahren zur Behandlung der Vakuumabluft von Teerdestillationsanlagen |
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BE (1) | BE1003556A3 (de) |
DE (1) | DE3901600C2 (de) |
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- 1989-01-20 DE DE19893901600 patent/DE3901600C2/de not_active Expired - Lifetime
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