DE3814521A1 - Neue anwendung von dopaminrezeptor-agonisten - Google Patents
Neue anwendung von dopaminrezeptor-agonistenInfo
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- A61P25/02—Drugs for disorders of the nervous system for peripheral neuropathies
Description
Die vorliegende Erfindung betrifft eine neue Anwendung von
Dopaminrezeptor-Agonisten.
Insbesondere betrifft die vorliegende Erfindung die Anwendung von
direkten Dopaminrezeptor-Agonisten zur Behandlung der Nikotin
sucht, insbesondere zur Behandlung der Entzugssymptome bei
Patienten, die sich einer Behandlung wegen Nikotinabusus unter
ziehen, und zur Vermeidung des Aufkommens eines Bedürfnisses nach
Nikotin nach dem Entzug.
Insbesondere betrifft die vorliegende Erfindung die Anwendung von
direkten Dopamin-Agonisten zur Kontrolle des Tabakverbrauches,
z. B. Rauchen, insbesondere zur Behandlung der Entzugssymptome bei
Patienten, die sich einer Behandlung zur Reduktion oder zum Auf
hören des Tabakkonsumes unterziehen, z. B. Rauchen und um das
Aufkommen eines Bedürfnisses nach Tabak nach dem Entzug zu ver
hindern.
Es wurde erkannt, daß in den letzten Jahrzehnten der Tabakver
brauch und insbesondere das Rauchen ein größeres medizinisches
und soziales Problem geworden ist. Dies schließt nicht nur das
Zigarettenrauchen ein, sondern auch das Zigarren- und Pfeifen
rauchen sowie den rauchlosen Tabakgebrauch, einschließlich Kau
tabak und Schnupftabak. Da der Tabakgebrauch mit medizinischen
Problemen verbunden ist, würde die Mehrheit der Tabakverbraucher
eine Unterbrechung oder zumindest eine Reduktion der täglich
verbrauchten Tabakmenge begrüßen. Zusätzlich zu den medizi
nischen Problemen bestehen auch Einschränkungen, die sich auf das
Rauchen am Arbeitsplatz und in der Öffentlichkeit wie in
Restaurants und Einkaufszentren beziehen, und von den Rauchern
eine wesentlich größere Kontrolle über ihre Rauchgewohnheiten
verlangt. Dennoch finden es viele Leute praktisch unmöglich,
insbesondere im Falle von Zigaretten ihre Tabakgewohnheiten zu
kontrollieren. Zum Beispiel, wenn eine Person vollständig mit
Rauchen aufgehört hat, so besteht dennoch ein dauerndes Verlangen
nach Tabak, und die genannte Person versucht das Verlangen durch
Rauchen einer einzigen Zigarette zu stillen, worauf sie bald
wieder zu ihrem früheren Verbrauchsniveau zurückkehren wird.
Gleichermaßen, wenn jemand versucht, die Menge des gebrauchten
Tabaks zu verringern, wie z. B. die Anzahl der täglich gerauchten
Zigaretten, so steigert sich das Verlangen nach Tabak an Inten
sität, und der Raucher kehrt bald wieder zu einem früheren Ver
brauchsniveau zurück. Vor der vorliegenden Erfindung hatten
Tabakverbraucher, insbesondere Raucher, sich auf ihre Willens
stärke und vollständige Enthaltung zu stützen, um ihre Rauch
gewohnheiten zu bewältigen. Es gab kein bekanntes Arzneimittel,
welches den Verbrauchern erlaubt hätte, wirksam das Verlangen
nach oder den Verbrauch von Tabak zu kontrollieren.
Laut vorliegender Erfindung wurde gefunden, daß Nikotinsucht,
insbesondere Rauchen, insbesondere Zigarettenrauchen unter
Kontrolle gebracht werden kann, wenn man einem Menschen, der an
Nikotinmißbrauch leidet, einen langwirkenden direkten Dopamin
rezeptor-Agonisten in einer Dosis verabreicht, welche bei der
Verminderung oder der Ausschaltung des Verlangens nach Nikotin im
Falle der Herabsetzung oder dem vollständigen Aufhören des
Rauchens wirksam ist. Direkte Dopaminrezeptor-Agonisten stimu
lieren Dopaminrezeptoren im Gegensatz zu indirekten dopaminergen
Wirkstoffen, die nur an dopaminergen Neuronen wirksam sind. Der
Dopamin-Agonist kann irgendein direkt Dopamin stimulierender
Wirkstoff wie z. B. Bromocriptin, Pergolid, Lisurid und Lergoril,
um einige zu nennen, sein. Der bevorzugte Dopamin-Agonist der
Erfindung ist Bromocriptin. Die Menge des verabreichten Agonisten
wird vom verwendeten aktiven Wirkstoff und der individuell zu
unterziehenden Behandlung abhängen. Es wurde jedoch gefunden,
daß in der Mehrzahl der Fälle gute Resultate erhalten wurden mit
täglichen Dosen im niedrigsten verwendeten Bereich der für
Agonisten bekannten Indikationen. Bromocriptin wird im allge
meinen verabreicht in individuellen Dosen, die sich von 0,5 bis
10 Milligramm pro Tag erstrecken. Pergolid und Lisurid sind
wirksam bei einer täglichen Dosis von ca. 0,05 bis 1,0 Milligramm.
Im allgemeinen wird die tägliche Dosierung des Ergotalkaloidtypus
Dopamin-Agonisten für die Nikotinindikation ca. 0,05 bis in
einigen Fallen ca. 50 Milligramm täglich betragen. Normalerweise
werden wenigstens 0,5 Milligramm des Agonisten täglich für die
Anwendung verabreicht und in den meisten Fällen ist es nicht not
wendig, 20 Milligramm pro Tag zu überschreiten. Üblicherweise
wird der Agonist anhand eines Dosierungsschemas verabreicht, zum
Beispiel alle 4 bis 6 Stunden, oder er kann je nach Notwendig
keit zur Kontrolle des Tabakgebrauchs verabreicht werden. Er kann
auch einmal täglich in einer kontrollierten Freigabeform verab
reicht werden. Im allgemeinen wird der bevorzugte Agonist, Bromo
criptin in Dosen von ca. 0,5 bis 15 Milligramm pro Tag verab
reicht, obwohl von einigen Patienten höhere Dosen zur Kontrolle
ihrer Tabakgewohnheit benötigt werden. In den meisten Fällen
jedoch wird er in Einzeldosen von ca. 0,5 bis 2,5 Milligramm
2 bis 4mal täglich, vorzugsweise 2,5 Milligramm 3mal täglich
zweckdienlich zu den Mahlzeiten verabreicht. Üblicherweise be
trägt die Anfangsdosis von Bromocriptin ca. 0,5 bis 1, vorzugs
weise 0,625 Milligramm, 3mal täglich während einer Woche, dann
während der zweiten Woche ca. 1 bis 2, vorzugsweise 1,25 Milli
gramm 3mal täglich, und von dann an ca. 2 bis 4, vorzugsweise
2,5 Milligramm 3mal täglich oder wie benötigt. Es wird erkannt,
daß die vorstehend aufgeführten Dosen niedriger sein können als
diejenigen, die für die bekannten Indikationen des Arzneimittels
verabreicht werden. Letztere können sich zwischen ca 7,5 und
ca. 50 Milligramm täglich bewegen.
Wenn geeignet, wird der in der vorliegenden Erfindung verwendete
Dopamin-Agonist in Form der freien Base oder in einer pharma
zeutisch akzeptablen Salzform angewendet. Die verschiedenen
weiter obenerwähnten Ergotderivate können zum Beispiel in Form
des Mesylates oder des Hydrochloridsalzes verwendet werden. Im
allgemeinen werden die Wirkungen solcher Salzformen in der
gleichen Größenordnung wie diejenige der entsprechenden freien
Basenform liegen. Hinweise auf Verbindungen in Form der freien
Base in der Beschreibung und in den Ansprüchen sind so zu ver
stehen, daß auch bekannte Salzformen eingeschlossen sind.
Der aktive Bestandteil der Erfindung kann als solcher oral oder
parenteral oder beigemischt mit konventionellen pharmazeutischen
Trägern verabreicht werden. Sie können oral verabreicht werden in
Formen wie Tabletten, zerstreubaren Pulver, Kapseln, Granulate,
Sirupe und Elixiere oder parenteral als Lösungen, z. B. eine
sterile injizierbare wäßrige Lösung. Tabletten können die
aktiven Bestandteile in Beimischung mit konventionellen pharma
zeutisch akzeptablen Exipientien, z. B. inerten Verdünnungsmitteln
und granulierenden, zersetzbaren und schmierfähigen Stoffen. Die
Tabletten oder die aktiven Bestandteile können unter Anwendung
bekannter Methoden beschichtet oder nicht beschichtet sein, um
die Zersetzung und Absorption im gastrointestinalen Trakt hinaus
zuzögern, um auf diese Weise eine anhaltende Wirkung über eine
längere Zeitdauer vorzusehen. Gleichermaßen können Suspensionen,
Sirupe und Elixiere die aktiven Bestandteile in Beimischung mit
irgendwelchen bei der Herstellung solcher Zusammensetzungen ver
wendeten konventionellen Exipientien enthalten. Kapseln können
die aktiven Bestandteile allein oder in Beimischung mit einem
inerten festen Verdünner enthalten. Die injizierbaren Zusammen
setzungen werden nach an sich bekannten Methoden formuliert.
Diese pharmazeutischen Zusammensetzungen können bis ca. 90% der
aktiven Bestandteile in Kombination mit dem Träger oder Adjuvans
enthalten.
Die vorliegende Erfindung sieht somit ferner eine pharmazeutische
Zusammensetzung vor, die einen direkten Dopaminrezeptor-Agonisten
zur Anwendung bei der Behandlung der Nikotinsucht enthält.
Pharmazeutische Zusammensetzungen, die die am meisten bevorzugte
Verbindung Bromocriptinmesylat in Dosen von 2,5 und 5 Milligramm
enthalten und geeignet sind für die orale Verabreichung in Über
einstimmung mit der Erfindung, sind im Handel erhältlich. Die
Tablettenform wird leicht in halbe oder Viertelteilstücke zur
Verabreichung von kleineren Dosen zerbrochen. Vorzugsweise wird
die 2,5-Milligrammform 3mal täglich zu den Mahlzeiten verab
reicht. Im anderen Fall kann eine Einzeldosis in verzögerter
Abgabeform, die die äquivalente Dosis, z. B. 10 Milligramm enthält,
verwendet werden.
Tabletten mit einem Durchmesser von 6 mm und der folgenden Zusam
mensetzung können nach konventionellen Methoden hergestellt
werden und sind geeignet zur Verwendung bei der Behandlung der
Nikotinsucht.
0,574 mg Bromocriptinmesylat entsprechen 0,5 mg der freien Basen
form.
Bromocriptinmesylat 0,574 mg
Dinatriumsalz von Äthylendiamin
tetraessigsäure 2 H2O 0,325 mg Siliziumdioxyd (Aerosil 200) 0,225 mg Laktose71,076 mg Magnesiumstearat 0,450 mg Maisstärke11,700 mg Maleinsäure 0,650 mg 85,000 mg
tetraessigsäure 2 H2O 0,325 mg Siliziumdioxyd (Aerosil 200) 0,225 mg Laktose71,076 mg Magnesiumstearat 0,450 mg Maisstärke11,700 mg Maleinsäure 0,650 mg 85,000 mg
Ferner sieht die vorliegende Erfindung die Verwendung eines
direkten Dopaminrezeptor-Agonisten zur Herstellung einer pharma
zeutischen Zusammensetzung zur Behandlung der Nikotinsucht vor.
Die folgenden Beispiele veranschaulichen die Erfindung.
Eine 55 Jahre alte Frau, verheiratet und berufstätig, rauchte
seit ihrem 15. Lebensjahr 1 bis 2 Päckchen Zigaretten täglich.
Sie rauchte während 20 Jahren annähernd 1 Päckchen täglich und
steigerte während der letzten 20 Jahre stufenweise auf
2 Päckchen täglich. Sie begann unregelmäßig 2,5 Milligramm
Bromocriptin zweimal täglich zu nehmen und steigerte dann stufen
weise bis 2,5 Milligramm 3mal täglich. Nach ungefähr zwei
Monaten entschied sie zu versuchen, vollständig mit dem Rauchen
aufzuhören und stellte fest, daß ihr das gelang, ohne das
übliche Aufkommen eines Verlangens nach Tabak. Anschließend
stellte sie fest, daß sie anläßlich von Parties und bei beruf
lichen Verpflichtungen rauchen konnte, ohne auf den früheren
Verbrauchsspiegel zurückzukommen. Im jetzigen Zeitpunkt schätzt
sie, annähernd 3 Zigarettenpäckchen im Jahr zu rauchen.
Ein 42 Jahre alter Bauarbeiter fing mit 14 Jahren an zu rauchen;
und während annähernd 28 Jahren verbrauchte er 1 Päckchen
Zigaretten pro Tag. An einem bestimmten Zeitpunkt unterbrach er
das Rauchen während ca. 2 Monaten, begann aber wieder zu rauchen
und kehrte schnell wieder zu 1 Päckchen pro Tag zurück. Er begann
2,5 Milligramm Bromocriptin 3mal täglich einzunehmen; während
6 Monaten konnte er das Rauchen auf 7 Zigaretten pro Tag ein
schränken. Zu diesem Zeitpunkt hörte er auf, Bromocriptin einzu
nehmen und begann das zentral wirksame Stimulans Methylphenidat
(ein indirekter dopaminerger Wirkstoff) einzunehmen. Innerhalb
einer sehr kurzen Zeitperiode kam er auf 1 Päckchen Zigaretten
pro Tag zurück. Der direkte Dopaminrezeptor-Agonist, Bromo
criptin, reduzierte das Verlangen nach Tabak und erlaubte dieser
Person das Rauchen zu kontrollieren. Auf der anderen Seite verur
sachte der indirekte Dopaminrezeptor-Agonist eine Normalisierung
des Verlangens nach Zigaretten und schließlich kehrte der Mann
zu seinem ursprünglichen Verbrauchsspiegel zurück.
Eine 42 Jahre alte Frau begann mit 17 Jahren zu rauchen und
rauchte während annähernd 24 Jahren ca. ein halbes Päckchen
Zigaretten pro Tag. An einem bestimmten Zeitpunkt unterbrach sie
das Rauchen für ungefähr 2 Jahre aber kehrte schließlich zu
ihrem früheren Gebrauchsspiegel zurück. Sie begann 2,5 Milligramm
Bromocriptin dreimal täglich einzunehmen und hörte bald voll
ständig auf zu rauchen. Wie der in Beispiel 1 beschriebene Fall
fand sie hierauf, daß sie bei der Ausübung ihrer sozialen Ver
pflichtungen rauchen konnte, ohne auf ihren früheren Verbrauchs
spiegel zurückzufallen. Jetzt raucht sie noch 1 oder 2 Zigaretten
einmal oder zweimal im Jahr.
Eine 50 Jahre alte Frau fing im Alter von 16 Jahren an Zigaret
ten zu rauchen und rauchte ein halbes Päckchen pro Tag bis sie
27 Jahre alt war. Hierauf steigerte sie ihren Verbrauch auf ein
Päckchen pro Tag. Im Alter von 44 Jahren unterbrach sie das
Rauchen vollständig während 6 Monaten. Dann fing sie von neuem an
zu rauchen und mit 45 Jahren rauchte sie anderthalb Päckchen
täglich. Ihr Arzt stellte sie hierauf auf 2,5 Milligramm Bromo
criptin 3mal täglich ein, wobei ihr Rauchen auf weniger als ein
halbes Päckchen täglich sank. Sie empfand kein Verlangen nach
Tabak und auch kein Bedürfnis zu rauchen. Dann setzte der Arzt
Bromocriptin ab und stellte sie auf Methylphenidat ein. Innerhalb
einer sehr kurzen Zeitspanne kehrte ihr Verbrauch zurück auf
anderthalb Zigarettenpäckchen pro Tag.
Während 201/2 Jahren hat ein 30 Jahre alter Mann jeden Monat
ca. 25 Dosen eines im Handel erhältlichen Schnupfproduktes, ent
haltend annähernd 1,2 Unze pro Dose verbraucht. Dieses wurde
verabreicht durch Einfügen einer kleinen Menge des Schnupfpro
duktes zwischen seinem Gaumen und Backen. Bei verschiedenen Ge
legenheiten versuchte er die Gewohnheit aufzugeben, indem er am
Morgen aufhörte. Jedoch im Laufe des Nachmittags wurde das Ver
langen nach Schnupfprodukten und die Entzugssymptome, ein
schließlich Schwitzen und Angst unerträglich. Er begann mit der
Einnahme von 2,5 Milligramm Bromocriptin dreimal täglich; und
hörte innerhalb einer Woche vollständig auf, das Schnupfprodukt
zu verwenden. Es wurden keine Entzugssymptome beobachtet; und er
hatte seit dem Aufhören kein Verlangen mehr nach rauchlosem
Tabak.
Claims (7)
1. Die Anwendung eines direkten Dopaminrezeptor-Agonisten zur
Behandlung der Nikotinsucht.
2. Die Anwendung eines direkten Dopaminrezeptor-Agonisten zur
Herstellung einer pharmazeutischen Zusammensetzung zur Be
handlung der Nikotinsucht.
3. Eine pharmazeutische Zusammensetzung, welche als aktiven
Wirkstoff einen direkten Dopaminrezeptor-Agonisten enthält,
zur Anwendung bei der Behandlung der Nikotinsucht.
4. Eine pharmazeutische Zusammensetzung nach Anspruch 3 zur
Kontrolle des Tabakverbrauches.
5. Eine pharmazeutische Zusammensetzung nach Anspruch 4 zum
Aufhören oder zur Reduktion des Rauchens.
6. Eine pharmazeutische Zusammensetzung nach Anspruch 3, welche
als aktiven Wirkstoff Bromocriptin in Form der freien Base
oder als pharmazeutisch akzeptables Säureadditionssalz ent
hält.
7. Eine pharmazeutische Zusammensetzung nach Anspruch 6, welche
0,5 bis 2,5 Milligramm Bromocriptin per Einzeldose in Form
der freien Base oder als pharmazeutisch akzeptables Säure
additionssalz enthält.
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