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BESCHREIBUNG
DER ERFINDUNG
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Die
vorliegende Erfindung betrifft pharmazeutische Zubereitungen, die
3-Desoxypeganin und/oder Mecamylamin enthalten. Die Erfindung betrifft
ferner die Verwendung dieser Wirkstoffkombination zur Therapie des
gesundheitsschädlichen
Alkoholkonsums sowie der Alkoholabhängigkeit.
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PROBLEMSTELLUNG
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Von
den zahlreichen psychotropen Substanzen mit Missbrauchspotential
ist Ethanol (im allgemeinen Sprachgebrauch als „Alkohol" bezeichnet) die älteste, am weitesten verbreitete
und in ihren gesundheitlichen, sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen
bei weitem bedeutsamste. In Deutschland geht man von etwa 1,6 Millionen
klinisch Alkoholabhängigen
und 2,7 Millionen Personen mit medizinisch schädlichem Alkoholkonsum aus.
Etwa 5 Millionen Personen müssen
als alkoholgefährdet
gelten. Etwa 40.000 Menschen, darunter keineswegs nur klinisch Alkoholabhängige, sondern
auch Personen mit risikoreichem Alkoholkonsum über lange Zeiträume, sterben
jährlich
an den direkten Folgen des Alkoholkonsums. Bezeichnenderweise bleibt
die Zahl dieser Todesfälle
sowie der Alkohol-Entzugstherapien
in den westlichen Industriestaaten im wesentlichen konstant, obwohl
der Gesamtkonsum von Alkohol seit Jahren kontinuierlich sinkt. Dies
lässt den
Schluss zu, dass diese Abnahme des Gesamtalkoholkonsums in erster
Linie auf Konsumeinschränkung
bzw. Verzicht breiter Schichten von schon bisher relativ gesundheitsbewussten
Konsumenten zurückzuführen ist,
während
sich die Verbreitung risikoreichen bzw. schädlichen Alkoholkonsums kaum
verändert.
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Es
stellt sich somit die Aufgabe, die Reduktion des risikoreichen bzw.
schädlichen
Alkoholkonsums – auch
und insbesondere solchen Konsumverhaltens, das noch nicht mit klinischer
Abhängigkeit
verbunden ist – pharmakologisch
zu unterstützen.
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Zur
medikamentösen
Therapie des Alkoholmissbrauches sind derzeit in europäischen Staaten und/oder
in den vereinigten Staaten von Amerika fünf Präparate zugelassen. Von diesen übt das am
längsten in
Verwendung befindliche Bis(diethylthiocarbamoyl)disulfid (Disulfiram,
Antabus®)
lediglich eine aversive Wirkung aus, die das eigentliche Alkoholverlangen
nicht beeinflusst. Während
Tiapride, ein an den Rezeptor-Subtypen D2 und D3 wirkender Antagonist
des Dopamins, wenig praktische Bedeutung erlangt hat, werden der Opiatrezeptor-Antagonist
Naltrexon (ReVia®, DuPont; Trexan®)
und das auf komplexe Weise antiexzitatorisch wirkende Acamprosat
(N-Acetylhomotaurinat; Campral®, Merck AG; Aotal®),
welches auch noradrenerge und dopaminerge Reizleitungswege beeinflusst,
nach erfolgtem Akutentzug in weit größerem Unfang verwendet, um
Rückfälle in den
Alkoholmissbrauch zu verhindern. Seit kurzem steht in einigen europäischen Ländern auch
das antiexzitatorisch wirkende Gamma-Hydroxybutyrat (z.B. Alcover®,
Gerot Pharmazeutika) zur Verfügung.
Naltrexon und Gamma-Hydroxybutyrat
rufen jedoch erhebliche, die Compliance mit der Therapie beeinträchtigende
gastrointestinale und psychomotorische Nebenwirkungen hervor. Naltrexon
ist zudem durch eine geringe orale Bioverfügbarkeit (ca. 5% der eingenommenen
Menge werden wirksam) gekennzeichnet und überdies hepatotoxisch, während Gamma-Hydroxybutyrat
selbst über
Suchtpotential verfügt.
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Die
langfristigen Erfolge sämtlicher
hier angeführten
Pharmaka sind jedoch insgesamt als sehr beschränkt zu bezeichnen, da sie bei
der überwiegenden
Mehrzahl der Patienten nur marginale Verzögerungen des Rückfalles
nach Entzug bzw. eine klinisch geringfügige Reduktion der getrunkenen
Alkoholmenge bewirken. Die Tatsache, dass durchschnittlich nur ca.
30% aller Patienten ein Jahr nach der Entzugsbehandlung noch abstinent
sind, ist durch diese Medikamente nicht nachhaltig beeinflusst worden.
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Die
Therapie der frühen
Stadien einer oft Jahrzehnte überspannenden
Entwicklung zur klinischen Alkoholabhängigkeit (ICD-10 Code F10.2
der World Health Organization, WHO) und insbesondere der noch nicht
mit klinischer Abhängigkeit,
wohl aber mit hohem physischem und psychiatrischem Schadenspotential verbundene,
medizinisch schädliche
Genuss von Alkohol (ICD-10 Code F 10.1) würde zudem besonders nebenwirkungsarme
Medikamente erfordern, da bei den so genannten „Social Drinkers" angesichts des noch
geringen Leidensdruckes kaum Einsicht in die Problematik des Trinkverhaltens
und daher wenig Bereitschaft zum Ertragen solcher Nebenwirkungen
besteht.
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Alkohol
teilt mit allen anderen suchterzeugenden Substanzen die Fähigkeit,
dopaminerge Neuronen im mesolimbischen System, welches einen zentralen
Bestandteil des Genuss und Befriedigung vermittelnden „Reward
System" im Gehirn
darstellt, aktivieren zu können.
Eine dopaminerge Therapie kann entweder direkt (durch Dopaminrezeptor-Agonisten
wie Lisurid oder Bromocriptin), oder aber indirekt durch Erhöhung der
im synaptischen Spalt lokal verfügbaren
Dopamin-Konzentration (etwa durch Hemmung des Abbaues der Neurotransmitter
durch Monoaminoxidasen) erfolgen.
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Die
Pharmakologie des Alkohols ist jedoch kompliziert, was auch in der
oben beschriebenen Vielfalt der Therapieansätze zum Ausdruck kommt. Nach
heutiger Einschätzung
sind die einerseits sedierenden, andererseits euphorisierenden und
die kognitive und motorische Koordination beeinträchtigenden
Effekte des Alkohols auf die Tatsache zurückzuführen, dass Ethanol Wechselwirkungen
mit den Protein-Untereinheiten vieler neuronaler Rezeptoren zeigt,
und damit deren Funktion moduliert. Rezeptoren, die Innenkanäle darstellen, sind
davon besonders betroffen, und zwar bereits in Konzentrationen,
die noch bei weitem zu niedrig sind um neuronale Membranstrukturen
nachhaltig zu stören.
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Eine
noch wenig beachtete Sonderstellung in der Alkoholismustherapie
nehmen Modulatoren der cholinergen Neurotransmission ein, wozu insbesondere
Cholinesteraseinhibitoren zählen.
Einerseits können
cholinerge wirksame Arzneimittel die durch alkoholbedingte Schädigung der
cholinergen Leitungsbahnen beeinträchtigte Kognition verbessern
und so die Problemeinsicht erhöhen.
Andererseits können
cholinerge Therapien jedoch auch eine unmittelbare, nicht kognitiv
bedingte Verringerung des Verlangens nach Alkohol bewirken. Nach
heutigem Erkenntnisstand wird dies durch die neuronalen nikotinischen
Acetylcholinrezeptoren (nAChR) vermittelt, die sich nicht nur auf
cholinergen, sondern auch auf dopaminergen Neuronen im mesolimbischen
System befinden. Diese Rezeptoren werden durch Erhöhung der
Acetylcholin-Konzentration stimuliert und schütten daraufhin verstärkt Dopamin
aus. Damit simulieren sie die durch Alkohol bewirkte Dopaminausschüttung, jedoch
ohne dessen Effekte auf andere Rezeptoren auszuüben und ohne extrem hohe Dopaminkonzentrationen
zu bewirken, so dass kein maßgebliches
Suchtverhalten induziert wird. Dieser therapeutische Ansatz lässt sich
im weiteren Sinne als partielle Substitutionstherapie bezeichnen.
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Desoxypeganin
(1,2,3,9-Tetrahydropyrrollo[2,1-b]chinazolin) ist ein Cholinesteraseinhibitor,
der in pharmakologisch relevanten Konzentrationen nicht an nAChR
bindet und zusätzlich
Monoaminoxidase A (nicht aber Monoaminoxidase B) inhibiert. Diese
Substanz eignet sich ebenfalls hervorragend zur Therapie des Alkoholmissbrauches,
wie es
DE 199 06 974 und
die davon abgeleiteten Schriften WO 00/48600 und
EP 1 154 776 beschreiben.
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Einen
der partiellen Substitutionstherapie völlig entgegen gesetzten Ansatz
stellt die Therapie des Substanzkonsums durch Blockade der von der
jeweiligen agonistisch wirken Droge aktivierten Rezeptorsysteme
dar, wobei jedoch bei bestehender Substanzabhängigkeit Entzugserscheinungen
ausgelöst
werden können
und daher eine hohe Wahrscheinlichkeit des Rückfalls in den Substanzkonsum
besteht. Dies gilt beispielsweise für die Therapie des Nikotinabusus
durch Blockade von nAChR mittels Mecamylamin (N-(2,2,3-tetramethyl-bicyclo[2.2.1.]heptan-2-amin).
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Dieses
racemische Gemisch aus den optischen Isomeren exo-S(+) und exo-R(-)-Mecamylamin
ist ein zu fast 100% oral bioverfügbarer, zentralgängiger,
nicht subtypspezifischer und nicht kompetitiver Antagonist an neuronalen
nAChR, der 1956 in den USA unter den Markennamen Inversene® bzw.
Inversine® als
Antihypertonikum in die Therapie eingeführt wurde. Die beiden Stereoisomere
zeigen an den einzelnen nAChR-Subtypen differenziertes, aber im
wesentlichen vergleichbares Verhalten, wobei das exo-S(+) Isomer
eine gewisse Selektivität
für neuronale
nAChR aufweist und damit verringerte periphere Nebenwirkungen, insbesondere
auf die Muskulatur, haben könnte.
Da Mecamylamin bei den in der Behandlung der essentiellen Hypertonie
wirksamen Dosen von mindestens 25 mg/Tag eine weitgehende Blockade
des parasympathischen Nervensystems bewirkt und dadurch zu einer
Fülle von
entsprechenden Nebenwirkungen führt,
wurde es seit 1977 nur mehr in Ausnahmefällen angewandt. Im Jahre 2000
wurde Mecamylamin zur experimentellen Therapie bestimmter neuropsychiatrischer
Erkrankungen wieder in den USA eingeführt.
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In
US 6 083 962 werden Kombinationen
von jeweils spezifischen Antagonisten mit den an den jeweils entsprechenden
Rezeptoren als Agonisten wirkenden Substanzen mit Abususpotential
beansprucht, insbesondere Kombinationen von Mecamylamin mit Nikotin
zur Therapie des Nikotinabusus. Dies basiert auf der Überlegung,
man könne
durch Verabreichung von Nikotin in pharmakologisch geeigneter, nicht
suchterzeugender Form (mittels einer insbesondere transdermalen
Darreichungsform, die eine gleichmäßige und kontrollierte Freisetzung
bewirkt) einen Teil der nAChR aktivieren und damit das primäre Verlangen
nach Nikotin stillen, jedoch dessen fortgesetzten Konsum durch Blockierung
der übrigen
nAChR mittels gleichzeitig verabreichtem Mecamylamin verhindern.
Tatsächlich
ließ sich
in einer Pilotstudie eine synergistische Wirkung einer solchen fixen
Wirkstoff-Kombination zeigen, die sich durch eine vor Beendigung
des Rauchens erfolgte alleinige Gabe von Mecamylamin noch verstärken ließ (Drug
Dev Res 1996; 38: 243-56; Exp Clin Psychopharmacol 1998; 6(3): 331-43).
Nach den 1998 berichteten Ergebnissen dreier Phase III – Studien
hatte sich jedoch eine transdermal verabreichte fixe Wirkstoff-Kombination
als dem Nikotinpflaster nicht überlegen
erwiesen. Alkoholabusus wird dagegen in keinem der genannten Dokumente
angesprochen.
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Blomgvist
et al lehren in Eur J Pharmacol 1993; 249(2): 207-13 und Eur J Pharmacol
1997; 334(2-3): 149-56, daß Mecamylamin
den alkoholinduzierten Anstieg der extrazellulären Dopaminkonzentration im
Nucleus accumbens der Ratte vollständig blockiert, jedoch ohne
das physiologisch wichtige basale Niveau der Dopaminausschüttung zu
beeinträchtigen.
Es handelt sich somit um eine Blockade der dopaminergen Komponente
der Alkoholwirkung, die von den Autoren in Zusammenhalt mit den
oben beschriebenen Grundlagen als eine durch nAChR vermittelte indirekte
Wirkung gesehen wird. Des weiteren wird unter Bezugnahme auf diese Arbeiten
als theoretische Grundlage in Alcohol Clin Exp Res 2002; 26: 326-31
ein Versuch an gesunden Probanden, die keinen Alkohol- oder Nikotinabusus
betrieben, beschrieben. In dieser Studie reduzierte Mecamylamin,
das zwei Stunden vor dem Konsum alkoholischer Getränke verabreicht
wurde, die zentral stimulierende psychotrope Wirkung und vermutlich
auch die Pharmakokinetik des Alkohols. In keiner dieser drei Arbeiten wird
die Kombination und/oder gleichzeitige Verabreichung von Mecamylamin
mit anderen pharmakologisch wirksamen Substanzen erwähnt, insbesondere
nicht mit Cholinesteraseinhibitoren oder nikotinischen Agonisten.
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In
den Offenlegungsschriften WO 00/35279 und WO 00/35280 werden die
beiden Isomere des Mecamylamins für die Therapie einer Vielzahl
von medizinisch behandlungsbedürftigen
zuständen,
darunter Alkoholabusus, beansprucht. Jedoch werden zu dieser Option
weder biologische Daten angeführt
noch Kombinationen mit anderen pharmakologisch wirksamen Substanzen
zu diesem therapeutischen Zweck auch nur erwähnt.
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GEGENSTAND
DER ERFINDUNG
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Nach
dem oben beschriebenen Stand der Wissenschaft, insbesondere der
Tatsache, dass die Pharmakologie des Alkoholabusus weit komplexer
ist als die Suchtwirkung des Nikotins, war es für den Fachmann keinesfalls
anzunehmen, dass Desoxypeganin, eine durch die Erhöhung der
zentralen Acetylcholinkonzentration indirekt auf nAChR agonistisch
wirkende Substanz, eine synergistische Wirksamkeit mit Mecamylamin
(einem direkten Inhibitor von nAChR) hinsichtlich der Reduktion
von Alkoholkonsum und Alkoholpräferenz
im Vergleich zu nicht alkoholischen Getränken bewirken sollte. Überraschenderweise
ist jedoch genau das der Fall.
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Gegenstand
der Erfindung ist somit die kombinierte Verwendung von Desoxypeganin
und Mecamylamin zur Verringerung des Alkoholkonsums. Die Behandlung
kann entweder durch gleichzeitige Verabreichung der beiden Wirkstoffe
erfolgen, oder durch eine alleinige Verabreichung von Mecamylamin,
unmittelbar gefolgt von einer erfindungsgemäßen Kombination der Wirkstoffe.
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Beispiel 1:
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Verringerung des Alkoholkonsums
und der Alkoholpräferenz
von alkoholpräferenten
Ratten
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Der
in Finnland gezüchtete
Rattenstamm „AA" weist eine genetisch
determinierte Präferenz
für Alkohol
auf, d.h. die Tiere bevorzugen auch ohne Vorbehandlung mit Alkohol
bei freier Wahl alkoholhaltige Flüssigkeiten gegenüber alkoholfreien
zur Stillung ihres Flüssigkeitsbedarfes.
Dieser Stamm wurde daher in zahlreichen Studien zur Pharmakologie
des Alkohols verwendet und ist ausgezeichnet charakterisiert.
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Weibliche
AA-Ratten (auf Alkoholpräferenz
getestet und zur Verfügung
gestellt vom Public Health Institute in Helsinki) wurden einzeln
mit freiem Zugang zu Standardfutter (Altromin 1324 Granulat) gehalten,
wobei die Umgebungstemperatur 24 +/– 1°C und der Licht/Dunkelwechsel
12/12 Stunden betrug (Dunkelperiode von 18-6 Uhr). Jeder Käfig enthielt
zwei identische Trinkgefäße, von
denen eines reines Wasser und das andere wässriges Ethanol (10% v/v) enthielt.
Die Tiere erhielten während
der 12-stündigen
Dunkelphase Zugang zu den Gefäßen und
konnten während
dieser Zeit zwischen beiden Lösungen
frei wählen.
Um eine Gewöhnung
an eine bestimmte Position im Käfig
zu verhindern, wurden die Positionen der Flaschen täglich verändert. Vor
Beginn der Versuche wurde den Tieren eine Eingewöhnungsphase gewährt, bis
ein weitgehend konstanter Alkohol- und Wasserverbrauch gewährleistet
war.
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Desoxypeganin
Hydrochlorid (nachfolgend als „DOP" bezeichnet) wurde
vom Institut für
Pharmakologie der Pflanzen (Taschkent, Usbekistan) bezogen und von
der Firma LTS Lohmann Therapie-Systeme (Andernach, Deutschland)
nach Prüfung
auf Identität
und Reinheit zur Verfügung
gestellt. Mecamylamin wurde als kommerzielles Präparat von der Sigma-Aldrich GmbH (München) bezogen.
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Die
Behandlung der Versuchstiere wurde stets unmittelbar vor Beginn
der Dunkelperiode vorgenommen. Mecamylamin wurde in 0,9% wässriger
Kochsalzlösung
gelöst
und in einem Volumen von 5 ml/kg Körpergewicht mittels intraperitonealer
Injektion verabreicht. DOP wurde als wässrige Lösung in einem Volumen von 10
ml/kg mittels Schlundsonde appliziert. Bei Kombinationsbehandlungen
erfolgten diese Verabreichungen innerhalb eines Zeitraumes von weniger
als 10 Minuten. Vor und nach den Behandlungstagen wurden stets mindestens
zwei behandlungsfreie Tage zwischengeschaltet.
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Erfasst
wurden die Parameter Alkoholverbrauch, Wasserverbrauch und Futterverbrauch
(jeweils in Gramm) sowie die Alkoholpräferenz, errechnet mittels der
Formel:
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Die
Zielparameter wurden jeweils während
der 12 Stunden der auf die Behandlung folgenden Dunkelperiode verfolgt,
wobei Zwischenergebnisse nach den ersten 4 Stunden und Endergebnisse
nach 12 Stunden erfasst wurden. Die statistische Auswertung der
Versuchsdaten wurde mit dem t-Test für abhängige Werte vorgenommen. Die
Ergebnisse hinsichtlich Alkoholverbrauch und Alkoholpräferenz sind
in den 1 und 2 sowie in den Tabellen 1 und
2 zusammengefasst.
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Tabelle
1: Synergie zwischen Desoxpeganin p.o. (DOP) und Mecamylamin i.p.
(Mec) in der Verringerung der Alkoholpräferenz weiblicher AA-Ratten
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Bei
peroraler Gabe von 20 mg/kg p.o. reduzierte DOP Alkoholverbrauch
und Alkoholpräferenz,
vorzugsweise innerhalb der ersten vier Stunden nach der Verabreichung.
Mecamylamin (1 mg/kg i.p.) hatte allein gegeben keinen Einfluss,
potenzierte jedoch die Wirkung des DOP auf beide Parameter. Niedrigere
Dosierungen von Mecamylamin (0,5 bzw. 0,75 mg/kg i.p.) waren in
Hinblick auf Alkohol wirkungslos, während der potenzierende Effekt
durch Erhöhung
der Mecamylamin-Dosierung auf 1,5 mg/kg i.p. nicht weiter zu steigern
war (Tabellen 1 und 2).
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Tabelle
2: Synergie zwischen Desoxpeganin p.o. (DOP) und Mecamylamin i.p.
(Mec) in der Verringerung des Verbrauches 10%iger wässriger
Ethanollösung
durch weibliche AA-Ratten.
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ERFINDUNGSGEMÄSSE DARREICHUNGS-
UND BEHANDLUNGSFORMEN
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Die
erfindungsgemäße Darreichung
kann entweder in Form eines einzelnen Arzneimittels mit einer fixen
Kombination beider Wirkstoffe erfolgen, oder aber durch deren Verabreichung
in getrennten Darreichungsformen. Erfindungsgemäß kann die Darreichung von
Desoxypeganin-HCl oral in Form von Tabletten oder Kapseln erfolgen,
wobei die Tagesdosis 50 bis 750 mg betragen kann und eine Tagesdosis
von 100 bis 400 mg bevorzugt wird, die auf eine beliebige Anzahl
von Einzeldosen aufgeteilt werden kann. Des weiteren sind Desoxypeganin
enthaltende transdermale therapeutischen Systeme sowie orale und
parenterale Darreichungsformen mit verzögerter Freisetzung, wie sie
in
DE-199 06 974 und
den davon abgeleiteten Schriften WO 00/48600 und
EP-1 154 776 beansprucht werden, einsetzbar;
wobei die bevorzugte Tagesdosis 50–250 mg beträgt und bevorzugt
in einer einzigen Dosis gegeben wird.
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Erfindungsgemäß kann die
Darreichung von Mecamylamin oral erfolgen, beispielsweise in Form
des Präparates
InversinTM (Targacept, Inc., USA; Tabletten
enthaltend 2,5 mg racemisches Mecamylamin hydrochlorid), wobei die
Tagesdosis 2,5–20
mg betragen kann und eine Tagesdosis von 2,5–7,5 mg bevorzugt wird. Ebenso
sind nach dem üblichen
galenischen Methoden formulierte transdermale Systeme oder orale
Darreichungsformen mit verzögerter
Freisetzung einsetzbar, wobei die Tagesdosis 0,5–10 mg beträgt und bevorzugt in einer einzigen
Dosis gegeben wird.
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Erfindungsgemäß kann die
Darreichung von Desoxypeganin und Mecamylamin auch in Form von Arzneimitteln
erfolgen, die feste Kombinationen der beiden Wirkstoffe enthalten,
wobei diese je nach Art der Darreichung so gestaltet sind, dass
die Tagesdosis des Desoxypeganins 50 bis 750 mg und die des Mecamylamins
0,5–20
mg betragen kann.
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Es
versteht sich für
den Fachmann von selbst, dass diese Aufzählung nur beispielhaft ist
und die Verwendung bekannter Abkömmlinge
der oben angeführten
Verbindungen in keiner Weise ausschließt. So können beispielsweise anstelle
des Hydrochlorid-Salzes des Desoxypeganins auch dessen andere physiologisch verträglichen
Salze bzw. Additionsverbindungen und für bestimmte Darreichungsformen
auch die freie Base verwendet werden, insbesondere für transdermale
Formulierungen. In gleicher Weise sind anstelle von Desoxypeganin
auch dessen in der Literatur beschriebene Derivate zu verstehen,
insoweit diese Cholinesterase-Hemmstoffe sind. Dazu zählen das
in Synthetic Communs. 25(4), 569-572 (1995) beschriebene 7-Bromodesoxypeganin,
die in Drug Des. Disc. 14, 1-14 (1996) beschriebenen 7-Halo-6-hydroxy-5-methoxYdesoxypeganine
7- Bromo-6-hydroxy-5-methoxydesoxypeganin,
7-Chloro-6-hydroxy-5-methoxydesoxypeganin,
7-Fluoro-6-hydroxy-5-methoxydesoxypeganin und 7-Jodo-6-hydroxy-5-methoxydesoxypeganin
sowie die in Ind. J. Chem. 24B, 789-790 (1985) beschriebenen Derivative
des Desoxypeganins, wobei zu beachten ist, dass vor allem in der älteren Literatur
auf Desoxypeganin häufig
unter dem Namen Desoxyvasicin Bezug genommen wird.
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Im
Falle des Mecamylamins ist nicht nur das z.B. unter dem Namen Inversine
handelsübliche
Racemat, sondern auch jedes der beiden in WO 00/35279 und WO 00/35280
beschriebenen Isomere, auch in Form der jeweiligen pharmazeutisch
akzeptablen Salze und Additionsverbindungen, zur Herstellung erfindungsgemäßer Darreichungsformen
verwendbar. Unter dem Begriff „Salze" sind in vorrangiger,
aber nicht ausschließender
Weise die Salze der erfindungsgemäßen Verbindungen mit Halogenwasserstoffsäuren und
mit einfachen organischen Säuren,
wie Weinsäure
(Tartrate), Bernsteinsäure
(Succinate), Maleinsäure
(Maleate) usw. zu verstehen.
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Des
weiteren kann in erfindungsgemäßer Weise
der oben beschriebenen Behandlung mit Kombinationen von Desoxypeganin
und Mecamylamin eine ausschließlich
mit racemischem Mecamylamin oder seinen einzelnen Isomeren erfolgende
Vorbehandlung voran gehen, die mit Tagesdosen zwischen 0,5 und 20
mg durchgeführt
wird und zwischen einem Tag und fünf Tagen dauern kann.
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Die
Arzneiformen, welche gemäß vorliegender
Erfindung zur Verabreichung einer Kombination von 3-Desoxypeganin
oder einem seiner pharmazeutisch akzeptablen Derivate mit Mecamylamin
oder einem seiner pharmazeutisch akzeptablen Derivate verwendet
werden, können
einen oder mehrere folgender Zusatzstoffe enthalten:
- – Antioxydantien,
Synergisten, Stabilisatoren;
- – Konservierungsmittel;
- – Geschmackskorrigentien;
- – Färbemittel;
- – Lösemittel,
Lösungsvermittler;
- – Tenside
(Emulgatoren, Solubilisatoren, Benetzer, Entschäumer);
- – Viskositäts- und
Konsistenzbeeinflusser, Gelbildner;
- – Resorptionsbeschleuniger;
- – Adsorptionsmittel,
Feuchthaltemittel, Gleitmittel;
- – Zerfalls-
und Lösungsbeeinflusser,
Füllmittel
(Streckmittel), Peptisatoren;
- – Freisetzungsverzögerer.
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Diese
Aufzählung
ist nicht abschließend;
die in Frage kommenden physiologisch unbedenklichen Substanzen sind
dem Fachmann bekannt.
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Die
Verabreichung einer Kombination von 3-Desoxypeganin oder einem seiner
pharmazeutisch akzeptablen Derivate mit Mecamylamin oder einem seiner
pharmazeutisch akzeptablen Derivate kann oral oder parenteral erfolgen.
Für die
orale Verabreichung können
Arzneimittel in bekannten Darreichungsformen, wie Tabletten, Dragees
oder Pastillen, hergestellt werden. Daneben kommen auch flüssige oder
halbflüssige
Darreichungsformen in Betracht, wobei der Wirkstoff als Lösung oder
Suspension vorliegt. Als Löse- oder Suspendierungsmittel
können
Wasser, wässrige
Medien oder pharmakologisch unbedenkliche Öle (vegetabilische oder Mineralöle) verwendet
werden.
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Vorzugsweise
sind die eine Kombination von 3-Desoxypeganin oder einem seiner
pharmazeutisch akzeptablen Derivate mit Mecamylamin oder einem seiner
pharmazeutisch akzeptablen Derivate enthaltenden Arzneimittel als
Depot-Arzneimittel formuliert, welche in der Lage sind, diese Wirkstoffe über einen
längeren Zeitraum
in kontrollierter Weise an den Organismus abzugeben.
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Darüber hinaus
kann die Verabreichung einer Kombination von 3-Desoxypeganin oder
einem seiner pharmazeutisch akzeptablen Derivate mit Mecamylamin
oder einem seiner pharmazeutisch akzeptablen Derivate nach der Erfindung
auch auf parenteralem Wege erfolgen. Hierzu können transdermale oder transmucosale
Darreichungsformen besonders vorteilhaft für die erfindungsgemäße Verabreichung
einer Kombination von 3-Desoxypeganin oder einem seiner pharmazeutisch
akzeptablen Derivate mit Mecamylamin oder einem seiner pharmazeutisch
akzeptablen Derivate verwendet werden, insbesondere klebende transdermale
therapeutische Systeme (Wirkstoffpflaster). Diese ermöglichen
es, den Wirkstoff über
einen längeren
Zeitraum in kontrollierter Weise über die Haut an den zu behandelnden
Patienten abzugeben.
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Ein
weiterer Vorteil ist, dass eine missbräuchliche Verwendung bei parenteralen
Applikationsformen weniger leicht möglich ist als bei oralen Darreichungsformen.
Durch die vorgegebene Wirkstoff-Freisetzungsfläche und die vorbestimmte Freisetzungsrate
kann eine Überdosierung
seitens des Patienten weitgehend ausgeschlossen werden. Außerdem sind
transdermale Darreichungsformen aufgrund weiterer Eigenschaften sehr
vorteilhaft, z. B. Vermeidung des First-Pass-Effektes oder eine
bessere, gleichmäßigere Steuerung
des Blutspiegels.
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Derartige
transdermale, eine Kombination von 3-Desoxypeganin oder einem seiner pharmazeutisch akzeptablen
Derivate mit Mecamylamin oder einem seiner pharmazeutisch akzeptablen
Derivate enthaltende Systeme weisen üblicherweise eine wirkstoffhaltige,
haftklebende Polymermatrix auf, die auf der hautfernen Seite von
einer wirkstoffundurchlässigen
Rückschicht
bedeckt ist, und deren klebende, wirkstoffabgebende Oberfläche vor
der Applikation mit einer ablösbaren
Schutzschicht bedeckt ist. Die Herstellung solcher Systeme und die
dabei verwendbaren Grundstoffe und Hilfsstoffe sind dem Fachmann
grundsätzlich
bekannt; beispielsweise wird der Aufbau solcher transdermalen therapeutischen
Systeme in den deutschen Patenten
DE 33
15 272 und
DE 38 43
239 oder in den US-Patenten
4 769 028, 5,089 267, 3 742 951, 3 797 494, 3 996 934 und 4 031
894 beschrieben.
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Als
alternative Ausführungsformen
transdermaler therapeutischer Systeme in Pflasterform für die Verabreichung
der erfindungsgemäßen Wirkstoff-Kombination
können
so genannte Reservoirsysteme in Betracht kommen, bei denen die Wirkstoffe
in einem zumindest hautseitig aus einer für die Wirkstoffe durchlässigen Membran
bestehenden Beutel vorliegen.
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Die
erfindungsgemäße Kombination
von 3-Desoxypeganin oder einem seiner pharmazeutisch akzeptablen
Derivate mit Mecamylamin oder einem seiner pharmazeutisch akzeptablen
Derivate kann bei der Therapie des gesundheitsschädlichen
Alkoholkonsums sowie der Alkoholabhängigkeit verwendet werden,
um den Konsum des Alkohols zu verringern.
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Die
erfindungsgemäße Kombination
von 3-Desoxypeganin oder einem seiner pharmazeutisch akzeptablen
Derivate mit Mecamylamin oder einem seiner pharmazeutisch akzeptablen
Derivate kann zur Herstellung von Arzneimitteln zur Therapie des
Alkoholmissbrauchs und/oder der Alkoholabhängigkeit verwendet werden,
insbesondere um den Konsum des Alkohols zu verringern.