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Kopierfolien. Für Zwecke der photomechanischen Übertragung von Abbildungen,
Hand-, Maschinen-oder Druckschrift jeder Art, wie auch Noten und sonstiger Zeichen
werden von diesen Vorlagen entweder photographische Negative und ,Diapositive oder
sogenannte Kopierfolien verwendet, bei welch letzteren die Darstellungen auf durchscheinendes
Papier o. dgl. gedruckt oder sonstwie aufgebracht sind. Die Photogramme oder die
Kopierfolien werden dann auf die lichtempfindliche Chromatgummi- oder Chromateiweißschicht
einer Metall- oder anderen Platte kopiert, die auf der Platte erhaltene Übertragung
wird entwickelt, je nach dem beabsichtigten Zweck mechanisch weiter verarbeitet,
und die so erhaltene Druckplatte nach Einfärben zum Drucken verwendet. Photographische
Positive oder Negative müssen vor der Verwendung noch auf Größe geschnitten werden,
um zu den gewünschten Formen zusammengestellt werden zu können, was wegen ihrer
Glasunterlagen und deren verschiedener Stärke Schwierigkeiten bietet, auch beim
Kopierprozesse selbst. Wurden die von der Glasplatte oder einer anderen Unterlage
abgezogenen, äußerst dünnen Bildhäutchen der Photos verwendet, so ließen sie sich
wegen ihrer schlechten Handlichkeit nicht gut auf ovale oder sonstige Formen schneiden,
weil sie hierbei Verletzungen unterworfen waren, auch zur Rollen-oder Kräuselbildung'neigten.
Der auf lichtdurchlässigen Unterlagen, wie Seidenpapier o. dgl., befindliche Druck
eignete sich nur in überaus unvollkommene;' Weise für photomechanische Übertragungszwecke,
da die Unterlagen schlecht handlich sind, leicht zerreißen, zu Faltenbildungen neigen,
ungleichmäßig stark und milchig trüb und -auch ungenügend lichtdurchlässig sind.
Da im Text des auf Seidenpapier o. dgl. befindlichen Drucksatzes oft freie, also
unbedruckte Stellen vorgesehen werden zum späteren Auflegen oder Aufbringen von
auf Papier gedruckten Abbildungen, kommen dann an diesen Bildstellen der Kopierfolie
doppelte Papierschichten übereinander zu liegen, wodurch beim Durchlichten der Kopierfolien
an diesen Stellen nur unscharfe und ungenügende Übertragungen erhalten werden konnten.
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Nach dem Verfahren der britischen Patentschrift 21847/1909 wurden
schon auf Zelluloid oder -andere geeignete biegsame durchsichtige Unterlagen Text
und Bild aufgebracht, um diese für Tiefdruckzwecke auf Druckzylinder zu kopieren,
jedoch läßt sich Zelluloid nicht vollkommen und scharf bedrucken, da die Farbe abgestoßen
wird, es auch aus Sicherheits- und anderen Gründen von der Verwendung ausscheiden
muß, da es sich den Metallflächen nur unvollkommen anschmiegt, nicht lichtbeständig
ist, sich daher am Lichte verfärbt, der Verpuffung und
Selbstentzündung
unterliegt und bei gei ingster Erwärmung, beispielsweise schon durch die ausgestrahlte
Wärine einer elektrischen Glühlampe, zur Entflaniniung kommen kann.
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Die bei den bisherigen Verfahren bestehenden I'belstände «-erden sämtlich
beseitigt, wenn man nach der Erfindung an Stelle von Seidenpapier o. dgl. glasklar
durchsichtige Tafeln aus Zellon (Azethvlzellulose) oder aus ähnlichen plastischen
Massen (Äthylzellulose usw.) als Kopiermaterial verwendet, die Tafeln nach einem
der gebräuchlichen drucktechnischen Verfahren mit Schrift oder Abbildungen oder
beiden gemeinsam bedruckt und die so erhaltenen Kopierfolien zur photomechanischen
Übertragung benutzt. Sollen Autotypien Verwendung finden, so «erden ,iie sie tragenden
Häutchen ohne vorheriges Abziehen von ihrer Unterlage direkt auf glasklar durchsichtige
Zellonfolien übertragen; diese «-erden darin den Kopierfolien eingefügt und können
nach Bedarf ebenso leicht lind schnell gegen andere ausgewechselt werden. Da aber
Zellonfolien o. dgl. sich nur unvollkommen bedrucken lassen, weil die Farbe der
Schrift- und Bildkonturen vom Zellon abgestoßen wird, daher auf ihr verläuft, wird
die zu bedruckende Fläche der Zellontafel zunächst einer Vorbehandlung unterworfen
und erst hiernach bedruckt. llan überzieht sie zu diesem Zweck finit einer schnell
trocknenden schwachen Gelatine- oder Chromatgelatinelösung oder reibt die Tafeln
finit Eisessig oder Azeton oder mit einer Mischung beider ab, läßt trocknen, bedruckt
dann erst die in dieser Weise vorbehandelten Flächen und benutzt die so hergestellten
Kopierfolien nach erfolgtem Bronzieren der Druckobjekte. für photomechanische Cbertragungszwecke.
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Durch die Verwendung von Kopierfolien aus glasklar durchsichtigem
Zellon wird eine Reihe neuer technischer Vorteile erreicht. Kopierfolien aus Zellon
oder aus ähnlichen plastischen -\lassen sind frei von Unreinlichkeiten jeder Art
und glasklar durchsichtig; deshalb lassen beirr Durchlichten die nicht bedruckten
Stellen das Licht ohne Behinderung durchgehen, es ist also eine kurze und konstante
Kopierdauer möglich, und auf der lichtempfindlichen Schicht werden im übertragenen
Gegenstand zwischen Licht und Schatten größte Kontraste bei gleichzeitig feinster
Nuancierung der Töne erhalten. Zellon-Kopierfolien sind selbst in Ausmaßen von i4oX6o
ein. bei nur 0,12111111 Stärke. äußerst widerstandsfähig und leicht handlich, ferner
feuersicher, wasser-, luft-, wärme-, lager- und volumenbeständig, lassen sich daher
auch genau aufnadeln und für Zwecke eles illehrfarbendruckes bestens verwenden.
Auf Zellon-Kopierfolien können vorkomtuende Korrekturen oder Auswechselungery leicht
vorgenommen werden; es entstehen bei doppelt oder mehrfach aufeinanderliegenden
Stellen von Zellon keine Unschärfen in der Kopie; es lassen sich Abbildungen schnell
und leicht von den Kopierfolien wieder entfernen wie auch Druckschrift o. dgl. -
durch Abwaschen z. B. mit Benzol - wieder beseitigen, so daß die von Druck und Bild
befreite Zellontafel wieder zur Herstellung von Kopierfolien gebraucht werden kann.
Bei Verwendung von Zellon können aber auch doppelseitig bedruckte Kopierfolien,
wie z. B. zur ('bertragung von Musikstücken, hergestellt und verwandt werden; die
eine Seite der Kopierfolie enthält dann die aufgedruckte Liniatur, die bei Übertragungen
dauernd erhalten bleibt und Verwendung findet, während auf die andere Seite die
Noten, sonstigen Zeichen und Text aufgebracht werden, die nach ihrer Durchlichtung
wieder abgewaschen werden, so daß diese Kopierfolienseite, mit neuen Noten usw.
versehen, ebenialls weiterhin benutzt werden kann.
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Die auf einer Glasplatte befindlichen Bildhäutchen von Photos jeder
Art lassen sich von ihrer Unterlage leicht auf ein durchsichtiges Zellon- o. dgl.
Plättchen aufbringen, mit diesem dann gemeinsam beschneiden und in die für sie ausgesparten
Stellen eines auf der Kopierfolie befindlichen Schriftsatzes einfügen, an den Ecken
festkleben, auch leicht gegen andere wieder auswechseln, nach erfolgter Verwendung
wieder leicht abnehmen und zwecks späterer Wiederverwendung gut aufbewahren. Zum
Übertragen der Photobildhäutchen von ihrer Glasunterlage auf eine Zellonfolie wird
das Bildhäutchen mit dünner Kautschuk-, dann mit dünner Zellonlösung übergossen,
unter jeweiligem Trocknenlassen der angewandten Lösungen; hierauf werden in das
Häutchen selbst, aber außerhalb der Bildkonturen, mit einem Messer bis auf die Unterlage
des Häutchens herabgehende, sich treffende Linien eingerissen: man übergießt dann
noch mit dünner Gummiarabikuino. dgl.-Lösung,legt eine-dünne Zellonfolie darüber,
drückt sie mittels Quetscheis fest, hebt hierauf eine Kante des Bildhäutchens mit
der entsprechenden Kante der Zellonfolie etwas hoch, faßt beide Kanten mit zwei
Fingerspitzen und reißt die Zellonfolie, auf der das Eildhäutchen nunmehr festhaftet,
von seiner Unterlage, worauf man das Zellon mit dein Bild auf Größe schneidet und
es dein Drucktet der Kopierfolie einfügt.