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Verfahren und Vorrichtung zum Abführen der Schwel- oder Destillationsgase
aus Verkokungsöfen mittels in diese unter Druck eingeleiteter Gase o. dgl. Das Bestreben
der Kokereiindustrie, den bei der Verkokung der Kohle in Koksöfen sich primär bildenden
Urteer durch ein geeignetes Destillationsverfahren vollständig und rein zu gewinnen
und dadurch bei möglichster Nutzbarmachung der bei der Destillation der Kohle oberhalb
6oo° C destillierenden technisch wichtigen Nebenerzeugnisse und Hüttenkoks der Industrie
eine größere Menge wertvoller Öle zu gewinnen, ist bisher nur zum Teile von Erfolg
gewesen.
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Die darauf abzielenden Verfahren gestatten nur, einen geringen Prozentsatz
des aus dem Ofeneinsatz gewinnbaren Urteers zu gewinnen, weil bei kleinen Störungen
im Verfahren schon eine Mischung von Urteer mit Kokereiteer entsteht. Ferner bildet
sich bei der frühzeitigen Verdichtung der Teernebel im Kokskuchen die sogenannte
Verkokungsnaht, die ein wirtschaftliches Entfernen der Schwelgase aus dem Kohlenkuchen
verhindert.
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Nach der Erfindung werden diese Schwierigkeiten dadurch behoben, daß
der Kohlenkuchen unter Druck gesetzt wird, wobei das Druckmittel (Wasserdampf, Gas
o. dgl.) als Spülmittel für die Schwelgase dient und dieselben bei Erzielung einer
kurzen Garungszeit, ohne Bildung einer Verkokungsnaht, gereinigt durch den Kohlenkuchen
zum Saugrohr drückt. Es ist an sich bekannt, behufs Verhütung von Versetzungen der
gasförmigen Destillationserzeugnisse diese mittels in die Ofenkammer unter Druck
eingeleiteter Gase beschleunigt abzuführen. Hierbei werden aber die Spülgase mit
den Destillationsgasen nur über den Kohlenkuchen hinweggeführt.
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In der Zeichnung ist der Erfindungsgegenstand beispielsweise und schematisch
dargestellt, und zwar zeigt Abb. i einen Teil einer Kokereianlage mit den eingeführten
Saugrohren, Abb. z das in den Kohlenkuchen eingeführte Saugrohr in vergrößertem
Maßstabe.
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Die Vorrichtung besteht in der Hauptsache aus einem Saugrohr i, welches
mit Lochungen 2 und an seinem freien Ende mit einer Spitze 3 aus Holz versehen ist.
. Diese Holzspitze 3 ist in bekannter Weise so ausgebaucht, daß sie einen größeren
Durchmesser hat als das Saugrohr selbst, so daß sich beim Einstechen in den Kohlenkuchen
ein. hohler Saugraum 15 um das Saugrohr bildet, wodurch ein Verlegen der Öffnungen
2 verhindert wird.
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Der obere Teil des Saugrohres ist mit einem Mantel q. umgeben, der
durch den Anschluß 5 an eine Gas-, Dampf- oder Heißwasserleitung angeschlossen werden
kann. Dieser Mantel q. ist mit einer Hülse 6 umgeben, welche einerseits
an
dem Mantel 4. und anderseits an dem Rohre i angeschweißt und entsprechend mit feuerfester
Masse, wie Asbest o. dgl., verkleidet ist. Diese Hülse 6 besitzt Austrittsöffnungen
ii für das Spülmittel, welches die abziehenden Schwelgase abkühlt und sich im heißen
Ofenraum erhitzt. Das Saugrohr i ist mittels Flanschen an das Ableitungsrohr 7 angeschlossen.
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Sobald diese Vorrichtung von oben in den Koksofen durch die Öffnung
8 eingeführt ist, wird die Hülse 6 vermittels der Dichtung 9 gegen außen druckdicht
abgedichtet. Durch den Anschluß 5 wird nun entweder benzolfreies Gas, Wasserdampf
oder auch heißes Wasser in den Mantel q. geleitet, wobei im letzteren Falle das
Wasser infolge der hohen Ofentemperatur verdampft.
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Das Gas oder der Dampf tritt durch die Öffnungen i= des Mantels 6
in den oberen Teil des Ofens ein, und die sich bei der Verkokung der Kohle bildenden
Schwelgase werden gezwungen, in das Innere des Kohlenkuchens zu strömen und in das
Innere des Kuchens gegen das Saugrohr hineingedrückt. Dabei muß der einströmende
Wasserdampf oder das benzolfreie Gas einen Druck von etwa 5o bis ioo mm Wassersäule
haben.
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Gleichzeitig kühlen die einströmenden Gase oder das Wasser den oberen
Teil des Saugrohres, so daß eine starke Erhitzung derselben sowie eine Zersetzung
der Schwelgase verhindert wird.
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Die in den Kuchen eingepreßten Schwelgase werden hierbei gezwungen,
in den unteren gelochten Teil des Saugrohres i einzuströmen, aus welchem sie in
die Urteervorlage abgesaugt werden.
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Die so gewonnenen Urteerdämpfe werden infolge des Durchdrückens durch
den Kohlenkuchen gereinigt, so daß ein vollkommen heller, pechfreier Urteer in die
Vorlage gelangt, der ohne weitere Reinigung verwendet werden kann. Ist die Temperatur
von q.5o bis 500° C bei den abziehenden Schwelgasen am oberen Teile des Saugrohres
erreicht und die Urteerperiode beendet, so kann das Rohr mit Hilfe der Kranvorrichtung
13 aus dem Koksofen gezogen werden, und die weiter sich bildenden Gase können durch
das auf dem Koksofen befindliche Steigrohr i2 in üblicher Weise abgeführt werden.
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Die Saugrohrvorrichtung kann auch nach dieser Periode in dem Ofen
verbleiben; die Abzugsrohre, die nunmehr nur noch Kokereigase führen, werden an
die Kokereiteervorlage 1q. angeschlossen.
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Auf diese Art kann der ganze Ofeneinsatz auf Urteer verkokt werden,
und wenn das Verfahren weitergeführt wird, können außer Hüttenkoks alle weiteren
Nebenerzeugnisse, die bei der Verkokung auf Hüttenkoks entstehen, gewonnen werden.
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Nach der Erfindung wird die Hitze der heißen Ofenwände durch die Spülgase
nach dem Innern des Kohlenkuchens übertragen, wodurch die Garungszeit des Ofens
herabgesetzt wild.
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Der Wärmeüberschuß der abziehenden Gase wird an das durch den Anschluß
5 eingeleitete Spülmittel, also z. B. an das im Mantel q. zu verdampfende Wasser,
abgegeben, wodurch größere Wärmemengen verwertet werden können. Dieses Verfahren
ist auch für die Gewinnung nur von Kokereiteer anwendbar, wobei in diesem Falle
die Kokereigase nicht durch das gewöhnliche Steigrohr 12, sondern durch die in der
Zeichnung dargestellten Saugrohre abgeleitet werden und hierdurch ebenfalls eine
kürzere Garungszeit erreicht wird.
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Diese Vorrichtung läßt sich nicht nur bei Öfen mit liegenden Kammern,
sondern auch bei Öfen mit stehenden Kammern verwenden. Die Saugrohre werden in jedem
Falle von oben eingeführt.