DE3720572A1 - Amorphes pulverfoermiges siliciumnitrid - Google Patents
Amorphes pulverfoermiges siliciumnitridInfo
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Description
Ein wesentliches Problem bei der Herstellung keramischer Formteile durch
Sinterverfahren ist die Erreichung der Gleichmäßigkeit von Stück zu Stück.
Inhomogenitäten wie Poren, Risse oder Fremdkörpereinschlüsse bewirken bei
diesen plastisch nicht verformbaren Stoffen sofort mechanische Spannung,
welche die Festigkeit negativ beeinflussen.
Wegen der Inhomogenitäten und Mikrorisse mit Dimensionen von 0,1 bis 20 µm
gelang es bisher nicht, hochbelastbare Siliciumnitrid-Formkörper herzu
stellen, deren Festigkeitswerte, insbesondere bei hohen Temperaturen,
innerhalb konstruktiv zulässiger Grenzen konstant sind. Für den prak
tischen Einsatz ist dies umso bedeutungsvoller, als es noch keine zuver
lässige zerstörungsfreie Prüfverfahren gibt, die eine Aussonderung der
ungeeigneten Formteile ermöglichen.
In der DE-A 35 04 145 wird ein Verfahren zur Herstellung poren- und riß
freier Formkörper aus Siliciumnitrid beschrieben, nach dem in einer ersten
Stufe amorphes Siliciumnitridpulver bei Temperaturen von 1200 bis 1350°C
und Drucken von 50 bis 600 kp/cm2 zu einem kompakten glasigen Formkörper
verpreßt und in einer zweiten Stufe das Siliciumnitrid bei Temperaturen
von 1400 bis 1800°C ohne Anwendung von Druck in kristallines
Siliciumnitrid umgewandelt wird.
Ein wesentlicher Vorteil dieses Verfahrens beruht darauf, daß sich das
Siliciumnitrid in dem angegebenen Temperaturbereich der ersten Stufe in
einem viskoelastischen Zustand befindet, bei dem es unter Anwendung von
Druck verformt werden kann. Dadurch wird der Druck auf die Formmasse
gleichmäßig auch in entfernte Teile der Form, weitergeleitet. Dieser beim
Sintern von keramischen Massen, die aus kristallinen Pulvern bestehen,
nicht vorhandene Effekte führt bei diesem Verfahren dazu, daß kompliziert
gestaltete Formteile mittels einer Art Kolbenspritzgußmaschine in
Produktionszyklen, die nur durch die Fließfähigkeit der Formmasse begrenzt
ist, in großer Stückzahl wirtschaftlich herstellbar sind.
In dem zweiten sich anschließenden Verfahrensschritt wird der amorphe,
glasige Formkörper durch Kristallisation in den eigentlichen keramischen
Formkörper überführt. Bei diesem Verfahrensschritt werden Temperaturen von
1400 bis 1800°C angewandt.
Wegen der hohen Viskosität der Masse setzt die Kristallisation erst ver
zögert ein. Dieser Zustand wird dazu ausgenutzt, um in der ersten Stufe
bereits ohne Verwendung der sonst üblichen Sinterhilfsmittel kompakte
porenfreie Formkörper herzustellen, und erst in der zweiten Stufe wird bei
höheren Temperaturen das amorphe Si3Ni4 in kristallines Si3Ni4 überführt.
Durch die Vermeidung von Sinterhilfsmitteln werden die Festigkeit,
Steifigkeit, Temperaturbeständigkeit und Kriechbeständigkeit erhöht und
das die Lebensdauer abkürzende unterkritische Rißwachstum erheblich
reduziert.
Es hat sich nun gezeigt, daß, besonders bei der Herstellung von Formteilen
mit Wanddicken größer als 2 mm während des viskosen Fließens in der ersten
Stufe die Kristallisation zu schnell einsetzt, wodurch die Masse an
Plastizität verliert und die Kompaktierung vorzeitig zum Stillstand kommt.
Zudem kann es, ebenfalls bei höheren Wanddicken, in der Kristallisations
stufe zur Ausbildung von Lunkern oder Rissen im Formteil kommen. Die
Kristallisation beginnt beim Erwärmen des glasigen Formteils an den Außen
flächen und schreitet, vorgegeben durch den Wärmefluß, von außen nach
innen fort. Wenn die Kristallisation außen zu schnell erfolgt, kommt es
infolge des Volumenschrumpfs zu Spannungen, die in der außen bereits
größtenteils kristallisierten Schicht nicht mehr schnell genug abgebaut
werden können und so zur Rißbildung führen.
Zur Überwindung dieser Nachteile des an sich eleganten und wirtschaft
lichen Verfahrens müßte die Zeit zur Kristallisation wesentlich größer
sein als die durch den Wärmefluß bedingte Zeit zum Angleich der Material
temperatur in der Mitte der Formteilwand an die Außenwand, derart, daß die
Kristallisation außen und innen gleich schnell verläuft und für die beim
Schrumpfen (ca. 10 Vol.%) benötigte plastische Verformung genügend Zeit
zur Verfügung gestellt wird. Gleichzeitig würde damit der für die
Kompaktierung im amorphen Zustand benötigte Zeitrahmen erhöht, d.h. die
vorzeitige Kristallisation vermieden.
Es bestand somit die Aufgabe ein amorphes Siliciumnitrid-Pulver bereitzu
stellen, das die beschriebenen Anforderungen erfüllt.
Es wurde nun gefunden, daß diese Aufgabe gelöst wird, wenn in dem pulver
förmigen amorphen Siliciumnitrid 0,5 bis 40 Mol% des Siliciums durch
mindestens eines der Elemente Bor, Aluminium, Yttrium, Lanthan, Titan,
Zirkonium, Wolfram und Molybdän ersetzt ist.
Diese Elemente werden über chemische Bindungen in die Glasstruktur einge
baut und bilden im Glaszustand keine eigene separate Phase, d.h. es sind
keine Sinterhilfsmittel. Durch Einbau der genannten Elemente in das
Si3N4-Glas wird die Kristallisation im gewünschten Maß verzögert. Dennoch
werden durch Kristallisation vollkommen kristalline Formkörper erhalten,
weil sich während der Kristallisation separate, kristalline Nitrid-Phasen
des Siliciums und der Modifizierungselemente ausbilden.
Die erfindungsgemäßen modifizierten Siliciumnitridpulver können durch
Umsetzung der Halogenide der Elemente die in dem Pulver enthalten sind mit
Ammoniak unter strengem Wasser- und Sauerstoffausschluß hergestellt
werden. Als Halogenide kommen insbesondere die Chloridie wie SiCl4, BCl3,
AlCl3, YCl3, LaCl3, TiCl4, ZrCl4, WCl5, WCl3 und MoCl5 in Betracht. Im
Falle des Siliciums können auch die Fluorverbindungen wie H2SiF6 und SiF4
eingesetzt werden. Man kann prinzipiell so vorgehen, daß man eine Lösung
der Siliciumhalogenide und der anderen Elementhalogenide in dem
gewünschten Verhältnis in einem inerten organischen Lösungsmittel
herstellt und in diese Lösung Ammoniak einleitet, wobei die entsprechenden
Amid- bzw. Imidverbindungen gebildet werden, die dann durch Pyrolyse in
die Imide überführt werden.
Um zu vermeiden, daß sich bei der Umsetzung mit Ammoniak separate Amide
oder Imide bilden, wird aber vorzugsweise die das Si3N4-modifizierende
Metallverbindung in einem Lösungsmittel vorgelegt und mit n-1 bis n-2
Equivalenten Ammoniak, wobei n die Wertigkeit des Metalles in der Halogen
verbindung bedeutet, pro Metallequivalent umgesetzt. Im Fall der dreiwer
tigen Metallhalogenide führt dies zu Verbindungen der Strukturen
wobei der anfallende Halogenwasserstoff mit Ammoniak zum Ammoniumhalogenid
abreagiert. Die Reaktion wird solange fortgeführt, bis die Menge an freiem
Ammoniak nur noch ca. 1-5% der ursprünglichen eingesetzten beträgt. Die
Umsetzung wird bei Temperaturen von -20 bis +100°C durchgeführt.
Danach gibt man die vorgegebene Menge Siliciumhalogenid, vorzugsweise
Siliziumtetrachlorid hinzu und setzt dieses bei den gleichen Temperaturen
mit dem in der ersten Stufe gebildeten Produkt um. Danach wird langsam die
notwendige Menge Ammoniak für die vollständige Umsetzung zugegeben. Dabei
bildet sich das gemischte Imid, welches durch Pyrolyse bei Temperaturen
von 800 bis 1000°C in das gewünschte modifizierte Siliciumnitrid überführt
wird, wobei das Ammoniumhalogenid durch Sublimation entfernt wird.
Der strenge Ausschluß von Wasser und Luftsauerstoff, sowohl bei der
Synthese als auch bei Handling und Verarbeitung ist notwendig, um eine
Bildung von SiO2 an der Pulveroberfläche zu vermeiden. SiO2 stört die
spätere Kompaktierung im Glaszustand.
Als inerte Lösungsmittel sind Kohlenwasserstoffe wie Pentan, Hexan oder
Heptan oder Gemische davon wie Petrolether geeignet. Auch Tetrachlor
kohlenstoff und Schwefelkohlenstoff sind als Lösungsmittel gut geeignet.
Diese Lösungsmittel sind leicht wasserfrei zu machen und weisen derart
niedrige Siedepunkte auf, daß z.B. die Reaktionswärme durch Siedekühlung
leicht entfernt werden kann.
Die erfindungsgemäßen modifizierten Siliciumnitridpulver sind sehr gut
geeignet für die Herstellung von keramischen Formkörpern gemäß der
DE-OS 35 04 145 wobei sie in einer ersten Stufe bei Temperaturen von
1200 bis 1350°C und Drucken von 50 bis 600 kp/cm2 zu einem glasigen
Formkörper verpreßt werden. Diese Temperatur liegt entweder unterhalb der
Temperatur des Kristallisationsbeginns oder allenfalls in ihrem oberen
Bereich nur schwach darüber, wobei im Bereich des Beginns der
Kristallisation die Kristallisationsgeschwindigkeit noch so gering ist,
daß hierdurch die Verpressung zu einem glasigen Formkörper innerhalb der
hierführ erforderlichen Verarbeitungszeiten nicht gestört werden kann.
Anschließend wird der glasige Formkörper bei Temperaturen von 1400 bis
1800°C ohne Anwendung von Druck in einen kristallinen Formkörper
umgewandelt.
Die Verwendung der erfindungsgemäß modifizierten Siliciumnitrid-Pulver
erweist sich auch als sehr vorteilhaft bei der Herstellung von
faser- und/oder whiskerverstärkten Formkörpern. Die Fasern und/oder
Whisker werden im benötigten Volumenverhältnis mit dem amorphen Pulver
gemischt und dann oberhalb der Glaserweichungstemperatur zum kompakten
Formling verpreßt. Aufgrund der verzögerten Kristallisation reicht die
Zeit aus, sämtliche Fasern und/oder Whisker zu umfließen und Porenbildung
zu vermeiden.
Die mit den erfindungsgemäßen modifizierten Siliciumnitridpulvern herge
stellten Formteile können als hochbelastbare Bauelemente Anwendung in
Kolbenmotoren, Gasturbinen, Wärmetauschern, Abgasturboladern oder bei
spielsweise als Schneidwerkzeuge in der spanabhebenden Bearbeitung finden.
19,0 g entsprechend 0,1 Mol TiCl4 wurden in 250 ml trockenem Tetrachlor
kohlenstoff bei 20°C gelöst. unter Rühren und Kühlen wurde eine Lösung von
3,4 g entsprechend 0,2 Mol Ammoniak in Tetrachlorkohlenstoff zulaufen
gelassen und dabei die Temperatur konstant gehalten. Danach wurde die
trübe Reaktionsmischung noch 2 h lang gerührt. Dann wurde die
Reaktionsmischung in ein Rührgefäß überführt, das bereits eine Lösung von
153,1 g entsprechend 0,9 Mol SiCl4, gelöst in 2 Lit Tetrachlorkohlenstoff
enthielt. Nach 1 h Rühren bei 50°C wurde langsam eine Lösung von ca. 170 g
Ammoniak (10 Mole), gelöst in 2 Lit Tetrachlorkohlenstoff unter Sieden des
Tetrachlorkohlenstoffs zulaufen lassen. Nach beendeter Zugabe wurde noch
2 h gerührt und danach der Feststoff vom Lösungsmittel abfiltriert. Der
Feststoff wurde in eine Ofen überführt und dessen Temperatur linear um
200°C pro Stunde auf 900°C gesteigert. unter Abspaltung von Ammoniak und
Absublimieren von Ammoniumchlorid wurde eine amorphes modifiziertes
Siliziumnitrid erhalten, bei dem 10 Mol.% des Siliciums durch Titan
ersetzt sind.
Die Kristallisationsneigung wurde in einem Differentialscanning-Calori
meter bis 1000°C mit einer Heizrate von 40°C/min und ab 1000°C mit einer
Heizrate von 16°C/min gemessen. Die Temperatur des Kristallisationsbeginns
TKB, die in der folgenden Tabelle aufgeführt ist, ist ein Maß für die
Kristallisationsneigung. Je höher TKB ist, desto geringer ist die
Kristallisationsneigung.
Es wurde wie in Beispiel 1 beschrieben gearbeitet, mit dem Unterschied,
daß anstelle von TiCl4 7,5 g Bortrichlorid (0,05 Mol) eingesetzt worden
sind, die mit 1,7 g Ammoniak (0,1 Mol) umgesetzt wurden. Die erhaltene
Reaktionsmischung wurde analog Beispiel 1 mit 161,4 g Siliciumtetrachlorid
(0,95 Mol) umgesetzt.
Es wurde wie in Beispiel 1 beschrieben gearbeitet, mit dem Unterschied,
daß anstelle von TiCl4 30,3 g Zirkontetrachlorid (0,13 Mol) mit 4,5 g
Ammoniak (0,26 Mol) umgesetzt wurden und die Reaktionsmischung mit 149 g
Siliciumtetrachlorid (0,87 Mol) umgesetzt wurde.
Es wurde wie in Beispiel 1 gearbeitet, mit dem Unterschied, daß anstelle
von Tetrachlorkohlenstoff Schwefelkohlenstoff als Lösungsmittel eingesetzt
wurde. 10,68 g Aluminiumchlorid (0,08 Mol) wurden mit 2,72 g Ammoniak
(0,16 Mol) umgesetzt. Die erhaltene Reaktionsmischung wurde mit 156,5 g
(0,92 Mol) Siliciumtetrachlorid umgesetzt. Die weitere Prozedur erfolgte
wie in Beispiel 1.
Analog Beispiel 4 wurden 13,68 g Yttriumchlorid (0,07 Mol) mit 2,04 g
Ammoniak (0,12 Mol) umgesetzt und die Reaktionsmischung mit 158,2 g
(0,93 Mol) Siliciumtetrachlorid umgesetzt.
Analog Beispiel 4 wurden 22,08 g (0,09 Mol) Lanthanchlorid mit 3,06 g
Ammoniak (0,18 Mol) umgesetzt und die Reaktionsmischung mit 154,8 g
(0,91 Mol) Siliciumtetrachlorid weiter umgesetzt.
Analog Beispiel 4 wurden 13,68 g (0,05 Mole) Molybdän (V)-chlorid mit
2,55 g Ammoniak (0,15 Mol) umgesetzt und diese Mischung mit 161,6 g
(0,95 Mol) Siliciumtetrachlorid weiter umgesetzt.
Analog Beispiel 4 wurden 10,84 g (0,03 Mole) Wolfram (V)-chlorid mit
1,53 g Ammoniak (0,09 Mole) umgesetzt und diese Mischung mit 165,0 g
(0,97 Mol) Siliciumtetrachlorid weiter umgesetzt.
In der folgenden Tabelle ist die TKB der gemäß Beispielen 1 bis 8
erhaltenen Produkte derjenigen des nicht modifizierten Siliciumnitrides
gegenübergestellt.
Aus der Tabelle ist zu ersehen, daß die Temperatur des Kristallisationsbeginns
des modifizierten Siliciumnitridpulvers um mindestens 100°C höher
liegt als diejenige des nicht modifizierten Si₃N₄-Pulvers.
Claims (4)
1. Pulverförmiges, amorphes Siliciumnitrid, dadurch gekennzeichnet, daß
0,5 bis 40 Mol% des Siliciums durch mindestens eines der Elemente Bor,
Aluminium, Yttrium, Lanthan, Titan, Zirkonium, Wolfram und Molybdän
ersetzt ist.
2. Pulverförmiges amorphes Siliciumnitrid, dadurch gekennzeichnet, daß
2 bis 15 Mol% des Siliciums ersetzt ist.
3. Verfahren zur Herstellung von pulverförmigem amorphem Siliciumnitrid
nach Ansprüchen 1 bis 2, dadurch gekennzeichnet, daß man in eine
Lösung der Halogenide der Elemente Bor, Aluminium, Yttrium, Lanthan,
Titan, Zirkonium, Wolfram und/oder Molybdän in einem organischen
Lösungsmittel Ammoniak einleitet, zu der Reaktionsmischung Silicium
halogenid zugibt und mit weiterem Ammoniak umsetzt, das Reaktions
produkt von dem Lösungsmittel abtrennt und bei Temperaturen von
800 bis 1000°C in amorphes Nitridpulver überführt.
4. Verwendung der amorphen Siliciumnitridpulver für die Herstellung von
Sinterkörpern.
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Legal Events
Date | Code | Title | Description |
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8130 | Withdrawal |