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Verfahren zur Veredelung von Fetten und Ölen. Die Erfindung betrifft
ein Verfahren zur Veredlung von Fetten und Ölen, auch ranzigen und bezweckt eine
solche Behandlung, daß die Ausgangsstoffe in einem einzigen Verfahren, und zwar
gleichzeitig entwässert, gebleicht, geklärt, desodoriert und sterilisiert werden.
Diese Aufgabe ist dadurch gelöst, daß die Ausgangsstoffe mit Bleicherde zusammen
im Vakuum auf Temperaturen erhitzt und längere Zeit auf dieser Temperatur erhalten
werden, bei denen sonst eine Verbrennung des Ausgangsstoffes eintreten würde. Statt
der Behandlung im Vakuum kann auch die Behandlung mit indifferenten Gasen, wie z.
B. Kohlensäure, eintreten.
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Die Behandlung von Fetten, Ölen usw. unter Erwärmung bei Gegenwart
von Bleicherde ist bereits bekannt; die Erwärmung erfolgt jedoch höchstens auf ioo
bis 130 ' je nach der Natur der Fette, und man erzielt hierdurch nur eine Bleichung
und -Klärung. Die Temperatur darf nicht weiter gesteigert werden, da sonst trotz
des Schutzes, den die Bleicherde gewährt, das Fett "verbrennt", sich dunkel färbt
und einen brenzligen Geruch annimmt.
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Läßt man nun aber die Bleicherde auf Öle und Fette im Vakuum einwirken,
so ist man imstande, dieselben auf sehr hohe Temperaturen (z. B. 17o bis 24.0°,
auch höher) zu erhitzen, ohne daß dieses Verbrennen eintritt. Außerdem aber zeigt
die Bleicherde bei dieser Arbeitsweise zwei bisher unbekannte Eigenschaften, nämlich
i. die reinen Fetten nicht zukommenden undestillierbaren Geruchsstoffe zu adsorbieren,
2. flüchtigen Geruchsstoffen das Entweichen zu erleichtern.
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Schließlich werden die Ausgangsstoffe bei diesen hohen Temperaturen
entwässert und sterilisiert.
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Dieselbe Rolle, welche das Vakuum spielt, kommt indifferenten Gasen,
wie Kohlensäure, zu, wobei die Auswahl so zu treffen ist, daß die indifferenten
Gase nicht wasserhaltig sind, damit die Bleicherde nicht im Anfang des Verfahrens
feucht und für die Adsorption unfähig wird.
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Gibt man das Fett, 01 usw. mit Bleicherde zusammen in ein Gefäß,
evakuiert und beginnt leicht zu erwärmen, so beobachtet man sofort eine lebhafte
Bewegung in der Flüssigkeit bzw. dem geschmolzenen Fett, und je nach der Natur und
Beschaffenheit der Fette sieht man Wasser und -andere flüchtige Substanzen entweichen.
Erhitzt man weiter, so bleibt die Flüssigkeit andauernd im Sieden und man beobachtet,
daß teilweise weitere Destillate übergehen. Je nach der Natur des verwendeten Öles
usw. stellt man die Höchsttemperatur ein, die alsdann einige Zeit innegehalten wird.
Auch während dieses ganzen Zeitraumes bleibt die lebhafte Siedebewegung im Gange.
Läßt man dann wieder im Vakuum oder dem indifferenten Gase erkalten und filtriert
die noch flüssige Masse, so erhält man ein Produkt, das geblichen und frei von fischigem,
ranzigem aber auch brenzligem Geruch ist. Irgendeine Nachbehandlung, z. B. Dämpfen,
ist nicht notwendig. Erfolgt die Filtration unter keimfreien Bedingungen, so erhält
man sterile Produkte.
Beispiele: i. Dunkler Dorschtran wird mit
15 bis 2o Prozent Bleicherde versetzt, langsam auf etwa 2q.0 ° bei etwa
15 mm Druck erwärmt und etwa drei Stunden bei dieser Temperatur erhalten.
1:-s entweichen hierbei die den charakteristischen Trangeruch bedingenden Aminosäuren
und die Clupanodonsäuren, die brenzlichen Bestandteile werden durch die Bleicherde
gebunden und man erhält einen blanken, gelb. bis gelbbraun gefärbten Tran.
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2. Ranziges Speisefett wird mitetwa io Prozent Bleicherde versetzt,
langsam auf etwa i7o ° bei etwa 15 mm Druck erhitzt und etwa il/.. Stunden
bei dieser Temperatur erhalten. Man erzielt ein wesentlich helleres, aromatisch
riechendes und wieder wohlschmeckendes Fett.
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Das Verfahren beruht nicht etwa auf der Entfernung der .vorhandenen
freien Fettsäure durch Destillation, da die Säurezahl nach Beendigung des Verfahrens
nicht gesunken ist, sondern man beobachtet deutlich da-""'Entweichen von ranzig
riechenden Dämpfen, während wahrscheinlich ein anderer Teil durch die Bleicherde
adsorbiert wird.
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Es ist bereits bekannt, Fette und Öle in der Weise zu reinigen, daß
man sie im Vakuum'in Gegenwart eines Entfärbungsmittels erwärmt. Bei diesen bekannten
Verfahren handelt es sich nur um eine Bleichung des Ausgangsstoffes, um eine Verbesserung
derjenigen Verfahren, welche in einer Behandlung der _ Fette durch Bleicherden,
Tierkohle usw. bei Atmosphärendruck bestehen. Besonders sollte die Wirkung dadurch
verstärkt werden, daß das den Entfärbungsmitteln anhaftende Wasser mit Hilfe des
Vakuums verjagt wird. Die Einwirkung der Bleichmittel erfolgte aber hier bei Temperaturen
nur bis ioo ° C, und das Vakuum wurde deshalb angewendet, weil je nach dessen Höhe
das Wasser schon bei etwa 500 C vertrieben werden konnte. Die Behandlung
des Ausgangsstoffes mit Bleicherde bei höheren Temperaturen, wie im vorliegenden
Fall, ist nicht bekannt, und gerade diese bewirkt die völlige Desodorierung unter
gleichzeitiger Entwässerung, Bleichung, Klärung sowie Sterilisierung von Fetten
und Ölen der verschiedensten Art und Abstammung, pflanzlichen und tierischen, die
teilweise so weit geht, daß es gänzlich unmöglich ist, aus dem Geruch festzustellen,
wo das Fett herstammt.
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Es möge dies an einigen Beispielen erläutert werden Trane besitzen
einen charakteristischen Fischgeruch, der außerordentlich schwer zu entfernen ist
und ihn für viele Verwertungszwecke, z. B. Seifenfabrikation, völlig ungeeignet
macht. Daß Trane nur durch Erhitzen auf sehr hohe Temperaturen sowohl bei Atmosphärendruck
ils `auch im Vakuum von ihren Riechstoffen befreit werden können, ist wohl bekannt.
Der Vorteil des vorliegenden Verfahrens beruht aber darauf, daß die zugesetzte Bleicherde
infolge einer katalytischen Wirkung die Austreibung der Riechstoffe erleichtert,
so daß einerseits die anzuwendende Temperatur um etwa 3o° erniedrigt, andererseits
die Einwirkung selbst -um. eine beträchtliche Zeit verkürzt werden kann. Während
man im allgemeinen Trane im Vakuum oder unter Atmosphärendruck auf 28o bis 400°
erhitzen muß, kommt man hier durchschnittlich mit 24o bis 25o° aus, was noch den
besonderen Vorteil hat, daß die entstehenden Produkte lange nicht so zähflüssig
werden; als wenn man sie höher erhitzt.
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Pflanzliche Fette, wie Leinöl, Rüböl, Tomatenöl u. a., besitzen charakteristische.
Gerüche, deren Beseitigung häufig verlangt wird. Hierfür ist das vorliegendeVerfahren
vorzüglich, weil man bei Temperaturen zwischen i5o und Zoo ° fast geruchlose Produkte
enthält.
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Das Verfahren ist weiter von Bedeutung zur Veredlung. von Kadaverfetten,
die bei der Weiterverarbeitung einen ekelerregenden Geruch entwickeln. Auch hier
werden die Geruchsstoffe in einer Weise entfernt, die zu Belästigungen keine Veranlassung
geben.
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Schließlich ist noch die gntranzigung @ von Speisefetten zu erwähnen,
die besonders -bei hochschmelzenden Fetten anwendbar ist, wie bei "Talg und Schmalz.
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Nicht unwesentlich ist es, daß die entstandenen Produkte gleichzeitig
sterilisiert und gebleicht werden.
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Es ist ferner vorgeschlagen worden, Öle und Fette mit Wasserstoff
in Gegenwart von Bleicherde zu behandeln. Wasserstoff ist aber den Fetten und Ölen
gegenüber kein indifferentes Gas, da die Fette und Öle ungesättigte freie Säuren
bzw. an Glyzerin chemisch gebundene ungesättigte Säureradikale enthalten und diese
Wasserstoff absorbieren unter Bildung gesättigter Säuren.
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Schließlich ist bereits vorgeschlagen worden, Fischöle mit Wasserdampf
in Gegenwart von Holzkohle bzw. Knochenkohle und Kreide im Vakuum zu behandeln.
Von diesem Verfahren unterscheidet sich das vorliegende dadurch, daß es Bleicherde
zur Voraussetzung hat, deren eigentümliche Wirkung oben beschrieben ist. Die gleichzeitige
Anwendung von Wasserdampf und Bleicherde ist praktisch ausgeschlossen, weil die
Bleicherde das Wasser des Wasserdampfes anzieht und für die vorgesehene Ad-3orption
unwirksam wird.
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Hiernach besteht die Neuheit des vorliegenden Verfahrens in der gleichzeitigen
Anwendung von Bleicherde bei so hohen Temperaturen, bei denen sonst eine Verbrennung
des Aus-;angsstoffes eintreten würde im Vakuum oder
unter Anwendung
von indifferenten Gasen, wie Kohlensäure.