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Verfahren der trockenen Destillation bitumenhaltiger Kohlen. Den Gegenstand
der Erfindung bildet ein Verfahren, um bei der Trockendestillation bitumenhaltiger
Kohlen die Ausbeute an
Kohlenwasserstoffölen zu steigern, und zwar dadurch,
däß die sekundäre Zersetzung dieser Schweröle an den heißen Retortenwandungen nach
Möglichkeit zurückgedrängt wird. Auf diese Weise steigt die Ausbeute an Schwerölen,
und wird die Bildung gasförmiger Erzeugnisse nach Möglichkeit unterdrückt. Man hat
zu diesem Zweck schon verschiedene Maßnahmen getroffen. So hat man beispielsweise
unter Zuleitung von Dampf oder neutraler Gase destilliert, um eine möglichst schnelle
Abführung der Destillate aus dem Bei eich der hohen Temperatur zu erreichen.
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Der Erfinder schlägt einen anderen Weg ein, und zwar derart, daß der
bitumenhaltigen Kohle eine gewisse Menge schwerer Kohlenwasserstoffe oder solche
enthaltender Substanzen zugesetzt wird, wie beispielsweise Erdölfraktionen, Schieferöl,
schwere Teeröle o. dgl., die im übrigen im Laufe des Verfahrens selbst gewonnen
sein können. Mit diesem Zusatz erhitzt und destilliert man dann die bitumenhaltigen
Kohlen unter Druck, um möglichst hohe Ausbeuten an Kohlenwasserstoffölen und möglichst
geringe Ausbeuten an permanentem Gas zu erhalten. Der Koks oder der Halbkoks, der
in der Retorte verbleibt, kann in üblicher Weise verwendet werden.
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Zur Ausführung des Verfahrens zerkleinert man die Kohle durch Brechen,
Mahlen oder auf sonst geeignete Weise und mischt ihr eine kleine Menge von schweren
Kohlenwasserstoffen zu, beispielsweise in einer Menge von =o Prozent der Kohle,
wobei sich dieser Prozentsatz selbstverständlich je nach der Natur der zu behandelnden
Kohle ändern kann.
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Man erhitzt alsdann bei steigender Temperatur in einem Destillationsgefäß,
z. B. in einer geschlossenen eisernen Retorte, um zunächst eine Drucksteigerung
im Gefäß zu erreichen. Auch dieser Druck richtet sich nach der Natur der Kohle oder
nach der für die Kohle passenden Temperatur und kann beispielsweise q. Atmosphären
betragen. Man destilliert- dann, indem man die Temperatur auf etwa 350' und
schließlich auf etwa 500' C steigert oder zwischen diesen beiden Grenzen
hält, die auch nötigenfalls nach _oben_ oder nach unten überschritten we`rr-C en
können, wenn dadurch eine größere Ausbeute an Kohlenwasserstoffen erzielt wird.
Schließlich kann man auch die Temperatur durch Verwendung von überhitztem Wasserdampf
erreichen, mit oder ohne Außenbeheizung. Die unter Druck abgehenden Dämpfe werden
sobald
wie möglich abgekühlt und verdichtet; das nicht verdichtbare
Gas kann zur Beheizung der Retorte verwendet werden.
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Die Anwesenheit der von Anfang an zugesetzten schweren Kohlenwasserstoffe
bewirkt eine gleichmäßigere Erhitzung, indem diese Kohlenwasserstoffe sich mit den
im Rohgut enthaltenen destillierbaren Körpern verbinden und bei der Destillation
als Beförderungsmittel für diese wirken. Die Anwendung von Druck während der Destillation
verhindert im übrigen weitgehend die Bildung permanenter Gase.
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Bei der Destillation gehen die zugesetzten schweren Kohlenwasserstofföle
ebenfalls zum weitaus größten Teil über und können mit den aus der Kohle destillierten
Kohlenwasserstoffölen wiedergewonnen werden. Der Zusatz der schweren Kohlenwasserstoffe
zur Kohle wirkt regelnd auf den ganzen Verlauf der Schwelung der bitumenhaltigen
Kohle, während der angewandte Druck eine innigere Durchmischung mit der Kohle und
ihren destillierbaren Anteilen bewirkt und die regelnde Wirkung des Ölzusatzes unterstützt.
Wenn diese Durchdringungswirkung der Druckanwendung eingetreten ist, ist es an sich
nicht mehr notwendig, unter Druck zu destillieren. Die Destillation selbst kann
dann unter gewöhnlichem Druck oder g mit Unterdruck geschehen. Man kann das Verfahren
also auch so ausführen, daß man das schwere Öl der Kohle beigibt und nach einer
gewissen Zeit, z. B. wenn die geeignete Temperatur erreicht ist, den Druck abbläst
und die Destillation bei Atmosphärendruck oder im Vakuum fortsetzt.
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Die Destillation unter Druck ist an sich bekannt. Im vorliegenden
Falle, d. h. bei der Destillation unter Zusatz von Schwerölen, die als Beförderungsmittel
für die Destillate dienen sollen, erreicht man durch die Anwendung von Druck bei
Beginn der Destillation vor allen Dingen die möglichst homogene Durchdringung des
Rohgutes mit den zugesetzten Schwerölen. Je besser diese Durchdringung ist, je mehr
ist die Sicherheit gegeben, daß durch die Verdampfung dieser zugesetzten Schweröle
die erwünschten höhermolekularen Destillate aus dem Rohgut herausgebracht und unzersetzt
in die Vorlage gelangen.
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Es ist auch bereits vorgeschlagen, bei der Trockendestillation Kohlenwasserstoffe
zuzusetzen. Doch handelt es sich bei diesem Vorschlag nicht um den Zusatz von Schwerölen,
die gewissermaßen als Schutzdämpfe urid Beförderungsmittel für die dampfförmig entwickelten
hochmolekularen Destillate zu dienen bestimmt sind, sondern um das Einspritzen von
leichten Kohlenwasserstoffen, insbesondere Benzol, auf den über 6oo ° C heißen Retorteninhalt,
und zwar zu dem ausgesprochenen Zwecke, eine pyrogene Zersetzung des eingespritzten
Stoffes herbeizuführen, um auf der einen Seite möglichst viel Leuchtgas zu erzielen
und anderseits den zurückbleibenden Koks zu verbessern.
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Bei dem vorliegenden Verfahren soll im Gegensatz dazu, so weit das
überhaupt möglich ist, die pyrogene Zersetzung sowohl der zugesetzten Schweröle
wie auch der schweren Destillate, zu deren Entwicklung und Beförderung die Schweröle
zugesetzt sind, zurückgedrängt werden.