DE38701C - Presse zu gleichzeitigem Ausschneiden und Prägen oder Krempeln von Platten oder zu gleichzeitigem Pressen und Ziehen von Hohlkörpern - Google Patents

Description

KAISERLICHES

PATENTAMT.

PATENTSCHRIFT

KLASSE 58: Pressen.

WILHELM LORENZ in KARLSRUHE (Baden).

Patentirt im Deutschen Reiche vom 8. April 1886 ab.

Der in dieser Presse angewandte Kniehebelmechanismus dient zum Ersatz unrunder Scheiben, welche für eine längere Ruhe- oder Druckpause eines Maschinentheiles gebaut sind. Zur Erzielung einer solchen längeren Ruhe sind die beiden Kniehebel und ihre zugehörigen Druck- oder Zugstangen nicht mit einem, sondern mit zwei Drehpunkten versehen, welche nicht gleichzeitig, sondern, einer vorher, einer nachher durch die Drucklinie hindurch und in umgekehrter Reihenfolge durch sie zurückgehen.

In Fig. ι ist ein solcher Mechanismus schematisch dargestellt. B B¹ sind die beiden Kniehebel, b b¹ die Drehpunkte derselben, welche zugleich die Drehpunkte der T-förmigen Druck- oder Zugstange A darstellen, c ist der Festpunkt des Kniehebelmechanismus, W der Mittelpunkt einer sich mit stetiger Geschwindigkeit in der Pfeilrichtung drehenden Welle, von welcher aus die Stange A mittelst Kurbel oder Excenter angetrieben wird. Der arbeitende Maschinentheil bewegt sich in der Richtung des Pfeiles i.

Wie ersichtlich, geht die Verbindungslinie bb^l bezw. der obere Drehpunkt b in der Stellung I-1 durch die Drucklinie der Kniehebel, wenn die Kurbel in der entsprechenden Stellung I angelangt ist, und befindet sich in der Stellung II-II in seiner äufsersten Lage jenseits der Drucklinie, wenn die Kurbel durch den todten Punkt geht. Bei weiterer Drehung der Kurbel erfolgt in deren Stellung III das Zurückgehen der Verbindung b b^l bezw. des unteren Drehpunktes b^l in der Stellung III -III durch die Drucklinie der Kniehebel, so dafs also ein während der Drehung der Kurbel von I nach III bezw. während des Pendeins der Verbindung b b^l von I-I nach IH-III andauernder Druck des arbeitenden Maschinentheiles erfolgt, welcher in den Stellungen I-I und III—III seine gröfste Wirkung erreicht.

In Fig. 2 ist diese Wirkungsweise graphisch dargestellt. Die Ordinaten bedeuten die Gröfse der Drucke, die Abscissen die durchlaufenen Theile des abgewickelten Kurbelkreises, welche bei der gleichmäfsigen Geschwindigkeit der Kurbel auch die Zeitabschnitte darstellen, in welchen die Kurbel den entsprechenden Wegtheil durchläuft, so dafs die Druckzeit I - III zugleich die Zeit der Ruhe des arbeitenden Maschinentheiles im Verhältnifs zur Zeit der Bewegung ergiebt.

Je mehr die Drehpunkte b b^l sich nähern, je kürzer wird die Ruhe- oder Druckzeit, bis beim Zusammenfallen der Drehpunkte b b^l, entsprechend dem gemeinsamen Drehpunkt der bekannten Kniehebelmechanismen, beim Durchgang durch die Drucklinie der Kniehebel nur einmal ein gröfster Druck ausgeübt wird, entsprechend dem den Niedergang des Stempels F darstellenden Diagramm i, 2, 3.

Die Fig. 3, 4 und 5 zeigen die Anwendung eines solchen Kniehebelmechanismus mit zwei Drehpunkten auf eine senkrechte Presse, auf welcher gleichzeitig aus Blech Platten ausgeschnitten und sofort geprägt oder Platten ausgeschnitten und sofort in schalen- oder napf-

förmige Gefäfse geprefst (gekümpelt) werden, zu welcher Doppelarbeit bekanntlich erforderlich ist, dafs bei dünnen Blechen die ausgeschnittenen Scheiben oder Platten, während sie geprägt oder in die Napfform' gezogen werden,· auf der unteren Matrize durch einen geeignet geformten Druckstempel festgehalten werden, weil sonst der äufsere Rand der dünnen Platte sich nicht ringförmig zusammenstaucht, sondern in Falten legt. Das Gleiche mufs geschehen, wenn die Näpfchen im Durchmesser kleiner gezogen werden sollen. In diesen Fällen wird ein Ring oder Cylinder, durch welchen sich der folgende, für das Engerziehen bestimmte Zugstempel bewegt, in den Napf gelegt und dieses wieder gegen die folgende, für das Engerziehen dienende Durchzugsmatrize mittelst eines geeigneten Druckstempels geprefst, um auch für die zweite und die folgenden Formveränderungen ein Faltenwerfen zu verhindern, welcher eine Zeit^r lang andauernde Druck des Druckstempels durch die bisher üblichen unrunden Scheiben erzielt wurde.

Der statt dessen hier wirkende Kniehebelmechanismus ABB¹ ist doppelt angeordnet, mit festen Stützpunkten cc versehen; er bewegt mittelst der Querstücke C C\ welche durch die Zugstangen DD gekuppelt sind, den Druckstempel E nach unten. In diesem arbeitet der Zugstempel F, angetrieben in üblicher Weise von der Welle W aus mittelst Excenters H\ Zugstangen HH und Schwengels K.

Die Führung' der' Querstücke CC¹ erfolgt unten in der Fufsplatte G durch die verlängerten Zugstangen DD, oben in nachstellbaren Führungen J J.

Die Matrize M, der Druckring N und der Stempel F sind für Gegenstände von verschiedener Form, Art find Gröfse auswechselbar eingerichtet. Der Hub des Stempels F wird in üblicher Weise durch Verkupplung der Stange H mit den verschiedenen Hebeln des Schwengels K verändert.

Claims (1)

1. Patent-Anspruch:

   Eine Presse zu gleichzeitigem Ausschneiden und ι Prägen öder Kumpeln von Platten oder zu gleichzeitigem Pressen und Ziehen von Hohlkörpern, bei welcher von einer und derselben mit· stetiger Geschwindigkeit umlaufenden Antriebswelle aus einerseits ein Stempel F hin- und hergetrieben und andererseits ein mit zwei Drehstellen für zwei Kniehebel B B versehenes Zwischenstück mit einer Stange A zur Erzielung zweimaliger Hin- und Herbewegung der Matrize während einer und· derselben Umdrehung der Antriebswelle- bewegti wird:

   Hierzu ι' Blatt Zeichnungen.